Das Nichts bei Sartre


Hausarbeit, 2008

12 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Erster Versuch einer Bestimmung des Nichts
2.2. Zweiter Versuch einer Bestimmung des Nichts

3. Schluss

4. Literaturverzeichnis
4.1. Primärliteratur
4.2. Sekundärliteratur

„Die Sein-Nichts-Polarisierung des Horizonts der Welt ist also Bedingung der Möglichkeit und positiver Antrieb dafür, daß menschliches Verstehen in kritischer Unterscheidung nach den letzten Gründen, die in ihrer Notwendigkeit keine realen Alternativen neben sich haben, zu forschen beginnt.“[1]

1. Einleitung:

Diese Arbeit behandelt das Thema „Das Nichts bei Sartre“ und stützt sich vorwiegend auf sein Hauptwerk Das Sein und das Nichts[2].

Um eines der Hauptanliegen Sartres, eine Bestimmung des Seins vorzunehmen, zu untersuchen, bemerkt Sartre, dass es zunächst einer Abgrenzung des Seins zum Nicht-Sein bedarf. „Das Sein ist dies und außerhalb dessen nichts[3], schreibt Sartre gleich zu Beginn. Um seinen Standpunkt klarer zu skizzieren, nimmt er andere Definitionen des Nichts zu Hilfe, um sie nacheinander abzulehnen und auf diese Weise zu seiner Sichtweise des Nichts zu gelangen. Dies führe ich im ‚ersten Versuch einer Bestimmung des Nichts‘ aus. Ich werde ebenfalls kurz auf die Vorgänger Sartres wie Hegel und Heidegger eingehen.

Zunächst gehe ich auf die Verschränkung der Frage mit der Negation ein. Sartre untersucht, woher die Negation stammt. Er kommt zu dem Ergebnis, dass der Ursprung der Negation das Nichts sein muss. Folglich muss das Nichts in irgendeiner Weise existieren. Er merkt weiter an, dass das Nichts das Sein voraussetzt und stellt sich gegen Hegel, der das Sein und das Nicht-Sein[4] auf dieselbe (abstrakte) Stufe hebt.

Im zweiten Unterkapitel werde ich die bereits aufgegriffenen Punkte noch einmal erläutern wie Sartre es selbst im Unterkapitel Der Ursprung des Nichts getan hat. Weshalb Sartre so vorgegangen ist, darüber kann nur spekuliert werden. Es ist möglich, dass er eingesehen hat, dass sein Modell des Nichts nur verstanden werden kann, wenn man alle Facetten der Theorie verstanden hat. Zum Beispiel versteht man bei Sartre nur die Negation, wenn man das Nichts verstanden hat und das Nichts versteht man nur, wenn man das Sein verstanden hat und das Sein wiederum versteht man nur, wenn man die Negation verstanden hat. Das heißt, um einen Punkt seiner Theorie zu verstehen, müsste man eigentlich bereits alle anderen Punkte verstanden haben. Denn vieles greift bei Sartre ineinander über wie es schon bei Hegel der Fall ist. Daher nimmt er eine Zweiteilung vor. In den vorherigen Unterkapiteln versucht er nacheinander alle Punkte abzuarbeiten. Im letzten Unterkapitel versucht er nun die Wechselwirkungen von Negation, Frage, Nichts und dem für-sich-Sein zu erörtern. Schließlich nimmt er auch die Freiheit mit hinein, um eine Vollständigkeit zu gewährleisten. Denn das Nichts ist eng mit der Freiheit verbunden. Es muss angemerkt werden, dass er dieses Thema nur anschneidet und dass er sich dann ausführlich im vierten Teil des Buches dem Frei-Sein widmet.

2.1 Erster Versuch einer Bestimmung des Nichts

Sartre unternimmt einen Dualismus des Seins. Er spaltet das Sein in ein an-sich-Sein und ein für-sich-Sein. Das an-sich-Sein kann als „als reine Positivität, reines Sein, als Synthese seiner Selbst mit sich selbst, identisch mit sich selbst, nicht zeitlich“[5] charakterisiert werden.

Das an-sich-Sein ist, was es ist.

Das für-sich-Sein hingegen hat zu sein, was es ist und wird von Sartre als ein Sein des Bewusstseins angesehen. Das für-sich-Sein hat dabei andere Qualitäten als das bloße an-sich-Sein.[6] Das für-sich-Sein hat eine große Schnittmenge mit dem Nichts.

Es gibt eine Auffassung, die u.a. die Stoiker und Husserl vertreten, wonach die Negation sich bloß in der ‚Qualität des Urteils‘ manifestiert. Das bedeutet, dass nur Urteile negiert werden können. Das Nichts wird lediglich als ein Begriff angesehen und existiert nicht in der Realität. Sartre sieht den Ursprung der Negation im Nichts. Daher könne die Negation sich nicht vollständig auf die Subjektivität eines Urteils richten. „Die Frage wird durch ein fragendes Urteil formuliert, aber sie ist nicht Urteil.“[7] Die Frage im Kern ist der Träger. Das Urteil ist die Ausformung des Trägers bzw. dessen „beliebiger Ausdruck.“[8]

Weiter führt Sartre aus, dass wir mit einer Frage nicht ein Urteil erwarten, sondern eine „Seinsenthüllung.“[9] Wenn wir uns fragen, warum der Computer nicht funktioniert, dann bezieht sich diese Frage auf den Gegenstand selbst und nicht auf ein Urteil. Mit weiteren Beispielen versucht Sartre zu zeigen, dass sich jedes Urteil auf eine Seinsenthüllung bezieht und dass nicht Urteile, sondern eben Seinsenthüllungen negiert werden. Es bleibt immer die Möglichkeit offen, dass die Verhüllung ein Nichts offenbart und dass es nicht zu einer Seinsenthüllung kommt.

Aufgrund dieser Überlegungen stellt Sartre fest, dass das Nicht-Sein sich in einem Verhältnis von an-sich-Sein und dem subjektiven Erleben darstellen lässt. Dies macht er am Beispiel der Zerstörung deutlich. In der physikalischen Welt bzw. in einer Welt, die frei von Bedeutung ist, ist die Verwendung des Begriffs der ‚Zerstörung‘ unsinnig. Ein Bauwerk besteht aus Atomen, die durch eine Naturkatastrophe anders geordnet werden. Erst im Erleben, wenn der Mensch einem Bauwerk Bedeutung verleiht, ist es sinnvoll von Zerstörung zu sprechen. Konnotative bzw. emotionale Worte sind auf das Erleben beschränkt. Für Sartre ist die Negation eine „plötzliche Unterbrechung, […] ein originales und unreduzierbares Ereignis.“[10] Es ist allgegenwärtig im Sein. „Die notwendige Bedingung dafür, daß es möglich ist, nein zu sagen, ist, daß das Nicht-Sein eine ständige Anwesenheit ist, in uns und außer uns, daß das Nichts das Sein heimsucht.“[11]

Sartre kehrt so wieder zu dem Wesen der Frage zurück. Er erkennt, dass jede Frage sich an ein Sein richtet. „Jede Frage setzt also ein Sein voraus, das fragt, und ein Sein, das befragt wird.“[12] Er unterscheidet zunächst zwei Arten des ‚Nicht-Seins‘, die in jeder Frage enthalten sind. Zum einen das Nicht-Sein des Wissens im Menschen und zum anderen die Möglichkeit des Nicht-Seins im transzendenten Sein. Da der Fragende eine wahre Antwort erfordert, bedingt ein drittes Nicht-Sein jede Frage, nämlich das begrenzende Nicht-Sein, welches eine Differenzierung des Seins darstellt. Das Nicht-Sein wird als eine „Komponente des Realen“[13] aufgefasst.

[...]


[1] Handbuch Philosophischer Grundbegriffe. Krings u.a. (Hg.), München 1973

[2] Sartre, Jean-Paul: Das Sein und das Nichts. Versuch einer phänomenologischen Ontologie, In: Jean-Paul Sartre. Gesammelte Werke, Hamburg, 1994

[3] ebd. S.53

[4] Im Folgenden werde ich die Begriffe ‚Nicht-Sein‘ und ‚Nichts‘ synonym verwenden.

[5] Schumacher, Bernard N.: Philosophie der Freiheit: Einführung in Das Sein und das Nichts, In: Das Sein und das Nichts, hrsg. von Bernard N. Schumacher, Berlin, 2003, S.9

[6] Aufgrund der Komplexität des für-sich-Seins wird dieser Begriff erst Schritt für Schritt im Text erläutert.

[7] Sartre, Jean-Paul: Das Sein und das Nichts, S.56

[8] ebd. S.56

[9] ebd. S.56

[10] ebd. S.63

[11] ebd. S.63

[12] ebd. S.51

[13] ebd. S.53

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Das Nichts bei Sartre
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Philosophie)
Veranstaltung
Platons Sprachphilosophie
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
12
Katalognummer
V122859
ISBN (eBook)
9783640270019
ISBN (Buch)
9783640268610
Dateigröße
419 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nichts, Sartre, Platons, Sprachphilosophie
Arbeit zitieren
Markus Garth (Autor:in), 2008, Das Nichts bei Sartre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122859

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