Die 'metaphysical poets'


Hausarbeit, 2001

14 Seiten, Note: 2+


Leseprobe


Inhalt

I. Englische Religiöse Lyrik des 17. Jahrhunderts
I.1. John Donne: zeitgeschichtlicher Hintergrund

II. Zum Problem der Religiösen Dichtung
II. 1. Das Verhältnis von weltlicher Dichtung zu religiöser Dichtung
II. 2. Holy Sonnets
II. 3. Holy Sonnet III “Batter my heart“; Stilmittelanalyse, Gedichtinterpretation

III. Die „Holy Sonnets“
III. 1. Holy Sonnet III “Batter my heart“; Stilmittelanalyse, Interpretation

Konklusion

„There is a bastard kind of eloquence that is crept into the Pulpit, which consists in affectations of wit and finery, flourishes, metaphors, and cadencies.

Thus I have described to you the first Rule and Character of Preaching: it should be PLAIN.”

Joseph Glanvill, An Essay Concerning Preaching (1678)

I. Englische Religiöse Lyrik des 17. Jahrhunderts

Im 17. Jahrhundert entfaltete sich in England eine neue religiöse Dichtung. Diese religiöse Lyrik der Barockzeit pflegt man in der Literaturgeschichte als „metaphysical poetry“ zu bezeichnen. Die vier Hauptvertreter, „metaphysical poets“ genannt, sind: John Donne, George Herbert, Richard Crashaw, Henry Vaughan.

John Donne hat zwar nicht als erster in England Sonette geschrieben, aber seine „Holy Sonnets“ sind die ersten bedeutenden religiösen Sonette in England.

Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen und weil sich die Kritik zunächst auf ihn, als bekanntesten der „metaphysical poets“ und berühmtesten Prediger in der Geschichte Englands bezieht, wird hauptsächlich Donne und seine Dichtung Gegenstand meiner Hausarbeit sein.

Man weiß wenig über Donne’s frühe Jugend. Geboren wurde er im Jahr 1572, zwei Jahre nachdem Papst Pius V Königin Elisabeth I von der heiligen Kommunion der Römisch-Katholischen Kirche exkommuniziert hatte und die Befreiung der Engländer vom Eid ausrief, der ihrer Königin die höchste Staatsgewalt attestierte. Ein Jahr später wurden die neununddreißig Artikel der Kirche von England in ihrer derzeitigen Form aufgezeichnet; im gleichen Jahr wurde „An Admonition to the Parliament“ veröffentlicht, ein Manifest des Puritanismus und der erste puritanische Angriff auf Anglikanismus und Staatskirche.

Die grundlegende Veränderung des Weltbildes, vom geozentrischen, Ptolemäischen Universum, zu Kopernikus heliozentrischem Modell der Planetenbewegungen, stand in direktem Kontrast zu biblischen Offenbarungen über die Unbeweglichkeit der Erde und über ihre zentrale Stellung in Gottes Schöpfung. Es gab also eine Fülle intellektueller, religiöser und philosophischer Probleme, in deren Hintergrund John Donne hineingeboren wurde.

Die Kritiker der zwanziger und dreißiger Jahre, des zwanzigsten Jahrhunderts interpretierten „metaphysical poetry“ wesentlich als Ausdruck persönlichsten inneren Erlebens: Die metaphysischen Dichter waren Angehörige einer Generation, deren Weltbild zusammengebrochen war. Sie erlebten die Erschütterungen in persönlichster Betroffenheit, die neue Philosophie hatte ihnen alles in Zweifel gezogen, sie neigten zur Introspektion, sie rieben sich an Paradoxien, weil sie an allem Wissen und Erkennen verzweifelten. Sie erschienen als von Tragik umwitterte Gestalten, die nur noch in gebrochenen Rhythmen von ihrem Erleben und ihrer chaotischen Zeit künden konnten.

Heutzutage scheinen diese Deutungen über die Natur der metaphysischen Dichter eher einem Wunschdenken der Kritik, als der Widerspiegelung der damaligen Realität zu entsprechen.

Das 17. Jahrhundert ist zwar eine Zeit der Auflösung alter Ideen, jedoch glauben wir nicht recht an diese unmittelbaren katastrophalen Folgen der Erschütterung des Weltbildes. Für die meisten war die neue Konzeption von einer sich bewegenden Erde derartig offenkundig falsch, stand so im Widerspruch zur alltäglichen Erfahrung, dass sich jede ernsthafte Diskussion erübrigte. Was das 17. Jahrhundert von der voraufgehenden Renaissance unterscheidet, ist, wie Douglas Bush in seiner Literaturgeschichte ausgeführt hat, nicht so sehr „ the arrival of new ideas and forces“ als vielmehr „the accumulated and irresistible pressure of old and new ones in potent combination and interaction“.1

II. Zum Problem der Religiösen Dichtung

Viele Geister des 17. Jahrhunderts brannten darauf, die Frage geklärt zu sehen, ob religiöse Dichtung im Sinne von „pious poetry“, von devotionaler Dichtung, überhaupt möglich sei. Dr. Johnson, der große Kritiker des 18. Jahrhunderts, hat am Ende seines „Life of Edmund Waller“2 diese Frage verneint. Ein Dichter könne zwar die Lehren einer Religion in einem Lehrgedicht verteidigen, er könne auch die Schönheit und die Majestät des Kosmos beschreiben; er beschreibt dadurch aber immer nur das Wirken Gottes und Motive, die zur Frömmigkeit führen können, jedoch nicht die Frömmigkeit selber oder gar Gott.

Daraus leitete Johnson die These ab, dass „pious poetry“ ein dichterisch unmögliches Unterfangen sei:

Contemplative piety, or the intercourse between God and the human soul, cannot be poetical. Man admitted to implore the mercy of his creator and plead the merits of his Redeemer is already in a higher state than poetry can confer.3

Drei Hauptargumente führte Samuel Johnson zur Begründung seiner These über die Unmöglichkeit von mehr als bloß gottesfürchtiger Poesie an.

Zum einen sei die Anzahl der möglichen religiösen Themen gering und daher allgemein bekannt. Der Dichtung gehe dadurch das Kernstück poetischen Schaffens, die „invention“ von vornherein verloren.

Zweitens befand Johnson die Themen religiöser Meditation, Glaube, Dank, Reue und Bitte für Verhaltensweisen des Menschen zu seinem Schöpfer, die mit Dichtung und poetischem Schaffen nichts zu tun hätten.

Von allen Argumenten gegen „metaphysical poetry“ war sein stärkstes, dass für religiöse Dichtung der einfachste Ausdruck auch der Erhabendste sei.

Dr. Johnson, der die metaphysische Dichtung „heterogeneous ideas...yoked by violence together“ nannte, befand kritisch, dass jede Art von Dichtung glanzlos werde, wenn sie zur Ausschmückung von etwas diene, das vollkommener sei, als sie selbst.

Die Wertung der „metaphysical poets“ durch Dr. Johnson konnte kaum anders als negativ ausfallen, ermangelte ihre Dichtung doch gerade einer Reihe von Eigenschaften, die für die klassizistische Ästhetik bestimmend sind. Der Versuch Johnsons von einer normativen Wesensbestimmung der Dichtung her eine Antwort auf die Frage nach der Möglichkeit religiöser Dichtung zu finden, lässt die Grenzen seiner, durch die Zeit der Aufklärung mitbedingten kritischen Position zutage treten. Die Begrenztheit religiöser Motive, kann man leicht mit dem Hinweis auf die Konstanz anderer lyrischer Motive entkräften. Liebeslyrik beflügelte die Phantasie der verschiedensten Dichter und scheint doch bis zum heutigen Tage neue Ausprägungen zu erfahren.

Dennoch hat Johnson das Problem der „metaphysical poets“ als erster richtig gekennzeichnet. Zweifellos ist es so, dass dem religiösen Dichter durch die Dogmen seiner Religion andere Grenzen gesetzt werden, als dem weltlichen Dichter. Auch die Frage des Ausdrucks ist von vielen religiösen Dichtern und Kritikern umstritten. Um sich dem Problem zu nähern, muss daher geklärt sein, wie sich „metaphysical poetry“ tatsächlich von der weltlichen Dichtung des 17. Jahrhunderts unterschied.

[...]


1 English Literature in the Earlier Seventeenth Century 1600-1660, Oxford 1945

2 Lives of the Poets, ed. G. B. Hill, Oxford 1905, I, 291 ff.

3 a.a.O., S. 291

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die 'metaphysical poets'
Hochschule
Universität Hamburg  (Anglistik)
Veranstaltung
EPOCHEN UND STILE: ÜBUNGEN ZUR GESCHICHTE DES ENGLISCHEN LITERATURTSTILS
Note
2+
Autor
Jahr
2001
Seiten
14
Katalognummer
V24392
ISBN (eBook)
9783638272797
ISBN (Buch)
9783638801881
Dateigröße
523 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit wurde mit einer guten Note (2+) bewertet. Eigentlich wäre eine bessere Benotung möglich gewesen, es gibt jedoch kleinere formelle Fehler mit den Fußnoten, bzw. mit dem zu knappen Literaturverzeichnis.
Schlagworte
EPOCHEN, STILE, GESCHICHTE, ENGLISCHEN, LITERATURTSTILS
Arbeit zitieren
Martin Bodden (Autor:in), 2001, Die 'metaphysical poets', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/24392

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