Hares Auffassung über "gut"


Seminararbeit, 2007

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. „gut“ bei Hare
2.1. „beschreiben“ und „werten“
2.2. „empfehlen“ und „wählen“
2.3. Universalierbarkeit

3. „gut“ in moralischen Zusammenhängen

4. Kritischer Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Eine der wichtigsten Forschungsrichtungen in der Philosophie ist die Metaethik, „welche keine inhaltlichen Aussagen (Neutralitätsthese) über das sittlich Gute einzelner Handlungen macht, sondern solche Aussagen auf ihre sprachliche Form und ihren erkenntnistheoretischen Status hin untersucht. Der Metaethik geht es um die sprachliche Bedeutung sittlicher Prädikate wie „gut“, „richtig“, „Sollen“, „Pflicht“, auch „Handlung“, „Gewissen“, „Absicht“; sie wird daher auch als sprachanalytische Ethik bezeichnet.“[1].

Als wichtigster Vertreter der sprachanalytischen Ethik gilt seit der Veröffentlichung von „Die Sprache der Moral“ und „Freiheit und Vernunft“ Richard Hare.[2] Der Gegenstand dieser Arbeit ist Hares Auffassung über „gut“ in „Die Sprache der Moral“. Untersucht wird dieser Gesichtspunkt aus der sprachanalytischen Sicht.

Hare vertritt die Theorie, dass Sätze mit Wertwörtern im sprachlichen Gebrauch eine besondere Funktion haben, und mehr bedeuten als es im ersten Augenblick scheint. In dieser Arbeit versuche ich die Theorien Hares herauszuarbeiten und diese mit seinen Argumenten zu erklären. Im letzten Teil sind eigene Gedanken zu Hares Theorien aus einer kritischen Sicht zu finden.

2. Hare’s Theorien zu „gut“

Hare geht in seinem Buch „Die Sprache der Moral“ auf die Definition von Moore ein[3], dass es für das Wort „gut“ in moralischen Zusammenhängen keine definierenden Eigenschaften gibt, und erklärt, dass diese Rechtfertigung nicht nur sinnvoll ist, sondern auch auf sicherer Grundlage ruht. Er meint, es ist etwas an der Art, in der das Wort „gut“ gebraucht wird, das die Art von Position unmöglich macht und fügt hinzu, dass Moore nicht klar sah, was dieses Etwas ist. Aus diesem Grund will Hare Moores Argumentation neu formulieren und dadurch auch zeigen, was an „Naturalismus[4] “ falsch ist. Dies bezieht er nicht nur auf den Gebrauch des Wortes „gut“, sondern auch auf andere Verwendungen.

Hare fängt mit einem Beispiel an, welches zeigen soll, dass zwei Dinge, die gleiche Eigenschaften haben, nicht unterschiedlich gewertet werden können. Er gibt als Beispiel, zwei Bilder, die in einer Galerie nebeneinander hängen, welche von dem gleichem Maler ungefähr zur selben Zeit gemalt sind und nennt das eine Bild „B“ und das andere „C“. Diese Bilder sind in jeder Hinsicht gleich und deshalb meint Hare, dass es logisch nicht möglich ist zu sagen, dass „B“ gut ist und „C“ schlecht. Er sagt, dass es möglich ist zu sagen, dass das eine Bild signiert ist und das andere nicht, aber dass es keinen weiteren Unterschied gibt. Es ist aber nicht möglich zu sagen, dass das eine Bild gut ist und das andere nicht, aber dass es keinen weiteren Unterschied gibt. Dies erklärt er dadurch, dass die Begriffe „signiert“ und „gut“ sich in ihrer Logik unterscheiden.

1. These: Es ist logisch unmöglich, dass sich zwei ansonsten gleiche Dinge nur dadurch voneinander unterscheiden, dass das eine gut ist und das andere nicht.[5]

Diese Bilder haben eine charakteristische Eigenschaft oder mehrere charakteristische Eigenschaften, die sie „gut“ machen. Es wäre nur dann möglich, dass das eine Bild gut das andere schlecht ist, wenn sich mindestens eine von diesen Eigenschaften unterscheiden würden. Somit wären die Bilder ohnehin nicht „in jeder Hinsicht“ gleich, und die Aussage, dass die Bilder in jeder Hinsicht gleich sind, aber dass das eine gut und das andere nicht gut ist, falsch.

Hare schildert dazu ein anderes Beispiel[6], welches nicht mit moralischen Wertäußerungen in Beziehung steht: das Beispiel von zwei Bildern und deren Winkelsummen. Die Aussage, dass „B in jeder Hinsicht genau wie C ist, aber dass B rechtwinklig ist und C nicht“ ist genauso widersprüchlich, wenn „in jeder Hinsicht“ auch die Winkelsumme zum Inhalt hat, welches zu erwarten ist. Somit heißt die Aussage: „B ist in jeder Hinsicht genau wie C, einschließlich der Winkelsumme, außer dass B rechtwinklig ist und C nicht rechtwinklig ist“. Und dies ergibt keinen Sinn.

Außerdem versucht Hare in seinem Buch in einigen Beispielen die Festlegung zu widerlegen, dass es im Begriff des Guten definierende Eigenschaften[7] gibt. Er nennt diese Eigenschaften >Q<. Daraus folgt, dass „B ist ein gutes Bild“ das gleiche bedeutet wie „B ist ein Bild und B ist Q“. Nun geht er davon aus, dass Q so viel bedeutet wie: „hat die Fähigkeit, in Leuten, die zu der Zeit Mitglieder der Akademie der Künste (oder einer anderen genau spezifizierten Gruppe von Leuten) sind, ein klar erkennbares Gefühl, >Bewunderung< genannt, zu erregen. Dabei ist es wichtig, dass „genau spezifiziert“ und „klar erkennbar“ eingefügt werden, weil Q sonst nicht mehr naturalistisch, sondern wertend gebraucht werden würde, da es nicht mehr eine objektive oder universelle Eigenschaft wäre, sondern nur diese eine genannte Gruppe betreffen würde. Dazu muss man annehmen, dass die Mitglieder der Akademie der Künste guten Geschmack in Bildern haben. Und dieses bedeutet das genannte klar erkennbare Gefühl der Bewunderung für nur solche Bilder zu haben, die gute Bilder sind. Wenn man also sagt, dass die Mitglieder der Akademie der Künste guten Geschmack in Bildern haben, bedeutet das wie, dass sie dieses Gefühl der Bewunderung für Bilder haben, die in ihnen das bestimmte Gefühl zu erregen imstande sind. Das heißt, dass wir letztendlich gesagt haben, dass sie Bilder bewundern, die sie bewundern, weil wir den Begriff von „gut“ nur auf das bezogen haben, was sie bewundern, was in ihnen das bestimmte Gefühl zu erregen imstande ist. In dem wir dem Begriff von „gut“ bestimmte Eigenschaften zugeordnet haben, haben wir nicht sagen können, dass sie gute Bilder bewundern. Denn das, was wir nach Hare mit „gut“ sagen wollten war nicht diese Eigenschaft, die sich auf diese bestimmte Gruppe bezieht. Wir wollten nicht sagen, dass sie Bilder bewundern die sie bewundern, sondern, dass die Bilder, die sie bewundern, gut sind und dass wir diese somit empfehlen (weil sie guten Geschmack in Bildern haben und weil sie diese Bilder bewundern).

Die Definition, dass es im Begriff von „gut“ definierende Eigenschaften gibt, ist somit falsch, weil sie uns hindert etwas zu empfehlen. Er fasst dies zusammen, in dem er sagt, dass wenn „B ist ein gutes Bild“ soviel bedeutet wie „B ist ein gutes Bild und B ist Q“, es nicht mehr möglich sein wird, „B“wegen „Q“ zu empfehlen, es wird nur noch möglich sein zu sagen, dass „B“ „Q“ ist. Er betont gleich auch, dass dieses Problem nicht an der Auswahl der Eigenschaften liegt, die gewählt wurden. Es liegt vielmehr daran, dass man zu dem Begriff des Guten die Definition erteilt, Eigenschaften aufzuzählen. Dies verhindert dann, dass man dadurch was empfehlen kann, wenn man etwas als gut empfindet.

[...]


[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Metaethik

[2] Brüggemann, Ulf, Hare und das Problem der ethischen Theorie, S. 23

[3] Hare, R.M., Die Sprache der Moral, S. 114

[4] Nach dem Naturalismus (Lewis, Perry) erweisen sich sittliche Prädikate bei näherer Analyse als gleichbedeutend mit gewissen empirischen Prädikaten, etwa „gut“ mit „nützlich“ (Utilitarismus) oder „lustvoll“ (Hedonismus). Sittliche Urteile lassen sich dann aus wahren Sätzen über den Menschen und die Welt ableiten; die Suche nach der richtigen Moral wird zur Angelegenheit der empirischen Wissenschaften. (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Metaethik)

[5] Schroth, Jörg, Die Supervenienz moralischer Eigenschaften, Handout 5, PS Ethischer Intutitionismus

[6] Hare, R.M., Die Sprache der Moral, S. 114

[7] Diese beschreibenden Eigenschaften können laut Hare einzelne, charakteristische sein oder es kann sich auch um eine Konjunktion ([Eigenschaft] a und b) oder eine Disjunktion (entweder a oder b) handeln. (Hare, Die Sprache der Moral, S. 114)

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Hares Auffassung über "gut"
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main  (Institut für kognitive Linguistik)
Veranstaltung
Wertäußerungen und Wertausdrücke
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V94352
ISBN (eBook)
9783640106080
ISBN (Buch)
9783640113828
Dateigröße
424 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hares, Auffassung, Wertäußerungen, Wertausdrücke
Arbeit zitieren
Aysen Yildirim (Autor:in), 2007, Hares Auffassung über "gut", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94352

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