Kommentar und Leitartikel im Ressort „Politik“ der Zeitung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

15 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Erläuterungen zu den Meinungsartikeln: Kommentar und Leitartikel
2.1. Der Kommentar: Definition, Funktion, Erscheinungsformen
2.2. Der Leitartikel: Definition, Funktion, Kategorisierung

3. Nutzung von Kommentar und Leitartikel in der Zeitung
3.1. Der Kommentar in „MorgenPost“, „BILD“ und „Sächsischer Zeitung“
3.2. Der Leitartikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“

4. Schlussbetrachtung

5. Literaturnachweis

1. Einleitung

Journalisten benutzen in Zeitungen dem jeweiligen Zweck entsprechend unterschiedliche Darstellungsformen. Als klassischste kann die Zeitungsnachricht gelten, denn ihre Aufgabe ist die reine, möglichst objektive Übermittlung von Informationen an die Leserschaft. Ihre Bedeutung ist fundamental, denn in gewisser Weise baut ein Großteil der übrigen journalistischen Darstellungsformen auf sie, bzw. ihren Inhalt auf. Erst die Übermittlung von gesichertem Wissen zu einem Ereignis in Form einer Nachricht ermöglicht die Verarbeitung dieser Information in Kommentar, Karikatur, Glosse, etc. Eine Karikatur, der Klarheit wegen bediene ich mich diesem Beispiel, zu einem unbekannten Ereignis kann durch den Rezipienten nicht verarbeitet und folglich nicht verstanden werden. Ihre Wirkung ist schwach oder bleibt völlig aus. Bezieht sie sich auf ein nicht aktuelles, aus dem Blickfeld des Alltags gefallenes Ereignis, kann sie zwar verstanden werden, verliert aber stetig an Wirkung mit Abnahme der Aktualität des Ereignisses. Im Regelfall kann sich eine Zeitung keine „Verarbeitung“ nicht-aktueller Geschehnisse leisten,[1] wie auch bereits das Wort „Zeitung“ in der Vergangenheit synonym für das Wort „Nachricht“[2] verwendet wurde. Dieses wiederum bedeutet die Vermittlung der „Kenntnis des neuesten Sachverhaltes“[3]. Eine möglichst große Aktualität ist für Zeitungen überlebenswichtig.

Die reine Kenntnis über einen Sachverhalt befriedigt den Zeitungsleser indes nicht immer. Anders wäre die trotz sinkender Auflagenzahlen[4] nach wie vor beinahe unübersehbare Flut überregionaler und regionaler Zeitungen nicht zu erklären. Zum Stillen des Wissensdurstes würde eine einzige Zeitung genügen, die sich auf die Meldungen der Nachrichtendienste und ausländischen Zeitungen oder die objektiven Sachverhaltsschilderungen ihrer Korrespondenten beschränkt. Um die Information über ein Ereignis für den Leser zu werten und in Zusammenhänge zu setzen, benutzen Journalisten die kommentierenden Darstellungsformen des Kommentars und des Leitartikels. Diese erleichtern dem Leser die Verarbeitung des Nachrichteninhalts unter Zuhilfenahme vorangegangener Berichten. Nach dem Zweiten Weltkrieg forderten die Alliierten die Trennung von Fakten und Meinungen in der Presse.[5] Auf diese Weise sollten Propaganda und bewusster, gefährlicher Fehlinterpretation der Boden entzogen werden. Heute wird im Journalismus zwischen tatsachenbetonten Darstellungsformen (Nachricht, Bericht, Reportage, Feature, Interview, Porträt, Dokumentation), phantasiebetonten Darstellungsformen (Zeitungsroman, Kurzgeschichte, Feuilleton) und meinungsbetonten Darstellungsformen unterschieden. Letztere bieten das Potential, die gesellschaftliche Meinungsbildung beeinflussen.[6] In einem Land mit freier Presse birgt das viele Chancen. Doch ist die Einflussnahme auf die Öffentlichkeit nicht der einzige Vorteil der bewertenden journalistischen Formen. Die Nachricht ist zwar die objektivste Form, doch kann kein noch so interessierter Zeitungsleser alleine die globale Informationsflut speichern, nach Bedeutung gewichten und ihre Elemente in Verbindung zueinander setzen. Diese Orientierungshilfe bieten die Zeitungen mit Hilfe des Kommentars und des Leitartikels an.[7] Wie sie diesen Zweck theoretisch erfüllen, soll im ersten Hauptteil der Arbeit geklärt werden. In welcher Weise die praktische Umsetzung der Darstellungsform Kommentar erfolgen kann, soll anhand von „MorgenPost“, „BILD“ und „Sächsischer Zeitung“ (die Reihenfolge ist keinerlei Wertung gegenüber der journalistischen Qualität der Blätter), sowie der Einsatz des Leitartikels anhand der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ im zweiten Hauptteil geklärt werden.

2. Erläuterungen zu den Meinungsartikeln: Kommentar und Leitartikel

2.1. Der Kommentar: Definition, Funktion, Erscheinungsformen

Das Äußern der Meinung des Verfasser über einen Sachverhalt ist das offensichtlichste Merkmal eines Kommentars. Zur sicheren Definition genügt dieses allerdings nicht. Neben dem verwandten Leitartikel ist die Meinungsäußerung und Wertung unter anderem auch Merkmal von Kritik, Glosse, Kolumne, Porträt und Karikatur, weshalb der Begriff „Kommentar“ häufig synonym für alle meinungsbetonten Darstellungsformen verwendet wird. Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf den Kommentar im Speziellen, der häufig einer Nachricht beigestellt ist und sich von den übrigen wertenden Formen unterscheidet, obwohl eine stichfeste Definition kaum möglich ist, denn die journalistische Tätigkeit vollzieht sich nicht nur in der Freiheit der Meinung (zumindest sollte sie das), sondern auch in einer relativen Formenvielfalt. Deutlicher als bei den tatsachenbetonten Darstellungsformen steht beim Kommentar der Autor im Vordergrund. Das wird allein schon daran deutlich, dass der Name des Redakteurs an Anfang oder Ende des Artikels erscheint. Der Leser erfährt dessen Meinung oder diejenige der Zeitung[8] und sollte so zur Reflexion angeregt werden, um sich letztlich seine eigene Meinung zum behandelten Thema bilden zu können, bzw. selbsttätig handeln zu können, was auch mit Hilfe provokanter Thesen geschehen darf.[9] Das Thema wiederum besteht meist in einer aktuellen Nachricht, die dem Leser normalerweise nicht erst im Kommentar bekannt gegeben wird. Der Kommentar kann eine Sache betrachten, eine „Rück- oder Vorschau“ ausbreiten, „eine Begründung oder Stellungnahme“ geben oder für eine Überzeugung kämpfen.[10] Da Nachrichten in prinzipiell jedem Ressort der Zeitungen zu finden sind und jede Nachricht interpretierbar ist, findet man auch in jedem Ressort die Kommentarform.

Die Ansichten darüber, was ein Kommentar beim Leser erreichen soll, gehen in journalistischen Kreisen weit auseinander. Dabei reicht die Skala von der „fetzig-provokativen Meinung“ bis zum „staatsmännisch-zähmenden“ Abwägen.[11] Es gilt der Grundsatz „Facts are sacred, comment is free“[12]. Gerade ein herausfordernder Kommentar kann den Leser dazu anregen, über ein Thema nachzudenken auch und gerade dann, wenn er die Meinung des Autors nicht teilt. Ebenso ist der Kommentar dazu geeignet, den Leser mit Argumenten für Diskussionen zu versorgen.[13] Die Nachrichtenform lässt die Einordnung einer Meldung in größere Kausalzusammenhänge nicht zu. Diese Funktion übernimmt der Kommentar und eröffnet dem Leser damit ein weiteres Blickfeld, das ihm andernfalls möglicherweise versperrt geblieben wäre. Auch wenn die Zusammenhänge nicht eindeutig sind, kann der Journalist mittels Kommentar Vermutungen zu wahrscheinlichen Gründen und Folgen einer Handlung anstellen. Das Ziel ist letztlich zwar ein begründetes Urteil, allerdings muss nicht zwangsläufig auch eine eindeutige Wertung am Ende des Kommentars stehen.[14] Er sollte aber auch in diesem Fall zur Diskussion und zum Nachdenken über das Thema anregen. Eine Nachricht kann bei mangelnder Information und auch durch eingeschränkte Interpretationsmöglichkeiten des Lesers Irritationen und Gerüchte auslösen. Dem kann der Redakteur durch das Kommentieren entgegenwirken.[15]

[...]


[1] Die Aktualisierung historischer Begebenheiten im Falle von Jahres- und Gedenktagen, Jubiläen, u.ä. auch in

den Medien und damit den Zeitungen bildet hierbei eine Ausnahme.

[2] Duden. Deutsches Universalwörterbuch. Mannheim, [u.a.]: 20014, S. 1846.

[3] Ebd., S. 1117.

[4] Referatsgruppe „Profil, Zielgruppe, Inhalt der Zeitungen (FAZ, SZ, Morgenpost, BILD)“ vom 24.04.2006 im

Hauptseminar „Zeitungssprache“, SoSe 06 Dr. Rainer Hünecke, TU Dresden, Germanistische Linguistik und

Sprachgeschichte.

[5] Erich Straßner: Journalistische Texte. Tübingen: 2000, S. 71. (= Grundlagen der Medienkommunikation. Bd.

10.)

[6] Claudia Mast (Hg.): ABC des Journalismus. Ein Handbuch. Konstanz : 200410, S. 114. (= Reihe Praktischer

Journalismus. Bd.1.)

[7] Heinz Pürer (Hg.): Praktischer Journalismus in Zeitung, Radio und Fernsehen. Salzburg: 1991, S. 205. (=

Reihe Praktischer Journalismus. Bd. 9.)

[8] Kurt Reumann: Journalistische Darstellungsformen. In: Elisabeth Noelle-Neumann, Winfried Schulz,

Jürgen Wilke (Hrsg.): Publizistik. Massenkommunikation, Frankfurt/M: 1995, S. 91 – 116. Hier S. 101.

[9] Erich Strasser (Hg.): Zeitung: Grundlagen der Medienkommunikation. Bd. 2. Tübingen: 1999, S. 17.

[10] Ebd.

[11] Werner Nowag: Ansichtssache. In: Journalist. 2000/9. S. 11.

[12] Kurt Reumann: Journalistische Darstellungsformen. S. 101.

[13] Heinz Pürer (Hg.): Praktischer Journalismus in Zeitung, Radio und Fernsehen. S. 205.

[14] Claudia Mast (Hg.): ABC des Journalismus. S. 303.

[15] Werner Nowag: Ansichtssache. S. 11, f.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Kommentar und Leitartikel im Ressort „Politik“ der Zeitung
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Fakultät Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften - Lehrstuhl für Germanistische Linguistik und Sprachgeschichte )
Veranstaltung
Hauptseminar: Zeitungssprache
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V119801
ISBN (eBook)
9783640232482
ISBN (Buch)
9783640232659
Dateigröße
430 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommentar, Leitartikel, Ressort, Zeitung, Hauptseminar, Zeitungssprache
Arbeit zitieren
Toralf Schrader (Autor:in), 2006, Kommentar und Leitartikel im Ressort „Politik“ der Zeitung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/119801

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