Obdachlosigkeit in den USA - Wahrnehmung und Reaktion seit 1980


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Motivation zur Themenwahl
1.2. Arbeitsthese und Bearbeitung des Themas

2. Einführung in das Thema Obdachlosigkeit
2.1. Definitionen und grundlegende Sachverhalte
2.2. Ursachen und Entwicklung

3. Wahrnehmung und Reaktion
3.1. Gründe für eine verstärkte Wahrnehmung
3.2. Erste Reaktionen in der Zivilgesellschaft
3.3. Entwicklungen im Bereich der Legislative
3.3.1. Stewart B. McKinney Homeless Assistance Act
3.3.2. Umsetzung des McKinney Act
3.4. Reaktion der Medien
3.5. Heutige Entwicklungen

4. Zusammenfassung/ Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

1.1. Motivation zur Themenwahl

Im Rahmen des Seminars `Tramps and Homelessness in American Culture´ betrachteten wir viele verschiedene Aspekte, die mit der Thematik der Obdachlosigkeit zu tun haben. Der behandelte Zeitraum reichte vom 19. Jahrhundert bis zum aktuellen Tage. Im Laufe des Seminars wurde veranschaulicht, wie komplex dieses Thema ist und wie viele verschiedene Aspekte eine Rolle spielen und Einfluss nehmen.

Ein Sitzungsthema setzte sich mit dem Einsatz für die Obdachlosen auseinander und es kam der Stewart B. McKinney Homeless Assistance Act zur Sprache. Dieser scheint für amerikanische Verhältnisse sehr einzigartig zu sein, da das Sozialsystem der USA keinen guten Ruf genießt. Die vorangegangen Entwicklungen, der Anstieg der Obdachlosigkeit der 1980er Jahre, und die Reaktionen in den USA weckten mein Interesse. Im Rahmen dieser Arbeit habe ich die Möglichkeit, einen tieferen Einblick in die Geschehnisse seit 1980 zu erlangen.

1.2. Arbeitsthese und Bearbeitung des Themas

Diese Hausarbeit fokussiert das Thema Obdachlosigkeit in den Vereinigten Staaten im Zeitraum von 1980 bis 2000. Die zentrale Frage dieser Arbeit lautet: „Wie reagierte die amerikanische Gesellschaft auf das Problem der Obdachlosigkeit, nach dem diese in den 1980ern Jahren anstieg?“

Erstes Ziel der Arbeit ist es, grundlegendes Wissen zum Thema Obdachlosigkeit zu vermitteln und einen Gesamteindruck zu schaffen. Hierzu gehören die Definition von Obdachlosigkeit, Zahlenmaterial, die Darstellung der Ursachen und geschichtliche Entwicklungen. Danach folgt die Darstellung der Reaktionen auf das Thema Obdachlosigkeit und dessen veränderte Wahrnehmung. Dies wird durch einige herausgegriffene Aspekte im Bereich der Zivilgesellschaft, der Legislativen bzw. staatlichen Ebene und der Medien aufgezeigt. Im Fazit wird die Erkenntnis erwartet, dass eine Welle an Reaktionen einsetzte, die untereinander nicht unbedingt konform verliefen. Des Weiteren wird erwartet, dass der Aktivismus beispielhaft und lobenswert ist, jedoch nicht dazu gedacht war die Ursachen zu bekämpfen

2. Einführung in das Thema Obdachlosigkeit

Jeder ist heutzutage auf der Straße schon einmal an einem Menschen vorbeigegangen, der ein Schild bei sich hatte mit der Aufschrift „Bin obdachlos. Eine kleine Spende, damit ich mir etwas zu Essen kaufen kann. Danke“ oder ähnlichem. Dass es Menschen gibt, die so arm sind, dass sie auf der Straße leben, ist der amerikanischen Gesellschaft nicht verborgen geblieben. Obdachlosigkeit existierte in den Vereinigten Staaten von Amerika schon seit weit vor 1980. Zu Beginn der 1980er Jahre entwickelte sich diese zu einem ernstzunehmenden Problem. Die Zahl der Obdachlosen und die Struktur von Obdachlosigkeit veränderten sich.[1]

2.1. Definitionen und grundlegende Sachverhalte

Um zu einem besseren Verständnis zu gelangen, sind nun einige Fragen, die im Zusammenhang mit dem Thema der Obdachlosigkeit auftreten, zu klären. Diese sind: Was ist Obdachlosigkeit? Wie viele Obdachlose gibt es? Warum sind Menschen obdachlos?

Für Obdachlosigkeit gibt es keine allgemein gültige Definition, denn es existieren ganz unterschiedliche Auffassungen darüber, wer obdachlos ist. Ganz offensichtlich sind Menschen, die auf einer Parkbank oder unter einer Brücke übernachten, obdachlos. Wie kann jedoch diese Gruppe von Menschen umfasst werden? Das Wort „obdachlos“ bezeichnet den Zustand des „[vorübergehend] ohne Wohnung“[2] sein. Demnach ist eine Person, die Obdach bei Freunden findet, nicht als obdachlos zu bezeichnen. Sie gehört dann in die Kategorie „hidden homeless“[3], eine weniger sichtbare, versteckte Form der Obdachlosigkeit. Der Stewart B. McKinney Homeless Assistance Act, auf den später noch detaillierter eingegangen wird, definiert obdachlos wie folgt

„(1) an individual who lacks a fixed, regular, and adequate nighttime residence; and (2) an individual who has a primary nighttime residence that is— (A) a supervised publicly or privately operated shelter designed to provide temporary living accommodations […] (B) an institution that provides a temporary residence for individuals intended to be institutionalized; or (C) a public or private place not designed for, or ordinarily used as, a regular sleeping accommodation for human beings.”[4]

Laut dieser Definition gehört der bei Freunden Unterschlupf findende Mensch auch zu den Obdachlosen, da er keinen festen und permanenten Schlafplatz hat. Auch umfasst diese Definition weit mehr Menschen, als nur diejenigen, die auf der Parkbank und unter der Brücke schlafen.

Genauso schwer, wie eine allgemeine Definition zu finden, ist es Zahlen zu ermitteln darüber, wie viele Menschen von Obdachlosigkeit betroffen sind. Die Vielfalt an Definitionen und auch der verschieden möglichen methodischen Ansätze machen eine genaue Angabe unmöglich. Die zahlenmäßige Erfassung einer Bevölkerungsgruppe, die keinen ständigen bzw. festen Wohnsitz hat, ist eine unzulänglich durchführbare organisatorische Aufgabe. Es wird geschätzt, dass im Verlauf eines Jahres ca. 3,5 Millionen Menschen in den USA obdachlos sind.[5] In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu beachten, dass es verschiedene Formen von Obdachlosigkeit gibt. Es gilt zwischen chronischer bzw. permanenter und kurzweiliger bzw. temporärer Obdachlosigkeit zu unterscheiden.[6] Nicht jede betroffene Person ist dauerhaft obdachlos. So kann beispielsweise ein vorübergehender Arbeitsverlust zu Obdachlosigkeit führen. Jedoch ist es möglich, dass nach ein paar Tagen oder Wochen wieder ein Job und eine Wohnung nachgewiesen werden können.

Warum jedoch führt Arbeitslosigkeit auch oft zu Obdachlosigkeit? Wie kann es sein, dass eine beträchtliche Anzahl von Menschen aus dem sozialen System herausfällt? Im Folgenden werden die Hintergründe und einige geschichtlichen Fakten dargelegt.

2.2.Ursachen und Entwicklung

Einen alleinigen Grund, der in die Obdachlosigkeit führt, gibt es nicht. In der gängigen Literatur werden eine Vielzahl von Gründen angeführt, die nicht immer allein wirksam sind, sondern oft als komplexes Gebilde zu betrachten sind. Auch haben sich die Ursachen im Laufe der Zeit verändert. Im 19. Jahrhundert waren oftmals Hungersnot, Alkoholismus, Krieg und das Verlangen nach der Straße Ursachen für Obdachlosigkeit.[7] Heutzutage sind es Arbeitslosigkeit, fehlender bezahlbarer Wohnraum, niedriges Einkommen bzw. steigende Armut, sinkende staatliche Unterstützung und generelle Kürzungen im sozialen System, die auf die Straße führen.[8] Doch auch Naturkatastrophen gehören noch zu einer nicht seltenen Ursache, wie zuletzt in New Orleans zu beobachten war. Häusliche Gewalt, physische sowie psychische Krankheit und Alkohol- sowie Drogenmissbrauch sind weitere Gründe.[9]

„Increasingly, the ranks of the homeless poor include working people, because housing costs are rising beyond the reach of low wages. “[10] Das Verhältnis von Lohn zu Mietkosten ist unausgeglichen und stellte im Laufe des 20. Jahrhunderts ein immer größeres Problem dar. Allein von 1970 bis 1995 entstand so eine Lücke von geschätzten 4,4 Millionen Wohneinheiten.[11] Doch gerade von einem festen Wohnsitz hängt vieles ab. Dieser erhöht die Möglichkeit der Kontaktaufnahme durch potentielle Arbeitgeber. Postzustellungen und Anrufe sind ansonsten schwer durchführbar und weiterhin wird bei vielen Behörden oder einer Bewerbung für eine Arbeit eine Adresse bzw. ein fester Wohnsitz verlangt.

Insgesamt hat sich das Bild seit der Industrialisierung im späten 19. Jahrhundert gewandelt. Zu Beginn schien die Industrialisierung einen leicht positiven Einfluss auf die Obdachlosenzahlen zu haben, da diese zum Anfang des 20. Jahrhunderts keinen Anstieg verzeichneten. Mit der Großen Depression ging ein enormer Anstieg der Obdachlosigkeit einher, welchem erst durch den wirtschaftlichen Aufschwung von 1936 Einhalt geboten wurde. Der 2. Weltkrieg beanspruchte hohe wirtschaftliche und personelle Ressourcen. So nahm die Zahl der Obdachlosen weiter ab und erreichte 1944 ihren Tiefpunkt. Allerdings brachten die 1970er einen erneuten Anstieg und mit der wirtschaftlichen Rezession in den 1980ern stiegen die Zahlen der Obdachlosen weiter an. Dieser Trend wurde auch vom wirtschaftlichen Aufschwung nicht unterbrochen.[12]

Trotz erneuter wirtschaftlicher Wachstumsphasen stieg die Obdachlosigkeit in den USA, was sowohl die Vielfältigkeit der Gründe für Obdachlosigkeit, als auch ihr Zusammenwirken aufzeigt. Zu den wirtschaftlichen Aspekten kam jedoch eine Zahl von anderen Faktoren, die zu diesem Zeitpunkt zum Anstieg der Obdachlosigkeit beitrugen. Zum einen setzte 1960 eine Phase der `Deinstitutionalization´ im Sozial und Gesundheitssystem ein und viele staatliche Kliniken entließen eine Vielzahl von Patienten.[13] Dies ist keine direkte Ursache für Obdachlosigkeit, jedoch ist eine psychisch angeschlagene oder nicht arbeitsfähige Person eher gefährdet, durch das soziale Netz zu fallen, u.a. da sie mit den Situationen des alltäglichen Lebens überfordert ist. Zum anderen wurde Anfang 1980 das Social Security Disability Insurance Program reformiert und dies bedeutete für ca. 200.000 Menschen den Verlust von wichtigen finanziellen Unterstützungen.[14] Eine weitere Ursache sind fehlende soziale Netzwerke. So hat sich das Familienkonstrukt im Laufe der Jahre verändert und ist heute nicht immer fähig, ein Familienmitglied vor der Obdachlosigkeit zu bewahren.

[...]


[1] Vgl. Blau (1992), S. 4-12

[2] Duden (2003), S. 1152

[3] Vgl. Hombs (1990), S. 3

[4] McKinney-Vento Homeless Assistance Act (2005), §11302

[5] National Coalition for the Homeless (NCH) (2005a), S. 3

[6] Vgl. Caton (1990), S. 21

[7] Vgl. Hopper (2003), S.76

[8] Vgl. Hombs (1990), S. 6-10

[9] Vgl. Hill (1991), S.303/04

[10] Hombs (1990), S. 8

[11] NCH (2005c), S. 4

[12] Vgl. Caton (1990), S. 8-14

[13] Vgl. Caton (1990), S. 16

[14] Vgl. Ebd. S. 15

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Obdachlosigkeit in den USA - Wahrnehmung und Reaktion seit 1980
Hochschule
Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg  (Institut für fremdsprachliche Philologien)
Veranstaltung
Tramps and Homelessness in American Culture
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V74477
ISBN (eBook)
9783638852326
ISBN (Buch)
9783638852050
Dateigröße
442 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Obdachlosigkeit, Wahrnehmung, Reaktion, Tramps, Homelessness, American, Culture
Arbeit zitieren
Manuela Szepan (Autor:in), 2006, Obdachlosigkeit in den USA - Wahrnehmung und Reaktion seit 1980, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74477

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