Satzstruktur in der generativen Grammatik - Das X-bar-Modell des Satzes


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Die generative Grammatik
1.1 Die Government-Binding-Theorie
1.2 Grundlagen des X-bar-Modells

2. Der Satz im X-bar-Schema
2.1 Allgemeine Satzstruktur
2.2 Struktur von konjunktional eingeleiteten Nebensätzen, V/1- und V/2-Sätzen
2.2.1 Struktur konjunktional eingeleiteter Nebensätze
2.2.2 Struktur eines V/1-Fragesatzes
2.3 Topikalisierung
2.4 Vergleich der CP-Struktur mit dem Stellungsfeldermodell
2.5 Die Split-INFL-Hypothese

3. Das Gesamtmodell und seine Weiterentwicklung

Ziel meiner Arbeit ist die Beschreibung des X-bar-Modells des Satzes. Dazu werde ich zunächst kurz in die generative Grammatik und den für das X-bar-Modell wichtigen Bereich der Government-Binding-Theorie einführen und die Grundlagen des X-bar-Modells erläutern.

1. Die generative Grammatik

Hauptbegründer und –vertreter der generativen Grammatik ist Noam Avram Chomsky, ein amerikanischer Sprachwissenschaftler.

Innerhalb der generativen Grammatik wurden folgende Theorien entwickelt:

- die Standardtheorie (um 1960/ 70)
- die Government-Binding-Theorie, zu der das X-bar- Modell zählt (um 1980)
- das Minimalistische Programm (um 1990)[1]
- die Optimalitätstheorie (neuster Forschungsansatz)

Man geht in der generativen Grammatik grundsätzlich davon aus, dass eine „angeborene Grunddisposition speziell für den Erwerb von grammatischem Wissen existiert, die als Universalgrammatik (UG) bezeichnet“[2] wird [language acquisition device = LAD (Spracherwerbsmechanismus)]. Diese Universalgrammatik muss, „so die Annahme der generativen Grammatik, aus allgemeinen Prinzipien und sprachspezifischen Parametern“[3] bestehen.

Zur Beschreibung von grammatikalischem Wissen versuchte man im Rahmen der generativen Grammatik Regeln, die den Aufbau grammatischer Strukturen aufzeigen, zu erarbeiten. Mithilfe von Phrasenstrukturregeln sollten alle Phrasentypen natürlicher Sprachen erfasst werden, so dass Universalität gefordert war. Diese Phrasenstrukturregeln sollten im Zuge des Spracherwerbs erlernt werden können, so dass Lernbarkeit ein weiteres Kriterium dieser Regeln war. Gemäß der Standardtheorie der generativen Grammatik ist der syntaktische Teil wie folgt aufgebaut:

Phrasenstrukturregeln und lexikalische Einsetzungsregeln, die Subkategorisierungsregeln enthalten bilden die Basiskomponente und Transformationsregeln die Transformationskomponente.[4]

Allerdings sind die Wissenschaftler an der Konzeption von allgemeingültigen Regeln, die alle syntaktischen Strukturen aufzeigen gescheitert. Beibehalten wurde die hierarchische Darstellung von Sätzen anhand von Baumdiagrammen und die Differenzierung zwischen Oberflächen- und Tiefenstruktur. Hierdurch können alle syntaktischen Konstruktionen eines Satzes aus einer einzigen Satzstruktur deriviert werden. Die abstakte Darstellungsebene von Sätzen wird als Tiefenstruktur bezeichnet, die Oberflächenstruktur entspricht konkreten syntaktischen Konstruktionen, die aus der Tiefenstruktur deriviert werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es wird angenommen, dass das finite Verb in der Tiefenstruktur der deutschen Sprache am Satzende steht, da die verbalen Elemente nur im Rahmen der Verbendstellung eine Einheit bilden.[5] Die Tiefenstruktur ist in den Beispielen (1d) und (2c) sichtbar, aus der die darüber notierten verschiedenen Oberflächenstrukturen gebildet werden können.

1.1 Die Government-Binding-Theorie

Grundlage der Government-Binding-Theorie ist die move-α-Regel, mit deren Hilfe sämtliche Transformationen im Rahmen der Government-Binding-Theorie ausdrücken lassen. Diese Regel besagt, dass man jede beliebige Konstituente (α) von einer Position x an eine Position y verschieben darf, wobei α für eine Phrase (XP) oder den Kopf einer Phrase (X0) stehen kann. Bei der Transformation mithilfe der move-α-Regel muss allerdings beachtet werden, dass eine Phrase (XP) nur an eine Phrasenposition bewegt werden darf, genau wie ein Kopf (X0) nur an eine Kopfposition bewegt werden darf.

1.2 Grundlagen des X-bar-Modells

Man geht in der X-bar-Theorie von Phrasenstrukturen aus, die allgemein als XP bezeichnet werden. Man unterscheidet hauptsächlich zwischen folgenden Phrasen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Alle Phrasen sind gleich aufgebaut und weisen das Prinzip der Endozentrität auf, sie haben also einen Kopf, der seine Eigenschaften auf die gesamte Phrase überträgt.

Möchte man nun den Ausdruck die Hose des Jungen in einer allgemein gängigen Phrasenstruktur darstellen, so ergibt sich folgende Struktur:

(3) NP

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine solche Struktur reicht jedoch zur korrekten Erfassung dieses Ausdrucks (und damit auch anderer Phrasenstrukturen) nicht aus. Mit Hilfe von Konstituententests, wie z.B. dem Tilgungstest, lässt sich zeigen, dass die Wortkette Hose des Jungen offensichtlich eine eigene Konstituente bildet.

(4) Die Hose des Jungen und jene ________ .

Für diese Konstituente muss also ein weiterer Knoten geschaffen werden:

(5) NP

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Das Fragezeichen zeigt an, dass bisher keine Bezeichnung für einen weiteren Knoten an dieser Stelle vorhanden war, obwohl wir definitiv eine Struktur erzeugen können, in der es zwischen dem Kopf und der Phrase noch eine weitere Stufe geben kann. Das X-bar-Schema gibt eine Lösung dieses Problems mit der Bezeichnung N’ für diesen Knoten.

Daraus ergibt sich die Verallgemeinerung, dass eine XP einen Knoten mit der Bezeichnung X’ dominiert, der wiederum den Kopf X0 der Phrase dominiert. Weiterhin wird angenommen, dass sich beliebig viele Stufen zwischen dem Kopf und der Phrase befinden können, die mit weiteren Apostrophen (bars) gekennzeichnet werden. „Die Komplexitätserweiterung X’’, X’ einer lexikalischen Kategorie X nennt man Projektionen von X“[6], die maximale Projektion (also die mit den meisten Apostrophen) XP.

Eine auf alle Phrasen anwendbare Struktur ergibt sich mit folgenden Elementen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mit Komplement werden Konstituenten bezeichnet, die syntaktisch vom Kopf der Phrase gefordert werden. Ein Komplement kann nur vom Kopf der XP regiert werden, wenn es von ihm c-kommandiert wird, d.h. wenn es von dem Knoten dominiert wird, der auch den Kopf unmittelbar dominiert. Der Spezifizierer wird vom Kopf der Phrase m-kommandiert, da die maximale Projektion, die den Kopf dominiert auch den Spezifizierer dominiert. Spezifizierer und Komplement sind obligatorische Ergänzungen, das Adjunkt ist eine Angabe, die nicht vom Kopf der Phrase gefordert wird, sie hat auch keinen Einfluss auf die Komplexitätserweiterung einer Phrase.

Auf Grund dieser Regeln lassen sich nun auch ganze Sätze in Konstituentenstrukturen darstellen. Diese Darstellung werde ich im Folgenden genau erläutern.

[...]


[1] vgl. Dürscheid, Christa: Syntax. Grundlagen und Theorien. Wiesbaden. 2000. S. 129

[2] Ramers, Karl Heinz: Einführung in die Syntax. München. 2000. S.42

[3] Dürscheid, Christa: Syntax. Grundlagen und Theorien. Wiesbaden. 2000. S. 131

[4] vgl. Grewendorf, G.: Aspekte der deutschen Syntax. Tübingen. 1991. S. 33f.

[5] Dürscheid, Christa: Syntax. Grundlagen und Theorien. Wiesbaden. 2000. S. 133

[6] Grewendorf, G.: Aspekte der deutschen Syntax. Tübingen. 1991. S. 42

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Satzstruktur in der generativen Grammatik - Das X-bar-Modell des Satzes
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Note
1,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
20
Katalognummer
V52133
ISBN (eBook)
9783638479226
ISBN (Buch)
9783638930055
Dateigröße
482 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Satzstruktur, Grammatik, X-bar-Modell, Satzes
Arbeit zitieren
Nadine Hey (Autor:in), 2004, Satzstruktur in der generativen Grammatik - Das X-bar-Modell des Satzes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/52133

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