Malcolm X - Ein umstrittener Kämpfer für schwarze Gleichberechtigung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Malcolm Little - Malcolm X - El Hajj Malik El-Shabazz:
Vom verurteilten Kriminellen zum religiösen Anführer
2.1 Sohn eines schwarzen Baptistenpredigers: Der familiäre Hintergrund von Malcolm Little
2.2 Als Detroit Red in der Bostoner Unterwelt
2.3 Die Nation of Islam – Malcolm Little wird zu Malcolm X: Sprecher der Black Muslims
2.4 Bruch mit Elijah Muhammad und Reise nach Mekka
2.5 Die letzten Monate im Leben von El Hajj Malik El-Shabazz

3. Malcolm X und Martin Luther King: Unvereinbare Ideale?

4. Fazit

Literaturverzeichnis

Internetquellen:

1. Vorwort

Wenn man in den Vereinigten Staaten von Amerika vom Civil Rights Movement spricht, ist die Bürgerrechtsbewegung der 1950er und 1960er Jahre gemeint – eine Bewegung, deren wohl berühmteste Vertreter Martin Luther King, Jr. und Malcolm X waren. Zweifelsohne waren sie nicht die einzigen Kämpfer für die schwarze Befreiungsbewegung, doch mit Sicherheit waren und sind sie die bekanntesten Vertreter des Civil Rights Movements. Und obwohl Martin Luther King Jr. und Malcolm X beide dasselbe Ziel verfolgten, Freiheit für die schwarze Bevölkerung, unterschieden sie sich grundsätzlich in ihren Idealen, Vorstellungen und Methoden. King, als Vertreter des gewaltlosen Widerstands, kämpfte für die Integration der schwarzen Bevölkerung, für Kooperation, Gleichberechtigung und Frieden. Malcolm X forderte eine Abgrenzung der Schwarzen von den teuflischen Weißen.

Zweifelsohne ist Martin Luther King als der populärere Kämpfer gegen Rassendiskriminierung in die Geschichte der Vereinigten Staaten eingegangen. Seit 1986 gibt es in den USA sogar einen nationalen Feiertag für den Vertreter des gewaltlosen Widerstandes, den Martin Luther King Day im Januar. Diese Arbeit wird sich jedoch mit dem revolutionäreren, etwas weniger populären der beiden Männer befassen: mit Malcolm X, Sprecher der radikalen – von vielen Kritikern als rassistisch bezeichneten – Organisation Nation of Islam, auch Black Muslims genannt. Was hat Malcolm X dazu gebracht, sich der radikalen Nation of Islam anzuschließen und zu deren bekanntesten Führern zu avancieren? Und wie änderten sich seine Ideale kurz vor seinem Tod? Ein Vergleich mit Martin Luther King wird die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden bekanntesten Vertreter des Civil Rights Movements aufzeigen.

2. Malcolm Little - Malcolm X - El Hajj Malik El-Shabazz:
Vom verurteilten Kriminellen zum religiösen Anführer

„You are ex-slaves. You didn't come here on the "Mayflower." You came here on a slave ship -- in chains, like a horse, or a cow, or a chicken […] We have this in common: We have a common oppressor, a common exploiter, and a common discriminator […] A revolution is bloody. Revolution is hostile. Revolution knows no compromise. Revolution overturns and destroys everything that gets in its way.” (Breitman 1965: S. 1-17)1

Die Auszüge aus Message to the Grass Roots, eine von Malcolm X’s bekanntesten Reden, verdeutlichen Malcolms Vorstellungen von Revolution. Er erinnert seine schwarzen Zuhörer an ihre Herkunft, an ihre Freiheitsberaubung durch die Sklaverei und die noch immer herrschende Diskriminierung von Afroamerikanern. Und deshalb, so fährt er fort, müsse die Revolution blutig, kompromisslos und zerstörerisch sein.

Der Kampf von Malcolm X stand im völligen Gegensatz zu Martin Luther Kings passiven Widerstand. Malcolm X verband und verbindet man mit Hass, Aggressivität und mit schwarzem Rassismus. Doch das Malcolm X am Ende seines Lebens einem Großteil seiner früheren Ideale abgelegt hatte, ist weniger bekannt. Auch dass der spätere Revolutionär sich als Jugendlicher nicht nur mit Weißen abgegeben, sondern sich auch mit ihnen identifiziert hat, ist nicht jedem bewusst. In seiner Autobiographie2, die Malcolm X kurz vor seinem Tod gemeinsam mit Alex Haley fertig stellte, versucht er eine Begründung, eine Rechtfertigung für sein Verhalten zu geben.

„I think that an objective reader may see how when I heard “The white man is the devil”, when I played back what had been my own experiences, it was inevitable that I would respond positively, then the next twelve years of my life were devoted and dedicated to propagating that phrase among the black people.” (Malcolm X, 1999: S. 386)

“I want to say before I go on that I have never previously told anyone my sordid past in detail. I haven’t done it now to sound as though I might be proud of how bad, how evil, I was. But people are always speculating – why am I as I am? To understand that of any person, his whole life, from birth, must be reviewed. All of our experiences fuse into our personality. Everything that ever happened to us is an ingredient.” (Malcolm X, 1999: S.153)

Wenn man also all seine Erfahrungen von Kindheit an berücksichtige, sei Malcolms Engagement für die radikale Nation of Islam unvermeidbar gewesen. Er sei nicht stolz darauf, als böse zu gelten, doch um seine Motive zu verstehen, müsse man sein ganzes Leben, von Kindheit an, miteinbeziehen.

Der familiäre Hintergrund von Malcolm X, sein Leben in der Bostoner Unterwelt und seine Zeit im Gefängnis sollen deshalb in den beiden folgenden Abschnitten – zum großen Teil auf Malcolms Autobiographie bezogen - behandelt werden.

2.1 Sohn eines schwarzen Baptistenpredigers: Der familiäre Hintergrund von Malcolm Little

„When my mother was pregnant with me, she told me later, a party of hooded Ku Klux Klan riders galloped up to our home in Omaha, Nebraska, one night. Surrounding the house, brandishing their shotguns and rifles, they shouted for my father to come out.” (Malcolm X, 1999: S.1)

Mit diesen Worten beginnt Malcolm X seine Autobiographie: Schon bevor er geboren wurde, waren seine Eltern – wie Millionen andere schwarze Amerikaner – dem Hass der weißen Bevölkerung ausgesetzt.

Der spätere Kämpfer für die Nation of Islam wurde am 19. Mai 1925, in Omaha, Nebraska, als Malcolm Little geboren. Seine Eltern – der schwarze Baptistenprediger Earl Little und die hellhäutige Afroamerikanerin Louise – hatten acht gemeinsame Kinder, von denen Malcolm das vierte war. Außerdem hatte Earl Little bereits drei Kinder aus erster Ehe.

In der Familie Little spielte Hautfarbe schon immer eine wichtige Rolle. So wurde Malcolm von seiner Mutter – deren eigene Mutter von einem Weißen vergewaltigt wurde – aufgrund seiner Hellhäutigkeit schlechter behandelt als die anderen Kinder. Sie hielt ihn schon früh dazu an, sich zu sonnen, um dunkler zu wirken. Der Vater hingegen bevorzugte ihn – laut Malcolms Aussage in seiner Autobiographie ebenfalls wegen seiner hellen Hautfarbe – obwohl Earl Little als Anhänger Markus Garveys3 nie an die Integration Schwarzer in die weiße Gesellschaft Amerikas glaubte. Des Öfteren nahm Earl Little Malcolm zu Versammlungen mit, in denen die überlegene schwarze Rasse thematisiert wurde. Malcolms Vater, der keine feste Anstellung hatte, sondern eine Art Aushilfspfarrer war, appellierte in seinen Predigten an den Stolz der schwarzen Bevölkerung und sprach sich für deren Rückkehr nach Afrika aus, da ein Zusammenleben mit der tyrannischen weißen Rasse für ihn undenkbar schien. Earl Littles Ansichten spiegeln sich zum Teil in Malcolms späteren Vorstellungen von der bösen weißen Rasse wieder.

Die Attacken des Ku-Klux-Klans, von denen die Familie schon vor Malcolms Geburt betroffen waren, zwangen die Littles, von Omaha nach Milwaukee und kurz darauf nach Lansing, Michigan zu ziehen. Dort erlebte Malcolm im Alter von vier Jahren, wie weiße Rassisten das Haus seiner Familie nieder brannten. Obwohl die Littles den Flammen entkommen konnten, war dies ein einschneidendes Erlebnis für Malcolm und sein Bild von den Weißen. Als zwei Jahre später der Vater ums Leben kam – die Umstände wurden nie aufgeklärt – war nicht nur Louise Little von einem Mord an ihrem Mann überzeugt.

Auch Malcolm glaubte nie an einen Unfall, sondern dass sein Vater ermordet worden war. Diese Überzeugung verstärkte Malcolms Hass auf weiße Rassisten, der jedoch erst später zum Tragen kommen sollte. In den folgenden Jahren nämlich integrierte sich Malcolm scheinbar in die Welt der Weißen. Louise Little war als allein erziehende Mutter nicht nur auf finanzielle Unterstützung angewiesen, sondern wurde auch bald für nicht mehr in der Lage befunden, ihre Kinder erziehen zu können.

1937 wurde Malcolms Mutter nach einem Nervenzusammenbruch in eine Anstalt eingewiesen. Malcolm, der bereits einige Male beim Stehlen erwisch worden war, kam in ein Heim, wo er sich als einziger Schwarzer der Klasse gut integrierte. Sowohl seine schulischen Leistungen, als auch sein Benehmen waren vorbildlich. Doch obwohl Malcolm seine Betreuer, Lehrer und Mitschüler mochte, fühlte er, dass er zwar von seinen weißen Freunden akzeptiert, aber nicht als gleichwertig angesehen wurde. Sprachen die Weißen in seiner Anwesenheit abwertend über Schwarze, taten sie dies nach Malcolms Ansicht, weil sie ihm nicht daran dachten, ihn damit beleidigen zu können:

What I am trying to say is that it just never dawned upon them that I could understand, that I wasn't a pet, but a human being. They didn't give me credit for having the same sensitivity, intellect, and understanding that they would have been ready and willing to recognize in a white boy in my position. But it has historically been the case with white people, in their regard for black people, that even though we might be with them, we weren’t considered of them. (Malcolm X, 1999: S. 28)

Obwohl er sich gut in die Gemeinschaft einfügte – in der siebten Klasse wurde er sogar zum Klassensprecher gewählt – fühlte Malcolm, dass er nie richtig dazugehören würde. Nach einem Besuch bei seiner Halbschwester Ella in Boston – wo er als Schwarzer einer unter vielen war – änderte sich seine Einstellung zu den weißen Klassenkameraden. Im Gegensatz zu früher fand er die Bezeichnung „Nigger“ nun als beleidigend.

Als sein Lehrer Malcolms Absicht, Anwalt zu werden, als unrealistisch abtat, war ihm endgültig klar, dass er nicht mehr unter den Weißen leben wollte und zog zu Ella nach Boston.

2.2 Als Detroit Red in der Bostoner Unterwelt

„Any person who claims to have deep feeling for other human beings should think a long, long time before he votes to have other men kept behind bars – caged. I am not saying there shouldn’t be prisons, but there shouldn’t be bars. Behind bars, a man never reforms. He will never forget. He never will get completely over the memory of the bars.” (Malcolm X, 1999: S. 155)

Eingesperrt zu sein, hinter Gitterstäben, darüber würde ein Mann niemals ganz hinwegkommen, schrieb Malcolm X in seiner Autobiographie. Dass er ins Gefängnis musste, war seiner Meinung nach aber unausweichlich gewesen, für einen schwarzen Jugendlichen, der keine Zukunftsperspektive besaß.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Malcolm X - Ein umstrittener Kämpfer für schwarze Gleichberechtigung
Hochschule
Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main
Note
2,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
19
Katalognummer
V94260
ISBN (eBook)
9783640100866
ISBN (Buch)
9783640112043
Dateigröße
421 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Malcolm, Kämpfer, Gleichberechtigung
Arbeit zitieren
Nicole Koller (Autor:in), 2008, Malcolm X - Ein umstrittener Kämpfer für schwarze Gleichberechtigung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/94260

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Malcolm X - Ein umstrittener Kämpfer für schwarze Gleichberechtigung



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden