Die Entstehung der Wappen im Hohen Mittelalter und ihre Bedeutung als historische Quellen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

19 Seiten, Note: 1,4


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Ursprung des Wappens
1.1 Vorheraldische Zeit
1.2 Frühe Bildmotive
1.3 Heraldischer Stil: Form und Farbe

2. Entstehung der Wappen
2.1 Bedeutung der Wappen
2.2 Historische Entwicklung und Einflüsse auf die Heraldik

3. Hauptelemente eines Vollwappens
3.1 Schild
3.2 Helm und Helmzier
3.3 Schildhalter und andere Prunkstücke

4. Wappen als historische Quellen

Nachwort

Auswahlbibliographie

Einleitung

Das Wort „Wappen“ geht auf das mittelhochdeutsche „wâpen“ zurück, welches wiederum von flandrischen Rittern dem Niederländischen entlehnt wurde und bedeutete damit ursprünglich „Waffen“. „Wappen“ aber bezog sich von Anfang an auf das Bild in Verbindung mit dem Schild, nicht die Waffen im Allgemeinen.[1] Diese Verwandtschaft der Begriffe findet sich nicht nur im Deutschen, sondern auch im Französischen (armoiries-armes), im Schwedischen (Vapen), im Englischen (arms-armorial) usw..

Unter „Wappen“ sind allgemein die in die Form der mittelalterlichen Schutzwaffen (Helm und Schild) gekleideten farbigen Zeichen, welche dazu dienen, die Beziehung zwischen ihrem Eigentümer und den Gegenständen, auf denen sie angebracht sind, zum Ausdruck zu bringen.[2]

Sie sind in ihrer klassischen mittelalterlichen Form in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, der Zeit der Kreuzzüge - also im Zusammenhang mit dem Auftreten großer Ritterheere - entstanden. Diese Arbeit wird die Entstehung der Wappen nachvollziehen und versuchen, die Gründe dafür herauszuarbeiten. Außerdem soll der Frage auf den Grund gegangen werden, was das Wappen von Zeichen der vorheraldischen Zeit unterscheidet und warum die Heraldik als Hilfswissenschaft des Historikers einen hohen Stellenwert einnimmt.

1. Ursprung des Wappens

1.1 Vorheraldische Zeit

Wappen sind Symbole und ebensolche begleiten den Menschen seit je her – ob es sich dabei nun um die sinnbildlichen Darstellungen von Jagdszenen an Höhlenwänden, um Fahnen und Feldzeichen von Soldaten oder um die Anstecker an den Jacken von Fußballfans handelt. Und doch hatte das europäische Wappenwesen in der Geschichte keine direkten Vorbilder (die ältere Ableitung von orientalischem Brauch wird von der heutigen Forschung allgemein abgelehnt)[3]. Zwar hat es auch schon zuvor Schildbemalungen gegeben, indem zum Beispiel Römische Legionäre ihre Viereckschilde mit abstrakten Mustern, die aus dem Schildbeschlag hervorgingen, versahen oder die Germanen mit kräftigen Farben wilde Tiere auf ihre Rundschilde malten, jedoch waren dies Gemeinschaftssymbole, die nicht den einzelnen Ritter kennzeichneten, sondern, ähnlich den mittelalterlichen Heerbannzeichen, Kampfabteilungen oder Stammesverbände markierten. Diese wappenähnlichen Symbole können mit den europäischen mittelalterlichen Wappen nicht in Verbindung gebracht werden.[4] Nicht jeder bemalte Schild kann also als heraldisch durchgehen.

Die ältesten bemalten Kampfschilde sind in der griechischen Antike nachweisbar. Die Griechen trugen bereits in vorchristlicher Zeit geschlossene Helme und waren auf verschiedenfarbige und unterschiedlich geformte Schilde angewiesen, um eine Gruppenzugehörigkeit des Trägers anzuzeigen. Der Helmschmuck dieser Zeit ist vorwiegend dekorativer Art oder dient zur Verstärkung der Helmkappe.[5] Bei den Römern dagegen war der geschlossene Helm unüblich, so dass der Träger jederzeit erkenntlich und ein persönliches Erkennungszeichen unnötig war. Wie bereits zuvor angedeutet, war die Bemalung der römischen Schilde nur legionsweise verschieden und Schildbeschläge aus Metall oder Bemalungen sind entweder Schildverstärkungen oder reine Schmuckelemente.

Tacitus berichtet von Stammeszeichen auf den bemalten Schildern der Germanen, welche vorwiegend aus Tierbildern bestanden.[6] Des Weiteren wurden vielfach Zauber- und Heilszeichen verwendet, die eine Schreck-, Schutz- oder Abwehrfunktioniert ausüben sollten.[7]

Alle diese Schildbilder aus der vorheraldischen Zeit sind ihrem Ursprung und ihrem Wesen nach keine echten Wappen. Vielmehr sind sie Feldzeichen ganzer Stämme oder sonstiger Gruppen, Bildsymbole oder Abzeichen einzelner Kämpfer, die jedoch waffentechnisch nicht bedingt sind.[8] Es bestand noch keine Notwendigkeit zum Aufbau eines ganzen Wappensystems. Rechtliche Ansprüche auf bestimmte Symboliken wurden kaum geltend gemacht.

1.2 Frühe Bildmotive

Im 11. und 12.Jahrhundert tauchten Schilde auf, die bereits erste heraldische Elemente aufweisen.[9] Zu den ältesten Wappenmotiven zählen die Tierfiguren, wie zum Beispiel Adler, Löwe, Stier, als auch Fabeltiere wie Drachen oder Lindwürmer. Auch die Wappenbilder Kreuz und Lilie reichen weit zurück.[10] Vor der eigentlichen Heraldik gab es nur das Wissen um diese und ähnliche Zeichen, die allgemein als Erkennungsmerkmale dienen konnten. In dieser Funktion entwickelten sich für die Darstellung gewisse Gepflogenheiten, die zu strengen Regeln wurden – der heraldische Stil entstand.

1.3 Heraldischer Stil: Form und Farbe

Ein Wappen muss grundlegend zweierlei Bedingungen erfüllen: Es ist das unverwechselbare Kennzeichen einer Familie, einer Amtsperson oder einer Korporation[11] und es folgt in der Gestaltung gewissen Regeln, deren wichtigste an dieser Stelle dargelegt werden sollen.

Die Regeln der Heraldik, welche auf den Erfahrungen des mittelalterlichen Krieges beruhen,[12] wurden im Laufe der Zeit von den Herolden entwickelt und sollen die Erkennbarkeit auf große Entfernungen gewährleisten. Eine der Hauptregeln ist die Farbregel, nach der Metall nicht auf Metall und Farbe nicht auf Farbe liegen soll. Gold und Silber sollen einen nennenswerten Anteil einnehmen.[13]

Die unmittelbare Wirkung wird zunächst vom Kontrast zwischen hellen und dunklen Farben erwirkt. Dabei wurden kontrastierende Farben gegeneinander gesetzt, um die Erkennbarkeit auch aus der Entfernung zu erhöhen – mindestens auf zweihundert Schritte.[14]

Neben den wesentlichen Hell/Dunkel-Kontrasten sind die heraldischen Farben Rot, Blau, Schwarz und Grün in kräftigen Färbungen, dazu (wie erwähnt) Gold und Silber, die auch als Gelb und Weiß auftauchen können, seltener auch Violett/Lila oder Purpur.[15] Jedes Wappen weist mindestens zwei Farben auf und wenigstens einmal muss Gold oder Silber vorkommen (bzw. Gelb oder Weiß). „Gute Heraldik begnügt sich mit zwei Grundfarben“[16], d.h., dass weitere Farben nur zum Absetzen von z. B. Tieren oder Krallen oder in „Beizeichen“ auftauchen. Werden trotzdem mehr als zwei gleichwertige Farben benutzt, dann sollten sich Farbe und Metall soweit als möglich abwechseln. Dieser Regel entspricht beispielsweise die deutsche Bundesflagge nicht, weshalb sie als heraldisch fehlerhaft bezeichnet werden kann.[17] Der König von Jerusalem wurde von dieser Farbregel ausgenommen und führte ein von vier kleineren Kreuzchen bewinkeltes goldenes Krückenkreuz (St. Georg-Kreuz) auf silbernem Grund.[18]

Doch die Gegenüberstellung von Farbflächen reichte lange nicht aus, um die nötigen vielfältigen Unterscheidungen zu gewährleisten, so dass auch Bilder genutzt werden müssen. Der heraldische Stil fordert hier, dass die Figuren den verfügbaren Platz möglichst ausfüllen.[19]

Die für ein Wappenbild verfügbaren Felder haben unterschiedliche Gestalt, jedoch ist entwicklungsgeschichtlich immer von einem dreieckigen Grundfeld auszugehen, welches etwa dem mittelalterlichen Reiterschild entspricht.[20] Die Anpassung der Wappenbilder an die Form des Grundfeldes geht hierbei sehr weit.

[...]


[1] Leonhard, Walter: Das große Buch der Wappenkunst. Entwicklung, Elemente, Bildmotive, Gestaltung. München 2003, S. 16

[2] Phillip, F.: Wappen. Versuch einer gemeinfasslichen Wappenlehre. Limburg/Lahn 1967, S. 11

[3] Von Brandt, Ahasver:: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften. Stuttgart; Berlin; Köln 1992, S. 119

[4] Oswald, Gert: Lexikon der Heraldik. Leipzig 1984, S. 7

[5] Leonhard, S. 15

[6] Tacitus: Germania, 6 und 43

[7] Leonhard, S. 16

[8] Leonhard, S. 16

[9] Oswald, S. 345

[10] Neubecker, Ottfried: Heraldik. Wappen – Ihr Ursprung, Sinn und Wert. Augsburg 1990, S. 54

[11] Kalckhoff, Andreas: Fürsten-, Länder-, Bürgerwappen. Heraldik aus neun Jahrhunderten. Zur Geschichte des Familienwappens. Stuttgart 1988, S. 23

[12] Neubecker, S. 7

[13] Neubecker, S. 7

[14] Leonhard, S.16

[15] Neubecker, S. 86

[16] Kalckhoff, S. 31

[17] Neubecker, S. 86f.

[18] Siehe Neubecker, S. 233

[19] Neubecker, S. 84

[20] Neubecker, S. 85

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die Entstehung der Wappen im Hohen Mittelalter und ihre Bedeutung als historische Quellen
Hochschule
Universität Rostock  (Historisches Institut)
Veranstaltung
Heraldik: Geschichte und Praxis einer sozialen Zeichenlehre
Note
1,4
Autor
Jahr
2007
Seiten
19
Katalognummer
V83447
ISBN (eBook)
9783638899796
ISBN (Buch)
9783638912051
Dateigröße
440 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entstehung, Wappen, Hohen, Mittelalter, Bedeutung, Quellen, Heraldik, Geschichte, Praxis, Zeichenlehre
Arbeit zitieren
Andy Schalm (Autor:in), 2007, Die Entstehung der Wappen im Hohen Mittelalter und ihre Bedeutung als historische Quellen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/83447

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