Gedichte und Symbole in Theodor Storms Immensee


Hausarbeit, 2003

18 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Hauptteil
1.) Rahmen
2.) Gedichte und Lieder
a) Märchen von den Spinnfrauen
b) Märchen von dem armen Mann
c) Gedicht von der Krähe
d) Hier an der Bergeshalde
e) Heute, nur heute
f) Er wäre fast verirret
g) Meine Mutter hats gewollt
3.) Symbole und Motive
a) Erdbeeren
b) Wasserlilie
c) Immensees Landschaft
d) Tiere

III. Schluss

IV. Literaturverzeichnis

I. Einleitung:

Theodor Storms Novelle „Immensee“ wurde in der jetzigen Fassung zum ersten Mal 1851 in den „Sommergeschichten und Liedern“ veröffentlicht.

Mit „Immensee“ ist ihm meiner Meinung nach ein Meisterwerk der Literatur gelungen. Storm hat eine wunderbare künstlerische Technik, seine Novelle ist voll von Symbolen und Motiven.

Auch Hermann Engelhard hat dies erkannt, als er schrieb, dass sich „die Verwendung solcher Symbole [manchmal] bis zu vollendeter Kunst [steigert]“ (Engelhard, Hermann: Theodor Storm. Gedichte Märchen Novellen, S. 41).

Aus diesem Grund habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, die zahlreichen Symbole, wie Tiere und Pflanzen, aber auch die Gedichte, die sich durch die ganze Novelle hindurchziehen und somit einen roten Faden bilden, in meiner Seminararbeit zu bearbeiten. Um verständlich vorangehen zu können, werde ich meine Seminararbeit in drei Teilgebiete unterteilen und die Novelle systematisch durchgehen.

Beginnen möchte ich mit der Rahmenerzählung, in der der Alte in seinem Zimmer sitzt und sich an seine Jugendzeit erinnert.

Als nächstes werde ich versuchen, die Gedichte und Lieder in „Immensee“ zu interpretieren, was wichtig ist um die Erinnerungen des Alten und damit die Novelle an sich, verstehen zu können.

Ausgehend von diesem Wissen werde ich auf weitere Symbole, auf die wir in „Immensee“ stoßen, eingehen und sie anhand von Sekundärliteratur, deren Wahrheitsgehalt ich anhand meiner eigenen Empfindungen untersuchen möchte, erläutern.

II. Hauptteil:

1.) Rahmen:

Die Novelle beginnt damit, dass ein alter Mann an einem „Spätherbstnachmittage“ (Storm, Theodor: Immensee, S. 3) nach Hause kommt, auf sein Zimmer geht und jegliches Licht darin verweigert („Noch kein Licht!“; Storm, Theodor: Immensee, S. 3). Die Stimmung ist regelrecht düster, alles ist „heimlich und still“ (Storm, Theodor: Immensee, S. 3). In dieser Umgebung setzt sich der Alte in einen „schwerfällige[n] Lehnstuhl“ (Storm, Theodor: Immensee, S. 4) und faltet seine Hände. Diese gefalteten Hände und dazu die dunkle Atmosphäre erinnern den Leser an den Tod. Einen Moment später tritt genau das ein, was Hermann Engelhard als „stormtypisch“ und wie folgt beschreibt:

„Oft sind es alte, „erinnerungssüchtige“ Menschen, denen der Dichter das in den Mund legt, was er uns erzählen will: der Alte in „Immensee“, den ein vom Mondstrahl getroffenes altes Bildchen in die Jugendzeit zurückführt...“ (Engelhard, Hermann: Theodor Storm. Gedichte Märchen Novellen, S.40), von der er uns daraufhin erzählt.

Das Ende der Novelle zeigt erneut den Alten, wie er immer noch mit „gefalteten Händen in seinem Lehnstuhl“ (Storm, Theodor: Immensee, S. 37) sitzt. Man könnte also sagen, dass Romaneingang und –ende von den Todesgedanken des Alten überschattet sind, denn beide Teile weisen eine äußerst dunkle Stimmung auf.

Dieser Rahmen bei Storm könnte einem realistischen Zweck dienen. Um es mit den Worten von W. A. Coupe deutlich zu machen, „die fiktive Welt [also der Alte und seine Erinnerung an die Jugend] entspricht der Welt der Wirklichkeit, indem der Erzähler [...] vor Rätseln steht und sich mit einem Halbwissen [...] begnügen muss. Er kann infolgedessen nichts Endgültiges über die von ihm erzählte Geschichte sagen...“ (Coupe, W. A.: Schriften der Theodor-Storm-Gesellschaft 26, S.14).

Hier muss ich ihm völlig recht geben, denn der alte Reinhard in der Erzählung sitzt absolut stumm und regungslos in seinem Lehnstuhl und braucht sogar einen Erzähler, um seine Erinnerungen aus der Vergangenheit, die ein ganz offensichtlich bedrängendes Gefühl in ihm auslösen, darzulegen.

Dass W. A. Coupe mit seiner Annahme recht hat, wird in den letzten Sätzen der Novelle deutlich, da diese weder mit einer Wertung des Alten endet, noch er sich ein Urteil über das Erzählte macht.

Er schaut lediglich auf den See hinaus, sieht die „weiße Wasserlilie“ (Storm, Theodor: Immensee, S. 37) und „vertieft[e] sich in die Studien, an denen er einst die Kraft seiner Jugend geübt hatte“ (Storm, Theodor: Immensee, S. 37).

Das Verb „üben“ ist in diesem Satz sehr auffällig für mich, denn „üben“ bedeutet für mich, dass man etwas noch nicht richtig beherrscht und noch nicht richtig gelernt hat. Für Reinhard scheinen diese Studien also nur eine Nebensache zu sein, die zwar schön für ihn ist, jedoch nicht richtig ernst gemeint, sondern lediglich eine Fortsetzung der Dichterei aus seiner Jugendzeit ist. Auf diese Dichterei und die Tatsache, dass Reinhard eigentlich überhaupt kein künstlerisch begabter Mensch ist, möchte ich im Folgenden eingehen.

2.) Gedichte und Lieder:

a) Das Märchen von den Spinnfrauen:

Die negative und dunkle Stimmung von der Rahmenerzählung bleibt auch zu Anfang der Rückblende, den Erinnerungen, von denen uns der Alte erzählt, erhalten, als Reinhard Elisabeth das „Märchen von den Spinnfrauen“ erzählen will.

Bevor ich jedoch darauf eingehe, möchte ich das Märchen kurz zusammenfassen, da dies in „Immensee“ nicht erzählt wird.

Es war einmal ein Dienstmädchen, die in der häuslichen Arbeit alles konnte, außer spinnen. Sie hatte einen Freund, der sie nur zur Frau nehmen wollte, wenn sie dreimal hintereinander eine große Menge Flachs verspinnen könne. Jedesmal machte sie sich auf, um eine Spinnfrau zu finden, die diese Arbeit für sie übernahm. Jede der Spinnfrauen stellte allerdings die Bedingung, zur Hochzeit eingeladen zu werden. Am Tag der Hochzeit erscheinen die drei Spinnfrauen und treiben dem Bräutigam die Lust am Spinnen aus, denn alle drei sind von ihrer Arbeit verkrüppelt. Die Erste hat vom Fadenlecken breite Lippen, die Zweite vom Auseinanderstoßen des Flaches eine lange Nase und die Dritte war vom vielen Sitzen sehr auseinandergegangen.

Dadurch bekam der Bräutigam Angst, weil er seiner Frau eine solche Qual nicht antun wollte, zerschlug heimlich das Spinnrad und so konnten sie glücklich weiterleben.

Die drei Spinnfrauen machen auf mich den Eindruck „dreier Schicksalsgöttinnen“ (Pastor, Eckart: Die Sprache der Erinnerung, S. 54) und passen von daher sehr gut zu der dunklen Stimmung in der Rahmerzählung.

Das Märchen gibt die damalige Einstellung, den Männer an ihre Frauen hatten, wieder. Die Frau war zuhause und mühte sich dort ab, genauso wie die drei Spinnfrauen. Dadurch, dass der Bräutigam das Spinnrad zerstört, verzichtet er auf die Arbeit der Frau und garantiert den beiden damit ein glückliches Leben.

Ich glaube jedoch nicht, dass es Storm bei diesem Märchen darum ging, auf die Emanzipation der Frau hinzuweisen und sie aus der festgeschriebenen Rolle der Knechtschaft zu befreien, sondern wohl eher darum, die Schönheit der Frau zu bewahren und die geistige und körperliche Verkümmerung zu umgehen.

Dadurch dass Elisabeth in „Immensee“ das Märchen nicht hören will, könnte man sagen, dass sie ihr Schicksal annehmen und sich beispielsweise nicht gegen den Willen der Mutter auflehnen, sondern fügen wird. Ihre Mutter könnte dabei das Spinnrad verkörpern; nicht umsonst wird sie sehr oft mit ihm in Verbindung gebracht („welche spinnend im Lehnstuhl saß“; „Nach dem Kaffee setzte diese sich an ihr Spinnrad“; Storm, Theodor: Immensee, S. 19f).

Reinhard könnte im Märchen der Bräutigam des Dienstmädchens sein. Dadurch, dass er das Spinnrad zerstört, bewahrt er ihre Schönheit, bewahrt sie also vor dem „Negativen“. Dass Reinhard keine Chance gegen den Willen Elisabeths Mutter hat und auch Elisabeth nicht vom Willen ihrer Mutter abbringen kann, zeigt dass er nicht in der Lage war, das Spinnrad zu zerstören und kann somit keine gemeinsame Zukunft mit Elisabeth haben. Statt dessen verliert er sie an Erich und Elisabeth führt das damals normale häusliche Leben fort. Sie spinnt sich sozusagen in dieses Leben selbst ein, weil sie sich nicht dagegen wehrt.

b) Das Märchen von dem armen Mann

Nachdem Elisabeth das Spinnfrauenmärchen abgelehnt hat, das ja in gewisser Weise ihr Leben erzählt bzw. das, das es hätte werden können, erzählt Reinhard die Geschichte „von dem armen Mann, der in die Löwengrube geworfen war“ (Storm, Theodor: Immensee, S. 5).

Die Geschichte erzählt mehr oder weniger das Leben von Reinhard. Es ist unverkennbar die „berühmte Legende vom Propheten Daniel, der in die Löwengrube geworfen und von einem Engel Gottes gerettet wird“ (Pastor, Eckart: Die Sprache der Erinnerung, S. 57).

Reinhard tut diese Geschichte jedoch als „es ist nur so eine Geschichte“ (Storm, Theodor: Immensee, S. 5) ab, zweifelt sogar die Existenz von Engeln an und so wird aus der ursprünglichen Heilsgeschichte, der Rettung Daniels, die Leidensgeschichte Reinhards.

Laut Eckart Pastor ist „der Märchenerzähler, der seinem eigenen Märchen in seiner inneren Stimmigkeit nicht glaubt, [ist] ein Scharlatan“ (Pastor, Eckart: Die Sprache der Erinnerung, S.57)

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Gedichte und Symbole in Theodor Storms Immensee
Hochschule
University of Sheffield  (Germanistik)
Note
2,5
Autor
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V21506
ISBN (eBook)
9783638251082
ISBN (Buch)
9783640145546
Dateigröße
462 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gedichte, Symbole, Theodor, Storms, Immensee
Arbeit zitieren
Manuela Kistner (Autor:in), 2003, Gedichte und Symbole in Theodor Storms Immensee, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21506

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