Identity Status Interview revised. Überprüfung und Weiterentwicklung eines klassischen Instruments der Identitätsforschung


Diplomarbeit, 2004

109 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Hintergrund
1.2 Problemkonstruktion
1.3 Forschungsgegenstand
1.4 Relevanz der Arbeit
1.5 Design
1.6 Disposition

2. Theoretischer Rahmen
2.1 Theorie der psychosexuellen Entwicklung nach Freud
2.2 Eriksons Phasenlehre der psychosozialen Entwicklung
2.3 Marcias Erforschung der Identitätszustände
2.4 Der Identity Status Ansatz
2.5 Waterman’s Pluralisierung des Identitätsbegriffes
2.6 Fends Konzept der Identitätsentwicklung in der Adoleszenz
2.7 Exkurs: Narrative Identität in der Spätmoderne

3. Methodischer Rahmen
3.1 Methodologisches Paradigma
3.2 Forschungsansatz
3.3 Forschungsmethode
3.3.1 Datengewinnung
3.3.2 Datenanalyse
3.4 Geltungsbegründung

4. Datengewinnung
4.1 Populationsauswahl
4.2 Reflexion der Interviewsituation
4.3 Transkription

5. Analyse
5.1 Vorstellung der interviewten Person
5.2 Ausbildung und Beruf
5.3 Religion
5.4 Liebe/ Freundschaft
5.5 Abschließende Gesamtbewertung

6. Überprüfung und Weiterentwicklung des ISI

7. Das modifizierte Identity Status Interview
7.1 Einleitung
7.2 Theoretische Grundpositionen
7.3 Instrumente des MISI
7.3.1 Kurzfragebogen
7.3.2 Narrativer Vorspann
7.3.3 Leitfaden
7.3.4 Rückkopplungsschleife
7.4 Auswertungsverfahren

8. Konklusion

Anhang

Vorwort

Die vorliegende Diplomarbeit kann als das vorläufige Ergebnis meiner fünfjährigen mehr oder weniger intensiven Beschäftigung mit dem Thema Identität und deren Erforschung angesehen werden. Insofern möchte ich an dieser Stelle meinen persönlichen Weg bezüglich der Identitätsthematik rekonstruieren und reflektieren und gleichzeitig versuchen dies für die Entwicklung des Gegenstandsbereiches dieser Arbeit selbst zu tun. Beide Ziele lassen sich sehr anschaulich mit dem hier weiterentwickelten Konzept der Identitätszustände von Marcia umsetzen.

Mein Weg begann, als ich zwanzig Jahre alt war. Entsprechend identitätstheoretischer Annahmen befand ich mich mitten im Identitätsfindungsprozess und konnte mir einfach nicht vorstellen, einen solchen abstrakten nicht beobachtbaren Sachverhalt wissenschaftlich zu erforschen, wie es z.B. Marcia tat. Ich habe mich im weiteren Studienverlauf damit beschäftigt, welche theoretischen Zugänge verschiedene (sozial-) wissenschaftliche Disziplinen zu diesem Thema haben, inwiefern soziale Unterschiede die Identitätsentwicklung beeinflussen und welche Theorien heute in der Identitätsdiskussion aktuell sind. Das Identitätsthema zieht sich seit dem dritten Semester durch mein Studium, ein Fachprüfungsthema des DI Studiums war das interaktionistische Identitätskonzept in der Tradition von George Herbert Mead, ein anderes die Identitätskonzepte von Erikson und Marcia (Noack, 2000).

In Anlehnung an Marcia könnte man sagen, dass ich mich bezüglich des Forschungsgegenstands Identität zu diesem Zeitpunkt in einem Zustand der übernommenen Identität (foreclosure) befunden habe. Ich habe mich an vorhandene Überzeugungsschablonen, in diesem Falle den Theorien, Konzepten und Paradigmen signifikanter anderer, welche in diesem Zusammenhang die jeweiligen Wissenschaftler sind, orientiert und bin eine klare innere Verpflichtung eingegangen. So entstand mein Wissensfundament, auf dem basierend ich weiter über diese Konzepte im Allgemeinen und über das von Marcia im Speziellen nachdachte und feststellte, dass ich es für unzureichend halte, die Identität eines Menschen als zu einem Zustand oder als zu einer Kombination von zwei Zuständen gehörig, zu definieren. Durch diese kritischen Überlegungen distanzierte ich mich von dem marciarischen Konzept, also meine innere Verpflichtung löste sich, ohne dass ich jedoch schon in einer Phase der Lösungsfindung war.

In der Terminologie der Identitätsforschung ließe sich dieser Zustand als diffus bezeichnen. Aber ich war der generellen Identitätsthematik gegenüber sehr stark innerlich verpflichtet, so dass ich intensiv nach einer Lösung suchte, die das Konzept von Marcia entsprechend der Kritik modifizieren könnte. Dies tat ich im Rahmen meiner DI Diplomarbeit mit dem Titel: „Das Interview zur Ermittlung von Identitätszuständen. Eine Fallstudie.“

Es war dies eine Zeit, in der ich mich intensiv um eine Position bemühte, jedoch noch nicht festgelegt war. Ich befand mich im Stadium des Moratoriums, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass sehr intensive Überzeugungsbildungen stattfinden und welches notwendig mit einer Krise verbunden ist. Ich vermutete bereits damals, dass sich zwei Personen, auch wenn sie den gleichen Identitätszustand haben, darin unterscheiden, ob sie sich im Grenzbereich zwischen verschiedenen Zuständen befinden oder nicht und suchte nun nach einer Möglichkeit, dieser Annahme methodisch gerecht zu werden. Dies führte schließlich dazu, dass ich das Auswertungsverfahren des Interviews und das Interview selbst um einen narrativen Teil erweitert habe. Die Fertigstellung der Diplomarbeit kennzeichnete, wiederum identitätstheoretisch gesprochen, den Eintritt in den Zustand der erarbeiteten Identität. Meine früheren von signifikanten anderen geprägten theoretischen Einstellungen, die verschiedenen Alternativen und Perspektiven habe ich in einer explorativen und krisenhaften Periode reflexiv bearbeitet. Das Resultat, festgehalten in der Diplomarbeit, ist mein eigener Standpunkt bezüglich des Gegenstands Identitätsforschung, dem ich mich verpflichtet fühlte.

Mein Wissen, im Status des Foreclosure stellte mein Vorverständnis bzw. preunderstanding dar, mit dem ich in den Prozess der Erkenntniserweiterung getreten bin. „Preunderstanding refers to things such as people’s knowledge, insights and experience before they engage in a research program.” (Gummesson, 2000, S.57) “It also implies a certain attitude and a commitment on the part of researchers.” (Gummesson, 2000, S.60) Mein weiterer Erkenntnisprozess führte über diffuse und krisenhafte Phasen zu einem Verständnis des Gegenstands auf einer höheren Ebene als der, wo ich begonnen habe. Dieser erkämpfte Standpunkt, stellte wenig später die Basis einer erneuten Auseinandersetzung mit dieser Thematik dar. Man könnte auch sagen, dieses erarbeitete „understanding“ war mein Vorverständnis bzw. „preunderstanding“ in einer nächsten Phase der Auseinandersetzung mit diesem Thema. Es gibt kein Verstehen ohne Vorverständnis, welches wiederum das Vorverständnis des nächsten Verstehens ist. Ein Model, das diesen endlosen Prozess der Erkenntniserlangung oder vielleicht besser Erkenntniserweiterung zeigt, ist die hermeneutische Spirale (Gummesson, 2000).

Der Weg von meiner ersten Diplomarbeit zu der vorliegenden, also von dem preunderstanding zum jetzt erreichten understanding führte wieder über den diffusen Zustand, in dem ich meine Arbeit in Frage stellte, mich meinem erworbenen Standpunkt „entpflichtete“ ohne mich jedoch schon explorativ der Lösungsfindung zu widmen. Das sich dann anschließende Moratorium, dass auch immer wieder von diffusen Phasen begleitet wurde, dauerte schließlich drei Jahre, in denen ich auch einen Punkt erreicht habe, an dem ich mich einem völlig anderem Thema zuwandte, nämlich sozialem Kapital und organisationalem Lernen und mich von der Identitätsthematik trennen wollte. Entschied mich dann aber doch dafür mein neu entwickeltes Diplomarbeitsprojekt mit geplantem Auslandsaufenthalt aufzugeben und mich dem Thema zu widmen, dem ich mich eigentlich immer verpflichtet gefühlt habe.

Entsprechend lautet der Titel der Diplomarbeit: „Identity Status Interview revised – Überprüfung und Weiterentwicklung eines klassischen Instruments der Identitätsforschung“. Diese Arbeit stellt eine weitere Modifikation des von Marcia entwickelten Statusinterviews und das Vorverständnis meiner Dissertation dar. Das Vorwort meiner DII Diplomarbeit möchte ich genauso beenden, wie das der ersten, was besonders interessant vor dem Hintergrund meiner durchlaufenen Zirkel der hermeneutischen Spirale mit den jeweiligen Etappen der Diffusion, des Moratoriums etc. erscheint: „Und so ist das Diplomarbeitsthema eine weitere Vertiefung dieser Thematik und möglicherweise der Beginn einer langen Bindung an dieses Thema, denn gegenwärtig kann ich mir kaum vorstellen, dass es mich jemals wieder loslassen wird. Zum Glück stehe ich mit dieser Auffassung nicht ganz allein da, wie Keupp in einem Artikel präsentiert: „Das mir gestellte Thema hieß „Suche nach der verlorenen Identität“. Gefunden habe ich sie nicht, aber – wie alle ‚unerledigten Handlungen’ hat mich das Thema nicht mehr losgelassen.“ (Keupp, 1998, S.11)“ (Noack, 2000)

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Das Identity Status Model

Abbildung 2: Methodische Einordnung des ISI

Abbildung 3: Identitätsstatus Ausbildung/Beruf

Abbildung 4: Identitätsstatus Religion

Abbildung 5: Identitätsstatus Liebe/Freundschaft

Abbildung 6: Globaler Identitätszustand

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Disposition der Diplomarbeit

Tabelle 2: Indikatoren der Variablen

Tabelle 3: Verwendete Transkriptionsregeln

Tabelle 4: Datenumfang des Identity Status Interviews mit Paula

Tabelle 5: Zielerfüllung der Instrumente des MISIs

1. Einleitung

Als Auftakt werden in diesem ersten Kapitel sowohl das Thema und der Forschungsgegenstand umrissen, als auch die Zielsetzung und die Relevanz der Arbeit dargelegt.

1.1 Hintergrund

„Mich verändert alles. Ich verändere nichts.“ ist einer der Gedanken, die Martin Walser in seinem Roman „Meßmers Gedanken“ Meßmer denken lässt. Weiter heißt es: „Du gehörst nicht zu denen, zu denen du dich zählst. Wo du angetroffen wirst, dahin gehörst du.“ (Walser, 2003, S.35) oder „Wenn alle so wären wie ich, wäre es furchtbar. Wenn nicht alle so wären wie ich, wäre es auch furchtbar.“ (Walser, 2003, S.38) Der Roman endet schließlich mit dem Satz: „Wenn ich meine Mütze aufsetze, bin ich, denkt Meßmer.“ (Walser, 2003, S.106) Den Gedanken gemein ist die implizit enthaltene Suche nach einer Antwort auf die Frage: „Wer bin ich?“, welche in einfachster Form das Identitätsthema formuliert. Dieses Thema erfuhr in den letzten Jahrzehnten eine übermäßige Ausweitung, was nach Keupp u.a. kein Zeichen für ein gesichertes Terrain gesellschaftlichen Wissens ist, sondern als Reaktion auf Umbruch-, Befreiungs- und Verlusterfahrungen gedeutet werden müsse. Es würde in prismatischer Form die Folgen aktueller Modernisierungsprozesse für die Subjekte bündeln (Keupp, 1999). „Die Suche nach Identität als krisenhafte Herausforderung an das Subjekt ist durch die Moderne zum Thema geworden“ (Keupp u.a., 1999, S.26) „... insofern ist die Identitätsfrage eine durch und durch moderne Frage.“ (Keupp u.a., 1999, S.27)

Die Theoriebildung zum Begriff „Identität“ ist wesentlich von drei Theorietraditionen bestimmt worden, nämlich vom symbolischen Interaktionismus in der Tradition von George Herbert Mead und von der kognitivistischen Entwicklungspsychologie, für die u.a. die Namen Piaget und L. Kohlberg stehen. Die dritte, die analytische Ich-Psychologie, stellt sozusagen die Integration der ersten beiden, nämlich der soziologischen und der psychologischen zu einer sozialpsychologischen Sichtweise dar. Sie ist eine Weiterentwicklung des auf Freud basierenden Eriksonschen Phasenmodells der psychosozialen Entwicklung und führt zu Marcias Erforschung der Identitätszustände. James E. Marcia, ein amerikanischer Entwicklungspsychologe und Jugendforscher ging der Identitätsfindung über klinische Interviews nach. Für diese hat er einen teilstrukturierten Interview-Leitfaden entwickelt, der für die Bereiche Beruf, Partnerschaft/Familie und Werte/Ideologie nach Indikatoren für Festlegung (commitment) und kritische Auseinandersetzung (exploration/crisis) fragt. Den Interviewten wird mit Hilfe eines Manuals, das Ankerbeispiele dafür gibt, wie das Gesagte gedeutet werden müsse, als Ergebnis ein Identitätsstatus zugeordnet (Kraus/Mitzscherlich, 1998).

Diese zuletzt genannte Theorietradition war Ausgangspunkt meiner DI-Diplomarbeit mit dem Titel „Das Interview zur Ermittlung von Identitätszuständen (identity status)“, in der ich das Ziel verfolgte anhand einer Einzelfallstudie, das von Marcia entwickelte Instrument zur Erforschung von Identitätszuständen selbst anzuwenden und mich den damit verbundenen Fragestellungen und Problemen als Teilziele zu widmen. Die allgemeine dem Forschungsthema zugrunde liegende Frage war, ob das Identity Status Interview der Ermittlung von Identitätszuständen diene und beinhaltete einerseits die konzeptionelle und andererseits die instrumentelle Seite desselben. Bezogen auf diese beiden Aspekte, ließ sie sich präzisieren und auf die folgenden Subfragen runterbrechen:

1. Ist das Konzept des Identitätsstatus grundsätzlich effektiv und geeignet für die Identitätsforschung?
2. Ist das Statusinterview im Speziellen ein adäquates Instrument, um den Identitätszustand einer Person zu ermitteln?

Die zweite Frage fokussiert auf die instrumentelle Seite des Verfahrens, also die Frage nach der Validität des Statusinterviews als Instrument zur Ermittlung des Identitätszustandes einer Person. Diese Frage habe ich in der DI Diplomarbeit zu beantworten versucht, indem ich sie erstens bezogen auf das Erhebungsverfahren, also ob es die erforderlichen Daten eruieren würde und zweitens bezogen auf das Auswertungsverfahren, nämlich ob es ein brauchbares Kategoriensystem darstellen würde, bearbeitet. Die Auseinandersetzung mit diesen Fragen führte zu Modifikationen sowohl des Erhebungs- als auch des Auswertungsverfahrens. Die bereichsspezifischen Fragen habe ich um einen narrativen Teil erweitert. Außerdem habe ich die Variablen „Krise“ und „innere Verpflichtung“ versucht theoretisch herzuleiten und zu operationalisieren, um Kategorien zu schaffen, nach denen die erhobenen Daten ausgewertet werden könnten. Diese Modifikationen des Marciarischen Statusinterviews erbrachten sehr umfangreiches Datenmaterial, ermöglichten aber auch dessen sehr ergiebige Analyse. Die abschließende Bejahung der beiden Ausgangsfragen führte schließlich zu der Einschätzung, dass das Identity Status Interview tatsächlich den Schluss auf einen Identitätszustand erlaube, also ein „adäquates“ Instrument darstellen würde (Noack, 2000).

1.2 Problemkonstruktion

Wenn man jedoch diese Fragen nicht isoliert einmal hinsichtlich seines Erhebungsverfahrens und seines Auswertungsverfahrens beantwortet, sondern bezüglich ihres Verhältnisses zueinander, da ja erst das Zusammenspiel beider Phasen zu den Forschungsergebnissen führt, offenbart sich ein Problem methodischer Natur. Dieses Problem resultiert aus der Interviewform, der das Identity Status Interview angehört. Es stellt als klinisches Interview eine Form des Tiefeninterviews dar. Im Gegensatz zu den anderen Formen qualitativer Interviews kann dieses als eine Spezialform betrachtet werden, weil die Bedeutungszuweisungen hier nicht allein durch den Befragten vorgenommen werden. Der Forscher ist vielmehr auf der Suche nach Bedeutungsstrukturierungen, die dem Befragten möglicherweise nicht bewusst sind, d.h. die Deutung der Aussagen des Befragten werden in einem fremden Kontext vorgenommen und zwar auf der Basis theoretischer Vorstellungen des Forschers (Lamnek, 1995).

Dementsprechend habe ich in der DI-Diplomarbeit die Daten mit dem von Marcia entwickelten Fragebogen für die Bereiche „Beruf/Ausbildung“, „Religion“, „Liebe/Partnerschaft“, „Vereine“, „Elternschaft“ und „Geschlechterrollen“ erhoben und entsprechend bereichsspezifisch ausgewertet. Dazu habe ich zuerst für jeden Bereich eine kurze theoretische Einführung gegeben, aus der hervorgehen sollte, warum dieser Bereich wichtig für die Identitätsentwicklung ist. Dann folgte eine Rekonstruktion des Lebenslaufs der interviewten Person bezogen auf den jeweiligen Bereich. Damit habe ich gewissermaßen die „Hülle“ konstruiert, der ich gegenüberstand und die es interpretativ mit Leben zu füllen galt. In einem nächsten Schritt habe ich die jeweiligen bereichsspezifischen Identitätszustände ermittelt, indem ich die Bereiche daraufhin untersucht habe, ob bzw. wie stark die Variablen „innere Verpflichtung“ und „Krise“ basierend auf meiner Operationalisierung ausgeprägt sind. Nachdem die bereichsspezifischen Identitätszustände ermittelt und in dem entsprechenden Diagramm dargestellt worden sind, folgte eine abschließende Zusammenfassung des Identitätszustandes des jeweiligen Bereiches. Ich habe also den von mir rekonstruierten Lebenslauf der interviewten Person vor dem Hintergrund des von mir entworfenen theoretischen Rahmens mit dem von mir entwickelten Auswertungsverfahren analysiert.

Dieses Vorgehen entspricht dem Prozedere der Methode des Tiefen- oder Intensivinterviews und veranschaulicht deutlich, dass „das methodologische Postulat der Offenheit (...) beim Tiefeninterview tendenziell durchbrochen“ (Lamnek, 1995, S.81) wird. Das Resultat ist, dass der erschlossene Identitätszustand eine Realität des Subjekts widerspiegelt, die aus dem berichteten Verhalten der interviewten Person und der Situationsdefinition des Forschers, der das Verhalten des Subjektes interpretiert, konstruiert ist. Damit gewinnen folgende Fragen an Bedeutung: „ ... inwieweit die Konstruktionen des Forschers in den Konstruktionen derjenigen, die er untersucht hat, begründet sind (...) und inwieweit für andere diese Begründetheit nachvollziehbar wird (...)“ (Flick, 1999, S. 244)

Diese Frage, die auf die Validität zielt, hat bei Tiefeninterviews deshalb einen besonderen Stellenwert, weil hierbei eben nicht, wie in der qualitativen Forschung üblich, die Bedeutungszuweisung allein durch den Befragten in der Interviewsituation vorgenommen wird. Das Identity Status Interview erhebt semi-strukturiert und damit relativ offen Daten, die vor dem Hintergrund der Identitätstheorie von Marcia basierend auf der von Erikson betrachtet werden. Entsprechend meines Operationalisierungsversuchs soll das Datenmaterial über die bloße Betrachtung hinaus entsprechend der Indikatoren kategorisiert werden. Das heißt, der Forscher muss entscheiden, ob die entsprechende Aussage dem Indikator entspricht oder nicht. Hier setzt die Frage nach der Validität ein; die Frage, ob „der Forscher sieht, was er (...) zu sehen meint“ (Kirk/Miller, 1986, S.21 in Flick, 1999, S.243)

1.3 Forschungsgegenstand

Das Ziel dieser Arbeit mit dem Titel: „Identity Status Interview revised – Überprüfung und Weiterentwicklung eines klassischen Instruments der Identitätsforschung“ besteht darin, das Identity Status Interview hinsichtlich dessen Validität zu überprüfen und eventuell aufgefundene Unzulänglichkeiten zu beheben und damit das Instrument im Sinne des interpretativen Paradigmas weiterzuentwickeln. Diesem Ziel möchte ich mich folgendermaßen widmen. Zuerst werde ich das Identity Status Interview als Forschungsmethode im Rahmen der Einzelfallstudie anwenden, d.h. eine Person mit dem von Marcia entwickelten Interviewleitfaden interviewen und die Daten anhand des entwickelten Auswertungsverfahrens (Noack, 2000) analysieren. An dieser Stelle verfolge ich dann nicht das eigentliche Ziel der Einzelfallstudie weiter, welches im Herausarbeiten typischer Handlungsmuster besteht (Lamnek, 1995), sondern benutze die eruierten Daten und deren Analyse als Basis zur Beantwortung der Validierungsfrage. Um diese zu überprüfen, erhält die interviewte Person das transkribierte Interview mit der Aufforderung, alle Stellen zu kennzeichnen, von denen sie erstens glaubt, der Forscher werde sie nicht verstehen und zweitens zu denen sie gern mehr erzählen möchte. Auf dieser Basis findet erneut ein Interview, fokussiert auf die so ermittelten Themen statt, das aufgezeichnet und transkribiert wird. Dann wird in einem zweiten Analysedurchgang die Erstanalyse mit den neu eruierten Daten dieser „Rückkopplungsschleife“ in Verbindung gebracht und überprüft, inwiefern sich die Ausprägungen der Indikatoren des Auswertungsverfahrens aufgrund der zusätzlichen Informationen verändern. Ziel ist es herauszufinden, wie sich das Verhältnis der Perspektiven aus der die Daten erhoben und aus der die Daten analysiert werden auf das Forschungsergebnis, also den erschlossenen Identitätszustand auswirkt. Die hier zu bearbeitende Forschungsfrage ließe sich dann wie folgt formulieren:

1. Sind die Konstruktionen des Forschers (i.e. die Kategorisierungen) in den Konstruktionen derjenigen, die er untersucht hat, begründet?

Es geht also darum, wie sich die Konstruktionen des Forschers in den Konstruktionen derjenigen, die er untersucht hat, begründen lassen und wie diese Begründetheit für andere nachvollziehbar wird. Die Beantwortung dieser Frage entspricht der Erfüllung des ersten Teilziels der Arbeit: der Überprüfung beziehungsweise Evaluation des Identity Status Interviews als Instrument. Dies geschieht hinsichtlich dessen Validität (Flick, 1999), deren Grundproblem in der Bestimmung des Verhältnisses zwischen den untersuchten Zusammenhängen und der Version, die der Forscher davon liefert, liegt. Das zweite Teilziel setzt bei den in der Überprüfung bzw. Evaluation aufgedeckten Defiziten an und zielt darauf ab, das methodische Vorgehen des Identity Status Interviews dahingehend zu modifizieren, dass diese behoben werden können. Die entsprechende Forschungsfrage wäre dann:

2. Wie lässt sich die Perspektive der Interviewten in den Forschungsprozess integrieren, sodass die Differenz beider Perspektiven (methodisch) möglichst minimiert wird?

1.4 Relevanz der Arbeit

Die Fragen, die ich in der vorliegenden Arbeit beantworten möchte, haben sich aus der Bearbeitung meiner ersten Diplomarbeit entwickelt. Bei genauerer Erforschung dieser Fragen zeigt sich jedoch, dass diese genau die Grenzen des Identity Status Ansatzes berühren und in verschiedenen Formen und hinsichtlich unterschiedlicher Schwerpunktsetzungen von Forschern diskutiert und adressiert wurden (vgl. van Halen, 2002). Meiner Ansicht nach haben die meisten der diskutierten Probleme die gemeinsame Ursache, dass es sich bei dem Identity Status Interview um ein Tiefeninterview handelt. Es ermöglicht zwar einerseits „ ... to leave the intrapsychic and phenomenological levels of description and to search for those observable behaviors which could serve as indicators of the presence or absence of the presumed underlying identity structure, knowing that the structure itself would never be observalble.” (Marcia, 1993a, S.9 in van Halen, 2002, S.58) Das heißt diese Methode entspricht und resultiert aus Marcias Annahmen über Identität: „He considers the phenomenological aspects of identity, that is, experiencing a sense of identity and its concomitant feelings of personal authenticity, to be too covert to permit objective assessment (…) When researchers would directly try to tap such basic self-experiences, they would run risk of only obtaining forced and socially desirable answers.” (van Halen, 2002, S.58) Andererseits weist das Instrument die Schwäche aller Tiefeninterviews auf, nämlich das des tendenziell durchbrochenen Postulates der Offenheit. Außer, dass dadurch den allgemeinen Anforderungen an die qualitative Forschung nicht entsprochen wird, gibt es noch weitere Konsequenzen. Zum Beispiel eine methodische, die die weiter oben beschriebene Validierungsfrage thematisiert, aber auch oder eben daraus folgend die theoretische Konsequenz, die Blasi und Glodis wie folgt formulieren: „What seems to have been frequently lost is the basic question, Who am I? and the idea that identity essentially is a subjective answer to this question.“ (Blasi/Glodis, 1995, S. 405 in van Halen, 2002, S.58)

Die theoretische Relevanz dieser Arbeit liegt darin, durch die Modifikation des Identity Status Interviews in Richtung Erfüllung des Postulates der Offenheit, dazu beizutragen, die Schwäche dieses Ansatzes zu bearbeiten, nämlich dass er „nor in its conceptional specifications, nor in its measures, makes any functional reference to the subjective experience of identity.“ (van Halen, 2002, S.58) Dies würde dazu führen, dass die Zuordnung zu einem Identitätsstatus nicht mehr nur auf der Basis externer Kriterien geschähe, sondern stattdessen das Identitätsempfinden der Person erschlossen werden würde, d.h. deren Ausmaß persönlicher Kohärenz und sozialer Anerkennung. Außerdem ob sie sich in ihrem Körper zu Hause fühlt, ob sie einen Sinn in ihrem Leben sieht und ob sie überzeugt davon ist, dass sie Kontrolle über ihr eigenes Leben hat (van Halen, 2002). Zumindest aber soll die Arbeit dazu beitragen, die Validität der Ergebnisse insofern zu erhöhen, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Forscher das von der interviewten Person Gesagte in deren Sinne interpretiert, was in diesem Falle die Zuordnung der Indikatoren bedeutet.

Die Auseinandersetzung mit den Fragen, was unter Identität verstanden und wie ihre Entwicklung erfasst werden könne, ist darüber hinaus von praktischer Relevanz. Sozialpädagogik versucht „der Gefährdung des Menschen im Industriezeitalter (Verlorenheitsgefühl in Anbetracht der Undurchschaubarkeit und Widersprüchlichkeit der Gesellschaft und daraus sich ergebende Resignation, Suchtgefährdung, Orientierungslosigkeit und anderes) zu begegnen, ...“ (Schüler-Duden: Politik und Gesellschaft, 1992) Sie setzt also helfend und unterstützend an dem Prozess und dem Resultat der Auseinandersetzung des Individuums mit der Gesellschaft an, indem sie versucht Sozialisationsbedingungen und –kontexte zu verbessern. Daraus lässt sich das pädagogische Ziel der Mündigkeit ableiten und „bedeutet die Fähigkeit und Bereitschaft des Menschen, das soziale Leben zu bewältigen, sein eigenes Leben autonom zu gestalten und für sich selbst verantwortlich zu sein sowie mit der Sachwelt zurechtzukommen und in dieser angemessen zu urteilen und zu handeln.“ (Hobmair, 1989, S.215).

Voraussetzung des mündigen Subjektes ist Identität, sodass Identität aus einer soziologischen Perspektive als Resultat des Sozialisationsprozesses gesehen werden kann, aus einer pädagogischen ist Identität das Ziel dieses Prozesses, aber auch Merkmal und Bedingung. „Merkmal von Bildung ist Identität, da ohne Bewußtsein der Einzigartigkeit Subjektivität undenkbar ist. Bedingung, da sich das Subjekt ohne dieses Bewußtsein und die damit verbundene Wahrnehmung von Kongruenz und Beständigkeit mit sich selbst, nicht als Subjekt erlebt und Ziel, da Identität Voraussetzung des mündigen Subjektes ist.“ (Neuenhausen, 2002, S.13). Andererseits ist Mündigkeit Voraussetzung bzw. die Basis für Identität, weil sich diese durch die Entscheidungen des Individuums formt. „Each of these decisions has identity-forming implications. The decisions and the bases on which one decides begin to form themselves into a more or less consistent core or structure.” (Marcia, 1980, S.161) Solche Entscheidungen sind z.B. mit wem man ausgeht, ob man eine Beziehung beendet oder nicht, ob man Drogen nimmt, ob man studiert oder arbeitet und so weiter (Marcia, 1980) Um diese im eigenen und im gesellschaftlichen Interesse und relativ frei zu fällen, wird dem Subjekt eine gewisse Selbstständigkeit abverlangt, die es durch Sozialisations- bzw. Bildungsprozesse erwirbt. So verstanden, „wird eine Entwicklungstheorie immer auch zu einer Bildungstheorie.“ (Fend, 1994, S.187).

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Identität kann also zu Erkenntnissen führen, aus denen sich praktische Handlungsorientierungen ableiten lassen. Diese wiederum können als Methoden der Erziehung und Bildung im Sinne einer Hinführung zur Selbstständigkeit dienen und somit darüber hinaus der Zielsetzung der Sozialpädagogik, ein Berufszweig für die außerschulische Erziehung zu sein.

1.5 Design

Die Ziele der vorliegenden Diplomarbeit, die Überprüfung und Weiterentwicklung des Identity Status Interviews, werde ich durch die und in der Anwendung des Instrumentes realisieren.

Zuerst werde ich Identität und Identitätsentwicklung, wie sie von der analytischen Ich-Psychologie und deren Gefolge konzipiert wird, nachzeichnen. In diesem theoretischen Rahmen wurde das Identity Status Interview als Instrument der Identitätsforschung entwickelt und stellt gleichzeitig dessen empirische Umsetzung dar. Darauf basierend werde ich in Kapitel 3 den methodologischen Rahmen[1] des ISIs, den das interpretative Paradigma und die qualitative Sozialforschung bildet, herleiten und es methodisch einordnen. Anwenden werde ich das ISI als Methode des Einzelfallapproachs, welcher in diesem Kapitel als der benutzte Forschungsansatz vorgestellt wird.

Die Darlegung des empirischen Vorgehens, d.h. die Populationsauswahl, die Reflexion der Interviewsituation und die Offenlegung der verwendeten Transkriptionsregeln konstituieren das folgende vierte Kapitel. Die Analyse der eruierten Daten umfasst das fünfte Kapitel und erfolgt einmal bereichsspezifisch und abschließend zusammenfassend hinsichtlich der Kombination der drei erfragten Bereiche. Diese Analyse werde ich in einem nächsten Schritt, in Kaptitel 6, einer Evaluation unterziehen, wobei das Hauptaugenmerk auf der Validität der Daten und deren Analyse liegen wird. Um die aufgefundenen Schwächen zu beheben, wird die angerissene Idee der Rückkopplungsschleife als mögliche Lösung des Validitätsproblems hergeleitet und das Identity Status Interview dahingehend weiterentwickelt, dass die Rückkopplungsschleife in dessen Erhebungsphase integriert wird. Das Resultat dieses Kapitels ist das modifizierte Identity Status Interview.

Das modifizierte Identity Status Interview als Forschungsverfahren der Identitätsforschung ist das Thema des 7. Kapitels und wird dort zusammenfassend dargestellt. Dazu werden dessen theoretische Grundpositionen skizziert und dessen Instrumente vorgestellt und auf Möglichkeiten der Auswertung eingegangen. Im achten Kapitel werden die im ersten Kapitel hergeleiteten Forschungsfragen zusammenfassend beantwortet und Ansatzpunkte für die Weiterentwicklung und die weitere Erforschung des Identity Status Interviews aufgezeigt.

1.6 Disposition

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Disposition der Diplomarbeit

2. Theoretischer Rahmen

In diesem Kapitel wird der theoretische Rahmen vorgestellt, innerhalb dessen das Identity Status Interview anzusiedeln ist und seine Ursprünge hat. Dieser ist die klassische Perspektive der Ich-Psychologie ergänzt um neuere Aspekte und Erkenntnisse der Identitätsforschung.

2.1 Theorie der psychosexuellen Entwicklung nach Freud

Sigmund Freud, Begründer der Psychoanalyse, kam in seinem Werk zu dem Schluss, dass sich ein großer Teil dessen, was Menschen bewegt, im Unbewussten abspiele. Freud hat als erster eine umfassende Theorie der Entwicklung der Persönlichkeit entworfen (Novak u.a., 1977), in deren Mittelpunkt die Erfahrungen während einzelner Phasen der Libidoentwicklung stehen. Libido bezeichne „ ... die sexuelle Energie, die den Menschen zu allen Formen angenehmer sinnlicher Erfahrungen treibt.“ (Zimbardo/Gerrig, 1999, S.792) Die Entwicklung der Libido vollziehe sich nach einem eigengesetzlichen, genetisch verankerten Verlauf, wobei ein stets höherer Grad an Reifung erreicht werde. Sobald die Reifung in einer bestimmten Phase vollendet sei, gelange das Kind in die nächste, die es wiederum zu bewältigen habe. Je nach erogener Zone beziehungsweise nach der Quelle der sexuellen Lust, unterscheidet Freud 5 Stufen psychosexueller Entwicklung, an die jeweils verschiedene Entwicklungsaufgaben und somit auch Konfliktquellen gebunden seien (Hobmair, 1989; Kühne u.a., 1982).

In jeder Phase entwickle das Kind ein Muster von verdeckten, quasi absolut nichtsexuellen Verhaltensweisen, die auf indirektem Weg auf die Befriedigung sexueller Bedürfnisse gerichtet seien. Dies diene der Lösung der Konflikte, die dem Kind in der Auseinandersetzung mit seiner Anlage und mit den Normen der Umwelt drohten. Seine Anlage strebe ein möglichst großes Lusterleben an, wohingegen die Normen, die es sich zu eigen gemacht habe, verlangten, dass es den Wunsch nach Lustgewinn unterdrücke (Kohnstamm, 1992). Nach Freuds (1940) Auffassung sei die Persönlichkeit - das Ich des Menschen - das Verhaltensmuster, also die Art und Weise, womit er Schwierigkeiten zwischen Es und Über-Ich überwinde. Weil die verschiedenen Phasen von den Menschen nicht einheitlich und gleichartig durchlaufen würden, entstünden Unterschiede in der Persönlichkeit. Die Persönlichkeit forme sich nach Freud in den ersten fünf Lebensjahren, sei dann festgelegt und ließe sich nur mit Hilfe einer sehr intensiven und zeitraubenden Psychoanalyse verändern.

Die Grundlage der psychoanalytischen Lehre stellt der sogenannte psychische Apparat bzw. das Strukturmodell menschlichen Erlebens dar. Das Über-Ich sei neben dem Es und dem Ich eine der Instanzen, die die gesamte Dynamik der Persönlichkeit enthielten. Das Es sei der Bereich der Triebe oder Instinkte, handele nach dem Lustprinzip und strebe immer nach sofortiger Bedürfnisbefriedigung. Das Ich sei der Bereich der Vernunft, es handle nach dem Realitätsprinzip und habe u.a. die Aufgabe, die Bedürfnisse aus dem Es mit den Verwirklichungsmöglichkeiten (Realität) in Einklang zu bringen. Das Über-Ich sei der „ ... Sitz der Werte und Normen, einschließlich der erworbenen, in der Gesellschaft geltenden moralischen Einstellungen und des Gewissens“ (Zimbardo/Gerrig, 1999, S.799).

Das Verhältnis dieser drei Instanzen zueinander legt Freud wie folgt dar: „Als Niederschlag der langen Kindheitsperiode, während der werdende Mensch in Abhängigkeit von seinen Eltern lebt, bildet sich in seinem Ich eine besondere Instanz heraus, in der sich dieser elterliche Einfluß fortsetzt. Sie hat den Namen des Über-Ichs erhalten. Insoweit dieses Über-Ich sich vom Ich sondert und sich ihm entgegenstellt, ist es eine dritte Macht, der das Ich Rechenschaft tragen muß. ... Eine Handlung des Ichs ist dann korrekt, wenn sie gleichzeitig den Anforderungen des Es, des Über-Ichs und der Realität genügt, also deren Ansprüche miteinander zu versöhnen weiß.“ (Freud, 1953, S. 10f) In der klassischen Psychoanalyse wird die physiologische Komponente als der Motor der menschlichen Entwicklung angesehen, was sie als psychodynamische Persönlichkeitstheorie kennzeichnet. Es wird von der Prämisse ausgegangen, dass mächtige Kräfte, die aus der inneren Natur des Menschen stammten, die Persönlichkeit formten und das Verhalten motivierten. Psychischer Determinismus, Triebe, frühkindliche Erfahrungen und unbewusste Prozesse sind Kernbegriffe dieses Ansatzes (Zimbardo/Gerrig, 1999). Einige von Freuds Schülern kritisieren, dass den typisch menschlichen Einflüssen von außen zu wenig Bedeutung eingeräumt werde.

2.2 Eriksons Phasenlehre der psychosozialen Entwicklung

Eine Kehrtwendung gegenüber der klassischen Psychoanalyse von Sigmund Freud beging Erik H. Erikson, indem er in Zusammenarbeit mit anderen psychoanalytisch geschulten Psychologen und Pädagogen die Ich-Psychologie der Entwicklung begründete und eine umfassende und integrative Theorie der lebenslangen Entwicklung entwarf. Ich-Psychologen rücken die aktiven Funktionen des Ichs in das Zentrum menschlicher Entwicklung. Das Ich wird hier konzipiert, als organisierendes Zentrum der Person, das ihr hilft sich aktiv mit der sozialen Umwelt auseinander zusetzen und sich an deren Forderungen (Realität) anzupassen. Nach Erikson bestehe die Funktion des Ichs darin, „ ... die psychosexuellen und psychosozialen Aspekte einer bestimmten Entwicklungsstufe zu integrieren und zu gleicher Zeit die Verbindung der neu erworbenen Identitätselemente mit den schon bestehenden herzustellen.“ (Erikson1959, 1974, S.143)

Erikson ergänzt die ersten vier Stufen der psychosexuellen Entwicklung Freuds um eine Abfolge von psychosozialen Entwicklungsstufen, in denen sich die Stadien der Auseinandersetzung der Heranwachsenden mit ihrer sozialen Außenwelt niederschlügen. Nach der Kindheit folge als 5. Phase die Pubertät bzw. Adoleszenz, in der die Thematik Identität versus Identitätsdiffusion dominiere. Die 6. Phase, die der Genitalität, sei bestimmt von dem Konflikt Intimität versus Isolierung und erfolge erst nachdem eine gewisse Identität erreicht sei. Die beiden Stufen des mittleren und höheren Erwachsenenalters seien kennzeichnet von der Thematik Generativität versus Stagnation in der 7. Phase und Ich-Integrität versus Verzweiflung in der 8. Phase (Erikson1959, 1974; Erikson1955-1974, 1982).

Jede der 8 psychosozialen Entwicklungsstufen des Lebenszyklus sei durch eine eigene Thematik bzw. eine bestimmte Entwicklungsaufgabe gekennzeichnet. Diese bestehe grundsätzlich das ganze Leben hindurch, dominiere jedoch in einer bestimmten Altersphase, weil sie beispielsweise aus dem Zyklus der biologischen Entwicklung des Menschen oder aus der Abfolge sozialer Aufgaben im Lebenslauf erwachse. In der entsprechenden Lebensphase verschärfe sie sich derart, dass das Individuum zwischen zwei Polen der betreffenden Thematik schwanke. Ausgelöst werde der Konflikt bzw. die potentielle Krise durch die Anforderungen und Erwartungen der sozialen Umwelt. Wenn auch keiner der Konflikte ganz abklingen werde, so sei doch die ausreichende Bearbeitung jeder Stufe notwendig, damit die Person in der Lage sei, die Konflikte der nächsten Entwicklungsstufen erfolgreich zu bewältigen. Eine jede Stufe gelte dann als erfolgreich durchschritten, wenn eine Krise intensiv durchlebt und am Ende ein gangbarer Ausweg gefunden wurde (Behnken/Zinnecker, 1998).

Ähnlich wie bei Freud bedeute jede Stufe ein höheres entwicklungslogisches Niveau. Erfolge und Misserfolge könnten dabei den Verlauf der nachfolgenden Entwicklung in positiver und negativer Richtung beeinflussen. Anders als die klassische psychoanalytische Krisentheorie im Freudschen Sinne, schätzt Erikson die Erfolgschancen bei der Krisenbewältigung optimistischer ein, da für ihn Krisen eher produktive Anstöße zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit des Heranwachsenden sind, d.h. nach dieser Theorie seien qualitative Veränderungen in den zentralen Lebensthemen mit einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess vereinbar. Nach Erikson werde die Persönlichkeit eines Menschen durch das Maß und die Form gekennzeichnet, womit es ihm geglückt sei, Identität, Intimität und Produktivität zu erreichen (Kohnstamm, 1992).

Da im Rahmen dieser Arbeit die 5. Phase, die der Pubertät bzw. Adoleszenz, von besonderem Interesse ist, werde ich im folgenden Eriksons Ausführungen hierzu zusammenfassend darstellen. Laut Erikson sei während der Adoleszenz die zentrale Entwicklungsaufgabe, eine spezifische Ich-Identität aufzubauen. Das geschehe im Durchleben einer jugendlichen Identitätskrise, deren angemessene Lösung, festes Vertrauen in die eigene Person, also die Ich-Identität, sei (Behnken/Zinnecker, 1998). In dieser Phase dominiere der Konflikt Identität versus Identitätsdiffusion. Das Bedürfnis des Jugendlichen nach einer konsistenten und autonomen Selbstdefinition und gesellschaftliche Erwartungen, dass sich der Jugendliche festlege, lösen im Adoleszenten eine Identitätskrise aus (Erikson1959, 1974; Erikson1955-1974).

Während der Krise identifiziere sich der Jugendliche ambivalent mit beiden Polen der Thematik. Der eine Pol stelle gewissermaßen einen Zustand der Identitätskonfusion[2] (Erikson, 1968) oder mit Marcias (1966) Worten der Identitätsdiffusion dar, der aus der Überforderung, sich bereits für einen Beruf, für einen Partner, für eine politische Überzeugung zu entscheiden, wo ja alle Alternativen mit ihren Folgen noch nicht übersehen werden würden, entstehen könne. Mit Identitätsdiffusion bezeichnet Erikson eine (vorübergehende oder dauerhafte) Unfähigkeit des Ichs zur Bildung einer Identität. Die Identitätsdiffusion ist im Eriksonschen Modell vor allem durch drei Problembereiche charakterisiert (Erikson1959, 1974): Diffusion der Beziehungsfähigkeit, die nach Erikson erst im frühen Erwachsenenalter sichtbar werde und die Schwierigkeit meine, sich auf intime Beziehungen einzulassen. Diffusion der Zeitperspektive, welche in dem Gefühl bestehe: „ ..., in großer Zeitbedrängnis zu sein, zugleich aber auch, den Zeitbegriff als eine Dimension des Lebens verloren zu haben. Der junge Mensch fühlt sich gleichzeitig sehr jung, fast babyhaft, und uralt.“(Erikson1959, 1974, S.159) Und schließlich der Diffusion des Werksinns. „Patienten mit schwerer Identitätsdiffusion leiden regelmäßig auch an einer akuten Störung ihrer Leistungsfähigkeit, und zwar entweder in der Form, daß sie unfähig sind, sich auf irgendwelche Arbeiten zu konzentrieren, oder in der Gestalt einer selbstzerstörerischen, ausschließlichen Beschäftigung mit irgendwelchen einseitigen Dingen, zum Beispiel exzessivem Lesen“ (Erikson1959, 1974, S.161).

Eine Identitätsdiffusion sei grundsätzlich eine situative Entwicklungskrise, es handle sich „... nicht um eine drohende Katastrophe (...), sondern um einen Wendepunkt, eine entscheidende Periode vermehrter Verletzlichkeit und eines erhöhten Potentials.“ (Erikson, 1974, S.69 zit. n. Gauda, 1990, S.61) Werde dieser Zustand jedoch zu einem festen Persönlichkeitsmerkmal des betreffenden Jugendlichen von der sozialen Umwelt umdefiniert, könne er sich so zu einem fixen Fremdbild und Selbstbild verfestigen. Aus einer vorübergehenden „Identitätsdiffusion“ erwachse eine stabile „negative Identität“, d.h. laut Erikson: „ ... eine Identität, die pervers nach denjenigen Rollen und Identifikationen greift, die ihnen in kritischen Entwicklungsstadien als höchst unerwünscht und gefährlich und doch bedrohlich naheliegend gezeigt worden waren.“ (Erikson1959, 1974, S.165/166)

Der andere Pol dieses Spannungsfeldes, in dem der Jugendliche durch die eigene Verarbeitung eine individuelle Lösung der Krise entwickeln müsse, sei der der Identität. Erikson definiert Identitätsbildung als einen Prozess „ ... gleichwertiger Reflexion und Beobachtung (...), einen Prozeß, der auf allen Ebenen des seelischen Funktionierens vor sich geht, durch welche der Einzelne sich selbst im Lichte dessen beurteilt, wovon er wahrnimmt, daß es die Art ist, in der andere ihn im Vergleich zu sich selbst und zu einer für sie bedeutsamen Typologie beurteilen; während er sich selbst im Vergleich zu ihnen und zu Typen wahrnimmt, die für ihn relevant geworden sind.“ (Erikson, 1974, S.19 zit. n. Gauda, 1990, S.65) „Die Identitätsbildung (...) beginnt dort, wo die Brauchbarkeit der Identifikationen endet. Sie entsteht dadurch, daß die Kindheitsidentifikationen teils aufgegeben, teils einander angeglichen und in einer neuen Konfiguration absorbiert werden, was wiederum von dem Prozeß abhängt, durch den eine Gesellschaft (oft mittels Urgesellschaften) den jungen Menschen identifiziert, indem sie ihn als jemanden annimmt und anerkennt, der so werden mußte, wie er ist.“ (Erikson1959, 1974, S.140)

Es werden also frühere und gegenwärtige Erfahrungen eigener Fähigkeiten und Rollenausübungen synthetisiert, und als Lösung der Krise konstituiere sich eine Ich-Identität, die zwar einzigartig sei, aber dennoch an frühere Selbstbilder des Individuums knüpfe. Man spricht in der psychoanalytischen Theorietradition von der „synthetisierenden Leistung“ des Ichs. Ich-Werte münden in die Ich-Identität (Behnken/Zinnecker, 1998). Nach der meist zitierten Definition bestimmt Erikson Identität als die „ ... unmittelbare Wahrnehmung der eigenen Gleichheit und Kontinuität in der Zeit, und die damit verbundene Wahrnehmung, daß auch andere diese Gleichheit und Kontinuität erkennen.“ (Erikson, 1980, S.18 zit. n. Haußer, 1995, S.75) Hierin spiegelt sich Eriksons Verständnis von Identität wider, der sie als einen Prozess ansieht, der zum einen „im Kern des Individuums“ und zum anderen „im Kern seiner gemeinschaftlichen Kultur“ lokalisiert sei (Erikson1959, 1974). Nach Erikson müsse die Frage: „Wer bin ich?“ in der Jugendphase beantwortet werden, um deren Antwort in der Erwachsenenphase zu leben (Keupp u.a., 1999).

Die gesellschaftliche Einrichtung, die es Jugendlichen erlaube, diese Frage zu beantworten bzw. Identitätskrisen zu durchleben, nennt Erikson das „Psychosoziale Moratorium“. „Unter einem „psychosozialen Moratorium“ verstehen wir einen Aufschub erwachsener Verpflichtungen oder Bindungen und doch handelt es sich nicht nur um einen Aufschub. Es ist eine Periode, die durch selektives Gewährenlassen seitens der Gesellschaft und durch provokante Verspieltheit seitens der Jugend gekennzeichnet ist.“ (Erikson1959, 1974, S.159) Es handle sich dabei um eine Phase, „ ... da der junge Mensch teils jugendliche, teils erwachsene Verhaltensformen ausleben oder jedenfalls experimentell erproben und schließlich doch zu einer großartigen Übereinstimmung mit traditionellen Idealen oder neuen ideologischen Tendenzen finden kann.“ (Erikson1955-1974, S.206) Mit diesem Begriff beschreibt er die allgemeinste Form der Initiation von Jugend in die Erwachsenengesellschaft, die auch und gerade für die moderne Industriegesellschaft gilt. Zwischen verschiedenen Kulturen und auch innerhalb einzelner Gesellschaften können große Variationen in Dauer, Intensität und Ritualisierung vorhanden sein (Erikson1959, 1974).

2.3 Marcias Erforschung der Identitätszustände

James E. Marcia, ein amerikanischer Entwicklungspsychologe und Jugendforscher hat versucht Eriksons Theorie der Identitätsentwicklung der empirischen Identitätsforschung zugänglich zu machen. Marcias Studien zählen zu den wichtigsten Fortsetzungen von Eriksons Konzept der Identitätsentwicklung im Jugendalter (Fend, 2000). Er bricht jedoch mit zwei dogmatischen Annahmen Eriksons, erstens will er das Modell der psychosozialen Entwicklung soweit präzisieren und operationalisieren, dass es einer empirischen Prüfung zugänglich wird und damit ein wesentliches Kriterium wissenschaftlicher Theoriebildung erfüllt und zweitens ist er nicht von vornherein auf altersgebundene Phasenthematiken und irreversible Krisenlösungen fixiert (Haußer, 1995, S.79).

Marcia hat einen teilstrukturierten Interview-Leitfaden entwickelt, der für die Bereiche Beruf, Partnerschaft/Familie und Werte/Ideologie nach Indikatoren für Festlegung (commitment) und kritische Auseinandersetzung (exploration/crisis) fragt. Indem er diese beiden Modellvariablen, die schon von Erikson benannt wurden, dichotom operationalisiert, überführt er Eriksons einfache Polarität: Identität versus Identitätsdiffusion in ein Vier-Felder-Schema und erstellt so eine Typologie von Ergebnissen der Identitätsbildung, welche er als Identitätsstatus bzw. Identitätszustand bezeichnet (Haußer, 1995; Keupp u.a., 1999). Er unterscheidet die erarbeitete (identity achievment) und diffuse bzw. konfuse (identity diffusion) Identität und das Moratorium (moratorium) basierend auf der Terminologie Eriksons (Erikson, 1977) und ergänzt als vierten Zustand den der übernommenen Identität (foreclosure)[3].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Das Identity Status Model

Personen im Status der übernommenen Identität (foreclosure) hätten rigide Vorstellungen, die sie jedoch ohne explorative, krisenhafte Phase entwickelt hätten. „Foreclosure“, übersetzbar als „voreilige Festlegung“, sei dadurch charakterisiert, dass vorhandene Überzeugungsschablonen übernommen würden; diese sich stark an den Auffassungen signifikanter anderer orientierten, und dass bezüglich dieser Überzeugungen eine klare innere Verpflichtung eingegangen werde.

Personen mit diffuser Identität hätten weder innere Verpflichtungen aufgebaut, noch eine Experimentierphase durchgemacht. Sie seien desorientiert, entscheidungsunfähig und zeigten wenig Interessen. Die Schwierigkeiten sich zwischen Alternativen ihrer Lebenssituation zu entscheiden, könnten den betroffenen Personen durchaus bewusst sein. Marcia bemerkt dazu: „Ihr herausragendstes Charakteristikum ist ein Mangel an eigenen Überzeugungen und korrespondierend dazu ein Mangel an Besorgtheit darüber.“ (Marcia, 1989, S.290 zit. n. Keupp u.a., 1999, S.81)

Marcia differenziert den Zustand der Identitätsdiffusion weiter aus. Er unterscheidet, als leichteste und psychisch gesündeste Form die entwicklungsbezogene Identitätsdiffusion, die durch persönliche Ungewissheit mit Reflexionen und Explorationen charakterisiert sei, wobei sich der Weg zur erarbeiteten Identität abzeichne. Im Zustand der sozial angepassten Identitätsdiffusion würden keine inneren Verpflichtungen eingegangen, weil Chancen zwar ergriffen, aber sich trotzdem alle Optionen offengehalten würden. Diese Form der Diffusion stelle eine adäquate Angepasstheit an die heutige Zeit dar. Eine Person im Zustand der sorglosen Identitätsdiffusion scheine sozial gewandt, aber oberflächlich, gehe kurze und spontane Verpflichtungen ein jedoch ohne zeitliche Kontinuität. Die gestörte Identitätsdiffusion stelle bereits eine leichtere Identitätsstörung aufgrund biografischer Verletzungen und dem daraus resultierenden Mangel an Ressourcen dar. Sie sei außerdem gekennzeichnet von sozialer Isolation, praktischem Scheitern und kompensatorischen Größenwahnphantasien. Wenn die Identitätsdiffusion pathologische Ausmaße annehme in Form mangelnder Integrationsarbeit und unangemessenem Verhalten bezüglich eigener Anliegen und Ziele, spricht Marcia von einem Zustand der Selbst-Fragmentierung. Diffuse Identität könne, müsse aber nicht zu einer Krise führen (Marcia, 1980; Haußer, 1995).

Personen, die sich intensiv um eine Position bemühten, aber noch nicht festgelegt seien, befänden sich im „jugendtypischen Stadium des Moratoriums“ (Fend, 2000, S.409). Das Moratorium bezeichne den Status, in dem sehr intensive Überzeugungsbildungen stattfänden, es sei notwendig mit einer Krise verbunden. Wer im Moratorium stehe, befinde sich im Kampf um verschiedene Alternativen, für die er sich innerlich verpflichten könne und er wisse, dass er sich eigentlich entscheiden müsse, dass es früher oder später einer klaren Linie bedürfe.

Die erarbeitete Identität (identity achievement) sei gleichzusetzen mit gelungener Identität als einem Pol in Eriksons bipolarem Schema (Keupp u.a., 1999) und werde durch eine Konsolidierung vorhandener Überzeugungsmuster erreicht. Das heißt, dass die Person ihre früheren von signifikanten anderen geprägten Einstellungen und die verschiedenen Alternativen und Perspektiven, die das Leben biete, in einer explorativen und krisenhaften Periode reflexiv bearbeitet habe. Das Resultat seien feste Zukunftsvorstellungen und der Besitz eines eigenen Standpunktes in den jeweiligen Gegenstandsbeziehungen, der verpflichtend für die Person sei (Fend, 1991, 2000; Haußer, 1995; Keupp u.a.1999; Loos, 1988).

[...]


[1] Ich habe mich aus pragmatischen Gründen für diese Darstellungsform entschieden, bin mir aber im Klaren darüber, dass bereits die theoretische Konzeption von Identität von den paradigmatischen Grundannahmen des Forschers abhängen.

[2] In seinen früheren Arbeiten benutzte Erikson die Begriffe „Diffusion“ und „Konfusion“ synonym als Gegenpol zur erarbeiteten Identität (identity achievment), später jedoch „he dropped „diffusion“ in order to avoid the connotations belonging to the anthropological meaning of diffusion as the spread of cultural elements“ (van Halen, 2002, S.51).

[3] Diese Erweiterung um den Zustand des Foreclosure begründet er damit, dass er die von Erikson angenommenen Möglichkeiten der Identitätsentwicklung für zu undifferenziert hält: „ (...) some ‚identities‘ are purchased cheaply, while others come dearly. For example, it is difficult to speak of one achieving an identity if he becomes a Methodist Republican farmer like his Methodist Republican farmer father, with little or no thought in the matter.“ (Marcia, 1964; zit. n. Loos, 1988, S.50)

Ende der Leseprobe aus 109 Seiten

Details

Titel
Identity Status Interview revised. Überprüfung und Weiterentwicklung eines klassischen Instruments der Identitätsforschung
Hochschule
Universität Siegen
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
109
Katalognummer
V81515
ISBN (eBook)
9783638858595
ISBN (Buch)
9783638854429
Dateigröße
1010 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Insgesamt eine deutlich überdurchschnittliche, ausgezeichnete Diplomarbeit D II, die sich problemlos zu einer Dissertation erweitern ließe.
Schlagworte
Identity, Status, Interview, Weiterentwicklung, Instruments, Identitätsforschung
Arbeit zitieren
Dr Juliane Noack (Autor:in), 2004, Identity Status Interview revised. Überprüfung und Weiterentwicklung eines klassischen Instruments der Identitätsforschung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/81515

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