Das Internet als Quelle neuer Text-Gattungen. Blogs und Foren


Hausarbeit, 2006

15 Seiten, Note: 1,75


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Internet

3. Blogs
3.1 Entstehungsgeschichte und Funktion von Blogs
3.2 Allgemeine Charakteristika
3.3 Struktur des Blogs
3.4 Kommunikationsstruktur – Zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit
3.5 Code parlé versus code écrit
3.6 Linguistische Charakteristika und stilistische Spezifika

4. Ausblick und Fazit

5. Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Wohl kaum eine andere Kommunikationsform steht derzeit so stark im Mittelpunkt des

multidisziplinären und wissenschaftlichen Interesses wie das Internet und seine Möglichkeiten. Schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts erkannte H. Frei, dass das Aufkommen neuer kommunikativer Bedürfnisse wesentliche linguistische Veränderungen mit sich bringen würde.[1] Diese Arbeit fokussiert nun eine dieser neuen Kommunikationsformen: den Weblog. Aufgrund der Fülle von Charakteristika dieser neuen Formen und verschiedenen Parallelen hinsichtlich der Analyse erscheint es der Autorin sinnvoll, exemplarisch anhand eines Typus der neu entstandenen Kommunikationsformen die charakteristischen Eigenschaften darzustellen und zu analysieren.

Im Mittelpunkt dieser Arbeit soll nun einmal die linguistische Analyse von Blogs stehen, auf der anderen Seite aber auch immer wieder Bezug auf die Frage des Mündlichen und Schriftlichen genommen werden. Dabei sollen die auftretenden gattungskonstituierenden Elemente sowie Eckdaten der Entstehung von Blogs miteinbezogen werden, um zu einer vollständigen Betrachtung zu gelangen.

Die Arbeit geht so vor, dass zunächst auf die Entstehung des Internets allgemein (sozusagen als Ausgangsplattform für die Bildung neuer Kommunikationsformen) eingegangen wird und im Folgenden der Fokus auf der Analyse einer ausgewählten Kommunikationsform, dem Blog, liegt. Hinsichtlich des Blogs wird zunächst die Makrostruktur dargestellt, dann die situative Realisierungsebene sowie die Kommunikationsstruktur und abschließend die Binnenstruktur der Blogs, also deren linguistische Eigenschaften. Schließlich werden die Ergebnisse noch einmal kurz zusammenfassend dargestellt und mögliche Entwicklungstendenzen aufgegriffen.

2 Internet

Im Jahre 1988 wurde das erste Kommunikationsprogramm für textbasierte, synchrone und interaktive Kommunikation im Internet von einem finnischen Studenten programmiert und hat sich heute über viele Länder ausgebreitet.[2] Seitdem steigt die Anzahl der Internetnutzer jedes Jahr drastisch. Newsgroups, Chats, Mailinglisten und Blogs sind dabei Kommunikationsformen, deren Entstehung erst durch das Internet möglich wurde. Es existieren nun zahlreiche Besonderheiten, die diese neuen Medien und die damit verbundenen Kommunikationsgemeinschaften auszeichnen.[3]

Die Kommunikation und Interaktion des Blogs findet in einem virtuellen Raum statt, der durch die Absicht des Miteinanderkommunizierens selbst erschaffen wird.[4] Wichtigstes Merkmal dieser neuen Kommunikationsmedien besteht dabei folglich aus der Überwindung des Raumes.[5] Erfolgt nichtmedial vermittelte Kommunikation über eine Vielzahl von Kommunikationskanälen wie Hören, Riechen, Sehen und Fühlen und wird das gesprochene Wort durch die eben genannten Kanäle unterstützt wird, beschränkt sich die Interaktion in internetvermittelten Sozialräumen auf einen einzigen Kanal. Was in einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht aufgrund der Bandbreite unterschiedlicher Kommunikationskanäle simultan übermittelt wird, muss, soll es kommuniziert werden, in eine darstellbare und dem anderen verständliche Zeichenfolge übersetzt werden.[6] Hinsichtlich der Sprache erweist sich das Internet somit als äußerst kommunikativ. Diese Innovationen stehen in einem engen Zusammenhang zu den besonderen Bedingungen der noch zu erläuternden Kommunikationsform.

3 Blogs

3.1 Entstehungsgeschichte und Funktion von Blogs

Die ersten Blogs entstanden in den neunziger Jahren. Heute existieren verschiedene Formen von Blogs. Diese fangen bei den bereits bekannten persönlichen Tagebüchern an, gehen über Blogs zur Unterhaltung und zum Austausch von (auf den ersten Blick) Non-Sense bis zu Polit-Blogs, bei denen der Fokus auf einem inhaltlichen und thematischen Austausch liegt.[7] Weblogs ermöglichen es mehr Menschen als je zuvor, eigene Inhalte und Gedanken zu veröffentlichen und sich über jene Dinge auszutauschen, die unter anderen Umständen kaum als interessante beziehungsweise relevante Inhalte oder Mitteilungen eingestuft worden wären.[8]

Ähnlich wie Newsgroups dienen Blogs somit nicht nur dem reinen Informationsaustausch, sondern nehmen phasenweise die Rolle eines Stammtisches, einer Arena oder eines Kummerkastens ein.[9] Dabei zu erkennen sind oftmals auch sprachliche Kreativität und die Freude am Ausdruck und Schreiben.[10] Der Blog wird somit häufig auch als Plattform genutzt, um literarische Fähigkeiten auszuprobieren und Sprache spielerisch zu benutzen.

Um einen Überblick über die Bloglandschaft in Frankreich zu erhalten, empfiehlt es sich, die Webside http://www.blogorama.fr/ zu konsultieren. Bei der Suche nach einem bestimmten thematischen oder gar einem konkreten Blog kann man seit kurzer Zeit auch eine spezielle Blog-Suchfunktion von Google benutzen.

3.2 Allgemeine Charakteristika

Blogs sind meistens ähnlich aufgebaut (zur detaillierten Darstellung des Aufbaus siehe folgendes Kapitel). Auch in Bezug auf die Sprachwahl lassen sich durchweg Ähnlichkeiten erkennen, wie im Folgenden erläutert werden soll.

Insgesamt ist festzustellen, dass bei Blogs ein nur geringer Grad an Formalisiertheit vorliegt (eine Ausnahme bilden dabei z.B. die politischen Blogs, bei denen meistens eine sachliche Diskussion stattfindet). Aufgrund dieser weniger formellen Ebene kommt es häufig zur Verwendung von Smileys und zu einem Einsatz von Satzzeichen oder Bestandteilen aus Programmiersprachen. Ferner werden allgemein netzspezifische, schriftliche Ausdrucksweisen verwendet, die dazu dienen, bestimmte Formen von phonetischer Mündlichkeit beziehungsweise einer konkreten sozialen Interaktion zu simulieren.[11] Syntaktische Varianzen, semantische Kreativität sowie viele Orthografiefehler sind des Weiteren charakteristisch für die hier zu untersuchende Textform.[12] Bereits an dieser Stelle werden Tendenz und Wunsch deutlich, das Mündliche in einer schriftlichen Form abbilden zu wollen.

Durch die Verwendung von speziellen Ausdrücken verengt sich zudem oftmals der Adressatenkreis, so dass es zu einer Art „Expertenkreis“ kommt.[13] Vielfach ist der teilweise verwendete spezifische Netzjargon nicht mehr lesbar bzw. nur schwer verständlich.[14] Nur wer sich regelmäßig beteiligt, weiß besser als Andere Bescheid, welche Themen bereits auf welche Weise behandelt wurden und wer am ehesten die eigenen Argumente und Interessen teilt.[15] Inhaltlich gehören Bewundern, Beglückwünschen, Trösten und Meinungen äußern zu den wichtigsten pragmatischen Funktionen, die die Kommentare im Blog erfüllen können.[16]

[...]


[1] Frei, Henri, la grammaire des fautes, Paris: Geuthner 1929, 292.

[2] Schmidt, Gurly, „Chat-Kommunikation im Internet – eine kommunikative Gattung?“, in: Thimm, Caja (Hrsg .), Soziales im Netz. Sprache, Beziehungen und Kommunikationskulturen im Internet, Opladen u.a.: Westdeutscher Verlag 2000, 109.

[3] Stegbauer, Christian, „Begrenzungen und Strukturen internetbasierter Kommunikationsgruppen“, in: Thimm, Caja (Hrsg .), Soziales im Netz. Sprache, Beziehungen und Kommunikationskulturen im Internet, Opladen u.a.: Westdeutscher Verlag 2000,18.

[4] Schmidt, Gurly, „Chat-Kommunikation im Internet – eine kommunikative Gattung?“, in: Thimm, Caja (Hrsg .), Soziales im Netz. Sprache, Beziehungen und Kommunikationskulturen im Internet, Opladen u.a.: Westdeutscher Verlag 2000, 114.

[5] Stegbauer, Christian, „Begrenzungen und Strukturen internetbasierter Kommunikationsgruppen“, in: Thimm, Caja (Hrsg .), Soziales im Netz. Sprache, Beziehungen und Kommunikationskulturen im Internet, Opladen u.a.: Westdeutscher Verlag 2000, 19.

[6] Ebenda, 25.

[7] Wikipedia, online unter http://de.wikipedia.org/wiki/Blog.

[8] Perschke, Rasco / Lübcke, Maren, „Zukunft Weblog?! – Lesen, Schreiben und die Materialität der Kommunikation. Anmerkungen zu einem neuen Typus der Online-Kommunikation aus kommunikationstheoretischer Sicht“, in: Schmidt, Jan / Schönberger, Klaus /Stegbauer, Christian (Hrsg.), Erkundungen des Bloggens. Sozialwissenschaftliche Ansätze und Perspektiven der Weblogforschung, Sonderausgabe von kommunikation@gesellschaft (2005) Online-Publikation unter: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B7_2005_Perschke_Luebke.pdf, 2.

[9] Thimm, Caja / Ehmer, Heidi, „Soziale Identität und sprachliche Kommunikation in einer Newsgroup“, in: Thimm, Caja (Hrsg.) Soziales im Netz. Sprache, Beziehungen und Kommunikationskulturen im Internet, Opladen u.a.: Westdeutscher Verlag 2000, 238.

[10] Reichmayr, Ingrid, „Weblogs von Jugendlichen als Bühnen des Identitätsmanagements. Eine qualitative Untersuchung“, in: Schmidt, Jan / Schönberger, Klaus / Stegbauer, Christian (Hrsg.), Erkundungen des Bloggens. Sozialwissenschaftliche Ansätze und Perspektiven der Weblogforschung, Sonderausgabe von kommunikation@gesellschaft (2005) Jg. 6. Online-Publikation unter: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B8_2005_Reichmayr.pdf.

[11] Wolf, Anneke: Diaristen im Internet. Vom schriftlichen Umgang mit Teilöffentlichkeiten, online unter: http://www.uni-frankfurt.de/fb03/K.G/B6_2002_Wolf.pdf, 8.

[12] Thimm, Caja / Ehmer, Heidi, „Soziale Identität und sprachliche Kommunikation in einer Newsgroup“, in: Thimm, Caja (Hrsg.) Soziales im Netz. Sprache, Beziehungen und Kommunikationskulturen im Internet, Opladen u.a.: Westdeutscher Verlag 2000, 225.

[13] Reichmayr, Ingrid, „Weblogs von Jugendlichen als Bühnen des Identitätsmanagements. Eine qualitative Untersuchung“, in: Schmidt, Jan / Schönberger, Klaus / Stegbauer, Christian (Hrsg.), Erkundungen des Bloggens. Sozialwissenschaftliche Ansätze und Perspektiven der Weblogforschung, Sonderausgabe von kommunikation@gesellschaft (2005) Jg. 6. Online-Publikation unter: http://www.soz.uni-frankfurt.de/K.G/B8_2005_Reichmayr.pdf.

[14] Weber, Stefan, „Phänomen Cyber-Neusprech: Zum( rasende)n Sprachwandel durch den Netzjargon, in: Medienimpulse, Heft Nr. 53, September 2005, 28.

[15] Stegbauer, Christian, „Begrenzungen und Strukturen internetbasierter Kommunikationsgruppen“, in: Thimm, Caja (Hrsg .), Soziales im Netz. Sprache, Beziehungen und Kommunikationskulturen im Internet, Opladen u.a. u.a.: Westdeutscher Verlag 2000, 27.

[16] Msellek, Abderrazzdaq: Die neuen Internetkommunikationsformen und deren Auswirkungen auf die Sprache und Kommunikationsgewohnheiten der Jugend in Marokko, in: Trans – Internet-Zeitschrift für Kulturwissenschaften, Nr. 16, Juni 2006, unter: http://www.inst.at/trans/16Nr/01_4/msellek16.htm.

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Das Internet als Quelle neuer Text-Gattungen. Blogs und Foren
Hochschule
Universität des Saarlandes
Note
1,75
Autor
Jahr
2006
Seiten
15
Katalognummer
V74814
ISBN (eBook)
9783638726160
ISBN (Buch)
9783638810616
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Internet
Arbeit zitieren
Christine Müller (Autor:in), 2006, Das Internet als Quelle neuer Text-Gattungen. Blogs und Foren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74814

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