Das Duell in der Frühen Neuzeit


Hausarbeit, 2006

23 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung
1.1. Duell Definition
1.2. Forschungsstand

2. Quellen zum Duell

3. Geschichtliche Grundlage

4. Das Duell im Barock
4.1 Zweck des Duells

5. Wie kommt es zum Duell – Der Begriff der Ehre
5.1 Ablauf und Regeln des Duells

6. Duellformen - Duellwaffen

7. Meinung und Öffentlichkeit – Duellkritik
7.1 Aufklärung und Duellkritik
7.2 Befürwortung des Duells

8. Duell und das Recht

9. Ehrbegriff und Mentalität

10. Beispiele für Duelle

11. Fazit

12. Literaturverzeichnis

Vorwort

Es ist erstaunlich wie stark das Duell - zwar nicht so sehr den Alltag des einzelnen Menschen geprägt hat - umso mehr aber das Bewusstsein in Verbindung mit geistigen Werten und Tugenden wie Ehre, Anstand und Moral. In diesem Sinne hat das Duell auch statistisch gesehen in einem Zeitraum von dreißig Jahren mit über 1000 gerichtlichen Duellfällen in Baden, Preußen und Bayern eine nicht unerhebliche Zahl aufzuweißen. Vor allem wenn man bedenkt, dass damit nur die Fälle mit einem gerichtlichem Nachspiel erfasst sind. So muss die Gesamtzahl der Duelle durch die der Nichterfassten deutlich höher liegen. Allein daran sehen wir schon die große Bedeutung des Duells und in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts die Bedeutung der Mannesehre.

1. Einführung

Das Duell spielte in der Gesellschaft der Frühen Neuzeit eine große Rolle, besonders im 19. Jahrhundert. Diese Arbeit will der Frage nachgehen, wie die Gesellschaft mit dem Duellieren an sich umging, wie diese es zu stärken suchte, bzw. im Zuge mit dem allgemeinen Abstieg des Adels gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland (besonders Bayern und Preußen) es auch zu beseitigen suchte. Erst die allgegenwärtige Präsens des Ehrenzweikampfes im Lebenszusammenhang bürgerlicher und adliger Männer, schuf überhaupt die Voraussetzung dafür, dass die „Duellfrage“ im 19. Jahrhundert intensiv diskutiert und politisiert wurde. Ohne einen solchen tatsächlichen Rückhalt in konkreten Erfahrungen und „Erlebnisstrukturen“ hätte das Duell niemals jenes immense öffentliche Interesse auf sich lenken können, das seinen Niederschlag in parlamentarischen Anfragen, staats- und kirchenpolitischen Debatten sowie einer Unmenge rechtswissenschaftlicher Traktate und literarischer Werke gefunden hat. Zentral beschäftigt sich diese Arbeit deshalb mit den beiden folgenden Fragen:

Erstens, welche Rolle spielt in Deutschland das Duell in der Gesellschaft des 18.- 20. Jahrhunderts und zweitens, warum nimmt trotz gesetzlichem Verbot die Bedeutung von Duellen in der bårgerlichen Gesellschaft zu und welche gesellschaftliche Aspekte spielen hierbei eine u. a. immanente Rolle?

Zuerst wird kurz auf die Quellenlage und den Forschungsstand eingegangen, um einen geschichtlichen Rückgriff bis in die Antike vom Entstehen des Zweikampfes darzustellen. Anschließend wird eroertert wie es überhaupt zum Duell kommt und dessen entsprechenden Ablauf. Weiterhin wird sich beschäftigt mit der zeitgenössischen Kritik und Fürsprache des Duells und wie das Duell im Rechtssystem vornehmlich in Preußen be- und verurteilt wurde. Abschließend behandelt die Arbeit noch Beispiele einiger Duelle im Bezug zum Ehrbegriff und der Mentalität der Gesellschaft, sowie statische Betrachtungen der Untersuchungen von Ute Freverts Arbeit: Ehrenmänner: Das Duell in der bürgerlichen Gesellschaft, das in Deutschland den neusten Forschungsstand darstellt und zugleich die umfassendste Arbeit über die Thematik des Duells ist.

1.1. Duell Definition

Ein Duell (lat.: duellum ital. duello) war ein freiwilliger Zweikampf mit gleichen, potenziell tödlichen Waffen, wie er in der Frühen Neuzeit mit Säbel und Degen und später mit Pistolen ausgeführt wurde. Das Duell wurde von den Kontrahenten vereinbart, um eine Ehrenstreitigkeit auszutragen und unterlag zur Zeit des 17., 18. und 19. Jahrhunderts traditionell festgelegten Regeln, die sich im 19. Jahrhundert mit neuen Duellwaffen differenzierten.

1.2. Forschungsstand

Die historische Forschung beschäftigte sich vor allem mit der Rolle des Duells aus dem späten 18. und besonders dem 19. Jahrhundert[1]. Freverts und McAleers zentrale Thesen haben sich in der Debatte des Einsteins Forums (1996) als unvereinbar erwiesen. Frevert versteht das bürgerliche Duell als Identitäts- und Selbstbehauptungsmerkmal im sozialen Prozess des Fortschrittes der Industrialisierung und Modernisierung zu einer bürgerlich geprägten Gesellschaft. McAleer hingegen weist es als Symptom des deutschen „Sonderweges“ aus, indem er allein am „deutschen Bürger“ „killing obsessions“ und Unterwerfungsbereitschaft unter die feudale Sozialgestik des Adels ausmacht, eine Interpretation, die eine typische Variante angelsächsischer Geschichtsbetrachtung der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhundert ist[2].

2. Quellen zum Duell

Die Quellen zumr Thematik des Duells setzten sich meist aus persönlichen Tagebüchern und Autobiographien, sowie niedergelegten Diskussionen der öffentlichen Meinung, Akten und Protokolle aus der Rechtspraxis aus verschiedenen Archiven Deutschlands ,wie das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München.

3. Geschichtliche Grundlage

Die Anfänge des Duells gehen bis in die Antike zurück (z. B. Menelaos gegen Paris[3] ), den gerichtlichen Zweikampf bei den späteren Germanen (Holmgang) und das mittelalterliche Gottesurteil. Nachdem der ritterliche Zweikampf des Mittelalters und dessen Erscheinungen von Fehden, bedeutungslos geworden waren, verbreitete sich das neuzeitliche Duell seit dem Ende des 15. Jahrhunderts zunächst in Italien, und dann Spanien und Frankreich und dann über ganz Europa auch in Deutschland. In Frankreich war das Duell vom Ende des 16. bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts geradezu eine Modeerscheinung: Allein zwischen 1594 und 1610 sollen in Frankreich achttausend Adlige und Offiziere in Duellen getötet worden sein, und der (allerdings für seine häufigen Duelle berüchtigte) François de Montmorency (Marschall, Pair und Connétable von Frankreich)[4] soll in einem einzigen Jahr 22 (nach anderen Quellen sogar über 40)[5] Kontrahenten im Duell getötet haben. Während das Duell in England schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts außer Gebrauch kam, hielt es sich in Kontinentaleuropa bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts.

4. Das Duell im Barock

Ab dem 16. Jahrhundert bürgerte sich in Italien, Spanien, Frankreich und bald auch im H.R.R. nach dem Dreißigjährigen Krieg eine andere Form des männlichen Zweikampfes ein, das Duell nämlich. Umstritten ist, ob es zwischen den mittelalterlichen Zweikampftraditionen und den frühneuzeitlichen Duellen Verbindungsglieder gegeben hat oder ob das Duell als Innovation in Deutschland seinen Einzug hielt.[6] Ein abrupter Bruch oder Neuanfang beim neuen Duellwesen ist zumindest zweifelhaft, wie Georg von Below diese Meinung seiner Zeit vertrat[7]. Deutlich jedoch ist, dass beim gleichsamen Verschwinden des amtlichen Zweikampfes durch die Einführung der Formalisierung von Gerichtsverfahren, dies keinen Ausschluss dafür bedeutet, dass das die Grundzüge des Zweikampfes in anderen Formen fortlebten. Denn noch im 19. Jahrhundert war die Idee eines Gottesurteils noch nicht gänzlich vergessen worden, wie dies ein hoher Offizier bei seiner eigener Vereidigung des Duells auf einer protestantischen Pastorkonferenz 1885, als göttliche Entscheidung, darlegt: „Nach meiner Meinung ist das Duell die Strafe dafür, dass mein Gegner sich unehrenhaft benommen hat; ich stehe dann auf der Mensur im Namen des wahren christlichen Benehmens. Falle ich, so hat Gott mich für den Rechten gehalten, seine Gebote zu verteidigen.“[8]

4.1. Zweck des Duells

Als Zweck des Duells galt es, für eine wirkliche oder vermeintliche Beleidigung Genugtuung (Satisfaktion) zu erhalten bzw. zu geben. Dabei ging es nicht darum, wer im Zweikampf „siegte“, sondern ausschließlich darum, dass beide Duellanten den Mut hatten ihre persönliche Ehrenhaftigkeit unter Beweis stellten bzw. wiederherstellten, durch die bloße Bereitschaft, sich um ihrer „Mannesehre“ willen zum Kampf zu stellen und dafür Verletzung oder Tod zu riskieren. Unabhängig von seinem Ausgang hatte das Duell zur Folge, dass die Beleidigung als „gesühnt“ galt und beide Beteiligten in ihren Augen und im Urteil der Gesellschaft wieder als „Ehrenmänner“ angesehen wurden.

Nicht jedermann war zur Teilnahme an diesem gesellschaftlichen Ritual berechtigt. Als „satisfaktionsfähig“ galt ursprünglich nur, wer das Recht zum Waffentragen hatte, d. h. Adlige, Offiziere und Studenten. Die wachsende politische, wirtschaftliche und soziale Bedeutung des Bürgertums im 19. Jahrhundert hatte zur Folge, dass schließlich auch Bürgerliche als satisfaktionsfähig betrachtet wurden, sofern sie der „besseren“ Gesellschaft angehörten und bereit waren, sich deren „Comment“, d. h. ihren ungeschriebenen Verhaltensregeln, zu unterwerfen. Die objektiven Kriterien für diese Zugehörigkeit waren nicht klar abgegrenzt, wurden aber jedenfalls durch ein akademisches Studium oder den Erwerb eines Reserveoffiziersgrades erfüllt. Das Duellwesen war also immer auch Ausdruck eines elitären Standesdenkens, das sich nach „unten“ dadurch abzugrenzen versuchte, dass man allein den Angehörigen der „höheren Gesellschaftskreise“ das dazu erforderliche „feinere Ehrgefühl“ zuschrieb.

[...]


[1] Wiesinger, A., Das Duell vor dem Richterstuhle der Religion, der Moral, des Rechts und der Geschichte, Graz, 1895; Schmiedel, H., Berüchtigte Duelle. München/Berlin 2002; Büsch, J. G., von den in Deutschland gewöhnlichen Gebräuchen bei Duellen und über die Mittel die Duelle abzustellen. Leipzig, 1804; Frevert, U., Ehrenmänner. Das Duell in der bürgerlichen Gesellschaft. Darmstadt, 1991; Burkhart, D., Eine Geschichte der Ehre. Darmstadt, 2006; Biastoch, M., Duell und Mensur im Kaiserreich. Am Beispiel der Tübinger Corps Franconia, Rhenania, Suevia und Borussia zwischen 1871 und 1895, Vierow 1995; McAleer, Duelling The Cult of honor in Fin Siecle Germany, 1994; Schultz, U. (Hrsg.), Das Duell. Der tödliche Kampf um die Ehre, Frankfurt am Main 1996.

[2] Von Müller, A., Literaturanhang, in: Schultz, U. (hrsg.), Das Duell. Der tödliche Kampf um die Ehre, Frankfurt am Main 1996, 416-418, 416.

[3] Hom., Ilias, 3, 415.

[4] Frevert, U., Ehrenmänner, 206.

[5] Desormeaux, J. C. B., Histoire de la maison de Montmorency 1764, Bd.. IV & V.

[6] Frevert, U., Ehrenmänner. Das Duell in der bürgerlichen Gesellschaft. Darmstadt, 1991, 22.

[7] Frevert, U., Ehrenmänner. Das Duell in der bürgerlichen Gesellschaft. Darmstadt, 1991, 43.

[8] Wiesinger, A., Das Duell vor dem Richterstuhle der Religion, der Moral, des Rechts und der Geschichte, Graz, 1895,89.; Frevert, U., Ehrenmänner 1991, 22.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Das Duell in der Frühen Neuzeit
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Historisches Seminar CAU Kiel)
Veranstaltung
Alltag und Mentalität in der Frühen Neuzeit
Autor
Jahr
2006
Seiten
23
Katalognummer
V112072
ISBN (eBook)
9783640107520
ISBN (Buch)
9783640109463
Dateigröße
786 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Duell, Frühen, Neuzeit, Alltag, Mentalität, Frühen, Neuzeit, Geschichte, Waffe
Arbeit zitieren
Hilthart Pedersen (Autor:in), 2006, Das Duell in der Frühen Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/112072

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