Was ist ein gutes Tafelbild?


Hausarbeit, 2009

16 Seiten, Note: 30/30 Punkten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Die Rolle/Verwendungsweisen der Tafel
2.1 Der informierende Unterrichtseinstieg
2.2 Die Tafel als Kladde
2.3 Die Tafel als Einladung zum lustvollen Zeichnen
2.4 Das „große“ dramaturgische Tafelbild

3. Die formalen Voraussetzungen
3.1 Der geistige Aufwand
3.2 Die räumlichen Umstände
3.3 Die Lesbarkeit

4. Die Gestaltungskriterien

5. Die sozialen Kriterien
5.1 Die Erläuterung zentraler Begriffe
5.2 Das Gespräch über das Tafelbild
5.3 Die Betonung des Prozesscharakters

6. Fazit

Quellenverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Man stelle sich vor einer Person aus einem fremden Kulturkreis die Institution Schule erklären zu müssen. Der Betreffende hätte noch nie davon gehört und brächte keinerlei Vorwissen mit. Wie würde man wohl beginnen? Und: Gibt es eine einheitliche Definition, die es ermöglichen würde demjenigen die Komplexität dieses Begriffes deutlich zu machen? Wahrscheinlich nicht. Schule, wie wir sie kennen ist voll von komplizierten Methoden und Vorgängen und erschwert eine prägnante Kurzbeschreibung somit ungemein. Aber es wäre möglich, das Unterrichtsgeschehen in seiner geläufigsten und meist verwendeten Form, nämlich der des Frontalunterrichts zu beschreiben.

Beginnend mit den dafür nötigen Akteuren und Materialien beginnt man also aufzuzählen: Schüler, Lehrer, Tafel, etc. Im Folgenden wären dann die einzelnen Rollen dieser Konstituenten zu beschreiben und ihre Beziehungen untereinander darzustellen: Die Schüler sollen etwas Neues (kennen-)lernen, nämlich im Idealfall das, was der Lehrer ihnen erklärt. Im wissenschaftlichen Sinne wäre mit diesem Satz eigentlich der Grundsatz allen didaktischen Handelns an Hand der drei Eckpunkte des didaktischen Dreiecks dargestellt. Welche Rolle aber kommt jetzt der Tafel zu? Und welchen Beitrag kann sie zu einer erfolgreichen Gestaltung des Unterrichts leisten?

Diese Fragen möchte ich mit Hilfe dieser Arbeit versuchen zu beantworten. Dabei soll der Schwerpunkt auf der Frage nach der Qualität eines Tafelbildes liegen.

Da sich die Fachliteratur bei der Behandlung dieses Themas besonders auf die Gestaltung des, unter Punkt 2.4 dieser Arbeit erläuterten „großen“ dramaturgischen Tafelbildes konzentriert, möchte auch ich dieser Vorgehensweise folgen.

Mit Hilfe einer Gegenüberstellung eines Negativund eines Positiv-Beispiels – welche ich dieser Arbeit in Form von Fotografien zweier selbst erstellter Tafelbilder angehängt habe – möchte ich bereits in der Fachliteratur bestehende Regeln für die Erstellung eines qualitativ wertvollen Tafelbildes untersuchen und belegen, sowie – sofern nötig – eigene solche Regeln aufstellen.

Vorher ist es allerdings notwendig, die Rolle der Wandtafel im schulischen Unterricht sowie deren Einsatzmöglichkeiten und Grenzen zu betrachten.

Meine finalen Erkenntnisse eines jeden Sinnabschnittes dieser Abhandlung habe ich in Thesenform hervorgehoben.

Da ich bei meiner Literaturrecherche auf zwei wissenschaftliche Werke gestoßen bin, die zur Lösung meiner Problemstellung besonders hilfreich waren, möchte ich selbige gleich zu Anfang nennen um dem Leser meiner Ausführungen deren literarische Grundlagen ein wenig greifbarer zu machen: Zum einen habe ich Georg E. BECKERs „Durchführung von Unterricht. Handlungsorientiert Didaktik Teil II“ recht intensiv konsultiert. BECKER konzentriert sich jedoch ausschließlich auf den Aspekt des Tafelbildes als Zeichnung. Zum Anderen hielt ich Hilbert MEYERs „UnterrichtsMethoden II: Praxisband“ für das hilfreichste verfügbare Werk zu diesem Thema.

2. Die Rolle/Verwendungsweisen der Tafel

VON HENTIG würde die Arbeit mit der Wandtafel – könnte er aus allen möglichen einsetzbaren Unterrichtsmedien wählen – all diesen vorziehen (S. 22), MEYER hält sie für das „Rückgrat des Frontalunterrichts“ (S. 217). Weiterhin erspare sie dem Lehrer unnütze Arbeit und erleichtere schwächeren Schülern die tägliche Schulqual (vgl. ebd.).

Wie aber ist es einem schlichten, dunkelgrün bis schwarzen Holzoder Magnetbrett möglich derart unterstützend in die Arbeit des Lehrers einzugreifen?

Zum Einen fordert das Geschehen an der Tafel den Schüler automatisch zum Blick nach vorn und damit zur aktiven Teilnahme am Unterrichtsgeschehen auf. Zum Anderen verkörpert die Darstellungsweise des Lehrers eine Richtlinie für eine mögliche Strukturierung von Wissen in Heft und Kopf des Schülers. Soll heißen: Der Schüler orientiert seine eigenen Darstellungen – dank der Vorbildfunktion des Lehrers – automatisch an denen seiner Lehrkraft. Weiterhin kann die Tafel auch zur Disziplinierung im Sinne der Korrektur der Lernweise dienen, etwa indem die Lösung einer Aufgabe an der Tafel durch den Schüler Rückschlüsse auf dessen Bildungsniveau zulässt (vgl. MEYER, S.218).

Die Rolle der Tafel im Unterricht sei hiermit in ihren Grundzügen erklärt. Um nun auch die Frage nach den möglichen Verwendungsweisen zu beantworten, möchte ich die vier von MEYER vorgeschlagenen sinngemäß zitieren:

2.1 Der informierende Unterrichtseinstieg (vgl. MEYER, S.136 und 217)

Dies bedeutet, dass der Lehrer – möglichst vor Beginn der Unterrichtsstunde – den von ihm vorgesehenen Verlauf der Unterrichtseinheit an der Tafel festhält. (Dazu ist er im Übrigen sogar verpflichtet!) Den Schülern ist es so möglich im Laufe des Unterrichtsgeschehens den Überblick über das Erarbeitete und Bevorstehende zu behalten.

2.2 Die Tafel als Kladde

Eine Kladde wird allgemein als ein Skizzenoder Manuskript-Buch verstanden. Der Lehrer nutzt die Tafel also um „wichtige Stichworte festzuhalten, ein Wort mit schwieriger Rechtschreibung zu notieren“ (MEYER, S. 217), etc.

2.3 Die Tafel als Einladung zum lustvollen Zeichnen (vgl. ebd.)

Unter „lustvollem Zeichnen“ versteht MEYER das Einbinden von gezeichneten Elementen in den Erklärungsprozess sowie die Schüler an der Tafel selbst kreativ tätig werden zu lassen.

2.4 Das „große“ dramaturgische Tafelbild

Diese Art des Tafelbildes ist wohl die für meine Untersuchungen wichtigste, da hier die Tafel laut MEYER „zum Angelpunkt einer ganzen Unterrichtsstunde“ (S. 218) wird. Wahrscheinlich ist diese Art der Einbeziehung der Tafel in das Unterrichtsgeschehen auch die bekannteste, da hier die Tafel die Aufgabe erhält Sinnund Sachzusammenhänge übersichtlich darzustellen und „im wesentlichen die Funktion der Ergebnissicherung“ (ebd.) trägt.

3. Die formalen Voraussetzungen

Nun, da die möglichen Verwendungsweisen bekannt sind, ist es Zeit darüber nachzudenken welche formalen Kriterien jede der aufgeführten Funktionsmöglichkeiten erfordert. Hier begegnet uns auch die erste Teilantwort auf die Frage nach einem guten Tafelbild:

These 1:

Es existiert keine allgemeingültige Liste von notwendigen Faktoren für ein gutes Tafelbild. Die Art der Verwendung der Tafel bestimmt die notwendige Vorgehensweise.

3.1 Der geistige Aufwand

Um diese These genauer zu erläutern, möchte ich die vier Funktionsweisen der Tafel nach MEYER in zwei Gruppen einteilen:

Einerseits existiert die Gruppe der Funktionsweisen mit niedrigem formalem Anspruch. Hierzu zählen 2.2 und 2.3. Die unter den Punkten 2.1 und 2.4 aufgeführten Funktionsmöglichkeiten erfordern andererseits eine sehr hohe formale Exaktheit.

So verlangt bspw. das Anschreiben einer einzelnen Vokabel oder Phrase (Tafel als Kladde) keinerlei tiefgründige Vorüberlegungen bezüglich der Platzierung an der Tafel oder der formalen Gestaltung. Für das lustvolle Zeichnen seitens des Schülers an der Tafel sind nur geringe Überlegungen notwendig, etwa: Was soll gezeichnet werden und wieviel Platz steht dem Schüler hierzu zur Verfügung? Entschließt sich der Lehrer selbst eine einzelne Zeichnung anzufertigen, so hat er auch hier keineswegs komplexe Entscheidungen über sein Vorgehen zu treffen. Ganz im Gegensatz zum Erstellen eines 'großen' dramaturgischen Tafelbildes: Hier spielen meist Text und Bild zusammen; die Tafel wird zu einem großen Gesamtschema, dessen logischer und nachvollziehbarer Aufbau wohl überlegt sein sollte. Ähnliches gilt für den informierenden Unterrichtseinstieg: Hier besteht jedoch der größere Anteil der Überlegungen darin, die Unterrichtsstunde zu strukturieren. Die Übertragung dieser Struktur an die Tafel ist dann zwar ebenfalls präzise vorzunehmen, der geistige Aufwand aber nicht mehr so immens.

Um den Kreis zur oben aufgestellten These zu schließen kann man also als Zwischenrésumé festhalten:

These 2:

Ein Tafelbild ist dann „gut“, wenn der erbrachte geistige Aufwand zur Erstellung und Strukturierung des selbigen dem vorgesehenen Verwendungszweck angemessen ist.

Ich möchte nun – hauptsächlich am Beispiel des 'großen' dramaturgischen Tafelbildes – zum Einen die von MEYER aufgestellten Kriterien für die Erstellung eines guten Tafelbildes (S.218 ff.) untersuchen und zum Anderen eigene Ergänzungen vornehmen.

3.2 Die räumlichen Umstände

Da MEYER gleich mit den pädagogischen Überlegungen einsteigt, möchte ich die von ihm „übergangenen“ räumlichen Umstände eingangs kurz benennen:

Zwei der wichtigsten Faktoren für ein gelungenes Tafelbild sind Sauberkeit und ausreichende Beleuchtung der Tafel. Der Lehrer kann sich noch so viel Mühe bei der Ausarbeitung seines Tafelkonzeptes gegeben haben – eine verschmierte oder schlecht beleuchtete Tafel lenkt die Konzentration des Schüler so stark auf das „Entziffern“ des Tafelbildes, dass es ihm unmöglich wird den Ausführungen des Lehrers aufmerksam zu folgen.

3.3 Die Lesbarkeit

Überhaupt ist die Erkennund Lesbarkeit des Angeschriebenen Grundvoraussetzung für einen Beitrag zum Lernfortschritt des Schülers. So sollte die Handschrift des Lehrers „für alle Schüler gleich gut zu lesen sein!“ (MEYER, S. 219). Besonders wichtig wird dieser Faktor in der Grundschule, in der der Grundstein für die eigene Schrift der Schüler gelegt werden muss. MEYER fordert angehende Grundschullehrer deshalb dazu auf, „die sogenannte Ausgangsschrift neu schreiben zu lernen“ (ebd.). Als mögliche Alternative schlägt er das Verwenden von Druckschrift vor.

Wichtiger Faktor der Lesbarkeit ist außerdem die Schrift größe. Um sich der angemessenen Größe seiner Buchstaben zu vergewissern, „sollte [der Lehrer] ab und an auf die Höhe der letzten Bankreihe gehen und kontrollieren, ob das Schriftbild zu lesen ist“ (ebd.).

4. Die Gestaltungskriterien

Nun da Sauberkeit, Beleuchtung und Lesbarkeit des Tafelbildes optimiert wurden sollten Überlegungen zur Gestaltung des Tafelbildes angestellt werden.

Bevor ich einige Gestaltungskriterien an den zwei Tafelbildern TB1 und TB2 erklären und nachweisen werde, möchte ich ein Zitat MEYERS – der wie sooft das Wichtigste in einem prägnanten Satz formuliert hat – als einführende These zur Thematik zitieren:

These 3:

„Das Tafelbild sollte klar gegliedert, in der Raumaufteilung ausgeglichen und ästhetisch ansprechend gestaltet werden.“ (MEYER, S. 219)

Georg E. BECKER formuliert diese Gedanken in seinen Forderungen, die Zeichenfläche auszunutzen und die Zeichnung zu gliedern (vgl. BECKER, S. 237). Den Aspekt des ästhetischen Anspruchs greift er in einigen – im Gegensatz zu MEYER - detaillierter gegliederten Punkten auf, welche ich ein wenig später unter diesem Punkt untersuchen werde.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Was ist ein gutes Tafelbild?
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Seminar "Unterricht und allgemeine Didaktik"
Note
30/30 Punkten
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V123033
ISBN (eBook)
9783640273010
ISBN (Buch)
9783640273812
Dateigröße
1785 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tafelbild, Seminar, Unterricht, Didaktik
Arbeit zitieren
Markus Mehlig (Autor:in), 2009, Was ist ein gutes Tafelbild?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/123033

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