Verrechnungspreise in internationalen Konzernen


Seminararbeit, 2005

20 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Begriffsbestimmung „Verrechnungspreis“

3. Funktionen und Ziele von internationalen Verrechnungspreisen

4. Formen von Verrechnungspreisen
4.1. Marktpreisorientierte Verrechnungspreise
4.2. Kostenorientierte Verrechnungspreise
4.3. Verhandlungsorientierte Verrechnungspreise

5. Internationale Verrechnungspreismethoden und ihre Eignung für die Erfolgsbeurteilung
5.1. Transaktionsbezogene Methoden
5.1.1. Preisvergleichsmethode
5.1.2. Wiederverkaufspreismethode
5.1.3. Kostenaufschlagsmethode
5.2. Gewinnbezogene Methoden
5.2.1. Gewinnaufteilungsmethode
5.2.1.1. Comparable Profit Split
5.2.1.2. Residual Profit Split
5.2.2. Transaktionsbezogene Nettomargenmethode

6. Schlussbetrachtung

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang

1. Einführung

Seit einigen Jahren führen Unternehmen verstärkt dezentrale Strukturen ein um so größere Marktnähe ihrer Unternehmensbereiche zu erzielen[1]. Dabei gibt es durch den gegenseitigen und umfangreichen Austausch von Leistungen Problemfelder, die durch Verrechnungspreise gelöst werden sollen. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema hat schon eine sehr lange Tradition in der Betriebswirtschaftslehre. Schon Eugen Schmalenbach habilitierte sich 1903 mit dem Thema „Verrechnungspreise“. Die wachsende Internationalisierung und Globalisierung der Wirtschaft und die damit verbundene Entwicklung multinationaler Unternehmen haben dazu geführt, dass das Thema „Internationale Verrechnungspreise“ weiter in den Vordergrund rückt. Vor allem internationale steuerrechtliche Aspekte der Verrechnungspreisproblematik geraten verstärkt in den Mittelpunkt der Diskussion. Doch die Verrechnungspreise haben nicht nur im Steuerrecht im Sinne der Einkunftsabgrenzung ihre Funktion, sondern dienen auch in betriebswirtschaftlicher Sicht als Planungs- und Lenkungsinstrument. Somit müssen Verrechnungspreise gleichzeitig interne und externe Funktionen erfüllen, wodurch es zu Zielkonflikten kommen kann[2]. Internationale Konzerne mit zahlreichen Auslandsgesellschaften werden durch begrenzte Kapazitäten von Managern häufig nach ergebnisverantwortlichen Bereichen organisiert. Um effiziente dezentrale Entscheidungen, im Vertrauen auf die Koordinations- und Steuerungsfunktion des Marktes, zu ermöglichen wird mit dem Koordinationsinstrument „Verrechnungspreise“ versucht einen fiktiven Marktmechanismus innerhalb des Unternehmens zu implementieren und somit diese dezentralen Entscheidungen über ein Preissystem zu koordinieren. Verrechnungspreise dienen aber nicht nur als dezentrales Koordinationsinstrument, sondern zielen auch darauf ab, Handlungen der gesamten Unternehmung aufeinander abzustimmen um das Unternehmensgesamtziel zu erreichen. Leistungen zwischen den Unternehmensbereichen müssen bewertet, Erfolge gemessen, versteuert und den einzelnen Leistungseinheiten zugerechnet werden. Dieses führt zu einer stärkeren Beachtung der Erfolgsermittlungsfunktion von Verrechnungspreisen und der Möglichkeit, in bezug auf die Internationalisierung, Auslandsgesellschaften zu beurteilen. Steuerliche, rechtliche und betriebswirtschaftliche Problemfelder entstehen dadurch im Hinblich auf die richtige Bestimmung der Verrechnungspreise, der einheitlichen und korrekten Gewinnermittlung und somit auch der Erfolgsbeurteilung von Auslandsgesellschaften. Die Zusammenhänge zwischen der externen, steuerlich motivierten, Notwendigkeit der korrekten Verrechnungspreisbestimmung und den internen betriebswirtschaftlich organisatorischen Funktionen müssen berücksichtigt werden. Dabei ist inzwischen eine undurchsichtige Vielzahl von Ermittlungsfunktionen entstanden. Nach einer einführenden Erläuterung des Begriffs „Verrechnungspreis“ soll im Rahmen dieser Hausarbeit weiterhin aufgezeigt werden, welche Funktionen sie im Hinblick auf die Erfolgsbeurteilung bei den Unternehmensbereichen erfüllen sollen und wie die Preise bestimmt werden. Erörtert werden die praktischen und theoretischen Probleme die sich bei der Ermittlung von Verrechnungspreisen und der damit einhergehenden Gewinnermittlung und Erfolgszerlegung ergeben. Gleichzeitig erfolgt auch eine Einschätzung der Eignung dieser unterschiedlichen Methoden für eine korrekte Erfolgsbeurteilung. Dabei werden sowohl die traditionellen Typen von Verrechnungspreisen, als auch die transaktions- und gewinnbezogenen Verrechnungspreismethoden betrachtet und beurteilt.

2. Begriffsbestimmung „Verrechnungspreis“

Verrechnungspreise sind in der betriebswirtschaftlichen Literatur unterschiedlich definiert. Schmalenbach beschreibt sie als die Bewertung von Leistungsbeziehungen zwischen wirtschaftlichen Leistungseinheiten[3]. Als Synonym werden auch die Begriffe Transfer-, Lenk-, Knappheits- oder Bereichsabgabepreise verwendet[4]. Weiterhin ist es möglich die Preise in zwischenbetriebliche Verrechnungspreise oder Konzernverrechnungspreise zu differenzieren[5]. Ewert/Wagenhofer erklären Verrechnungspreise als „Wertansätze für innerbetrieblich erstellte Leistungen (Produkte, Zwischenprodukte, Dienstleistungen), die von anderen rechnerisch abgegrenzten Unternehmensbereichen bezogen werden“[6]. Wie bei Coenenberg soll in dieser Hausarbeit unter dem Begriff „Verrechnungspreis“ ein Wert verstanden werden, der bei der „internen Erfassung für den Transfer von Gütern oder Dienstleistungen bzw. die Nutzung gemeinsamer Ressourcen und Märkte zwischen wirtschaftlich selbständigen Bereichen innerhalb eines Unternehmens angesetzt wird“[7]. Somit dienen diese durch die Unternehmensbereiche festgelegten Preise der Schaffung von fiktiven Märkten und stellen Substitute für fehlende Marktpreise bzw. für fehlende Märkte im innerbetrieblichen Güter- und Leistungsaustausch dar, wie Osterloh und Frost diese Wirkungsweise der Transferpreise bezeichnen[8]. Preise und Konditionen für bereichsübergreifende Lieferungen und Leistungen sind dabei nicht mehr das Ergebnis von Verhandlungen selbständiger Marktparteien, sondern können im Prinzip autonom durch die Unternehmensleitungen festgelegt werden[9].

3. Funktionen und Ziele von internationalen Verrechnungspreisen

Als Wertansatz für die konzern- oder unternehmensintern erstellten Leistungen können Verrechnungspreise eine Reihe von internen und externen Funktionen erfüllen. Coenenberg unterscheidet sie in drei Hauptaufgaben, der Abrechnungs- und Planungsfunktion, der Lenkungsfunktion und der Erfolgszuweisungsfunktion[10]. Obwohl neben der Erfolgszuweisungsfunktion eine Vielzahl anderer Ziele durch Verrechnungspreise erfüllt werden können, hat die Erfolgszuweisungsfunktion eine große Bedeutung im Hinblick auf das Thema dieser Hausarbeit. In international operierenden Unternehmungen werden Interessen anderer, d. h. Unternehmensexterner tangiert. Dies kann beispielsweise durch die Interessen von Kapitalgeber, Fiskus oder Öffentlichkeit gegeben sein[11]. Die externe Erfolgszuweisungs- oder auch Erfolgsermittlungsfunktion von Verrechnungspreisen dient der Ergebnisbestimmung rechtlich selbständiger Tochtergesellschaften in Konzernen und dient der Erfüllung externer Publizitätspflichten nach HGB, IFRS oder US-GAAP[12]. Bei internationalen Konzernen mit grenzüberschreitenden Zahlungsvorgängen dienen Verrechnungspreise zur Bestimmung der Erfolgshöhe und damit auch der Höhe der Besteuerung für die nationalen Fisci, sowohl bei rechtlich selbständigen Tochtergesellschaften wie auch bei rechtlich unselbständigen Betriebstätten. Es entseht beim liefernden Unternehmen ein Ertrag und ein entsprechender Aufwand beim beziehenden Unternehmen. Dies bedeutet nichts anderes, als das durch die Wahl der Verrechnungspreismodalitäten zwischen den Profit Centern der Gewinnausweis bestimmt wird. Verrechnungspreise beeinflussen die Erfolgsbeiträge vor allem dann erheblich, wenn eine Wirtschaftseinheit einen hohen Prozentsatz interner Austauschbeziehungen unterhält[13]. Der erzielte Bereichserfolg wird somit zur „Grundlage für Entscheidungen des Bereichsmanagements wie auch des Managements des Mutterunternehmens, welches strategische Maßnahmen oder Mittelzuteilungen daran knüpft“[14]. Durch die Wahl eines geeigneten Transferpreises soll dabei die Erfolgszerlegung des Gesamterfolgs in einzelne Teilergebnisse gewährleistet sein[15]. Die Ergebnisermittlung selbst dient der Schaffung von Transparenz in Unternehmungen, indem somit die Wirtschaftlichkeit kleinerer Organisationseinheiten beurteilt werden kann[16], sowie Verantwortlichkeiten klar dargestellt und Kostentransparenz und Kostenbewusstsein gefördert werden können[17]. Die gewinnverantwortlich handelnden Auslandsgesellschaften müssen somit einer verursachungsgerechten Erfolgszurechnung unterzogen werden, die außerdem den Anreiz - oder besser ausgedrückt – die Motivation der Teilbereichsleiter nicht einschränkt, sondern diese fördert. Ziel eines solchen Verrechnungspreissystems auf Basis der Erfolgsermittlungsfunktion muss trotz allem die Maximierung des Gesamtgewinns und die Erfüllung der obersten Unternehmensziele sein, was zu dem in der Literatur als „Gordischer Knoten“ bezeichneten Konflikt zwischen den Hauptfunktionen Ergebnisermittlung und Lenkung bzw. Koordination führt[18]. Dieser Zielkonflikt zwischen den genannten Funktionen erschwert eine zweckgerechte Verrechnungspreisbestimmung erheblich, so dass als Lösungsmöglichkeit dieses Konfliktes oftmals für unterschiedliche Zwecke auch unterschiedliche Verrechnungspreise angesetzt werden, weil Bereichs- und Unternehmensziele oftmals differieren. Dies erschwert allerdings eine internationale Vergleichbarkeit und Erfolgsbeurteilung. Nicht zuletzt führt eine asymmetrisch verteilte Information zwischen Zentrale und Bereichen zu Fehlsteuerungen, was eine Beurteilung der Bereichsleiter und eine effiziente Zielverfolgung der Zentrale deutlich erschwert und eine korrekte Erfolgsermittlung somit verhindert[19]. Die Erfolgsermittlungsfunktion beinhaltet zudem eine Vielzahl von praktischen Schwierigkeiten. Probleme ergeben sich vor allem dann, wenn eine exakte Abgrenzung der Erfolgskomponenten aufgrund von sequentiellen Verflechtungen und Ressourcen- bzw. Marktinterdependenzen nicht möglich ist. Bei derartigen Synergieeffekten ist es nur schwer möglich, den Erfolg einer Unternehmung verursachungsgerecht aufzuteilen und somit folgen daraus auch Schwierigkeiten für die sich anschließende Erfolgsbeurteilung der Auslandsgesellschaften[20].

[...]


[1] Vgl. Brühl, R.: „Controlling“, Oldenbourg, S. 329

[2] vgl. Weber, J.: „Internationale Verrechnungspreise im Konzern“, Vallendar 2004, Advanced Controlling, S.13

[3] vgl. Schmalenbach, Eugen: „Über Verrechnungspreise. In: Zeitschrift für handelswissenschaftliche Forschung 1908/1909, S. 168

[4] vgl. Coenenberg. A. G.: „Kostenrechnung und Kostenanalyse“, 3. Auflage, Landsberg/Lech 1997, Moderne Industrie, S. 524

[5] vgl. Popkes, J.: „Internationale Prüfung der Angemessenheit steuerlicher Verrechnungspreise“, hrsg. V. W. H. Wacker, Bielefeld 1989, S. 2

[6] Ewert, R. / Wagenhofer, A.: „Interne Unternehmensrechnung“, 5. Auflage, Berlin, Heidelberg, New York 2003, S. 585

[7] Coenenberg. A. G.: „Kostenrechnung und Kostenanalyse“, 3. Auflage, Landsberg/Lech 1997, Moderne Industrie, S. 524

[8] vgl. Osterloh, M. / Frost, J.: „Betriebswirtschaftliche Funktionen der Verrechnungspreise, in: Verrechnungspreissysteme multinationaler Unternehmen in betriebswirtschaftlicher, gesellschafts- und steuerrechtlicher Sicht“, Berlin 1999, S. 34

[9] vgl. Pausenberger, E.: „Konzerninterner Leistungsaustausch und Transferpolitik in internationalen Unternehmungen, in: Handbuch der internationalen Unternehmenstätigkeit“, München 1992, S. 770

[10] vgl. Coenenberg. A. G.: „Kostenrechnung und Kostenanalyse“, 3. Auflage, Landsberg/Lech 1997, Moderne Industrie, S. 524

[11] vgl. Weber, J.: „Internationale Verrechnungspreise im Konzern“, Vallendar 2004, Advanced Controlling, S. 15

[12] vgl. Weber, J.: „Internationale Verrechnungspreise im Konzern“, Vallendar 2004, Advanced Controlling, S. 15

[13] vgl. Meckl, R.: „Controlling im internationalen Unternehmen“, München 2000, S. 41

[14] Ewert, R. / Wagenhofer, A.: „Interne Unternehmensrechnung“, 4. Auflage, Berlin, Heidelberg, New York 2000, S. 588

[15] vgl. Coenenberg. A. G.: „Kostenrechnung und Kostenanalyse“, 3. Auflage, Landsberg/Lech 1997, Moderne Industrie, S. 525

[16] vgl. Kreuter, A.: „Verrechnungspreise in Profit-Center Organisationen“, München, Mehring 1997, S. 25

[17] vgl. Ewert, R. / Wagenhofer, A.: „Interne Unternehmensrechnung“, 4. Auflage, Berlin, Heidelberg, New York 2000, S. 588

[18] vgl. Weber, J.: „Internationale Verrechnungspreise im Konzern“, Vallendar 2004, Advanced Controlling, S. 8

[19] vgl. Ewert, R. / Wagenhofer, A.: „Interne Unternehmensrechnung“, 4. Auflage, Berlin, Heidelberg, New York 2000, S. 591

[20] vgl. Ewert, R. / Wagenhofer, A.: „Interne Unternehmensrechnung“, 4. Auflage, Berlin, Heidelberg, New York 2000, S. 588

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Details

Titel
Verrechnungspreise in internationalen Konzernen
Hochschule
Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven; Standort Emden  (Fachbereich Betriebswirtschaft)
Veranstaltung
Controlling-Seminar
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
20
Katalognummer
V44446
ISBN (eBook)
9783638420464
ISBN (Buch)
9783638772310
Dateigröße
642 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Verrechnungspreise, Konzernen, Controlling-Seminar
Arbeit zitieren
Holger Bunger (Autor:in), 2005, Verrechnungspreise in internationalen Konzernen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44446

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