Kapitalflussrechnungen

Aufbau und Aussagewert von Kapitalflussrechnungen


Hausarbeit, 1997

20 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Problemstellung und Eingrenzung des Themas

2. Begriffliche Grundlagen

3. Aufbau und Anforderungen an die Kapitalflußrechnung
3.1 Grundlagen für den Aufbau - Entwicklung der Finanzbe-wegungsrechnung und vier Gestaltungsmöglichkeiten
3.2 Anforderungen an die Kapitalflußrechnung hinsichtlich der Methoden zur Ermittlung der Daten.

4. Auswirkung der Problematik der Fondsabgrenzung und das Fehlen einheitlicher Darstellungsmöglichkeiten auf den Aussagewert von Kapitalflußrechnungen

5. Zusammenfassung

Anhang

Literaturverzeichnis

1 Problemstellung und Abgrenzung des Themas

Bereits seit Jahren wird in der Literatur gefordert, den Jahresabschluß durch ein drittes Instrument neben der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) zu ergänzen.

Ausgangspunkt dieser Forderung ist die Kritik an der herkömmlichen Gewinnermittlung, deren Ergebnisse durch die Ermessensspielräume bei Bilanzansatz und -bewertung in zu starken Maße beeinflußt werden können. Zudem reichen die Informationen, die aus der Bilanz und der GuV gewonnen werden, nicht mehr aus. Beide Instrumente geben keine Auskunft darüber, wie das Unternehmen finanzielle Mittel erwirtschaftet hat und welche Investitions- und Finanzierungsmaßnahmen vorgenommen wurden.

Um dieser Forderung zu begegnen, schlägt die Literatur als zusätzliches Instrument zum Jahresabschluß die Kapitalflußrechnung vor, die auf effektive Ein- und Auszahlung basieren, den Einwand der mangelnden Nachprüfbarkeit vermeiden und ergänzende Angaben über die finanzielle Entwicklung eines Unternehmens enthalten soll.

Im Rahmen dieser Hausarbeit wird untersucht, ob die Kapitalflußrechnung tatsächlich ein sinnvolles und ergänzendes Instrument zum Jahresabschluß darstellt. Zunächst erfolgt eine Definition des Begriffes. Im Anschluß daran werden die Grundsätze für den Aufbau dargestellt. Hier wird die Entwicklung der Finanzbewegungsrechnung - von der Bilanz bis zur Kapitalflußrechnung - und vier der verschiedenen Formen der Gestaltungsmöglichkeiten von Kapitalflußrechnungen (Fondsrechnungen) kurz vorgestellt. Als weiteres erfolgt eine Darstellung der konzeptionellen Anforderungen von Kapitalflußrechnungen

hinsichtlich der Methode der Ermittlung von Daten.

Wie sich die Problematik der Fondsabgrenzung und das Fehlen von einheitlichen Darstellungsmöglichkeiten auf den grundsätzlichen Aussagewert von Kapitalflußrechnungen als ergänzendes Mittel zum Jahresabschluß hinsichtlich der Auffassungen in der Literatur auswirken, wird als nächstes diskutiert.

Im Schlußteil wird eine Zusammenfassung über den Grundgedanken des Themas gegeben.

2 Begriffliche Grundlagen

Die Kapitalflußrechnung stellt eine liquiditätsbezogene Zeitraumrechnung dar, die den Jahresabschluß ergänzt, bei der im Gegensatz zur zeitpunktbezogenen Bilanz nicht Bestände an Vermögen und Kapital, sondern Bestandsveränderungen bzw. die zugrunde liegenden Bewegungen (Umsätze) ausgewiesen werden. Während die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV), bei der es sich ebenfalls um eine Zeitraumrechnung handelt, nur erfolgswirksame Vorgänge erfaßt, beinhaltet die Kapitalflußrechnung auch die erfolgsun-wirksamen Bewegungen, die die Auswahl der Vorgänge nach anderen Gesichtspunkten erfolgt.

Die Kapitalflußrechnung bildet somit einen Teilbereich des liquiditätsorientierten

Rechnungswesens und soll einen Einblick in die Finanzlage des Unternehmens gewähren, indem die Investitions- und Finanzierungsvorgänge und ihr Einfluß auf die Liquidität gezeigt werden.[1]

Die Kapitalflußrechnung stellt in übersichtlicher und informativer Form die Ursachen für die Herkunft und für die Verwendung der im Fonds eingeschlossenen Mittel für eine bestimmte Zeitperiode dar (Zahlungsströme).[2]

Die Literatur ist sich bei der Definition des Begriffes Kapitalflußrechnung nicht ganz einig. Obwohl sich der Begriff Kapitalflußrechnung überwiegend durchgesetzt hat, trifft man in der heutigen Literatur immer noch auf die verschiedensten Begriffe, wie z. B. Liquiditätsausweis, Geldflußrechnung, Finanzrechnung, Finanzierungsrechnung, Finanz-flußrechnung usw. Ein Beispiel: Bewegungsbilanzen, die mit den aus zwei aufeinanderfolgenden Stichtagsbilanzen abgeleiteten Saldenveränderung arbeiten, sind keine Kapitalflußrechnungen.[3] Dem wird

hinzugefügt, daß ausschließlich die finanzmittelfondsorientierte Bewegungsrechnungen unter diesem Begriff subsumiert wird. Veränderungs- und Bewegungsbilanzen werden nicht unter dem Begriff Kapitalflußrechnung erfaßt.[4]

Anders dagegen bei den Autoren als Beispiel Heinen[5], Coenenberg[6] und Perridon/ Steiner[7]. Dort werden alle Bewegungsrechnungen unter dem Begriff Kapitalfluß-rechnung zusammengefaßt. Hier wird davon ausgegangen, daß Kapitalflußrechnungen wie auch Bewegungsbilanzen sämtliche Aktiva und Passiva sowie deren Veränderung erfaßt, sie kann aber auch nur bestimmte Bilanzposten enthalten, die zu einem sog. Fonds zusammengefaßt werden.[8] Bitz/Schneeloch/Wittstock gehen sogar soweit, daß Modifizierungen verschiedener Art die übliche Form der Kapitalflußrechnung sprengt und diese daher kurzerhand in Finanzierungsrechnung "umgetauft" wird.[9]

Der Aufbau von Kapitalflußrechnungen kann unterschiedlich sein. Sie können als dokumentierende und kontrollierende Vergangenheitsrechnung und insbesondere für die Zwecke der finanziellen Unternehmensführung als Planungsrechnungen erstellt werden.

Die Erstellung von Kapitalflußrechnungen kann sowohl extern als auch unternehmens-intern erfolgen uns sich an Adressaten außerhalb und innerhalb der Unternehmung richten. Die Form der Kapitalflußrechnung richtet sich nach den Informationszielen, den verfügbaren Daten und den Informationsempfänger.

3 Aufbau und Anforderungen an Kapitalflußrechnungen

3.1 Grundlagen für den Aufbau-Entwicklung der Finanzrechnung und vier Gestaltungsmöglichkeiten

Ausgangspunkt für eine systematische Darstellung der von Theorie und Praxis entwickelten Formen von Kapitalflußrechnungen bildet die sogenannte Beständedifferenzenbilanz.[10]

Diese, deren Zahlen sich durch Gegenüberstellung zweier Bilanzen und durch Sub-traktion der sich entsprechenden Bilanzpositionen errechnen, zeigt die Bestandsmehrung (positives Vorzeichen) und die Bestandsminderung (negativen Vorzeichen) der jeweiligen Bilanzpositionen.[11]

Eine weitere Stufe, die Veränderungsbilanz[12], wird erreicht, indem die negativen Werte durch Übertrag auf die jeweils andere Seite der Bilanzgleichung zum Ausgleich gebracht werden. Damit wird folgende Gleichung erreicht:

Aktivzunahme (A+) + Passivabnahme (P-) = Passivzunahme (P+) + Aktivabnahme (A-)

Der Schritt zur Kapitalflußrechnung erfolgt erst, sobald die Bestandsdifferenzen als Mittelbewegung interpretiert, d.h. die finanzwirtschaftlichen Vorgänge angezeigt werden. Bei der damit vorliegenden Bewegungsbilanz werden A+ und P- als Mittelverwendung, P+ und A- als Mittelherkunft angesehen (Abb 1).[13]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1. Grundform der Bewegungsbilanz

Die Bewegungsbilanz als eine Form der Kapitalflußrechnung erfaßt sämtliche Aktiva und Passiva sowie deren Veränderungen, es können aber auch nur bestimmte Bilanzpo-sitionen beinhalten, die zu einem sogenannten Fonds zusammengefaßt werden, als eine sogenannte erweiterte Form der Kapitalflußrechnung. Sie stellt den Umfang der Veränderung einer zu definierenden "Mittelgesamtheit" (= Fonds) sowie die Ursachen für diese Veränderung dar.[14]

Auf die Aussagefähigkeit der bisher genannten Bilanzen wird verzichtet, da hier nur auf die Kapitalflußrechnung eingegangen werden soll.

Von der Bewegungsbilanz unterscheidet sich die Kapitalflußrechnung vor allem durch die Darstellung des als Finanzmittelfonds bezeichneter Finanzmittelbestand und seiner Ver-änderung, die nach Mittelverwendung und Mittelherkunft aufgeschlüsselt wird.[15]

Hierbei sollen die aus der Geschäftstätigkeit erwirtschafteten Finanzierungsmittel, die sonstigen Finanzierungsmittel sowie die Mittelverwendungsvorgänge offengelegt werden.

Anders ausgedrückt, die Kapitalflußrechnung soll die Veränderungen eines abgegrenzten Bestandes - eines sogenannten Fonds - aus den Zu- und Abnahmen der übrigen Bestände - der sogenannten Gegenbestände - an Mitteln erklären. Ein Fonds ist ein aus einer größeren Einheit ausgegliederter, rechentechnisch verselbständigter Bestand. Diese Einheit wird dann in ihrer Gesamtheit durch Zu- und Abflüsse verändert.

[...]


[1] Perridon, Louis und Steiner, Manfred, Finanzwirtschaft der Unternehmung, Verlag Franz

Vahlen, München 1995; 8. Auflage, S. 544 f.

[2] Busse von Colbe, Walter: Lexikon des Rechnungswesens, Oldenbourg Verlag GmbH, München 1991, 2. Auflage, S. 306

[3] Serfling, Klaus: Die Kapitalflußrechnung, Verlag Neue Wirtschaftsbriefe, Herne/Berlin 1984, S. 61

[4] Schoppen, Willi: Darstellung der Finanzlage mit Hilfe der Kapitalflußrechnung, IdW Verlag GmbH Düsseldorf, S. 61

[5] Heinen, Edmund: Handelsbilanzen, Gabler Verlag GmbH, Wiesbaden 1986, 12. Auflage, S. 100

[6] Coenenberg, Adolf: Jahresabschluß und Jahresabschlußanalyse, Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech, 15. Auflage 1994

[7] Perridon, Louis und Steiner, Manfred, a.a.O.

[8] Coenenberg, Adolf, a.a.O., S. 535

[9] Bitz, Michael/Dieter Schneeloch/Wilfried Wittstock: Der Jahresabschluß, Franz Vahlen GmbH, München 1995, 2. Auflage, S. 374

[10] Wöhe, Günter: Bilanzierung und Bilanzpolitik, Verlag Franz Vahlen, München 1992, S. 886

[11] Coenenberg, Adolf: Jahresabschluß und Jahresabschlußanalyse, Verlag Moderne Industrie,

Landsberg/Lech, 15. Auflage 1994, S. 535

[12] Perridon, Louis und Steiner, Manfred, a.a.O., S. 548

[13] Perridon, Louis und Steiner, Manfred, a.a.O. , S. 549

[14] Busse von Colbe, W., a.a.O., S. 306 f.

[15] Riebell, Claus und Grün, Dietrich Jürgen,: Cash-Flow und Bewegungsbilanz, Deutscher Spar-

kassenverlag Stuttgart 1982, S. 56

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Kapitalflussrechnungen
Untertitel
Aufbau und Aussagewert von Kapitalflussrechnungen
Hochschule
Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik (ehem. Hochschule für Wirtschaft und Politik)
Note
2
Autor
Jahr
1997
Seiten
20
Katalognummer
V124618
ISBN (eBook)
9783640298020
ISBN (Buch)
9783640303281
Dateigröße
480 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kapitalflussrechnungen
Arbeit zitieren
Uwe Suntrup (Autor:in), 1997, Kapitalflussrechnungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124618

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