Ibn Battuta ein Schwindler? Eine Analyse der Chinareise Ibn Battutas


Hausarbeit, 2006

25 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Ibn Battuta
2.1 Die Rhila

3. China und der Islam im 14. Jahrhundert
3.1 Die Ausbreitung des muslimischen Handelsnetzwerkes im chinesischen Raum
3.2 China während der Sung-Dynastien
3.3 China unter den Mongolen
3.4 Muslime in Südostasien

4. Kontroversen um die Glaubwürdigkeit Battutas in Hinblick auf seine Chinareise

5. Die Reise ibn Battutas nach China
5.1 Von den Malediven nach Bengalen
5.2 Von Bengalen nach Sumatra
5.3 Von Sumatra an die chinesische Südküste
5.4 China zu Battutas Zeit
5.5 In China
5.6 Quanzhou und Kanton
5.7 Von Quanzhou nach Peking
5.8 In Peking
5.9 Der Rückweg

6. Fazit

7. Literaturangaben

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit versucht der Frage nachzugehen, ob ibn Battuta, der große Reisende des 14. Jahrhunderts, tatsächlich über das islamische Asien hinauskam und in das chinesische Großreich reiste. Keine Reise Battutas ist in der Fachliteratur heftiger umstritten als die Reise an die südchinesische Küste bis hinauf nach Peking.

Zu Beginn der Arbeit gebe ich zunächst einen Überblick über das Leben und die Reisen des ibn Battuta. Danach gehe ich näher auf den Reisebericht, die Rhila, ein. Hierbei soll nicht nur die Entstehungsgeschichte des Werkes geklärt werden, sondern auch ihre Auswirkung auf die Nachwelt abgehandelt werden. Im Anschluss daran gehe ich ausführlicher auf den Einfluss des Islams auf den chinesischen und südostasiatischen Raum vom 8. bis zum 14. Jahrhundert ein. Dies schien mir besonders sinnvoll, um die Gegebenheiten, die Battuta auf seiner Reise vorfand, in einen historischen Zusammenhang zu stellen. Denn hieran lässt sich die Glaubwürdigkeit Battutas messen, da Battuta in seiner Rhila Beschreibungen von geographischen Gegebenheiten und historischen Ereignissen wiedergibt, die mit den tatsächlichen Ereignissen verglichen werden können.

Bevor ich dann näher auf die Chinareise Battutas eingehe, folgt zunächst noch ein Überblick über die unterschiedlichen Positionen von Historikern bezüglich der Chinareise. Dieser Abschnitt fällt leider aufgrund der knapp verfügbaren und relevanten Literatur sehr kurz aus.

Danach folgt die Wiedergabe der Chinareise, wobei zu den einzelnen Etappen der Reise sofort ein kritischer Kommentar folgt, der die historischen Hintergründe erklärt, sowie die Authentizität des Reiseberichts überprüft. Dass der Kommentar direkt nach einer Reiseetappe erfolgt und nicht gesondert in einem folgenden Unterpunkt der Arbeit erscheint, wurde aufgrund der leichteren Lesbarkeit und Verständlichkeit gewählt.

Im Fazit folgt eine Bewertung der Chinareise Battutas aufgrund der Ausarbeitung in den vorangegangenen Kapiteln. Die Arbeit schließt mit dem Versuch zu klären, ob die Chinareise stattgefunden hat, wie weit Battuta in das chinesische Hinterland reiste und ob an der Glaubwürdigkeit der Rhila gezweifelt werden kann.

Die Literaturangaben am Ende dieser Arbeit weisen alle verwendeten Veröffentlichungen auf. Leider beschränkt sich diese Auswahl auf nur vier Werke, da sich eine Vielzahl der Veröffentlichungen zu Battuta nur auf einen bestimmten Aspekt der Reisen beschränkt und damit für diese Arbeit nicht relevant sind. Die Chinareise wurde dabei nie gesondert und detailliert behandelt, so dass ich mich lediglich auf Veröffentlichungen zu der gesamten Reise Battutas beschränken musste. Zudem sind einige ältere Werke weder im Handel, noch in deutschen Bibliotheken erhältlich. Bei diesen Werken handelt es sich insbesondere um Veröffentlichungen um 1920, als Battuta stärker die Aufmerksamkeit der Geschichtsforschung genoss. In den Jahren 1930 bis 1990 wurden kaum Werke zu Battuta veröffentlicht, so dass ich am Ende nur vier erhältliche Veröffentlichungen zu Battuta berücksichtigen konnte. Allerdings handelt es sich hierbei, wie die Veröffentlichungsdaten zeigen, um aktuelle Literatur, die den neuesten Forschungsstand wiedergeben.

2. Ibn Battuta

Ibn Battuta wurde 1304, zur Zeit der Marinid Dynastie, in Tanger, im heutigen Marokko, in eine muslimische Gelehrten Familie geboren. Er studierte muslimisches Recht und erlangte den Titel eines Quadis, eines Richters.

1325 verließ er seine Heimatstadt und begab sich auf die Pilgerreise, die Hadjsch, nach Mekka. Sein Ziel erreichte er anderthalb Jahre später. Diese ersten Reise führte ihn durch Nordafrika, Palästina und Syrien. In Mekka beschloss ibn Battuta eine weitere Reise nach Persien und in das heutigen Irak zu unternehmen, von der er 1228 nach Mekka zurückkehrte. Danach folgte eine weitere Reise, diesmal mit dem Schiff, durch das Rote Meer. Dabei reiste er entlang der afrikanischen Küste bis in das Gebiet des heutigen Tansania. Auf seiner Rückreise nach Mekka bereiste er den Oman und den Persischen Golf. 1330 machte er sich erneut aus Mekka auf, um eine Anstellung am Sultanat in Delhi zu erlangen. Anstatt die übliche Route über die arabische See zur indischen Westküste zu wählen, zog er über Land von Mekka nach Ägypten, durch Syrien und Kleinasien. Er durchfuhr das Schwarze Meer, bereiste die Zentralasiatische Ebene und machte dann einen Umweg zurück nach Konstantinopel in Begleitung der Tochter des oströmischen Kaisers. Von dort begab er sich zurück nach Zentralasien und durchquerte das Reich der Goldenen Horde nach Osten durch die Region Khorasan und Afghanistan. Er erreichte das delhische Sultanat 1333, wo er acht Jahre lang am Hofe des Sultans angestellt war. Bis 1341 hielt er dort den Posten als Richter inne, bis er vom Sultan als Botschafter an den chinesischen Hof zum mongolischen Kaiser geschickt wurde. Seine Reise nach China endete mit einem Schiffbruch an der südwestlichen Küste Indiens, so dass er alleine begann nach China zu reisen. Er durchquerte Indiens Süden, reiste nach Ceylon und lebte für acht Monate als Richter auf den Malediven. 1345 machte er sich von den Malediven auf, bereiste Bengalen, die Küste Burmas und Malaysiens, sowie die Insel Sumatra und gelangte nach China.

Seinen Angaben zu folge, verweilte er einige Zeit an der südchinesischen Küste und reiste dann, auf Einladung des chinesischen Kaisers, nach Peking. In den Jahren 1346-47 reiste er von China über Indien, den Persischen Golf, Syrien und Ägypten erneut nach Mekka. Er begab sich danach über Land und zu Wasser auf die Heimreise nach Marokko. Er erreichte Fez, die Hauptstadt des Sultanats, 1349. Ein Jahr später suchte er den Königshof in Granada auf und lernte dort ibn Juzayy, einen

jungen Schreiber des Sultans kennen. Er kehrte für kurze Zeit zurück nach Fez, um von dort zu seiner letzten Reise aufzubrechen. In den Jahren 1353 bis 1355 durchzog er die Sahara zum Königreich Mali, im heutigen Sudan. Er kehrte danach nach Fez zurück und berichtete, auf Geheiß des Sultans, ibn Juzayy seine Reiseerlebnisse, der diese für die Nachwelt festhielt.

Das Werk, die Rhila, wurde ein Jahr später fertig gestellt, kurz vor ibn Juzayys frühen Tod. Ibn Battuta starb 1368 oder 1369 (700 A.H.).

2.1 Die Rhila

Battuta erzählte seine Reise allein aus seiner Erinnerung heraus. Während seiner 28jährigen Reise hatte er nie Aufzeichnungen vorgenommen, so dass auch unweigerlich kleinere Fehler in der Rhila zu finden sind, sobald es sich um Städtenamen und Jahreszahlen handelt. Aber selbst trotz dieser kleineren Fehler überzeugt die Rhila fast durchweg durch ihre Glaubwürdigkeit und Exaktheit.

Ibn Juzayy half Battuta wahrscheinlich nicht nur, die Reise in arabische Prosa zu betten, sondern auch bei den Nachforschungen in anderen Reiseberichten und Werken der Geographie, um die Städte richtig zu benennen und zu beschreiben. In einigen Passagen der Rhila wird es besonders offensichtlich, dass weitere Literatur herangezogen wurde, um Battutas Erinnerungen mit detaillierterem Wissen anzureichern. So wurden ganze Passagen der Rhila des Ibn Jubay übernommen, einem muslimischen Reisenden des 12. Jahrhunderts, um die Beschreibungen der Städte Damaskus, Mekka und Medina zu vervollständigen. Man kann davon ausgehen, dass noch weitere Werke herangezogen wurden, die Battutas Reisebericht ausschmücken.

In wie weit spätere Schreiber, die das Werk bearbeiteten oder kopierten, dem Reisebericht versuchten Weiteres hinzuzufügen ist nicht bekannt. Das Werk war bis zum 19. Jahrhundert zu unbedeutend, um von muslimischen Gelehrten Beachtung zu finden. Die Rhila ist zu sehr in Prosa gehalten, um als seriöse Quelle damaligen wissenschaftlichen Arbeiten dienlich zu sein. Außerdem galt Battuta unter den Gelehrten des 14. Jahrhunderts als Lügner und Märchenerzähler, da seine Erlebnisse zu abenteuerlich schienen, um wahr sein zu können. Ein Makel, mit dem die Rhila bis zu ihrer Entdeckung durch europäische Historiker im 19. Jahrhundert behaftet war.

Heute steht die Rhila des ibn Battuta auch weiterhin hinter den bekannten, muslimischen Reiseberichten des ibn Fadlan und ibn Jubay zurück. Eine vollständige Ausgabe der Rhila lag für westliche Historiker lange Zeit nicht vor. Die erste Edition eines westlichen Historikers wurde 1853 in Paris veröffentlicht. Allerdings stellte sich später heraus, dass die Übersetzung nur von einer unvollständigen, gekürzten Ausgabe vorgenommen wurde. Sir Hamilton Gibb untersuchte ab den 1920ern verschiedene Ausgaben der Rhila und fand dabei schließlich eine ungekürzte Ausgabe des Resieberichts. Er begann mit der Übersetzung und Edition dieser Ausgabe bis zu seinem Tode 1971. Bis dahin hatte Gibb drei Bände von den insgesamt fünf geplanten Bänden seiner Edition fertiggestellt. Die Arbeiten an der Edition wurden von Charles Beckingham 2000 zu Ende geführt. Die Gibb-Beckingham Übersetzung gilt heute als Standard in der Battuta-Forschung.[1]

[...]


[1] Mackintosh-Smith, Tim: The Travels of Ibn Battutah. London 2002. S. XII.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Ibn Battuta ein Schwindler? Eine Analyse der Chinareise Ibn Battutas
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
25
Katalognummer
V78346
ISBN (eBook)
9783638834490
ISBN (Buch)
9783638838115
Dateigröße
425 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Battuta, Schwindler, Eine, Analyse, Chinareise, Battutas
Arbeit zitieren
Sven-Ole Schoch (Autor:in), 2006, Ibn Battuta ein Schwindler? Eine Analyse der Chinareise Ibn Battutas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78346

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