Zu Phänomenologie, rechtlicher Qualifizierung, Erklärungsansätzen und gesellschaftlichen Interdependenzen des Serienmordes


Diplomarbeit, 2008

132 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Kategorisierung von Serienmord und Serienmördern
1.1. Einleitung
1.1.1. Definition von Serienmord
1.1.2. Vergleich verschiedener Definitionen
1.1.3. Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Definitionen und eigene Definition(en)
1.2. Unterteilung von Mehrfachmorden
1.2.1. Massenmord
1.2.2. Spree Murder
1.2.3. Serienmord
1.3. Organisierter und Nicht-Organisierter Typus
1.3.1. Organisierter Typus
1.3.2. Nicht-Organisierter Typus
1.4. Kategorisierung von Serienmördern
1.4.1. Machtorientierter Typus
1.4.2. Hedonistischer Typus
1.4.3. Visionärer Typus
1.4.4. Missionarischer Typus
1.5. Geographische Typisierung von Serienmördern
1.5.1. Territorialer Typus (Local Type)
1.5.2. Nomadischer Typus (Travelling Type)
1.5.3. Stationärer Typus (Place-Specific Type)
1.6. Abgrenzung zu und Gemeinsamkeiten mit anderen Mördern
1.6.1. Lustmörder
1.6.2. Triebmörder
1.6.3. Streumörder
1.6.4. Amokläufer/Massenmörder
1.6.5. „Normaler“ Mörder
1.6.6. Wiederholungsmörder
1.6.7. Serielle Mörder im klinischen Bereich
1.6.8. Nachahmungstäter
1.7. Weibliche Serienmörder

2. Vorgehen des Serienmörders
2.1. Unterscheidung
2.2. Modus Operandi
2.3. Handschrift

3. Bedeutung der Semiotik des Serienmordes für den Serienmörder
3.1. Bedeutung der Zeichen während des Mordes
3.2. Bedeutung der Zeichen nach dem Mord

4. Opfer
4.1. Merkmale der Opfer
4.2. Verhalten der Opfer
4.3. Darstellung der Opfer
4.4. Serienmörder als Opfer

5. Rechtliche Qualifizierung von Serienmord
5.1. Strafrechtliche Erfassung von Serienmord
5.2. Beurteilung von Serienmördern
5.3. Regelvollzug
5.4. Maßregelvollzug
5.5. Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus
5.6. Unterbringung in Sicherungsverwahrung
5.7. Zivilrechtliche Konsequenzen

6. Zahlen und Statistik
6.1. Prävalenz des Serienmordes
6.1.1. Prävalenz des Serienmordes in den USA
6.1.2. Prävalenz des Serienmordes in der BRD
6.1.3. Vergleich der USA mit der BRD
6.1.4. National-kontinentale Betrachtungen
6.2. Geschlecht von Serienmördern
6.3. Alter von Serienmördern
6.4. Schulbildung und Intelligenzquotient von Serienmördern
6.5. Dokumentation der Taten
6.6. Opfer von Serienmördern
6.7. Waffen von Serienmördern
6.8. Kindheit von Serienmördern

7. Erklärungsansätze der Entwicklung zum Serienmörder
7.1. Biologische Ansätze
7.1.1. Neurobiologische Ansätze
7.1.2. Verhaltensgenetische Ansätze
7.1.3. Biochemische Ansätze
7.1.4. Zusammenfassung
7.2. Erfahrungen während der Kindheit
7.3. Soziologische Erklärungsansätze
7.3.1. Anomietheorie von Merton
7.3.2. Weiterentwicklung der Anomietheorie durch Cloward und Ohlin
7.3.3. Labeling Approach
7.3.4. Zusammenfassung
7.4. Tat
7.4.1. Gratifikation der Tat
7.4.2. Serie der Tat
7.5. Psyche des Serienmörders
7.5.1. Charakter und Eigenschaften
7.5.2. Sadismus
7.5.3. Tötungshemmung bei Serienmördern
7.5.4. Psychoanalytische Erklärungsansätze
7.5.5. Selbsttäuschung
7.5.6. Rechtfertigung
7.5.7. Phantasie des Serienmörders
7.5.8. Zusammenfassung
7.6. Motiv
7.7. Opfer

8. Gesellschaft und Serienmord/ -mörder
8.1. Interdependenz von Serienmord/ -mördern und Gesellschaft
8.2. Umgang der Gesellschaft mit Serienmord/ -mördern
8.3. Funktion von Serienmord/ -mördern in der Gesellschaft
8.4. Gesellschaftliche Konstruktion von Serienmord
8.5. Faszination Serienmord
8.6. Zusammenfassung

9. Die Rolle von Krankheit im Serienmord

10. Therapie für Serientäter
10.1. Therapeutisches Angebot für Serientäter
10.2. Soziale Therapie
10.3. Klinische Sozialarbeit

11. Reflexion

12. Literaturverzeichnis

1. Kategorisierung von Serienmord und Serienmördern

1.1. Einleitung

Serienmord ist ein Phänomen, das eine unheimliche Faszination auf Menschen ausübt. In ihm offenbaren sich Abgründe menschlicher Handlungen und es erstaunt, wie leicht sich Serienmörder scheinbar über ihre eigene Moral, allgemeine Ethik, Werte, Normen sowie Gesetze hinwegsetzen können. Da sich die Kategorien Serienmord und Serienmörder mit sinnverwandten Kategorien überschneiden, es aber auch individuelle Elemente gibt, die charakteristisch für Serienmord und Serienmörder sind, wird Folgendem zuerst eine Definition dieses Phänomens zugrunde gelegt. Danach erfolgt eine Kategorisierung von Gemeinsamkeiten und Differenzen der Kategorie des Serienmörders mit anderen Mehrfachmördern.

1.1.1. Definition von Serienmord

Serienmord ist ein Konstrukt aus einer Reihe von Sachverhalten, die unter den Begriff Serienmord subsumiert werden, d.h. die mit diesem Begriff bezeichneten Ereignisse sind aufgrund der permanenten Bedeutungsverschiebung sprachlich schwer zu erfassen. Sie werden lediglich durch differente Sinneinheiten mit einer Folie sprachlicher Zeichen überlagert. Merkmale einer/der Tat/en werden hinsichtlich ihres prägenden Einflusses auf die Definition des Begriffs Serienmord von Autoren, Psychologen, Mitarbeitern der Polizei, Ärzten etc. unterschiedlich validiert.

Dies kann zu einer uneinheitlichen Bedeutung des Begriffs Serienmord führen, schlimmstenfalls zu einer Verwechslung mit anderen Begriffen, wie z.B. Massenmord[1]. Im Folgenden wird der Versuch unternommen, durch einen Vergleich verschiedener Definitionen und Herausarbeiten von Gemeinsamkeiten einen Konsens der unterschiedlichen Auffassungen des Begriffs Serienmord in einer eigenen Definition zu generieren.

1.1.2. Vergleich verschiedener Definitionen

Um Begriffe verständlich zu erläutern, bedient man sich generell einer Definition, die den Begriff sinngerecht wiedergibt, ohne den Begriff selbst zu verwenden.

Allem voran sei die wahrscheinlich geläufigste Definition, die des FBI, in welcher man unter Serienmord eine Tat, in der „drei oder mehr einzelne Opfer mit einer emotionalen Abkühlungsperiode, zwischen den Mordhandlungen, getötet werden“[2], versteht, angeführt.

Da diese Definition Unzulänglichkeiten an den Tag legt, etwa weil der Begriff der emotionalen „Abkühlungsperiode“ einen enormen Interpretationsspielraum hat und somit dazu verleitet, lange und kurze „Abkühlungsperioden“ gleichzusetzen, was in letzter Konsequenz eine Gleichstellung von Serien- und Massenmördern bedeutet, wurde diese ursprüngliche Definition durch eine treffendere ersetzt: „Zwei oder mehr einzelne Morde, in welchen ein Individuum, das alleine oder gemeinschaftlich handelt, über einen längeren Zeitraum, verschiedene Morde mit zeitlichen Unterbrechungen zwischen jedem Mord begeht.“[3]

Die Verbindlichkeit dieser Definition kommt zum einen im Renommee des Buches „Practical Homicide Investigation“, in dem sie zum ersten Mal auftaucht, zum Ausdruck. Dieses Buch, verfasst von national anerkannten Experten, richtet sich in den USA an Menschen, die in den praktischen Feldern von kriminaltechnischen und forensischen Untersuchungen tätig sind. Zum anderen unterstreicht die Tatsache, dass das FBI die in diesem Buch vorgeschlagene Definition der eigenen vorzog, die Reputation dieser Definition.[4] Vorteil dieser Definition ist einerseits die Feststellung, dass Serienmörder über einen längeren Zeitraum töten und andererseits, durch das Festlegen der Morde auf mindestens zwei, eine generelle Abgrenzung zu Einzelmorden zu erwirken. Ein Nachteil liegt in der Tatsache begründet, dass fast keine Serienmörder ihre Taten gemeinschaftlich begehen (wie z.B. Henry Lee Lucas und Ottis Tool). In dieser Hinsicht tendiert die Definition dahingehend, Ausnahmen als gleichwertig mit dem Großteil von Serienmördern zu setzen. Dies ist wahrscheinlich den in den USA deutlich häufiger vorkommenden Banden- und Gangmorden zuzuschreiben. Exakt diese Ausnahmen von Morden, die von Paaren oder Gruppen begangen wurden, macht eine Übertragung auf Sachverhalte in Deutschland schwierig.

Die in Deutschland vorherrschende Definition von Serienmord stammt von dem Kriminalbeamten und Autor Stephan Harbort: „Der voll oder vermindert schuldfähige Täter (i.S. des Paragraphen 21 des Strafgesetzbuches) begeht allein verantwortlich oder gemeinschaftlich (i.S. des Paragraphen 25 des Strafgesetzbuches) mindestens drei vollendete vorsätzliche Tötungsdelikte (i.S. der Paragraphen 211 (Mord), 212 (Totschlag), 213 (Minder schwerer Fall des Totschlags) des Strafgesetzbuches), die von einem jeweils neuen feindseligen Tatentschluß (sic) gekennzeichnet sind.“[5]

Kritisch ist hier die Fixierung Harborts auf die Schuldfähigkeit und freie Willensentscheidung des Täters zum Bösen hin zu betrachten, sowie die strenge Orientierung am Gesetzestext, der wegen seines hohen Abstraktionsgehalts nicht näher auf die speziellen Merkmale des Serienmordes eingeht. Dies versucht Harbort zu kompensieren, indem er mehrere Gesetze in seiner Definition aneinanderreiht, so tritt aber obig genanntes, den Gesetzestexten inhärentes Problem auf. Aufgrund dessen ist Harborts Definition in straf- und gesetzestechnischen Belangen von Bedeutung. Ein Verständnis von Serienmördern vermittelt sie dem Laien nicht.

Die von Kelleher/Kelleher erbrachte Definition umfasst mehrere interessante Aspekte.[6] Sie stellt die Motive als komplex dar. Unter Serienmördern seien sowohl hochintelligente Individuen zu finden, als auch solche, die an einer psychischen Störung leiden. Oft seien es ganz gewöhnliche Menschen, die ihre Aggressionen auf andere übertragen. In einigen Fällen seien sie schonungslos direkt, in anderen hingegen mit ihrer Absicht zurückhaltend. Ungeachtet ihres Charakters und trotz ihrer sozialen Stellung oder versteckten Zwängen, seien dies Menschen, die andere gnaden- und sinnlos in einem Rausch ultimativer Gewalt attackieren. Es werden in dieser Definition charakteristische Merkmale von Serienmördern beschrieben. Dennoch ist diese Herangehensweise an eine Definition sehr allgemein und schließt auch Verbrecher mit ein, die nur einen Mord begangen haben. Neu am Ansatz von Kelleher/Kelleher ist, dass sie zwischen männlichen und weiblichen Serienmördern unterscheiden, indem sie ihnen unterschiedliche Intentionen zuschreiben. Ob es weibliche Serienmörder nach der/den Definition(en) dieser Arbeit gibt, wird am Ende dieses Kapitels abzuklären sein.

Nach Holmes/Holmes ist Serienmord eine Handlung, die mindestens drei Opfer umfasst, wobei die Zeitspanne zwischen dem ersten und dem letzten Mord mehr als 30 Tage umfassen muss.[7] Wiederum eine ist dies eine sehr weite Auffassung des Begriffs, denn es werden typische Faktoren, wie z.B. Intention, Aktionsradius, Vorgehensweise außer Acht gelassen.

Egger versteht unter Serienmord eine Ermordung zweier Fremder, d.h., zwischen dem Mörder und ihnen besteht keine Beziehung jeglicher Art. Den Grund des Tötens sieht er in nichts anderem als in Zwang oder Freude.[8] Für sich genommen, schließt schon die reduktionistische Ansicht des Nichtbestehens einer Beziehung zwischen Täter und Opfer jedoch einen nicht kleinen Teil der bekannten Serienmörder aus (z.B. Henry Lee Lucas, Edmund Kemper), so dass diese Definition keinen Anspruch auf vollständige Erfassung des Phänomens erheben kann.

Eine tragfähige Definition liefert hingegen Hickey.[9] Er hat analog zu Harbort erkannt, dass es deutlich einfacher und erkenntnisreicher ist, den Begriff des Serienmordes mit Hilfe des Begriffs des Serienmörders zu definieren. Dies liegt ganz einfach an der Tatsache, dass der Begriff des Serienmörders weniger vom Dinglichen getrennt, also weniger abstrakt ist, als der des Serienmordes, trotzdem aber derselben Begriffssphäre angehört und somit dem Erkenntnisgewinn keinen Abbruch tut. Er definiert den Serienmörder als einen Mörder, gleich welchen Geschlechts, der ohne zeitliche Begrenzung tötet, mindestens drei bis vier Opfer fordert und bei seinen Taten ein spezielles Tötungsmuster hinterlässt. Hickey lässt den territorialen Aspekt weg, um so seine Definition sowohl auf Serienmörder, welche in der eigenen Wohnung morden (z.B. Jeffrey Dahmer[10]), als auch auf jene, die einen größeren Aktionsradius haben (z.B. Ted Bundy[11]), beziehen zu können. Zudem erkennt er in den Einzeltaten der Mordserie einen latenten Entwicklungsprozess.

Fast alle genannten Definitionen enthalten einen Anteil an Elementen, der das Phänomen Serienmord partiell inhaltlich korrekt darstellt. Andere Anteile der Definitionen sind entweder zu eng oder zu weit, um das Phänomen realitätsgetreu zu erfassen. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit einer neuen Definition von Serienmord.

1.1.3. Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Definitionen und eigene Definition(en)

Die Vorteile der vorgenannten Definitionen zu nutzen und Defizite zu vermeiden, ist Ziel folgender Ausführung.

Eine fast allen Definitionen innewohnende Gemeinsamkeit ist die sich auf mindestens drei belaufende Zahl der Morde. Auch die von Definition zu Definition variierende, grundsätzlich aber immer vorhandene Zeitspanne zwischen den Morden stellt ein gemeinsames Kennzeichen der Definitionen dar. Unterschiedliche Angaben der Zeitspannen lassen sich einerseits durch verschiedene Ausgangspositionen der Autoren in der Untersuchung der Entwicklung der Serienmörder erklären, denn die Frequenz der Morde eines Täters nimmt generell sukzessiv zu. Andererseits variiert selbstverständlich die Zahl der Morde zwischen den einzelnen Tätern.

Um den Begriff des Serienmordes so präzise wie möglich und so weit als nötig zu fassen, wird folgende Definition vorgeschlagen:

Als Serienmord werden diejenigen Taten bezeichnet, in denen der geistig gesunde oder kranke Täter, mit oder ohne Plan, innerhalb verschiedener geographischer Aktionsradien, getrieben von unterschiedlichen Intentionen, mindestens drei Menschen mit einer Abkühlungsphase zwischen den Morden vorsätzlich tötet, wobei die Opfer charakteristische Merkmale einer bestimmten Struktur tragen, die attraktiv auf den Täter wirken.

Der Aspekt der Aktionsradien fand Einzug in die Definition, weil dadurch drei verschiedene Typen von Serienmörder kategorisiert werden können (s. 1.5. „Geographische Typisierung von Serienmördern“). Dies dient zum einen der Präzision der Definition und zum anderen der Exklusivität.

Auf die Anzahl drei mussten die Morde festgelegt werden, da es mindestens zwei Morde sein müssen, um überhaupt im Plural davon sprechen zu können, die Semantik von „Serie“ aber erst bei drei beginnt, weil es sonst, also bei zwei Morden, nur eine „Folge“ wäre.

Das Moment der Abkühlungsphase zwischen den Morden unterscheidet Serienmorde grundsätzlich von Massenmorden, da bei diesen keine Abkühlungsphase die Morde voneinander trennt. Psychisch muss ein Serienmörder nach einem Mord erst einmal Tage, Wochen oder länger „abkühlen“, wohingegen ein Massenmörder mehrere Menschen in, z.B., einem Amoklauf tötet, innerhalb dessen keine sog. Abkühlungsphasen zwischen den Morden liegen.

Ähnliche Opfermerkmale lassen eine Analogie der Mordserie erkennen.

Charakteristische Merkmale der Opfer können Geschlecht, Alter, Haarlänge, Milieuzugehörigkeit, Kleidung etc. sein.

Diese ontologisch-phänomenale Definition soll durch eine eigene ethisch-moralphilosophische Umschreibung sowohl Ergänzung als auch tieferen Gehalt erfahren:

Serienmord ist ein Drang zum seriellen Töten des Selbstzweckes wegen, wobei die Opfer des Serienmordes Mittel zu diesem Selbstzweck sind.

1.2. Unterteilung von Mehrfachmorden

Morde, in welchen mehrere Menschen getötet werden, nennt man Mehrfachmorde.

Da es drei Hauptkategorien von Mehrfachmorden zu nennen gibt, namentlich Massenmord, Spree Murder und Serienmord, liegt es nahe, diese zu beschreiben und somit erste bedeutsame Abgrenzungen dieser voneinander zu erreichen, um so den Begriff des Serienmordes detailliert zu explizieren.

1.2.1. Massenmord

Vage, aber prägnant bedeutet Massenmord das Töten von mehreren Opfern am selben Ort zur selben Zeit.[12] Beispiel eines Massenmordes war das von zwei Schülern an der Columbine Highschool 1999 verübte Massaker innerhalb des Schulgebäudes an den sich darin befindenden Mitschülern. Charakteristischer Auslöser für einen Massenmord ist eine „nicht abreißende Kette von frustrierenden Erfahrungen.“[13] Eine „Trigger“-Situation (dt. Auslöser, Abzug), z.B. in Form von Streit mit engen Vertrauten, kann plötzlich die kulminierten frustrierenden Erfahrungen mit einem Mal „losbrechen“, sie werden sozusagen auf einmal kanalisiert.

Lokale wie temporäre Rahmensetzungen spielen in der Abgrenzung zu den anderen Mehrfachmorden eine wichtige Rolle. Massenmorde finden sehr häufig an öffentlichen, übersichtlichen Orten statt. Die Handlungsdauer kann sich von wenigen Minuten bis hin zu Stunden erstrecken.[14]

Massenmorde werden in einem Zustand der Raserei begangen, fast ausschließlich während eines Amoklaufes.[15] Zwischen den einzelnen Morden findet keine Abkühlungsphase statt, der Täter steht währenddessen permanent unter Hochspannung. Sehr selten werden Massenmörder zu Serienmördern oder umgekehrt.[16] Der Unterschied zum Serienmord liegt klar ersichtlich in der vergleichsweise verschwindend geringen Dauer der Tatbegehung sowie im nicht latenten Agieren des Täters.

1.2.2. Spree Murder (engl. spree = Orgie, Tour)

Hier wird die Tötung von mindestens drei Personen an zwei oder mehreren verschiedenen Orten innerhalb eines einzigen Geschehens, welches sich zwischen Stunden und Tagen bewegen kann[17], bezeichnet. Keinesfalls ist auszuschließen, dass sich ein Spree Murder nicht auch über Wochen und Monate erstrecken kann (wie z.B. bei Paul John Knowles[18] alias „Casanova Killer“). Wichtige Unterschiede zum Massenmord liegen also in der längeren Dauer sowie in den wechselnden Orten der Tatverübung. Ebenso wie beim Massenmord ist die Wahrscheinlichkeit einer Wiederholung sehr gering, auch wenn beide Varianten nicht unbedingt mit dem Suizid des Mörders enden müssen. Analog zum Massenmord kommt es zu keiner Abkühlungsphase zwischen den Morden[19] – dies grenzt Massenmord und Spree Murder vom Serienmord ab. Ein Merkmal, das der Spree Murder mit den anderen Mehrfachmorden teilt, ist das völlige Desinteresse an der Identität der Opfer.[20]

1.2.3. Serienmord

Die dritte Kategorie der Mehrfachmorde stellt die des Serienmordes dar. Charakteristisch für Serienmorde ist, dass Serienmörder von einem intrinsischen „Bedürfnis zu töten“ getrieben zu sein scheinen.[21] Fast ausschließlich bestehen beim Serienmord keine eindeutigen „Trigger“-Situationen, wie z.B. ein Streit mit dem Vorgesetzten, die als Ursache der Mordserie betrachtet werden können.

„Serienmorde zeigen in schockierender Weise absolute Sinnlosigkeit und Willkür; es sind furchtbare Verbrechen, bei denen gewöhnliche Menschen, die ein zufriedenes Leben führen, >>einfach so<< umgebracht werden. Diese Gewalttaten zerstören völlig unerwartet das Leben von Opfern und deren Angehörigen…“[22], wie z.B. im Fall von Grace Budd[23].

Beim Serienmord erscheint jeder Mord zunächst als Einzelfall. Dies muss nicht zwingend bedeuten, dass ein Serienmörder nicht auch auf einmal zwei Opfer töten kann, ohne die Bedingungen eines Serienmordes nicht zu erfüllen. Entscheidend bei der Abgrenzung zu den anderen Mehrfachmorden ist hier, dass die Taten stets durch eine Abkühlungsphase, die Tage, Wochen, Monate oder sogar Jahre dauern kann, voneinander getrennt werden. Serienmörder agieren meist im Verborgenen über einen längeren Zeitraum hinweg. Einen weiteren signifikanten Unterschied zu Massenmorden und Spree Murder stellt das Aufschieben-Können des Mordes in prekären Situationen dar, was das Risiko, ergriffen zu werden, minimiert. Auch ein meist dem Mord vorausgehender Plan oder ein Ritus kennzeichnen den Serienmord und grenzen ihn zugleich von den beiden anderen Mehrfachmorden ab.

1.3. Organisierter und Nicht-Organisierter Typus

Eine erste grobe Differenzierung des Serienmörders findet durch die Kategorisierung in den organisierten Typus sowie in den Nicht-Organisierten Typus statt.

1.3.1. Organisierter Typus

Charakteristisch sind für diesen Typus soziale Angepasstheit sowie Unauffälligkeit. Meist lassen sich keinerlei Anhaltspunkte ausmachen, die einen schädlichen externen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes anzeigen. Der organisatorische Typus ist in der Lage sein Verhalten den sich ändernden Umständen vor während und nach der Tat anzupassen. Seine Taten im Ganzen betrachtet, lassen eine Herausforderung der Gesellschaft wegen geringer oder nicht vorhandener Akzeptanz durch diese, erkennen. Initiativen, eine Kommunikation mit der Öffentlichkeit durch am Tatort hinterlassene Nachrichten herzustellen, sind ausschließlich diesem Typus zuzuschreiben (z.B. David Berkowitz[24] alias „Son of Sam“). Er lernt mit jeder Tat dazu, modifiziert und methodisiert sein Handeln, ist aber dabei auf einen speziellen Opfertyp, meist Fremde, fixiert.

„Wegen seiner Neigung zu einem bestimmten Opfertyp verbringt der Täter oft beträchtliche Zeit und Mühe damit, seine dem Schema entsprechende Opfer zu suchen.“[25]

Dieser Täter weist meist eine hohe Intelligenz auf, übt eine höher qualifizierte Beschäftigung aus[26] (z.B. Harold Shipman[27]) und kann auch sehr höflich sein (z.B. Jeffrey Dahmer[28]).

Prinzipiell ist der Täter darauf bedacht, sich nicht fassen zu lassen, das Hinterlassen von Botschaften, was häufig zur Ergreifung führt, liegt größtenteils in den Allmachtsphantasien dieses Typus begründet.

Die Aktion während der Tat ist gekennzeichnet von einer Logik der Herrschaft. Der Mörder führt die ihn erregende Angst der Opfer mittels immer größer werdender Aggression in Form von Folter herbei. Der vorzeitig eintretende Tod des Opfers stellt für ihn ein Defizit in der Methode seines Mordens dar, welche es zu verbessern gilt, denn aufgrund des Todes hört auch der für den Täter durch die Folterhandlung generierte Lustgewinn abrupt auf.

Gefangen in solch einer Situation kann das Opfer nichts für sich Vorteilhaftes machen: Verhält es sich passiv und still, suggeriert es dem Täter Wertlosigkeit. Setzt es sich zur Wehr, fühlt sich der Täter provoziert. In beiden Fällen wird die Aggression gesteigert. Die Reaktionen des Opfers haben keinen Einfluss auf den Tatablauf. Die Methode des Mordens (Erwürgen, Erstechen, Erschießen etc.) bleibt weitgehend dieselbe, wenn auch mit Modifikationen in Richtung einer Verbesserung der Effizienz.

1.3.2. Nicht-Organisierter Typus

Kennzeichnend für diesen Typus sind ein Leben im sozialen Abseits und meist eine traumatische Kindheit. Der Intelligenzquotient ist unterdurchschnittlich bis durchschnittlich,[29] das Sozialverhalten ist meist unreif und unangepasst. „Er ist selten im Besitz einer qualifizierten Berufsausbildung und einer festen Arbeitsstelle.“[30]

Seine Taten übt dieser Typus spontan aus. Überlegungen, die die Ausübung seiner Taten hinsichtlich Zeit, Ort, Methodik sowie häufig auch Opfer betreffen sowie die Verschleierung möglicher Beweise, fehlen bei ihm völlig. In Abgrenzung zum organisierten Typus ist auch die Fähigkeit zur Selbstkontrolle/ -beherrschung nicht vorhanden. Auch spielt die Angst des Opfers während der Tat für ihn keine Rolle, er degradiert seine Opfer zu einem Objekt, das er nur benutzen möchte. Darum ist ihm auch daran gelegen, es zu verdinglichen (z.B. Abdecken des Gesichts, massive Verstümmelung etc.) und auf keinen Fall seine Identität weder durch vorheriges Ausspionieren seiner Lebenswelt noch durch eine während der Tat entstehende verbale Kommunikation in Erfahrung zu bringen.[31] Die Opfer sind oft, der Entpersonifizierung aufgrund von Verstümmelungen der für die Opfer charakteristischen Körpermerkmale wegen, durch einen sogenannten „Overkill“ (dt. „Übertöten“) gekennzeichnet. Deshalb, weil die Identität fehlen muss, präferiert dieser Täter auch Nekrophilie als Sexualform.

Die Spontaneität und Planlosigkeit seiner Verbrechen versagen ihm in der Regel eine Weiterentwicklung der Effizienz und Sicherheit, hinsichtlich einer Ergreifung durch die Ermittler, seiner Mordmethode.

1.4. Kategorisierung von Serienmördern

Nachdem mit der Differenzierung der Mehrfachmorde der Serienmord abgegrenzt wurde, gilt es nun, die die Handlung Ausführenden in unterschiedliche Typen einzuteilen.

1.4.1. Machtorientierter Typus

Diesem Typus geht es fast ausschließlich um das Erleben von Macht während seinen Taten. In der Tat enthaltene sexuell-sadistische Komponenten spielen nur eine Nebenrolle. Sie dienen einzig zur Degradierung des Opfers und somit zur Exaltation des Täters. Die Hilflosigkeit und Aussichtslosigkeit des Opfers korreliert positiv mit der Befriedigung dieses Typus, da diese ja von der Machtstellung dessen während der Tat abhängt. „Damit wird in den meisten Fällen das schwache Selbstwertgefühl kompensiert und ein Ausgleich gesucht, der die Erfahrung vermittelt: Ich bin letztlich der Stärkere, wenn ich nur will.“[32]

Der machtorientierte Typus ist weiter nach der Dauer der Tat zu unterscheiden. Geht es ihm nur um das Töten an sich, verrichtet er dieses effizient und schnell. Hier ist er somit am Akt des Tötens selbst interessiert. Rückt hingegen der Prozess des Tötens in den Vordergrund, so benutzt er Varianten des Tötens und Folterns, welche die Tötungshandlung länger dauern lassen.

1.4.2. Hedonistischer Typus

Serienmörder dieser Kategorie töten aus „Vergnügen“ an der Mordhandlung heraus. Wieder steht kein sexueller Aspekt, sondern die Abwechslung, der Thrill, den der Mord mit sich bringt, im Zentrum. Diese Täter möchten ihr Leben voll auskosten, ohne Rücksicht auf Rechte anderer. Seine sadistisch geprägten Taten vermitteln ihm ein Gefühl von Wohlbefinden und Behaglichkeit, physisch wie psychisch. „Für ihn bedeutet jeder Mord das Ausleben von Glücksgefühlen, er ist nur an der Tat als solcher interessiert. Ihn reizt immer wieder das ungestrafte Ausleben seiner Phantasie.“[33]

1.4.3. Visionärer Typus

Diese Kategorie ist bezeichnend für Serienmörder, welche im Rahmen von Halluzinationen oder Wahnvorstellungen Aufträge erhalten, mit dem Inhalt, gewisse Personen oder Gruppen zu töten. Visionäre Typen leiden an Realitätsverlust und ihnen wird nach ihrer eventuellen Ergreifung meist eine paranoide Psychose oder eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert. Diese Art der Täter befolgt mechanisch Anweisungen ihrer Visionen, die von ihnen selbst produziert werden (z.B. Herbert Mullin[34]). „Er hört Stimmen, sieht Visionen oder erhält seinen Mordauftrag von dämonischen Außerirdischen.“[35]

1.4.4. Missionarischer Typus

Missionarische Typen legen sich selbst eine Argumentationsstrategie, die Ausmaße einer Überzeugung annehmen kann, zu Recht, mittels derer sie spezielle Randgruppen, Subkulturen oder Rassen ins Fadenkreuz nehmen. Das gemeinsame Merkmal, das Mitglieder einer Gruppe eint, wird von den Tätern als unerwünscht und sozial schädlich angesehen (z.B. Robert Hansen[36]). Sie sehen es als ihre Mission an, die Gesellschaft von dieser Gruppe befreien zu müssen.[37]

Charakteristisch für diesen Typus ist, dass er, als einziger der vier Typen durch seine Taten eine Verbesserung oder Rettung der Gesellschaft, bei völliger geistiger Gesundheit, hervorrufen will.

1.5. Geographische Typisierung von Serienmördern

Der geographische Aktionsradius von Serienmördern lässt eine Aufteilung in drei Gruppen zu: territorial, nomadisch und stationär. Faktisch greifen diese ineinander über, eine entwickelt sich aus der anderen heraus oder sie weisen beide Facetten der vorherigen auf.

1.5.1. Territorialer Typus (Local Type)

Es besteht eine Präferenz von Serienmördern, in geographischen Räumen zu morden, in denen sie sich auskennen und aufgrund dessen einen Vorteil, nämlich den der Vertrautheit mit lokalen Spezifika und ggf. Gewohnheiten von Menschen, für sich beanspruchen können.

Laut Newton/Buval ist der räumliche Aktionsradius der meisten Serienmörder dieser Gruppe (z.B. der „Green River Killer“[38]) zuzuschreiben.[39] Hickey gibt einen Prozentsatz von 50 v.H. an.[40] Unter Territorium ist hier ein abgegrenztes Gebiet zu verstehen, wie z.B. Stadtteile, Städte, Straßenabschnitte, Bundesstaaten etc., in welchen die Verbrechen begangen werden.

1.5.2. Nomadischer Typus (Travelling Type)

Der Anteil dieses Typus` an den 100% der gesamten geographischen Typisierung beläuft sich auf 30%.[41] Zugehörige dieser Gruppe reisen sehr häufig von einem Ort ihrer Taten zu einem anderen, durch Städte, Bundesstaaten, Länder und Staaten. So kann es vorkommen, dass der Leichnam eines Opfers sehr weit entfernt vom eigentlichen Tatort aufgefunden wird. Vertreter dieser Kategorie sind u.a. Henry Lee Lucas[42] sowie Jack Unterweger[43]. Beweggründe hierfür sind auf der einen Seite diskontinuierliche Berufsperspektiven, steter Lebenswandel oder Abenteuerlust. Auf der anderen Seite kann das Umherreisen selbst auch ein Element des Kalküls – in Anlehnung an die antizipierende Ermittlungsarbeit von Behörden – in Relation zur Mordserie eines Serienmörders sein.

1.5.3. Stationärer Typus (Place-Specific Type)

Stationäre Serienmörder töten fast ausschließlich am selben Ort, welcher der Arbeitsplatz (z.B. die Station einer Klinik), ihre Wohnung oder ein von der eigentlichen Häuslichkeit separates Haus/Versteck/Wohnung sein kann, wie z.B. in den Fällen von John Wayne Gacy[44] oder Jürgen Bartsch[45].

Untersuchungen[46] bestimmen den Prozentsatz dieser Gruppe auf 20 v.H. und weisen ihr somit den geringsten Anteil der drei Kategorien aus. Dem stationären Typus reicht im Gegensatz zum territorialen Typus Vertrautheit mit den Spezifika eines Gebiets, um so dem Risiko eines misslingenden Mordes entgegenzuwirken, nicht aus, er braucht vielmehr Sicherheit während der Mordhandlung. Nichts erscheint sicherer als separierte räumliche Gegebenheiten. Deswegen wählt er „Räume“ aus, die meist nur ihm bekannt und/oder zugänglich sind.

1.6. Abgrenzung zu und Gemeinsamkeiten mit anderen Mördern

Da es den typischen Serienmörder nicht gibt, kann ein Serienmörder Charakteristika von anderen Mördern aufweisen und vice versa. Die davon differenten Merkmale eignen sich hingegen dazu, Serienmörder von den anderen Arten abzugrenzen.

1.6.1. Lustmörder

Der Ausdruck Lustmord ist eine deutsche Wortschöpfung.[47] Die Wahrscheinlichkeit eines Lustmordes ist immer dann gegeben, wenn Verletzungen der Genitalien vorhanden sind und viel mehr noch, wenn der Körper geöffnet oder Teile davon (Darm, Genitalien) herausgerissen wurden.[48] Der Lustmord ist eine über den Sadismus hinausgehende Eskalation bei gleichzeitigem Hemmungsverlust.[49] Die Tötung des Opfers produziert beim Täter ein unmittelbares sexuelles Lusterlebnis und somit ersetzen und repräsentieren Mord und Verstümmelung hier den Geschlechtsakt. Komponenten des Lustmordes sind bei Serienmorden relativ häufig zu finden, da der Serienmörder durch Gewaltanwendung während der Tat ein Gefühl von Macht erlebt. Dieses Gefühl korreliert positiv mit der Intensität der ausgeübten Gewalt sowie mit der Vulnerabilität der intendierten Körperregionen.

1.6.2. Triebmörder

Dieser Mörder setzt Gewalt ein, um sexuelles Erleben zu generieren. Gewalt und Aggression sind nicht Ursprung des sexuellen Lustgewinns, sondern Mittel zum Zweck. Oft versucht er, durch den Einsatz von Gewalt seine Impotenz abzuwehren.[50]

Durch den Einsatz von Gewalt entsteht beim Opfer Todesangst. Nun nimmt das Verhalten des Triebmörders bei den unterschiedlichen Morden stets das gleiche Muster an. Er agiert nach einem von ihm erschaffenen Plan, nach einem Drehbuch, das immer gleich bleibt. Das planvolle Vorgehen tritt bei organisierten Serienmorden überdurchschnittlich oft auf (s. 1.3.1. „Organisierter Typus“) und auch eine Mischform der Elemente des Lust- sowie Triebmordes ist bei verschiedenen Serienmördern zu konstatieren (z.B. bei Richard Ramirez alias „The Night Stalker“[51]).

1.6.3. Streumörder

Hier präsentiert sich ein Verursacher des Spree murder. Der Streumörder zieht von Ort zu Ort, wobei seine Raserei ein einziges Massaker ist, sollte sie auch länger dauern.[52] Er hat weder sich noch die von ihm hervorgerufene Situation unter Kontrolle.[53] Die Intensität der Situation kann durch eine z.B. bevorstehende Festnahme durch die Polizei noch gesteigert werden und die hieraus resultierende Spannung verringert die zeitliche Distanz zwischen den Morden. Dies ist bei Serienmördern selten der Fall, denn Serienmörder intendieren durchgängige Kontrolle bei ihren Morden. Sie müssen schon vor dem Mord kontrolliert agieren, weniger um ein geeignetes Opfer zu finden – und was hier besonders wichtig ist – als vielmehr eine Situation, mit möglichst geringem Risiko erwischt zu werden, abwarten. Diesem Gedanken (Kontrolle über die Situation und eigene Sicherheit) stünde ein Kontrollverlust vor, während und nach dem Mord entgegen.

1.6.4. Amokläufer/Massenmörder

Da die Grenzen zwischen Amokläufer und Massenmörder fließend sind, deren Bedeutung teils untrennbar miteinander verbunden ist, werden diese Begriffe hier synonym verwendet. Einen Unterschied gilt es jedoch festzuhalten: Massenmörder können über Jahre hinweg tätig sein, wohingegen die zeitliche Dimension der Taten von Amokläufern generell auf Stunden oder Tage begrenzt ist, ausgenommen hier „Set and Run Killers“ (s. unten).

Ursprung des Amok ist in den subtropischen Stammesgebieten zu finden, wo Amok als Form des kriegerischen Kampfes anerkannt ist. Amok ist die „Tötung anderer mit anschließender tateinheitlicher Selbsttötung“.[54] Man kann Amokläufer in fünf Gruppen aufteilen, nämlich in Family Annihilators, Disciples, Disgruntled Employees, Pseudo Commandos und Set and Run Killers.[55]

Famliy Annihilators (Familienvernichter) töten ihre Familie und nicht selten sich selbst, entweder aus einem devianten Problemlösungsverhalten heraus oder getrieben von der Furcht, ihr aufgebautes Leben oder ihre Geliebten verlieren zu können. Disciples (Jünger) einer Sekte oder einer religiösen Vereinigung morden aus den von der Gruppe postulierten Idealen verschiedenster Zwecke wegen (z.B. die „Manson Family“[56]).

Ein relativ junges Phänomen zeigen die Taten der Disgruntled Employees (gekränkte Arbeitnehmer). Diese laufen aufgrund von jahrelangem Mobbing am Arbeitsplatz oder einer Kündigung an ihrem Arbeitsplatz Amok. Unter Pseudo Commandos versteht man Täter, die meist mit mehreren Schusswaffen an öffentlichen Plätzen (Schulen, Restaurants etc.) Menschen töten (z.B. die Täter des Massakers an der Columbine High School). Als Ursache für solch eine Tat werden häufig Ressentiments einer Person, noch häufiger aber der gesamten Gesellschaft gegenüber geäußert. Set and Run Killers (Initiatoren, die sich vom Tatort entfernen) verlassen den Tatort, nachdem sie z.B. eine Bombe oder Feuer gelegt, Süßigkeiten mit Gift oder Klingen versehen oder aber auch Lebensmittel in Supermärkten vergiftet haben. Das Verschicken von z.B. Briefbomben oder Milzbranderregern ist ebenfalls der Tätigkeit von Set and Run Killern zuzuschreiben. Sie sind, wenn das Konzept ihres Planes Wirkung zeigt, nicht persönlich anwesend. Einige Set and Run Killer entwickeln sich zu Serienmördern, indem sie ihre Aktionen immer weiter optimieren und so mit der gebotenen Vorsicht und einer gewissen Sicherheit ihre Taten verüben (z.B. David Berkowitz[57] alias „Son of Sam“).

Geplante terroristische Simultananschläge resp. Einzelanschläge können entweder Set and Run Killers, Pseudo Commandos oder Disciples zugewiesen werden oder aber auch eine Mischform der Kategorien untereinander darstellen.

Alle fünf angeführten Typen sowie der Sammelbegriff Amokläufer sind der Kategorie des Massenmordes zuzuweisen und in dieser Art bei Serienmördern nicht anzutreffen.

1.6.5. „Normaler“ Mörder

Täter, die einen einzelnen Mord verüben, stammen meist aus dem sozialen Nahraum des Opfers.[58] Sie ermorden ihr Opfer innerhalb eines auch für Außenstehende relativ schnell zu begreifenden Kausalszenarios. Die Tat resultiert aus einem andauernden Konflikt oder einem aktuellen Streit, wobei das Motiv fast immer unmittelbar erkennbar ist. „Nahezu 95% aller Mordfälle sind übrigens diesem Bereich zuzuordnen.“[59]

Die Zahl der Opfer, die fast durchgehend mit Eins zu beziffern sind, sowie der relativ klar ersichtliche Grund des Mordes stellen die signifikantesten Unterschiede zu Serienmördern dar.

1.6.6. Wiederholungsmörder

Unter dieser Rubrik werden Mörder, welche wegen eines Tötungsdeliktes zu einer Haftstrafe verurteilt wurden und nach Verbüßung resp. Teilverbüßung ihrer Strafe wieder töten, zusammengefasst.[60] Züge sowie Motive der Morde sind aufgrund der Haftstrafe, als auch der in der Haftzeit erfahrenen „Sozialisation“ zeitlich distanziert und somit verschieden.

1.6.7. Serielle Mörder im klinischen Bereich

Davon ausgehend, dass die in den Medien sog. Todesengel, also klinisches Personal, über mehrere Monate oder Jahre hinweg Patienten oder Pflegebedürftige aus unterschiedlichen Motivlagen heraus absichtlich töten, kann hier von einer Mischform aus Massen- und Serienmord gesprochen werden. Arbeitsplatz und Tatort fallen unmittelbar zusammen. Motive sind häufig Mitleid oder Profitgier. Geltungsdrang kann ebenfalls ein Motiv sein, wenn der Täter den Todeskampf eines Patienten herbeiführt, im letzten Moment das Opfer aber noch rettet und sich so die Annerkennung von Kollegen oder Angehörigen sichert.[61] Allerdings muss in diesem Fall der Begriff des Serientäters, nicht der des Serienmörders Verwendung finden.

1.6.8. Nachahmungstäter

Faszination wie auch Bewunderung für Serienmörder oder Amokläufer und deren Taten stellen bei dieser Tätergruppe die eigentliche Ursache ihrer Verbrechen dar (z.B. Jason Massey[62]). Nicht immer müssen die Vorlagen für die Taten der Realität entspringen, es werden auch Protagonisten und Handlungen aus Literatur und vielmehr Filmen imitiert. Oft stehen Minderwertigkeitskomplexe und/oder Geltungsdrang am Anfang solcher Verbrechen und resultieren in Taten mit epigonalem Wesen.

1.7. Weibliche Serienmörder

Neben Serienmörder männlichen Geschlechts sind weibliche Serienmörder zu stellen. Es ist unbestritten, dass es Frauen gibt, die Menschen seriell ermorden (z.B. Helene Jegado[63]). Auch bestehen zwischen weiblichen und männlichen Serienmördern Parallelen (z.B. die Abkühlungsphase zwischen den einzelnen Morden und der relativ gleichbleibende Modus Operandi). Dennoch gibt es signifikante Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Serienmördern, die im Folgenden darzulegen sind. Zunächst erfolgt jedoch eine grobe Typisierung von weiblichen Serienmördern, um ein besseres Verständnis vom Gegenstand vermitteln zu können.

In Anlehnung an die unter 1.4. („Kategorisierung von Serienmördern“) erbrachte Typisierung von Serienmördern, sei diese nun auf den hier behandelten Begriff des weiblichen Serienmörders übertragen: So werden auch bei weiblichen Serienmördern ein machtorientierter, hedonistischer, visionärer und (pseudo-) missionarischer (im Sinne eines Disciples oder Jüngers) Typus beschrieben.[64] Der machtorientierte Typus delektiert sich zum einen an der Kontrolle sowie Macht über Leben und Tod derer, die auf seine Hilfe angewiesen bzw. von ihm abhängig sind.[65] Zum anderen erlangt er Befriedigung aus den sozialen Reaktionen seiner Umwelt. Diese sogenannten „Todesengel“ agieren meist in diversen Stationen von Krankenhäusern, in Altenheimen oder im ambulanten Bereich häuslicher Pflege. Weibliche Serienmörder, die der hedonistischen Kategorie zugeordnet werden können, töten aufgrund der für sie befriedigenden Komponenten, bestehend aus tödlicher Gewalt und sexuellem Genuss. Dieses Phänomen ist allerdings so selten, dass es gerade einmal durch ein Exemplar in Amerika bestätigt werden konnte[66], namentlich durch Aileen Wuornos[67]. Die Kategorie des visionären weiblichen Serienmörders ist von denselben Mustern an Motiven durchsetzt (z.B. Wahnvorstellungen, Halluzinationen) wie die der männlichen Serienmörder. Allerdings wird die Kategorie des visionären weiblichen Serienmörders durch keinen Fall in Literatur oder Medien exemplifiziert. Der (pseudo-) missionarische Typus bei weiblichen (Serien-) Mördern wird nur der Vollständigkeit halber angeführt, denn erstens begehen Vertreter dieser Kategorie ihre Morde, weil sie unter dem Einfluss eines charismatischen Führers stehen und zweitens ist Literatur wie Medien kein Fall zu entnehmen, in dem ein weiblicher missionarischer Typus mehrere Morde verübt hat.[68] Eine Kategorie, in der sehr viele weibliche Serienmörder anzutreffen sind, ist die der „Komfortmörder“, der sog. „schwarzen Witwen“. Diese weiblichen Serienmörder verfolgen rein materielle Ziele und verüben ihre Morde, überwiegend mittels Gift[69], primär im familiären Kreis.[70]

Es ist an dieser Stelle sinnvoll, einen Vergleich zwischen männlichen und weiblichen Serienmördern anzustrengen. Zuerst sei die geographische Typisierung gegenübergestellt: Kennzeichnend für männliche Serienmörder ist die Tatsache, dass deren Opfer fast ausschließlich Menschen sind, zu denen sie keinerlei Beziehung vor dem Mord hatten, d.h. sie töten sehr selten Familienangehörige und Menschen aus ihrem sozialen Nahraum (vgl. 1.5.3. „Stationärer Typus (>>Place-Specific Type<<)“). Kontrastiert wird dieser Sachverhalt von weiblichen Serienmördern, welche „ungleich häufiger in ihrem sozialen Nahraum“ morden.[71] Zwei Drittel der weiblichen Serienmörder hatten vor dem Mord eine Beziehung zu ihrem Opfer.[72] Hieraus erschließt sich das Faktum, dass – in Anbetracht der Tatsache, dass, wenn man im sozialen Nahraum mordet, die Morde immer geplant, also „organisiert“ durchzuführen sind, da das Risiko erwischt zu werden im sozialen Umfeld deutlich höher anzusiedeln ist als bei „willkürlichen“ Morden – weibliche Serienmörder im Gegensatz zu männlichen fast ausschließlich dem organisierten Typus von Serienmördern zuzuordnen sind. Diese Schlussfolgerung wird durch folgende Feststellung bestärkt: „Tatsächlich (…) bleibt der weibliche Serienmörder für einen signifikant längeren Zeitraum unentdeckt als der durchschnittliche männliche Serienmörder.“[73] Das Morden im sozialen Nahraum erfordert auch ein höheres Maß an Selbstbeherrschung sowie sozialer Kompetenz, da hier schließlich im Gegensatz zu männlichen Serienmördern nicht in zwei unabhängigen Lebensbereichen gemordet wird, sondern die Morde im Bereich des „alltäglichen Lebens“ verübt werden. Weiter ergeben sich im Vergleich der Motivlagen erhebliche Unterschiede. Nur 14 Prozent v.H. der männlichen Serienmörder töten aus Intentionen, deren Direktion materielle Bereicherung darstellt.[74] Beachtliche 41 Prozent v.H. der Serienmörder weiblichen Geschlechts morden aus Gründen finanzieller Bereicherung.[75] Aus diesem Vergleich kann gefolgert werden, dass die Motive weiblicher Serienmörder eindeutiger, rationaler sind – sie wollen sich bereichern – als die der männlichen. Die „Motive“ männlicher Serienmörder erscheinen deutlicher opaker, diffuser und sinnloser.

Die Bedeutung des Begriffs Serienmörder, welche diese Arbeit unter dem Begriff Serienmörder zu fassen versucht, wird nicht von den oben angeführten Merkmalen und Charakteristika des weiblichen Serienmörders geteilt. Der für Serienmörder eindeutige Grund ihrer Morde, Morde des Selbstzweckes wegen, wird von den Motivlagen weiblicher Serienmörder nicht erfüllt. Ebenso tritt die typische Mischung aus Kontroll-, Macht-, Gewalt- und Sexualphantasien bei weiblichen Serienmördern nicht in dieser Dimension – wenn überhaupt – auf. Sehr treffend umschreibt Harbort den Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Serienmördern: „Während Männer größtenteils morden, um ihre Opfer auf unterschiedlichste Art und Weise zu beherrschen und zu vernichten, töten Frauen, um sich nicht beherrschen zu lassen. Während der männliche Serientäter Grenzen überschreitet, versucht sein weibliches Pendant Grenzen zu ziehen oder zu erhalten.“[76]

Es darf konstatiert werden, dass es sehr wohl Frauen gibt, die in Serie morden. Folglich ist es nicht falsch, diese Frauen als Serienmörder zu bezeichnen. Allerdings denotiert der Begriff eines weiblichen Serienmörders ein von der Bedeutung des männlichen zu unterscheidendes Phänomen, das keinesfalls als identisch betrachtet werden darf. Die Phänomene des weiblichen und männlichen Serienmörders sind zwei unterschiedliche Phänomene, wenn auch mit unbestreitbaren Parallelen, die aufgrund signifikanter Bedeutungsunterschiede getrennt voneinander zu behandeln sind.

2. Vorgehen des Serienmörders

Charakteristisch für Serienmörder ist ihre Vorgehensweise während der Tatbegehung. Das Vorgehen ist individuell geprägt sowie einzigartig, wobei verschiedene Vorgehensweisen ähnliche Elemente oder sogar Strukturen aufweisen können.

2.1. Unterscheidung

Dem Serienmord vorausgehend und kennzeichnend für die Tatausführung ist der Modus Operandi. Der Modus Operandi ist dem Serienmord innewohnend. Realisiert sich ein Serienmörder während eines Mordes seinen Wünschen und Phantasien gemäß, so hinterlässt er immer auch eine Handschrift.

2.2. Modus Operandi

Hinter dem Begriff Modus Operandi verbirgt sich die Bedeutung der Art und Weise der Handlung. Modus Operandi bezeichnet die planvolle Aktion des Serienmörders. „Es handelt sich hier um das konkrete Verhalten und die Vorgehensweise des Täters während der Tat, um das, was er tun muss, um sein Ziel zu erreichen.“[77] Der Modus Operandi weist eine Struktur auf, die bilateral dargestellt werden muss, denn sie enthält zum einen relativ stabile und zum anderen dynamische Momente. In der Auswahl seiner Opfer, Tatorte, Zeit, Waffen etc. bleiben die Merkmale derselben im Tatvorgang und auch während der Vorbereitung (z.B. blonde lange Haare, Parkplätze, nachts, Erstechen) relativ stabil. Die hiervon differente Struktur des Modus Operandi, diese sei hier das konkreten Handeln, ist dynamisch und wandelbar (z.B. die bei Andrei Chikatilo[78]). Sie kann und wird von Serienmördern durch negative Erfahrungen aus vorangegangenen Verbrechen häufig verfeinert und verbessert. Zum Beispiel wird der Täter bei einer wiederholten, dem Mord vorausgehenden Entführung penibel darauf achten, dass ihn wirklich niemand dabei sieht. Die Funktion des Modus Operandi liegt im Schutz der Identität des Täters, in der Sicherstellung des Erfolgs der Tat und in der Sicherstellung einer möglichen übereilten Flucht begründet.[79]

Nun soll versucht werden, das System des Modus Operandi anhand der Art der Waffenwahl in Relation mit der Weise der Tatbegehung, mittelbar oder unmittelbar, unter Einbezug von einzelnen Handlungen, zu exemplifizieren.

Ein dem Modus Operandi des (Serien-) Mörders inhärentes Merkmal ist die Wahl der Tatwaffe.[80] Es besteht eine grundlegende Differenzierung im Modus Operandi zwischen, erstens unmittelbarer Tatbegehung, d.h. der Täter hat persönlichen Kontakt durch sprachliche oder körperliche Interaktion mit dem Opfer (z.B. durch Erwürgen mit den Händen). Das Pendant hierzu bildet, zweitens, die mittelbare Tatbegehung in welcher der Täter sowohl persönlichen Kontakt als auch körperliche Interaktionen vermeidet. Die Tat soll schnell und effektiv durchgeführt werden und dies ist am besten garantiert, wenn er das Opfer auf Distanz hält (z.B. durch das Bedrohen mit einer Schusswaffe). Selten kommt es zu Übergängen und Mischformen (z.B. gleichzeitige mittelbare und unmittelbare Tatbegehung durch Malträtieren mit einem glühenden Schürhaken; hier sind Distanz und unmittelbarer Kontakt gleichzeitig vorhanden), da es für Serienmörder fast ausschließlich charakteristisch ist entweder einen mittelbaren oder unmittelbarer Mord zu verüben. Die Waffenwahl kann hierbei variieren, gibt es doch unzählige Waffen die man diesen beiden, mittelbaren und unmittelbaren Morden, zuweisen kann.

Z.B. impliziert eine Tatbegehung unter Zuhilfenahme oder ausschließlich begangen mit der Sprache (Demütigung, Beschimpfung, Anbrüllen), den Zähnen (Beißen, Herausreißen von Fleischstücken, Abbeißen von Lippen, Brustwarzen, Ohren) den Händen (Schlagen, Kneifen, Haareziehen, Erwürgen, Erschlagen), einem Messer (Schneiden, Erstechen), einem Gürtel (Strangulieren), Nadeln etc. einen deutlich unmittelbaren Charakter. Die Beispiele sind in absteigender Hierarchie (Intensität der Tatbegehung) angeführt und es ist ersichtlich, dass Sprache noch vor den Berührungen, dem „Begreifen“, des Opfers steht. Durch sie kann das Opfer am meisten Einblick in seinen Charakter, Persönlichkeit sowie Identität gewähren oder dazu durch Sprache genötigt werden. Unmittelbarer als durch Charakter, Persönlichkeit und Identität kann ein Mensch, hier das Opfer, nicht erfahren werden. Und dazu ist Sprache der einzige, unmittelbarste und effizienteste Kanal. Diese Art der Tatbegehung ist sehr „persönlich“.

Eine mittelbare Tatbegehung, deren Wesen von Distanz geprägt ist, kann durch Waffen oder Aktivitäten wie z.B. Sprengstoffattentate, Pyromanie, Hand/- Faustfeuerwaffen, das Schlagen mit Ketten oder Peitschen, das Schlagen mit einem Knüppel, das Treten mit Füßen etc. ausgeführt werden. Der Täter möchte nichts über Identität und dergleichen seines Opfers wissen. Er ist geradezu daran interessiert, nichts über sein Opfer in Erfahrung zu bringen und deshalb setzt er auch Mittel und Waffen ein, die dies gar nicht zustande kommen lassen. Mit dieser Methodik geht eine kürzere bis sehr kurze Dauer der Tat und somit eine erhöhte Effizienz beim Morden einher.

Der Modus Operandi des Serienmörders ist ein dynamisches, progressives aber dennoch relativ stabiles System. Der Mörder hat Ziele, die von Trieben, Wünschen und Phantasien gesetzt werden. Ebenso besitzt er spezielle, individuelle Fähigkeiten und Eigenschaften, mittels deren er diese Ziele erreichen kann. Der Modus Operandi ist das Bindeglied zwischen den Zielen und seinen Fähigkeiten, diese zu erreichen, und übernimmt somit die Funktion, die Tatbegehung in eine Erfolg versprechende Position zu heben. Die Tatsache, dass er ein Konnektiv zwischen individuellen Zielen und speziellen Mitteln zur Zielerreichung darstellt und dies zu einem System vereint, macht den Modus Operandi des (Serien-) Mörders einzigartig.

2.3. Handschrift

Neben dem Modus Operandi stellt die Handschrift des Serienmörders im Vorgehen ein weiteres Element dar. „Die Handschrift stellt sozusagen die persönliche Note des Täters dar (…)“.[81] Die Handschrift ist ein individuelles Charakteristikum des emotional geprägten Motivs des Täters. Sie ist dasjenige, welches augenscheinlich nicht unbedingt zur Tatbegehung erforderlich ist. In Abgrenzung zum Modus Operandi verändert sich die Handschrift, wichtiger die Bedeutung derer, an sich nicht, lediglich gestaltet sich ihr Arrangement selten anders. „Die Handschrift bleibt zwar konstant, aber nicht das Verhalten, das sie charakterisiert.“[82] Sie ist durchweg auf dieselben Motive, Phantasien und Begierden zurückzuführen. Die Handschrift ist ein Ausdruck der Verbrechen von Serienmördern. In ihr realisiert er seine Phantasien und findet dadurch zusätzlich Befriedigung. Hieraus resultiert, dass die Handschrift für den Täter bedingt notwendig ist, da andernfalls ein nicht so hoher Grad an Befriedigung mit den Taten einhergeht. Diese Tatsache verhält sich konträr zur Feststellung, dass das am meisten Sinnlose des Mordes für Außenstehende die Handschrift darstellt. Sie präsentiert sich in unterschiedlichen Formen, wie z.B. Erniedrigungen, Beschimpfungen, Anweisungen, Ritualen und prä- und postmortalen Verletzungen. Modus Operandi und Handschrift stehen in folgendem Verhältnis zueinander:

Der Modus Operandi ist Bedingung sowie Mittel dazu, dass sich der Serienmörder mittels der Handschrift realisieren kann.

3. Bedeutung der Semiotik des Serienmordes für den Serienmörder

Semiotik bedeutet nichts weiter als Zeichenlehre. Zeichen gibt es in allerlei Ausdrücken (z.B. Buchstaben, Marken, Schilder, Töne) die untereinander – in derselben Kategorie – reziproke Beziehungen eingehen und somit zu Zeichensystemen werden (z.B. werden Grapheme zu Wörtern, diese bilden Satzglieder, die wiederum ganze Sätze, also Satzarten bilden etc.).[83] Zeichen dürfen generell als notwendige Bedingung des Denkens verstanden werden.[84] Grundlegend ist in der Semiotik sehr grob zu unterscheiden zwischen Zeichenträger (Signifikant) und Zeicheninhalt (Signifikat).[85]

Die in 2.2. („Handschrift“) erläuterte Handschrift besteht aus einem Geflecht verschiedenster Zeichen. Diese Zeichen sind Ausdruck verschiedener Bedeutungen, die dem Täter Befriedigung verschaffen und ihn zu einem gewissen Teil zur Tat motivieren.

3.1. Bedeutung der Zeichen während des Mordes

Auf die Bedeutung der Zeichen vor dem Mord ist nicht weiter einzugehen, da diese die Intention der Bedeutung der Zeichen während des Mordes ist und somit zwar ein realer, aber kein semantischer Unterschied besteht. Unter Zeichen werden hier vom Täter absichtlich hinterlassene Zeichen verstanden, die nur für den Serienmörder symbolischen Wert haben (z.B. genitale Verstümmelung, Ausstechen der Augen, Abschneiden der Nase). Marken, mit denen er den Ermittlungsbeamten oder der Gesellschaft etwas mitteilen will, fallen nicht darunter.

In der Realität, insbesondere in der des Serienmörders, kommt Zeichen eine zentrale Bedeutung zu. So können die Morde Ausdruck von Bildern sein, die ein Täter als Kind, traumatisierend oder nicht, erfahren hat. Die Symbolik des Alltags ist, verglichen mit der in der Tat erbrachten, für den Täter verhältnismäßig unbedeutend. Der Täter ist im Moment der Tat ein Demiurg, da er Ausdrücke und Formen der von ihm erbrachten Zeichen mit Bedeutungen versehen kann. Die vom Serienmörder geführte Zeichensetzung am Opfer kann nicht mit sprachlichen Mitteln des Täters bewerkstelligt werden, sie muss unmittelbar, physisch, in einer körperlichen Interaktion stattfinden. Konventionelle Zeichen und Bedeutungen (z.B. lange Haare, Vagina = Frau) werden über dekonstruktivistische Aktionen (z.B. Abbrennen der Haare, Verstümmelung der Vagina) zu einem neutralen, bedeutungslosem Zeichensystem, welches allerdings unmittelbar nach der Aktion vom Täter mit Bedeutungen besetzt wird. Die vom Täter durch Zerstörung herbeigeführte Bedeutungslosigkeit konventioneller Zeichensysteme findet, aufgrund der momentan bestehenden Arbitrarität, ihre (erneute und nur für den Täter gültige) Besetzung mit Bedeutungen in der Einbildungskraft des Serienmörders. Hier ist der Täter omnipotent, allen anderen Menschen überlegen. Dieses Gefühl oder dieser Zustand ist es, was er immer wieder anstrebt und was die Mordserie forciert. Er nimmt sich als vollwertige Persönlichkeit nur wahr, wenn er raum-zeitliche Erfahrungen in die Nähe seiner Phantasien rückt und diese umzusetzen versucht.

So wie der Serienmörder Teile der allgemeinen gesellschaftlichen Bedeutungswelt in die seinige transformiert, so nimmt die Gesellschaft seine Taten nummerisch, in Zahlen wahr. Dies rückt den Serienmörder im Bewusstsein der Gesellschaft in die Nähe des Maschinellen.

Aus dem Gesagten erschließt sich nun Folgendes: Dadurch, dass die Semiotik des Serienmordes eine so große Bedeutung für den Serienmörder darstellt und als wichtiges, forcierendes Moment dieser betrachtet werden kann, weil sie ihm eben ein – primär mentales – Gefühl von Allmacht und Überlegenheit und somit Befriedigung gibt, ist sie nichts geringeres als die Abstraktion der Tatbegehung und letztlich des Serienmordes! Sie ist der unbewusst-semantische Leitfaden der Morde eines Serienmörders.

[...]


[1] Vgl. Pfeiffer, 2001, z.B. S. 7 u. S. 240. „Der Zwang zur Serie – Serienmörder ohne Maske“. Hier werden die Begriffe „Serienmörder“ und „Massenmörder“ synonym verwendet.

[2] Ressler/Burgess/Douglas; 1988, S. 139.

[3] Geberth, 2006, S. 971.

[4] Vgl. Geberth, 1996, S. 438.

[5] Harbort, 2005, S. 20.

[6] Kelleher/Kelleher, 1999, S. XI.

[7] Vgl. Holmes/Holmes zitiert nach Fink, 2001, S. 58.

[8] Vgl. Egger zitiert nach Fink, 2001, S. 5.

[9] Vgl. Hickey, 1991, S.6 ff.

[10] Vgl. Lieber, 2000, S. 199 ff. Dahmer ermordete alle seine Opfer entweder in dem von ihm bewohnten Appartement, in seinem Refugium im Haus seiner Großmutter oder im menschenleeren Haus seiner Eltern.

[11] Vgl. ebd., S. 172. Bundy wurden 36 Morde in über fünf Staaten der USA nachgewiesen.

[12] Vgl. Newton/Buval, 2002, S. 258.

[13] Fink, 2001, S. 25.

[14] Vgl. Vitt-Mugg, 2003, S. 18.

[15] Vgl. ebd., S. 18 - 22.

[16] Vgl. Fink, 2001, S. 25.

[17] Vgl. Douglas/Burgess/Ressler, 1992, S. 20.

[18] Vgl. Murakami/Murakami, 2003, S. 373 ff. Knowles wurde 1979 aus dem Gefängnis entlassen und tötete anschließend innerhalb von „nur“ vier Monaten 18 Menschen, bis er im November desselben Jahres gefasst wurde.

[19] Vgl. Vitt-Mugg, 2003, S. 23.

[20] Vgl. Fink, 2001, S. 39.

[21] Vgl. Degen, 1990, S. 48.

[22] Canter zitiert nach Hoffmann, 1994, S. 74.

[23] Vgl. Kotte/Lunzer, 2004, S.157 – 161, Newton/Buval, 2002, S. 106 u. Lieber, 2000, S. 76 f. Aufgrund des von Albert Fish – ein sadistischer Serienmörder – angeführten Vorwandes, die zehnjährige Grace Budd zu einer Kinderparty zu begleiten, ließen die Eltern von Grace diese sorglos mit dem sympathischen alten Mann gehen. Fish führte Grace in ein verlassenes Haus, erwürgte sie dort und zerteilte ihren Körper anschließend mit einem Messer, wobei er deren Blut auffing und anschließend trank. Aus dem Fleisch bereitete er sich diverse Mahlzeiten. Fish schickte der Familie Budd nach einiger Zeit einen Brief, in dem er minuziös den Tötungsvorgang an ihrer Tochter sowie kannibalistische Handlungen schilderte: „Ich habe sie erwürgt und ihren Körper in kleine Stücke geschnitten, um ihr Fleisch zu essen. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie zart und wunderbar ihr kleiner Hintern war und wie gut er, am Ofen geröstet, geschmeckt hat.“ Die Inhalte des Briefes wirkten verständlicherweise traumatisierend auf die Familienmitglieder.

[24] Vgl. Lieber, 2000, S. 165 ff. Berkowitz hinterließ an den Orten seiner Verbrechen fast immer Nachrichten, die entweder an die Presse/Polizei gerichtet oder Ausdruck seiner geistigen Verfassung waren.

[25] Ressler zitiert nach Hoffman/Musolff, 1996, S. 79.

[26] Vgl. Newton/Buval, 2002, S. 322.

[27] Vgl. Murakami/Murakami, 2003, S. 170. Der approbierte Mediziner Dr. Harold Shipman betrieb eine Arztpraxis in der Nähe von Manchester und tötete fast ausschließlich ältere Patienten mit Betäubungsmitteln.

[28] Vgl. Masters, 1993, S. 63. Dahmers Stiefmutter erlebte den damals 18-Jährigen – einige Wochen vor seinem ersten Mord – als „extrem höflich“.

[29] Vgl. Newton/Buval, 2002, S. 321.

[30] Fink, 2001, S. 70.

[31] Vgl. Ressler/Shachtman, 1993. S. 151.

[32] Paulus, 1998a, S. 9, aufgerufen am 6.10.2007.

[33] Paulus, 1998a, S. 9, aufgerufen am 6.10.2007.

[34] Vgl. Murakami/Murakami, 2003, S. 399 f. Mullin befolgte Anweisungen von imaginären Stimmen, die ihn glauben machten, er könne Kalifornien vor katastrophalen Erdbeben bewahren, indem er Menschen tötet.

[35] Paulus, 1998a, S. 8.

[36] Vgl. Lieber, 2000, S. 311. Hansen entführte gezielt Prostituierte oder Stripperinnen aus dem Rotlichtmilieu, um sie mit seinem Flugzeug in sein Landhaus in der Wildnis von Alaska zu transportieren. Dort veranstaltete er bizarre Jagdszenarien mit den Frauen als Opfer – fast immer mit tödlichem Ausgang. Dies sei seine „Art“, die Welt von dem Übel der Prostituierten und Stripperinnen zu befreien.

[37] Vgl. Vitt-Mugg, 2003, S. 49.

[38] Vgl. Murakami/Murakami, 2003, S. 337 ff. Von 1982 – 1984 wurden in der unmittelbaren Nähe und in angrenzenden Wäldern des Green River die Leichen von fast 50 Frauen gefunden. Bis heute konnte der Täter nicht identifiziert werden.

[39] Vgl. Newton/Buval, 2002, S. 266.

[40] Hickey, 1991, S. 135.

[41] Hickey, 1991, S. 135.

[42] Vgl. Lieber, 2000, S. 195 f. Lucas gestand, zusammen mit seinem Komplizen Toole mehr als 600 Morde in 26 Staaten. Es bestehen allerdings begründete Zweifel an der Richtigkeit dieser Angaben, denn Lucas begrüßte Tatortbesichtigungen als willkommene Abwechslung zum obligen Gefängnisalltag. Seine Angaben wichen stark von den Tatortperformanzen ab. Dies hatte die fatale Folge, dass Polizeidienststellen in 35 Bundesstaaten 210 ungelöste Mordfälle mit Lucas als dem gesuchten Täter abschlossen.

[43] Vgl. Newton/Buval, 2002, S. 399. Unterweger musste sich für sechs Morde in Österreich, für drei in Los Angeles/den USA und für zwei in der ehemaligen Tschechoslowakei strafrechtlich verantworten. Während die Tschechoslowakei ein reserviertes Interesse an der Auslieferung Unterwegers zeigte, verhandelten die USA und Österreich um die zuständige Gerichtbarkeit, wobei Österreich gewann. Hier tritt besonders das Problem judikativer Kompetenz bei parallel bestehenden Rechtssystemen zutage.

[44] Vgl. Murakami/Murakami, 2003, S. 319 f. Gacy tötete in seinem Haus 33 meist jugendliche Opfer und verscharrte diese in Keller, Garage und Garten.

[45] Vgl. Moore, 2003, S. 349 – 370. Bartsch wählte als Tatort für seine extrem sadistischen Morde an vier Jungen die Abgeschiedenheit einer Höhle.

[46] Hickey, 1991, S. 135.

[47] Vgl. Krafft-Ebing, 1997, S. 393.

[48] Vgl. ebd.

[49] Vgl. ebd.

[50] Vgl. Fink, 2001, S. 48.

[51] Vgl. Lieber, 2000, S. 209 u. 211 f. Ramirez ermordete in den Achzigern 13 Menschen auf bestialische Weise. Mischelemente von Lust- sowie Triebmord treten besonders deutlich bei den Morden an der 79-jährigen Jeanne Vincow als auch an Mabell Bell und deren Schwester Nettie Lang hervor: Ramirez erstach die schlafende Vincow, daraufhin schnitt er ihr die Kehle mit derartiger Brachialgewalt durch, dass er beinahe den Kopf vom Rumpf trennte. Dies erregte ihn dermaßen, dass er anschließend sexuell-nekrophile Handlungen – Geschlechtsverkehr – an der Leiche vornahm. Bell und Lang schlug er ca. ein Jahr später in deren Wohnung die Schädel ein und verteilte deren Gehirnmassen im gesamten Raum. Nach Bells Tod setzte er deren Körper unter Strom und nahm wieder Geschlechtsverkehr mit dem toten Körper der Lang auf.

In Ramirez` Morden vermischen sich Merkmale von Lustmorden (z.B. Hemmungsverlust und über den Sadismus hinausreichende Eskalation) mit Merkmalen von Triebmorden (z.B. kann sexuelle Sensation nur durch Einsatz von Gewalt und Aggression empfunden werden). Im Fall Ramirez folgen Merkmale des Lustmordes auf Merkmale von Triebmord.

[52] Vgl. Fink, 2001, S. 39.

[53] Vgl. ebd.

[54] Adler, 2000, S. 44.

[55] Vgl. Vitt-Mugg, 2003, S. 18 – 22.

[56] Vgl. Newton/Buval, 2002, S. 251 – 257. Charles Manson, der wahrscheinlich selbst nie einen Mord verübte, scharte in den späten Sechzigern Menschen jeglicher Couleur um sich, um diese mit seiner wahnwitzigen Philosophie, bestehend aus Drogengebrauch, bevorstehenden Rassenkriegen, freier Liebe, Bibelzitaten, Weltuntergangsprophezeiungen, Musik und einem Hitler-Kult vertraut zu machen. Einige seiner Jünger, darunter viele junge Frauen, töteten am 9.8.1969 die schwangere Sharon Tate, Schauspielerin und Lebensgefährtin des Regisseurs Roman Polanski in dessen gemietetem Haus und schmierten mit Tates Blut das Wort „pig“ (dt. Schwein) an die Wand.

[57] Vgl. Lieber, 2000, S. 164 f. Bevor Berkowitz zum Serienmörder wurde, legte er von 1974 bis 1977 1.488 Brände, die er in einem Tagebuch akribisch dokumentierte.

[58] Vgl. Fink, 2001, S. 23.

[59] Fink, 2001, S. 23.

[60] Vgl. ebd.

[61] Vgl. Newton/Buval, 2002, S. 262.

[62] Vgl. Newton/Buval, 2002, S. 268 f. In seiner ausufernden Bewunderung für die Serienmörder Ted Bundy und Richard Ramirez wollte Massey es jenen gleich tun und brachte daraufhin im Jahr 1993 die Kinder James und Christina King um.

[63] Vgl. Panzram, 2002, S. 30. Jegado startete in den frühen dreißiger Jahren eine Mordserie, der ca. 40 Menschen zum Opfer fielen. Jegado hatte bei fast allen ihren Opfern die Position einer Haushälterin inne. Um ihre Mordabsichten aufkeimen zu lassen, reichte es aus, sie zu verärgern. So tötete sie mittels Arsen ihre Dienstherren, deren Frauen und Kinder als auch andere Hausangestellte.

[64] Vgl. Holmes/Holmes, 1998, S. 147 – 155.

[65] Vgl. Kelleher/Kelleher, 1999, S. 86 f.

[66] Vgl. Kelleher/Kelleher, 1999, S. 105.

[67] Vgl. Pfeiffer, 2001, S. 127 – 158. Wuornos tötete im Bundesstaat Florida zwischen 1989 und 1991 sieben Männer mit einem Revolver im Kaliber .22. Allerdings sind berechtigte Zweifel an der „Reinheit“ des Falles Wuornos als homogener hedonistischer Typus angebracht, denn Wuornos entwendete nach der Tat immer Geld und Wertgegenstände der Opfer. Weiter ist ungeklärt, ob sie tatsächlich sexuellen Genuss beim Töten empfand.

[68] Vgl. Lieber, 2000, S. 135 – 141. Paradebeispiel stellen hier die „Jüngerinnen“ von Charles Manson dar. Es kann nur darüber spekuliert werden, ob die Anhängerinnen Mansons mehrere Morde begangen haben. Verurteilt wurden sie „nur“ wegen eines Mordes.

[69] Vgl. Hickey, 1991, S. 117.

[70] Vgl. Kelleher/Kelleher, 1999, S. 43.

[71] Bammann, 2004, S. 151.

[72] Vgl. Fink, 2001, S. 111.

[73] Kelleher/Kelleher, 1999, S. XII.

[74] Vgl. Newton/Buval, 2002, S. 112.

[75] Vgl. ebd.

[76] Harbort, 2005, S. 73.

[77] Hoffmann/Musolff 1996, S. 132.

[78] Kotter/Lunze, 2004, S. 69. „>> (sic) Was das Töten betraf, wurde Tschikatilo (sic) immer geschickter.“ „Während er in den ersten Jahren noch riesige Fleischstücke abschnitt, wurde er in den späten Achzigern immer präziser. Seinem eigenen, späteren Geständnis zufolge gelang es ihm immer besser, den Blutspritzern auszuweichen.“

[79] Vgl. Fink, 2001, S. 245.

[80] Vgl. Canter, 2004, S. 202 ff.

[81] Fink, 2001, S. 245.

[82] Hoffman/Musolff, 1996, S. 133.

[83] Vgl. Nöth, 2000, S. 132.

[84] Vgl. Trabant, 1996, S. 19.

[85] Vgl. Nöth, 2000, S. 138.

Ende der Leseprobe aus 132 Seiten

Details

Titel
Zu Phänomenologie, rechtlicher Qualifizierung, Erklärungsansätzen und gesellschaftlichen Interdependenzen des Serienmordes
Hochschule
Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
132
Katalognummer
V93900
ISBN (eBook)
9783640102624
ISBN (Buch)
9783640111909
Dateigröße
867 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Auszüge aus dem Gutachten des betreuenden Professors: "Bereits in diesem ersten Teil der Diplomarbeit überzeugt Herr Gießmann durch ganz überwiegend gründliche, gewissenhafte und differenzierte Ausführungen, die ein überdurchschnittliches Niveau erreichen und halten." "Auch hier belegt Herr Gießmann seine besondere Begabung zu abstrahierter und auf dieser Abstraktionsebene gewinnender Erläuterung komplexer Sachverhalte." "Dieser zentrale Teil der Diplomarbeit ist Herrn Gießmann ganz vorzüglich gelungen, die umfassende Suche nach Erklärungen hebt die Arbeit weit über das Mittelmaß hinaus."
Schlagworte
Phänomenologie, Qualifizierung, Erklärungsansätzen, Interdependenzen, Serienmordes
Arbeit zitieren
Marcus Gießmann (Autor:in), 2008, Zu Phänomenologie, rechtlicher Qualifizierung, Erklärungsansätzen und gesellschaftlichen Interdependenzen des Serienmordes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/93900

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