Depressionen - "Wie der Hamster im Laufrad"


Hausarbeit, 1999

23 Seiten


Leseprobe


Inhaltsangabe

A Einführung in die Thematik
I. Einleitung
II. Was versteht man allgemein unter Burnout?

B. Vorstellung verschiedener Theorien zur Entstehung des Burnout-Syndroms
I. Wie entsteht das Burnout-Syndrom?
II. Das Helfer-Syndrom
III. Theorien aus der Burnout-Forschung
1.) Lauderdale: Enttäuschte Rollenerwartungen
2.) Freudenberger: Verfehlte Lebenspläne
3.) Meier: Pessimistische Prognosen
4.) Perlman und Hartman: Persönlichkeit und Organisation
5.) Kritik:
IV. Physiologische Stressforschung nach Selye und Vester
V. Rollenkonflikt und Rollenunklarheit (Robert Kahn et. al.)

C. Bewältigungsstrategien
I. Coping
II. Identifizierung mit dem Beruf als Hilfe gegen Burnout
III. Was bei Burnout helfen kann
1.) Anti-Burnout-Programme
2.) Systemische Organisationsentwicklung (OE)
3.) Noch mehr Tipps & Tricks
4.) Ein Praxisbeispiel
5.) Think big!

D. Literaturverzeichnis

A Einführung in die Thematik

I. Einleitung

Für die meisten Menschen spielt der Beruf eine herausragende Rolle. Wie wichtig die Arbeit und der damit verbundene sozio-ökonomische Status sind, sieht man an Arbeitslosen und der panikartigen Angst vor Arbeitslosigkeit, die körperliche und psychosomatische Krankheiten begünstigt. In der Regel verbringt man acht Stunden pro Tag am Arbeitsplatz. Da ist es besonders wichtig, dass die Arbeit Freude bereitet. Die Berufswahl ist daher ein entscheidender Schritt im Leben junger Menschen. Allerdings geschieht dies in einem Stadium, in dem die wenigsten in der Lage sind, die Folgen ihrer Entscheidung zu erfassen.

Ob jemand in dem von ihm erlernten Wunschberuf auch eine Anstellung findet, ist nicht mehr vorhersagbar wie in Zeiten des Wirtschaftswunders. Ob die Neigungen des einzelnen mit dem gewählten Beruf übereinstimmen, kann ebenfalls nur die Zukunft zeigen. Außerdem zeigt die Praxis, dass viele im Laufe ihres Berufslebens umschulen oder sich weiterbilden müssen, um auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu bleiben. Die Berufswahl ist also ein entscheidender, aber kein endgültiger Schritt.

Dies eröffnet mir viele Freiheiten, z.B. habe ich während meines Studiums an der Fachhochschule für Sozialwesen in Mannheim viele Menschen kennen gelernt, die vom Bankkaufmann/-frau oder BWL/VWL-Studium auf einen helfenden Beruf umgestiegen sind.

Ich möchte daher auf die Beweggründe von Menschen näher eingehen, die sich für einen Sozialberuf entschieden haben. Nach Gildemeister „steht die Motivation eines ‚helfenden Umgangs mit anderen Menschen’ im Vordergrund“ (s. S. VII). Man möchte einen Sinn in der eigenen Tätigkeit sehen und sich selbst verwirklichen. Geldverdienen und Statussymbole treten bei diesem Streben nach immateriellen Werten und der Suche nach Ganzheitlichkeit in den Hintergrund. „Soziale und kommunikative (…) Fähigkeiten wie z.B. Verständnis, Einfühlungsvermögen, Spontaneität, Geduld etc.“ (Gildemeister, S. VII) sollen nicht auf das Privatleben beschränkt bleiben, sondern auch im Beruf angewandt werden können. Der Beruf soll zur Berufung werden.

Gildemeister beruft sich auf die Theorie der Hierarchie von Bedürfnissen nach Maslow, der meinte, dass „die Prioritäten eines Menschen (…) seine sozio-ökonomische Lage widerspiegeln. Den höchsten subjektiven Wert schreibt man den Dingen zu, die relativ knapp sind.“ (Maslow zit. nach Gildemeister, S. 8). So erklärt sie die Forderungen der heutigen Generation an ihren Arbeitsplatz, die sich von denen der Kriegsgeneration, die den Beruf nur als Sicherung des Lebensunterhalts und bloßen Broterwerb ansah, beträchtlich unterscheiden.

Die Firmen haben darauf reagiert. Gesucht werden Menschen, die nicht nur stumpfsinnig ihre Tätigkeit tun, sondern sich mit innovativen Ideen, Spontaneität und Mut zum Risiko einbringen und sich mit ihrem Unternehmen und ihrer Tätigkeit identifizieren. Das, was man früher nur in Sozialberufen fand, hat in die Wirtschaft Eingang gefunden. Den Mitarbeitern soll die Arbeit Freude bereiten, damit noch effektiver gearbeitet wird.

Der Nachteil einer solchen Strategie ist, dass nicht nur die Arbeitskraft, sondern die Persönlichkeit gefordert wird. Der Kampf auf dem Arbeitsmarkt hat sich meiner Meinung nach seit den Zeiten von Marx und Engels also noch verschärft, denn damals wurde noch nur die Arbeitskraft gefordert.

Bei Wirtschaftsunternehmen werden internationale Mobilität, Veränderungsbereitschaft, Team- und Überzeugungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen etc. verlangt; in Sozialberufen geschieht ähnliches, allerdings unter dem Deckmäntelchen der Nächstenliebe. Supermenschen werden meiner Meinung nach verlangt. Wenn unter solchem Druck Leistung zu erbringen ist, so verwundert es mich nicht, dass viele am Burnout-Syndrom erkranken. Vor allem, wenn ich merke, dass meine Persönlichkeit nicht mehr ankommt, denn diese kann ich kaum verändern.

Außerdem ist es meiner Meinung nach wichtig, dem Burnout präventiv vorzubeugen, weil die damit verbundenen Arbeitsausfälle den Arbeitgeber stark belasten können. Anspruchsvolle Tätigkeiten, zu der hochqualifiziertes Fachpersonal benötigt wird, werden immer häufiger werden, wenn man nur an den Siegeszug von Computern denkt. Dieses Fachpersonal kann nicht ohne weiteres ersetzt werden so wie dies bei angelernten Hilfskräften noch möglich ist. Hinzu kommt, dass die Produktivität ständig gesteigert werden muss. Dies ist aber nur möglich, wenn das Personal motiviert und belastbar ist, und die Fluktuation sich in normalen Grenzen hält.

Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist mir ein persönliches Anliegen auch im Hinblick auf mein nächstes Praktikum, das ich in Frankfurt in einer privaten Firma beginnen werde, die im Bereich Personalentwicklung tätig ist. Dort bin ich mit meiner Anleiterin, die als Sozialarbeiterin arbeitet, neben vielen verschiedenen Berufsgruppen tätig, z.B. Bankkaufleuten und Informatikern. Dazu muss ich wissen, wer ich bin, wo meine Grenzen sind und was ich zu leisten bereit bin.

II. Was versteht man allgemein unter Burnout?

Der Begriff „Burnout“ wurde in den USA von dem aus Deutschland stammenden Psychoanalytikern Herbert J. Freudenberger und Ginsburg (1974) geprägt. Nach Bäuerle ist Burnout „die Reduktion psychischer Belastbarkeit schon im mittleren Berufsalter; die Entstehung von Resignation und Ressentiment als Folge menschlicher Überforderung; die Bildung einer autoritären Charakterstruktur und die Neigung zu repressivem Verhalten als Folge beruflicher Enttäuschung; den inneren Rückzug von allen Menschen und menschlichen Problemen als Schutzmaßnahme jener, die – ohne eigene Hilfe zu erfahren – ein Berufsleben lang mit schwierigen Persönlichkeiten in hoffnungslosen Situationen gesellschaftskonforme Lösungen finden müssen“ (Bäuerle, 1969, S. 23 zit. nach Burisch, S. 4).

Burnout kann in jedem Beruf auftreten, ja selbst im privaten Bereich. In Sozialberufen wurde man zuerst auf die Gefahr des Burnout aufmerksam; später erkannte man, dass die Symptomatik auch in der Wirtschaft auftritt z.B. beim gestressten Manager oder innerlich kaputten Fließbandarbeiter.

B. Vorstellung verschiedener Theorien zur Entstehung des Burnout-Syndroms

I. Wie entsteht das Burnout-Syndrom?

Was treibt Menschen aber dazu, sich selbst perfektionieren zu wollen, sich mehr abzuverlangen, als man schaffen kann? Früher oder später müssen sie erkennen, dass ihre Wunschziele utopisch sind. Burisch gibt die Gründe der Berufswahl als eine mögliche Ursache an. Er erläutert, dass bei einer Untersuchung eine Gruppe angehender Erzieherinnen im Gegensatz zu einer Vergleichsgruppe von Bürokaufleuten den Anspruch an den zukünftigen Beruf äußerte, Einfluss auf Menschen zu nehmen und in Kontakt mit ihnen zu kommen und sich selbst im Job zu verwirklichen. Hier warnt Burisch, wer so hohe Ziele habe und Bestätigung durch andere suche, laufe eher Gefahr, krank zu werden als der Bankkaufmann, den seine Arbeit emotional nicht tangiert. Außerdem denkt Burisch, viele Menschen in Sozialberufen scheuten sich, über ihre wahren Beweggründe zur Berufswahl nachzudenken, da sie ihr Selbstbild vom starken Helfer nicht gegen eines eintauschen möchten, das von hintergründigem Altruismus und Narzissmus geprägt sei (Burisch, vgl. S. 8-9).

II. Das Helfer-Syndrom

Gerade in der sozialen Arbeit glauben die Helfer oft, sie müssten ständigen Einsatz für ihre Klienten zeigen wie Schmidbauer schon in seinem 1977 erstmals erschienenen Buch „Die hilflosen Helfer“ konstatiert. Sie meinen, sie müssten Übermenschen sein wie Jesus; dabei kannte sogar der den Sonntag. Weil man sich aufopfert, Überstunden macht, ein gutes Wort für Herrn X einlegt, erwartet man Dankbarkeit, die jedoch kaum geschenkt wird. Enttäuschung und Ärger machen sich breit. Statt auf diese Gefühle zu hören und die Notbremse zu ziehen, werden diese verdrängt. Ein Teufelskreislauf ist in Gang gesetzt.

[...]

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Details

Titel
Depressionen - "Wie der Hamster im Laufrad"
Hochschule
Fachhochschule Mannheim, Hochschule für Sozialwesen
Veranstaltung
Strategien Sozialer Arbeit
Autor
Jahr
1999
Seiten
23
Katalognummer
V78956
ISBN (eBook)
9783638835183
ISBN (Buch)
9783638835213
Dateigröße
442 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Depressionen, Hamster, Laufrad, Strategien, Sozialer, Arbeit
Arbeit zitieren
Tanja Schmidt (Autor:in), 1999, Depressionen - "Wie der Hamster im Laufrad", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78956

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