Aristoteles und Montesquieu im Vergleich

Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Staatsformlehre und Theorie der Gewaltenteilung?


Hausarbeit, 2009

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Aristoteles
2.1. Ein kurzer Blick in sein Leben
2.2. Seine größten Werke
2.3. Aristoteles und der politische Aristotelismus
2.4. Die Staatsformlehre bei Aristoteles
2.4.1. Die erste Staatsformlehre
2.4.2. Die zweite Staatsformlehre

3. Montesquieu
3.1. Sein Leben und seine Werke
3.2. Montesquieus Auffassung der Staatenlehre
3.3. Die Theorie der Gewaltenteilung
3.4. Gewaltenteilung oder Gewaltenverschränkung

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ein wichtiger Bestandteil der heutigen Politikwissenschaft ist der begrifflich-argumentative Diskurs über das Politische an sich. Hauptbegründer dieser Forschungsrichtung waren die Griechen bereits im dritten und vierten Jahrhundert vor Christus. Erst sie begannen, die empirische Forschung des Politischen kritisch zu hinterfragen und anschließend philosophisch zu erklären. Zu den bedeutendsten Philosophen dieser Zeit gehörte neben Platon und Sokrates insbesondere auch Aristoteles. Besonders dessen stete Betonung von heutigen Grundwerten wie Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit machten Aristoteles zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren des politischen Liberalismus’. Aufgrund des äußerst umfangreichen Lebenswerkes von Aristoteles ist es allerdings kaum möglich, eine sinnvolle Hausarbeit über dessen gesamtes Schaffen zu schreiben. Ich habe mich daher entschlossen, in der hier vorliegenden Arbeit insbesondere auf den Teil seiner Werke genauer einzugehen, der in möglichst großem Umfang auch auf die heutige Zeit übertragbar ist.

Einige der Thesen Aristoteles sind mit der heutige Zeit nur schwer vergleichbar, da sie doch allzu eng mit der Zeit des Altertums verbunden sind. So sind beispielsweise die von Aristoteles beschriebenen Staaten in ihrer Größe und Komplexität nur sehr bedingt mit den aktuell existierenden Staaten zu vergleichen. Andere von Aristoteles entwickelte Thesen, müssen aus heutiger Sicht sogar als äußerst kritisch, vielleicht sogar als moralisch verwerflich angesehen werden. Hierzu gehören vor allem seine bekannten Theorien über die natürliche Ungleichheit der Frau oder aber auch seine Rechtfertigung der Sklaverei als naturgegeben.

Viele der Untersuchungen Aristoteles’ haben allerdings bis heute einen großen Stellenwert und lassen sich durchaus auf die derzeitige Gesellschaft übertragen. Hierzu gehören beispielsweise seine Überlegungen zu der Frage, ob der Mensch an sich bereits ein politisches Lebewesen sei, oder auch seine Suche nach der idealen Verfassung, sowie die hierzu gehörende Analyse bereits bestehender Staatensysteme.

Ich habe mich daher entschlossen, mich in der vorliegenden Hausarbeit vor allem auf den Bereich der Staatsformlehre bei Aristoteles zu konzentrieren. Bevor ich allerdings näher hierauf eingehe, werde ich zunächst einen kurzen Überblick über dessen Leben und seine bedeutendsten Forschungsbereiche, sowie über die grundlegende Struktur seines Werkes „Politik“ liefern. Im zweiten Teil der Hausarbeit werde ich dann den Theorien Aristoteles’ die grundlegenden Gedanken der Aufklärung gegenüber stellen. Exemplarisch hierfür untersuche ich insbesondere die Theorie der Gewaltenteilung bei Montesquieu.

Im abschließenden Teil der Hausarbeit versuche ich dann, die entscheidenden Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden bekannten Theorieansätzen herauszuarbeiten.

2. Aristoteles

2.1. Ein kurzer Blick in sein Leben

Um die Aussagen und Gedanken Aristoteles’ sinnvoll interpretieren zu könne, ist es notwendig, sich erst einmal einen kurzen Überblick über dessen Leben und seine wichtigsten Werke zu verschaffen.

Aristoteles wurde im Jahr 384 v. Chr. im makedonischen Stageira geboren. Im Alter von 17 Jahren zog er nach Athen, um dort an der Akademie Platons’ zu studieren und anschließend selbst zu lehren. Hier verbrachte er zunächst etwa 20 Jahre bevor er nach Platons’ Tod im Jahr 347 v. Chr. Athen für 12 Jahre verließ. In dieser Zeit hielt er sich unter anderem längere Zeit im kleinasiatischen Assos auf, wo er auch Pythias, die Nichte des dortigen Herrschers Hermias heiratete. Nach dem Tod Hermias’ durch die Perser verließ er Assos 345 v. Chr. wieder und zog nach Pella, der Hauptstadt Makedoniens, wo er 343/342 v. Chr. Lehrer des späteren Thronfolgers Alexanders des Großen wurde. Als Alexander im Jahr 334 v. Chr. König Makedoniens wurde, kehrte Aristoteles erneut zurück nach Athen, um dort seine eigene Schule, das Lykeion zu gründen. Aufgrund einer, nach Alexanders Tod im Juni 323, zunehmenden anti- makedonischen Gesinnung, verließ er dann erneut Athen, um sich in das Haus seiner Mutter nach Chalkis auf Euboia zurückzuziehen. Bereits ein Jahr später verstarb Aristoteles im Alter von 62 Jahren (322 v. Chr.).

2.2. Seine größten Werke

Ein Großteil seiner in Dialogform geschriebenen, an die breite Öffentlichkeit gerichteten Schriften sind leider über die Jahrhunderte verloren gegangen. Dafür sind seine Unterrichtsnotizen als Kursunterlagen bis heute fast vollständig erhalten und wurden von späteren Herausgebern sorgfältig gesammelt und geordnet. Entscheidende Themenbereiche dieser Schriften waren Logik, Physik, Ethik, Hermeneutik sowie die in dieser Hausarbeit behandelten Politik und Staatslehre. Aristoteles unterteilt dabei die Wissenschaft in zwei verschiedene Gruppen, die theoretische und die praktische Wissenschaft. Die Theoretischen Wissenschaften untersuchen „das, was nicht anders sein kann“ und fragen nach der Wahrheit. Hierzu gehören die Bereiche Physik, Mathematik sowie die (erste) Philosophie. Die Praktischen Wissenschaften hingegen beschäftigen sich mit dem, „was anders sein kann“ und sollen eine Art Anleitung zum praktischen Handeln liefern. Hierzu gehören vor allem die Ethik und die Politik.

2.3. Aristoteles und der politische Aristotelismus

Im Folgenden soll nun zunächst der politische Aristotelismus, also der grundlegende Aufbau und Inhalt des Werkes Politik von Aristoteles kurz skizziert werden. Das acht selbständige Bücher umfassende Werk, gilt bis heute als eines der wichtigsten Schriftstücke zur politischen Philosophie und beschäftigt sich vor allem mit grundlegenden Fragestellungen zur Gesellschaftsstruktur und der Untersuchung unterschiedlicher real existierender, aber auch abstrakter und idealer Staatsverfassungen. Dabei stellt Aristoteles insbesondere folgende vier zentrale Thesen auf, die jahrhundertlang allgemein anerkannt und beachtet wurden[1]:

1. der Mensch ist ein politisches Lebewesen (zoon politicon), ein soziales Wesen, das die Gemeinschaft und Seinesgleichen sucht und nötig hat
2. die Polis ist die vollkommene Gemeinschaft
3. die Polis ist natürlich
4. die Polis ist von Natur aus früher als das Haus und die Individuen

Erst in der Neuzeit wurde zunehmend begonnen, diese Thesen kritisch zu hinterfragen. Hierbei tat sich vor allem Hobbes hervor, der unter anderem die Auffassung vertrat, der Mensch sei keineswegs nur ein soziales, sondern vielmehr ein Konfliktwesen.

Das erste Buch beginnt zunächst mit einigen einleitenden Überlegungen zum Wesen des Staates, bevor im weiteren Verlauf ausführlich auf die Grundzüge der Wirtschaft und der Politischen Anthropologie eingegangen wird. Ein zentrales Thema dieses ersten Teils ist dabei die dreigeteilte Entwicklung der Gesellschaft: 1. das Haus, 2. das Dorf und 3. der Staat, wobei das Haus von Aristoteles als kleinste Einheit und der Staat letztlich als vollkommenste Form der Gesellschaft wahrgenommen wird[2]. Grund für diese Dreistufigkeit ist die Kritik Aristoteles’ an seinem ehemaligen Lehrer Platon, der zwischen einem großen Haushalt und einem kleinen Staat keinen Unterschied gesehen hat. Folge dieser Sichtweise war, dass nach Ansicht Platons auch in der Art des Regierens zwischen den verschiedenen Herrschaftstypen keinerlei Unterschiede nötig seien. Aristoteles hingegen betont in diesem ersten Teil nicht nur die Quantität, sondern insbesondere auch die Qualität der unterschiedlichen Herrschaftsformen. Seiner Meinung nach unterscheiden sich ein Polisherrscher (politicos), ein König (basilicos), ein Hausvorstand (oikonomikos) und ein Herr - über einen Sklaven - (despotes) nicht nur in der Anzahl der von ihnen Beherrschten, sondern vor allem auch in der völlig unterschiedlichen Art ihrer Herrschaft[3].

Ein weiterer häufig diskutierter Kernbestandteil des ersten Buches ist die Rechtfertigung der Sklaverei. Aristoteles beschreibt in seinem Werk den Sklaven als Teil der Hausgemeinschaft. Er dient der Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse, und ist, sofern er einem natürlichen Zweck dient, unabdingbar für ein glückliches Leben und somit absolut legitim und moralisch vertretbar.

Des weiteren enthält das erste Buch noch einige Thesen und Gedanken über die Verwaltung und das Zusammenleben innerhalb der Familie. Zentrale Annahme in diesem Abschnitt ist es, dass alle Menschen, bzw. alle griechischen, erwachsenen Menschen, nur durch das Leben innerhalb der Polis den Zustand der Blüte und Glückseligkeit erreichen können. Grundlage auch für diese These ist erneut die Natur des Menschen als politisches Wesen, die bereits im vorangegangenen diskutiert wurde.

In Buch 2 geht es Aristoteles dann hauptsächlich um einen kritischen Diskurs über Platons politische Philosophien, die sich insbesondere auf die Grundlage des Staates beziehen (Politeia). Es werden kritisch vorhandene Staatsverfassungen der damaligen Zeit betrachtet und hieraus politische Theorien und Verfassungsentwürfe entwickelt. Auch die Theorie der Familie als unverzichtbare Grundlage der politischen Gemeinschaft wird hier fortgeführt. So lehnt Aristoteles erneut entscheidende Theorien Platons ab und stellt sich rigoros gegen dessen Vorschlag einer Frauen- und Kindergemeinschaft.

Die Bücher drei bis sechs beschäftigen sich dann intensiv mit einer genauen Analyse vorhandener Staats- und Verfassungsformen. Dabei unterscheidet Aristoteles zunächst in Buch drei in jeweils drei gute und schlechte Verfassungen, worauf allerdings in den folgenden Kapiteln noch genauer einzugehen sein wird. Strittig ist nach Aussage von Höffe allerdings die Frage, in wieweit es sich bei den Büchern vier und fünf um eine Differenzierung der zuvor aufgestellten Theorien aus Buch drei handelt, oder ob hier nicht vielmehr neue, zu den vorigen Theorien konkurrierende Thesen entwickelt werden[4].

[...]


[1] Höffe, O. (Hrsg.) (2001): Aristoteles: Politik, Seite 22

[2] Waschkuhn, A. (1998): Demokratietheorien, Seite 185

[3] Höffe, O. (Hrsg.) (2001): Aristoteles: Politik, Seite 22

[4] Höffe, O. (Hrsg.) (2001): Aristoteles: Politik, Seite 7

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Aristoteles und Montesquieu im Vergleich
Untertitel
Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Staatsformlehre und Theorie der Gewaltenteilung?
Hochschule
Universität Hamburg
Veranstaltung
Theoriekurs
Note
2,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
18
Katalognummer
V125901
ISBN (eBook)
9783640313914
ISBN (Buch)
9783640317639
Dateigröße
526 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aristoteles, Montesquieu, Vergleich, Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Staatsformlehre, Theorie, Gewaltenteilung
Arbeit zitieren
Norbert Lagrain (Autor:in), 2009, Aristoteles und Montesquieu im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/125901

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