Exegese von 1. Thessalonicher 4,1-8 - Aufruf zur Heiligung


Seminararbeit, 2006

29 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Text in seiner Sprache und Form
2.1. Übersetzung
2.2. Textkritik
2.3. Kontextanalyse
2.4. Strukturanalyse
2.4.1. Strukturanalyse 1. Thessalonicher
2.4.2. Strukturanalyse 1. Thessalonicher 4,1-8
2.5. Sprachlich-syntaktische Analyse
2.5.1. Wortschatz
2.5.2. Wortarten und –formen
2.5.3. Verknüpfungen von Wörtern und Sätzen
2.5.4. Stilmerkmale
2.6. Semantik und Intertext
2.6.1. Wortsemantik
2.6.2. Textsemantik
2.6.3. Intertext

3. Der Text als Teil eines Kommunikationsvorgangs
3.1. Gattungsanalyse
3.2. Pragmatische Analyse
3.3. Historische Rekonstruktion
3.3.1. Autor
3.3.2. Adressaten
3.3.3. Abfassungszeit und –situation

4. Interpretation
4.1. skeu=oj als „Frau“: Feministische Interpretation
4.2. skeu=oj als „Körper“: Eigene Interpretation
4.3. skeu=oj als „Werkzeug des Heiligen Geistes“: Bezug zum heutigen Leser

5. Schluss

Bibliographie

1. Einleitung

Die folgende Arbeit im Rahmen des Proseminars „Einführung in die Exegese des Neuen Testaments“ ist ein Versuch, die Perikope 1 Thess 4,1-8 einer akkuraten Analyse und Interpretation zu unterziehen.

Besagte Perikope wird bei oberflächlicher Lektüre des Neuen Testaments aus zwei Gründen gerne überflogen: Die Vieldeutigkeit oder mangelnde Transparenz mehrerer Begriffe erschweren das Verständnis und der Inhalt, so er eruiert werden kann, ist zu allgemein gefasst, um sich daran zu stossen. Die erste Hürde versuche ich mit Untersuchungen zu Wortschatz, Syntax, Semantik, aber auch Kontext und Struktur des Textes zu nehmen und hoffe, damit zu einem besseren Verständnis der Perikope in ihrer sprachlichen und strukturellen Form durchzudringen. Der zweiten, inhaltlichen Hürde versuche ich mit verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten zu begegnen, welche den Aussagen eine stärkere Kontur verleihen sollen.

Um auch die Hintergründe des Textes zu erforschen, werde ich zwischen den Untersuchungen zu Sprache und Form und den Interpretationen die Perikope in einen Kommunikationsvorgang einordnen und ihre Funktion in diesem analysieren. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit dem Autor, den Adressaten, Zeit und Ort der Verfassung, aber auch eine gattungsgeschichtliche und pragmatische Analyse, welche die Absichten und Botschaften „zwischen den Zeilen“ erhellen sollen.

2. Der Text in seiner Sprache und Form

2.1. Übersetzung

Für die Perikope 1 Thess 4,1-8 habe ich eine eigene, möglichst wörtliche (formal-äquivalente) Arbeitsübersetzung angefertigt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

4,1 Übrigens nun, Brüder, bitten wir euch und ermahnen wir [euch] im Herrn Jesus, dass, wie ihr durch uns [Weisung] empfangen habt, wie es nötig ist, ihr wandelt und Gott zu gefallen sucht - wie ihr auch wandelt -, dass ihr [darin noch] mehr hervorragt.

4,2 Denn ihr wisst, welche Weisungen wir euch gegeben haben durch den Herrn Jesus. 4,3 Denn dies ist Gottes Wille, eure Heiligung, dass ihr euch von der Unzucht fernhaltet, 4,4 dass jeder von euch sich sein eigenes Gefäss in Heiligung und Ehrbarkeit zu gewinnen wisse, 4,5 nicht in Leidenschaft der Begierde wie die Völker, die Gott nicht kennen; 4,6 dass er sich keine Übergriffe erlaube noch seinen Bruder in der Angelegenheit übervorteile, weil der Herr Rächer ist über all dieses, wie wir euch auch zuvor gesagt und bezeugt haben. 4,7 Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern in Heiligung. 4,8 Daher nun, wer [dies] verwirft, verwirft nicht einen Menschen, sondern Gott, der auch seinen Heiligen Geist in euch gibt.

2.2. Textkritik

Ich werde an drei Stellen, die ich als relevant für die Untersuchung des Textes halte, eine Textkritik durchführen. Bei den übrigen abweichenden Lesarten innerhalb der Perikope handelt es sich um geringfügige und eher unbedeutende Änderungen.

Vers 13: …kai\ a)pe/skein qew|~, kaqw_j kai\ peripatei=te, i3na perisseu/hte ma~llon

Bezeugt durch

- Majuskeln: ) (Codex Sinaiticus, 1. Ordnung, IV), A (Codex Alexandrinus, 1. Ordnung, V), B (Codex Vaticanus, 1. Ordnung, IV), D* (Codex Claromontanus / Bezae, 1. Ordnung, VI, ursprünglicher Text an Stelle mit Korrektur), F (Codex Boreelianus, 1. Ordnung, IX), G (Codex Seidelianus, 1. Ordnung, IX), 0183vid (1. Ordnung, VII, Lesart nicht sicher festzustellen), 0278 (1. Ordnung, IX)
- Minuskeln: 33 (1. Ordnung, IX), 81 (1044), 104 (1087), 326 (, 365 (XII), 629 (davon geringfügig abweichend 1505, 2. Ordnung, XII), al (und weitere). Mit geringfügigen Abweichungen (Auslassung durch Augensprung) 6 (häufig zitierter Zeuge, XIII), 1739 (1. Ordnung, X), 1881 (1. Ordnung, XIV) al (und weitere).
- Übersetzungen: Geringfügig abweichend latt (alle lateinischen Handschriften), syh (der syrische Text bearbeitet durch Thomas von Harkel), co (die gesamte koptische Überlieferung)

Alternative Lesart: …kai\ a)pe/skein qew|~, i3na perisseu/hte ma~llon

Bezeugt durch

- Majuskeln: D2 (Codex Claromontanus / Bezae, 1. Ordnung, IX, 2. Korrektor), Y (Codex Athous Laurensis, 1. Ordnung, IX/X)
- Mehrheitstext
- Übersetzungen: syp (Peschitta)

Die äusseren Kriterien sprechen für den Text von Nestle27, da dieser von einer Fülle an Zeugen erster Ordnung belegt wird, wenn auch der Mehrheitstext die alternative Lesart bevorzugt (Qualität vor Quantität!). Im Kontext des Thessalonicherbriefes macht der Einschub „kaqw_j kai\ peripatei=te“ durchaus Sinn, da Paulus die Gemeinde mehrfach für ihr Verhalten lobt. Er benutzt ausserdem in Kapitel 4,10 („kai\ ga_r poiei=te au)to\“) und 5,11 („kaqw_j kai\ poiei=te“) sehr ähnliche Audrücke. Auch das Kriterium „Lectio difficilior vs. lectio potior“ spricht für den Text von Nestlé27. Die erste Variante ist zwar nicht unbedingt schwieriger, verkompliziert aber den Satz als Ganzes, da sie mit dem Einschub die Struktur und den Fluss der Rede unterbricht.

Wie können sich jedoch die Abweichungen erklären lassen? Da bei der zweiten Variante eine ganze Phrase und nicht nur ein Wort oder ein Buchstabe ausgelassen wird, liegt eine inhaltliche Begründung der Abweichung näher als eine rein akustische oder formale. Gerade der „westliche“ Text (Codex D), welcher die zweite Lesart bezeugt, bietet auch an vielen anderen Stellen einen Text mit eindeutig inhaltlichen Abweichungen. Die Auslassung könnte sich dadurch erklären lassen, dass ein späterer Redaktor die spezifisch auf die damalige Gemeinde gemünzte Aussage zum Zweck der Verallgemeinerung ausliess. Vielleicht wollte er auch einfach den ohnehin schon komplizierten Satz vereinfachen, oder er war sogar der Meinung, die Christenheit zu seiner Zeit habe das Lob in der besagten Phrase nicht verdient. Aufgrund der Beurteilung der Kriterien in ihrer Gesamtheit schliesse ich darauf, dass es sich bei der ersten Lesart um die ältere und zuverlässigere Variante handelt.

Vers 3: a)pe/xesqai u9ma~j a)po_ th=j pornei/aj

Bezeugt durch

- Majuskeln: )* (Codex Sinaiticus, 1. Ordnung, IV, ursprünglicher Text an Stelle mit Korrektur), A (Codex Alexandrinus, 1. Ordnung, V), B (Codex Vatikanus, 1. Ordnung, IV), D (Codex Claromontanus / Bezae, 1. Ordnung, VI), G* (Codex Seidelianus, 1. Ordnung, IX, ursprünglicher Text an Stelle mit Korrektur), 0183 (1. Ordnung, VII), 0278 (1. Ordnung, IX)
- Minuskeln: 33 (1. Ordnung, IX), 1739 (1. Ordnung, X), 1881 (1. Ordnung, XIV)
- Mehrheitstext
- Übersetzungen: lat (altlateinische und Vulgata-Handschriften), syh (syrischer Text bearbeitet durch Thomas von Harkel), co (die gesamte koptische Überlieferung)
- Kirchenväter: Tertullianus († 220), Clemens Alexandrinus († 215)
Alternative Lesart1: a)pe/xesqai u9ma~j a)po_ pashj pornei/aj

Bezeugt durch

- Majuskeln: )2 (Codex Sinaiticus, 1. Ordnung, VII, 2. Korrektor), Y (Codex Athous Laurensis, 1. Ordnung, IX/X)
- Minuskeln: 104 (2. Ordnung, 1087), 365 (2. Ordnung, XII),
- Wenige vom Mehrheitstext abweichende Handschriften

Alternative Lesart2: a)pe/xesqai u9ma~j a)po_ pash(j) thj pornei/aj

Bezeugt durch

- Majuskeln: F (Codex Boreelianus, 1. Ordnung, IX), Gc (Codex Seidelianus, 1. Ordnung, IX, mit Korrektur von evt. späterer Hand)

Die äusseren Kriterien sprechen für den Text von Nestle27, da dieser von relativ vielen Zeugen erster Ordnung (*), sehr frühen Übersetzungen und frühen Kirchenvätern bezeugt wird. Die Zeugen erster Ordnung, welche die alternativen Lesarten belegen, stammen aus späterer Zeit und tragen teilweise eindeutige Korrekturen. Innere Kriterien sind keine aufzuführen, da beide Varianten gut in den Kontext passen. Die Lectio brevior spricht für die erste Lesart. Die Abweichung könnte sich dadurch erklären lassen, dass der Redaktor das Verbot der Unzucht als besonders wichtig erachtete und deshalb durch die Ergänzung mit pash(j) (thj) hervorheben wollte. Es wäre auch vorstellbar, dass die genaue Definition von Unzucht zu seiner Zeit strittig war (wie sie es im Übrigen bis heute ist) und er hier die Tragweite des Begriffs verdeutlichen wollte. Aufgrund der Beurteilung der textkritischen Kriterien in ihrer Gesamtheit schliesse ich darauf, dass es sich auch hier bei der ersten Lesart um die ältere und zuverlässigere Variante handelt.

Vers 83: to\ a#gion ei0j u9ma~j.

Alternative Lesart: to\ a#gion ei0j h9ma~j.

Bezeugt durch

- Majuskeln: A (Codex Alexandrinus, 1. Ordnung, V)
- Minuskeln: 6 (häufig zitierter Zeuge, XIII), 365 (2. Ordnung, XII), 1505 (2. Ordnung, XII), 1739 (1. Ordnung, X), 1881 (1. Ordnung, XIV)
- Wenige vom Mehrheitstext abweichende Handschriften
- Übersetzungen: ar (Lat., IX), f (Lat., IX), m (Lat., X), t (Lat., VII-XI), vgcl (Clementina = Vulgata-Ausgabe von 1592), syh (syrischer Text bearbeitet durch Thomas von Harkel)
- Kirchenväter: Ambrosius († 397), Speculum (Pseudo-Augustinus, V)

Die alternative Lesart wird vorzugsweise von Zeugen aus späterer Zeit belegt. Zeugen erster Ordnung gibt es nur wenige. Die frühesten Belege finden wir bei Ambrosius, Speculum und dem alexandrinischen Text. Was den Kontext anbelangt, so spricht Paulus in Vers 6 von „euch“, in Vers 7 von „uns“. Es ist daher kontextuell nicht eindeutig feststellbar, welches die ursprüngliche Form ist. In beiden Fällen wäre es gut möglich, dass sich der Redaktor verhört oder verschrieben hat. Aufgrund der Beurteilung der textkritischen Kriterien in ihrer Gesamtheit schliesse ich mich auch hier dem Urteil von Nestlé-Aland an.

2.3. Kontextanalyse

Bei der Perikope 1 Thess 4,1-8 handelt es sich um eine Ermahnung. Diese ist eingebettet in einen grösseren Kontext zwischen Lob auf der einen und theologisch dogmatischen Ausführungen auf der anderen Seite (Siehe 2.4.1.).

Vorhergehend finden wir innerhalb des Rückblicks von Paulus auf seine Zeit in Thessaloniki und den erfreulichen Bericht von Timotheus Dank und ausführliches Lob der Thessalonicher über ihr Ausharren und ihre Vorbildhaftigkeit im Glauben. Paulus macht deutlich, dass er mit der Entwicklung der Gemeinde äusserst zufrieden ist und drückt dies insbesondere in seinem Anliegen und seiner Sehnsucht aus, sie bald wieder zu besuchen. Unmittelbar vor der Perikope ist in einer Fürbitte dem Wunsch Ausdruck gegeben, dass der Glaube der Thessalonicher vollendet werde, dass sie noch zunehmen in der Liebe und dass sie bereit seien für die Wiederkunft Jesu. In 1 Thess 3,13, dem letzten Vers der Fürbitte, wird schon das Anliegen und Thema der nächsten beiden Abschnitte vorweggenommen: Heiligkeit und Wiederkunft Jesu. Der Vers hilft uns, die beiden in Kapitel 4 aufeinander folgenden Themen in Beziehung zueinander zu setzen: Die Heiligung soll auf die Wiederkunft vorbereiten (vgl. 1 Thess 5,23!).

In den nachfolgenden Versen (9-12) wird als Übergang zu den theologischen Ausführungen eine Ermahnung zur Bruderliebe eingeschoben, wobei Paulus feststellt, dass die Thessalonicher hier eigentlich keiner Belehrung bedürfen. Trotzdem macht er den Einschub, was vielleicht im Sinne seiner Theologie aus 1 Korinther 13 zu verstehen ist; auch alle Heiligkeit ist nichts wert ohne die Liebe.

Ab Vers 13 folgen die Ausführungen zur Wiederkunft Jesu, für die sich die Gemeinde bereit machen soll.

Die Funktion der Perikope im Gesamttext ist zentral, was im Satzteil „Tou=to ga&r e0stin qe/lhma tou= qeou“ (Vers 3) zum Ausdruck kommt. Die besagten Worte dürfen als Hinweis verstanden werden, dass nun die zentrale Botschaft bevorsteht und besondere Aufmerksamkeit erforderlich ist. Eben diese Botschaft sollte aber, wie weiter oben ausgeführt, in Zusammenhang mit den anschliessenden theologischen Ausführungen gebracht werden. Die Ermahnung zur Heiligung hat einen konkreten Zweck, der in Kapitel 4,13-5,11 erläutert wird. Gottes Wille ist die Heiligung, damit die Thessalonicher im Herzen bereit sind für die Wiederkunft Jesu und die Entrückung.

2.4. Strukturanalyse

2.4.1. Strukturanalyse 1. Thessalonicher

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.4.2. Strukturanalyse 1. Thessalonicher 4,1-8

Bei der Strukturanalyse der Perikope habe ich mich grösstenteils an Hiebert[1] gehalten, dessen Strukturierung mir einleuchtend erscheint.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.5. Sprachlich-syntaktische Analyse

2.5.1. Wortschatz

4/5 des Vokabulars aus 1 Thessalonicher befinden sich auch in den weithin anerkannten Paulinen Römer, 1 und 2 Korinther und Galater. Schreiben wir auch noch Epheser, Philliper, Kolosser und Philemon Paulus zu, sind es sogar 9/10. Es lassen sich auch in ganzen Phrasen sprachlich eindeutige Parallelen finden[2]. Im Folgenden einige Beispiele von Ausdrücken, die sich sonst ausschliesslich in paulinischen Briefen finden[3]:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Übrigen besitzt der 1. Thessalonicherbrief die bekannten Besonderheiten der Sprache des Paulus. Dazu gehören sowohl Elemente der höheren Koine und der klassischen Sprache als auch Eigenheiten der LXX.

In der Perikope 4,1-8 stossen wir auf mehrere Erwähnungen Gottes (2x ku/rioj7I)hsou,1x ku/rioj, 5x qeo\j). Leitwort und Schlüsselbegriff ist aber eindeutig a(giasmo\j (3x in verschiedenen Deklinationen). Damit gepaart ist jeweils ein Kontrastbegriff wie pornei/aj, pa&qei e0piqumi/aj oder a0kaqarsi/a| (vgl. 2.6.2.).

2.5.2. Wortarten und Wortformen

Von den insgesamt 129 Wörtern der Perikope sind 22 Verben, 26 Substantive, 10 Personalpronomen und 23 Konjunktionen. Es kommt nur ein Adjektiv vor. Die Verben können in 7 Infinitive, 3 Partizipien, 1 Konjunktiv und 12 Indikative aufgeteilt werden. Auffallend ist, dass die Perikope keinen einzigen Imperativ enthält, obwohl es sich um eine Ermahnung handelt. Der hohe Anteil an Infinitiven verrät dafür, dass Paulus häufig den ACI für seine Anweisungen verwendet (Wir ermahnen euch, dass …, etc.). 16 der Verben stehen im Präsens, nur 5 im Aorist und 2 im Perfekt. Der hohe Anteil an Präsensformen lässt sich jedoch leicht durch die Gattung des Textes erklären (Siehe 3.1.). Die ebenfalls auffallend häufigen Personalpronomina (2x 1. Person Plural, 8x 2. Person Plural) deuten darauf hin, dass die persönliche Kommunikation zentral ist und sich Paulus direkt und spezifisch an die Gemeinde in Thessaloniki wendet. Dass von den 22 Verben insgesamt 5 in der 1. Person Plural und 4 in der 2. Person Plural stehen, kann uns in dieser Annahme nur bestätigen.

Von den auffällig vielen Konjunktionen sind 4 Unterordnende und 19 Beiordnende. Diese lassen auf einen sehr gegliederten und verknüpften Text schliessen.

2.5.3. Verknüpfung von Wörtern und Sätzen

In der Perikope wird fast ausschliesslich durch Konjunktionen Kohäsion erzeugt. Es gibt durch die Aussage “Tou=to ga&r e0stin qe/lhma tou= qeou“ einen klaren inhaltlichen Bruch zwischen Vers 2 und 3 (Trennung zwischen Einleitung und Hauptteil), die Verbindung wird aber auch dort durch die Konjunktion „ga&r“ hergestellt. Innerhalb des langen Satzes, der sich über die Verse 3-6 erstreckt, entsteht der Zusammenhang durch die ACI-Konstruktion, die den Satz wie ein Gerüst zusammenhält. Die letzten beiden Sätze (Verse 7 und 8) werden wiederum durch Konjunktionen eingeleitet.

Das Leitwort a(giasmo\j zieht sich als roter Faden durch die Verse 3-7 und gibt dem Hauptteil der Perikope die innere Einheit.

2.5.4. Stilmerkmale

Paulus macht in der Perikope Gebrauch von diversen rhetorischen Stilmitteln. Es finden sich beispielsweise Wiederholungen von Wörtern in verschiedenen Flektionen oder Deklinationen („peripatei=n ….. kaqw_j kai\ peripatei=te“). Die schon in 2.5.3. erwähnten Konjunktionen leiten neue Sätze oder Satzteile ein, auffallend oft „...ga_r“ (vgl. Vs. 4,2; 4,3; 4,7). Weiter arbeitet Paulus mit Antithesen und Gegenüberstellungen von beispielsweise richtigem und falschem Verhalten (vgl. Vs. 4,4; 4,5; 4,6). Er setzt dabei Gegenbegriffe in Beziehung zueinander (Siehe 2.5.1. und 2.6.2.). In Vers 4,4 finden wir einen Vergleich („to\ e9autou= skeu=oj“), auf den ich in Kapitel 4 näher eingehen werde.

[...]


[1] Vgl. Hiebert, The Thessalonian Epistles, S. 31

[2] Vgl. Hendriksen, 1 & 2 Thessalonians, S. 20

[3] Vgl. Ebd., S. 21

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Exegese von 1. Thessalonicher 4,1-8 - Aufruf zur Heiligung
Hochschule
Universität Basel  (Theologische Fakultät)
Veranstaltung
Einführung in die Exegese des Neuen Testaments
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2006
Seiten
29
Katalognummer
V67558
ISBN (eBook)
9783638593977
ISBN (Buch)
9783638793612
Dateigröße
603 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Exegese, Thessalonicher, Aufruf, Heiligung, Einführung, Exegese, Neuen, Testaments
Arbeit zitieren
Sara Stöcklin (Autor:in), 2006, Exegese von 1. Thessalonicher 4,1-8 - Aufruf zur Heiligung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67558

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