Ein Jahr danach - Zu den Geschehnissen des elften Septembers 2001


Seminararbeit, 2002

28 Seiten, Note: 1,70


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Der 11. September 2001
1.1 Die Katastrophe am Morgen
1.2 Orte des Geschehens: New York/Washington D.C./Shanksville
1.3 Neue Formen internationalen Terrors

2 Die außenpolitischen Konsequenzen des 11. Septembers 2001
2.1 Krieg ja oder nein? Wenn ja gegen wen?
2.2 Die erste Etappe im Krieg gegen den Terrorismus: Afghanistan
2.3 Wofür kämpfen die Amerikaner?
2.4 Amerikanische Außenpolitik nach dem 11. September 2001: Neue Wege?
2.5 Krieg gegen den Irak oder gegen Saddam Hussein?

3 Schlussbetrachtung

4 Literatur
4.1 Gedruckte Quellen bzw. Literatur
4.1.1 Bücher
4.1.2 Zeitungen
4.1.3 Zeitschriften
4.2 Digitale Quellen

Einleitung

Man könnte meinen, wir leben in einer Zeit, in der die Menschen nicht mehr wissen, was Gut und Böse bedeuten. Es scheint, dass das Verständnis der Kulturen unterein- ander schlechter ist denn je zuvor. Ist der ,,Zusammenprall der Kulturen“1 an diesem >11. September 2001 geschehen? Ich denke schon. Die barbarischen Anschläge auf die Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr waren ein Zeichen dafür. Das für Menschen Unbegreifliche ist geschehen, die Vereinigten Staaten - und mit ihnen ein großer Teil der westlichen Welt - sind an ihren empfindlichsten Stellen getroffen worden. Die Wahrzei- chen für wirtschaftliche und militärische Macht wurden in wenigen Stunden vernichtet: das World Trade Center und das Pentagon lagen in Schutt und Asche. Die Welt stand fassungslos vor dem Ausmaß eines solchen terroristischen Gewaltaktes. Die westlichen Mächte rückten enger zusammen und forderten ein massives Vorgehen gegen den insti- tutionalisierten Terrorismus. Somit entstand ein Bündnis gegen den Terror2, welches von den Vereinigten Staaten ausging und den Hauptschuldigen, samt seiner Anhänger und Organisationen, Usama bin Ladin3, in Afghanistan zu fassen suchte. Schließlich rückten die Amerikaner in Afghanistan ein und bekämpften das von ihnen für den Terror ver- antwortlich gemachte Taliban-Regime.

Diese Arbeit wird zunächst einen detaillierten ÜberblickzudenGeschehnissendes 11. Septembers 2001 geben. Anschließend werde ich die außenpolitischen Konsequenzen (welche Veränderungen gab es?) auf Grund der terroristischen Akte gegen die Vereinigten Staaten untersuchen. In einer abschließenden Schlussbetrachtung werden eine kritische Einschätzung der Ereignisse und deren Konsequenzen, sowie ein Ausblick auf mögliche Weiterentwicklungen folgen.

1.1 Die Katastrophe am Morgen

Am Dienstag, dem 11. September 2001, um 8 Uhr 45 Lokalzeit New York, (14 Uhr 45 MEZ) nahm die Katastrophe ihren Lauf. Das erste der insgesamt vier entf ührten Pas- sagierflugzeuge raste zu dieser Zeit in den nördlichen Turm des World Trade Centers und setzte es durch eine gewaltige Explosion in Brand.4 Wenig später, etwa 18 Minuten waren vergangen, flog ein weiteres Flugzeug auf den südlichen Turm zu und raste in diesen. Auch hier kam es zu einer Explosion. Beide Flugzeuge kamen aus Boston, wo sie von mutmaßlichen Terroristen der Al-Quaida Gruppe entführt wurden. Doch dies war den Terroristen noch nicht genug. Wenig später wurde durch verschiedene Quellen be- richtet, dass das Pentagon ebenfalls brenne. Ein drittes Flugzeug war in den Westfl ügel des amerikanischen Verteidigungsministeriums gestürzt. Das vierte und letzte Flugzeug stürzte gut zwei Stunden nach den Attentaten auf das World Trade Center in der Nähe von Pittsburgh ab, genauer bei Shanksville. Die vier Flugzeuge stammten von den Flug- gesellschaften American Airlines und United Airlines, welche jeweils zwei Maschinen verloren.5

Präsident Bush reagierte daraufhin mit verschiedenen Auftritten, um die Nation zu beruhigen. Einige Tage später war die Nation durch Trauer vereint und die Worte des Präsidenten erhielten neues Gewicht. Der politische Alltag war nun nicht mehr von der Debatte über das Raketenabwehrsystem geprägt und auch die restliche westliche Welt vergaß diese Angelegenheit schnell und stellte sich hinter die Vereinigten Staaten. Bush forderte die Bestrafung der Täter und weiterhin aller, die jenen Unterschlupf gewährt haben. Diese Forderung wurde von der Mehrheit der Politiker aller Parteien unterst ützt. George W. Bush bewertete die Ereignisse des 11. Septembers 2002 als Kriegshandlungen, was zur Konsequenz hatte, dass für die Nato der Bündnisfall gegeben war.6

1.2 Orte des Geschehens: New York/Washington D.C./Shanksville

New York befand sich nach diesen Anschlägen in einer Art Schockzustand. Die Bevölkerung wurde durch den damaligen Bürgermeister Giuliani aufgefordert, ,,die Ruhe zu bewah- ren“7 und das südliche Manhattan zu verlassen. Hilfskräfte versuchten, Menschen aus den Trümmern der beiden Türme zu holen. Die Situation war außerordentlich gefährlich: Gebäude in unmittelbarer Umgebung des World Trade Centers waren vom Einsturz be- droht, herabfallende Trümmer verletzten viele Menschen und die Sicht war durch Staub, Ruß und Asche behindert. Die Straßen waren ebenfalls mit Trümmern und Asche be- deckt.

Der gesamte Stadtteil Manhattan war außer Gefecht gesetzt. Tunnel und Br ücken, die Manhattan mit dem Festland verbinden, wurden gesperrt und auch der restliche Verkehr kam zum Erliegen. Der Verkehr der Untergrundbahnen wurde eingestellt. Der Betrieb der Grand Central Station wurde ebenfalls eingestellt. Gegen Mittag wurden dann wieder einige Strecken freigegeben. Der Fährbetrieb wurde ebenfalls wieder aufgenommen, um mehreren Tausend Pendlern den Weg nach Hause zu ermöglichen.8

Nach Berichten verschiedener Zeitungen waren über 40.000 Polizisten und 14.000 Feuerwehrmänner im Einsatz, verstärkt durch Hilfskräfte aus der Umgebung und der National Guard. Bürgermeister Giuliani antwortete auf die Frage wie hoch die Zahl der Opfer sei, sie sei ,,astronomisch“9. Die New Yorker Krankenhäuser waren voll und überlastet, sämtliche Einsatzkräfte waren aktiv; New York war aber dennoch auf die Hilfe der Rettungskräfte aus dem Umland angewiesen. Im Hafen der Weltstadt wurden sogar Boote zum Transport der Opfer beschlagnahmt.10

In Washington D.C. wurde, wie bereits erwähnt, der Westflügel des Pentagon getroffen. Daraufhin evakuierte man das Weiße Haus, das Capitol, das Innenministerium und die Notenbank. Außerdem wurden zahlreiche öffentliche Einrichtungen wie Universitäten und die Museen an der Washingtoner Mall geräumt. Später kamen noch alle anderen Ministerien dazu. Das Pentagon wurde weit weniger stark getroffen als das World Trade Center. Das Flugzeug raste in einen Flügel, der gerade restauriert werden sollte. Da das Flugzeug für einen fünfstündigen Flug aufgetankt war, aber zu diesem Zeitpunkt lediglich 20 Kilometer zurückgelegt hatte, flossen Tausende Liter von Kerosin aus und gingen in Flammen auf. Es dauerte mehrere Tage, den Brand zu löschen. Man geht davon aus, dass in dem betroffenen Teil keiner überlebt habe.11

ÜberdieZielederviertenMaschine,welchebeiShanksville,Pennsylvaniaabst ürzte, besteht keine Klarheit. Vermutet wurde ein Angriff auf das Weiße Haus. Kurz vor dem Absturz bestand noch Telefonkontakt mit einem Passagier des Flugzeuges. Vermutet wird, dass die Insassen die Entführer überwältigen konnten und so einen Anschlag auf das Weiße Haus verhindert werden konnte.12

1.3 Neue Formen internationalen Terrors

Nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 kam die Frage auf, ob es neue Formen des internationalen Terrorismus gäbe, die noch nicht beachtet wurden und gegen die es keine Vorgehensweisen gab. Die NZZ schrieb am 13. September 2001 dazu Folgendes:

,,Seit dem Untergang der Sowjetunion haben sich neue Formen des Terrorismus etabliert, die ohne kohärente politische Ideologie oder eine Massenbasis auskom- men. Relativ kleine Gruppen und Personen agieren autonom, sind aber interna- tional vernetzt. Die Gefahr asymmetrischer Kriegsführung wurde im Westen oft unterschätzt.“13

Die Welt war nicht vorbereitet auf solch eine Form des Terrorismus’, noch so intelligen- te Systeme konnten durch einen aberwitzigen Plan umgangen und geschädigt werden. Das weltweite Netz der Terrorgruppe um Usama bin Ladin reichte von Afghanistan, wo er Schutz durch die Taliban erhielt, über Europa bis in die Vereinigten Staaten. Die Ausbildung der Flugzeugentführer wurde im Hamburger Stadtteil Harburg an der dortigen Technischen Hochschule mittels eines islamistischen Arbeitskreises, welcher an jener Hochschule beheimatet war, unbeaufsichtigt und ungestört im Selbststudium der Entführer durchgeführt. Finanzen und Gelder dieser Organisationen sind auf sämtlichen Kontinenten verteilt. Der internationale Terrorismus versteht es also bestens, die Vor- teile der Globalisierung und der freien Bewegung von Menschen und Kapital, f ür seine Zwecke auszunutzen.

Bereits drei Wochen vor den Attentaten verlautbarten Anhänger Usama bin Lad- ins, dass es zu einem ,,riesigen und beispiellosen Anschlag“ auf die Vereinigten Staa- ten kommen werde. Die Äußerungen wurden nicht ernst genommen, da es schon öfter zu solchen Ankündigungen kam, diese aber nicht umgesetzt wurden. Nach den An- schlägen machte man die Geheimdienste dafür verantwortlich, Meldungen dieser Art nicht genügend beachtet zu haben. Aus Deutschland wurde erwidert, dass es immer wie- der solche Ankündigungen gegeben habe und es daher schwierig gewesen sei, Gerüchte von wahren Anschlagsvorhaben zu unterscheiden. Weiterhin meint die NZZ dazu:

,,Der Vorwurf, die westlichen Geheimdienste hätten den internationalen Terroris- mus in der Vergangenheit unterschätzt, trifft in dieser Verallgemeinerung nicht zu.

So warnt beispielsweise der Bundesnachrichtendienst (BND) seit längerem vor einer zunehmenden Destabilisierung Zentralasiens und der von dort ausgehenden terroristischen Gefahr.“14

So verlagern die deutschen wie auch die amerikanischen Geheimdienste die Aufmerksam- keit und die Arbeitsschwerpunkte - zwecks Untersuchung des Ursprungs des Terrorismus - nach Zentralasien, genauer nach Afghanistan, wo der Aufenthaltsort Usama bin Lad- ins angenommen wird. Diese Region - geprägt durch religiösen Fanatismus und lang anhaltende Bürgerkriege, finanziert durch einen scheinbar unendlichen Nachschub an Waffen und Geld, welcher durch den Drogenhandel ermöglicht wird - stellt einen idealen Nährboden für den Terrorismus dar. Methoden der Geheimdienste zur Aufklärung und Zerschlagung dieser Organisationen sind zum einen die Infiltration der Gruppen und zum anderen die Überwachung des Daten- und Telefonverkehrs sowie der Satelliten.15

Die Geheimdienste beobachteten in den vergangenen Jahren einen Wandel des inter- nationalen Terrorismus. So verloren traditionelle Unterstützer16 des Terrorismus eher an Bedeutung. An deren Stelle traten diffuse Netzwerke, Gruppen oder Einzelpersonen, welche in der Regel im Kaukasus, dem Nahen Osten und Zentralasien zu finden sind.

≪Le terrorisme ne correspond pas à des nations déterminées, il n’a pas de visage, pas d’armée identifiable et il est parfois l’œuvre d’un auteur solitaire.≫17

Diese Gruppen agieren gleichermaßen international wie unabhängig. Dabei spielen Dinge wie Verankerung in der Bevölkerung keine entscheidende Rolle. An dieser Stelle paar- te sich religiöser Fundamentalismus mit einem unglaublichen Hass auf die Vereinigten Staaten. Der religiöse Wahn hat dazu geführt, dass die Terroristen häufiger zur Selbst- aufopferung bereit sind. Sie streben im Gegensatz zum ,,traditionellen“ Terrorismus nicht begrenzte, politisch legitimierbare Taten an, sondern setzten sich Anschläge mit möglichst vielen Opfern zum Ziel. Möglich ist dies durch die Tatsache, dass sie, nicht wie die terroristischen Staaten, auf gewisse Umstände Rücksicht18 nehmen müssen. Durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und die Tschetschenienkriege vermischten sich Guerillakämpfer und Terroristen, wofür es in diesem Bereich Asiens verschiedene Aus- bildungslager gibt.

[...]


1 vgl. Huntington 1998; Nach Huntington werden die internationalen Beziehungen des 21. Jahrhunderts von Grenzen zwischen den verschiedenen Zivilisationen im Allgemeinen und einer Konfrontation zwischen der Welt des Islams und dem Westen im Speziellen geprägt sein.

2 Der Präsident der Vereinigten Staaten George W. Bush sprach in diesem Zusammenhang gar von einer “axis of evil“, welche die Staaten Afghanistan, Irak, Iran und Nord-Korea umfasste. Er unterteilte daraufhin die Welt in zwei Lager: ”You are either with us or against us.“ Diese bipolare Einteilung lässt sich auf Staaten wie z.B. Saudi-Arabien nicht anwenden. ”The inevitable result was confusion that did not fit into either category, such as Saudi Arabia.“, beide Zitate in: vgl. The Economist vom 7. September 2002: ,,Night fell on a different world“, S. 27

3 Die Namensschreibweisen unterscheiden sich. Ich folge hier der Version, welche die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) benutzt. 1 Der 11. September 2001

4 vgl. NZZ vom 12. September 2001: ,,Barbarische Terrorangriffe gegen Nervenzentren der USA“

5 ebd.

6 vgl. NZZ vom 13. September 2001: ,,Washington bezeichnet die Anschläge als Kriegsakte“

7 vgl. NZZ vom 12. September 2001: ,,New York im Schockzustand“

8 vgl. NZZ vom 12. September 2001: ,,New York im Schockzustand“

9 ebd.

10 ebd.

11 vgl. NZZ vom 13. September 2001: ,,Washington bezeichnet die Anschläge als Kriegsakte“

12 vgl. NZZ vom 14. September 2001, ,,Elemente des islamistischen Terrornetzwerkes“

13 NZZ vom 13. September 2001

14 NZZ vom 13. September 2001

15 vgl. NZZ vom 13. September 2001

16 z.B. Libyen, Syrien oder der Iran

17 Fuentes, Carlos 2002: Les Etats-Unis contre eux-mêmes, in: Le nouvel Observateur, 7. September 2002, S. 70, übersetzt von Isabelle Gugnon

18 wie z.B. Verbündete jeglicher Art oder Handel, sei es Waffen, Geld oder sonstiges

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Ein Jahr danach - Zu den Geschehnissen des elften Septembers 2001
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Institut für Politische Wissenschaft)
Veranstaltung
Amerikanische Außenpolitik
Note
1,70
Autor
Jahr
2002
Seiten
28
Katalognummer
V77102
ISBN (eBook)
9783638816953
ISBN (Buch)
9783638818469
Dateigröße
528 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jahr, Geschehnissen, Septembers, Amerikanische, Außenpolitik
Arbeit zitieren
M.A. Timo Freudenberger (Autor:in), 2002, Ein Jahr danach - Zu den Geschehnissen des elften Septembers 2001, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77102

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