Eine antike Melancholietheorie und ihre Verarbeitung in der "Historia von Doktor Johann Fausten".


Seminararbeit, 2008

15 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Die Entstehung des Melancholiebegriffes
1.1 Die Viersäftelehre
1.2 Das Problem XXX,1

2. Doktor Johann Fausten- ein genialer Melancholiker?
2.1 die melancholische Veranlagung
2.2 Krankheitsbild und Krankheitsverlauf des Doktor Johann Fausten

3. Fazit

Einleitung

Kaum eine Gemütsbewegung übt so viel Faszination auf die Menschheit aus, wie die Melancholie. Seit ihrer erstmaligen Erwähnung vor über zweieinhalb Jahrtausenden bietet sie aufgrund ihrer vielseitigen Erscheinung in den Bereichen der Psychiatrie, Medizin und Philosophie Anlass zur Diskussion und wurde nahezu in jeder literarischen Epoche verarbeitet. Auch in der Bildenden Kunst stellt die Melancholie, nicht nur bei Albrecht Dürer, ein beliebtes Motiv dar.

Diese Hausarbeit beschäftigt sich zunächst mit den Ursprüngen der Melancholie in den medizinischen Theorien der Antike. Nach einer Einführung in die antike Verarbeitung des Melancholiebegriffes, soll im Anschluss näher auf den physischen Auslöser, die schwarze Galle, als Bestandteil der Humoralpathologie eingegangen werden. Anhand des pseudo-aristotelischen Textfragments ‚das Problem XXX, I‘, aus dem Corpus Hippocraticum, soll der Einfluss der Melancholie auf die menschliche Natur erarbeitet werden. Es wird geprüft, inwiefern die Melancholie mit einer besonderen Begabung zusammenhängt, die dem Menschen eine gesteigerte Veranlagung zu diesem psychischen Leiden verschafft. Die These des genialen Melancholikers soll schließlich in dem Volksbuch ‚Historia von D. Johann Fausten‘ untersucht werden. Anhand einer kritischen Auseinandersetzung wird erörtert, inwiefern Melancholie als Leiden betrachtet werden sollte, oder ob sie den Betroffenen durchweg in ein positives Licht rückt. Weiterhin gilt es, die Ursachen der Melancholie in der ‚Historia von D. Johann Fausten‘ zu konkretisieren und mit den verantwortlichen Faktoren aus dem ‚Problem XXX,1‘ zu vergleichen.

1. Die Entstehung des Melancholiebegriffes

Der Terminus Melancholie ist der griechischen Sprache entlehnt und setzt sich aus den beiden Wörtern μέλας und χολή zusammen. Ein Mensch, der als μελαγχολικός bezeichnet wird, ist gemäß der Übersetzung also ein ‚schwarzgalliger‘ Mensch.

Der Begriff fand erstmals Verwendung im Corpus Hippocraticum, welches zwischen dem 5. Und 2. Jahrhundert vor Christi entstand. Das irrtümlich dem antiken Arzt Hippokrates von Kós zugeschriebene Sammelwerk enthält eine Vielzahl medizinischer Texte, die die Wirkung der Natur auf die Gesundheit des Menschen thematisieren. Krankenberichte und äußerliche Anzeichen physischer Unstimmigkeiten werden zwar detailiert dargelegt, innere Ursachen bleiben jedoch aufgrund ungenügender Kenntnisse unklar. Nach aktuellem Forschungsstand ist eindeutig belegt, dass die wenigsten Texte des Corpus Hippocraticum von Hippokrates selbst stammen, sondern von einer Vielzahl verschiedener antiker Mediziner abgefasst wurden.

Der Begriff der Melancholie taucht erstmalig in der Schrift ‚Über Luft, Wasser und Ortslagen‘ auf, in der es heißt:

Wenn auf einen rauhen und im Zeichen des Nordwindes stehenden Sommer ein ebenfalls im Zeichen des Nordwindes stehender und trockener Herbst folgt, so ist dies nützlich für die Schleimtypen und die feuchten Naturen, aber sehr schädlich für die Galletypen, denn diese werden ausgetrocknet, bekommen trockene Augenentzündungen, heftige und langwierige Fieber, einige sogar Melancholien.

Auffällig ist hierbei die Darstellung der Melancholie als explizit körperliches Leiden. Diese Krankheit befällt eine bestimmte Sorte Mensch, den Galletypen. Das Krankheitsbild des Melancholikers bleibt unklar, es werden allein die somatischen Ursachen benannt: Durch eine Eindickung der Galle wird eine Austrocknung ihrer feuchtwässrigen Bestandteile verursacht. Dieser Prozess bewirkt letztlich die Schwarzfärbung der Gallesubstanz und ist Ursprung des Melancholiebegriffes[1]. Zudem wird der melancholische Typ im 3. Epidemienbuch des Corpus Hippocraticum dadurch charakterisiert, dass er teilweise unter Brennfieber, Hirnentzündungen und Ruhranfällen leide[2]. Hierbei wird nicht wie in der vorangegangenen Schrift eine Krankheit skizziert, sondern eine Disposition bestimmter Menschen hinsichtlich einiger körperlicher Leiden. Bereits hier beginnt sich die Untergliederung der Menschentypen von ausschließlich physischen Gegebenheiten auf andere Faktoren, wie Veranlagung und Temperament, zu erstrecken. Eine Differenzierung, die Ausgangspunkt für jenen melancholischen Menschentypus ist, der im ‚Problem XXX,1‘ skizziert wird.

[...]


[1] Flashar, Hellmut: Melancholie und Melancholiker in den medizinischen Theorien der Antike. Berlin 1966. S.23.

[2] Ebd. S. 33.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Eine antike Melancholietheorie und ihre Verarbeitung in der "Historia von Doktor Johann Fausten".
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Institut für deutsche und niederländische Philologie)
Veranstaltung
Melancholie in der Literatur des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
15
Katalognummer
V118597
ISBN (eBook)
9783640216130
ISBN (Buch)
9783640216161
Dateigröße
448 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Melancholietheorie, Historia, Johann, Fausten, Melancholie, Spätmittelalters, Neuzeit
Arbeit zitieren
Susanne Ackermann (Autor:in), 2008, Eine antike Melancholietheorie und ihre Verarbeitung in der "Historia von Doktor Johann Fausten"., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/118597

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