Zum Ausgangstext: Familie zwischen Flexibilität und Verlässlichkeit

Perspektiven für eine lebenslaufbezogene Familienpolitik (7. Familienbericht)


Hausarbeit, 2008

12 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Benennung und Beschreibung der verschiedenen Typen von Arbeit

3. Kennzeichnung der Grundprobleme, welche sich aus dem Verhältnis der verschiedenen Typen von Arbeit ergeben

4. Kennzeichnung möglicher Maßnahmen nachhaltiger Familienpolitik, mit der die modernen familialen Lebensformen unterstützt werden können

Fazit

1. Einführung

Der Deutsche Bundestag hat die Bundesregierung mit der Vorlage von Familienberichten beauftragt. Die Bundesregierung wird darin unter Anderem aufgefordert eine Kommission mit jeweils bis zu 7 Sachverständigen einzusetzen und dem Bundestag in jeder zweiten Wahlperiode einen Bericht über die Lage der Familien in der Bundesrepublik Deutschland vorzulegen. Jeder dritte Bericht soll die Situation der Familien möglichst umfassend darstellen, es soll verdeutlicht werden, inwieweit bereits getroffene Maßnahmen Wirkung zeigen und welche weiteren Maßnahmen angestrebt und verwirklicht werden sollten/müssen.

Mit dem siebten Familienbericht hat die Kommission eine intenational vergleichende Analyse der grundlegenden und längerfristigen Entwicklung vorgelegt, in welchem es um die Veränderungen in der Demografie, der Arbeitswelt und Wirtschaft sowie der Geschlechterrollen geht. Es werden einzelne europäische Länder auf die jeweiligen oben genannten Veränderungen hin untersucht und es werden Vergleiche zu Deutschland gezogen. Auf diese Weise können nicht nur die Besonderheiten der Entwicklung Deutschlands herausgearbeitet, sondern auch interessante Konzepte aufgegriffen werden.

Der Bericht ist ein Plädoyer für nachhaltige Familienpolitik. Die ernannte Kommission spricht sich darin für einen Perspektivenwechsel und Politikwechsel in Bezug auf Familienpolitik aus. Vorgenommen wurde ein Perspektivenwechsel zu einer nachhaltigen Familienpolitik, deren neue Zielsetzung auch mit demografischen und ökonomischen Argumenten begründet ist. Ziel der Politik der Bundesregierung ist es, den Zusammenhalt der Generationen und damit der gesamten Gesellschaft zu fördern und zu stärken. Es werden neue Netze geschaffen, um die Vorteile früherer Großfamilie auf moderne Sozialstrukturen zu übertragen.

Im Folgenden werden die Typen der Arbeit, sowie die Grundprobleme, die sich aus ihnen ergeben, benannt und beschrieben. Darüber hinaus werden Maßnahmen nachhaltiger Familienpolitik, welche moderne familiale Lebensformen unterstützen sollen, gekennzeichnet.

2. Benennung und Beschreibung der verschiedenen Typen von Arbeit

Im siebten Familienbericht wird die Entwicklung/der Wandel der Familie von der unmittelbaren Nachkriegszeit bis heute betrachtet. Jedoch stellt diese Ordnungsvorstellung der Familie in der Nachkriegszeit historisch gesehen eine Ausnahmezeit von relativ kurzer Dauer dar, denn das bürgerliche Familienmodell, in welcher der Mann für die finanzielle Existenzsicherung zuständig ist, hat bereits mit dem OPEC-Schock 1973 einen ersten Wendepunkt erlebt. Heute sind wir bezüglich der Parameter von etwa Heirats- und Scheidungshäufigkeit, dem Durchschnittsalter der Frau bei der Geburt des ersten Kindes, der Zahl allein Erziehender den 20er Jahren ähnlicher als den 60er Jahren. Wobei hier weitere Unterscheidungen getroffen werden müssen bezüglich Ost- und Westdeutschland. Im Ostdeutschen Modell stand die Frau im Arbeitsleben gleichberechtigt gegenüber dem Mann. Auch wenn sie für die Familenbelange zuständige Person galt, wurde sie hinsichtlich der Familienarbeit extern ausreichend unterstützt (Ganztagskrippen, Ganztagsschulen, betriebliche Freizeitorganisation, verlängerte Ladenöffnungszeiten, usw.) Dies ermöglichte eine Vollzeitbeschäftigung der Frauen. Das westdeutsche Modell dagegen ist einen anderen Weg gegangen. Hier galt das Modell der Versorgerehe mit sicherer ökonomischer Perspektive für den Ehemann und gebotener Freistellungschance der Frau für Familienbelange. Im Westmodell konzentrierte man sich auf die Idee der separierten Lebensbereiche Familie und Erwerbsarbeit sowie der Tragfähigkeit entsprechender Arbeitsteilung. Beide Modelle enthalten zudem entsprechende Leitideen des Umgangs mit dem Nachwuchs, die konträrer kaum sein konnten. Mitte der 60er Jahre kam es zu einer Labilisierung der Haupternährerrolle durch zunehmende konjunkturell bedingte Arbeitslosigkeitsrisiken und durch strukturelle Verschiebungen in der Aufnahmekapazität des Arbeitsmarkts zwischen männlich und weiblich stereotypisierten Berufen. Beide Entwicklungsverschiebungen betreffen sowohl das Paarverständnis als auch das Verhältnis zu Familienarbeit, zu Kindern und zu älteren Generationen.

Es gibt eine Unterteilung der Arbeit in Familienarbeit und Berufs-/Erwerbsarbeit. Aus der bürgerlichen Moderne heraus ist das Konstrukt getrennter Lebensbereiche entstanden, welches zugleich die Idee transportiert, dass für jeden Bereich eine ganze Person hinsichtlich ihres Zeitaufwandes, ihrer Orientierung und ihrer Selbstdefinition notwendig ist und dass es die Geschlechtszugehörigkeit sei, die diese Zuständigkeiten festlege.

Heute bezeichnet Familienarbeit ein gesellschaftlich konstitutiven Arbeitsbereich von beträchtlicher Größenordnung (in den privaten Haushalten der BRD wurde im Jahr 2001 ein Gesamtvolumen an 96 Mrd. Stunden unbezahlter Arbeit geleistet, im Vergleich zu 56 Mrd. Stunden Erwerbsarbeit). Dies zeigt, dass es sich bei familialer Arbeit nicht etwa um ein frühkapitalistisches Relikt oder eine vernachlässigbare Restgröße handelt. Es ist vielmehr ein Bestandteil gesellschaftlich notwendiger Arbeit. Dieser Tatbestand geriet jedoch durch die Verkürzung von wirtschaftlichem Handeln auf lediglich marktförmig organisierte Formen von Erwerbsarbeit nach und nach in Vergessenheit. Wie und von wem die anfallende Haus- und Sorgearbeit erledigt wird, bestimmt sich heute vorrangig durch das verfügbare Haushaltsbudget. Denn je mehr finanzielle Möglichkeiten vorhanden sind Hausarbeit auszulagern, desto geringer wird die Zeit, welche dafür eingesetzt werden muss. In den 60er Jahren kam es durch die einsetzende Rationalisierung der Hausarbeit (Reinigungs-, Möbel- und Textilindustrie, Kantinen, Restaurants) und durch Umstrukturierung der Nahrungszubereitung (Konservierungs-/Fertigungsgerärte zur Nutzung industriell vorgefertigter Produkte) zu deutlich mehr Handlungsspielräumen. Das Profil der Haus- und Sorgearbeit ist nicht ohne die Pluralisierung von Lebensformen und nicht ohne die extene Verzahnung der Familie mit außerfamilialen Realitäten zu sehen. Dies steht wiederum im Zusammenhang mit dem Wandel des gesellschaftlichen und innerfamilialen Lebensstandards, der Ernährungs- und Betreuungsgewohnheiten und schließlich der Technisierung der Hausarbeit. Der männliche Anteil der Familienarbeit (Hausbau, An- und Umbau, Streichen, Dachdecken, Reperaturarbeiten aller Art) wurde mit steigendem Wohlstand ausgelagert bzw. durch Facharbeiter (Maler, Mauerer, Klempner usw.) ersetzt. Auch der weibliche Anteil der Familienarbeit reduzierte sich mit steigendem Wohlstand. Dies betrifft jedoch nur den Teil, der als materielle Hausarbeit beschrieben wird (Waschmaschinen, Mikrowellen, Spülmaschinen). Familienarbeit umfasst demnach die Gesamtheit der Arbeitsleistungen, die in Familie und Haushalt erbracht werden, um die physische und psychische Reproduktion aller Mitglieder eines Haushalts zu gewährleisten. Es handelt sich um privat geleistete Arbeit, die in der heutigen Form einseitiger nur noch in der Nachkriegspase dem weiblichen Geschlecht zugewiesen wurden, denn Frauen übernehmen heute alltäglich anfallende Versorgungs-, Betreuungs-, Pflege- und Erziehungsleistungen überwiegend hauptverantwortlich. Die Familienarbeit wird in der hauswirtschafltich Fachliteratur nach folgenden Kriterien unterschieden:

- Hauswirtschaftlich Aufgaben (vorrangig produzierende Leistungen und Dienstleistungen)
- Haushälterische Aufgaben (Information, Entscheidung, Planung, Organisation)
- Beziehungs- und erziehungsorientierte Aufgaben (Pflege, Erziehung, Familienkultur usw)
- Gestalterische Aufgaben (Lebenstil, Wohnkultur etc.)

[...]

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Zum Ausgangstext: Familie zwischen Flexibilität und Verlässlichkeit
Untertitel
Perspektiven für eine lebenslaufbezogene Familienpolitik (7. Familienbericht)
Hochschule
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  (Philosophische Fakultät III, Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Familiensoziologie
Note
gut
Autor
Jahr
2008
Seiten
12
Katalognummer
V124305
ISBN (eBook)
9783640296644
Dateigröße
370 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ausgangstext, Familie, Flexibilität, Verlässlichkeit, Familiensoziologie
Arbeit zitieren
Sandra Loley (Autor:in), 2008, Zum Ausgangstext: Familie zwischen Flexibilität und Verlässlichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/124305

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