Wie vermeidet man die soziale Ausgrenzung von Schülern in heterogenen Klassen?


Seminararbeit, 2007

12 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Heterogenität – Definition und aktuelle Bedeutungsbrisanz

3. Die Sozialisation im Elternhaus und in der Schule

4. Präventivmaßnahmen
4.1. Zieldifferentes Lernen
4.2 Berichtzeugnis oder Noten?
4.3 Soziales Lernen
4.3.1 Sozialisation und damit verbundene Probleme
4.3.2 Sozialformen: Gruppenarbeiten
4.3.3 Gemeinsame Regeln
4.3.4 Gemeinsame Rituale: Morgenkreis

5. Meine Eindrücke bzgl. der zwei Hospitationen in der GS Lange Striepen
5.1 Beobachtung
5.2 Befragung der Schüler und meine daraus gewonnenen Erkenntnisse

6. Fazit

Literaturverzeichnis:

1. Einleitung

Im Rahmen des Proseminars und auf Grund meiner Erfahrungen während der Hospitation habe ich mich dazu entschlossen, mich näher mit der Heterogenität in den Schulklassen, den damit verbundenen Schwierigkeiten und den Vermeidungsstrategien gegen den sozialen Ausschluss bestimmter Kinder zu beschäftigen und werde mein Augenmerk dabei besonders auf die „integrative Regelklasse“ lenken. Hierfür werde ich zunächst die Heterogenität näher definieren und danach ihre aktuelle Bedeutungsbrisanz näher beschreiben. Danach werde ich Präventivmaßnahmen gegen den sozialen Ausschluss bestimmter Kinder vorstellen und erörtern. Außerdem werde ich darauf eingehen, wie wichtig das soziale Lernen innerhalb der Schulklasse ist und werde die daraus abgeleiteten Erkenntnisse später in Beziehung zu meinen Beobachtungen und Schlüssen während und nach der Hospitation in der „Grundschule Lange Striepen“ setzen. Zu guter letzt werde ich ein Fazit ziehen, inwieweit sich die Bedingungen in den Schulen und das Lehrerverhalten ändern müssen, um auf die Heterogenität in den Schulklassen angemessen einzugehen.

2. Heterogenität – Definition und aktuelle Bedeutungsbrisanz

Die Heterogenität innerhalb der pädagogischen Institutionen hat in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen. Der Begriff der Heterogenität beschreibt die Verschiedenheit der Schüler mit Hinblick auf verschiedene Merkmale, die als lernrelevant eingeschätzt werden.[1] Dazu gehören primär die unterschiedlichen Formen der Begabungen und der z.T. migrationbedingte soziokulturelle Unterschied zwischen den Kindern, die unterschiedlichen Sozialisationsformen, die zum Einen mit der sozialen Schicht und zum anderen mit einem differierenden kulturellen Hintergrund zusammenhängen. Außerdem spielen in die Heterogenität auch psychisch-mentale und physische Unzulänglichkeiten hinein.

Die immer stärker zunehmende Heterogenität in der Gesellschaft verlangt insbesondere von der Grundschule andere Rahmenbedingungen und von den Lehrern eine andere pädagogische Handlungskompetenz als früher. In diesem Zusammenhang ist es von Nöten, dass man Grundschulklassen eingerichtet hat, in denen die Schüler nicht bereits in den ersten Schuljahren nach Begabung, Behinderung und diversen anderen Faktoren ausgesondert werden. Dazu gehört zum einen die Integrationsklasse, die es in Hamburg seit 1982 gibt, und zum anderen die integrative Regelklasse, die in sozialen Brennpunkten entstanden ist. Durch eine verbesserte personelle Ausstattung sollte vermieden werden, dass die Kinder zu früh in der Sonderschule eingeschult werden.[2]

Momentan verhält es sich in vielen Schulen (sowohl in der Grundschule als auch in den höheren Schulen) nicht adäquat genug wie auf die Heterogenität innerhalb der Klassen eingegangen wird, d.h. diese wird quasi ausgeklammert und die Gruppe wird vom Lehrer als „homogen“ betrachtet und auch behandelt.

3. Die Sozialisation im Elternhaus und in der Schule

Die primäre Sozialisation, die vor einigen Jahrzehnten ausreichend im Elternhaus stattfand, muss heute oft weitestgehend in der Schule aufgearbeitet bzw. sogar völlig nachgeholt werden. Dies trifft zum Beispiel auf soziale Brennpunkte zu - wg. der hohen Arbeitslosigkeit, Gewalt, mangelnder Integration von Ausländern (durch Sprachprobleme), was zu einem Teufelskreis führt. An dieser Stelle stellt sich die Frage, wie man es als Lehrer in heterogenen Klassen vermeiden will, dass nicht zwangsläufig viele Kinder „auf der Strecke bleiben“, aus den Klassengemeinschaften auf Grund ihres mangelnden Sozialverhaltens oder ihrer schlechten schulischen Leistungen und ihrer generellen Demotivation ausgeschlossen werden?

„[...] ich muss wollen, dass jedes Kind es schafft.“[3] Dies erreicht man als Lehrer jedoch nicht, wenn man nicht auf das soziale Lernen der einzelnen Kinder achtet und ebenso wenig, wenn man nicht erkennt, wer in der Klassengemeinschaft zum „Sündenbock“ degradiert wird. Das Kind sollte sich in der Schule, in seiner Klassengemeinschaft und trotz der Heterogenität wohl fühlen und keine generelle Schulangst hegen. Ohne jedoch bestimmte Präventivmaßnahmen einzuleiten, werden leider viele Kinder in sozialer und auch in lernspezifischer Hinsicht langfristig in die Randständigkeit gedrängt.

Des Weiteren ist anzumerken, dass es ein Leben nach der Kindheit gibt[4] d.h., dass man Erziehungsfehler, die die Eltern oder das soziale Milieu bei einem Kind in der frühen Kindheit in einer der sensitiven Phasen begangen haben, durchaus später noch wieder „ausgebügelt“ werden können, sofern man dem Kind wohlwollend und mit Achtung begegnet und ihm eine neue Chance zur Sozialisation bietet. Dies wird von folgendem Zitat untermauert: „Niemand bestreitet, dass kindliche Erfahrungen Einfluss auf das Seelenleben haben. Kontrovers ist nur die Unabänderlichkeit dieser ersten Profile.“[5]

4. Präventivmaßnahmen

Um der Heterogenität innerhalb der Klassen bzw. allen Kindern angemessen gerecht zu werden, bedarf es diverser Methoden und Strategien. Zum einen das zieldifferente Lernen, wozu der Stationenunterricht, die Werkstatt und auch die Projektunterrichte gehören. Zum anderen gehören dazu ein sozialeres Bewertungssystem und auch das soziale Lernen. Die Strategien werden nun genauer beleuchtet:

4.1. Zieldifferentes Lernen

Das zieldifferente Lernen zielt darauf ab, individuell auf die Begabungen des Kindes einzugehen, dass es diese individuell entfallen kann, und den Kindern eine Chancengleichheit zu ermöglichen. Beim zielhomogenen Lernen (z.B. Frontalunterricht) ist es normalerweise üblich, dass der Lehrer das Lerntempo vorgibt, wobei sich sehr begabte Schüler oft langweilen und die eher weniger begabten Schüler mitunter nicht mitkommen. Dies führt zwangsläufig zur Demotivation einzelner Schüler und kann sich sogar in einer generellen Schulabneigung niederschlagen. Um dies allerdings zu verhindern, bekommt jedes Kind[6] seine individuellen Lernziele[7] und arbeitet an diesen. Das Gute dabei ist, dass der Unterricht sogar fächerübergreifend stattfinden kann. Damit dämmt man das Konkurrenzverhalten unter den Schülern erheblich ein und vor allem auch, dass sich bestimmte Schüler auf Grund des sonst vorgegebenen Lerntempos benachteiligt fühlen. Diese Maßnahme löst damit zudem die sonst übliche Hierarchie „der Beste“ und „der Schlechteste“ auf. Somit kann es selten dazu kommen, dass ein Kind auf Grund der Leistungsunterschiede in eine Art Außenseiterposition manövriert wird.

4.2 Berichtzeugnis oder Noten?

In unserem Schulsystem wurde es über Jahrzehnte hinweg zur Gewohnheit, Leistungsbewertungen in Form von Ziffern (1-6, 1 = sehr gut, 6 = ungenügend) vorzunehmen. Doch im Endeffekt schafft man damit lediglich eine Hierarchie und mitunter sogar die soziale Ausgrenzung der sehr schlechten oder der sehr guten Kinder. Im Grunde sollten Noten der Leistungseinschätzung dienen, doch letztlich führen sie bei vielen Kindern zu unnötigem Konkurrenzdenken, bei den weniger begabten Kindern zur Demotivation und Schulangst.

Ziffernnoten sind wenig aussagekräftig, da sie kaum etwas darüber aussagen, wo die Stärken und Schwächen des Kindes genau liegen, unter welchen Bedingungen diese Noten zustande gekommen sind und wie sich das Kind verbessern kann. Wohingegen ein Berichtzeugnis diese Aspekte einschlösse.

Gerade in integrativen Regelklassen und bei großer Heterogenität sind Berichtszeugnisse viel angebrachter, da sie die Hierarchisierung innerhalb der Klasse vermeiden und den Kindern wirklich Auskunft darüber geben, wo ihre Stärken und Schwächen liegen. Menschen sind in der Regel daran interessiert, konstruktive und motivierende Verbesserungsvorschläge zu erhalten und nicht nur eine wenig aussagekräftige Ziffer hinsichtlich ihrer erbrachten Leistung zu erhalten. Insbesondere Kinder können mit starren Zahlen viel weniger anfangen.

[...]


[1] vgl.Den Text über Heterogenität (Pädagogik) bei www.wikipedia.de

[2] an dieser Stelle habe ich das Material verwendet, das uns Frau Schulz-Robinson während des Proseminars ausgegeben hat.

[3] Dieses Zitat habe ich einem kleinen Abschnitt entnommen, den Frau Schulz-Robinson während des Proseminars ausgeteilt hat.

[4] Vgl. Kagan, Jerome, Es gibt ein Leben nach der Kindheit, Psychologie Heute 03/00

[5] Vgl. Kagan, Jerome, Es gibt ein Leben nach der Kindheit, Psychologie Heute 03/00

[6] Nicht nur der lernschwächere Schüler, sondern auch der begabtere Schüler muss vom Lehrer angeleitet und motiviert werden! Vgl.: - Webb, James T., Hochbegabte Kinder, ihre Eltern, ihre Lehrer, 3. Auflage 1984, Verlag Hans Huber in Bern.

[7] Jedes Kind erhält einen Tages- bzw. Wochenplan gemäß seiner Lernziele und kann daran arbeiten.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Wie vermeidet man die soziale Ausgrenzung von Schülern in heterogenen Klassen?
Hochschule
Universität Hamburg  (Erziehungswissenschaften)
Veranstaltung
Proseminar: Einführung in Aufgaben und Arbeitsweisen der Vor- und Grundschule am Beispiel: Heterogene Lerngruppen
Note
1
Autor
Jahr
2007
Seiten
12
Katalognummer
V113322
ISBN (eBook)
9783640140022
ISBN (Buch)
9783640140152
Dateigröße
398 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ausgrenzung, Schülern, Klassen, Proseminar, Einführung, Aufgaben, Arbeitsweisen, Vor-, Grundschule, Beispiel, Heterogene, Lerngruppen
Arbeit zitieren
Nadine Richters (Autor:in), 2007, Wie vermeidet man die soziale Ausgrenzung von Schülern in heterogenen Klassen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/113322

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