Aldous Huxley "Brave new world": Analyse und Vergleich zur Dystopie "Wir" von Jewgenij Samjatin


Hausarbeit, 1998

22 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Biographie

3. Brave New World als Reaktion auf die Utopien von Herbert George Wells

4. Der Einfluss von Jewgenij Samjatins Wir auf Aldous Huxley
4.1 Kurzbiographie von Jewgenij Samjatin (Evgenij Zamjatin)
4.2 Parallelen zwischen Samjatins Wir und Huxleys Brave New World

5. Politische, kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Einflüsse des beginnenden 20. Jahrhunderts auf Aldous Huxley

6. Das Individuum und die Gesellschaft in der Antiutopie Brave New World

7. Schlusswort

8. Literaturverzeichnis

1. Vorwort

Im Jahr 1932 veröffentlichte Aldous Huxley Brave New World und schuf damit eine der bedeutesten und berühmtesten Zukunftsvision. Aldous Huxley besaß die Fähigkeit, durch sein breit gefächertes Wissen und seinem Umgang mit vielen bedeutenden Personen der Zeitgeschichte, ein Werk zu schaffen, dass die Trends der modernen Gesellschaft aufzeigte. Ich versuche mit dieser Hausarbeit darzustellen, woher Huxleys Einsichten stammten, was ihn beeinflusste und zu Brave New World inspirierte. Meinen Schwerpunkt werde ich auf den Vergleich mit einer älteren und weniger bekannten Dystopie legen. Ich werde die Parallelen zwischen Huxleys Werk und der Zukunftsvision von Jewgenij Samjatin „ Wir“, das ein Jahrzehnt eher entstanden ist, aufzeigen. Es wird natürlich nicht möglich in diesem Rahmen auf alle Aspekte einzugehen. Ich werde aber versuchen die Interessantesten darzustellen und auf die Darstellung der Drogenproblematik verzichten. Ferner werde ich nicht weiter auf die Wertigkeit Shakespeares in Brave New World eingehen. Der Titel Brave New World ist eine Adaption Shakespeares. Zitat aus Shakespeares The Tempest:

“Mirinda: O, wonder!

How many goodly creatures are there here!

How beauteous mankind is! O brave new world

that has such people in it!”[1]

Welches dann in Brave New World so wieder zu finden ist:

„Schöne neue Welt -<< Ein boshafter Streich seines Gedächtnisses brachte dem Wilden gerade in diesem Augenblick Mirindas Worte in Erinnerung. >> O schöne neue Welt, die solche Bürger trägt!“[2]

2. Biographie

26.07.1894 Aldous Leonard Huxley wird in Godalming (England) geboren. Er ist das erste Kind des Lehrers Leonard und der Hausfrau Julia Huxley, geborene Arnold. Allein durch seine Geburt gehört er schon zur kulturellen und wissenschaftlichen Elite seines Landes. Sein Großvater Thomas Henry Huxley war ein großer Denker und Biologe, ein Mitstreiter Charles Darwins und er prägte den Begriff Agnostiker

Verfechter des Agnostizismus; Sammelbezeichnung für alle philosophischen- und theologischen Lehren, die eine rationale Erkenntnis des Göttlichen oder Übersinnlichen leugnen.“[3]

Sein Großonkel Matthew Arnold war einer der bedeutendste Literatur und Kulturkritiker seiner Zeit. Seine Tante Mrs. Humphrey Ward war Schriftstellerin. Leonard und Julia waren sich ihrer Stellung und ihres Ansehens bewusst und sorgten dafür, das Aldous wie auch seine drei später geborenen Geschwister Julien, Trevenen und Magaret nur die besten Schulen besuchte.

1908 Aldous geht nach Eton und beginnt sich mit großen Autoren zu beschäftigen, Shaw und Wilde faszinieren ihn besonders. Im selben Jahr stirbt seine Mutter.

1910 im Alter von 16 Jahren belegte er einen Intensivkurs in Biologie und beginnt Medizin und Naturwissenschaft zu studieren, um in Fußstapfen seines berühmten Großvaters zu treten.

1911 erkrankt er an einer schweren Entzündung der Augenhornhaut, durch die er fast Erblindet. Er verlässt Eton, da eine Fortsetzung seines Studiums durch die Krankheit nicht mehr möglich ist. Er erlernt die Blindenschrift und beginnt 1913 am Balliol College in Oxford englische Literatur und Philosophie zu studieren.

1914 Suizid des Bruders Trevenen.

1916 schließt er sein Studium mit Auszeichnung ab und beginnt einen Zivildienst auf dem Gut der Familie Morell in der Nähe von Oxford. Die Familie Morell gehört zur „upper class“. Bei ihnen trifft sich das "Who is Who" Englands jedes Wochenende zum Gedankenaustausch. Aldous trifft hier unter anderem die Schriftsteller Thomas E. Elliot, Virginia Woolf, Katharine Mansfield, den Philosophen Bernhard Russel und den Wirtschaftstheoretiker Keynes, die ihn in ihren Kreis aufnehmen und anerkennen.

1918 wird er „master“ (Lehrer) in Eton.

1919 heiratet er die Belgierin Maria Nys und beginnt als Journalist und Kritiker zu arbeiten.

1920 Geburt des einzigen Kindes Matthew.

1921 lässt er sich in Italien nieder und arbeitet jetzt hauptberuflich als Schriftsteller. Es erscheine in rascher Folge die Romane „ Crome Yellow“ (1921), „ Antic Hay “ (1923) und „ Those Barren Leaves “ (1925). Das schnelle Aufeinanderfolgen ist damit zu begründen dass er nun als freier Schriftsteller eine Familie zu ernähren hat und mit dem Verlag Chatto & Windus, dem er bis zu seinem Tod treu blieb, einen Vertrag abschloss der pro Jahr zwei Veröffentlichungen, wovon eine ein Roman sein musste, vorgab.

1925 tritt er eine Weltreise an, die ihn über Indien, Burma, Indonesien und Japan schließlich in die USA führt.

1931 schreibt er in nur vier Monaten den antiutopischen Roman „ Brave New World “, der dann 1932 erscheint.

1937 siedelt er mit seiner Familie nach Kalifornien (USA) über.

1953 beginnt er sich dem Spiritismus und Okkultismus zuzuwenden und experimentiert mit Drogen (LSD, Meskalin), die Erfahrungen ver-

arbeitet er dann 1954 in Die Pforten der Wahrnehmung.

1955 stirbt seine Frau.

1956 heiratet er die Film - Cutterin Laura Archera, die wie er Anhänger des Okkultismus ist.

1962 schreibt er die Utopie „Islands “ (Eiland), die den Gegenpol zu „ Brave New World“ bildet. Eine „positive“ Utopie in der er auch seine Drogenerfahrungen mit einbringt.

22.11.1963 stirbt Aldous Huxley mit 69 Jahren in seinem Haus in Hollywood (USA).

Er schrieb 47 Bücher unzählige Essays und Kommentare und war Gastdozent an vielen Universitäten in Europa und Amerika.

3. Brave New World als Reaktion auf die Utopien von Herbert George Wells

H. G. Wells (1866 – 1948) war der wohl fruchtbarste literarische Utopist seiner Zeit (A modern Utopia, Men Like God, War of the World), vielleicht sogar der Letzte. Er studierte an der Londoner Universität bei Aldous Huxleys Großonkel Thomas Huxley, Biologie. Er verarbeitete Thomas Huxleys Überzeugung, dass der Mensch mit seinem Intellekt lernen muss, die Natur zu beherrschen. Thomas Huxley (wie auch Wells) bewerteten die Wissenschaft und Technik als Produkt menschlicher Intelligenz positiv und betrachtet es als das Mittel zur Beherrschung der Natur. Hieraus zieht Wells den Schluss, dass mit Hilfe von Wissenschaft und Technik es dem Menschen möglich sei, eine mächtige und glorreiche Zukunft zu gestalten. Diese optimistisch und an die positive Wirkung des Fortschritts glaubende Vision, setzt er in seinen Werken A modern Utopia (1908) und Men Like God (1923) um.

„In A modern Utopia stellte sich Wells die Aufgabe, die gesamte utopische Tradition von Plato, Morus und Campanella bis hin zu William Morris aufzuarbeiten und in einem eigenen neuen Entwurf gleichsam auf die Höhe des zeitgenössischen Bewusstsein zu bringen.“[4]

Er konstruierte dementsprechend einen utopischen Staat nach dem Muster bzw. Prinzip der Utopisten vor ihm. Auch Wells klassifiziert die Bewohner seines utopischen Staates in fünf Gruppen.

„ Er bezeichnet die einzelnen Gruppen wie folgt: 1. the Poetic (die Schöpferischen), 2. the Kinetic (die Tätigen), 3. the Dull (die Stumpfen), und 4. the Base (die Niedrigen).“[5]

Über diese „Klassen“ setzt er dann sie Samurai – Mitglieder eines Ordens - die die politische Macht innehaben. Wobei das wissenschaftliche Klassensystem bei Wells ein Garant für die freiheitliche Entfaltung des Individuums ist. Während es in Huxleys Kastensystem kein Entrinnen gibt. Jeder ist gezwungen bis zum Lebensende in seiner Kaste zu bleiben und sich nur innerhalb seiner Normgrenzen zu bewegen. Diesen utopischen Staat füllt er dann auf mit Maschinen und technischen Geräten. In Men Like God gibt er den Wissenschaftlern nur das eine Ziel: Sich damit zu beschäftigen Neues zu erfinden und Vorhandenes zu verbessern um den technischen Fortschritt voran zu bringen. Aldous Huxleys Brave New World ist eine Reaktion auf diesen Enthusiasmus, über das Erreichte und das noch Erreichbare. Huxley teilt – wie auch andere Dystopisten – diesen Fortschrittsoptimismus nicht. Er untermauert die Kritik an Wells Werken unter anderem durch die direkte Adaption von Wells World State. Auch kommen in Brave New World eine Menge Maschinen vor, die stark an die Maschinen Wells erinnern. Fünfundzwanzig Jahre nach der Veröffentlichung von Brave New World sagt Huxley:

„ ... er habe H. G. Wells - den er übrigens für einen Banausen hielt und wenig schätze (And ends well thats ends Wells) – ein bisschen ins Handwerk pfuschen wollen und sei dann in den Sog seiner eigenen Ideen geraten.“[6]

[...]


[1] Das Individuum in der englischen... S. 93

[2] BNW S. 143

[3] Aus Duden Das Fremdwörterbuch

[4] Erzgräber W. Utopie und Antiutopie S.96

[5] Ebd. S.119

[6] Schumacher T. Aldous Huxley S. 48/49

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Aldous Huxley "Brave new world": Analyse und Vergleich zur Dystopie "Wir" von Jewgenij Samjatin
Hochschule
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg  (Diplom Sozialwissenschaften)
Veranstaltung
Von Thomas Morus zu George Orwell – Formen der Vergesellschaftung in Sozialutopien
Note
2
Autor
Jahr
1998
Seiten
22
Katalognummer
V31633
ISBN (eBook)
9783638325684
ISBN (Buch)
9783638772136
Dateigröße
542 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aldous, Huxley, Brave, Analyse, Vergleich, Dystopie, Jewgenij, Samjatin, Thomas, Morus, George, Orwell, Formen, Vergesellschaftung, Sozialutopien
Arbeit zitieren
Diplom Sozialwissenschaftler Thomas Kruthaup (Autor:in), 1998, Aldous Huxley "Brave new world": Analyse und Vergleich zur Dystopie "Wir" von Jewgenij Samjatin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/31633

Kommentare

  • Gast am 28.1.2012

    <ich habe diese Arbeit nach der Lektüre von "Brave new world" und "Wir" gelesen und bin etwas enttäuscht. Erstens stören die vielen Schreib- und Interpunktionsfehler den Lesefluss und zweitens hätte sich der Autor meiner Meinung nach auf eine Sprachausgabe der Werke festlegen sollen und nicht immer Übersetzungshinweise geben sollen.
    Zusätzlich hat es im Laufe des Textes einige non sequitur, die einen vollends stocken lassen beim lesen. Tut mir leid, aber wie diese Arbeit eine 2 bekommen konnte ist mir ein Rätsel.

  • Gast am 11.4.2008

    Hollywood House v. A. & L. Huxley.

    Ich will eigentlich keinen Beitrag schreiben. Ich suche ein Bild von A.Huxleys Haus in Hollywood (zwei Häuser mit einer Bridge zwischen ihnen. Ich weiß, daß Aldous and Laura ein solches Haus bewohnt haben. Sehr vorbildlich zur Orientierung. Verfügen Sie über ein solches Bild, bzw. wissen Sie wo ich ein Bild dieses Hauses erwerben kann, bzw. in welchem Buch es abgebildet ist?

    Mit besten Wünschen
    Meinolf Schnier

Blick ins Buch
Titel: Aldous Huxley "Brave new world": Analyse und Vergleich zur Dystopie "Wir" von Jewgenij Samjatin



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