Das Kommunikationssystem als Basis menschlicher Interaktionen

Das Erziehungsproblem, wenn die Jugendlichen heranwachsen


Seminararbeit, 2008

25 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1.Problematik

2.Begriffsdefinitionen

3.Die systemtheoretische Basis

4.Soziale Systeme
4.1Kontingenz
4.2Doppelte Kontingenz
4.3Autopoiesis

5.Operation Kommunikation

6.Pädagogische Relevanz
6.1Familiäre Einordnung
6.2Weiterführende Ansätze

7.Lösungsansätze

8.Fazit

9.Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Problematik

Kinder erreichen im Prozess der Adoleszenz eine Phase, in der sie sehr häufig kontroverse Ansichten zu ihren Eltern und anderen Erziehern gelangen. Mit „Ich bin alt genug!“, „Ich pass’ schon auf.“ argumentieren die Heranwachsenden gegenüber den Eltern. Die pubertären Jungen und Mädchen möchten selbstständig entscheiden, handeln und überschätzen des Öfteren ihre eigenen Möglichkeiten. Gewisse Befähigungen erwirbt der Mensch erst im Laufe des Lebens oder bezieht diese von Anderen. Die Qualifizierungen können zu Beginn der Adoleszenz nicht vorhanden sein.

Ein unabkömmlicher Fundus zur Lösung der Problematik ist die Kommunikationsweise zwischen beiden Parteien. Analysiert man die Ursachen zur Klärung der Differenzen, gelangt man zu dem interfamiliären Umgang. Der zwischenmenschliche Umgang ist gekennzeichnet durch wechselseitige Interaktionen, deren Hauptanteil Kommunikation ist.

Die Grundfrage lautet: „Wie sollten Eltern und Erzieher handeln und reagieren, damit sie durch pubertäre Teenager ernst genommen werden?“

Der primäre Lösungsansatz liegt in einer zielgerichteten Kommunikation mit spezieller Argumentation und beidseitigem Handlungsansatz. Gelingt es diesen Ansatz situationsgerecht zu gestalten, werden kontroverse Diskussionen reduziert. Auf dieser Basis lässt sich ein Konsens finden, der beidseitige Einschränkungen und Zugeständnisse fordert. Der Konsens beinhaltet, dass Einschränkungen auf beiden Seiten minimiert werden.

In dieser Arbeit wird das familiäre Missverstehen systemtheoretisch, wissenschaftlich aufgeschlüsselt.[1]

2. Begriffsdefinitionen

Die Begriffsdefinitionen orientieren sich an allgemein wissenschaftlichen und systemtheoretischen Erklärungen.

Erziehung:Die Erziehung ist ein von Eltern und Pädagogen gesteuerter und beeinflusster Prozess. Das Bezugsobjekt stellen die Nachkommen einer Familie, stellvertretend die Gesellschaft, dar. Zweck der Erziehung ist die Vermittlung gesellschaftlich anerkannter Werte und Normen, die Heranführung an ein selbstorganisiertes Leben heranführen soll. Nach Niklas Luhmann zielt Erziehung auf eine Veränderung von Menschen ab. Das Mittel ist die spezialisierte Kommunikation. Demnach „[ist Erziehung] eine hochinteraktive Veran-staltung [sic]“ (KRAUSE 2001, S. 126).

Der Terminus „ernst genommen werden“ klassifiziert ein Vorgesetztenverhältnis der Eltern gegenüber ihren Kindern. Die Eltern stellen ein übergeordnetes System dar. Kinder und Eltern sind in dem sozialen System Familie organisiert. Diese wird durch das Teilsystem Eltern gelenkt. Der Terminus setzt erfolgreiche Kommunikation voraus, das heißt, es darf keine Differenz zwischen gesendeter und empfangener Botschaft bestehen (vgl. KRAUSE 2001, S. 152). Im umgekehrten Fall kann das soziale System Familie nicht funktionieren. Das Verstehen stellt den dritten Hauptbestandteil des Kommunikationsprozesses dar (vgl. 5.).[2]

Erziehung enthält eine karrierestrategische Selektion, sinngemäß Bevor- und Benachteiligungen. Das Mittel dazu stellt der Lebenslauf dar, da die Selektion im Kindesalter beginnt und den Prozess einer lebenslangen Bildung zur Folge hat. Bildung ist die Gesamtheit der erfahrenen Lehr- und Lernprogramme (vgl. KRAUSE 2001, S. 209).

Interaktion:Interaktion bildet eine Reziprozität zwischen mindestens zwei sozialen Systemen ab. Sie kann nur entstehen, wenn die durch das erste humane System provozierten Reaktionen durch weitere Akteure erwidert werden. Systemtheoretisch wird eine gegenseitige, selektive und reflexive Wahrnehmung vorausgesetzt, damit das Interaktionssystem funktionieren kann. Da immer mehrere Interaktionen gleichzeitig ablaufen, erfolgt eine sequenzielle Einteilung durch das beobachtende System. Interaktion ermöglicht gesellschaftliche Evolution.

Kommunikation:Kommunikation stellt einen interaktiven und zwischenmenschlichen Prozess, mit dem Hauptziel der Verständigung, dar. Das heißt es tritt eine Wechselwirkung zwischen mindestens zwei sozialen Elementarsystemen ein. Dieser Vorgang geschieht innerhalb eines komplexen übergeordneten Systems namentlich der Gesellschaft. Der Verständigungsprozess verläuft in drei Teilschritten:

1.) Er beginnt, wenn eines der sozialen Systeme das Ziel der Mitteilung, also die Informationsübermittlung, verfolgt.
2.) Im weiteren Verlauf formuliert der Kommunikator die Botschaft und gibt sie durch ein Medium an seinen Gesprächspartner weiter.
3.) Wenn dieser die Nachricht versteht, war die Informationsübertragung erfolgreich. Dies zeigt sich in der reaktiven Handlung des Rezipienten. Das Bewusstsein fungiert dabei als Informationsselektionsmedium.

Pubertät:Die Pubertät stellt eine Zeitphase in der Entwicklung des Menschen dar. Sie beginnt und endet im Jugendalter. Kennzeichnend für diese Phase sind das Erreichen der Geschlechtsreife und die geistige Reifung. Das Spezifikum „pubertär“ definiert sich als wenig erfahren und unvollständig entwickelt. Jedes System vollzieht eine Evolution. Diese gestaltet sich von deren Entstehung bis zu dessen Coda. Im Gegensatz zu komplexen Systemen, wie der Gesellschaft, sind die Grenzen bei biologischen Systemen klar erkennbar und gewissermaßen einsehbar. Innerhalb der Entwicklung verändern sich Systeme, das heißt sie passen sich der Umwelt und anderen abhängigen Systemen an. Die übergeordnete Gesellschaft beeinflusst und steuert die Entwicklung ihrer Teilsysteme, wird aber gleichzeitig durch diese gelenkt. Die Pubertät ist eine Anpassung an die Gesellschaft mit dem Ziel, das System Kind allein lebensfähig zu gestalten.

Re-entry:Das Re-entry ist ein Wiederkennen des eigenen Systems durch Beobachtung und Unterscheidung. Die Unterscheidung wird vom System vorausgesetzt, damit der Widererkennensvorgang stattfinden kann. Es können Differenzen wahrgenommen werden, denn „the same is diffrent.“ (KRAUSE 2001, S. 192). Die Beobachtung erfolgt auf erster Ebene. Das Re-entry zählt zum Bereich des Paradoxiemanagements.

3. Die systemtheorethische Basis

Die Systemtheorie ist eine wissenschaftliche Disziplin, die Erklärungsversuche sozial-gesellschaftlicher Prozesse, menschlichen Handelns und zukünftige Vorhersagen bereitstellt. Sofern diese Ziele umsetzbar sind, ist es möglich, die Gesellschafts- und ihre Teilsysteme zu beeinflussen.

Eine erschwerte oder nicht vorhandene Kommunikationsfähigkeit ist ein häufiges Erziehungsproblem moderner Gesellschaften. Da Erziehung einen andauernden, komplexen, gesellschaftlichen Prozess impliziert, ist sie systemisch analysierbar. Die Erziehung ist ein logischer Folgevorgang der gesellschaftlichen Autopoiesis.

Als Grundvoraussetzung der Systemtheorie nimmt Luhmann an, dass wissenschaftliche Aussagen als solche und nicht als Gegenstände betrachtet werden. Da man daraus auf die Realität schlussfolgern kann, gibt Systemtheorie indirekte Aussagen über die aktuelle Wirklichkeit. Um direkte Vorhersagen treffen zu können, muss eine reale Systemanalyse in der wirklichen Welt erfolgen. Diese Voraussetzungen gelten universell. Es ist möglich, alle realen Gegenstände untereinander und mit dem Gesamtsystem zu vergleichen. Die Teilsysteme, exemplarisch „Personen sind […] Einrichtungen des sozialen Systems zur Ordnung und Einschränkung von Verhaltensmöglichkeiten bei […] doppelter Kontingenz.“ (KRAUSE 2001, S. 184). Weil Systemtheorie den Vergleich der Beobachtung mit der Wirklichkeit zum Grundsatz hat, wird ihr eine Kontrollfunktion zugesprochen. Der Realitätsabgleich muss immer erfolgen. Dieser Vergleich inkludiert die Erkenntnistheorie des Lernens aufgrund rationeller Einsicht, wie es schon Aristoteles, Descartes und Kant angenommen hatten. Enthaltene Systeme nutzen weiterhin die Funktion der Selbstreferenz. Es können praktisch keine Systeme existieren, die ausschließlich über Selbst- beziehungsweise Fremdreferenz arbeiten, jedoch überwiegt systemabhängig eine von beiden.

Um vorangehende Fakten zu ergründen, vollzieht das beobachtende System ständig eine theoretisch-begriffliche Analyse, um die Systemreferenzen auf den aktuellen Forschungsstand zu bringen. Systemreferenzen nutzen Differenzen zwischen Einzelsystemen, so im akademischen Zusammenhang zwischen dem Wissenschaftssystem und dem von ihm betrachteten System zur Anpassung des eigenen Systems.

Es existieren so genannte „black boxes“, deren Zugriffsformen wissenschaftlich nicht analysierbar sind. Eine Differenz der Bezugssysteme zueinander kann nicht ausgemacht werden. „Deshalb bleiben die black boxes bei aller Bemühung und bei allem Zeitaufwand […] füreinander undurchsichtig“ (LUHMANN 1984; S. 32). Eine „black box“ definiert sich als Unerreichbarkeit der Bewusstseine jeweiliger Interaktionspartner. Die Systemtheorie ist abhängig von der aufgestellten Theorie über das erforschte System auf Basis von Wissen. Das untersuchte System hat sich unreflektiert einer unflexiblen Gattungslogik zu unterwerfen. Das Wissenschaftssystem besitzt keinerlei Garantie, Verallgemeinerungen vornehmen zu können, denn je nach Qualität und Vorgehensweise der Analyse existieren verschiedene funktionale Lösungen für jedes spezielle Problem.

[...]


[1] Referenzsysteme sind die Gesellschaft, Familie, und die Menschen allgemein.

[2] Erster Hauptbestandteil der Kommunikation ist die Intention zur Benachrichtigung. Das Senden der Nachricht ist der zweite Anteil. Beide werden durch den Kommunikator ausgeführt.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Das Kommunikationssystem als Basis menschlicher Interaktionen
Untertitel
Das Erziehungsproblem, wenn die Jugendlichen heranwachsen
Hochschule
Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg
Note
1,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
25
Katalognummer
V113639
ISBN (eBook)
9783640148592
ISBN (Buch)
9783640148929
Dateigröße
573 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kommunikationssystem, Basis, Interaktionen
Arbeit zitieren
Etienne Pflücke (Autor:in), 2008, Das Kommunikationssystem als Basis menschlicher Interaktionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113639

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