Zins- und Wechselkursmanagement in Kommunen - Teil 1

Einführung in die Theorie der Finanzintermediation unter besonderer Berücksichtigung der Produkte im Riskmanagement


Skript, 2003

25 Seiten, Note: 1


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Dienstleistungen von Banken

2. Positive und Negative Auswirkungen von Bankdienstleistungen

3. Neue Wachstumstheorien

4. Funktionen von Banken
4.1 Das Modell von Levine
4.2 Das Konzept der „funktionalen Perspektive“

5. Das Riskmanagement
5.1 Insititutionelle Buy Side: Fonds und Hedge Funds
5.2 Corporate Buy Side: Unternehmen
5.3 Sell Side: Zins- und Währungsmanagement mit zunehmender Bedeutung
5.4 Besonderheiten des Zinsmanagement
5.4.1 Forward Rate Agreements
5.4.2 Cross Currency Interest Rate Swap
5.4.3 Zinsfutures
5.5 Besonderheiten des Währungsmanagement
5.5.1 Devisentermingeschäfte
5.5.2 Devisenswaps
5.5.3 Währungsfutures
5.5.4 Währungsoptionen

6. Weiterführende Literatur

1. Dienstleistungen von Banken

„ There will always have to be some mechanism for channelling the savings of households into the investments of firms…..this is the fundamental role of a financial intermediary.”[1]

In diesem Abschnitt wollen wir näher auf den theoretischen Hintergrund der Finanzintermediation eingehen. Der Autor vertritt die Ansicht, dass Banken einen wichtigen Teil für Volkswirtschaften beitragen. Mehr als dies womöglich bisher von Investoren und Unternehmen bemerkt worden ist.

Gehen wir zunächst auf die Funktionen von Banken ein:

Banken treten nicht in einen Finanzierungskontrakt mit Kunden ein, sondern agieren als Vermittler, welche die Transformationsleistungen, des Kapitalmarktes nutzbar machen. So wird die Existenz von Investmentbanken als Finanzintermediäre vorrangig mit der Reduktion der Transaktionskosten („unvollkommener Kapitalmarkt“) begründet.[2] Im Einlagen- und Kreditgeschäft treten Banken hingegen in Finanzkontrakte als Vertragspartner ein und können so selbst Losgrößen-, Fristen-, und Risikotransformationsleistungen erbringen. Neben der Reduktion von Transaktionskosten folgt hieraus eine Reduktion von Qualitäts- und Verhaltensunsicherheiten aus Informationsasymmetrien. Die resultierende Übernahme von Risiken im Einlagen- und vor allem Kreditgeschäft prägt die Strukturen und Prozesse in Universalbanken traditionell sehr weitgehend.[3]

Aus diesem Unterschied heraus lässt sich zeigen, dass Banken Kapitalmarktakteure bei der risikobezogenen Strukturierung von Transaktionen unter Nutzung der Transformationsfunktionen von Primär- und Sekundärmarkt beraten.

Banken übernehmen aus dem Kundengeschäft keine Risiken (Risktrader). Risikoübernahme erfolgt bei Banken nur im Eigenhandel mit Wertpapieren und Derivativen, gegebenenfalls auch bei Platzierungsgarantien und Zwischenfinan-zierungen. Es handelt sich dabei zumeist um handelbare Titel, sodass die Risikoübernahme kurzfristig reversibel ist. Im Einlagen- und Kreditgeschäft gehen die Banken hingegen langfristige Risiken ein.

Daraus lässt sich erkennen, dass Finanzintermediäre eine Reihe von makroökonomischen Effekten verursachen, unter anderem die Entwicklungen von Regulierungen, zur Kontrolle der Weitergabe von finanziellen Erschütterungen, die durch Finanzintermediation verursacht wurden, und effizientere Zahlungssysteme. Es zeigt sich, dass die Komplexität des Geld- und Finanzsystems durch fortschreitende Weiterentwicklung zunimmt und eine kritische Analyse von Banken, das heißt in einer keynesianischen Analyse, Beachtung finden muss.

2. Positive und Negative Auswirkungen von Bankdienstleistungen

Minsky (1975) ist beispielsweise der Auffassung, dass mit der Entwicklung von Kapital und Kredit eine zunehmende Instabilität der wirtschaftlichen Situation am Ende eines konjunkturellen Zyklus festzustellen sei. Minsky identifiziert drei wesentliche Punkte für die von ihm vertretene Vorstellung systemimmanenter Instabilität. Zum einen das Finanzierungsverhalten der Wirtschaftssubjekte, zum zweiten den Liquiditätsgrad der Volkswirtschaft und zum dritten die Fremdkapitalquote der Unternehmen bei der Finanzierung der Investitionsvorhaben. Im Verlauf des konjunkturellen Zyklus nimmt die Fragilität des Systems zu, da sich die Verschuldungsstruktur zunehmend ändert, der Liquiditätsgrad der Volkswirtschaft sinkt und der Anteil kreditfinanzierter Investitionen steigt.[4] Die Finanzierungsmöglichkeiten der Unternehmen über die Emission von Wertpapieren verschlechtern sich, weil Wirtschaftssubjekte versuchen, Schulden durch die Liquidierung finanzieller Vermögenspositionen zurückzuzahlen und weil die Verschuldungsstruktur der Unternehmen zunehmend als kritisch erachtet wird. Die Folge sind sinkende Wertpapierkurse. Die Unternehmen können ihren Kreditbedarf nur noch mittels höherer Finanzierungskosten, das heißt zu höheren Zinsen decken. Einer fast unbegrenzten Kreditnachfrage infolge des hohen Refinanzierungsbedarfs für „Speculative Finance “ () steht nun aufgrund des gestiegenen Gläubigerrisikos der Banken ein nur begrenztes Kreditangebot gegenüber.[5]

Ob Finanzintermediäre positive Auswirkungen haben, indem sie

1) hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen,
2) die Transformation von Ersparnissen in Investitionen erleichtern und damit zu mehr Investitionen und Wachstum führen, oder ob ihre negativen Auswirkungen überwiegen, ist in der ökonomischen Literatur umstritten.

Zu den negativen Auswirkungen zählt vor allem die Tatsache, dass sie

1) spekulative Bewegungen auslösen können, wie Börsenkrachs und
2) dass sie die Ausschläge des Konjunkturzyklus verstärken können.

3. Neue Wachstumstheorien

In der neoklassischen Wachstumstheorie ging man zunächst davon aus, dass Finanzintermediäre die Investitionsrate in Sachkapital nur sehr gering beeinflussen können. Die Frage nach dem Nutzen des Geldes versuchte McKinnon 1973 durch die Komplementaritätshypothese zu beantworten. Geld, als einziges Vermögensobjekt neben dem Sachkapital, hatte demnach in einer sich selbstfinanzierenden Wirtschaft direkten Einfluss auf die Investitionen. Interessant erschien dabei, dass das Finanzsystem bei McKinnon einem „realen Sektor“ gleichgesetzt wurde, was in einem neoklassischen System mit einem Anstieg der Sparquote oder einer erhöhten Investitionseffizienz als Ausfluss von verbesserter Finanzintermediation lediglich die Erhöhung des Wohlstandsniveau bewirken konnte.

Erst neuere Entwicklungen in der Wachstumstheorie machten den Einfluss der Finanzintermediation auf die gleichgewichtige Wachstumsrate nachvollziehbar. In der sogenannten „neuen Wachstumstheorie“ wird die oben erwähnte neoklassische Annahme der abnehmenden Grenzerträge der Produktionsfaktoren fallen gelassen, was die Endogenisierung der Wachstumsrate im Steady State ermöglicht.[6] Effizienzfortschritte in der Finanzintermediation konnten daher erstmals bei Neumann (1990) nicht nur eine Steigerung des Einkommensniveaus im Steady State bewirken, wie von der neoklassischen Wachstumstheorie vorhergesagt wurde, sondern auch eine Erhöhung der langfristigen Wachstumsrate zur Folge haben.

Die Fusion der Modelle der Neuen Wachstumstheorie mit den Pionierunter-suchungen von Diamond 1984 auf dem Gebiet der Finanzintermediation erlaubten die Entwicklung einer neuen Generation finanzieller Wachstumsmodelle.

Das einfachste Modell hat Pagano 1993 entwickelt, wo er die potentiellen Wirkungen der Finanzintermediation auf das Wirtschaftswachstum verdeutlichte. In einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne Staatsanteil erfordert das Kapitalmarkt-gleichgewicht, dass die Bruttoersparnis (S) der Bruttoinvestition (I) entspricht. Durch die Transaktionskosten im Intermediationsprozess wird ein bestimmter Anteil jedoch verbraucht. Beim Prozess der Ersparnis in Investitionen werden sozusagen Ressourcen verbraucht, die beispielsweise in Form von Spreads zwischen soll- und Habenzins und bei Brokern in Form von Provisionen den Banken verbleiben. Werden diese Intermediationskosten verringert, führt dies in logischer Konsequenz zur Erhöhung der Wachstumsrate in der Wirtschaft. Umgekehrt können die Intermediationskosten auch durch nicht zweckmäßige Regulierungen oder durch Besteuerung der Finanzintermediäre mit hohen Mindestreservesätzen, Tobin Steuer oder diverse Transaktionssteuern erhöht werden, was sich demzufolge negativ auf die Wachstumsrate auswirkt.

Fazit: eine Verbesserung der Allokation des Produktionsfaktors Kapital führt zu einer Erhöhung der Wachstumsrate im Steady State, indem die Finanzintermediäre für eine effizientere Allokation der Finanzressourcen sorgen (Investitionen). Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass Finanzmittel in diejenigen Produkte geleitet werden, welche die höchste Rendite versprechen oder ökonomisch ausgedrückt, bei denen die einzelwirtschaftliche Grenzproduktivität des Faktors Kapital am höchsten ist. Desweiteren erlauben entwickelte Kapitalmärkte den Wirtschaftssubjekten, nicht versicherbare Risiken zu teilen, und unsystematische Risiken durch Portfoliobildung zu diversifizieren.

4. Funktionen von Banken

Die Auswirkungen von Effizienzsteigerungen im Finanzsektor auf die Sparquote sind ambivalent. Werden Intermediationskosten infolge verbesserter Finanzdienstleis-tungen verringert so steigt der Habenzinssatz und die Haushalte erzielen ein höheres Einkommen aus Ersparnissen. Ist der Einkommenseffekt größer als der Substitutionseffekt, so hat dies eine niedrigere Sparquote zur Folge.

4.1 Das Modell von Levine

Das Modell von Levine 1994 analysiert im Vergleich zu Pagano wesentlich mehr Zusammenhänge als Investitionsquote und Spaquote. Levine hat in seinem Modell das Finanzsystem an Unternehmertätigkeit, Innovationen und Wirtschaftswachstum angelehnt.

Im Sinne Schumpeters besteht die Hauptaufgabe des Finanzsystems darin, innovative Unternehmer zu identifizieren, zu finanzieren und damit Neuerungen zum Durchbruch zu verhelfen. Die Bereitstellung verbesserter Finanzdienstleistungen erhöht damit die Wahrscheinlichkeit erfolgreicher Innovation und steigert die gesamtwirtschaftliche Wachstumsrate.

Finanzdienstleister müssen nach Levine 3 wesentliche Funktionen erfüllen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Unternehmenskontrolle: Investitionsprojekte bzw. potentielle Unternehmer müssen bewertet werden, um die vielversprechendsten Projekte auszuwählen. Unter anderem muss geprüft werden, ob eine Investition in innovative Produkte und Produktionstechnologien überhaput lohnt, und es nicht wirtschaftlicher ist, weiterhin konventionelle Produkte zu produzieren.
2. Ersparnismobilisierung: Die Größe der Projekte macht das Pooling von Ersparnissen erforderlich, was das Sammeln vieler kleiner Spareinlagen notwendig macht.
3. Risikodiversifikation: Die Erträge der Investitionen in innovative Technologien sind unsicher, was die Bereitstellung von Instrumenten zur Risikodiversifikation durch das Finanzsystem erfordert.

Eigene Übersicht der Funktionen nach Levine

Ross Levine kommt in seinen Recherchen zum Schluss, dass die Entwicklung des Finanzsektors eine wichtige Einflussgröße für das Wirtschaftswachstum darstellt. Ein effizienter Finanzsektor reduziert Informations- und Transaktionskosten und beeinflusst dadurch Spar- und Investitionsentscheidungen, technologische Innovationen und langfristige Wachstumsraten.[7]

Man muss annehmen, dass Ross Levine so revolutionär die „neue Wachstumstheorie“ geprägt hat, dass er als Ausgangspunkt für die funktionalen Perspektive von Dwight Crane 1995 diente. Die neuerste Theorie aus dem Bereich der „neuen Wachstumstheorien“.

4.2 Das Konzept der „funktionalen Perspektive“

Das Konzept der „funktionalen Perspektive“ wurde mit dem Ziel entwickelt, um eine neue Sichtweise von Institutionen und Finanzmärkten in einem gesamten Finanzsystem zu begründen. Dieses Konzept wurde an der Harvard Business School 1995 von Dwight Crane im Rahmen des „Global Financial System“ Projekt entwickelt. Das Modell greift auf die neoklassische als auch auf die neoinstitutionelle Betrachtungsweise zurück.

[...]


[1] Cechetti, St. (1999): The future of financial intermediation and regualtion: an overview, Current Issues in Economics and Finance, Volume 5, Number 8.

[2] Hartmann-Wendels, T. (2000): Bankbetriebslehre, S.114ff.

[3] Börner, Ch. (2002): Kompetenzen und Zusammenschlüsse im Investmentbanking, Bank Archiv, S. 275ff.

[4] Chicago Graduate School, LBS, Wharton School (1999): Mastering Finance, Schäffer Poeschel, Beitrag von Harold Rose: Finanzinstitutionen, S. 400-406.

[5] Minsky, H. (1977): The Financial Instability Hypothesis, Vol. 20, Nr. 1, S.20-27.

[6] Siehe dazu das erweiterte neoklassische Modell von Neumann 1990

[7] Levine, R. (1997): Financial Development and Economic Growth: Views and Agenda, Journal of Economic Literature.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Zins- und Wechselkursmanagement in Kommunen - Teil 1
Untertitel
Einführung in die Theorie der Finanzintermediation unter besonderer Berücksichtigung der Produkte im Riskmanagement
Hochschule
Wirtschaftsuniversität Wien
Veranstaltung
SMA - Sales Manager Akademie, WU Wien
Note
1
Autoren
Jahr
2003
Seiten
25
Katalognummer
V122612
ISBN (eBook)
9783640267880
ISBN (Buch)
9783640267989
Dateigröße
514 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zins-, Wechselkursmanagement, Kommunen, Teil, Sales, Manager, Akademie, Wien
Arbeit zitieren
Dr. Johann Sebastian Kann (Autor:in)Carsten Becker (Autor:in), 2003, Zins- und Wechselkursmanagement in Kommunen - Teil 1, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/122612

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