Die Konzepte der Allgemeinbildung von Aristoteles, Bacon und Comenius


Hausarbeit, 2004

14 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Erziehung nach Aristoteles

2. Bacons wissenschaftliche Methode

3. Allgemeinbildung nach J. A. Comenius

Schlussgedanken

Quellenverzeichnis

Einleitung

In der vorliegenden Arbeit werden die pädagogischen Ansätze von Aristoteles, Francis Bacon und Johann Amos Comenius dargestellt.

Zunächst werde ich die antiken Erziehungsgedanken des Aristoteles erläutern und anschließend auch kurz auf die aristotelische Induktion eingehen. Dem folgend werden Bacons Ansichten zum Thema Wissenschaft und wissenschaftliches Arbeiten erklärt, um dann am Beispiel seines Werkes „Neu-Atlantis“ seine Denkweise zu veranschaulichen. Dieser Abschnitt wird mit einer kurzen Darstellung der pädagogischen Verdienste Bacons enden. Den letzten größeren Teil der Arbeit bildet die Darstellung der Allgemeinbildung nach Comenius, welches vor allem auf der Grundlage seines Werkes „Große Didaktik“ geschieht.

Abschließen werde ich mit einer knappen Zusammenfassung der Gedanken aller drei Herren.

1. Erziehung nach Aristoteles

Aristoteles ist wohl einer der größten Denker der Philosophie überhaupt. Er beschäftigte sich mit fast allen Forschungsthemen seiner Zeit und erreichte bahnbrechende Leistungen für die empirische Forschung, für die einzelwissenschaftliche Theorie sowie für die wissenschaftliche Proto- bzw. Metatheorie. (vgl. Höffe 1996) Obwohl Aristoteles in vielen Bereichen auch gebührende Ehrung erhielt, wurden seine Verdienste für die Pädagogik lange Zeit wenig gesehen und gewürdigt. Dies könnte unter anderem daran liegen, dass kein eigenständiges Werk zu diesem Thema vorliegt und die einzelnen bestehenden Lehrschriften ursprünglich nicht zur Veröffentlichung vorgesehen, sondern als Grundlage für die aristotelischen Vorlesungen gedacht waren. Die umfangreichste Abhandlung zum Thema Erziehung schrieb Aristoteles im Rahmen seiner Bücher VII und VIII zur Politik. (vgl. Rutt 1974) Aus den bekannten Veröffentlichungen geht allerdings sehr anschaulich das höchste Ziel des Pädagogen hervor: Das „unermüdliche(s) Bemühen des Lehrers, den Menschen vor der Entzweiung seiner stets bedrohten Einheit zu bewahren und ihn zur höchsten Vollendung seines Menschseins zu führen, um ihn für sein praktisches wie theoretisches Leben Stand in der Welt zu geben.“ (zit. nach Rutt 1974, S. 197) Im Folgenden wird genauer auf die Besonderheiten der aristotelische Ansicht zur Allgemeinbildung eingegangen werden und im Anschluss auch die Art und Weise des Lernens nach Aristoteles kurz vorgestellt.

Aristoteles äußert verschiedene grundlegende Forderungen an die Erziehung (paideía) in der antiken Polis. Zunächst sollen die Menschen in Hinblick auf die jeweils gültige Verfassung erzogen werden, der herauszubildende Charakter soll sich also nach der entsprechenden Staatsform, in welcher der Mensch lebt, richten. Das heißt, in einer Demokratie sollen die Staatsbürger einen demokratischen Charakter aufweisen, in einer Oligarchie einen oligarchischen usw., denn der Charakter des Einzelnen ist die Grundlage einer guten Verfassung. (vgl. Aristoteles 384/383 – 322a)

Da die Erziehung auf ein einziges Endziel, nämlich dem des Staates, ausgerichtet ist, muss sie jedoch auch für alle Menschen ein und dieselbe sein, was eine gemeinsame Bildung aller voraussetzt. Aristoteles wendet sich damit erstmalig von der damals vorherrschenden Privaterziehung ab und macht auf die Notwendigkeit allgemeingültiger Gesetze über die Erziehung aufmerksam. (vgl. Aristoteles 384/383 – 322a)

Die Erziehungsinhalte unterteilt Aristoteles in das Nützliche, die Tugend und das reine Wissen, wobei seinerzeit noch nicht klar war, ob Erziehung mehr auf die Ausbildung der Tugend oder der des Verstandes ausgerichtet sein sollte. Ausführlicher äußert sich Aristoteles über den Inhalt des Nützlichen, welches gelehrt werden soll. Dazu kurz eine Betrachtung der antiken Sicht des Menschen: In der Polis wird unterschieden zwischen freien und unfreien Bürgern. Erstere üben nur freie Tätigkeiten aus, das heißt, alles, was sie tun, hat seinen Zweck in sich selbst, wie zum Beispiel Kunst, Musik oder das Pflegen von Freundschaften. Die Tätigkeiten unfreier Bürger hingegen haben ihren Zweck außer sich, diese Menschen gehen banausischen Tätigkeiten nach. Dazu gehört unter anderem die Arbeit, welche verrichtet wird, um zu überleben. Aristoteles leitet aus diesen Umständen ab, dass Erziehung nur durch freie, ihren Zweck in sich selbst tragende Tätigkeiten erfolgen soll. Von allem Nützlichem soll nur das Unentbehrliche gelehrt werden, welches den freien Menschen nicht zu handwerksmäßigem Charakter herabdrückt. (vgl. Aristoteles 384/383 – 322a)

Elemente der Bildung des freien Menschen sind aus aristotelischer Sicht das Lesen und Schreiben, die Leibesübung, die musische Kunst sowie das Zeichnen. Das Lesen und Schreiben dient dabei als Grundlage der Kommunikation und hat somit wiederum seinen Zweck in sich. Die Gymnastik oder auch Leibesübung hat ihren Zweck in der Bewegung des Körpers. Ein sich schön bewegender Körper steht für Tapferkeit und damit auch für die Verteidigung der Freiheit. Die musische Kunst lehrt, die Muße als Ausgleich zur Arbeit sinnvoll zu gestalten und zu nutzen. Die Musik dient demnach dem Zeitvertreib und der Unterhaltung und soll somit auch wieder ihren Zweck in sich haben. Das Zeichnen letztendlich hält das Schöne für den späteren Anblick fest. (vgl. Aristoteles 384/383 – 322a)

All diese Erziehungsmittel können theoretisch natürlich auch als Mittel zum Zweck missbraucht werden, müssen aber im Rahmen der aristotelischen Allgemeinbildung so gelernt werde, dass sie immer ihren Zweck in sich selbst haben. (vgl. Aristoteles 384/383 – 322a)

Das oberste Ziel der Allgemeinbildung ist laut Aristoteles der Selbsterhalt der freien Polis, was nur möglich ist, wenn alles um seiner selbst willen getan und gelernt wird. Nur so kann die Verfassung auf Dauer sicher gestellt werden. Die Schüler sollen die Hierarchie der Zwecke kennen lernen und erkennen, dass der Selbstzweck der höchste aller Zwecke ist. (vgl. Aristoteles 384/383 – 322a)

In seiner „Metaphysik“ geht Aristoteles noch näher auf die Art und Weise des Lernens und Lehrens ein. Das Lernen wird dabei in vier Schritte unterteilt: die Sinneswahrnehmung, die Erinnerung, die Erfahrung und die Kunst bzw. die Wissenschaft. Grundlage allen Lernens ist die Erkenntnis, dass jeder Mensch von Natur aus nach Wissen strebt. Die Freude an allen Sinneswahrnehmungen scheint ein Beweis für diese Erkenntnis zu sein, wobei das Sehen die bevorzugte Sinneswahrnehmung ist und für Aristoteles somit die erste Stufe des Lernens darstellt. Aus der sinnlichen Wahrnehmung entwickelt sich die Erinnerung, die wahrgenommenen Eindrücke werden im Gedächtnis verankert. Mehrere Erinnerungen an ein und denselben Gegenstand bilden zusammen die Erfahrung, welche also die Erkenntnis des Einzelnen darstellt. Bildet sich nun aus vielen Erfahrungen und den Gedanken darüber eine allgemeine Annahme über das Ähnliche, spricht Aristoteles von der Entstehung der Kunst bzw. der Wissenschaft. Die Kunst ist also im Gegensatz zur Erfahrung die Erkenntnis des Allgemeinen und beinhaltet auch das Wissen um die Ursache von etwas. Die Erfahrung hingegen weiß nur, „dass“ etwas ist. Demzufolge ist der Künstler dem Erfahrenen übergeordnet und nur ersterer kann einen Gegenstand auch lehren. (vgl. Aristoteles 384/383 – 322b)

Nötige Voraussetzung für die Lehre ist die Kenntnis über die Zweckzusammenhänge des Lehrgegenstandes, welche dem Schüler dann auch nahe gebracht werden sollen. Der Schüler soll lernen, Einzelnes in das Allgemeine einzuordnen, Sachen auf ihre Ursachen zurückzuführen. Für dieses Heranführen an die Ordnung der Gegenstände verwendet Aristoteles das Wort „epapogé“ (Induktion). Dabei wird mit Hilfe von Antizipation von einem konkretem Einzelfall auf ein allgemeines Prinzip geschlossen. Der Neuerwerb von Wissen ist demnach nur auf Grund eines bereits vorhandenen Vorwissens möglich und soll über den Weg der Negativität erfolgen. Ziel ist es, dem Schüler die Zweckursachen des zu lernenden Gegenstandes deutlich zu machen. (vgl. Blockseminar 2004)

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die Konzepte der Allgemeinbildung von Aristoteles, Bacon und Comenius
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V61786
ISBN (eBook)
9783638551625
ISBN (Buch)
9783638766814
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Konzepte, Allgemeinbildung, Aristoteles, Bacon, Comenius
Arbeit zitieren
Sabrina Weber (Autor:in), 2004, Die Konzepte der Allgemeinbildung von Aristoteles, Bacon und Comenius, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61786

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