Bedeutungsgegensätze


Seminararbeit, 2001

21 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1) Vorwort

2) Das Grundgerüst gemäss John Lyons
2.1) Komplementarität
2.2) Antonymie
2.2.1) explizit gradierte Antonyme
2.2.2) implizit gradierte Antonyme
2.3) Konversion

3) Polarität
3.1) Polarität beim Adjektiv
3.2) Polarität als Notwendigkeit zur Bildung des Bedeutungsgegensatzes

4) zusätzliche Untergliederungen der Bedeutungsgegensätze
4.1) Richtungsgegensatz
4.2) D. A. Cruses Beitrag zu den Bedeutungsgegensätzen

5) Möglichkeiten zur Wortbildung der Gegensätze
5.1) Adjektive

6) Fazit

Bibliographie

-„ Kein ausgesprochenes Wort steht im Bewusstsein des Sprechers und Hörers so vereinzelt da, wie man aus seiner lautlichen Vereinsamung schliessen könnte. Jedes ausgesprochene Wort lässt seinen Gegensinn anklingen[1] -

1) Vorwort

Auch wenn das Wissenschaftsfeld der Bedeutungsgegensätze im Vergleich zu anderen Bereichen der Linguistik noch als relativ unerforscht gilt, so war diese semantische Form doch schon dem alten Aristoteles und Plato im antiken Griechenland aufgefallen und war bereits für sie schon Anlass zur Diskussion, dies vor allem auch aufgrund der engen Verknüpfung zur Logik.

Jedoch kann man bei der Lektüre des heutigen Erforschungsstandes feststellen, dass sich die Wissenschaft wohl nicht hundertprozentig einig ist, wie man den Begriff des Bedeutungsgegensatzes letztendlich definieren sollte. Die am häufigsten auftauchenden Begriffe hierzu sind Antonymi e und Polarität, jedoch gibt es gewisse Divergenzen bei den unterschiedlichen Definitionen. Wie man am Titel der Hausarbeit sehen kann, hat sich der Verfasser dazu entschlossen, den seiner Meinung nach neutraleren Begriff Bedeutungsgegensatz zu verwenden. Dies soll schon vorab auf die Schwierigkeit der Bezeichnungsfindung in diesem Wissenschaftsfeld hindeuten. Jedoch ist der Verfasser der Ansicht, dass gerade diese gewählte Bezeichnung, welcher der von Lyons vorgebrachten oppositenes of meaning [2] entspricht, relativ neutral aber trotzdem aussagekräftig ist.

Dringt man ein wenig in die Materie ein, so kann man sehr rasch feststellen, dass erwähnter Lyons ein angesehener Sprachwissenschaftler ist, auf dessen Bearbeitung sich generell auch viele andere seiner Kollegen stützen bzw. diese als Grundlage für ihre leicht bis deutlich abgeänderten Interpretationen verwenden. Dementsprechend wird sich der Aufbau der Hausarbeit massgeblich an John Lyons ’ Beitrag zu diesem Thema orientieren.

So soll sich diese Hausarbeit nun also zwei Hauptaspekten widmen:

a) einem wissenschaftlichen Überblick über den bisherigen Forschungsstand anhand der wesentlichen Strukturierungen und deren Abweichungen und
b) dem Versuch, dem interessierten Leser anhand dieser Ausführungen einen eigenen Eindruck zu vermitteln bzw. eine eigene Meinung zu erleichtern.

2) Das Grundgerüst gemäss John Lyons

-„Es lässt sich aus den traditionellen theoretischen Erörterungen der ‚Antonymie’ nur wenig Brauchbares gewinnen“[3] -

Entgegen der bis dahin vorherrschenden Meinung, dass Antonymie der Gegensatz zur Synonymie sei, veröffentlichte Lyons im Jahre 1971 eine These, welche von der bis dahin gängigen abweichte. Wichtig für ihn ist vor allem, dass es verschiedene Typen von Gegensätzlichkeiten gibt, welche er der Einfachheit halber in drei Typen unterteilt. Gemäss seiner Bearbeitung ist die Antonymie, neben der Komplementarität und der Konversion, nur noch einer dieser drei Typen von Gegensätzlichkeit und gliedert er sie so unter den Begriff des Bedeutungsgegensatzes [4].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

eigene Grafik auf Basis von Lyons

2.1) Komplementarität

Zur Begriffserklärung: komplementär[5] nennt man zwei gegensätzliche Wörter welche einander implizieren, sprich die Behauptung des einen impliziert die Negation des Gegensatzes.

Komplemantäre Wortpaare wären demzufolge: soltero : casado, masculino : feminino, vivo : muerto, etc. Man sieht deutlich, dass es zwischen diesen Wortpaaren keine Abstufungen geben kann, wie z.B. ‚ein wenig lebendig’ oder ‚ein wenig tot’. Entweder das bezeichnete Objekt (meist Lebewesen) ist tot oder lebendig. Dass es im umgangssprachlichen Sprachgebrauch wohl Abweichungen geben kann, wollen wir an dieser Stelle unbeachtet lassen (z.B. ‚er ist halb tot’). So führt Lyons also v.a. das Beispiel soltero : casado aus: Juan está casado impliziert folglich Juan no está soltero und Juan está soltero impliziert Juan no está casado[6] [L1]. Sicher wird spätestens anhand dieses Beispiels das Prinzip der Komplementarität klar. Zu überlegen bleibt an dieser Stelle, ob dieses von Lyons gewählte Beispiel nicht etwas unglücklich gewählt wurde, denn nicht selten trifft man den Fall an, dass eine Person von seinem Partner getrennt lebt oder verwitwet ist, offiziell aber noch verheiratet ist. Jedoch weist Lyons selber darauf hin, dass gewisse „Aussernormformen“ existieren. Natürlich setzt die Verwendung z.B. eben dieser komplementärer Ausdrücke (casado : soltero) voraus, dass diese auch auf die referierten Objekte anwendbar sind, d.h. in diesem Fall, durch „kulturell akzeptierte Kriterien der Heiratsfähigkeit[7] “. So währe es ohne eine mögliche Heiratsfähigkeit genauso sinnlos zu sagen Juan está casado wie El arból está casado.

2.2) Antonymie

Lyons unterteilt[8] bei seiner Verwendung des Begriffs Antonymie in explizit und implizit graduierbare Antonyme. Generell ist er der Ansicht, dass diese Art von Gegensätzen, veranschaulicht durch das Gegensatzpaar alto : bajo die „ Gegensätze par excellence “ sind. Verbunden damit ist die sogenannte regelmässige Gradierbarkeit der Antonyme. Diese Gradierbarkeit ist es schliesslich auch, welche die Antonymie von der Komplementärität (nicht gradierbar) unterscheidet. Hier gibt es also Zwischenstufen, z.B. muy alto – alto – de normal altitud - bajo – muy bajo – pequeño. Gradieren ist also auch mit Komparation (Vergleich) verbunden, welche explizit oder implizit sein kann.

2.2.1) explizit gradierte Antonyme

Da die von Lyons[9] im Folgenden gegebene Ausführung sehr technisch ist und über den Rahmen eines wissenschaftlichen Überblicks hinausgehen würde, sei hier nur auf die wesentliche Unterscheidung bzw. Erläuterung anhand spanischer Beispiele hingewiesen. Der interessierte Leser sei auf Lyons’ Werk „ Einführung in die Linguistik “, 1971 verwiesen.

Lyons unterscheidet bei den expliziert gradierten Antonymen wiederum in zwei Typen von expliziter Komparation:

(1) „ zwei Dinge können unter Bezug auf eine bestimmte Eigenschaft verglichen werden, und diese Eigenschaft wird dem einen in grösserem Ausmass zugesprochen als dem anderen “ , z.B. Nuestra casa es más bonita que vuestra casa und
(2) „ es können zwei Zustände desselben Dings unter Bezug auf die betreffende Eigenschaft verglichen werden “, so z.B. Nuestra casa es más bonita que hace dos anos

2.2.2) implizit gradierte Antonyme

Hier weist Lyons[10] auf die Wichtigkeit des Umstandes hin, dass Sätze mit Antonymen immer implizit komparativ sind, sollten sie nicht explizit komparativ sein. Bei den implizit gradierten Antonymen trifft man auf ein Verhältnis zweier Bedeutungsgegensätze, welches auch in der Logik bekannt ist. Diese Art der Antonym e wird gut durch das Paar grande : pequeno veranschaulicht.

Im Gegensatz zur Komplementarität wird hier durch die Verneinung des einen die Behauptung des anderen nicht impliziert. D.h. also, dass Nuestra casa no es grande nicht impliziert Nuestra casa es pequeña, andererseits ist es aber so, dass die Aussage Nuestra casa es grande die Aussage Nuestra casa no es pequeña impliziert. Es ist aber wichtig zu bedenken, dass beim Sprechen schon eine gewisse Norm zugrunde liegt, derer sich der Sprecher (normalerweise) auch bewusst ist. So handelt es sich im Falle von grande : pequeño um eine Grössennorm. Verdeutlicht wird dies auch an einem anderen Beispiel: Un eléfanto pequeño es un animal grande. Dieser Satz ist jedoch nicht kontradiktorisch, wie z.B. der Satz: Un eléfanto masculino es un eléfanto feminino, da grande und pequeño nicht ausschliesslich komplementär zueinander sind. Dieses Problem nennt Lyons ein ‚Pseudoproblem’, welches auch Plato beschäftigt habe. Dieser beschäftigte sich mit folgender Tatsache: für eine Person X, von der gesagt wird, dass sie grösser als Y, aber kleiner als Z sei, gelten folglich zwei Eigenschaften: Grösse und Kleinheit. Im Bezug auf die ‚Grössennorm’ ist für Lyons demnach eines klar: die implizite Grössennorm für Elefanten ist nicht unbedingt dieselbe wie für Tiere als ganze Klasse. Also folgt: ‚ein an der für Elefanten verbindlichen Norm gemessener eher-klein-als-grosser Elefant ist doch gross, gemessen an der für Tiere verbindlichen (Grössen-) Norm’[11].

2.3) Konversion

Die Gegensatzform[12] der Konversion, welche auch oft als Gegensätzlichkeit beschrieben wird, lässt sich am Besten erläutern anhand von Gegensatzpaaren wie comprar : vender, el esposo (marido) : la esposa (mujer). Auch hier trifft man wieder auf Implikation: Carlos compró el coche de Maria impliziert Maria vendió el coche a Carlos, oder Miguel es el esposo de Sara impliziert Sara es la esposa de Miguel. Hier wird also eine Handlung, ein Zustand, etc. von zwei entgegengesetzten Standpunkten aus betrachtet und folglich das konverse Gegenwort verwendet.

Lyons verweist hier schliesslich noch auf einige Sonderformen wie Parallelität zwischen Antonymie und Konversion als auch zwischen Antonymie und Komplementarität, welche aber an dieser Stelle ebenfalls dem interessierten Leser vorbehalten seien.

[...]


[1] Trier, J. in: Geckeler, H. (1971): S. 238

[2] Lyons, J.: (1968): S. 460

[3] Lyons, J. (1971): S. 416

[4] ebd. (1971): S. 471

[5] ebd. (1971): S. 471 f.

[6] Die Wort- und Satzbeispiele sind (meist) aus der Literatur übernommen, jedoch mit Bedacht auf das Proseminar im Rahmen des ibero-romanischen Kulturraumes vom Verfasser ins Spanische übertragen

[7] Lyons, J. (1971): S. 471

[8] Lyons, J. (1971): S. 473

[9] ebd. (1971): S. 473

[10] ebd. (1971): S. 475-478

[11] Lyons, J. (1971): S. 478

[12] Lyons, J. (1971): S. 478-480

[L1] Die Wort- und Satzbeispiele sind (meist) aus der Literatur übernommen, jedoch mit Rücksicht auf das Proseminar im Rahmen des Ibero-romanischen Kulturraums

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Bedeutungsgegensätze
Hochschule
Universität Passau  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
PS Der Wortschatz des Spanischen
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
21
Katalognummer
V7600
ISBN (eBook)
9783638148115
ISBN (Buch)
9783638948920
Dateigröße
576 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bedeutungsgegensätze, Antonymie, John Lyons, Horst Geckeler, Polarität, Komplementarität
Arbeit zitieren
Dipl. Kulturwirt Univ. David Altmann (Autor:in), 2001, Bedeutungsgegensätze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7600

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