Analyse taktischer Grundprobleme im Nachwuchsfußball


Examensarbeit, 2008

77 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Begründung der Themenwahl
1.2 Aufbau der Arbeit
1.3 Grundidee des Projektes
1.4 Verlaufsplan des Projektes

2. Theoretische Grundlagen zur Unterrichtsmethode „Kooperatives Lernen“
2.1 Was ist Kooperatives Lernen?
2.1.1 Wozu kooperativ Lernen?
2.2 Merkmale und Aspekte des Kooperativen Lernens
2.3 Die Rolle des Lehrers
2.4 Probleme beim Kooperativen Lernen
2.5 Rahmenbedingungen für das Kooperative Lernen
2.6 Individuelle Verantwortlichkeit
2.7 Die Basiselemente Kooperativen Lernens
2.8 Einsatzmöglichkeit Kooperativen Lernens im Unterricht

3. Individual- und Gruppentaktik im Fußball
3.1 Übersicht Taktik
3.1.1 Einleitung Taktik
3.1.2 Stufen der taktischen Handlung
3.1.3 Methodik des Taktiktrainings
3.2 Individualtaktik
3.2.1 Individualtaktische Maßnahmen im Angriff
3.2.2 Individualtaktische Maßnahmen in der Abwehr
3.3 Gruppentaktik
3.3.1 Gruppentaktische Maßnahmen im Angriff
3.3.2 Gruppentaktische Maßnahmen in der Abwehr
3.4 Taktik in Sportspielen

4. Spielbeobachtung
4.1 Einsatzmöglichkeiten von Videoanalysen im Sport
4.2 Definition Beobachtung
4.2.1 Beobachtungsformen
4.3 Ziele der Spielbeobachtung
4.4 Leitfragen zur Spielbeobachtung
4.5 Gütekriterien
4.5.1 Objektivität
4.5.2 Reliabilität
4.5.3 Validität
4.5.4 Nebengütekriterien
4.6 Die Rolle des Beobachters
4.7 Qualitative Spielanalyse
4.8 Quantitative Spielanalyse
4.9 Systematische Spielanalyse

5. Zielsetzung und Fragestellung der Arbeit

6. Beobachtungsbogen
6.1 Aufbau
6.2 Entstehung des Bewertungsbogens
6.3 Problem

7. Analyse der Ergebnisse
7.1 Untersuchungsplan
7.2 Betrachtung des Videomaterials
7.3 Dokumentation der Ergebnisse
7.4 Die Bewertung der Spielerleistung
7.5 Kooperatives Lernen vs. Lehrerzentrierter Unterrichtsform

8. Statistik
8.1 Definition Statistik
8.1.1 Das Programm SPSS
8.2 Statistische Messniveaus
8.3 Mann-Whitney U-Test
8.4 T-Test
8.5 Statistisches Ergebnis
8.6 Auswertung

9. Persönliches Fazit

10. Literaturverzeichnis

11. Anhang
11.1 Bewertungsbogen
11.2 Statistikwerte
11.3 Spielbeobachtungsergebnisse

1. Einleitung

1.1 Begründung der Themenwahl

Ich habe für meine Examensarbeit das Thema „Analyse taktischer Grundprobleme im Nachwuchsfußball“ ausgewählt.

Die Entscheidung dieses Thema zu wählen ist mir nicht besonders schwer gefallen. Da ich selbst seit meinem sechsten Lebensjahr aktiv Fußball spiele und auch schon Erfahrungen als Jugendtrainer sammeln konnte, sollte meine Examensarbeit auch in diesem Bereich stattfinden. Als ich von dem Projekt erfahren habe, habe ich mich schnellstens darüber informiert. Da ich denke, dass ich zudem über ein ausreichendes Wissen im Bereich Fußball verfüge, sollten die Anforderungen an diese Arbeit meinen Leistungen gerecht werden.

Ein weiterer Punkt, der meine Entscheidung positiv beeinflusste, war das Kooperative Lernen, welches das Projekt im Wesentlichen prägt.

Das Kooperative Lernen habe ich über mein komplettes Studium über verfolgt und ausgeübt. Sowohl in meinen Praktika in der Schule als auch in bestimmten didaktischen Übungen an der Sportuniversität wurde mir diese Lehrmethode vertraut gemacht. In Bezug auf meinen späteren Beruf als Lehrer halte ich es für sinnvoll gerade im Sportunterricht auf diese Lehr-Lernmethode zurückgreifen zu können. Darüber hinaus ist eine solche Unterrichtsmethode auch eine Abwechslung zu traditionellen Unterrichtsmethode.

Zudem sehe ich meine Arbeit als eine Art Herausforderung an, noch mehr über das Kooperative Lernen im Fußball zu erfahren und neue Kenntnisse zu sammeln, die meinen Sportunterricht erfolgreich gestalten können.

Das Kooperative Lernen in Verbindung mit Fußball schien für mich somit das ideale Thema für meine Examensarbeit.

1.2 Aufbau der Arbeit

Die Examensarbeit lässt sich in zwei große Abschnitte gliedern. Als erstes werden die theoretischen Grundlagen behandelt und zum Schluss die empirischen Untersuchungen. Zunächst enthält meine Arbeit eine kurze Einführung, die das Projekt mit seiner Grundidee und den Verlaufsplan beschreibt. Der Theorieteil beschäftigt sich mit dem Kooperativen Lernen, der Taktik im Fußball und der Spielbeobachtung.

Im Anschluss daran habe ich die Ergebnisse unserer Spielbeobachtung noch einmal dokumentiert. Zum Schluss der Arbeit folgt noch eine Auswertung unseres Projekts, ob das gewünschte Ziel mit den vorliegenden Ergebnissen erreicht wurde.

1.3 Grundidee des Projektes

Die Sportuniversität Frankfurt hat dieses Projekt im Bereich Fußball mit Unterstützung der Carl–von-Weinberg Schule durchgeführt. Die Carl-von-Weinberg-Schule ist eine kooperative integrierte Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe und zusätzlichem Schulsportzentrum mit der Aufgabe der Talentsichtung im Bereich der Schulsportausbildung Frankfurt.

In allen Jahrgangsstufen existieren sogenannte Sportklassen. Hier können sportlich besonders begabte Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden. Die Carl-von-Weinberg Schule arbeitet außerdem mit dem Olympiastützpunkt Frankfurt Rhein-Main zusammen und kooperiert zusätzlich mit mehreren hessischen Landesverbänden.

Zur Durchführung wurde eine „Sportklasse“ ausgewählt mit dem Schwerpunkt Fußball mit Schülern im Alter von etwa 13 Jahren.

Die Grundidee dieses Projektes bestand nun darin, die Klasse in zwei homogene Gruppen zu unterteilen, die zum einen von einem Trainer trainiert werden und zum anderen durch Kooperatives Lernen und nur durch gelegentliche Unterstützung eines Trainers zum Erfolg kommen sollten.

Das Projekt führte über mehrere Wochen und Monate, in denen untersucht werden sollte, ob die Unterrichtsmethode des Kooperativen Lernens die wohl bessere im Vergleich zur traditionellen, lehrerzentrierten mit einem Trainer bzw. Lehrer ist.

Zu Beginn wurde ein Vortest in Form eines Spiels drei gegen zwei gemacht. Dieser Test diente der Gruppeneinteilung, die im Anschluss daran nach dem Muster der Parallelisierung geschah. Die Parallelisierung ordnet die Versuchspersonen in Bezug auf die Variable in eine Reihenfolge. Bei der Parallelisierung wird dem „besten“ Spieler der „schlechteste“ zugeordnet, der „zweitbeste“ dem „zweitschlechtesten“ usw., so dass am Ende zwei Gruppen entstehen, die in ihrer Rangsumme auf die gleiche Gesamtzahl kommen.

Nach den ersten drei Wochen Training in den Gruppen fand ein Eingangstest statt, um den Leistungsstand der Schüler abzuschätzen. In den nächsten acht bis neun Wochen wurde jeweils dienstags und donnerstags trainiert. Die kooperative Gruppe trainierte dienstags verschiedene Angriffsvarianten und donnerstags fand eine Taktikschulung statt. Die traditionelle Gruppe mit dem Trainer trainierte nach den gleichen Trainingsinhalten.

Im Anschluss an diese Periode kam es zu einem Ausgangstest. Hierbei sollten schon erste Unterschiede nach dem wochenlangen Training zu erkennen sein. Zwei Tage später wurde ein Transfertest mit ins Programm genommen. Dabei wurde erstmals ein Fußballspiel im „5 gegen 5“ überprüft. Das bis dahin Gelernte musste nun in eine andere Variante des Fußballspiels umgesetzt werden. Danach waren Sommerferien und somit hatten die Schüler eine längere Pause von genau acht Wochen. Um noch einmal darauf zurückzukommen, was bisher erlernt wurde, wurde ein Retentionstest veranlasst. Ein Retentionstest ist sozusagen ein Behaltenstest. Nach der längeren Unterbrechung des Trainingsbetriebes sollten die Spieler das zuvor Gelernte wieder abrufen und anwenden können. Dieser Test wurde wieder in einem „3 gegen 2“ gespielt. Nur eine weitere Woche später war das Ende dieses Projektes in Sicht. Zum Schluss sollte der Transfertest II im „Spiel 5 gegen 5“ in Form eines kleinen Turniers endgültig Aufschluss darüber geben, ob die traditionelle Art und Weise mit einem Trainer oder das Kooperative Lernen den gewünschten Erfolg mit sich bringt. Die Frage, welche Methode die bessere ist, wird in nachfolgend beschrieben und erklärt.

1.4 Verlaufsplan des Projektes

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Theoretische Grundlagen zur Unterrichtsmethode „Kooperatives Lernen“

2.1 Was ist Kooperatives Lernen?

Das Kooperative Lernen ist eine Unterrichtsmethode, die auf der Form einer Gruppenarbeit basiert. Im Gegensatz zum Frontalunterricht, bei dem die Anweisungen und Arbeitsaufträge hauptsächlich vom Lehrer ausgehen, sind hier die Schüler selbst die Hauptverantwortlichen. In kleineren Gruppen soll ein gemeinsames Ziel verwirklicht werden. Die Lehrkraft agiert als eine Art Moderator und hält sich im Hintergrund auf. Das Kooperative Lernen zielt vor allem auf die Zusammenarbeit innerhalb einer Gruppe mit dem zusätzlichem Vorteil, dass im Unterricht eher passive Schüler durch diese Methode aktiv werden und zur Lösung des gemeinsames Problems etwas beitragen können. Die Schüler müssen ihren Lernprozess selbst in die Hand nehmen, um so das vom Lehrer angedachte Konzept zu verwirklichen. Das Kooperative Lernen beruht auf einer aktiven Mitarbeit seitens der Schülerinnen und Schüler, denn ohne deren aktive Mithilfe kommt diese Unterrichtsform nicht zustande.

Die Methode des Kooperativen Lernens ist in zweierlei Hinsicht von Bedeutung, da hier der „Doppelauftrag“ mit der Erziehung zum Sport zum einen und die Erziehung durch den Sport zum anderen am besten umgesetzt werden kann (vgl. Huber, 2007).

2.1.1 Wozu kooperativ lernen?

Die Unterrichtsmethode des Kooperativen Lernens verbessert die sozi-emotionalen Beziehungen der Schüler untereinander. Es wird eine Einheitlichkeit geschaffen, die die Beziehungen von Schülern mit differenzierter ethnischer Herkunft untereinander stärken lässt. Im Gegensatz zum Frontalunterricht besteht kein negativer Konkurrenzkampf. Die Schüler werden im Gegenteil dazu angeregt sich gegenseitig zu motivieren, um ihr gemeinsames Ziel im Team zu erreichen. Zusätzlich wird dadurch das Klassenklima verbessert.

Die dadurch geschaffene Motivation der Schüler führt unter anderem zu einer durchaus positiven Einstellung zur Schule und zum Lernen. Durch die kooperativen Lerntechniken und das kontinuierliche Miteinander in den Gruppen soll das Selbstwertgefühl gestärkt werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass beim Einsatz des Kooperativen Lernens im Schulunterricht erhebliche Leistungsunterschiede gegenüber dem Frontalunterricht zu erkennen sind. Der Grund hierfür scheint die bessere Interaktion zwischen Lehrern und Schülern (vgl. Bähr, 2005).

2.2 Merkmale und Aspekte des Kooperativen Lernens

Das Kooperative Lernen zeichnet sich dadurch aus, dass Schülerinnen und Schüler in kleineren Gruppen zusammenarbeiten (vgl. Slavin, 1989, S.129). Die Gruppenarbeit an sich ist eine längst bekannte Methode, doch wird hier von einer speziellen Form gesprochen. Die Gruppenmitglieder verfolgen beim Kooperativen Lernen ein gemeinsames Ziel. Darüber hinausgehend gibt es noch weitere Merkmale Kooperativen Lernens. Die Teilnehmer müssen individuelle Verantwortlichkeit übernehmen, haben Spielraum für Entscheidungen und verfolgen eine positive Interdependenz (vgl. Huber, 2007).

Im Gegensatz zur traditionellen Gruppenarbeit basiert das Kooperative Lernen auf der Abhängigkeit der einzelnen Gruppenmitglieder voneinander. Jeder ist sowohl für sich als auch für den anderen verantwortlich. Die Verantwortung liegt somit auf der gesamten Gruppe und nicht wie üblich auf einem einzelnen Schüler. Lösungswege müssen gemeinsam gefunden werden. Die Aufgaben und Leistungen, die zu erbringen sind, werden untereinander in Eigenregie aufgeteilt und bearbeitet. Um die vorliegende Arbeit erfolgreich zu gestalten, müssen sich die Gruppenmitglieder gegenseitig unterstützen und helfen. Sobald ein Mitglied seine individuelle Aufgabe unzureichend erfüllt, bekommt dies im Nachhinein die ganze Gruppe im negativen Sinne zu spüren. Um den maximalen Erfolg einer Gruppe zu gewährleisten, müssen die Mitglieder sicherstellen, dass jeder Einzelne die vorher festgelegte Leistung auch mit Erfolg erbringen kann. Der einzelne Teilnehmer sollte in der Lage sein seinen anderen Mitgliedern ein Feedback über deren Leistung zu geben. Neben dem Unterrichtsstoff, den die Gruppenmitglieder sich gemeinsam erarbeiten, werden zusätzlich soziale Fertigkeiten wie Kommunikation, Konfliktmanagement und Leiten gelehrt (vgl. Brüning, 2007, S.35).

2.3 Die Rolle des Lehrers

Die Lehrkraft muss die meisten Aufgaben im Vorfeld der Gruppenarbeit erledigen. Sie ist zum einen für die Recherche sowie die Organisation der Arbeitsmaterialien verantwortlich und zum anderen muss sie den Schülerinnen und Schülern ihre Materialien, Ziele und Aufgaben vorlegen und genauestens erläutern, um so einen reibungslosen Verlauf zu ermöglichen. Je definierter die Zielvorgabe ist, desto besser wird das Ziel erreicht werden. Während der Gruppenarbeit sollte die Lehrkraft eine moderierende und beratende Position einnehmen und in den Hintergrund treten. Sollten Schwierigkeiten auftreten, so kann sie gezielt eingreifen und die Gruppe unterstützen. Die Lehrkraft sollte außerdem jedem Schüler deutlich machen, in welche Gruppe er gehört und wo diese Gruppe arbeiten wird. Sollte es zu Problemen bezüglich der Aktivität in der Gruppe geben, ist die Lehrkraft aufgefordert die Schüler zur aktiven Mitarbeit anzuleiten (vgl. Bähr, 2005).

2.4 Wie handeln die Schüler im kooperativen Sportunterricht?

Kooperatives Lernen bringt zu Beginn nicht bekannte Anforderungen mit sich und stellt die Schüler vor eine große Hürde. Im Gegensatz zu lehrerzentrierten Lehr-Lernformen müssen die Schüler hierbei ihren Lernprozess selbst „in die Hand nehmen“. Ohne die Eigeninitiative der Schüler führt diese Unterrichtsmethode nicht zum Erfolg. Zunächst kommt es zur Teambildung, bei der bis zu fünf Schüler zusammenarbeiten. Danach erhalten die Schüler vom Lehrer ein Problem oder eine Aufgabe in Form eines Arbeitsauftrages. An dieser Stelle beginnt nun das eigentliche Kooperative Lernen. Nun müssen die Schüler entscheiden, wie sie an die Aufgabe herangehen, um das Problem zu lösen. Brodtmann verweist hierbei darauf, dass in solchen Kleingruppen die Kreativität eines Einzelnen wesentlich stärker angeregt wird als bei einer vergleichbaren individuellen Problemlösung (vgl. Brodtmann, 1986).

2.5 Kooperativen Lernens im Sportunterricht allgemein

Bei der Umsetzung des Kooperativen Lernens im Sportunterricht bieten sich viele Chancen an. Das Fach Sport bringt einige Sportarten mit sich, bei denen das Kooperativen Lernen von großem Vorteil sein kann oder sogar notwendig ist. Sobald eine positive wechselseitige Abhängigkeit besteht, sind die Gruppenmitglieder dazu verpflichtet sich gegenseitig zu unterstützen, um den Erfolg der Gruppe zu fördern. Diese wechselseitigen Beziehungen kommen vor allem im Mannschaftssport wie z.B. in den Ballsportarten zum Tragen, da hier ein Einzelner auf seine Teamkollegen angewiesen ist, um zum Erfolg zu kommen. Sowohl beim Tanzen als auch in der Akrobatik ist diese Unterrichtsmethode fest verankert. Die Teilnehmer sollten großes Interesse zeigen den eigenen Lernprozess voranzubringen und zusätzlich die anderen Teammitglieder zu unterstützen. Im Tanzen ist eine Choreographie erst dann mit gut zu bewerten, wenn alle Teilnehmer zum einen fehlerlos sind und zum anderen synchron bleiben. Diese gemeinsame Auseinandersetzung mit einer Bewegungsaufgabe oder einem Bewegungsproblem findet nicht nur auf gedanklicher und sprachlicher Ebene statt, sondern auch auf der leiblichen Ebene. (vgl. Scheid, 2006, S.84f.)

Es kann jedoch auch zu Problemen beim Kooperativen Lernen kommen und dem damit verbundenen „Ganging-up Effekt“.

Dieser Begriff wird in der Literatur von H. Neber verwendet und beschreibt einen Vorgang, bei dem die Schülerinnen und Schüler das Problem selbstständig gelöst haben und mit ihrem ersten Ergebnis zufrieden sind. Dabei werden weitere Lösungsansätze ignoriert und vermieden, obwohl der von ihnen gewählte Weg womöglich nicht der beste ist. Tritt dieser Fall ein, sollte die Lehrkraft die Schüler motivieren weitere Lösungsmöglichkeiten zu finden (vgl. Neber, 2001, S.362).

Im Sport, vor allem im Fußball, kann es zu verschiedenen Varianten des Spiels kommen. In unserem Beispiel, dem Spiel „5 gegen 5“, sind sowohl gruppentaktisch als auch individualtaktisch verschiedene Varianten einsetzbar, die zum Erfolg führen können. In Bezug auf das Fußballspiel sollte nicht das erzielte Tor im Vordergrund stehen, sondern verschiedene abgewandelte Varianten wie, z.B. das Spiel über die Außen oder das Spiel über einen dritten Mitspieler. Sollte die Gruppe mit ihrer Ausführung zufrieden sein, so kann die Lehrkraft bestimmte Regeln einführen, um es den Schülern zu erschweren, die sich dann wieder um neue Lösungen bemühen müssen.

2.6 Individuelle Verantwortlichkeit

In den meisten Situationen des Kooperativen Lernens sind die Gruppenziele so definiert, dass jeder Einzelne konstruktiv mitwirken muss, um die Aufgabe zu bewältigen und das Ziel zu erreichen. Eine Selbstverständlichkeit bei der individuellen Verantwortung liegt vor allem bei Staffelläufen oder in der Akrobatik vor. Nur das Mitwirken eines jeden Einzelnen kann zu dem gewünschten Gruppenerfolg führen. In Mannschafts- oder Ballsportarten gibt es Unterschiede in der individuellen Verantwortung. Eine Fußballmannschaft hat auch dann noch die Möglichkeit das Spiel zu gewinnen, wenn nicht alle Teammitglieder am Spielgeschehen teilnehmen oder involviert werden.

Im Schulsport kommt dieses Problem häufiger zum Tragen. Oftmals werden Mädchen oder adipöse Schüler, die vermeintlich „schwächeren“ Fußballspieler, im Spiel vernachlässigt und ausgeschlossen. Um auch hier wieder eine individuelle Verantwortlichkeit auf das Gruppenziel hin gesehen, zu erlangen, können im Fußball besondere Regeln eingeführt werden, die dieses Ziel erreichbar machen. Entweder es müssen alle Spieler einer Mannschaft Ballkontakt haben, bevor auf das Tor geschossen werden darf, oder nur die „schwächeren“ Spieler dürfen Tore erzielen. Die Regeln sollten jedoch von den Schülern akzeptiert werden, im besten Fall werden sie auch selbstständig erarbeitet. Durch diese „Zusatzregeln“ ist jedes Team-Mitglied gefordert seinen Teil dazu beizutragen, um der Gruppe den Erfolg zu sichern (vgl. Bähr, 2005).

2.7 Die Basiselemente Kooperativen Lernens

Eine effektive Gruppenarbeit und eine gute Zusammenarbeit in den Kleingruppen unter den Mitgliedern kann erreicht werden, indem folgende fünf Elemente vollständig erfüllt sind. Nur dann kann von erfolgreichem Kooperativen Lernen gesprochen werden (vgl. Brüning, 2007, S.35).

- Das erste und vielleicht wichtigste Element ist die positive Abhängigkeit. Die Schülerinnen und Schüler müssen zwei Verantwortungen gleichzeitig übernehmen. Zum einen muss von jedem Einzelnen der vorgegebene Stoff erlernt werden und zum anderen muss sichergestellt sein, dass sich auch die anderen Gruppenmitglieder den Stoff aneignen. Dadurch, dass alle Gruppenmitglieder auf ein gemeinsames Ziel hin arbeiten, entsteht eine Verbundenheit unter den Teilnehmern. Die Gruppe ist nur dann erfolgreich, wenn alle Mitglieder dazu beitragen. Die positive Abhängigkeit besteht nun darin, dass die Schüler wahrnehmen, dass der Erfolg nur unter gemeinsamem Aufwand gelingen kann. Jeder Einzelne ist für sich und auch erst dann gemeinsam erfolgreich, wenn die anderen Gruppenmitglieder einen Lernfortschritt erzielen. Die Gruppenmitglieder müssen nachvollziehen können, dass der eigene Lernfortschritt anderen helfen kann und die Arbeit der Mitschüler zum eigenen Nutzen beiträgt.

Die gemeinsamen Ziele und Aufgaben sollten so vermittelt werden, dass die Gruppe weiß, dass sie entweder gemeinsam „siegt“ oder eben „stirbt“. Ohne die positive Abhängigkeit unter den Schülerinnen und Schülern ist kein Kooperatives Lernen möglich.

[...]

Ende der Leseprobe aus 77 Seiten

Details

Titel
Analyse taktischer Grundprobleme im Nachwuchsfußball
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
2
Autor
Jahr
2008
Seiten
77
Katalognummer
V112311
ISBN (eBook)
9783640121960
ISBN (Buch)
9783640121878
Dateigröße
714 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Grundprobleme, Nachwuchsfußball
Arbeit zitieren
Marcel Hartmann (Autor:in), 2008, Analyse taktischer Grundprobleme im Nachwuchsfußball, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112311

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