Perspektiven der Entwicklung Ostmitteleuropas nach der EU-Osterweiterung


Hausarbeit, 2007

19 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Europa als kultureller Raum

3. Europa als Politischer Raum
3.1 Die Reformwellen in den Transformationsstaaten
3.2 Regionalisierung
3.3 Grenzräume

4. Europa als Wirtschafts- und Verkehrsraum
4.1 Der Wirtschaftsraum
4.2 Die Beitrittsländer und ihre Brückenfunktion zu den östlichen Nachbarn
4.3 Europa als Verkehrsraum

5. Europa als Migrations- und Arbeitsraum

6. Fazit

1. Einleitung

Vor fünfzig Jahren wurde auf dem europäischen Kontinent in Rom eine Gemeinschaft ge- schaffen, welche aus Kriegsgegnern Freund und Partner machte. Diese verpflichteten sich in den „Römischen Verträgen“ vom 25. März 1957 (www.wikipedia.de) zu einer wirtschaftlichen und atomaren Zusammenarbeit. Die damaligen Gründungsländer, Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und Niederlande, schufen mit der EWG (Euro- päische Wirtschaftsgemeinschaft) und der EURATOM den Grundstein der späteren Europäi- schen Union.

Die Grundwerte auf dem die Europäische Union beruht, beschreibt Paraskawopoulos (2001) wie folgt:

- „Europa ist die Philosophie der Griechen, verbunden mit dem Unbesiegbarkeitsge- danken der Freiheit
- Europa ist das Rechtssystem der Römer in Verbindung mit dem Unverzichtbarkeits- gedanken der Ordnung
- Europa ist nicht zuletzt die Ethik des Christentums, verbunden mit dem übergeordne- ten Gedanken der Menschenwürde“ (Paraskawopoulos, S.; 2001 S.9)

Aufgrund dieser Werte und anderer erreichter Ziele, welche die EU geschaffen hat, wie zum Beispiel das „Schengener Abkommen“ und einen gewissen Wohlstand, ist die Gemeinschaft ein Magnet für viele Nationalstaaten geworden.

Da Europa bis 1990 ein geteilter Kontinent war, kam der EU nach den meist friedlichen Re- volutionen in Ost- und Ostmitteleuropa die Rolle der Vereinigung, auch im eigenen Interesse, zu gegen. Schon Mitte der neunziger Jahre reichten die Länder Ostmitteleuropas und Osteu- ropas den Antrag auf Aufnahme in die EU bei der Kommission ein.

Für die Transformationsstaaten, war die EU wie das Paradies. Seit 2007 nun, sind in der EU 27 Staaten Mitglieder und darunter zehn Länder aus den Ehemaligen Warschauer Pakt.

Die folgende Ausarbeitung soll sich mit den Perspektiven der Neuen Mitglieder nach der EU- Osterweiterung befassen und positive sowie negative Folgen aufzeigen und bewerten. Zum Teil fließen in die Arbeit eigene Erfahrungen aus dem neuen Mitgliedsland Rumänien ein. Es ist nicht vorgesehen einzelne Länder besonders hervor zu heben, da ein allgemeiner Über- blick gewährleistet werden soll. Natürlich gibt es regionale Unterschiede und Unterschiede zwischen der Peripherie Europas und den zentraleuropäischen Neumitgliedern, welche am gegebenen Zeitpunkt angesprochen werden.

2. Europa als kultureller Raum

Europa und die Europäische Union haben mit der Osterweiterung ab dem Jahr 2004 die Tei- lung des Kontinentes überwunden, wenn auch manche Gräben bis heute noch nicht ge- schlossen sind. Immer noch sind Fragen der Vergangenheit wie der Umgang mit den Benes Deskreten, der Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten, das Problem der Ungarn in Rumänien und umgekehrt und die Vorurteile zwischen Ost und West gegenwärtig.

Wenn man sich das letzte Jahrhundert, mit Judenverfolgung, Eisernen Vorhang und den Balkankrieg anschaut, ist die einzige Antwort darauf die europäische Vereinigung und Integ- ration (vgl. Weiss, Ch. 2001: 1596). Nur im Wesen der Vereinigung Europas ist es möglich und unbedingt nötig die Zukunft „...gemeinsam, friedlich und in gegenseitiger Achtung zu gestalten“ (Weiss, Ch. 2001. S.1596). Was im westlichen Europa in den letzten Jahrzehnten gelungen ist, mit der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich zum Beispiel, muss in den östlichen Mitgliedsländern ebenfalls gelingen. Gegenwärtig herrscht eher die Angst gegenüber osteuropäischen Banden und billigen Arbeitskräften vor. Doch dabei wird verges- sen, dass die Geschichte Europas schon immer eine Geschichte von Multinationalität und wechselnden Herrschaftsgebieten war.

Im gesamten europäischen Raum finden sich Beispiele für eine Kultur, welche heutige natio- nalstaatliche Grenzen überschreitet. So ist es zum Beispiel auffällig, das die Ostseestädte wie zum Beispiel Lübeck und Riga doch Ähnlichkeiten aufweisen, obwohl diese Heute in Deutschland und Lettland zu finden sind. Des weiteren kann der Jugendstil-Antlitz der Städte Stockholm und Krakau miteinander verglichen werden, wobei deutlich wird welchen Umfang der Kulturkreis damals hatte. Ein weiteres typisches Beispiel findet sich in Rumänien. Wenn man sich in Sibiu, dem ehemaligen Hermannstadt umschaut, fühlt man sich in eine mittelal- terliche deutsche Stadt versetzt. Ebenso findet sich dieses Beispiel im siebenbürgischen Raum mehrmals, auch im vergleich zu ungarischen Städten. Gerade Rumänien, aufgrund seines turbulenten Einigungsprozesses nach 1918 ist ein gutes Beispiel für Länderüber- schreitende Kulturräume. Es gibt in Rumänien eine große ungarische Minderheit, welche im Ostsiebenbürgen siedelt. Dieses Gebiet um Oradea und Cluj-Napoca befand sich bis 1918 im Herrschaftsgebiet von Österreich-Ungarn und wurde erst nach dem 1. Weltkrieg Rumä- nien zugesprochen. Heute, trotz vieler Probleme zwischen den Minderheiten und der Ceau- cescu Diktatur, lebt die ungarische Tradition fort, vor allem in den Dörfern des Apusenigebir- ges. In einigen Ortschaften dort kann man die rumänische Sprache lesen aber gesprochen wird Ungarisch.

Des weiteren kann ein einheitlicher Kulturraum die Aussöhnung und die Wiederbelebung traditioneller Verflechtungen zwischen Deutschland und Polen, Deutschland und Tschechien und Deutschland und Ungarn fördern (vgl. Paraskawopoulos, S.; 2001 S.196).

Laut Weiss Christina, umspannte der Kulturraum, welcher für Osteuropa relevant ist, sich von Frankfurt am Main bis Tallinn und von Berlin nach L´viv in der Ukraine. Mit der EU- Osterweiterung ist die Chance gegeben den ehemaligen Kulturraum wieder zu beleben.

Nicht nur im architektonischen Bereich bestehen Gemeinsamkeiten. Auch im künstlerischen, lyrischen und musikalische Gemeinsamkeiten existieren Ähnlichkeiten. So wurde zum Bei- spiel der Dadaismus in Iasi (Rumänien) begründet und nicht in Zürich (vgl. Weiss, Ch. 2001: 1597). Da die innereuropäischen Grenzen durch das Schengener Abkommen schrittweise abgebaut werden, bestehen gute Möglichkeiten diese vergessenen Tatsachen wieder hervor zu bringen.

Als negativer Faktor, welcher ebenfalls zu benennen ist, soll die Tatsache gelten, dass tradi- tionsreiche Kulturräume zerschnitten werden. Dies betrifft zum Beispiel den Raum Ukraine- Polen. Bei diesem Fall wird aufgrund der Visabestimmungen für nicht EU-Länder der Kultur- austausch beeinträchtigt. So werden neue Gräben aufgetan. Die EU täte gut daran, solche traditionellen Bindungen stärker zu berücksichtigen (vgl. Sturm, R. & Pehle, H. 2006: 179). Ebenfalls ein Beispiel hierfür ist die Beziehung zwischen der Republik Moldawien und Ru- mänien. Moldawische Staatsbürger, welche nach Rumänien einreisen wollen, benötigen seit dem 1.1.2007 ein Visum für die Europäische Union um Familienangehörige zu besuchen oder wirtschaftlich Tätig zu werden. Dies ist für die Ostperipherie Rumäniens hinderlich in deren Entwicklung und die Disparitäten zwischen West- und Ostrumänien könnten sich wie- der verschärfen.

Einen einheitlicher Kulturraum, könnte ebenfalls dazu beitragen eine Europäische Identität zu schaffen, welche heute noch nicht ausgeprägt ist. Weidefeld (2004) schreibt dazu: „Euro- päische Identität ist zunächst nichts anderes als die Herkunftseinheit Europas aus der ge- meinsamen Geschichte“ (Weidefeld, W. 2004 S.17). Der Ausdruck fasst zusammen, was jetzt wieder erreicht werden kann. Durch die Osterweiterung sich der Gemeinsamen Ge- schichte und Kultur bewusst zu werden und daraus Identität für Europa finden. Aber und hier liegt die Chance für die neuen Mitglieder, auch eigene Identität wieder zu finden wie zum Beispiel Rumänien als Wiege einer Europäischen Kunstrichtung. Somit können es die Ost- mitteleuropäischen Staaten schaffen einen vergessenen Kulturraum, ihren Kultraum wieder zu beleben und ihren Beitrag zu einer europäischen Identität leisten, welche folgend die eu- ropäische Integration stärken kann.

3. Europa als Politischer Raum

3.1 Die Reformwellen in den Transformationsstaaten

Die Europäische Union ist neben ein kulturellen Raum auch ein politischer Raum, welcher Demokratien verschiedenster Couleur beinhaltet.

Mit dem Ende der Teilung Europas kam es in den Beitrittsländern zu Reformwellen, welche

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

in der folgenden Tabelle aufgezeigt werden. Sie sind die Basis für den Beitritt der MOE- Län- der in die EU.

(Tabelle nach: Dieringer, J. 2005. S.487)

Diese Tabelle zeigt auf, was für Maßnahmen in den einzelnen Politikfeldern durchgeführt wurden um in einen möglich kurzen Zeitraum die Transformation zu schaffen. Diese drei Wellen sind ein Versuch der Gliederung der Transformation, welche allerdings als noch nicht abgeschlossen angesehen werden kann.

Mit diesen Schritten näherten sich die MOE- Länder an die EU an. Die Perspektiven der neuen Mitglieder liegen darin, dass mit einhergehender europäischen Integration auch die Politischen Systeme stabilisiert werden. Auch wenn man in den Ländern der Osterweiterung von gefestigten Demokratien ausgehen kann, so sind doch noch verhältnismäßig viele ex- treme Wahlergebnisse zu sehen, wie zum Beispiel in Polen. Des weiteren treten in diesen Ländern häufiger Regierungsstreitigkeiten auf, was zur Zeit in Rumänien eindeutig nachzu- vollziehen ist..

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Perspektiven der Entwicklung Ostmitteleuropas nach der EU-Osterweiterung
Hochschule
Universität Leipzig
Note
2
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V122012
ISBN (eBook)
9783640272006
ISBN (Buch)
9783640272259
Dateigröße
995 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Perspektiven, Entwicklung, Ostmitteleuropas, EU-Osterweiterung
Arbeit zitieren
Markus Jungmann (Autor:in), 2007, Perspektiven der Entwicklung Ostmitteleuropas nach der EU-Osterweiterung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122012

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