Systematische Beobachtung


Seminararbeit, 2004

18 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die Beobachtung
1.1 Begriffsbestimmung „Beobachtung“
1.2 Geschichte der Beobachtung
1.3 Quantitativ/qualitativ orientierte Beobachtung
1.4 Die Beobachtung und ihre Vorteile bzw. Nachteile

2. Elemente der Beobachtung
2.1 Beobachtungsfeld
2.2 Beobachtungseinheit
2.3 Beobachter/Beobachtete
2.4 Protokollieren

3. Beobachtungsformen
3.1 Teilnehmende Beobachtung/ nicht-teilnehmende Beobachtung
3.2 Offene Beobachtung/verdeckte Beobachtung
3.3 Strukturierte Beobachtung/unstrukturierte Beobachtung
3.4 Natürliche Beobachtung/künstliche Beobachtung
3.5 Fremdbeobachtung/Selbstbeobachtung
3.6 Zusammenfassung

4. Diskrepanz zwischen Befragung und Beobachtung

5. Fehlerquellen
5.1 Fehler durch den Beobachter
5.2 Systematische Fehler
5.3 Reaktiver Effekt

6. Beobachtungsverfahren
6.1 Die Interaktionsanalyse
6.1.1 Anwendungsbeispiel der balesschen Interaktionsanalyse
6.1.2 Problematik der balesschen Interaktionsanalyse
6.2 Beispiel einer teilnehmenden Beobachtung: „Street Comer Society“

7. Reflexion

8. Literaturverzeichnis

1. Die Beobachtung

Die Beobachtung wird im allgemeinen als die „ursprünglichste“ Datenerhebungstechnik betrachtet, denn hier wird die Nähe zu alltäglichen Techniken zur Erlangung von Informationen besonders deutlich.

Ein Übergang von der alltäglichen „naiven“ Beobachtung zur wissenschaftlichen Beobachtung erfolgt dadurch, dass das Verfahren der Beobachtung kontrolliert und systematisch abläuft.

1.1 Begriffsbestimmung „Beobachtung“

„Beobachtung ist die planmäßige Erfassung sinnlich wahrnehmbarer Tatbestände, wobei der Forscher dem Untersuchungsobjekt gegenüber eine rezeptive Haltung einnimmt. Durch diese rezeptive Haltung unterscheidet sich die Beobachtung sowohl vom Interview wie auch vom Experiment, indem nämlich darauf verzichtet wird, durch verbale und andere Reize die erwünschten Reaktionen hervorrufen.“ (SCHEUCH, 1958, S. 210)

Der Unterschied zur alltäglichen Beobachtung besteht nicht in der Art und Weise des Beobachtens, sondern vielmehr im Beweggrund des Beobachtens.

„Während alltägliches Beobachten der Orientierung der Akteure in der Welt dient, ist das Ziel der wissenschaftlichen Beobachtung die Beschreibung bzw. Rekonstruktion sozialer Wirklichkeit vor dem Hintergrund einer leitenden Forschungsfrage.“

(ATTESLANDER, 1995, S. 87)

Ein weiterer Unterschied ist die Anwendung systematischer Verfahrensweisen, während die alltägliche Beobachtung eher unreflektiert abläuft. Das Ziel solch einer wissenschaftlichen Beobachtung ist es weiterhin, ihre Ergebnisse einer wissenschaftlichen Diskussion zu unterziehen, das heißt sie ist „wiederholten Prüfungen und Kontrollen hinsichtlich der Gültigkeit, Zuverlässigkeit und Genauigkeit unterworfen“

(KÖNIG, 1972, S. 77)

In der Soziologie findet die Beobachtung allerdings eher selten Anwendung. Darauf weist Jürgen Fiedrichs, mit der Begründung, „dass die Beobachtung Hypothesen über das Verhalten von Individuen verlangt, zu denen dann Analysen und Prognosen nötig sind. In den Hypothesen sind Variablen enthalten, deren Messung anhand der Kategorien des Forschers erfolgt, er interpretiert Bewegung, räumliche Distanz und Interaktion.“, hin.

(FRIEDRICHS, 1985 )

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.2 Geschichte der Beobachtung

Die Geschichte der Beobachtung als eine Methode der Sozialwissenschaft ist relativ kurz.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.3 Quantitativ /qualitativ orientierte Beobachtung

In der Sozialforschung unterscheidet man die qualitativ orientierte Beobachtung von der quantitativ orientierten Beobachtung.

Nach Atteslander ist die qualitativ orientierte Beobachtung gekennzeichnet durch „die Annahme, dass soziale Akteure Objekten Bedeutungen zuschreiben, sich nicht starr nach Normen und Regeln verhalten, sondern soziale Situationen interpretieren und so prozeßhaft soziale Wirklichkeit konstituieren“. (ATTESLANDER, 1995, S.92)

In diesem Fall ist der Forscher also in erster Linie mit der Interpretation beschäftigt.

Bei der quantitativ orientierten Beobachtung dagegen geht es um die Erfassung von Daten, die dann zum Überprüfen von Theorien und Hypothesen herangezogen werden. Diese Methode der Beobachtung wird von Atteslander kritisiert; er bezeichnet sie als „Primat der Methode“ (ATTESLANDER, 1995, S.92), das heißt, die Beschäftigung der Methode überlagert den eigentlichen Gegenstand.

1.4 Die Beobachtung und ihre Vorteile bzw. Nachteile

Marie Jahoda, Morton Deutsch und Stuart W. Cook schreiben „Der größte Vorzug der Beobachtungsverfahren liegt vielleicht darin, dass sie es erlauben, ein Verhalten in dem Zeitpunkt festzuhalten, in dem es sich tatsächlich ereignet.“ Des Weiteren ist „Die Beobachtung [...] nicht nur von der Fähigkeit ihrer Objekte, sondern auch von ihrer Bereitwilligkeit, sachliche Berichte zu machen, völlig unabhängig.“ Zusätzlich gelingt es der Beobachtung zwar nicht immer den Widerstand gegen die Forschungsarbeit zu überwinden, aber immerhin ist „der Anspruch auf aktive Mitarbeit, den sie an die untersuchten Personen stellt, wesentlich geringer“

(JAHODA/DEUTSCH/COOK, 1972, S.78f)

Aber auch die Beobachtung hat ihre Grenzen. So ist der Beobachter zum Beispiel gezwungen, immer anwesen zu sein, wenn er ein Ereignis beobachten möchte. Dies stößt dann auf Schwierigkeiten, wenn sich das Ereignis nicht mit Genauigkeit vorhersagen lässt.

(JAHODA/DEUTSCH/COOK, 1972, S.79).

Ein Beispiel hierfür wäre, wenn sich ein Forscher am Interesse des Verhaltens von Menschen während eines Vulkanausbruches interessiert. In diesem Fall müsste nicht nur der Vulkan ausbrechen, sondern der Forscher müsste auch noch an Ort und Stelle sein.

Zusätzlich „wird die praktische Anwendung von Beobachtungsverfahren durch die Dauer der Ereignisse begrenzt“

(JAHODA/DEUTSCH/COOK, 1972, S.80).

2. Elemente der Beobachtung

2.1 Beobachtungsfeld

Man bezeichnet den Bereich, in dem eine Beobachtung stattfindet, als Beobachtungsfeld. Damit ist aber nicht nur das räumliche sondern auch das soziale Umfeld, der Zeitpunkt sowie die Rahmenbedingungen der Untersuchung gemeint.

Wichtig für die Untersuchung ist, dass der Beobachter bereits Vorkenntnisse über das Beobachtungsfeld gesammelt hat, sonst besteht die Gefahr einer Verzerrung der Untersuchung. (FRIEDRICHS/LÜDTKE, 1973, S.51f)

2.2 Beobachtungseinheit

Eine Beobachtungseinheit ist derjenige Teilbereich sozialen Geschehens, der der konkrete Gegenstand der Beobachtung sein soll.

Bei der quantitativen orientierten Beobachtung gilt die kleinste, vollständig deutbare Einheit eines Verhaltens als Beobachtungseinheit. (ATTESLANDER, 1995, S.99)

Im Gegensatz hierzu sollen aber bei qualitativen Untersuchungen, Situationen in ihrer Ganzheit erfasst werden. Aus diesem Grund werden hier eher weniger stark abgegrenzte Beobachtungseinheiten verwendet. Das heißt als Beobachtungseinheiten werden eher ganze Situationen verstanden. In diesem Fall werden Situationen als sinnlich wahrnehmbare Einheiten von Personen, anderen Organismen oder materiellen Elementen definiert. (FRIEDRICHS/LÜDTKE, 1973, S.53)

2.3 Beobachter/Beobachtete

Bei dem Beobachter muss darauf geachtet werden, in welchem Maße er an der Beobachtung teilnimmt, ob also eher ein geringer bzw. hoher Partizipationsgrad vorliegt. Je nach Höhe dieses Partizipationsgrades spricht man von teilnehmender bzw. nicht-teilnehmender Beobachtung.

Der jeweilige Beobachterstatus hat auch einen Einfluss auf die Beobachteten. Es muss der Situation angepasst sein, so dass eventuelle Verzerrungen so weit wie möglich vermieden werden können.

2.4 Protokollieren

Für das schriftliche Festhalten von Beobachtungsergebnissen gibt es bisher noch kein einheitliches System.

Wichtig ist vor allen Dingen, dass zwischen der Beobachtung und dem Notieren des Beobachteten eine nicht allzu lange Zeit liegen sollte, „da dieses zu Lasten der Quantität der Daten geht“. (ATTESLANDER, 1993, S. 111).

Es sollte immer möglich sein, Notizen anzufertigen. Sei es stenografisch oder mit Hilfe eines Tonbandgerätes usw.

Ein Beispiel hierfür ist das Interaktiogramm von Atteslander:

Angewandte Kurzschrift:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Beispiel aus einer Untersuchung über Arbeitsbeziehungen in der Abteilung eines

Unternehmens.(FRIEDRICHS/LÜDTKE,1973, S.66f).

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Systematische Beobachtung
Hochschule
Pädagogische Hochschule Heidelberg  (Erziehungswissenschaft)
Note
1,5
Autor
Jahr
2004
Seiten
18
Katalognummer
V28418
ISBN (eBook)
9783638302043
ISBN (Buch)
9783640149551
Dateigröße
587 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dichter Text - einzeiliger Zeilenabstand
Schlagworte
Systematische, Beobachtung
Arbeit zitieren
Nadine Zunker (Autor:in), 2004, Systematische Beobachtung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28418

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