Nicolás Guillén und seine afrokubanische Lyrik


Hausarbeit, 2006

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Kurzbiographie von Nicolás Guillén

III.1. Negrismo in Nicolás Guillén´s Dichtung mit sozialem Engagement
III.2. Von der afrokubanischen bis zur lateinamerikanischen Identität: Guilléns Erweiterung des Bedeutungsraumes seiner Gedichte
III.3. Zucker als Grund für Kolonialismus, Sklaverei und Neokolonialismus

IV. Nicolás Guillén als Kubas „ Poeta nacional“

V. Literatur- und Quellenverzeichnis

I. Einleitung

Nicolás Guillén ist sowohl heute als auch schon zu Lebzeiten wohl einer der bekanntesten und berühmtesten kubanischen Dichter, der auch außerhalb Kubas sehr geschätzt wird. Seine Werke waren neu und anders als die bisherigen und prägten die kubanische Dichtung des 20. Jahrhunderts enorm. Anders als bisherige mulattische Schriftsteller aus Kuba bekannte sich Guillén zu seinen Wurzeln, die einerseits in Europa lagen, andererseits jedoch auch in Afrika. Vor allem die Auseinandersetzung mit seiner afrikanischen Herkunft war etwas neues, da er sie als ein Teil des kubanischen Volkes sah und sie, anders als die bisherigen Dichter, völlig klischeefrei untersuchte.

Die „Mestizaje“, also die Vermischung der Europäischen und der Afrikanischen Rasse, ist eines der Hauptthemen von Guillén’s Dichtung. Schon seit seinem ersten berühmten Gedichtband Motivos de Son von 1930 behandelt er immer wieder dieses Thema, was ihn später auch zu Kuba’s Poeta Naciolal werden lies[1]. Dies wurde er auch, weil er den Zucker-Kolonialismus, also die Ausbeutung der Zuckerrohrfelder durch die USA vor der Revolution in seinen Gedichten ( u.a. West Indies, Ltd. 1934 ) massiv anprangerte.

Guillen beschränkte sich in seiner Dichtung jedoch nicht nur auf Kuba, sondern er behandelte später auch Themen und Probleme zunächst des ganzen karibischen Raumes, danach auch fast ganz Nord- und Südamerikas. Auch in diesen Gedichten sind die Hauptthemen Rassenstreit, Armut, Ausbeutung und Mestizaje in den jeweiligen Ländern.

Der Name Sóngoro Cosongo ist einerseits der Titel eines Gedichtes von Nicolás Guillén, andererseits auch der Name eines ganzen Gedichtbandes. In diesem Gedichtband wird der bisher vorkommende Negrismo, also schwarze Dichtung, der bisher hauptsächlich in von schwarzen Sklaven geschrieben wurde und in Prosaform vorkam[2], in Gedichtform gefasst und mit dem sozialen Faktor bereichert.

Das Thema dieser Arbeit sind die Gedichte aus Sóngoro Cosongo und andere bekannte Gedichte Guilléns. Der Dichter selbst wird zuerst kurz vorgestellt, danach werden die Gedichte des sozialen Negrismo untersucht und belegt. Anschließend werden die Gedichte über afrokaribische, afroamerikanische und lateinamerikanische Themen behandelt. Dem folgt ein Blick auf die Themen Zucker, Kolonialismus, Sklaverei und Neokolonialismus, und zuletzt wird begründet, warum Nicolás Guillén zu Kubas Poeta Naciolal wurde. Ziel dieser Arbeit ist, diese Themen von Guillen zu erläutern und somit einen Überblick über die Thematik seiner Dichtung zu bekommen.

II. Kurzbiographie von Nicolás Guillén

Nicolás Guillén wird am 10. Juli 1902 in Camagüey, Hauptstadt der gleich-namigen Provinz im Zentrum Kubas, geboren, als Sohn des Journalisten Nicolás Guillén und dessen Frau Argelia Batista Arrieta. Ein für Guillén sehr prägendes Schlüsselerlebnis geschieht im Jahre 1917, als sein Vater bei einer politischen Revolte von Soldaten getötet wird. Diese Erfahrung sollte auch zu einem Motiv u.a. für sein späteres Gedichtband „Elegía camagüeyana“ werden[3].

Bereits im Jahr 1920, ein Jahr nachdem er sein Abitur gemacht hatte, begann er mit der ersten Veröffentlichung seiner Gedichte, vorerst ohne durchschlagenden Erfolg. 1922 verfasste er auch den Gedichtband Cerebro y corazón, der allerdings erst später in seinen Obras completas bekannt wurde. Im selben Jahr begann er sein Jurastudium in Havanna, das er jedoch bald wieder aufgab, um sich seiner Berufung, dem Dichten, zu widmen[4] Wieder in Camagüey arbeitete er die meiste Zeit für die Tageszeitung El Camagüeyano, vor allem als Redakteur und Arbeiter an den Druckmaschinen[5]

Im Jahr 1926 jedoch kehrt er wieder nach Havanna zurück, wo er zunächst in einem Sekretariat der Regierung arbeitete. In dieser Zeit machte er auch wichtige Bekanntschaften mit berühmten Schriftstellern wie Federico García Lorca, der von Fernando Ortiz zu einer Konferenz eingeladen wurde, und dem großen schwarzen nordamerikanischen Dichter Lanston Hughes, welche sehr viel Einfluss auf Guilléns spätere Dichtung haben sollten[6].

Sein Durchbruch gelang Guillén im Jahre 1930 mit der Veröffentlichung des Gedichtbandes Motivos de Son. Bereits ein Jahr später brachte er den nicht minder erfolgreichen Gedichtband Sóngoro Cosongo heraus, um dessen Gedichte es hauptsächlich in dieser Arbeit geht. Es sind im Allgemeinen die dreißiger Jahre, in denen viele der bekanntesten Gedichte von Nicolás Guillén entstehen. So veröffentlichte er 1934, im Jahr des Militärputsches von Fulgenico Batista, den berühmten Gedichtband West Indies, Ltd.[7] Im Jahr 1937 nimmt er an einem Kongress revolutionärer Schriftsteller in Mexiko teil und bringt sein Werk Cantos para soldados y sones para turistas heraus.

In der folgenden Zeit und auch bereits etwas vorher ist Guillén oft im Exil und auf Reisen im Ausland, vor allem wegen der immer schwieriger werdenden politischen Situation in Kuba. Er bereist vor allem Europa und Lateinamerika. In Lateinamerika macht er sich auch ein Bild von der dort lebenden Bevölkerung, was immer mehr Thema seiner Dichtung wird. In Buenos Aires veröffentlicht er im Jahr 1947 die Sammlung El son entero. Vier Jahre später folgt dem seine Elegía a Jesús Menéndez, eine Hommage an den gleichnamigen Kubanischen Anführer und Freund Guilléns[8].

Im Jahr der Kubanischen Revolution 1959 erscheint La paloma de vuelo popular, und danach hat Guillén nun auch in seiner Heimat nichts mehr zu befürchten. Er bleibt dichterisch weiterhin sehr aktiv, bringt so neben vielen anderen Werken auch 1964 den Band Tengo heraus[9]. Dieses Werk sollte eines seiner letzten guten Gedichtbände sein.

In den folgenden Jahren wird Guilléns Dichtung immer schwächer, was auch vielleicht an seinem inzwischen hohen Alter liegen könnte. Zu seinem siebzigsten Geburtstag bringt er jedoch noch seine Obras Completas heraus, in denen auch sehr viele Gedichte aus seinen jungen Jahren zwischen 1920 und 1930 zu finden sind[10].

In seinen letzten Lebensjahren schrieb er noch einige vergleichsweise bedeutungslose Werke, die jedoch erst hauptsächlich nach seinem Tode veröffentlicht wurden. Nicolás Guillén starb nach einer langwierigen Krankheit am 17. Juli 1989, doch heute ist er der berühmteste Dichter Kubas.[11]. Warum er das ist, das wird in dieser Arbeit untersucht.

III.1. Negrismo in Nicolás Guillén´s Dichtung mit sozialem Engagement

Ein Grund für Guilléns Berühmtheit war sein, in diesem Fall beim Verfassen von Gedichten, revolutionärer Charakter. Revolutionär daher, weil er den Negrismo in Kubas Dichtung sowohl vom Inhalt als von der Form her völlig neu definierte. Vor Guillen war Dichtung von Schwarzen wenig vorhanden und Dichtung über Schwarze völlig anders gestaltet als bei ihm: man bemühte sich früher, die spanische Art der Dichtung zu imitieren[12]. Die spanische Metrik und Form wurde versucht zu übernehmen, doch so ganz hat man das nie geschafft.

Auch die Themen der Gedichte aus früherer Zeit in Kuba waren völlig andere: es ging vor allem um das romantische Leben auf dem Land in Kuba, um die gemütlichen Haciendas der Großgrundbesitzer, um das Leben im Einklang mit der Natur. Man beschrieb die Natur, das Klima und die Sonnenuntergänge[13]. Alles in allem kann man sagen, dass diese Gedichte, ob von weißen oder von schwarzen geschrieben, doch alle von der weißen Perspektive aus geschrieben wurden.

Dies änderte sich schlagartig im Jahre 1930, als Nicolás Guillén seine Motivos de Son an die Öffentlichkeit brachte. In diesen Gedichten tauchte nun eine völlig neue Art des Negrismo auf. Es war der Negrismo aus der Perspektive der schwarzen und der mulattischen Bevölkerung Kubas. Die Themen waren nun Armut und die daraus resultierenden Probleme, Probleme beim Zusammenleben der Schwarzen, Weißen und Mulatten und Schwarze Tänze und Traditionen[14]. Weil Nicolás Guillén selber ein Mulatte war, konnte er sich natürlich viel besser mit all diesen Themen befassen als die bisherigen weißen Dichter, da er enger mit diesem Milieu vertraut war.

Doch nicht nur die Themen der Gedichte von Guillén waren neu, sondern auch deren Form, Aufbau, Schreibweise und Wortwahl. Guillén orientierte sich bei seiner Dichtung nicht nur wie bisher ausschließlich an der spanischen Art, Gedichte zu schreiben, sondern sein Blick ging in den Kontinent seiner eigenen Vorfahren und den der meisten Kubaner: nach Afrika. In seiner Dichtung sieht man den afrikanischen Rhythmus der Bongotrommeln, und auch seine Wortwahl orientiert sich an der schwarzen und Mulattischen Bevölkerung Kubas. Diese Aspekte sollen jetzt verdeutlicht werden:

[...]


[1] Leclercq, Cécile: El lagarto en busca de una identidad. Vervuert Verlag, Frankfurt am Main 2004, S. 475

[2] Boti, Regino E.: La poesía cubana de Nicolás Guillén, in: Recopilacion de textos sobre Nicolás Guillén, Casa de las Américas, La Habana 1974

[3] www.cervantesvirtual.com/bib_autor/Guillen/autor.shtml

[4] www.cervantesvirtual.com/bib_autor/Guillen/autor.shtml

[5] www.cervantesvirtual.com/bib_autor/Guillen/autor.shtml

[6] www.cervantesvirtual.com/bib_autor/Guillen/autor.shtml

[7] www.cervantesvirtual.com/bib_autor/Guillen/autor.shtml

[8] www.cervantesvirtual.com/bib_autor/Guillen/autor.shtml

[9] www.cervantesvirtual.com/bib_autor/Guillen/autor.shtml

[10] www.cervantesvirtual.com/bib_autor/Guillen/autor.shtml

[11] www.cervantesvirtual.com/bib_autor/Guillen/autor.shtml

[12] Boti, Regino E. 1932, S.81

[13] Boti, Regino E. 1932, S.87

[14] Boti, Regino E. 1932, S.87

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Nicolás Guillén und seine afrokubanische Lyrik
Hochschule
Universität Augsburg
Veranstaltung
Afrika in Lateinamerika
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V88286
ISBN (eBook)
9783638023993
ISBN (Buch)
9783638936880
Dateigröße
539 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit bietet einen Zusamenfassenden Überblick über die Gedichte des kubanischen Nationaldichters Nicolás Guillén, über sein Leben und seine Beziehung zu den afrikanischen Wurzeln der kubanischen Bevölkerung.
Schlagworte
Nicolás, Guillén, Lyrik, Afrika, Lateinamerika
Arbeit zitieren
Jakub Slodowicz (Autor:in), 2006, Nicolás Guillén und seine afrokubanische Lyrik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/88286

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