Hannah Arendts Verständnis von Macht als Ergebnis politischen Handelns


Hausarbeit (Hauptseminar), 2002

12 Seiten, Note: 1,4


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1. Die Phänomene Macht und Gewalt
2.2. Macht und Organisation
2.3. Macht und politisches Handeln
2.4. Macht und die Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft
2.4.1. Macht bei Thomas Hobbes
2.4.2. Der totalitäre Machtbegriff

3. Schlussbemerkungen

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Mit Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft (EU) verfasste Hannah Arendt eine überzeugende Analyse der gesellschaftlichen Prozesse und Entwicklungen, die der totalen Herrschaft zugrunde liegen. Diese Elemente und Ursprünge werden von ihr nicht als kausale Ursachen beschrieben, sondern vielmehr als Entwicklungen dargelegt, die der neuen Staatsform des Totalitarismus vorausgingen. Ihre Analyse verlangt, dass die bestehenden politischen Begriffe überdacht werden, damit sie sich nicht der totalitären Logik entziehen, nach welcher der Totalitarismus funktioniert.

Der Anstoß für meine Hausarbeit steckt in diesem „funktionieren“ des Totalitarismus: Auf die rhetorische Frage, warum es niemals zuvor den Versuch gab eine totale Herrschaft zu etablieren, antwortet Hannah Arendt mit der Erklärung, „dass Macht niemals zuvor nur in dem organisiertem Funktionszusammenhang selbst gesehen wurde unter Absehung von allen direkt materiellen Faktoren“.[1]

Dieses totalitäre Machtverständnis ist dem politischem Machtbegriff von Arendt diametral entgegengesetzt. Ihr Konzept von Macht als Ergebnis politischen Handelns möchte ich zunächst aus dem Kontext zweier anderer Schriften von ihr erläutern. Dies ist zum einen der Essay Macht und Gewalt (MG) und zum anderen ihr Buch Vita activa. In diesen Büchern geht Arendt auf die Entstehung von Macht durch menschliches Handeln ein und entwickelt Macht zu einer positiv konotierten Kategorie des Politischen. Daran anschließend möchte ich erläutern aus welchen Quellen der Totalitarismus Macht schöpft und inwiefern von einem funktionieren des Totalitarismus gesprochen werden kann.

2. Hauptteil

2.1. Die Phänomene Macht und Gewalt

Das Studium der politischen Denker der Neuzeit, führte Arendt zu der Ansicht, dass „man von Links bis Rechts der einhelligen Meinung ist, dass Macht und Gewalt dasselbe sind, beziehungsweise dass Gewalt nichts weiter ist als die eklatanteste Manifestation von Macht“.[2]

Diese Assimilation von Macht und Gewalt wurde Arendt zu Folge durch die politische Theorie der Neuzeit verursacht, die den Staat als Herrschaft von Menschen über Menschen verstand. An dieses Verständnis des Staates, auch wenn differenziertere Bestimmungen des Politischen und des Staates mit seinen Institutionen und Funktionen anschließen, schließt sich das Bild von einer Staatsmacht an, deren Existenz an Gewalt geknüpft ist.[3]

Arendt verweist auf die Tradition der griechischen polis und der römischen res publica, der ein anderes Verständnis von Macht vorschwebte. Macht entstand in der Antike nicht aus der Struktur von Befehl und Gehorsam und Macht wurde nicht notwendig mit Herrschaft gleichgesetzt. Bedeutend war vielmehr die Unterstützung des Volkes, auf welcher sich die Institutionen des Staates gründeten und aus welcher ihnen Macht zufloss.[4] In ihrem Essay Macht und Gewalt plädiert Arendt daher für eine getrennte Betrachtung der Phänomene Macht und Gewalt. Sie wendet sich gegen die Gleichsetzung von Gewalt und Macht, weil es keine quantitativen oder qualitativen Übergänge zwischen diesen beiden gibt, die eine solche Gleichsetzung gestatten würde.[5]

In Vita activa macht sich Arendt das antike Machtverständnis zueigen und setzt es in Zusammenhang mit ihrer eigenen Philosophie: Macht beruht nur auf dem sprechenden und handelnden Miteinander von Menschen, sie muss immer wieder realisiert werden, weil sie als solche nicht gespeichert werden kann.[6] Potentiell ist Macht in jeder Menschenmenge vorhanden und sie kann auch nur in diesem öffentlichen Bereich menschlicher Interaktion entstehen. Dabei führt Arendt einen weiteren Begriff ein, der im Zusammenhang mit Macht zu einer zentralen Kategorie für sie wird: den Erscheinungsraum.

Der Erscheinungsraum ist der eigentliche Ort des Politischen, wo die Potentialität von Macht erst präsent wird und sich Macht „zwischen Handelnden und Sprechenden überhaupt ins Dasein ruft und am Dasein erhält“.[7] Nur innerhalb des Erscheinungsraumes kann sich Macht als Ergebnis politischen Handelns aktualisieren und zu einer Manifestation und Materialisation von Macht in politischen Institutionen und Organisationen führen. Diese Materialisation ist als Ausdruck der zusammengeführten Willensimpulse der Menschen zu verstehen und nur solange existent, wie Menschen die geschaffenen Institutionen stützen.[8]

[...]


[1] Zitat Hannah Arendt: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft (EU), S 855f.

[2] Zitat Hannah Arendt Macht und Gewalt (MG), S.36.

[3] Vgl. MG, S.36ff.

[4] Vgl. MG, S. 41f.

[5] Vgl. MG, S. 58.

[6] Vgl. Hannah Arendt: Vita activa oder Vom tätigem Leben (VA), S. 251f.

[7] Zitat, VA, S. 252.

[8] Vgl. MG, S. 42.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Hannah Arendts Verständnis von Macht als Ergebnis politischen Handelns
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
1,4
Autor
Jahr
2002
Seiten
12
Katalognummer
V87822
ISBN (eBook)
9783638033183
ISBN (Buch)
9783638931441
Dateigröße
410 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hannah, Arendts, Verständnis, Macht, Ergebnis, Handelns
Arbeit zitieren
M. A. Martin Hagemeier (Autor:in), 2002, Hannah Arendts Verständnis von Macht als Ergebnis politischen Handelns, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/87822

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