Autoritarismus als eine Form abweichenden Verhaltens


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

21 Seiten, Note: 2+


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Der autoritäre Charakter (nach der Berkeley-Gruppe)

3. weitere Aspekte
3.1. Narzißmustheoretische Aspekte
3.2. Bindungstheoretische Aspekte

4. Zusammenfassung
4.1 Ursachenfaktoren von Rechtsextremismus
4.2. Merkmale von Rechtsextremismus

5. Fallbeispiele
5.1. In einem Vorort der Stadt N. …
5.2. Torsten

6. Sozialpädagogische Handlungsmöglichkeiten

7. Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Autoritarismus als eine Form abweichenden Verhaltens bezeichnet eine Verhaltensweise, die ganz allgemein durch die Unterordnung unter Mächtigere und die Unterdrückung Schwächerer gekennzeichnet ist.

Autoritarismus ist eine wichtige Dimension rechtsextremistischen Verhaltens, so daß es notwendig ist, den Rechtsextremismusbegriff, wie er in dieser Arbeit verstanden werden soll, zu definieren. Und zwar ist, wenn hier von Rechtsextremismus die Rede ist, sowohl der organisierte als auch der nicht-organisierte Rechtsextremismus, der im Vorfeld rechtsextremer Organisationen und Gewalttätigkeit angesiedelt ist, gemeint. Ganz allgemein bezeichnet Rechtsextremismus ein Syndrom verschiedener Einstellungs- und Orientierungsmuster, die sich um die Dimensionen Rassismus, Ethnozentrismus, Antisemitismus, Nationalismus, Autoritarismus, Verharmlosung oder Verherrlichung des Nationalsozialismus und Gewaltakzeptanz bewegen.[1] Diese unterschiedlichen Dimensionen können natürlich bei unterschiedlichen, als rechtextremistisch eingeordneten, Personen in unterschiedlichem Maße von Bedeutung sein.

Erstmals wurde sich mit dem Autoritarismusbegriff in den „Studien über Autorität und Familie“, welche durch die Machtergreifung Hitlers abgebrochen und 1936 in Paris veröffentlicht wurden, auseinandergesetzt. Erich Fromm arbeitete im sozialpsychologischen Teil dieser Studien den Zusammenhang zwischen Unterordnung unter Mächtigere und Aggressivität heraus. Er entwickelte das Konzept des „sadomasochistischen Charakters“, welches zu den relevanten Vorläufern der „autoritären Persönlichkeit“ gehört.[2]

In den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die Figur des „autoritären Charakters“ von Adorno zur Erklärung der massenhaften Gefolgschaft der Deutschen unter dem Nationalsozialismus herangezogen.

1950 ging es in der Untersuchung zur „autoritären Persönlichkeit“ der Berkeley-Gruppe (Adorno, Frenkel-Brunswick, Levinson, Sanford u.a.) um potentiell faschistische Menschen, die von ihrer psychischen Struktur her durch faschistische Propaganda besonders leicht zu beeinflussen sind und nicht primär um Menschen, die schon Mitglied in faschistischen Organisationen waren. Die Konzentration auf diese faschistischen Potentiale ist es auch, was die Wichtigkeit dieser Studie ausmacht. Mit den Vorarbeiten zu dieser Studie wurde 1943 in Kalifornien begonnen, indem Daniel Levinson und Nevitt Sanford eine Skala zur Messung antisemitischer Orientierungen entwickelten. Else Frenkel-Brunswick, eine österreichische Psychologin, die aufgrund der antisemitischen Politik und der Verfolgungen infolge des Anschlusses Österreichs an Deutschland, Österreich verlassen mußte, trug dazu bei, daß in den Untersuchungen zur autoritären Persönlichkeit auch qualitative Zugangsweisen und biographisch orientierte Interviews mit eingingen. 1944 begann die Zusammenarbeit von Frenkel-Brunswick, Levinson und Sanford mit dem in die Emigration gezwungenen Frankfurter Institut für Sozialforschung und damit mit Theodor W. Adorno[3].

Nach dieser Studie gab es natürlich andere Versuche, das Autoritarismuskonzept neu zu bestimmen:

So entwickelte Rokeach um 1960 zur Erklärung von Rechts- und Linksextremismus das Dogmatismus-Konzept. Milgram machte Experimente über die Autorität von Wissenschaftlern[4].

Christel Hopf hat zusätzlich zur klassischen Beschreibung des autoritären Charakters noch bindungstheoretische Aspekte betrachtet („Familie und Rechtsextremismus“, 1995). Wilhelm Heitmeyer hat das Phänomen Rechtsextremismus unter dem Gesichtspunkt der politischen Sozialisation betrachtet („Rechtsextremistische Orientierungen bei Jugendlichen“, 1992).

2.Der autoritäre Charakter (nach der Berkeley-Gruppe)

Auf die klassische Beschreibung des autoritären Charakters soll hier nicht so ausführlich eingegangen werden, da dies sonst den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde. Nachzulesen ist darüber z.B. bei: Christel und Wulf Hopf „Familie, Persönlichkeit, Politik- Eine Einführung in die politische Sozialisation“ oder bei: Christel Hopf, Peter Rieker, Martina Sanden-Marcus, Christiane Schmidt „Familie und Rechtsextremismus- Familiale Sozialisation und rechtsextreme Orientierungen junger Männer“.

Autoritäre Persönlichkeiten suchen und unterwerfen sich Autoritäten und zeigen Mächtigen gegenüber unbedingten Gehorsam. Sie verachten alles Schwache als minderwertig, bestimmen die „Schwachen“ an deren Unterlegenheit und zeigen sich gegenüber Unterlegenen und „Kriminellen“ als besonders aggressiv und gnadenlos. Diese als unterlegen und „kriminell“ betrachteten Personen sind als Rechtspersonen ihnen nicht gleichgestellt, ihnen gegenüber sind alle Mittel erlaubt, im Zweifelsfall auch die Tötung. Autoritäre Persönlichkeiten verlangen für sich Sicherheit und Ordnung. Pflichterfüllung und Gehorsam sind ihnen wichtige Werte und werden von der eigenen Person und von anderen als selbstverständlich abverlangt.[5]

Hier möchte ich nun nur kurz eine Erläuterung der wesentlichsten Merkmale des autoritären Charakters anführen:

Konventionalismus: Damit ist das starre Gebundensein an die Werte mittelständi-

scher Konventionen gemeint.[6]

Autoritäre Untertänigkeit: Dies meint untertäniges, unkritisches Verhalten idealisier-

ten moralischen Autoritäten der Eigengruppe gegenüber.

Die Unterordnung könnte als masochistische Komponente

des autoritären Syndroms bezeichnet werden[7]

Aggressive Autoritätssucht: Damit ist eine Tendenz gemeint, überall Leute aufzustö-

bern, die konventionelle Werte verletzen, sich über sie

aufzuregen, sie zu verurteilen und zu bestrafen. Autori-

täre Aggressivität könnte als sadistische Komponente

des autoritären Syndroms bezeichnet werden. Der Auto-

ritäre muß aus innerer Notwendigkeit seine Aggressivi-

tät gegen eine Fremdgruppe wenden, weil seine Feind-

schaft gegen die Autorität der Eigengruppe ihm psycho-

logisch betrachtet nicht gestattet ist[8].

Projektion: Unter Projektion versteht die Berkely-Gruppe die Bereitschaft anzuneh-

men, daß es in der Welt allgemein wild und gefährlich zugeht (Auffassung

des Lebens als ständiger Kampf ums Dasein). Eigene unbewußte Trieb-

impulse werden auf diese Art auf die Außenwelt übertragen[9].

Moralische Heteronomie: Dies bedeutet eine mißlungene Über-Ich-(Gewissens-) Bil-

dung. Moralische Normen werden nicht verinnerlicht. Die

autoritäre Persönlichkeit benötigt einen Über-Ich-Ersatz,

z.B. in Form einer mächtigen Autorität[10].

Ethnozentrismus: Damit werden Tendenzen zur Idealisierung und angeberischen

Übersteigerung der Eigengruppe (eigene Nation, Partei, Rasse

o.a.) und Abwertung der Anderen (der Fremdgruppe) bezeichnet[11].

Die Menschheit wird bei einem rechtsextremen Weltbild also in

verschiedene Gruppen geordnet, die in einem hierarchischen Ver-

hältnis zueinander stehen[12].

Abschließend für dieses Kapitel möchte ich noch eine Übersicht zum Zusammenhang zwischen autoritären Dispositionen und rechtsextremen Orientierungen anfügen[13]:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Hopf/Rieker/Sanden-Marcus u.a.: Familie und Rechtsextremismus. S. 31

[2] C. u. W.Hopf: Familie, Persönlichkeit, Politik. S. 25

[3] C. u. W.Hopf: Familie, Persönlichkeit, Politik. S. 23/24

[4] http://www.learn-line.nrw.de/angebote/selma/foyer/andereautoren/drexlerprojekt/htmldata/

k_fremdselma/TheorienFremd/Autoritarismus/indexAutoritarismus.html,10.11.2003

[5] http://www.learn-line.nrw.de/angebote/selma/foyer/andereautoren/drexlerprojekt/htmldata/

k_fremdselma/TheorienFremd/Autoritarismus/indexAutoritarismus.html,10.11.2003

[6] ebd.

[7] ebd.

[8] http://www.learn-line.nrw.de/angebote/selma/foyer/andereautoren/drexlerprojekt/htmldata/

k_fremdselma/TheorienFremd/Autoritarismus/indexAutoritarismus.html,10.11.2003

[9] ebd.

[10] ebd.

[11] C. Hopf: Autoritäres Verhalten. In: Otto/ Merten (Hrsg.):Rechtsradikale Gewalt im vereinigten Deutschland. S. 159

[12] Hopf/Rieker/Sanden-Marcus u.a.: Familie und Rechtsextremismus. S. 33

[13] entnommen aus: Hopf/Rieker/Sanden-Marcus u.a.: Familie und Rechtsextremismus. S. 75

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Details

Titel
Autoritarismus als eine Form abweichenden Verhaltens
Hochschule
Hochschule Mittweida (FH)  (Fachbereich Soziale Arbeit)
Veranstaltung
Kindheit/Jugend
Note
2+
Autor
Jahr
2004
Seiten
21
Katalognummer
V37992
ISBN (eBook)
9783638371896
ISBN (Buch)
9783638778787
Dateigröße
500 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Autoritarismus, Form, Verhaltens, Kindheit/Jugend
Arbeit zitieren
Jasmin Becker (Autor:in), 2004, Autoritarismus als eine Form abweichenden Verhaltens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37992

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