Alleinerziehende Frauen in Deutschland und deren Lebenssituation


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

18 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Alleinerziehende - eine Definition

3. Mutter-Familien und deren Entstehungsursache
3.1 Mutterfamilien aufgrund lediger Geburt
3.2 Mutterfamilien aufgrund von Scheidung/Trennung
3.3 Mutterfamilien aufgrund von Verwitwung

4. Demographische Daten über alleinerziehende Mütter
4.1 Familienstand
4.2 Alter
4.3 Zusammenhang zwischen Familienstand und Alter

5. Rechtliche Situation alleinerziehender Frauen in Deutschland

6. Lebenssituation alleinerziehender Frauen
6.1 Die wirtschaftliche Lage alleinerziehender Frauen
6.1.1 Unterhalt
6.1.2 Kindergeld und Kinderfreibetrag
6.1.3 Erziehungsgeld
6.1.4 Unterhaltsvorschuss
6.2 Vereinbarung von Beruf und Familie
6.3 Rollenüberlastung
6.4 Wohnungssituation
6.5 Soziale Netzwerke

7. Zusammenfassung

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In den vergangenen Jahren bzw. Jahrzehnten hat sich in Deutschland ein familiarer Strukturwandel vollzogen. Das bürgerliche Leitbild einer „Normalfamilie“ mit verheirateten Eltern und leiblichen Kindern in einem Haushalt hat sich immer mehr differenziert.

Diese Vielfalt von Familie spiegelt sich in verschiedenen Typen familialer Lebensformen wie Adoptivfamilie, Fortsetzungsfamilie, Großfamilie, Kernfamilie, Kleinfamilie, Kommune, Lebensabschnittspartnerschaften, Living-apart-together, Mehrgenerationenfamilie, nichteheliche Lebensgemeinschaften, Patchwork-Familie, Pflegefamilie, SOS-Kinderdorf-Familie, Stieffamilie, Wohngemeinschaft, Zweitfamilie und Zwei-Kern-Familien wieder.

Auch die Ein-Eltern Familie ist solch eine Erscheinungsform und besonders die Frauen sind von diesem Phänomen betroffen.

Zur Zeit ist ungefähr jede sechste Frau alleinerziehend, das heißt rund 1,5 Millionen Frauen managen den alltäglichen Balanceakt zwischen Hausarbeit, Familie und Erwerbstätigkeit. Mit viel Stärke und Engagement bewältigen sie dabei Zeitnot und Geldmangel.

Dass die meisten alleinerziehenden Mütter trotz alledem noch ihren Alltag schaffen, hat weniger mit unserer Familienpolitik, sondern viel mehr mit ihrer Kraft und der privat organisierten Hilfeleistung durch Freunde, Verwandte und Nachbarn zu tun.

Und auch wenn aktuelle Debatten in Politik und Öffentlichkeit eine kinderfreundliche Gesellschaft fordern, ist die Realität häufig noch eine andere: Wirksame Unterstützung für die meisten Alleinerziehenden, ob nun Mutter oder Vater, ist bisher nicht ausreichend vorhanden. In dieser Hausarbeit werde ich mich ausschließlich mit alleinerziehenden Müttern beschäftigen. In Kapitel 2 werde ich eine allgemeingültige Definition des Begriffes „Alleinerziehende“ geben. Kapitel 3 beschäftigt sich mit den unterschiedlichen Entstehungsursachen, die zu dieser Lebensform führen.

Im darauffolgenden Kapitel werden demographische Daten alleinerziehender Mütter dargestellt. Dabei ist es nach wie vor ratsam, zwischen Ost und West zu unterscheiden, da sich gerade in den neuen Bundesländern nach dem Mauerfall einiges verändert hat.

Kapitel 5 schneidet einige rechtlichen Grundlagen alleinerziehender Mütter kurz an. Eine ausführliche Darstellung dieser rechtlichen Situation würde den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen, da ich mein Hauptaugenmerk auf die Lebenssituation der alleinerziehenden Frauen richte, welche Kapitel 6 als Thema hat. Wichtige Teilthemen stellen hier die wirtschaftliche Lage, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Rollenüberlastung und die herrschenden Vorurteile in der Gesellschaft dar. Um die Situation der alleinerziehenden Mütter nicht nur einsseitig als belastend darzustellen, gibt Kapitel 7 einen kurzen Einblick über die Vorteile der sogenannten Mutter-Familie.

2. Alleinerziehende - eine Definition

Unvollständige Familie, Teilfamilie, und Halbfamilie sind unter anderem Begriffe, von denen nicht nur in unserem täglichen Sprachgebrauch sondern auch in der wissenschaftlichen Literatur über Alleinerziehende Gebrauch gemacht wird. All diese Bezeichnungen haben eins gemeinsam und zwar die Abwertung einer vielfältigen Lebensform gegenüber der „vollständigen Normalfamilie“1. Für diese Hausarbeit sollen deswegen die Begriffe Alleinerziehende, Ein-Eltern-Familie bzw. hier in diesem speziellen Fall, bei dem der Schwerpunkt bei den alleinerziehenden Müttern liegt, Mutter- Familien benutzt werden.

Aber was versteht man nun genau unter dem Terminus „Alleinerziehende“?

Das Statistische Bundesamt definiert Alleinerziehende als „ledige, verheiratet getrenntlebende, geschiedene und verwitwete Väter und Mütter, die mit ihren minder- oder volljährigen ledigen Kindern zusammenleben. Es ist unerheblich, ob außer dem alleinerziehenden Elternteil und den Kindern noch weitere Personen in dem Haushalt leben.“2

Weiter ist zu dem Begriff „Alleinerziehende“ auszuführen, dass Personen, die sich für diese Lebensform mehr oder weniger freiwillig entscheiden, dies aus unterschiedlichen Gründen und zu verschiedenen Zeitpunkten ihrer Biographie tun und im Grunde niemand wirklich alleinerziehend ist, denn spätestens mit Beginn der Schulzeit werden "wesentliche Erziehungs- und Sozialisationsaufgaben aus der Familie herausverlagert"3.

3. Mutter-Familien und deren Entstehungsursache

Zur Entstehung einer Ein-Eltern-Familie können vier unterschiedliche Ursachen genannt werden:

- Ledige Geburt
- Scheidung
- Getrenntleben vom Ehegatten
- Tod des Ehegatten

Diese Familienform muss aber nicht immer zwingend von Dauer sein, vielmehr ist es möglich, dass sich die Familienform im Laufe der Zeit ändert. Durchaus kann eine verwitwete Person einen neuen Lebenspartner finden oder Getrenntlebende ziehen wieder in einen gemeinsamen Haushalt.

3.1 Mutterfamilien aufgrund lediger Geburt

Im historischen Rückblick war das Ansehen lediger Mütter sehr gering. Erst 1970 wurde mit dem Inkrafttreten des Gesetzes zur Neuregelung der nichtehelichen Kinder ihre Diskriminierung aufgehoben.

Seit dieser Zeit wird gerade auch durch die Frauenbewegungen für die Abschaffung aller Vorurteile gegenüber einer ledigen Mutter und ihrem Kind gekämpft. Neben den juristischen Veränderungen haben die medizinischen Möglichkeiten (zuverlässige Empfängnisverhütung) die Entscheidungsmöglichkeit für bzw. gegen und die Planbarkeit von Kindern durchaus erhöht.

Da die Zahl der Mutterfamilien aufgrund lediger Mutterschaft in den letzten Jahren immer mehr an Zuwachs gewonnen hat, scheint sich ein Wandel bezüglich der Einstellungen, auch aufgrund der oben genannten gesellschaftlichen Veränderungen, vollzogen zu haben, dass sich Frauen heute bewusst für diese Lebensform entscheiden.

Allgemein lässt sich sagen, dass die Schwangerschaft der alleinerziehenden Mütter selten geplant war, sowohl bei denen, die zum Zeitpunkt der Schwangerschaft in einer nicht-ehelichen Lebensgemeinschaft lebten, als auch bei denen, die mit ihrem Partner nicht zusammen lebten. Außerdem entschieden sich die meisten Frauen bewusst für das Kind, obwohl sie aufgrund der Ablehnung des Kindes durch den Mann wussten, „dass diese Entscheidung ihre Partnerbeziehung gefährden würde“4

So wurde die Entscheidung für das Kind „überwiegend von der ledigen Mutter allein (34,5%) und sogar häufig gegen den Willen des Vaters (20,4%) getroffen“.5

Insgesamt muss betont werden, dass fast alle Frauen einer Heirat generell nicht ablehnend gegenüber standen, aber sich dennoch meist aus beziehungsinternen Problemen gegen eine Eheschließung entschieden. Die drei häufigst genannten Ursachen hierfür waren: Unterschiede in der Lebensgestaltung und -planung, fehlende emotionale Nähe und zu wenig Unterstützung bei der Organisation des Alltags6

3.2 Mutterfamilien aufgrund von Scheidung/Trennung

Historisch gesehen ist die Ehescheidung sehr selten und wurde aus ideologischen und materiellen Gründen möglichst verhindert. „Als schichtunabhängiges Phänomen ist die Ein-Eltern-Familie durch Scheidung (...) historisch ein neuartiger Tatbestand.“7

Hinsichtlich der verursachenden Bedingungen für die Mutterfamilien aufgrund von Scheidung/Trennung lässt sich sagen, dass durch den allgemeinen Einstellungswandel bezüglich Ehescheidungen das Argument, eine Ehe um der Kinder willen zu erhalten, an allgemeiner Anerkennung verloren hat.

Die Untersuchungen zu den Entstehungsgründen von Mutterfamilien aufgrund von Scheidung oder Trennung haben ergeben, dass sich tendenziell Paare, die ohne Ehe zusammen leben, eher früher trennen als Paare, die verheiratet sind. Erstgenannte trennen sich eher schon bei dauernden Beziehungsproblemen, Ehepaare dagegen eher erst bei zusätzlich bestimmten Anlässen. „Die formale Eheschließung scheint also die Wirkung zu haben, dass der Prozess der Trennung langwieriger ist.“8

Daneben ist noch zu erwähnen, dass die Entscheidung zur Trennung bzw. Scheidung in den meisten Fällen von der Frau getroffen wird.

3.3 Mutterfamilien aufgrund von Verwitwung

Der Verlust des Ehepartners durch Tod unterscheidet sich von allen Formen der Ein-Eltern-Familie besonders. Der Unterschied liegt „vor allem in der Endgültigkeit der Situation, in der Hoffnungslosigkeit auf eine Rückkehr oder Wiederherstellung der früheren Beziehung in gleicher, ähnlicher oder sogar veränderter Form.“9

Bei verwitweten Alleinerziehenden haben sich, anders als bei den anderen Formen der Ein-Eltern- Familien zudem geschlechtsspezifische Varianten entwickelt. „Die Witwen geraten eher als die Witwer in Isolierung, und die Umwelt begegnet ihnen fast, als trägen sie selbst ein Todeszeichen. Dagegen lösen Witwer eher Hilfsbereitschaft bei anderen aus.“10

[...]


1 BACH, ANGELIKA: 2001, S. 5.

2 STATISTISCHES BUNDESAMT: 1999, S. 12.

3 NAVE-HERZ, ROSEMARIE/ KRÜGER, DOROTHEA: 1992, S. 31.

4 NAVE-HERZ, ROSEMARIE: 1994, S. 98.

5 NAVE-HERZ, ROSEMARIE/ KRÜGER, DOROTHEA: 1992, S. 54.

6 Vgl. NAVE-HERZ, ROSEMARIE/ KRÜGER, DOROTHEA: 1992, S. 61.

7 NAVE-HERZ, ROSEMARIE: 1994, S. 100.

8 Ebd. S. 101.

9 Ebd. S. 107.

10 Ebd. S. 106.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Alleinerziehende Frauen in Deutschland und deren Lebenssituation
Hochschule
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Veranstaltung
Struktur- und Funktionswandel der Familie: historische und politische Aspekte
Note
2,5
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V63266
ISBN (eBook)
9783638563536
ISBN (Buch)
9783640149612
Dateigröße
497 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Alleinerziehende, Frauen, Deutschland, Lebenssituation
Arbeit zitieren
Nadine Zunker (Autor:in), 2005, Alleinerziehende Frauen in Deutschland und deren Lebenssituation, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63266

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Alleinerziehende Frauen in Deutschland und deren Lebenssituation



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden