Marketingkonzept für Tourismusunternehmen

Am Beispiel des Nationalen Geopark "Eiszeitland am Oderrand"


Diplomarbeit, 2007

209 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Abstract

Kurzfassung

1. Einleitung
1.1 Handlungsbedarf
1.2 Zielsetzung
1.3 Methodik

2. Geoparks und der Nationale GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“
2.1 Definition Geopark
2.2 Nationale, Europäische und UNESCO Global Geoparks
2.2.1 Geschichtliche Entwicklung der Geoparks
2.2.2 Zertifizierungsverfahren für Nationale GeoParks in Deutschland
2.2.3 Verteilung und Unterschiede der Nationalen GeoParks
2.3 Der Nationale GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“
2.3.1 Geographische Einordnung
2.3.2 Entstehung und Eigenart des Landschaftsraumes
2.3.3 Entwicklung des Geoparks
2.4 Fazit für das Tourismusmarketingkonzept

3. Tourismus zur Förderung der ländlichen Entwicklung
3.1 (Geo-)Tourismus als Motor für die ländliche Entwicklung
3.1.1 Begriffsbestimmung und Formen des Tourismus
3.1.2 Tourismustrends
3.1.3 Definition Geotourismus
3.2 Bedeutung für die ländliche Entwicklung
3.3 Tourismusland Brandenburg
3.4 Marketing als wichtiger Bestandteil von Tourismuskonzepten
3.5 Instrumente des Tourismusmarketings
3.5.1 Touristische Produktpolitik
3.5.2 Preispolitik
3.5.3 Vertriebspolitik
3.5.4 Kommunikationspolitik
3.6 Fazit für das Tourismusmarketingkonzept

4. Marktanalyse der lokalen touristischen Angebote
4.1 Akteurskonstellation
4.1.1 Interessengruppen
4.1.2 Organisationsstruktur des Geoparks
4.1.3 Vernetzung
4.2 Lokale Tourismusangebote
4.2.1 Landmarken
4.2.2 Sonstige touristische Anziehungspunkte
4.2.3 Sport, Freizeit, Kultur und Wellness
4.2.4 Landschaftsraum und geotouristische Angebote
4.2.5 Verkehrliche Erschließung
4.2.6 Beherbergung
4.2.7 Gastronomie
4.3 Bereits verwendete Marketinginstrumente
4.3.1 Preisgestaltung
4.3.2 Vertrieb
4.3.3 Öffentlichkeitsarbeit
4.3.4 Bestehende Zielsetzungen und Visionen
4.4 Zielgruppenbestimmung
4.4.1 Geotourismus
4.4.2 Vorhandene Besuchermagneten
4.4.3 Tagesausflugsverkehr aus Berlin/Brandenburg
4.4.4 Hoffnungsträger Seniorentourismus
4.4.5 Quellmarkt Polen und internationales Publikum
4.4.6 Vier Zielgruppen im Geopark-Tourismus
4.5 S.W.O.T.-Analyse
4.6 Fazit für das Tourismusmarketingkonzept

5. Marketingkonzept für den Geopark „Eiszeitland am Oderrand“
5.1 Formulierung eines Leitbildvorschlages
5.1.1 Leitmotto
5.1.2 Leitidee
5.1.3 Leitziele
5.2 Marketingziele
5.2.1 Geopark-Philosophie
5.2.2 Geopark-Identität
5.2.3 Geopark-Ziele
5.3 Marketingstrategie
5.3.1 Entwicklungsstrategie
5.3.2 Konkurrenzstrategie
5.3.3 Besucherstrategie
5.3.4 Positionierungsstrategie
5.4 Gestaltung der Corporate Identity
5.4.1 Corporate Design
5.4.2 Corporate Behaviour
5.4.3 Corporate Kommunikation
5.5 Angebotsplanung
5.5.1 Allgemeine Handlungsempfehlungen
5.5.2 Eiszeitgeologie – Seltenheit und Schönheit „zum Anschauen“
5.5.3 Eiszeitliche Erlebnisorte und -experimente im Gelände
5.5.4 Eiszeitliche Erlebnisorte „unter Dach“
5.5.5 „Steine im täglichen Leben“ - Folgen der Eiszeit
5.5.6 Kunst- und kulturhistorische Erlebnisorte - Folgen der Eiszeit
5.5.7 Geopark Expeditionen ins Eiszeitland – Faszination Eiszeitgeschichte
5.5.8 Eiszeitliche Erlebnispfade – Geologie macht Spaß
5.5.9 Geopark-Events
5.5.10 Wissenschaftliche Fachkongresse Seminare, Exkursionen
5.5.11 Themenkombinationen und Pauschalangebote
5.6 Preisgestaltung und Vertrieb
5.6.1 Preisgestaltung
5.6.2 Vertriebsmöglichkeiten
5.7 Kommunikation
5.7.1 Öffentlichkeitsarbeit
5.7.2 Werbung

6. Schlussbetrachtung

7. Verzeichnisse
7.1 Quellenverzeichnis
7.1.1 Literatur
7.1.2 Internet
7.1.3 Mündliche Mitteilungen/E-Mails
7.1.4 Karten und Kartengrundlagen
7.1.5 Medien
7.2 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
7.2.1 Abbildungsverzeichnis
7.2.2 Tabellenverzeichnis
7.3 Abbkürzungsverzeichnis

8. Anhang
8.1 Liste der Mitglieder im UNESCO Global Geopark Network
8.2 Großschutzgebiete im Geopark
8.3 Mitgliederlisten der Organe im Geopark
8.3.1 Mitglieder im Sprecherrat
8.3.2 Mitglieder des Fachbeirates
8.3.3 Mitglieder des Kuratoriums
8.3.4 Landmarken und Großakteure
8.4 Bestandsaufnahme im Kerngebiet
8.4.1 Bestand Fahrradwege
8.4.2 Bestand Fahrradverleih
8.4.3 Badestellen, Freibäder, Freizeitbäder
8.4.4 Wassersportangebote
8.4.5 Kanutouren in Kombination mit Wandern und Fahrradfahren
8.4.6 Reiterhöfe
8.4.7 Sonstige Sportarten
8.4.8 Museen und Galerien
8.4.9 Wellness- und Wohlfühlangebote
8.4.10 Campingplätze
8.4.11 Pensionen, Hotels
8.4.12 Tagungsstätten
8.4.13 Cafés
8.4.14 Restaurants
8.4.15 Erlebnisrestaurants
8.5 Werbeaufsteller des Geoparks
8.6 Schildentwurf des Geoparks
8.7 Liste Reisebüros und Tourismusstellen
8.7.1 Reisebüros
8.7.2 Tourismusstellen
8.8 Fachzeitschriften (Auswahl)

Vorwort

Einer meiner zwei Studienschwerpunkte meines Studienganges Stadt- und Regionalplanung ist die örtliche und regionale Gesamtplanung, mit der u.a. die wirtschaftliche Entwicklung peripherer Räume in der Bundesrepublik Deutschland sowie die Stabilisierung der lokalen Bevölkerung als Auftrag und Aufgabe für das Tätigkeitsfeld eines Regionalplaners vermittelt wurde. Während meiner Tätigkeit als studentische Aushilfe in einem privaten Planungsbüro habe ich einen neuen, innovativen Ansatz der Regionalentwicklung kennengelernt, die Errichtung von Geoparks. Mit deren Hilfe sollen geologische Potentiale touristisch erschlossen werden und für die regionale Bevölkerung neue Erwerbsquellen in der Tourismusbranche entstehen.

Durch meine Mitarbeit in einem Workshop für den Nationalen GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ lernte ich die regionalen Akteure der Landkreise Barnim und Uckermark sowie den Träger des Geoparks kennen. Geoparks sind in Deutschland noch relativ unbekannt und die touristische Vermarktung des Nationalen GeoParks „Eiszeitland am Oderrand“ erwies sich als schwierig, da das Projekt noch in den „Kinderschuhen“ steckt. Das hat mein Interesse geweckt und ich habe mir das Thema „Tourismusmarketingkonzept für den Nationalen GeoPark Eiszeitland am Oderrand“ für die vorliegende Diplomarbeit gewählt. Dafür konnte ich den Träger des Geoparks, den Regionalen Förderverein e.V., als Auftraggeber gewinnen.

An dieser Stelle möchte ich dem Träger des Geoparks, insbesondere dem Geschäftsführer Herrn Ritter, den Mitarbeitern im Projektbüro des Geoparks, vor allem der Leiterin Frau Nieter, und dem Amt Joachimsthal danken. Ihre umfangreiche Unterstützung, die Bereitstellung von Materialen sowie die Vermittlung von wichtigen regionalen Kontakten ermöglichten es mir, mich schnell in die Thematik einzuarbeiten und innerhalb der vorgegebenen Zeit ein Tourismusmarketingkonzept zu erarbeiten. Mit ihrer Hilfe entstand eine umfangreiche und detaillierte Arbeit, die für die Betreiber des Geoparks eine gute Grundlage bieten wird, die Konzeption bis zur Reife und Umsetzbarbeit weiter zu entwickeln. Die schnelle Entwicklung eines Leitbildes für den Geopark ermöglichte es dem Auftraggeber, noch während der Arbeit an der Diplomarbeit, das Leitbild in den drei Organen des Geoparks zu diskutieren und abzustimmen. Das gesamte Marketingkonzept ist zur Verwendung für den Nationalen GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ freigegeben.

Ich unterstütze mit dieser Diplomarbeit mit großem Engagement und mit großer Freude die Projekte der Geoparks und möchte damit insbesondere meinen Beitrag zur nachhaltigen Regionalentwicklung in den ländlich geprägten Regionen der Landkreise Barnim und Uckermark leisten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Anne Pfelling Berlin, den 10.10.2007

Abstract

Die vorliegende Diplomarbeit umfasst ein umfangreiches, spezifisches Tourismusmarketingkonzept für den jungen Nationalen GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ im Nordosten von Brandenburg.

Dazu werden zunächst der Begriff Geopark, seine Entwicklung sowie seine positiven Impulse für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der ländlichen Region erläutert. Anschließend wird der Tourismus mit seinen aktuellen Trends und das Reiseland Brandenburg vorgestellt. Das Tourismusmarketingkonzept basiert auf einer Marktanalyse und Zielgruppenbestimmung des Geoparks, die in einer S.W.O.T.-Analyse mündet. Diese bildet die Grundlage für die Formulierung eines ersten Geopark-Leitbildes sowie für Marketingziele und -strategien für die langfristige Steigerung des Bekanntheitsgrades. Abschließend werden umfassende Handlungsempfehlungen für einen Marketing-Mix unter Anwendung typischer Marketinginstrumente gegeben.

Im Ergebnis liegt dem Nationalen GeoPark ein schlüssiges Tourismusmarketingkonzept vor, welches aufzeigt, wie der Geopark durch Öffentlichkeitsarbeit seinen Bekanntheitsgrad regional und überregional steigern kann und mit welchen geotouristischen Angeboten er den Urlaubsaktivitäten eines Freizeit- und Fachpublikums gerecht wird sowie gleichzeitig zur Umweltbildung beiträgt. Außerdem fördert er die Zufriedenheit seiner Besucher durch zielgruppenspezifische Maßnahmen.

Kurzfassung

Ausgangslage

Eine Reise- und Ausflugsdestination Geopark ist den meisten noch relativ unbekannt. Auch ist vielen Menschen nicht bewusst, dass sie selbst der Tourismusform „Geotourismus“ zuzuordnen sind, wenn sie sich für geologisch interessante Gegebenheiten oder Orte interessieren und diese dann als Urlaus- oder Ausflugsziel auswählen.

Der Nationale GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ versucht genau diese Tourismusform aufzugreifen, indem er eine neue geotouristische Angebotsstruktur in den Landkreisen Barnim und Uckermark einführt und so genannte Geotouristen in die Region zieht. Wie verhalten sich Geotouristen und wie kann man sie gezielt durch Marketing ansprechen?

Des Weiteren wurde dem Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ im September 2006 durch die GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung das Prädikat „Nationaler GeoPark“ verliehen. Diese Auszeichnung wird nur für fünf Jahre vergeben, danach bedarf es einer erneuten Evaluierung, um den Status als „Nationaler GeoPark“ weiterführen zu dürfen. Dieser Evaluierungsprozess fordert ein Marketingkonzept mit professionellen Tourismusmarketing- und Kommunikationsstrategien sowie einer geoparkspezifischen Produktentwicklung. Das hat der Geopark für sich noch nicht realisieren können.

Zielsetzung

Für den Nationalen GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ wird ein spezifisches Tourismusmarketingkonzept erarbeitet, welches den Bekanntheitsgrad des Geoparks steigern und zu einer Profilierung der Reisedestination sowie zur Zufriedenheit der Geoparkbesucher beitragen soll. Dazu wird zunächst die Entwicklungsgeschichte von Geoparks im Allgemeinen und dann die des Geoparks in Nordostbrandenburg untersucht, um Vorgaben bzw. Vorraussetzungen für ein geoparkspezifisches Marketingkonzept herauszufiltern. Außerdem werden aktuelle Trends im Tourismus und das Reiseland Brandenburg erörtert, um erste Anhaltspunkte für eine Zielgruppenbestimmung zu erhalten. Gleichzeitig werden die wirtschaftliche Bedeutung eines Geoparks für den ländlich geprägten Raum verdeutlicht und die Bestandteile eines Marketingkonzeptes erläutert, die die Grundlage der Diplomarbeit bilden. Anschließend folgt ein typisches Tourismusmarketingkonzept, das die drei Phasen Analysephase, Strategiephase und Gestaltungsphase durchläuft. Dazu werden eine umfassende Marktanalyse und eine Zielgruppenbestimmung für den Geopark erarbeitet, die in einer S.W.O.T.-Analyse mündet. Diese bildet die Grundlage für die Formulierung eines ersten Leitbildes für den Geopark sowie für Marketingziele und -strategien. Für die Gestaltungsphase werden umfassende Handlungsempfehlungen zur Angebots-, Preis-, Vertriebs- und Kommunikationsplanung erarbeitet, die speziell auf den Nationalen GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ zugeschnitten sind.

Untersuchungsraum

Der Nationale GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ ist seit September 2006 einer von insgesamt neun von der GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung ausgezeichneten Nationalen GeoParks in Deutschland, die zur Aufgabe haben, das besondere geologische Erbe zu bewahren, es touristisch zu erschließen, um wirtschaftliche Impulse zu generieren, und letztlich die geologischen Prozesse und Folgen für Natur und Mensch einer breiten Öffentlichkeit auf didaktische Art und Weise näher zu bringen. Er liegt im Nordosten von Brandenburg und umfasst eine Fläche von insgesamt 3.487 km2. Seine geotouristische Entwicklung konzentriert sich bisher auf das Kerngebiet des Geoparks im Bereich des Amtes Joachimsthal im Barnimer Land. Die Planungs- und Entwicklungsgeschichte des Geoparks geht bis in das Jahr 2001 zurück - in der Zeit, als auch die Geoparkbewegung auf nationaler, europäischer und globaler Ebene ins Rollen kam. Die ersten sichtbaren Erfolge im Kerngebiet sind erst seit Anfang 2007 zu verzeichnen und können als erste Signale gedeutet werden, ein zusammenhängendes Gesamtkonzept und eine geoparkspezifische Angebotspalette sowie deren Realisierung fehlt indes. Der Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ leidet unter dem Problem, dass er und Geoparks im Allgemeinen wenig bekannt sind. Zudem befindet er sich in der Anfangsphase, in der die Bildung einer eigenen einschlägigen Identität und einer Kommunikationsgrundlage zur öffentlichen Außendarstellung in Form eines prägnaten Leitbildes noch fehlen, aber dringend notwendig sind. Insbesondere das Kerngebiet des Geoparks hat jedoch den Vorteil, dass es aufgrund seiner reizvollen Landschaft bereits ein beliebtes Naherholungsgebiet, vor allem für den Tages- und Wochenendausflugsverkehr aus Berlin und Brandenburg, ist und somit ein erhebliches Besucherpotential besteht. Dieses Gebiet ist geprägt durch jüngste Vereisungen der Weichselkaltzeit vor ca. 15.000 Jahren und seinen geomorphologischen Formenschatz. Diesen gilt es in Zukunft touristisch zu erschließen und für das Freizeit- und Fachpublikum didaktisch in Form von geotouristischen Angeboten aufzubereiten.

Ergebnisse

Die Analysephase hat ergeben, dass der Geopark im Tourismusmarketing speziell folgende vier Zielgruppen ansprechen sollte:

- Tagesausflugsverkehr aus Berlin und Brandenburg (Kultur- und Naturtourismus),
- Geotourismus (Fachpublikum und geologisch Interessierte mit Bildungsanspruch),
- Seniorenspezifischer Tourismus,
- Internationaler Tourismus, vor allem polnisches Publikum.

Um Marketingziele und -strategien in der Strategiephase erarbeiten zu können, musste zunächst ein Leitbildvorschlag für den Nationalen GeoPark formuliert werden. Hier sind Ziele und Visionen des Geoparks aufgezeigt, die sowohl für den Geopark als regionales Kooperationsnetzwerk als auch für die nachhaltige Entwicklung der Region und für die Zufriedenheit der Besucher gültig sind:

- Schutz durch Nutzung,
- Geotourismus für Regionalentwicklung,
- Vielfalt durch Zusammenhalt,
- Wissenschaft und Wissenstransfer,
- Geologie ohne Grenzen,
- Geologie zum Mitmachen.

Diese Ziele bilden die Vorlage für das Tourismusmarketing.

Die Zielsetzungen im Tourismusmarketing für den Geopark werden dreigliedrig erarbeitet. Dazu wird eine Geopark-Philosophie festgelegt, die besagt, dass der Zweck des Geoparks die Wissensvermittlung, der Erhalt des eiszeitlichen Landschaftsformenschatzes sowie die Förderung der wirtschaftlichen und touristischen Entwicklung durch ein kooperatives Netzwerk „Geotourismus“ sind. Für ein positives Erscheinungsbild und die Bildung einer spezifischen Geopark-Identität der Tourismusregion („erlebnisreich, nachhaltig, freundlich, günstig, abwechslungsreich und wissenschaftlich fundiert“) werden Grundsätze beschrieben, die sowohl das Erscheinungsbild, die Verhaltensweisen und die Kommunikation des Geoparks und der Beteiligten betreffen. Letztlich ergeben sich für den Geopark zwei Hauptziele im Tourismusmarketing, die durch eine Reihe von Unterzielen ergänzt werden:

- Steigerung des Bekanntheitsgrades und des Image des Geoparks,
- zielgruppenorientiertes Handeln für eine hohe Besucherzufriedenheit.

Zur Umsetzung dieser Ziele werden verschiedene strategische Wege aufgezeigt. Dazu zählen z.B. die Produktentwicklungsstrategie, die für den Geopark neun strategische Geschäftsfelder vorgibt, der späteren geoparkspezifischen Angebotspalette und die Kundenbindungs- und Kooperatinstrategie, mit deren Hilfe die Zufriedenheit und das Wiederkehren der Besucher gesteigert wird und enorme Kostenvorteile im Marketing entstehen können.

In der Gestaltungsphase werden Handlungsempfehlungen formuliert für die Gestaltung einer Corporate Identity, einer Angebotsplanung, von Preis- und Vertriebsmöglichkeiten sowie Kommunikationsmöglichkeiten in Form von Öffentlichkeitsarbeit und Werbung.

Bis auf die Vertriebsmöglichkeiten muss jedes Handeln in den Marketinginstrumenten zielgruppenorientiert sein. Das bereits bestehende Design und das Logo sollten z.B. in verschiedenen Farbvarianten und Themenkombinationen veränderbar sein. Auch sollte immer der Bezug zur Eiszeit und der ländlichen Region vorhanden sein. In der Angebotsplanung wird empfohlen, die neun vorgestellten Geoparkangebote sowohl für ein Freizeitpublikum, als auch für ein Fachpublikum auszugestalten, um nicht nur vorhandene Besucher der Region anzusprechen, sondern auch neues Publikum in die Region zu locken. Durch einen alternativen Zugang zur Geologie über Erfahrungen der Besucher oder über die lokale Kunstszene werden neue Zielgruppen angesprochen. Die Angebotspalette sollte folgende strategische Geschäftseinheiten im gesamten Geopark verteilt beinhalten:

- Eiszeitgeologie – Seltenheit und Schönheit „zum Anschauen“,
- Eiszeitliche Erlebnisorte und -experimente im Gelände,
- Eiszeitliche Erlebnisorte „unter Dach“,
- „Steine im täglichen Leben“ – Folgen der Eiszeit,
- Kunst- und kulturhistorische Erlebnisorte – Folgen der Eiszeit,
- Geopark-Expeditionen ins Eiszeitland – Faszination Eiszeitgeschichte,
- Eiszeitliche Erlebnispfade – Geologie macht Spaß,
- Geopark-Events,
- Wissenschaftliche Fachkongresse, Seminare und Exkursionen.

Die Preisgestaltung sollte sich nach durchschnittlichen Preisen anderer Geoparks richten und vor allem kostendeckend kalkuliert sein. Zur Besucherbindung müssen zielgruppenspezifische Rabattsysteme kreiert werden. Für den Vertrieb gilt als Zielvision der großflächige Eigenvertrieb via Telefon und Internet. Bis dahin sollte zunächst ein Direktvertrieb aufgebaut werden, der bei einer Angebotssteigerung in einen Fremdvertrieb über die Angebotsplazierung in touristischen Organisationen, Vereinen und Verbänden umgewandelt werden sollte. Parallel dazu sind strategische Allianzen im Vertrieb mit den Großschutzgebieten und sonstigen touristischen Anziehungspunkten der Region zu schließen, die ein erhöhtes Besucheraufkommen aufweisen. Letztlich gilt in der Kommunikationspolitik des Geoparks, sowohl in der Region die lokale Bevölkerung und die vorhandenen Touristen zu erreichen, als auch überrregional neue Besucherkreise anzuwerben. Dafür müssen neben dem Publikmachen des eigenen Geoparks mit seinen Angeboten und Zielsetzungen auch die Geoparks im Allgemeinen und das Gütesiegel „Nationaler GeoPark“ bekannter werden. Dazu ist nicht nur die regionale Presse und die Ausweitung auf die Berliner Presse nötig, sondern auch der Aufbau eines umfangreichen Internetportals und die Publikationen von geotouristischen oder Fahrrad- und Wanderkarten sowie ersten Reiseführern.

Mit diesem Maketing-Mix, der speziell auf den Nationalen GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ zugeschnitten ist, kann eine eigene Unique Selling Proposition erreicht und ein klarer Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen acht Geoparks als auch weiteren touristischen Regionen erzielt werden. Mit den neuen Touristen, die durch etliche Maßnahmen zur Verlängerung ihres Aufenthaltes bewegt werden sollen, kann darüber hinaus die wirtschaftliche Regionalentwicklung erheblich gefördert werden.

1. Einleitung

1.1 Handlungsbedarf

Der Nationale GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ liegt im Nordosten des Bundeslandes Brandenburg und schließt Teile der Landkreise Barnim, Uckermark und Märkisch Oderland ein. Seit September 2006 trägt der Geopark „Eiszeitland am Oderrand" den Titel „Nationaler GeoPark Deutschlands", der durch die Expertenkommission der GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung verliehen wird. Das ist ein erster großer Erfolg des Geoparks. Als Nationaler GeoPark hat er die Aufgabe, die geologischen Besonderheiten und den eiszeitlich geprägten Landschaftsformenschatz der Region für künftige Generationen zu bewahren und die Bevölkerung über die Eiszeitgeschichte sowie deren Entwicklung zu informieren. Unter dem Motto „Eiszeitgeologie, Landschaft und Kultur - zum hautnahen Entdecken, Erleben und Mitmachen soll für Tourismus und Erholung eine große Vielfalt an Angeboten in der freien Landschaft sowie in den Städten und Dörfern entwickelt und für die Bevölkerung bereitgestellt werden. Ein Netzwerk aus regionalen Akteuren versucht unter dem Dach des Geoparks, sich selbst, die Region und den Geopark in gemeinsamer strategischer Vorgehensweise touristisch zu entwickeln, um daraus starke Synergieeffekte für die regionale Wirtschaft und die Lebensqualität der ansässigen Bevölkerung zu generieren.

Seit die Idee im Jahr 2000 geboren wurde, einen Geopark in der Region des Amtes Joachimsthal einzurichten, hat die Geopark-Konzeption eine rasante Entwicklung genommen. Es wurden die räumlichen Grenzen des Geoparks erweitert, eine Organisationsstruktur entwickelt und ein Träger für den Geopark gefunden sowie erste „Leuchtturmprojekte“ realisiert.

Im Jahr 1994 wurde der erste Geopark in Deutschland gegründet, inzwischen gibt es neun national anerkannte, und das Prädikat „Nationaler GeoPark“ wird erst seit dem Jahr 2002 verliehen. Parallel dazu haben sich jeweils ein europäisches und ein globales Netzwerk der Geoparks gebildet. Das beweist, wie rasant sich die Entwicklung der Geoparks im Allgemeinen vollzieht. Leider haben die Geoparks in der Tourismuswirtschaft noch keinen bemerkenswerten Stellenwert erreicht und sie sind derzeit überwiegend nur bei Fachleuten und Wissenschaftlern bekannt. Das trifft auch für den „Geopark vor den Toren Berlins“ zu, der innerregional und überregional noch wenig bekannt ist.

Um das Prädikat „Nationaler GeoPark“ nach fünf Jahren weiterhin zu halten und eine Aberkennung zu verhindern sowie den Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ sowohl regional als auch bundesweit touristisch attraktiver und bekannter zu machen, ist neben einer Tourismuskonzeption ein „schlagkräftiges“ Marketingkonzept erforderlich. Bisher wurden lediglich erste Marketinginstrumente ohne Anbindung an ein strategisches Gesamtkonzept angewandt. Für eine erfolgreiche Außendarstellung und als Kommunikationsgrundlage fehlen für den Geopark ein Leitbild und eine Corporate Identity.

1.2 Zielsetzung

Das Ziel dieser Diplomarbeit ist es, einen machbaren Weg aufzuzeigen, den Nationalen GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ zu vermarkten. Eigens dafür wird eine umfassende und strategische Tourismusmarketingkonzeption erarbeitet, die schlüssig die Möglichkeiten aufzeigen wird, den Bekanntheitsgrad des Geoparks und die Besucher- und Urlauberzahlen zu erhöhen und die Zufriedenheit seiner Besucher zu erreichen.

Der „Geopark“ wird in einem ersten Schritt in seiner Bedeutung erörtert und seine bisherige Entwicklung aufgezeigt. (Kapitel 2) Es wird analysiert und verdeutlicht, welche Voraussetzungen und Beschränkungen für eine Vermarktung bestehen. Es folgt eine Vorstellung der anderen Geoparks in Deutschland sowie die Darstellung der geologischen und geomorphologischen Besonderheiten des Nationalen GeoParks „Eiszeitland am Oderrand“ und seines historischen Entwicklungsverlaufes.

Im nächsten Schritt wird der Tourismus als Motor für die ländliche Entwicklung erörtert. (Kapitel 3) Neben einer Begriffsklärung steht hier die Darstellung aktueller Tourismustrends im Vordergrund, um anschließend herauszuarbeiten, welche Zielgruppen für den Geopark zweckdienlich sind. Es werden neben dem Projekt Geopark als Impulsgeber für die touristische Entwicklung auf dem Land auch die Rahmenbedingungen des Landes Brandenburg aufgezeigt. Des Weiteren wird das Tourismusmarketing mit seinen Instrumenten als integraler Bestandteil einer Tourismuskonzeption erörtert. Ziel ist es, die Grundbausteine dieser Konzeption festzulegen.

Für die Entwicklung einer Marketingkonzeption sind die Marktanalyse und die Zielgruppenbestimmung eine zwingende Vorraussetzung. (Kapitel 4) Dafür wird eine umfassende Bestandsaufnahme bezüglich der touristischen Angebote und der bereits verwendeten Marketinginstrumente der Geopark-Region vorgenommen. Es folgt eine Analyse zur Bestimmung möglicher Zielgruppen für den Nationalen GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“, die gezielt durch das Marketing angesprochen werden sollen. Die komplette Marktanalyse endet in einer Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse, die die Grundlage für die Entwicklung des kompletten Marketingkonzeptes sein wird.

Im Hauptteil dieser Arbeit wird ein signifikantes Marketingkonzept für den Tourismus im Nationalen GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ entwickelt. (Kapitel 5) Es wird ein Leitbild entwickelt sowie vorgeschlagen, und es werden Marketingziele und -strategien erarbeitet. Für die Umsetzung dieser Ziele und Strategien werden umfassende Handlungsempfehlungen gegeben, die im Vordergrund dieser Arbeit stehen, wobei bekannte Marketinginstrumente eingesetzt werden. Die operative Umsetzung dieser Handlungsempfehlungen soll anschließend die Aufgabe des Trägers des Geoparks sein.

1.3 Methodik

Die vorliegende Diplomarbeit entwickelt mit einer deduktiven Herangehensweise ein spezifisches Marketingkonzept für den Nationalen GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“.

Die Konzeptbausteine entsprechen einem typischen Marketingkonzept für den Tourismus und wurden unter Zuhilfenahme von einschlägiger Literatur erarbeitet. Die Kapitel 2 und 3 der Arbeit wurden ebenfalls mittels Literatur und Internetrecherche erarbeitet als auch in Teilen mit Hilfe von geführten Experteninterviews. Die Bestandsaufnahme ist das Resultat von Interviews, die mit regionalen Akteuren geführt wurden, von Vor-Ort-Begehungen als auch der Auswertung der Bestandsaufnahme, die durch den Träger des Geoparks, die Mitarbeiter im Projektbüro des Geoparks und durch das Amt Joachimsthal vorgenommen wurde. Die Bestandsaufnahme bezieht sich überwiegend nur auf einen Teilbereich des Geoparks, für den bereits eine Tourismuskonzeption vorliegt (Detailkonzeption). Die Zielgruppenbestimmung ist das Ergebnis der Auswertung von regionalen Statistiken und Interviews, die u.a. mit Trägern anderer Geoparks geführt wurden. Das Marketingkonzept, das ausgehend von dem Teilbereich des Geoparks auf den gesamten Geopark übertragbar ist, basiert zum einen auf der Zuhilfenahme von Literatur, die das Thema Geoparks und Geotourismus behandelt und zum überwiegenden Teil aus eigenen abgeleiteten Handlungsempfehlungen. Der umfangreiche Anhang zur Bestandsaufnahme wurde auf Wunsch des Trägers des Geoparks erstellt.

2. Geoparks und der Nationale GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“

Marketingkonzepte haben in der Regel einen ähnlichen Aufbau, die Bestimmung der Unternehmensphilosophie, die Benennung des strategischen Entwicklungsrahmens sowie die operative Ausgestaltung des Marketings (Freyer 2007, S. 43) eines Unternehmens oder eine touristische Region. Ein Marketingkonzept für einen Nationalen GeoPark stellt eine Besonderheit dar, denn der Begriff sowie die Einrichtung Geopark sind in der Öffentlichkeit bisher eher unbekannt. (H. Megerle 2006, S. 49) Zu Beginn der Arbeit soll deshalb grundlegend erläutert werden, was ein Geopark ist, wie dieser Status erlangt werden kann und welche Bedeutung er für eine touristische Region hat. Anschließend wird der benannte Nationale GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ räumlich und in seiner bisherigen Entwicklung vorgestellt.

2.1 Definition Geopark

„A Geopark is an area with a geological heritage of significance, with a coherent and strong management structure and where a sustainable economic development strategy is in place. A Geopark creates enhanced employment opportunities for the people who live there bringing sustainable and real economic benefit, usually through the development of sustainable tourism. In the framework of a Geopark, geological heritage and geological knowledge is shared with the broad public and linked with broader aspects of the natural and cultural environment, which are often closely related or determined to geology and landscape.“[1] (UNESCO Earth Sciences 2007)

Die Definition für einen Geopark der United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation (UNESCO) beinhaltet somit im Wesentlichen drei Aspekte:

- Erhalt der Geopotentiale: Durch Schutz und Pflege eines umfangreichen geologischen Erbes im Geopark wird es für künftige Generationen gewahrt.
- Stärkung der regionalen Entwicklung: Das Label Geopark soll die Wertschöpfung erhöhen und die Wirtschaftsentwicklung in der Region nachhaltig steigern. Erzielt werden kann dies durch ein erhöhtes Tourismusaufkommen, welches wiederum mehr Beschäftigungsmöglichkeiten nach sich zieht.
- Umweltbildung und Geotourismus: Das geschützte Gebiet Geopark mit seinen seltenen geologischen Besonderheiten soll dem Touristen verständlich gemacht und nahe gebracht werden, so dass sein Bewusstsein für einen schonenden Umgang mit unserer Erde geschärft wird.

Ferner gilt ein Geopark als Forschungsfeld für die Geowissenschaften, der sowohl eine Anzahl von geologisch-paläontologischen Aufschlüssen von wissenschaftlichem Interesse, Seltenheit und Schönheit besitzt, als auch archäologische, ökologische, historische oder kulturelle Sehenswürdigkeiten bietet. (H. Megerle 2006, S. 38)

Das Europäische Geopark-Netzwerk (European Geoparks Network - EGN) weitet die Definition der UNESCO in ihrer „European Geoparks Charter“ aus. Zum einen wird hier speziell vom Geotourismus (siehe Punkt 3.1.3, S. 54) gesprochen, der für die wirtschaftliche Entwicklung der Geoparkregion durch nachhaltige geotouristische Angebote notwendig ist. Zum anderen ist ein europäischer Geopark ein Experimentierfeld, um die Methoden für das Konservieren des geologischen Erbes zu erhöhen. Als weiterer Aspekt werden die Einwohner genannt, die durch die Nutzung des Geoparks und deren Auswirkung beeinflusst werden. Den lokalen Akteuren vor Ort soll ermöglicht werden, an den Werten des Erbes der Gegend und an der kulturellen Wiederbelebung der Gegend aktiv als Ganzes teilzunehmen. Die gesamte Entwicklung eines Geoparks soll in Kooperation mit den Bewohnern stattfinden. (EGN 2007)

- Kooperation mit den lokalen Akteuren: In Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren, wie Vereine, Unternehmen oder Institutionen, sollen unter Berücksichtigung all derer Interessen und Ideen; Entwicklungsziele für den Geopark formuliert werden.

In der Beschreibung eines Nationalen GeoParks in Deutschland des Bund-Länder-Ausschusses Bodenforschung (BLA-GEO) wird deutlich, dass in Deutschland neben der sozialverträglichen und regionalen Wirtschaftsentwicklung unter den Gesichtspunkten der Tourismusförderung der Natur- und Umweltschutz bei der Betreibung eines Geoparks im Vordergrund stehen. „Nationale GeoParks sollen durch Präsentation, Erhaltung und nachhaltiger Nutzung des geologischen Erbes zur Verwirklichung der Ziele der Agende 21 (UNCED[2] , Rio de Janeiro 1992) und des World Summit for Sustainable Development (WSSD[3], Johannesburg 2002) beitragen.“ (BLA-GEO 2003, S. 1) Durch spezielle Maßnahmen vor Ort sollen die erdgeschichtlichen Zusammenhänge verdeutlicht und „das Verantwortungsbewusstsein für das eigene Lebensumfeld sowie die globale Umwelt gestärkt“ werden. Die Idee der Verbesserung einer allgemeinen geowissenschaftlichen Bildung der Geopark-Besucher in der Tourismusregion geht hier weiter bis in das alltägliche Umfeld des Besuchers. Es soll eine generelle Sensibilisierung der Öffentlichkeit erzielt werden, um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Menschen und der Erde zu bewahren. (BLA-GEO 2003, S. 1) Auf die besonderen Kriterien, die ein Nationaler GeoPark erfüllen muss sowie das Verfahren zur Zertifizierung, wird unter Punkt 2.2.2, S. 29, noch genauer eingegangen.

Der Nationale GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ beruft sich selbst in seiner gewählten Definition auf die Definition der UNESCO mit dem Zusatz, dass ein Geopark, wie ein natürlicher Park „die Aufsicht einer regionsbezogenen Verwaltung“ benötigt. (Projektbüro Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ 2007a, S. 9)

Ein Geopark ist somit ein abgegrenzter Raum mit geologischem Erbe, das zur regionalen Entwicklung beitragen, gleichzeitig bewahrt werden und zur Bildung der Öffentlichkeit dienen soll. Die Bezeichnung Geopark ist jedoch keine gesetzliche Schutzkategorie für ein ausgedehntes Gebiet, wie es bspw. bei Natur- und Nationalparken der Fall ist, die vor menschlichen Eingriffen oder Umwelteinflüssen geschützt werden müssen, wenngleich auch das geologische Erbe geschützt werden soll, sondern entspricht einem Gütesiegel. (H. Megerle 2006, S. 30) Geoparks in Deutschland, die den oben beschriebenen Definitionen entsprechen, können mittels dreier unterschiedlicher Zertifizierungsverfahren mit einem Gütesiegel ausgezeichnet werden, den Gütesiegeln „Nationaler GeoPark“, „European Geopark“ und „UNESCO Global Geopark“.

Jeder dieser drei Geopark-Standards beruft sich auf einen Kriterienkatalog und verfolgt dieselben Zielsetzungen. Geoparks, die über eines dieser Gütesiegel verfügen, entsprechen demzufolge einem einheitlichen Qualitätsstandard.

Abb. 1: Logos des Nationalen GeoParks, des European Geopark und des UNESCO Global Geopark

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quellen: Homepages der AWS, des EGN und der UNESCO.

2.2 Nationale, Europäische und UNESCO Global Geoparks

2.2.1 Geschichtliche Entwicklung der Geoparks

European Geopark

Bereits zu Beginn der 90er Jahre gab es erste Bestrebungen des „Réserve géologique de Haute Provence“ in Frankreich für die Bildung von Geoparks in Europa. (Schmidt-Thomé/Goth 2006, S. 21.) Im Rahmen der ersten internationalen deutschsprachigen Geotopschutztagung der Deutschen Geologischen Gesellschaft (DGG) wurde 1994 in der Eifel der erste deutsche Geopark, „Geopark Gerolstein“, gegründet. (H. Megerle 2006, S. 30) Die Verbandsgemeinde Gerolstein entwickelte die Geo- Lehrpfad -Idee der Verbandsgemeinde Hillesheim aus den 80er Jahren weiter zu einem großflächigen Geo- Park in der Eifel. (Reh 2006, S. 4.)

Dieser erste deutsche Geopark baute zusammen mit den Regionen in Frankreich (Réserve géologique de Haute Provence), Griechenland (Petrified Forest Lesvos) und Spanien (Parc Cultural del Maestrazgo-Terruel) im Rahmen des LEADER-Projektes[4] „Entwicklung des Geotourismus in Europa“ im Jahr 2000 das Europäische Geopark-Netzwerk auf. Das EGN hat sich die Marke „European Geopark“ in allen Ländern der europäischen Union rechtlich schützen lassen (Reh 2006, S. 7) und verfolgt die bereits in der Definition beschriebenen Ziele (H. Megerle 2006, S. 32 f.):

- Verbesserung des öffentlichen Bewusstseins für das geologische Erbe,
- Nutzung des geologischen Potentials für eine nachhaltige Regionalentwicklung durch geotouristische Angebote,
- Unterstützung und Förderung der wissenschaftlichen Forschung.

Darüber hinaus soll der Zusammenschluss mehrerer Geoparks durch regelmäßige Treffen einem fachlichen Austausch dienen und zu einem einheitlichen Qualitätsstandard führen, der einer regelmäßigen Kontrolle unterliegt. Mittlerweile sind im EGN 31 Geoparks aus 15 verschiedenen europäischen Staaten Mitglied. (siehe Abb. 2)

Abb. 2: Lage Europäischer Geoparks

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Réserve Géologique de Haute Provence
2. Vulkaneifel
3. Petrified Forest of Lesvos
4. Maestrazgo Cultural Park
5. Astroblème Rochechouart Chassenon
6. Psiloritis Natural Park
7. TERRA.vita Naturepark
8. Copper Coast Geopark
9. Marble Arch Caves & Cuilcagh Mountain Park
10. Madonie Geopark
11. Parko Culturale Rocca di Cerere
12. Kultupark Kamptal
13. Naturpark Steirische Eisenwurzen
14. Bergstraße-Odenwald Geopark
15. North Pennines A.O.N.B. European Geopark
16. Abberlev and Malvern Hills Geopark
17. Luberon, Parc Naturel Regional
18. North West Highlands Geopark
19. Schwäbische Alb
20. Harz-Braunschweiger Land- Ostfalen
21. Mecklenburgische Eiszeitlandschaft
22. Hateg Country Dinosaurs
23. Ente Parco del Beigua
24. Forest Fawr Geopark
25. Bohemian Paradise
26. Cabo de Gata - Nijar Natural Park
27. Naturtejo Geopark
28. Sierras Subbeticas Natural Park
29. Sobrarbe Geopark
30. Gea Norvegica
31. Lochaber Geopark

Quelle: EGN 2007.

Die Aufnahme in das Netzwerk erfolgt über ein umfassendes Bewerbungsdossier bei der Koordinierungseinheit bestehend aus zwei Vertretern jedes Geoparkmitglieds (siehe Abb. 3). Nach Verleihung des Mitgliedstatus durch die Prüfung anhand eines Kriterienkatalogs erkennen die Mitglieder die Charta an und erhalten das Logo. Eine Evaluierung der Kriterien erfolgt alle drei Jahre. (Mattig 2006, S. 10)

Abb. 3: Zertifizierungsverfahren European Geopark

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: verändert nach Mattig 2006. S. 110.

UNESCO Global Geopark

Im selben Jahr 2000 lehnte die UNESCO Executive Board auf dem 31. Internationalen Geologenkongress in Rio de Janeiro den 1999 gestellten Antrag der UNESCO Division Earth Science zur Entwicklung und Finanzierung eines UNESCO-Geopark-Programms ab. Erst seit der Gründung des UNESCO Global Network of Geoparks (UNESCO-GN) im Februar 2004 in Paris, einer weltweiten Selbstorganisation verschiedener Geopark-Initiativen, werden nun die Bestrebungen zur Initiierung eines Geoparks seitens der UNESCO als Schirmherr unterstützt. Die im Programm von 2000 geplanten Forschungen und die finanzielle Hilfe gibt es deshalb nicht. Zielsetzung des Programms war es ursprünglich, geologische Objekte und Landschaftsteile, die nicht die strengen Kriterien der UNESCO-Welterbeliste erfüllten, dennoch zum Schutz des geologischen Erbe nach dem Muster des „Man and Biosphere Programms“ auch einem internationalen Publikum zu präsentieren. (Mattig 2006, S. 11) Die Earth Science Division der UNESCO unterstützte weiterhin den Geopark-Gedanken in Europa und vereinbarte mit dem EGN, mit der Unterzeichnung der so genannten Madonie-Deklaration im Oktober 2004, dass die Bewerbung eines Geoparks zur Aufnahme in das UNESCO-GN nur durch vorherige Zertifizierung durch das EGN gestellt werden darf, was der Vereinbarung vom August 2004 während des 32. Internationalen Geologenkongresses in Florenz widerspricht. Hier wurde abgesprochen, dass die in Deutschland als Nationale GeoParks ausgewiesenen Geoparks sich direkt für die Mitgliedschaft im UNESCO-Netzwerk bewerben dürfen, ohne Umweg der Aufnahme in das EGN. (Schmidt-Thomé/Goth 2006, S. 21 f.) Das Aufnahmeverfahren in das UNESCO-Netzwerk (siehe Abb. 4) funktioniert wie beim EGN mit einer Bewerbung und mit der Erfüllung eines Kriterienkatalogs, der alle fünf Jahre kontrolliert wird. Das UNESCO-GN ist ähnlich wie das EGN eine Vereinigung weltweiter Geoparks, die die Schirmherrschaft als eine Plattform für Kooperationen und Know-How-Transfer nutzen. Dafür gab es im Sommer 2004 die erste Weltkonferenz der Geoparks in Peking. (H. Megerle 2006, S. 37) Auf der zweiten Weltkonferenz der Geoparks vom 17. bis 20. September 2006 in Belfast (Irland) wurde das Netzwerk der Geoparks um zwölf geologische Parks aus China und Europa erweitert. Damit sind zurzeit 48 Geoparks aus 15 Ländern dem Netzwerk angehörig, darunter fünf zertifizierte Geoparks aus Deutschland und dem Naturpark TERRA.vita, der kein Nationaler GeoPark ist (Liste der Mitglieder siehe Anhang 8.1, S. 197). Im Juni 2008 wird der Geopark TERRA.vita in Osnabrück die dritte Weltkonferenz der Geoparks ausrichten (Möller 2006) – eine Chance für den Nationalen GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ sich erstmals auf Internationaler Ebene zu präsentieren.

Abb. 4: Zertifizierungsverfahren UNESCO Global Geopark

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: verändert nach Mattig 2006. S. 11.

Nationaler GeoPark

Das Prädikat „Nationaler GeoPark“ existiert in Deutschland seit Dezember 2002, wo erstmals vier Geoparks[5] durch eine Expertengruppe der GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung zur Förderung der Geowissenschaften (AWS)[6] als Nationale GeoParks ausgezeichnet wurden. (Mattig 2003, S. 37) Die Einrichtung von Geoparks in Deutschland wurde initiiert vom BLA-GEO, dem Gremium der für die Staatlichen Geologischen Dienste (SGD) des Bundes und der Länder zuständigen Fachministerien. Anlass dazu gaben u.a. der Internationale Geologische Kongress 2000 in Rio de Janeiro sowie die Bildung des EGN. Im Jahr 2001 erarbeitete daraufhin eine eigens dafür gegründete „Koordinierungsgruppe Geoparks“ Richtlinien und Regelungen für die Bewerbung als Nationaler GeoPark sowie für die Zusammensetzung und die Aufgaben einer nationalen Expertengruppe. (Mattig 2003, S. 37)

Da es nicht möglich ist, den Namen „Geopark“ in Deutschland rechtlich zu schützen, kann sich jedes Gebiet Geopark nennen, was zu unterschiedlichen Qualitätsstandards der einzelnen Geoparks führt und auch zu „einer Inflationierung und ungerechtfertigten Verwendung des nicht geschützten Begriffs“ führen kann. (H. Megerle 2006, S. 39)

Derzeit gibt es in Deutschland neun national anerkannte GeoParks, wovon fünf Parks Mitglied im UNESCO-GN und im EGN sind (Mitgliedschaft durch x gekennzeichnet).

Tab. 1: Nationale GeoParks in Deutschland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quellen: eigene Darstellung aus den Homepages der Geoparks, AWS, EGN und UNESCO-GN.

2.2.2 Zertifizierungsverfahren für Nationale GeoParks in Deutschland

Das Prädikat „Nationaler GeoPark“ wird für fünf Jahre durch die AWS im Einvernehmen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vergeben. Dazu wird eine Urkunde und das Logo „Nationaler GeoPark“ ® übergeben.

Der Vergabe dieses Prädikates liegen bestimmte Vergaberichtlinien vom März 2003 zu Grunde, die durch die Koordinierungsgruppe „Geoparks“ des Bund-Länder-Ausschusses Bodenforschung nach der UNESCO-Definition erarbeitet wurden. (Mattig 2003, S. 37) Die Richtlinien unterteilen sich in vier Artikel: Kriterien, Anerkennungsverfahren, Vergabe des Logos sowie Berichterstattung und regelmäßige Überprüfung.

Kriterien (BLA-GEO 2003, S. 2 f.):

- Nationale GeoParks (mit hinreichend großer Fläche und klar definierter Struktur) müssen geologische Sehenswürdigkeiten (Geotope[7]) beliebiger Größe oder Ensemble von regionaler und nationaler Bedeutung besitzen, zudem sollte es archäologische, ökologische, historische oder kulturelle Sehenswürdigkeiten geben.
- Die Sehenswürdigkeiten müssen öffentlich zugänglich und miteinander vernetzt sein, nachweislich durch ein fachliches und touristisches Konzept. Der Betreiber ist für den Erhalt der Sehenswürdigkeiten zuständig und muss belegen, dass er dieser Forderung nachkommen kann.
- Nachweislich müssen sozioökonomische Entwicklungen gefördert werden, die für die Kultur und Umwelt nachhaltig sind.
- Zur Bewahrung der bedeutenden geologischen Erscheinungen in den unterschiedlichen Teildisziplinen müssen die einzelnen Geotope in Abstimmung mit dem SGD fachgerecht gepflegt und erhalten werden.
- Ein Geopark dient als pädagogisches Instrument bei der Umweltbildung und für Lehre und Forschung in den Geowissenschaften, das durch angemessene Öffentlichkeitsarbeit zu begleiten und zu fördern ist.
- Die Verantwortlichkeit für den Schutz der Sehenswürdigkeiten liegt bei den Ländern, entsprechend der nationalen Gesetze und sonstigen Regelwerken.
- Der Status Nationaler GeoPark stellt keine eigene rechtsverbindliche Schutzkategorie dar, so dass andere rechtsverbindlich unter Schutz gestellte Gebiete durch eine Geopark-Ausweisung nicht berührt werden.

Für das Anerkennungsverfahren (siehe Abb. 5) muss eine umfassende Bewerbung entsprechend den Vorgaben der AWS[8] eingereicht werden und im Beisein des zuständigen SGD präsentiert werden. Dazu zählen eine Kurzbeschreibung des Geoparks, seine wissenschaftliche Bedeutung, die Grundzüge für eine nachhaltige Entwicklung des Geoparks und ein vollständiger Entwicklungsplan des Geoparks. (Mattig 2003, S. 41) Für die Überprüfung der Unterlagen wird eine Nationale Geopark-Expertengruppe berufen, die eine bundesweit einheitliche Beurteilung sicherstellt. Zu den Mitgliedern gehören u.a. jeweils ein Vertreter der AWS und des Bundes (Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe), vier Fachleute aus dem Bereich Geologie und weitere vier Experten aus anderen Fachbereichen (Archäologie/Kulturgeschichten, Ökologie, Tourismus sowie Raumplanung). (BLA-GEO 2003, Anhang 2)

Mit der Erfüllung dieser Kriterien kann der Nationale GeoPark alle Plaketten, Hinweistafeln und andere Informationsträger mit dem Logo „Nationaler GeoPark“ ® ausstatten. Damit soll ein einheitliches Qualitätsniveau erzielt werden. Den Qualitätsnachweis muss die Geschäftsführung des Geoparks alle fünf Jahre durch einen Zustandsbericht wiederholen, um das Prädikat „Nationaler GeoPark“ beibehalten zu können. Der Besucher eines Nationalen GeoParks kann sich somit sicher sein, dass er sich bspw. in einem Gebiet mit besonderen Geotopen befindet, die fachgerecht gepflegt und erhalten werden und dennoch für den Besucher zugänglich sind.

Des Weiteren wird zur Begleitung und Weiterentwicklung der Geopark-Initiativen neben diversen Workshops und Tagungen auch ein jährliches Arbeitstreffen zum Informationsaustausch durch die Fachsektion GEOTOP der DGG durchgeführt, woran die Geopark-Betreiber zur Teilnahme verpflichtet werden. (BLA-GEO 2003, S. 4 f.)

Abb. 5: Verfahren zur Zertifizierung von Nationalen GeoParks

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: verändert nach Mattig 2003, S. 41.

Aufgrund der Widersprüche zwischen der Madonie-Deklaration und der Vereinbarung auf dem 32. Internationalen Geologenkongress hinsichtlich der Aufnahme in die verschiedenen Netzwerke fand am 8. Juni 2005 eine Besprechung beim BMBF zwischen dem EGN, dem UNESCO-GN und der Deutschen Expertengruppe statt. Als einvernehmlich erzieltes Ergebnis können daraufhin Nationale GeoParks in Deutschland seither wieder Mitglied im UNESCO-GN werden, ohne Umweg über eine Zertifizierung durch den EGN. Noch im Oktober desselben Jahres distanzierte sich die Earth Observation Section der UNESCO von dieser Vereinbarung mit der Begründung, es seien nur Absprachen mit dem EGN für die UNESCO maßgebend. (Schmidt-Thomé/Goth 2006, S. 22) Solange die Zuständigkeiten und die Widersprüche in der Koordinierung zwischen den drei Zertifizierungssystemen nicht geklärt sind, ist es für neue Nationale GeoParks in Deutschland ratsam, zunächst die Mitgliedschaft im EGN zu beantragen und anschließend an die UNESCO heranzutreten.

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die drei Möglichkeiten für eine Vereinigung und der Kooperation von Geoparks auf den drei verschiedenen Ebenen – national, europäisch und weltweit – unterschiedliche Vorteile für die Mitglieder bieten (siehe Tab. 2), was nachfolgend genau gegenübergestellt wird. Daher ist es für die Geoparks sehr sinnvoll, sich jeder dieser drei Vereinigungen anzuschließen.

Tab. 2: Unterschiede Nationaler, European und UNESCO Global Geopark

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: verändert nach Mattig 2006a, S. 31.

2.2.3 Verteilung und Unterschiede der Nationalen GeoParks

Von den bisher neun durch die AWS zertifizierten Nationalen GeoParks in Deutschland befinden sich drei in den Neuen Bundesländern und sechs in den Alten. Die Geoparks „Nördlinger Ries“ und „Schwäbische Alb“ sowie „Eiszeitland am Oderrand“ und „Mecklenburgische Eiszeitlandschaft“ grenzen direkt aneinander und gleichen durch ihre überdimensionale Flächenverteilung so genannten „Makro“-Geoparks. Drei Geoparks sind bundesländerübergreifend, wovon der „Muskauer Faltenbogen“ sogar bis nach Polen reicht. Die Geoparks unterscheiden sich sehr in ihrer Größe (von ca. 850 km2 des „Muskauer Faltenbogen“ bis 16.000 km2 für die „Schwäbische Alb“), in ihrem geologischen Erbe sowie in ihren touristischen Angeboten und Entwicklungsstrategien. Eine nicht erkennbare Typologisierung lässt auch Doppelungen hinsichtlich des Bezugs zur Geo-Thematik zu, als Beispiel dafür stehen die beiden Norddeutschen Geoparks mit ihrer Thematik Eiszeitlandschaft.

Die „Makro“-Geoparks und die Doppelung in der Geo-Thematik sind Folge eines bisher nicht existierenden Gesamtkonzeptes für Geoparks in Deutschland und resultieren daraus, dass während des Zertifizierungsverfahrens der sich bewerbende Geopark isoliert, ohne Bezugnahme zu bereits existierenden oder künftigen Geoparks betrachtet wird. (A. Megerle 2006, S. 25 f.) Hier besteht Handlungsbedarf, um zu verhindern, dass ganz Deutschland einmal ein einziger Geopark wird.

Abb. 6: Verteilung Nationaler GeoParks in Deutschland

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung, Größen der Geoparks unmaßstäblich, Kartengrundlage: TiRa e.V. 2007.

Da die neun Nationalen GeoParks unterschiedliche geomorphologische und kulturhistorische Entwicklungen genommen haben und mit verschiedenen touristischen Angeboten ihre geologischen Besonderheiten vorstellen, werden an dieser Stelle die acht anderen Geoparks kurz präsentiert. Dies nimmt einen Teil der noch folgenden Marktanalyse vorweg (Kapitel 4, beginnend S. 67), um alle Konkurrenzregionen kennen zu lernen und über diese Konkurrenzbetrachtung eine Wettbewerbsfähigkeit für den Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ zu entwickeln. (Bär, 2006, S. 72) Der Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ wird im nächsten Punkt 2.3, S. 35, ausführlich vorgestellt.

Der Geopark „Mecklenburgische Eiszeitlandschaft“ (ca. 5.000 km2 Fläche) ist wie der Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ eine Modellregion in Mitteleuropa für eiszeitlich entstandene Landschaften. In zehn Aktionszentren bietet der Park Bildungsangebote für Schüler aber auch für Erwachsene so genannte „Eiszeitseminare“ sowie geführte Exkursionen überwiegend per Fahrrad an. (Strübing 2006, S. 13 f.) Mit dem Themenschwerpunkt Gesteine widmet sich der Geopark „Harz-Braunschweiger Land-Ostfalen“ (ca. 12.000 km2 Fläche) vorrangig der Zielgruppe Kinder und Jugendliche. Ziel dort ist es, geologisches, biologisches und kulturhistorisches Basiswissen durch Exkursionen zu vermitteln. Dazu werden auch geeignete Unterrichtsmaterialien für Schulen erstellt. (Zellmer/Röber 2006, S. 15 f.) Das Geoparkkonzept der „Vulkaneifel“ (ca. 2.200 km2 Fläche) hingegen ist unterteilt in Indoor- und Outdoor-Elemente. Der vulkanische Formenschatz sowie kulturhistorische Sehenswürdigkeiten werden nach Themenfeldern regional dezentral verteilt in Museen (Indoor) und durch Geo-Pfade/Vulkanrouten (Outdoor) mit speziellen Angeboten für Kinder und Familien erklärt. (Schüller/Lotz/Schneiders 2006, S. 17 f.) Das Thema Vulkanismus greift auch der Geopark „Schwäbische Alb“ (ca. 16.000 km2 Fläche) auf. Besuchern werden darüber hinaus in ebenfalls zweigleisiger Systematik aus Museumsbesuchen und Exkursionen die im Alpenvorland bestehenden Fossilienfundstellen, archäologische Bodendenkmäler, Meteorkrater usw. näher gebracht. Für Schulklassen gibt es spezielle Angebote. Zudem wird im Forschungsbereich mit Fachwissenschaftlern und Universitäten kooperiert. (Heizmann/Krämer/Speidel 2006, S. 19 f.) Im Geopark „Bergstraße - Odenwald“ (ca. 3.200 km2 Fläche) entstand der Landschaftsraum als ein stark wechselnder geologischer Untergrund (Muschelkalk-Schichtstufen, Oberrheingraben, kristalliner Odenwald). Seine touristischen und geologischen Angebote werden in direkter Zusammenarbeit mit den regionalen Unternehmen vermarktet. So wird dort bspw. der angebaute Wein als “Geopark-Wein“ verkauft. Außerdem werden Veranstaltungen und Führungen für Bildungsträger und Touristen durchgeführt. (Weber 2006, S. 21 f.)

In den folgenden drei Geoparks, die erst seit dem Jahr 2006 national anerkannt sind, ist die Vermarktungs- und geotouristische Angebotsstruktur noch nicht ausgereift, so dass an dieser Stelle nur auf die geologischen Besonderheiten eingegangen wird. Der Drei-Länder-Geopark „Muskauer Faltenbogen“ (850 km2 Fläche) mit einer Natur-, Kultur- und Bergbaufolgelandschaft besitzt den geologisch einzigartigen Endmoränenbogen „Faltenbogen“, der mit thematisch ausgerichteten Rad- und Wanderrouten erkundet werden kann. Im Geopark „Nördlinger Ries“ und Steinheimer Becken (ca. 1.955 km2 Fläche) sind die am besten erhaltenen Großkrater der Erde zu sehen, die durch Asteroideneinschlag entstanden sind. (BMBF 2007) In über 20 beschilderten Wanderwegen werden geologische Aufschlüsse im Geopark „Ruhrgebiet“ und geologische Besonderheiten wie bspw. Tropfsteinhöhlen und Relikte des Bergbaus sowie die Industriegeschichte dem Touristen anschaulich erklärt. (Geopark Ruhrgebiet e.V. 2007)

Laut der Märkischen Oderzeitung (MOZ) vom 19. Januar 2007 ist ein weiterer Geopark „Buckower Schweiz“ in Ost-Brandenburg geplant, der im Süden direkt an den Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ angrenzt. Er soll sich von Strausberg über Prötzel und Wrietzen bis zur Oder erstrecken. Schirmherr ist der Naturpark Buckow, der eine umfassende Entwicklungskonzeption erarbeiten ließ. (MOZ vom 19.01.2007) Nach Aussagen der AWS liegt jedoch noch kein Antrag als Nationaler GeoPark vor. (Ellger 2007)

Abschließend ist festzustellen, dass der überwiegende Teil der Nationalen GeoParks speziell die Zielgruppen Kinder und Jugendliche sowie Familien anspricht. Die Freizeitangebote, die der geologischen und kulturhistorischen Umweltbildung dienen, bestehen in der Regel aus Museenbesuchen, der Teilnahme an Seminaren oder aus geführten Wanderungen. Internetrecherchen und die Durchsicht von Informationsmaterialien ergaben, dass die Öffentlichkeitsarbeit der Veranstalter speziell für die ersten fünf zertifizierten Geoparks vor allem aus Publikationen (Broschüren und Reiseführer) und der Internetplattform besteht.

2.3 Der Nationale GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“

Eiszeitgeologie, Landschaft und Kultur – zum hautnahen Entdecken, Erleben und Mitmachen.“ So lautet das Motto des Geoparks „Eiszeitland am Oderrand“, dessen geologisches Alleinstellungsmerkmal und bisherige Entwicklung nun folgt.

2.3.1 Geographische Einordnung

Lage im Raum

Der Nationale GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ befindet sich im Nordosten des Bundeslandes Brandenburg und umfasst größtenteils die beiden Landkreise Barnim und Uckermark sowie den nördlichen Teil Märkisch-Oderlands. Mit 3.487 km2 Größe (Projektbüro Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ 2007a, S. 13) liegt er flächenmäßig im Durchschnitt der Geoparks in Deutschland.

Die südliche Grenze verläuft nördlich von Berlin zwischen Bernau und Biesenthal. Im Norden reicht der Geopark bis nach Prenzlau und im Nordwesten an den Nationalen GeoPark „Mecklenburgische Eiszeitlandschaft“. Hier schließt der Park die Gemeinden Groß Schönebeck, Templin und Lychen ein. Im Osten verläuft der Park entlang der Grenze zu Polen mit den Gemeinden Bad Freienwalde, Oderberg, Schwedt und Gartz. Im Kern des Geoparks werden die Gemeinden von Angermünde im Norden, über Joachimsthal, Chorin und Eberswalde im Süden umfasst.

Der Geopark ist mit seiner Lage in Brandenburg Teil des mitteleuropäischen Tieflandes. Naturräumlich gliedert sich der Bereich des Geoparks im Nordosten in Teile des Uckermärkischen Hügellandes und im Süden in die Schorfheide, die Britzer Platte als auch in einen Teil des Eberswalder Urstromtals mit Verbindung zum Odertal im Osten und zur Barnim-Platte im Süden. (Amt Joachimsthal 2004, S. 19 f.) Er umschließt Teile des UNESCO-Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin und des Nationalparks Unteres Odertal, dem Naturpark Barnim und dem Naturpark Uckermärkische Seen (siehe dazu Anhang 8.2, S. 198). (Amt Joachimsthal 2004, S. 27)

Innerhalb des Geoparks verläuft außerdem mit einer Gesamtstrecke von 340 km die Ferien- und Erlebnisroute „Märkische Eiszeitstraße“.[9]

Abb. 7: Lage des Geoparks in Brandenburg

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung, Kartengrundlage: Landesvermessungsamt Brandenburg, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (2001): Übersicht Brandenburg/Berlin.

Innerhalb des Geoparks erstrecken sich fünf von den Initiatoren des Geoparks festgelegte regionale Teilgebiete, die wesentliche und interessante glazialmorphologische Strukturen beinhalten (Amt Joachimsthal 2004, S. 18):

- Geopark-Zentrum bzw. Kerngebiet[10], später wurde von den Trägern des Geoparks nur noch der Begriff Kerngebiet verwendet, der auch in der Diplomarbeit als Synonym für das Kerngebiet steht,
- Geopark-Aktionsgebiet Neuenhagener Oderinsel/Unteres Odertal,
- Geopark-Aktionsgebiet Biesenthaler Becken,
- Geopark-Aktionsgebiet Ückersee-Rinne,
- Geopark-Aktionsgebiet Templin-Boitzenburg.

Abb. 8: Aktionsräume des Geoparks

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung, Kartengrundlage: Landesvermessungsamt Brandenburg, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (2001a): Maßstab 1 : 1 Mio.

2.3.2 Entstehung und Eigenart des Landschaftsraumes

Glazialer Landschaftsraum

Der heutige Landschaftsraum Nordostbrandenburg und damit auch der des Geoparks „Eiszeitland am Oderrand“ wurde vor rund 20.000 bis 15.000 Jahren in der Weichselkaltzeit, der jüngsten der in Nord- und Mitteleuropa aufgetretenen Vergletscherungsphase, durch das skandinavische Inlandeis glazial geformt. Dieser Eisvorstoß hatte eine außergewöhnliche Tiefenwirkung und stauchte den durch eine vorangegangene Wärmeperiode aufgetauten Untergrund auf besondere Weise, so dass ganze Schollen herausbrachen und als Lockermaterial in großen Mengen vom Eis mittransportiert wurden. (Schlaak 1999, S. 34 und 37) In der geologisch kurzen Zeitspanne bis heute sind „die noch ‚frischen’ teilweise stark geböschten Oberflächenformen mit großen Höhenunterschieden auf kurzer Distanz, das unübersichtliche Gewässernetz und die zahlreichen vielgestaltigen Seen“ (Schlaak 1999, S. 14) als Jungmoränenlandschaft ausgeprägt zu erkennen.

Das Inlandeis stieß in dieser Phase, der Weichselkaltzeit aus dem skandinavischen Raum zunächst bis auf die Barnim-Hochfläche nördlich von Bernau und bildete die Frankfurter Eisrandlage (entlang der südlichen Grenze des Geoparks). In Folge der Schmelzprozesse formten die Schmelzwassermassen das Berliner Urstromtal. Nördlich der Eisrandlage hinterließen die Gletscher das glaziale Sediment Grundmoräne, eine flache aus Eis geformte Landschaft durch mittransportierten Geschiebemergel. (Nitz 2004, S. 48)

Danach gab es vor ca. 16.000 Jahren einen erneuten und vorerst letzten mitteleuropäischen Gletschervorstoß bis in das Kerngebiet des Geoparks auf Höhe der Gemeinden Joachimsthal-Chorin-Oderberg (Joachimsthaler Bogen) zwischen dem Werbellin- und Grimnitzsee verlaufend, genannt die Pommersche Eisrandlage. (Nitz 2004, S. 47 ff.) Sie reicht nach Nordwesten bis Schleswig-Holstein und nach Osten bis ins polnische Tiefland und verläuft als markanter Höhenzug in weiten Bögen schwingend. (Schlaak 1999, S. 37) Die Sedimentmassen, die vor dem Eis hergeschoben wurden, lagerten sich hier zu einer Endmoränenlandschaft entlang dieser zweiten Eisrandlage ab. (Nitz 2004, S. 47 ff.) Die Gesteinsmassen wurden beim Abschmelzen des Gletschers durchspült und blieben als mächtige Stein-Blockpackungen in der Region liegen (Endmoräne). Die feineren Materialen wie Kiese und Sande wurden vom Schmelzwasser angrenzend an die Endmoränen zu Sandern aufgeschichtet (Amt Joachimsthal 2004, S. 25) und bildeten die leicht geneigten Sanderflächen bei Groß-Ziethen und in der Schorfheide. (Schlaak 1999, S. 38)

Abb. 9: Grundmoränenlandschaft westlich von Groß-Ziethen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Lutze 2004, S. 20.

Zur Bewältigung des Schmelzwassers beim Schmelzen gen Norden formte sich an dieser Stelle als Abflussbahn das Thorn-Eberswalder-Urstromtal, die letzte große, zur Nordsee gerichtete Schmelzwasserabflussbahn im norddeutschen Tiefland. Durch Rückgang des Gletschers wurde das Material an der Unterseite des Gletschers übereinander geschoben und formte ebenfalls eine Grundmoränenlandschaft, die eine überwiegend flache Landschaft bildet mit einer Vielzahl an Toteislöchern (Söllen). Sie sind ebenfalls im Zuge des Abschmelzens des Gletschers entstanden durch Abtransport von Teilen des Gletschereises beim subglazialen Abfluss. Das liegen gebliebene Toteis, was im Laufe der Jahre mit Sedimenten bedeckt wurde, taute erst in einer spätglazialen Phase ca. 13.670 bis 12.680 Jahren aus, ließ Rinnen und Becken wieder in Erscheinung treten und entwickelte sich u.a.[11] zum heutigen Gewässernetz in der Region. (Böse 2004, S. 30 f.) Die im Rückland der pommerschen Endmoräne befindliche Grundmoräne weist an einigen Stellen Mächtigkeiten von 40 m und mehr auf, was auf die längeren Aktivitäten der Gletscherzungen auf begrenztem Raum und der hohen Schuttlast des Gletschereises zurückzuführen ist. (Schlaak 1999, S. 38)

Ein weiteres spätglaziales Phänomen sind die Dünen, die nach dem Rückgang des Eises durch Sandverwehungen überwiegend in den Urstromtälern entstanden sind. (Böse 2004, S. 30 f.)

An den Stellen, wo das Eis für längere Zeit festlag, bildete sich stellenweise die klassische Glaziale Serie mit den glazialen Landschaftsformen Grundmoräne, Endmoräne, Sander und Urstromtal. (Nitz 2004, S. 48)

Abb. 10: Glazialgeprägter Landschaftsraum des südlichen Geoparks

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: verändert nach Nitz 2004, S. 49 und 51.

Geomorphologisches Alleinstellungsmerkmal

Die Region im Barnimer Raum bis in die Uckermark ist touristisch bereits für seinen Erholungswert bekannt, bedingt durch seinen ländlich geprägten Landschafts- und Naturraum und die Etablierung der vier Großschutzgebiete. Der Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ wirbt für sich mit einer glazial geprägten Landschaft und seinen spezifischen geomorphologischen Besonderheiten, die so nur in der Geoparkregion vorzufinden sind. Mit der Beschreibung der Alleinstellungsmerkmale (Amt Joachimsthal 2004, S. 6 ff.), die anschließend vorgestellt werden, unterscheidet er sich auch von dem angrenzenden und durch die gleiche eiszeitliche Geschichte geprägten Geopark „Mecklenburgische Eiszeitlandschaft“.

Zur Besonderheit der Region Nordost-Brandenburgs zählt die Jungmoränenlandschaft, die durch Gletschereis und Schmelzwasser während des jüngsten Eisvorstoßes (vor ca. 20.000 bis 15.000 Jahren) ins heutige Brandenburg geformt wurde. In dieser Landschaft ist die Vielfalt unterschiedlicher glazialer Landschaftsformen stark modellhaft ausgeprägt. Die vier Elemente der Glazialen Serie (siehe Abb. 11) – Grundmoräne, Endmoräne, Sander und Urstromtal – sind nur in dieser Region komplett erhalten und vom Thorn-Eberswalder-Urstromtal bis zur Grundmoräne im Rückland des Choriner Endmoränenbogens auf einer Strecke von weniger als 15 km zu erleben. Die Bezeichnung „Glaziale Serie“ für die aus dieser Zeit entstandenen Landschaftsformen entstand im heutigen Geopark 1902 durch die Geographen A. Penck und E. Brückner, die hier nach Zusammenhängen der Inlandeistheorie in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts forschten. Auch heute ist das Gebiet nicht nur durch seine noch erkennbare und wenig vom Wind verformte Ausprägung an glazialen Elementen ein bekanntes Forschungsfeld für nationale- und sogar internationale Wissenschaftler auch auf den Gebieten der Wald- und Forstwirtschaft, der Boden- und Standortkunde, der Geobotanik, der Natur- und Landschaftsforschung.

Abb. 11: Modell der Glazialen Serie

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: verändert nach Schulz 1991, S. 115.

Beachtlich ist außerdem, dass die Pommersche Eisrandlage genau durch das Kerngebiet des Geoparks mit den heutigen Orten Ringenwalde, Joachimsthal, Groß-Ziethen, Chorin und Liepe verlief. Unmittelbar am Gletscherende, das durch seine gewaltige Kraft mittransportierte Steine und Blöcke auf engstem Raum stapelte, sind heute noch Blockendmoränenpackungen vorzufinden, z.B. in Sperlingsherberge.

Die Dichte an Endmoränen zwischen Chorin-Oderberg und Prenzlau (90 km Abstand) mit insgesamt fünf Endmoränenstaffeln ist nur in diesem Bereich der Pommerschen Vereisung vorzufinden. Neben der Endmoräne am Gletscherrand, weist auch das Grundmoränengebiet im Geopark eine Besonderheit auf, seine Schuttschicht ist nicht wie in anderen Regionen durchschnittlich drei bis fünf Meter dick, sondern an einigen Stellen über 40 m.

Abb. 12: Blockpackungen der Pommerschen Endmoräne in Sperlingsherberge bei Groß-Ziethen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Lutze 2004, S. 18.

Der Geopark weist darüber hinaus durch fluviale, glaziale und äolische Prozesse auch nennenswerte Sonderformen „wie Kames, Oser und Drumlins aber auch Binnendünen, Trockentäler, imposante Findlinge und andere, die wegen ihrer besonderen Ausprägung und Bedeutung zu Geotopen erklärt wurden.“ (Amt Joachimsthal 2004, S. 6 f.)

Abb. 13: Drumlin Kleiner Rummelsberg (links), Os bei Malchow/Göritz (rechts)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthaltenAbbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Lutze 2004, S. 23 und 24.

Auch der glazialbedingte Seenreichtum in unterschiedlichster Formenvielfalt (Zungenbecken-, Rinnen-, Toteis-, Kessel- und Faltenseen) mit 786 Seen ist nur in dieser Region vorzufinden. Hinzu kommen 6.500 Sölle aus Toteisblöcken entstandene Kleingewässer mit weniger als einem Hektar Größe.

Hervorzuheben ist letztlich das Untere Odertal, eine glazial entstandene Flussniederung, die zu den letzten naturnahen Flussauenlandschaften Mitteleuropas zählt.

Zusammenfassend müssen als wichtigste geomorphologische Besonderheiten im Unterschied zum Geopark „Mecklenburgische Eiszeitlandschaft“ das einzig hier vorzufindende Thorn-Eberswalder-Urstromtal, das Odertal und die durch die Pommersche Eisrandlage entstandenen glazialen Landschaftsformen erwähnt werden, die genau durch das Kerngebiet führen. Außerdem sind die Höhenunterschiede und die Reliefbeschaffenheit der eiszeitlichen Landschaft hier sehr stark ausgeprägt. (Ellger 2007)

2.3.3 Entwicklung des Geoparks

Idee und Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung

Initiiert wurde die Idee der Errichtung eines Geoparks im Amt Joachimsthal (Schorfheide) auf Anregung der Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e.V. (ME e.V.) durch die Interkommunale Arbeitsgemeinschaft für Tourismus (IAT), die sich im September 2000 gründete. Die IAT setzt sich aus Vertretern der vier Gemeinden des Amtes Joachimsthal zusammen: Althüttendorf, Friedrichswalde, Ziethen und die Stadt Joachimsthal. Sie hat zum Ziel, den Tourismus amts- und kreisfrei durch verstärkte Nutzung der landschaftlichen Einmaligkeiten zu entwickeln. Im Jahr 2003 wurde das Geopark-Projekt in der „Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung“ (AEP)[12] des Amtes Joachimsthal als gemeindeübergreifende und vernetzende Maßnahme mit höchster Priorität (Realisierungszeitraum von 1 bis 2 Jahre) sowie als Schlüsselprojekt für die weitere touristisch-wirtschaftliche Entwicklung aufgenommen. (Knieper/Koemstedt 2003, Maßnahmenkatalog S. 85) In dem Projekt ist der „Ausbau eines Geoparks mit verschiedenen Stationen über die Geologie, den Bergbau, die Steinschlägerei, die Glasherstellung und anderes traditionelles Handwerk, kulturhistorische Objekte sowie über Flora und Fauna der Region, verbunden durch einen Lehrpfad“ im Umfeld der Gemeinden Althüttendorf, Neugrimnitz und Ziethen sowie der Stadt Joachimsthal vorgesehen. (Knieper/ Koemstedt 2003, Anhang Maßnahmenblatt S. 1) Dieser Planungsbereich entspricht dem heutigen Kerngebiet des Geoparks. Das Geopark-Projekt beruft sich auf eine Studie der IAT und der ME e.V. aus dem Jahr 2001 für einen „Historisch-geologischen Lehrpfad“ um den Ort Sperlingsherberge, mit dem Ziel, die geotouristischen Sehenswürdigkeiten für den Fremdenverkehr zu erschließen. (Knieper/Raiser 2004, S. 4.) Die Lehrpfadstudie beschreibt für den Raum östlich des Grimnitzsees, dass drei Anschauungsbereiche in den Steingrubenaufschlüssen entstehen sollen, wo bspw. die Verwendung des daraus gewonnenen Baumaterials vorgestellt werden soll. Zusätzlich soll in Zusammenarbeit mit den Vereinen der angrenzenden Gemeinden das Thema Glasherstellung, Ansiedlung der Hugenotten sowie das Steinschlägerhandwerk vorgestellt werden. (IAT 2001, S. 3 f.)

Fachliche Entwicklungskonzeption

Ein Jahr später, im März 2004, lag dem Amt Joachimsthal als Auftraggeber eine „Fachliche Entwicklungskonzeption“ für das Kerngebiet des Geoparks vor, damals noch mit dem Namen „GeoPark Chorin-Joachimsthaler Eiszeitlandschaft“. In Zusammenarbeit des Zentrums für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung (ZALF) e.V., des Landesamtes für Geowissenschaften und Rohstoffe Brandenburg (LGRB) – heutiges LBGR Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe, der Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e.V., des Institutes für Waldkunde Eberswalde und der Regionalen Planungsstelle der Regionalen Planungsgemeinschaft Uckermark-Barnim wurde das Projektgebiet entsprechend seiner Entwicklungsgeschichte (Geologie, Natur, Siedlungs- und Kulturgeschichte) untersucht und ein erstes Konzept zum Kerngebiet erarbeitet. Hier wurden Vorschläge für die touristische Erschließung der Geopotentiale in Verbindung mit einem Besucher- und Erlebniszentrum unterbreitet. Gleichzeitig wurden Erweiterungsgebiete benannt, die heutigen Aktionszentren. (Amt Joachimsthal 2004a)

Erste Machbarkeitsstudie - Kerngebiet

Für die Realisierung des Geoparks wurden aus dem Bundesprojekt "Regionen aktiv - Land gestaltet Zukunft"[13], das durch das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft gefördert wird, Finanzierungsmittel zur Erarbeitung einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung bzw. eines Betreiberkonzeptes, zunächst nur für das Kerngebiet, akquiriert, um u.a. Folgendes zu untersuchen (Ahlers 2007):

- Klärung, in welcher Form die ansässigen Handwerker, Künstler, Händler und Gastronomen sowie die Betriebe der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft und des aktiven Bergbaus in das Projekt mit eingebunden werden können,
- Untersuchung der sich bietenden Möglichkeiten für einen gut geregelten Bildungstourismus und der Voraussetzungen, um Veranstaltungen und Programme als Basis für einen Natur- und Erlebnisunterricht für Kinder, Jugendliche und auch Pädagogen zu erarbeiten,
- mit Hilfe des Geotourismus die Besucherzahlen in der gesamten Region zu erhöhen.

Laut dieser im Dezember 2004 fertig gestellten wirtschaftlichen Machbarkeitsstudie für das Kerngebiet sollte mit knapp 35.000 Besuchern jährlich im Geopark gerechnet werden und weitere 26.000 Touristen sollten jährlich durch ein zielgruppenspezifisches Marketing gewonnen werden, mit dem Ergebnis, dass dadurch ungefähr 40 neue Arbeitsplätze entstehen könnten, jeweils 20 Arbeitsplätze auf dem ersten und 20 Arbeitsplätze auf dem zweiten Arbeitsmarkt. (Knieper/Raiser 2004, S. 2) Der Geopark sollte in drei Entwicklungsstufen bis zum Jahr 2020 fertig gestellt sein und vier Angebotsdimensionen beinhalten (verändert nach Knieper/Raiser 2004, S. 41):

- Wissenschaftliche Forschung betreiben: wissenschaftliche Dimension,
- verständliche Umweltbildung der Besucher bzgl. der eiszeitlichen Auswirkungen und der Lebensweisen der Bewohner: populärwissenschaftliche Dimension,
- Wissensvermittlung durch Interaktionen mit den Besuchern zum „Mitmachen“ und „Selbsterleben“: erlebnisorientierte Dimension,
- Angebote von weiteren touristischen Angeboten der Region unter dem Label Geopark: freizeitorientierte Dimension.

Diese geplanten Angebotsdimensionen des Geoparks entsprechen teilweise der Definition eines Geoparks der UNESCO.

Antrag auf Nationale Anerkennung

Noch im selben Monat, am 8. Dezember 2004, beantragte das Amt Joachimsthal in Zusammenarbeit mit der IAT und der ME e.V. bei der AWS, dem Geopark das Prädikat „Nationaler GeoPark“ zu verleihen. Eine Zertifizierung als Nationaler GeoPark erfolgte aber erst zwei Jahre später, am 05. September 2006, weil zuvor zusätzliche Auflagen der AWS umgesetzt werden mussten. So musste z.B. die Fläche des Geoparks ausgehend vom Kerngebiet stark vergrößert werden, u.a. in östlicher Richtung bis an die Grenze Polens. (Nieter 2007) Außerdem wurde eine überregionale und länderübergreifende Zusammenarbeit mit dem Landschaftspark Cedynia, östlich der Oder verlangt. Des Weiteren musste ein rechtsfähiger Träger für den Geopark berufen werden, demzufolge sich die IAT Anfang 2006 auflöste und der Regionale Förderverein e.V. (RFV e.V.) seit Dezember 2005 die Trägerschaft des Geoparks übernahm. (MOZ 15.12.2005) Erst am 9. Juli 2007 erfolgte durch die AWS die feierliche Verleihung des Prädikats „Nationaler GeoPark“ an den Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ in der Vertretung des Landes Brandenburg beim Bund in Berlin.

Abb. 14: Verleihung der Urkunde Nationaler GeoPark am 09. Juli 2007

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Aufnahme.

Als Gründe für die Anerkennung als Nationalen GeoParks wurden die Alleinstellungsmerkmale des Geoparks genannt.

Das Gebiet zeichnet sich besonders durch seinen Reichtum an natürlichen, in der Eiszeit entstandenen Seen und seine bewegten, kleinteiligen Oberflächenformen aus, die der Landschaft einen großen Reiz verleihen.“ (GeoUnion 09.07.2007)

Am 3. Juli 2007 wurden nun auch die Anträge zur European Geopark- und UNESCO Global Geopark Network-Mitgliedschaft an das EGN und UNESCO-GN eingereicht. Das Bewerbungsdossier für das Zertifizierungsverfahren wurde bereits Anfang September diskutiert durch das EGN in Schotland, Ulapool. Eine Antwort liegt jedoch noch nicht vor. (Nieter 19.09.2007)

Detailkonzeption zum Kerngebiet

Im Dezember 2005 wurde von der Arbeitsgruppe Gletschertor, einer Vereinigung von Wissenschaftlern und Planern, in Zusammenarbeit mit dem ZALF und dem LBGR eine „Detailkonzeption für das Kerngebiet zwischen Ziethen und Neugrimnitz“ fertig gestellt. Hier wurde ein umfangreiches touristisches Entwicklungskonzept erarbeitet, was die einzelnen touristischen Stationen, so genannte „Landmarken“ im Kerngebiet beschreibt, die bis zum Jahr 2013 realisiert werden sollen. (ArGe Gletschertor 2005) Der Begriff „Landmarken“ sollte die ländlich geprägte Region widerspiegeln. (Nieter 19.09.2007) Auftraggeber war wieder das Amt Joachimsthal, das mit Hilfe des Bundesprojektes "Regionen aktiv - Land gestaltet Zukunft" diese Detailkonzeption hat erarbeiten lassen.

Workshops

Jeweils zu Beginn der Jahre 2006 und 2007 wurden zwei Workshops zum Projekt Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ durch den Veranstalter WITO GmbH Barnim, der Wirtschafts- und Tourismusentwicklungsgesellschaft mbH des Landkreises Barnim, durchgeführt. Dazu wurden lokale Akteure der Geopark-Region eingeladen, um an einem „Runden Tisch“ zusammenzukommen und sich ausführlich über die Entwicklung des Geoparks und die daraus resultierenden Chancen für alle Beteiligten auszutauschen. Der erste Workshop mit dem Titel „Neuer Schwung für den Geopark – ein Netzwerk für die Zukunft“, informierte die Teilnehmer über die Fördermöglichkeiten und wie die entsprechenden Förderanträge für Geopark-Projekte gestellt werden können. Im Ergebnis des Workshops wurden von den Teilnehmern eine Qualifizierung der Öffentlichkeitsarbeit und die Erarbeitung eines klaren Leitbildes gefordert. (Schmidt 2006)

Abb. 15: Zweiter Workshop des Geoparks in Althüttendorf Februar 2007

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Aufnahme.

Im zweiten Workshop wurde mit den Akteuren des Geoparks zunächst der Handlungsbedarf für die weitere Kooperation herausgearbeitet und darauf basierend konkrete Maßnahmen für die Bereiche Kommunikation, Organisation, Tourismus und Marketing festgelegt. Auch in diesem Workshop wurden die Fördermöglichkeiten von Projekten in der weiteren Förderperiode ab 2007 thematisch besprochen. (Knieper/Müller/Pfelling 2007)

Unterstützung der Landkreise und des Landes Brandenburg

Dem Amt Joachimsthal, der IAT und dem Träger gelang es, für das Geopark-Projekt bezogen auf das Kerngebiet, auf der Landkreisebene im Barnim, Interesse zu wecken und vom Landkreis politische und finanzielle Unterstützung zu erhalten. (Nieter 16.07.2007) Mit den folgenden übergeordneten Entwicklungszielen des „Integrierten ländlichen Entwicklungskonzeptes“ für den Landkreis Barnim (ILEK Barnim) vom 24. August 2005 und den Zielsetzungen des Handlungsfeldes 2 – „Tourismus, Naherholung, Freizeit und Kultur“ (Gehrlein u.a. 2005, S. 20 ff.) dient der Geopark „Eiszeitland am Oderrand“ deutlich einer ländlichen Entwicklung. Durch den Geopark werden u.a. folgende übergeordneten Entwicklungsziele verfolgt (Gehrlein u.a. 2005, S. 14):

- Qualifizierung der Menschen und Professionalisierung der Angebote,
- Erhalt von Natur und Kulturlandschaft durch ihre Nutzung und Inwertsetzung (Schutz durch Nutzung),
- Förderung von Netzwerken,
- Vernetzung der Teilräume sowie Kooperation mit den Nachbarkreisen: Gemeinsame touristische Vermarktung der Region durch räumliche und inhaltliche Vernetzung touristischer Angebote bei der Entwicklung und Abstimmung touristischer Produkte sowie verbesserte Abstimmung von Außen- und Innenmarketing. (Gehrlein u.a. 2005, S. 20)

Darüber hinaus liegt das Kerngebiet im touristischen Schwerpunktgebiet Werbellinsee/Grimnitzsee (Gehrlein u.a. 2005, S. 21) und trägt so auch dem Handlungsfeld 1 – „Dorfentwicklung und ländliche Infrastruktur“ Rechnung, durch Nutzung historischer, ortsbildprägender Bauten unter Berücksichtigung des historischen Hintergrundes. (Gehrlein u.a. 2005, S. 15) Es konnten somit Fördermittel für einzelne Projekte des Geoparks durch das ILEK Barnim gewonnen werden.

Die zukünftige politische und finanzielle Förderung durch den Landkreis Barnim wird deutlich durch die Aufnahme des Geopark-Projektes als eines von vier Leitprojekten im Rahmen der „Gebietsbezogenen Lokalen Entwicklungsstrategie“ (GLES) für die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Barnim im Landkreis Barnim in die neue LEADER-Förderperiode von 2009 bis 2013. Unter dem Motto „Kooperationsnetzwerk Geotourismus im Geopark“ soll die LEADER-Strategie „Netzwerk Tourismus im ländlichen Raum“ von 2008 bis 2010 erfolgen. Es ist ein Kooperationsprojekt zwischen der LAG Barnim und der LAG Uckermark, um die geologischen Besonderheiten und kulturellen Sehenswürdigkeiten zu organisieren sowie die Entwicklung des Geoparks voranzutreiben und seine Vermarktung zu forcieren. (LAG Barnim/Knieper und Partner 2007, S. 31)

Seitens des Landkreises Uckermark fehlt bisher jedwede politische und finanzielle Unterstützung. Hier findet der Geopark bislang Eingang in die GLES, als Kooperationsprojekt mit dem Landkreis Barnim. Die Projektliste zur GLES will die Lokale Aktionsgruppe jedoch noch nicht veröffentlichen und keine Aussagen machen. Diese Zurückhaltung ist auf die erst kürzliche Erweiterung der Geoparkgrenzen über das Amt Joachimsthal hinaus bis in den Landkreis Uckermark zurückzuführen. Das Projektteam Kreisentwicklung der Uckermark misst dem Projekt Geopark jedoch einen hohen Stellenwert bei, was die touristische Entwicklung betrifft. Es ist zurzeit bemüht, dazu eine Kreisvorlage zu erarbeiten, um einen politischen Entscheid seitens des Landkreises zu erhalten und mit den Arbeiten zur Herausarbeitung eines Alleinstellungsmerkmals sowie zur Gestaltung von geotouristischen Angeboten beginnen zu können. (Seifert 01.10.2007) Eine Zusammenarbeit mit dem Landkreis und die Organisation eines landkreisübergreifenden Geopark stehen somit noch am Anfang.

Die Unterstützung des Geoparks fand auch Eingang in die Landesebene Brandenburg. Zumindest das LBGR half bei der fachlichen Entwicklung des Geoparks und führte bspw. den „Tag des Geotops“ im Jahr 2007 erstmals im Nationalen GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ durch. In der Tourismuskonzeption des Landes Brandenburg von 2006 bis 2010 wird der Geopark nicht namentlich genannt, aber er gliedert sich in die anvisierte Zielsetzung ein. Brandenburg will die Erschließung neuer Märkte sowie das Themenmarketing forcieren. Der Geopark wäre ein solches Thema, ebenso wie die Themenschwerpunkte: Natur, Wasser(-sport), Kultur, Gesundheit/Wellness, Tagungen, Landurlaub, Camping und Ausflüge. (Ministerium für Wirtschaft des Landes Brandenburg 2006, S. 15)

Zweite Machbarkeitsstudie - Gesamtgebiet

Zurzeit wird von der W.O.W. Kommunalberatung Projektbegleitung GmbH im Auftrag des Landkreises Barnim (Nieter 2007, S. 2) eine weitere Machbarkeitsstudie erarbeitet, die klären soll, welche Projekte in der Gesamtregion des Geoparks möglich sind, und welche deutsch-polnischen Projekte und Vernetzungen von der Pomerania im Zeitraum von 2007 bis 2013 finanzielle Zuschüsse erhalten könnten. (MOZ 10.04.2007)

2.4 Fazit für das Tourismusmarketingkonzept

Der Nationale GeoPark „Eiszeitland am Oderrand“ hat mit seinem nationalen Status die drei durch die BLA-GEO gesetzten Hauptziele im Tourismusmarketingkonzept zu beachten:

- Schutz und Pflege des geologischen Erbes,
- Geotourismus soll Impulsgeber für eine nachhaltige Regionalentwicklung sein,
- Angebote zur geologischen Umweltbildung der breiten Öffentlichkeit.

Der Kriterienkatalog der BLA-GEO, der für das Gütesiegel „Nationaler GeoPark“ steht, wird bereits ausreichend vom Geopark erfüllt. Mit diesen Kriterien sollte der Geopark für sich werben und zunächst durch Öffentlichkeitsarbeit die Existenz dieses Gütesiegels publik machen und auf den dazugehörigen Kriterienkatalog hinweisen.

Die Existenz weiterer acht Nationaler GeoParks sollte nicht unberücksichtigt bleiben, so dass durch geeignete Strategien Synergieeffekte im Marketing für den Geopark entstehen können. Das gleiche gilt für die Mitgliedschaft im EGN und UNESCO-GN, deren Zertifizierungsverfahren derzeit laufen. Diese Mitgliedschaften bringen mehrere Vorteile für den Geopark mit sich, besonders auch in der Öffentlichkeitsarbeit und Werbung auf internationaler Ebene.

3. Tourismus zur Förderung der ländlichen Entwicklung

3.1 (Geo-)Tourismus als Motor für die ländliche Entwicklung

Da es sich bei dieser Diplomarbeit um ein Tourismusmarketingkonzept handelt, soll in einem nächsten Schritt herausgearbeitet werden, was Tourismus ist, welche Bedeutung es für die ländliche Entwicklung in den Landkreisen Barnim und Uckermark hat. Darüber hinaus soll deutlich werden, dass Marketingkonzepte integrale Bestandteile von Tourismuskonzepten sind. Des Weiteren werden die Bestandteile eines solchen Konzeptes kurz vorgestellt.

3.1.1 Begriffsbestimmung und Formen des Tourismus

Begriffbestimmung

Der Begriff Tourismus steht in dieser Diplomarbeit als Synonym für den Fremdenverkehr und bedeutet das vorübergehende Verlassen des gewöhnlichen Aufenthaltsortes eines oder mehrerer Menschen für nicht länger als ein Jahr und ohne Unterbrechung. (Freyer 2007, S. 4 f.) Auch der Tagesausflugsgast, der nur mehrere Stunden den gewöhnlichen Aufenthaltsort verlässt, wird in dieser Arbeit zu Tourismus gezählt.

Formen des Tourismus

Je nach Entfernung vom Heimatort und je nach Aufenthaltsdauer sowie Anlass gibt es verschiedene Arten von Tourismus. Die Tourismuswirtschaft unterscheidet im Allgemeinen die Freizeit- sowie Geschäftsreisen, die sich weiter untergliedern in den Ausflugsverkehr ohne Übernachtung, in die Kurzreisen mit wenigen Übernachtungen und in den längeren Aufenthalt (Urlaubs-, Langzeitreisen). Ein weiteres Gliederungsmerkmal ist die Wegstrecke zwischen Wohnort und Reiseziel. So gibt es Inlands- und Auslandsreisen oder Europa-, Übersee- und Fernreisen. Für eine zweckentsprechende Marketingstrategie müssen aber auch die Reiseverhalten hinsichtlich der Verkehrsmittel und den Motivationen bekannt sein. Das Kriterium Verkehrsmittel umfasst die klassischen Transportmittel wie Fahrrad, PKW, Bus, Bahn, Schiff und Flugzeug. (Freyer 2007, S. 3 ff.) Motive für den Freizeittourismus im Geopark können, im Unterschied zu den allgemeingültigen Klassifizierungen, wie nachstehend eingeordnet werden:

Tab. 3: Tourismusformen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Freyer 2007, S. 4 f., eigene Überlegungen.

Letztlich kann noch die Art der Reiseorganisation in der Marketingentwicklung ein bedeutender Faktor sein, bspw. die Pauschalreisen, die durch einen Reiseveranstalter oder durch ein Reisebüro organisiert werden, und die Individualreisen.

3.1.2 Tourismustrends

Nach einer aktuellen Studie des Allgemeinen Deutschen Automobilclub e.V. (ADAC) verbringen die Deutschen ihren Urlaub am häufigsten im eigenen Land. 34% der deutschen Bevölkerung zogen 2006 einheimische Ziele denen jenseits der Grenzen Deutschlands vor. (ADAC 2007, S. 6 und 21)

Interessant ist an dieser Stelle zu erfahren, wie die Deutschen ihrer Urlaub organisieren und welche Tourismustrends aktuell praktiziert werden.

Individueller Tourismus – kürzer, weiter und öfter

Seit dem Jahr 2000 nehmen Individualreisen zu und Pauschalreisen ab. Im Jahr 2004 bspw. waren 53,3 % der Urlaubsreisen in Deutschland individuell organisiert. (Wissing 2006, S. 1) Die Ursachen dafür liegen in wirtschaftlicher, gesellschaftlicher als auch technologischer Natur. Der finanzielle Spielraum der Bevölkerung wird mit dem Hintergrund des in den vergangenen Jahren schwachen Wirtschaftswachstums und des sinkenden Realeinkommens immer enger, so dass die preisgünstigere, individuelle Reise mit dem Pkw bevorzugt wird. 50,2 % der Deutschen nutzten 2006 den Pkw als Transportmittel und nur 35,2 % das Flugzeug (der Rest verteilt sich auf Bahn und Bus). (ADAC 2007, S. 38) Die Anzahl der Spätbucher oder Last-Minute-Reisenden nimmt ebenso stark zu, weil die Sorge um den Arbeitsplatz einer langfristigen Reiseplanung entgegensteht. Immer häufiger gewinnen Flexibilität und kurzfristige Entscheidungen in der Urlaubsplanung an Bedeutung. So buchen inzwischen zwischen 25 % und 30 % der Deutschen kurzfristig ihren Urlaub. (Wissing 2006, S. 4) Die früher typischen Urlaubszeiten, die Schulferien der Kinder, existieren so nicht mehr, die Reisen verteilen sich auf das ganze Jahr, und die steigende Anzahl der Kurzurlaube verteilt sich ebenfalls über das Jahr. (ADAC 2007 S. 12) Auch die vorgefertigten Reisen und Erlebnisangebote der Reiseveranstalter verlieren für die Menschen immer mehr an Reiz. Der Bedarf und die Wünsche des durchschnittlichen Urlaubers zielen immer häufiger auf individuelle, auf sie zugeschnittene und multioptionale Angebote ab. Das Angebotsspektrum sollte gewisse Wahlfreiheiten beinhalten, die dann für jeden Urlaubstag ein individuelles Erlebnis und Spaß garantieren. (Wissing 2006, S. 4 f.) Mit der steigenden Individualisierung der Urlaube wird die Rückläufigkeit von typischen Familienurlauben registriert, was vorrangig auf den demographischen Wandel in der deutschen Gesellschaft zurückzuführen ist, wobei der Anteil von Familienurlauben in Deutschland noch überproportional hoch ist, verglichen mit den Individualreisen ins Ausland. (ADAC 2007, S. 10 f.)

Technisch gesehen, favorisieren die Deutschen i.d.R. keine Reiseendprodukte mehr, wie sie vom Reisebüro angeboten werden (Pauschale inkl. Flug und Unterkunft), sondern sie organisieren ihr Reisen via Internet mittels eines Baukastensystems, in dem von den jeweiligen Endanbietern (Fluggesellschaften oder Hotels) nach eigenen Wünschen einzelne Produkte individuell zusammengesetzt werden. (siehe Abb. 16) Das Produkt ist eine individuelle Gesamtreise, das so genannte Dynamic-Packaging. (Wissing 2006, S. 5 ff.) Das Internet wird demzufolge zum Basismedium für Urlaubsplanungen. Insgesamt haben 49,3 % der ADAC-Befragten ihren Urlaub über das Internet geplant, wobei 23 % davon 60 Jahre alt und älter war. (ADAC 2007, S. 15)

Abb. 16: Urlaubsbuchungen im Internet

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: ADAC 2007, S. 47.

Zu erwähnen ist auch, dass eine Aufsplitterung der touristischen Nachfrage in unterschiedliche Marktsegmente zu verzeichnen ist. So kann ein Urlauber innerhalb einer Reise unterschiedlichen Nachfragesegmenten angehören, bspw. kann dieser gleichzeitig Bildungs- und Sporturlaubstourist sein. (H. Megerle 2006, S. 42)

Seniorenspezifischer Tourismus

Die aktuelle Rentnergeneration hat ein neues Selbstbewusstsein erlangt. Sie will nicht abgeschoben, bevormundet oder betreut werden.“ (Görs/Gramann 2006, S. 87)

Zu einem weiteren, sich stark entwickelnden Tourismustrend zählt der seniorenspezifische Tourismus, denn der Anteil der Senioren in der Gesamtbevölkerung in Deutschland nimmt stetig zu. Es wird davon ausgegangen, dass im Jahr 2010 etwa ein Viertel und im Jahr 2050 sogar ein Drittel der Bevölkerung 60 Jahre und älter sein wird. Diese wichtige Zielgruppe erfährt derzeit eine sichere und gute Einkommenssituation, wobei zukünftig die Qualität einer privaten Altersvorsorge maßgeblich die Finanzkraft der Senioren und damit deren Reiseaktivität bestimmen wird, und dank des medizinischen Fortschritts ist die ältere Generation bei guter körperlicher Gesundheit und hat eine hohe Lebenserwartung. Darüber hinaus besitzt diese Generation heutzutage ein hohes Bildungsniveau, was die Vielfalt Ihrer Freizeitinteressen begründet. (Görs/Gramann 2006, S. 85 ff.)

Die viele freie Zeit, der Wunsch nach Kommunikation und das vorhandene finanzielle Budget lassen immer mehr, vor allem allein stehende Rentner gemeinsame Reisen unternehmen. Görs und Gramann haben seniorenspezifische Tourismustrends erarbeitet (Görs/Gramann 2006, S. 45 f.):

- Kurzreisen/Tagesausflüge: Senioren reisen öfter und dafür kürzer.
- Ganzjährig: Senioren haben das ganze Jahr Zeit zu reisen und meiden die Ferienzeiten und Hauptsaison.
- Einfache Reiseauskünfte: Senioren bevorzugen eine unkomplizierte Information sowie Buchung, zunehmend auch mit Hilfe des Internets.
- Spezialisierung/Qualität: Senioren haben aufgrund ihrer Lebenserfahrung meist höhere Ansprüche an das Reisen und die Unterkunft und wünschen individuelle Angebote,
- Angebote aus einer Hand: entgegen dem allgemeinen Trend der Individualisierung tendieren Senioren zu Pauschalreisen.
- Gesundheit, Bildung und Natur: Senioren fragen immer mehr den Gesundheits- und Wellnesstourismus sowie Natur- und Bildungstourismus nach. Information ohne Stress und Erholung sowie Bildung mit allen Sinnen sind hier wichtige Schlagworte.

Zu den wichtigsten Urlaubsaktivitäten der Senioren zählen neben der „Erholung und Entspannung“, „Ausflüge“, „landestypische Spezialitäten genießen“, „Wanderungen“ und „Naturattraktionen besuchen“. Die häufigste gewählte Reiseform der Senioren sind Busreisen, Gesundheitsurlaub sowie Städtereisen. (Görs/Gramann 2006, S. 106 ff.)

Naturtourismus

Hinzu kommt der allgemeine Trend der letzten Jahrzehnte, die Natur- und Kulturlandschaft zu erleben, was in zunehmender Urbanisierung des Lebensumfeldes und der Lebensstile begründet ist. (H. Megerle 2006, S. 42.) Er kann als so genannter Naturtourismus bezeichnet werden.

Naturtourismus ist eine Form des Reisens in naturnahe Gebiete, bei dem das Erleben von Natur im Mittelpunkt steht.” (Zeppenfeld 2006, S. 3)

Der nachhaltige Naturtourismus minimiert negative ökologische und sozio-kulturelle Auswirkungen der Urlaubsreisen, trägt zur Finanzierung von Schutzgebieten oder Naturschutzmaßnahmen bei und schafft zusätzliche Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung. Ausgeprägte Motive des Naturtourismus sind bspw. Natur- und Tierbeobachtung, Naturführungen, Natursport und Abenteuertourismus wie Wandern, Radfahren, Trekking oder Canyoning. Die Freizeitjagd sowie Angeln und Pilzsammeln zählen ebenfalls zum Naturtourismus. Im Jahr 2005 empfanden deutsche Urlauber das Motiv „Natur erleben“ als besonders wichtig und sogar 42 % als maßgebend für die Urlaubsentscheidung. Das gleiche gilt auch für den Tagesausflugsverkehr in Brandenburg im Jahr 2004, denn 73,4 % der Tagesausflügler besuchen Brandenburg, um die unberührte „Natur zu erleben“. Naturtouristen verfügen über ein überdurchschnittliches Einkommen sowie Bildungsniveau, oft mit akademischen Qualifikationen und reisen i.d.R. zusammen mit ihrem Partner. (Zeppenfeld 2006, S. 5 ff)

3.1.3 Definition Geotourismus

Der Geotourismus als ein Thementourismus wie bspw. der Kulturtourismus kann noch nicht als ein Trend gesehen werden. Es ist auffällig, dass dieser Begriff in keinem aktuellen Buch zum Thema Tourismus oder Tourismustrends zu finden ist. Der Begriff kam erst in der Mitte der 90er Jahre in Europa auf und wurde erstmals von Dr. Tom Hose, Professor an der Buckingham Chilterns University und Experte des Geotourismus, definiert als eine Bereitstellung von Informationen für Touristen über Geologie und Geomorphologie als informelle Umweltbildung. (H. Megerle 2006, S. 22)

Tatsächlich gibt es aber in der Vergangenheit schon verschiedene Formen des Geotourismus. Bereits die Römer in der Antike besuchten Vulkane und Landschaften wegen ihrer Schönheit. Auch Wissenschaftler aus der Antike reisten in Gegenden mit hochwertigen Geopotentialen zu Forschungszwecken. Zum Geotourismus, allerdings nicht zum nachhaltigen Tourismus, zählen auch die Sammelfahrten in mineral- und fossilienreiche Regionen sowie deren Ausplünderung, die u.a. zur Gründung von Geoparks führten, um die Zerstörung und Ausbeutung der Schätze der Natur aufzuhalten. Der Geotourismus als häufig praktizierte Form kam mit der Ausweisung von großflächigen Schutzgebieten auf, so bspw. die Geo-Destination Yellowstone, der älteste Nationalpark in den USA. (H. Megerle 2006, S. 21 ff.) Geotourismus berührt somit auch den Thementourismus „Nationalparktourismus“. (Hoffmann 2006, S. 29.) 1998 lieferte die Geologin und Initiatorin des Geoparks Vulkaneifel Dr. Marie-Luise Frey eine Definition im deutschsprachigen Raum. Geotourismus ist auch hier eine geowissenschaftliche Wissensvermittlung für die Bevölkerung und ein neues Arbeitsfeld für Geowissenschaftler. Erst im Jahr 2000, anlässlich der Tagung „Zukunftsfähiger Geotourismus“ wurde die Definition des Geotourismus entsprechend einer nachhaltigen touristischen Inwertsetzung erweitert und wird somit als Motor für eine Regionalentwicklung angesehen. Daraufhin folgten noch mehrere Definitionsansätze. (H. Megerle 2006, S. 21 ff.)

Abb. 17: Ziele und Aufgaben des Geotourismus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: verändert nach Hoffmann 2006, S. 29.

Letztlich soll folgende Definition für diese Diplomarbeit gelten, da sie nicht nur den Themenbereich der Geologie und Geomorphologie beinhaltet, sondern bis in die Wissensvermittlung von Flora, Fauna und Kulturgeschichte hineinreicht:

Geotourismus ist eine Sparte des Thementourismus, der auf einer Erfassung, Aufbereitung, Inwertsetzung und Vermarktung des breiten Themenspektrums der Erd- und Landschaftsgeschichte sowie ihrer Wechselwirkungen zu Vegetation, Fauna, Kulturlandschaftsgeschichte und zur heutigen Landschaftsnutzung durch den Menschen basiert. Mittels methodisch-didaktischer Formen der informellen Umweltbildung erfolgt eine ganzheitliche Vermittlung der regionalen Besonderheiten und Charakteristika, um hierdurch ein Bewusstsein und Verständnis für die Schutzwürdigkeit sowie ein Regionalbewusstsein zu schaffen. Ein qualitativ hochwertiger Geotourismus kann und sollte somit einen relevanten Beitrag zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung leisten.“ (H. Megerle 2006, S. 26.)

Geotourismus ist eine nachhaltige Tourismusform. Sie kann auch dem Bildungstourismus und dem Trend des Genusses von Naturerlebnissen folgend, dem Naturtourismus zugeordnet werden, wobei auch erdgeschichtliche Besonderheiten als Alleinstellungsmerkmal für „die Aktivierung des touristischen Potentials einer Region genutzt werden.“ (Hoffmann 2006, S. 29.) Er kann nicht allein auf Geologie-Tourismus reduziert werden. Auch wenn der Geotourismus durch die Einrichtung von Geoparks wächst, so befindet er sich in einem Spannungsfeld verschiedenster konkurrierender Wettbewerbssituationen, wie z.B. andere Tourismusformen, die zunehmende Anzahl an Geoparks oder gegensätzliche Tourismustrends (siehe Abb. 18).

Abb. 18: Wettbewerbssituation des Geotourismus

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: H. Megerle 2006, S. 44.

[...]


[1] Übersetzung: „Ein Geopark ist ein Gebiet mit einem bedeutenden geologischen Erbe und mit einer zusammenhängenden und starken Managementstruktur, in der eine nachhaltige ökonomische Entwicklungsstrategie angestrebt wird. Ein Geopark schafft erhöhte Beschäftigungsmöglichkeiten für die dort lebenden Menschen, die einen nachhaltigen und realen ökonomischen Nutzen mit sich ziehen, i.d.R. durch die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus. Im Rahmen eines Geoparks wird geologisches Erbe und geologisches Wissen mit einer breiten Öffentlichkeit geteilt, verbunden mit weiteren Aspekten des natürlichen und kulturellen Umfeldes, die häufig mit Geologie und Landschaft zusammenhängen oder sie bestimmen.“

[2] UNCED ist die United Nations Conference on Environment and Development (Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung).

[3] WSSD ist die World Summit for Sustainable Development (Der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung).

[4] LEADER: Liaison entre actions de développement de l'économie rurale (Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft, EU-Fördergelder zur integrierten ländlichen Entwicklung. (LEADER+ Deutsche Vernetzungsstelle 2007)

[5] Die ersten Nationalen Geoparks in Deutschland wurden am 16. Dezember 2002 durch die AWS zertifiziert: „Mecklenburgische Eiszeitlandschaft“, „Schwäbische Alb“, „Harz – Braunschweiger Land – Ostfalen“ sowie „Bergstraße – Odenwald“.

[6] Die GeoUnion – Alfred-Wegener-Stiftung wurde 1980 gegründet und ist der Dachverband aller geowissenschaftlichen Vereinigungen in Deutschland. (GeoUnion 09.07.2007)

[7] Ein Geotop ist eine erdgeschichtliche Bildung der unbelebten Natur, die Kenntnisse über die Entwicklung der Erde und des Lebens vermitteln. Sie umfassen einzelne Naturschöpfungen und natürliche Landschaftsteile sowie Aufschlüsse von Gesteinen, Böden, Mineralien und Fossilien. Schutzwürdig sind dabei jene Geotope, die sich durch ihre besondere erdgeschichtliche Bedeutung, Seltenheit, Eigenart, Form und Schönheit auszeichnen. (Schulz/Lutze 2004, S. 31)

[8] Bewerbungsvorgaben stehen online zum Download bereit unter www.geo-union.de.

[9] Der Verein Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e. V. hat zum Ziel, die interessante Landschafts-, Siedlungs- und Kulturgeschichte des Barnims, der Uckermark und des nördlichen Teils von Märkisch Oderland zu erforschen und die Ergebnisse einem breiten Bevölkerungskreis zu vermitteln. (ME e.V. 2007)

[10] Die konkreten Grenzen des touristischen Kerngebiet werden derzeit (Oktober 2007) in den Organen des Geoparks festgelegt. Das geologische Kerngebiet ist das Gebiet zwischen Althüttendorf und Ziethen. (Nieter 02.10.2007)

[11] Neben den Tieftauphasen des Toteises ist das Gewässernetz auch durch Schmelzwasserabflussbahnen, Beckenbildungen und die Ausbildung von Durchlaufseen entstanden. (Böse 2004, S. 32)

[12] Eine Agrarstrukturelle Entwicklungsplanung ist ein informelles, handlungsorientiertes Planungsinstrument für eine nachhaltige, integrierte Entwicklung ländlicher Räume, förderbar über die Richtlinie zur Förderung der Agrarstrukturellen Entwicklungsplanung im Land Brandenburg. (Knieper/Müller/Pfelling 2007) Das AEP dient dem Amt Joachimsthal nicht nur als Orientierungsrahmen, sondern fungiert im Rahmen der kreiseigenen Wirtschaftsförderung als Entscheidungsgrundlage. (Knieper, Koemstedt 2003, S. 14 f.)

[13] Die Maßnahme Geopark wurde als Projekt in die Modellregion Barnim-Uckermark aufgenommen, eine von 18 Modellregionen in Deutschland im Rahmen des Bundesprojektes „Regionen aktiv“ vom September 2001, die neue Wege der ländlichen Entwicklung schaffen sollen. 2,8 Mio. Euro stehen für Projekte zur Verfügung, die sich in den Handlungsfeldern des Regionalen Entwicklungskonzepts wiederfinden, nachhaltig, modellhaft und innovativ sowie regional und vernetzt sind. (Ahlers 2007)

Ende der Leseprobe aus 209 Seiten

Details

Titel
Marketingkonzept für Tourismusunternehmen
Untertitel
Am Beispiel des Nationalen Geopark "Eiszeitland am Oderrand"
Hochschule
Technische Universität Berlin  (Institut für Stadt- und Regionalplanung)
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
209
Katalognummer
V86113
ISBN (eBook)
9783638907521
ISBN (Buch)
9783638907699
Dateigröße
11102 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tourismusmarketingkonzept, Nationalen, Geopark, Eiszeitland, Oderrand, Marketingkonzept, Geoparks, Geotourismus, Tourismus, Tourismusmarketing
Arbeit zitieren
Dipl.-Ing. Anne Behr geb. Pfelling (Autor:in), 2007, Marketingkonzept für Tourismusunternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/86113

Kommentare

  • Gast am 31.1.2008

    Die Überraschung.

    Liebe Tochter Anne,
    du große Geheimhalterin! Jetzt willst du mich als Autor von Kurzgeschichten übertreffen, auch vom Preis. Meine Texte kosten unter 10 Euro.
    Ich habe deine Diplomarbeit gelesen. Es ist alles sehr professionell. Gratuliere!
    Dein Vater

Blick ins Buch
Titel: Marketingkonzept für Tourismusunternehmen



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