Buddhismus in Kambodscha


Hausarbeit, 2008

13 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

Die Durchdringung der religiösen Systeme
Parami

Der Mahanikay Orden als Katalysator?

Therapie durch Geisterkult

Verlagerung des Sangha in die spirituelle Sphäre

Geisterkult als Bezugsrahmen für kulturelle Rekonstruktion

Zusammenfassung

Literatur

„Man steht in der Tat manchmal vor unvorhergesehenen Renaissancen und Gegenstö l. en alter Glaubensgehalte. Die neuen Religionen können diejenigen, die sie überlagert haben, nicht gänzlich ausschalten, und zweifellos strengen sie sich dazu auch nicht an. Sie bemerken wohl, da l. sie selbst nicht alle religiösen Bedürfnisse der Menschen erfüllen, und sie sind übrigens stolz darauf, da l. sie die noch lebendigen Teile der alten Kulte verwenden und sie mit ihrem Geist durchdringen.“ (Maurice Halbwachs)

Der Theravada-Buddhismus ist die in Festland-Südostasien dominante Religion und untrennbar von Politik, Kultur und nationaler Identität. Er beeinflusste wesentlich den Verlauf der Geschichte der dortigen Länder, wie auch ihre kulturellen Profile in Kunst, Literatur, Philosophie, Sprache und Ritus stark buddhistisch geprägte Bereiche waren und sind. Durch alle Schichten der Gesellschaft hindurch bestimmen buddhistische Prinzipien den Alltag und das Weltbild der Menschen. Daher muss ein Verständnis identitätsbildender Prozesse ohne ein Verständnis des regional gelebten buddhistischen Glaubens unvollständig bleiben.

Umso erstaunlicher ist es, dass die Informationen, die wir über die religiösen Praxen in Kambodscha haben, relativ überschaubar sind. Noch dünner gesät sind allerdings die Aussagen, die wir über die Beziehung zwischen buddhistischen und vermeintlich nicht-buddhistischen Traditionen treffen können, da die Literatur zum Buddhismus in Kambodscha meist die buddhistische Ordensgemeinschaft, den Sangha, fokussiert und die Beziehungen zu Animismus und Spiritismus vernachlässigt (Harris 2005, Marston/Guthrie 2004, Ebihara/Mortland/Ledgerwood 1994).

Betrachtet man jedoch den geschichtlichen Hintergrund, vor dem die gesellschaftlichen Phänomene dieses Landes zu interpretieren sind, erscheint eine Erweiterung des Wissens über religiöse Khmer Traditionen um eben diese Aspekte sinnvoll.

Im 20. Jahrhundert durchlebte das Khmer Volk viele gesellschaftliche und politische Umbrüche. Aus der alten Monarchie und französischen Kolonie in den „modernen“ Nationalstaat; durchbrochen mal durch rechts- (Lon Nol), mal durch linksnationalistische (Khmer Rouge) Totalitarismen, Kriege, Fremdherrschaft durch und politische Ausrichtung am sozialistischen Vietnam, gefolgt von der Emanzipation und Öffnung des Landes in den 90ern und der Einführung der Marktwirtschaft in einer Phase relativen Friedens – welche Bedeutung haben heute die Praxen des Spiritismus und Animismus in Kambodscha, bzw. sind es überhaupt Praxen ohne jeglichen Bezug zu Buddhismus und Sangha und von diesen zu trennen? Kompensieren sie die Auslöschung des Sangha durch die Khmer Rouge und seine anschließend nur langsame Wiederbelebung? Entsprechen sie einem Bedürfnis nach Beistand und Hilfe bei der Bewältigung der Traumata, die die Geschichte in den Kambodschanern erzeugt haben muss? Einigen dieser Fragen möchte ich im Folgenden versuchen nachzugehen.

Die Durchdringung der religiösen Systeme

Glücklicherweise finden sich immerhin ein paar Texte, die sich theoretisch und empirisch mit dieser Thematik auseinandersetzen, und die ich hier als Grundlage für meine Überlegungen nutzen kann.

Es ist festzuhalten, dass die reine buddhistische Lehre den Spiritismus eigentlich gar nicht vorsieht. Da es dort zum einen nichts gibt, was einer „Seele“ entspricht, das also nach dem Ableben einer Person als ihre Essenz in transzendenter Form weiter auf Erden wandeln könnte, und da andererseits der Zustand der Trance, und darüber hinaus der Besessenheit, einem Mönch verbotene Zustände sind, scheint es zunächst, dass es im Buddhismus wenig Platz für solche Traditionen gibt. Allein, die gelebte, oft in urbanen Räumen konzentrierte und sich wandelnde Auslegung von Orthodoxie, bei zugleich starker Verwobenheit des Sangha mit den Gegebenheiten des ruralen Lebens inklusive seines „Aberglaubens“, belässt es nicht dabei.

Tatsächlich ist es so dass der Sangha selbst in Kambodscha wohl außergewöhnlich stark in animistischen und spiritistischen Praxen involviert war und ist. So berichtet Ian Harris von traditionellen jährlichen Kanu-Rennen zwischen Klöstern zu Zeiten der Hochwasser am Mekong, bei denen die Kanus als Sitz bzw. Sieg und Niederlage als Wirken von Geistern (bray) oder Naturgottheiten (naga) betrachtet würden, denen zu Ehren die Mönche regelmäßig Zeremonien abhielten (vgl. Harris 2005, 65).

Das Oberhaupt von Wat Vihear Thom in der Kratie Provinz verreise in einem Lastwagen anstelle eines einfachen Autos, da 100 bray-Geister in überall hin begleiteten in ihrem Auftrag, den Orden zu beschützen (ders., 58). Einer anderen Kategorie von Geistern zu Ehren, den neak ta, würden, wenn diese von regionaler oder nationaler Bedeutung sind, regelmäßig Zeremonien abgehalten (loeng neak ta = „raising up the ancestors“, Harris 2005, 55):

„Such rituals may entail the recitation of protective verses (parittas) by Buddhist monks, but it is usual fort he Buddhist section of the ceremony to end after a few hours, particularly when alcohol, a substance much appreciated by many neak ta, is offered.” (Harris 2005, 55)

Didier Bertrand widmet sich diesem Thema in einem interessanten Aufsatz und bemerkt, dass in Kambodscha die Mönche mitunter selbst diese von Harris beschriebene Einschränkung der Praxis auf das, was mit buddhistischen Grundsätzen noch vereinbar ist, nicht immer vornehmen. Er berichtet von Mönchen, die während der Meditation Anzeichen von Trance zeigen oder sogar von einem Geist als Medium ausgewählt worden seien, jedoch weiterhin ihre Lebensweise als Mönch fortführten. Er spricht auch von Medien, deren spirituelle Kraft durch Segnungen von Mönchen noch erhöht würde.

Davon abgesehen, betrachtet er das Phänomen von der anderen Seite - von der der Laien, die sowohl als Medien, wie auch als recht orthodoxe, dem Sangha nahestehende Buddhisten, also Laien agieren. Er betont auch nach Tambiah (1976, 77), dass die strenge Unterscheidung und Trennung zweier verschiedener religiöser Systeme hier nicht greife, da die Akteure, Mönche wie Laien, ihre Praxis als ein einziges System aus Glauben und Ritus verstünden und eine Aufspaltung in Dogmatik und Mystik daher wenig gewinnbringend sei (Bertrand 2004, 150).

Parami

Der wichtigste Bereich einer Vermengung der buddhistischen Dogmatik mit der Form und den Praxen spiritistischen Glaubens findet sich für Bertrand in Gestalt der parami -Geister und den menschlichen Medien (snan), durch die sie in Erscheinung treten. Einen parami könnte man ganz allgemein als einen durch die buddhistische Lehre (dhamma) in seinem Charakter und seinen Idealen vervollkommneten und „guten“ Geist (bray) definieren.

Parami (Skt/Pali, ‚perfection’ or ‚completeness’) is a Buddhist technical term, referring to the ten perfections of the Buddha to reach nibbana. In a popular reappropriation of the word in Cambodia, parami are believed to constitute a benevolent form of power. Some mediums are attacked (but also chosen and possessed) by spirits calles parami who are supposed to have these virtues.” (Bertrand 2004, 151)

[...]

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Buddhismus in Kambodscha
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für Asien- und Afrikawissenschaften)
Veranstaltung
Buddhismus in Festlandsüdostasien
Note
1,0
Jahr
2008
Seiten
13
Katalognummer
V124907
ISBN (eBook)
9783640307753
ISBN (Buch)
9783640305995
Dateigröße
466 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kambodscha, Festlandsüdostasien, Religion, Sangha, Animismus, Mahanikay, Thommayut, Südostasien
Arbeit zitieren
Anonym, 2008, Buddhismus in Kambodscha, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124907

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