Zu: Mary Shelley's Frankenstein


Seminararbeit, 1998

19 Seiten, Note: 1.7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einführung

II. Aufbau
1. Scene - summary - description
2. Plot

III. Zeit
1. Erzählzeit - erzählte Zeit
2. Einfluß der Zeit

IV. Raum

V. Perspektive

VI. Figuren

VII. Schlußgedanke

I. Einführung

Mary Shelley’s Frankenstein zählt zur Gattung der Schauerromane. Die Autorin selbst berichtet, das Originalkonzept stamme von einer Art Alptraum, den sie hatte, als sie sich zusammen mit Percy Bysshe Shelley, ihrem Mann, während eines regnerischen Sommers im Kreise Lord Byrons aufhielt. Die Haupthandlung der ghost story ist eingebettet in die Geschichte des Polarforschers Robert Walton, der in Form von Briefen an seine Schwester Margaret über seine Erlebnisse bei seiner Expedition erzählt und von seinem Zusammentreffen mit Victor Frankenstein. Dieser vertraut ihm seine Lebensgeschichte an. Mary Shelley läßt den Protagonisten, Victor Frankenstein, die Haupthandlung des Romans selbst erzählen. Diese soll nun in groben Zügen dargestellt werden:

Frankenstein, ein Student der Naturphilosophie an der Universität in Genf, versucht das Geheimnis des Lebens herauszufinden und entdeckt ein Elixier, das Tote reanimieren kann. Es gelingt ihm, ein menschenähnliches Wesen zu schaffen, das er anhand von Knochen aus Gebeinshäusern zusammenstellt und zum Leben erweckt. Doch sein Frevel sollte sich auf schreckliche Art und Weise an ihm und den Menschen rächen. Das Geschöpf, das von seiner Umgebung wegen seiner furchterregenden äußeren Erscheinung nur Abscheu und Ablehnung erfährt, entwickelt sich allmählich zu einem mordenden Monster, weil seine Sehnsucht nach Liebe und Gesellschaft unerfüllt blieb. Aus Mitleid und Angst entscheidet sich Frankenstein, seiner Kreatur ein weibliches Pendant zu schaffen, verwirft seinen Plan allerdings, um eine Vermehrung der Monster zu unterbinden. So macht sich das Monster daran, Frankenstein schrittweise ins Verderben zu stürzen. Es tötet Frankensteins Bruder, seinen besten Freund und seine Frau. Aus blankem Haß verfolgt Frankenstein das Monster durch verschiedene Länder, um es umzubringen. Im späteren Verlauf der Geschichte gelangt Frankenstein in die Arktis an Bord von Waltons Schiff. Es kommt zum Kampf zwischen ihm und dem Monster, den Frankenstein schließlich verliert. Das Monster erklärt Frankenstein zu seinem letzten Opfer und entschwindet um sein eigenes Leben zu beenden.

II. Aufbau

1.Scene - summary - description

Der Roman beginnt mit den Briefen Robert Waltons an seine Schwester Margaret. Am Anfang des ersten Briefes beschreibt Walton seine Gefühle bei seiner Reise und die Landschaft, die er auf der Fahrt zu Gesicht bekommt: ”There, Margaret, the sun is for ever visible, its broad disk just skirting the horizonŠ...‹” (Shelley M., S.13). In einem kurzen summary läßt er die sechs Jahre, die zurückliegen, seit er diese Unternehmung beschlossen hat, revuepassieren. So erfährt der Leser in knappen Worten ein wenig über Waltons Leben. Anschließend folgt eine weitere descriptive passage, in der Walton seinen Gemütszustand zum Ausdruck bringt und seine Vorhaben, Absichten und Ziele beschreibt. Auch in den folgenden Briefen findet sich ein fast nahtloser Übergang beim Wechsel von description und summary, was dem Leser zum einen erleichtert, sich ein Bild von der kargen und rauhen, aber doch beeindruckenden Schönheit der Landschaft zu machen und zum anderen einen ersten Eindruck von der Figur des Robert Walton und dessen Leben im Überblick zu erhalten. Im vierten Brief allerdings schließt sich dem summary, in dem Walton auf Victor Frankenstein trifft, eine längere Passage an, die mit wenigen Unterbrechungen in der Form einer narrative scene verfaßt ist (ebd., S.28u). Diese narrative scene birgt den Dialog zwischen Walton und Frankenstein und stellt den wichtigsten Teil des Briefes dar, in dem sich bereits eine gewisse Grundspannung aufbaut. Der Leser wird dabei auf die Haupthandlung vorbereitet und erhält das Gefühl, an der Handlung teilzunehmen.

Der Hauptteil, also die eigentliche Lebensgeschichte Victor Frankensteins, ist anfänglich im großen und ganzen als retrospective summary verfaßt, das in knapper Form eine Menge an Informationen birgt. Man muß dazu sagen, daß Frankenstein seine Erlebnisse zurückblickend erzählt und dabei seine Kindheit und Jugend natürlich in gröberen Zügen abhandelt, als die Begebenheiten, die schließlich sein weiteres Leben beeinflussen sollten. Denn sie trugen auch zur gegenwärtigen Situation, in der er sich im Moment des Rückblickes befindet, bei. Selbstverständlich wäre es weniger spannend, würde die ganze Geschichte so verfaßt sein.

Um den Leser nun miteinzubeziehen und in ihren Bann zu ziehen, verfaßte die Autorin die wesentlichen Begebenheiten, man kann im Groben sagen, etwa ab dem dritten Kapitel des ersten Bandes, als Victor die Universität Ingolstadt besucht, weitgehend in Form von Szenen, wie z.B. das Gespräch mit dem Universitätsprofessor: ”I replied in the affirmative: ‘Every minute,’ continued M. Krempe with warmth, ‘every instant that you have wasted in those books is utterly and entirely lost” (ebd., S.45). Ab diesem Kapitel werden die Handlungen Frankensteins detaillierter berichtet, und der Leser hat an dessen Gefühlen und Gedanken Anteil. An den ganz besonders intensiven und bewegendem Momenten, wie bei der Animation des Monsters (”I saw the dull yellow eye of the creature open;”Š...‹. ”Unable to endure the aspect of the being I had created, I rushed out of the room, Š...‹ wildest dreams” (ebd., S.56) ) kann man deutlich erkennen, daß es sich hier um Szenen handelt. Der Geschehensablauf wird besonders dann von descriptive passages unterbrochen, wenn der Protagonist seine Familienangehörigen und andere Mitmenschen charakterisiert:

I am by birth a Genevese, and my family is one of the most distinguished of that republic. My ancestors had been for many years counsellors and syndics; and my father had filled several public situations with honour and reputation. He was respected by all who knew him, for his integrity and indefatigable attention to public business.

(ebd., S.31o)

”Justine also was a girl of merit, and possessed qualities which promised to render her life happy;”

”The appearance of Justine was calm. She was dressed in mourning; and her countenance, always engaging, was rendered, by the solemnity of her feelings, exquisitely beautiful Š...‹ guiltlessness.”

(ebd., S.79)

Auch die vielen Naturbeschreibungen sind sogenannte descriptive passages:

”The waters were placid: all around was calm; and the snowy mountains, ‘the palaces of nature’, were not changed.”

(ebd., S.72)

”The thunder ceased, but the rain still continued, and the scene was enveloped in an impenetrable darkness.”

(ebd., S.74)

This part of the Rhine, indeed, rugged hills, ruined castles overlooking tremendous precipices, with the dark Rhine rushing beneath; and, on the sudden turn of a promontory, flourishing vineyards with green slopping banks and a meandering river and populous towns occupy the scene.

(ebd., S.150)

2. Plot

Am vorliegenden Roman läßt sich deutlich erkennen, daß es sich, vom innerlich-formalen gesehen, um einen Plot handelt, genauer gesagt um einen punitive plot. Die einzelnen Elemente, wie Handlung, Figuren und ihre Gedanken, Hintergrund und Beweggründe, verschmelzen zu einem einheitlichen Ganzen. Sie hängen durch Kausalbeziehungen voneinander ab, motivieren somit den Fortgang der Geschichte und bewirken schließlich einen völligen Wandel bei der Hauptfigur, und daß der Leser stark emotional mit in die Geschichte verwickelt wird.

Der Protagonist, Victor Frankenstein, erscheint uns zwar anfangs als relativ sympathische Figur, wenn man von seinen Wertvorstellungen ausgeht, bzw. von seiner Einstellung zu seiner Familie:

”Harmony was the soul of our companionship, and the diversity and contrast that subsisted in our characters drew us nearer together”

(ebd., S.36)

”Š...‹ while during every hour of my infant life I received a lesson of patience, of charity, and of self-control, I was so guided by a silken cord that all seemed but one train of enjoyment to me.”

(ebd., S. 33)

Er läßt den Leser allerdings relativ schnell ins Zweifeln geraten, als er, getrieben von seiner Willensstärke, alles um sich herum vergißt und sich nur noch seinen Studien widmet. Daß er sich mit seiner Forschung bis an, für unsereins, moralische Grenzen wagt, als er sich anmaßt, ein Wesen zum Leben zu erwecken, läßt uns noch mehr an ihm zweifeln. Sein Ziel wirkt für den Leser sogar abschreckend. Wir scheinen auf einen “Schurken” getroffen zu sein, der gleichzeitig auch der Held des Romans ist. Bei Machiavelli wurde solch eine Figur als ”hero-villain” bezeichnet. Zuallererst erweckt Victor Frankenstein noch Bewunderung, wegen seines eisernen Willens, ganz an der Spitze der Wissenschaft zu stehen. Dieses Gefühl vermischt sich jedoch nach und nach mit Empörung über sein unmoralisches Vorgehen und erreicht schließlich mit dem Mord unschuldiger Leute, kraft seiner Schöpfung, seinen Höhepunkt. Entsetzen macht sich beim Leser breit. Als Victor Frankenstein schließlich nach und nach ins Verderben stürzt, empfinden wir dies als einen Akt der Rechtfertigung. Lediglich für die vielen armseligen Opfer spüren wir tiefes Mitleid.

Das Motiv dieses Schauerromans ist das des frevelnden Forschers, Victor Frankenstein. Die Wende des Plots findet also zum einen in der Handlung selbst statt, denn der Protagonist, der einst so großen Ruhm durch seine Forschung erfahren hatte, erleidet gerade durch seine eigene Schöpfung seinen allmählichen Niedergang (”This state of mind preyed upon my health, which had perhaps never entirely recovered from the first shock it had sustained.”(Shelley M., S.87)). Dies könnte man als eine Ironie des Schicksals bezeichnen. Zum anderen findet auch in Frankensteins Charakter und seiner Denkweise ein Wandel statt. Er bereut sein egoistisches Verhalten gegenüber seiner Familie und auch sein damals unersättliches Streben nach Ansehen:

”Now all was blasted: instead of the past with self-satisfaction, and from thence to gather promise of new hopes, I was seized by remorse and the sense of guilt, which hurried me away Š...‹ describe”

(ebd., S.87)

Ich denke, daß der Roman von Mary Shelley vorstrukturiert wurde, denn die ganze Handlungskonstruktion ist künstlich. Der eigentliche Traum, der nur die Quintessenz des Romans enthielt, wurde stark aufgefüllt mit Nebenhandlungen, Beschreibungen und weiteren Figuren. Der Aufbau mußte von vornherein genauestens durchdacht sein, da alleine die Abfolge der Ich-Erzählsituationen, Walton-Frankenstein-Monster-Frankenstein-Walton, schon ein deutlich gleichmäßiges Schema aufweist.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Zu: Mary Shelley's Frankenstein
Hochschule
Universität Regensburg  (Anglistik)
Veranstaltung
Novels of the Romantic Period
Note
1.7
Autor
Jahr
1998
Seiten
19
Katalognummer
V3519
ISBN (eBook)
9783638121682
ISBN (Buch)
9783638938181
Dateigröße
558 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mary Shelley, Frankenstein, Romanticism, Romantic Period, Gothic Novel, Stanzel, Erzählkreis, Novel
Arbeit zitieren
Yvonne Fischer (Autor:in), 1998, Zu: Mary Shelley's Frankenstein, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/3519

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