Lili Marleen. Zwischen Kriegspropaganda und Liebeslied


Hausarbeit, 2005

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Prolog
1. 1. Vorüberlegungen
1. 2. Der historische Kontext - Massenhomogenisierung seit Kindesbeinen

2. Der Text „Lili Marleen“
2. 1. Der Text selbst
2. 2. Textliche Abgrenzung zu anderen Liedern
2. 3. Hans Leip und die Entstehungsgeschichte
2. 4. Formelle Stilmittel
2. 5. Inhaltliche Entwicklung des Texts

3. Musikalischer Klangcharakter des Liedes
3. 1. Die Stimme einer Frau
3. 2. Volksliedelemente

4. Die Bedeutung des Liedes für die NSDAP
4. 1. Musikalische Beeinflussung durch Kriegs- & Soldatenlieder
4. 2. Zwischen Liebeslied und Kriegslied
4. 3. Beziehung zwischen „Lili Marleen“ und der NSDAP

5. Fazit

6. Quellenverzeichnis
6. 1. Literatur
6. 2. Internet
6. 3. Filmografie

1. Prolog

1. 1. Vorüberlegungen

„Die Fronten lagen sich sehr dicht gegenüber. […] Abends konnte man dann aus der Stellung mal langsam raus, um sich zu strecken, […] Und dann trat unser Wehrmachtsempfänger, das Verbindungsstück zur Heimat, in Aktion. Und Höhepunkt war gegen 22 Uhr die Sendung vom Sender Belgrad. […] Lale Andersen begleitet von einem Orchester der Luftwaffe. […] Und wenn wir dann abends in der Runde saßen, lautlos alle lauschend, dann ertönte plötzlich auf der anderen Seite, etwa 80 Meter entfernt, irgendwie ein Geräusch und eine Stimme war zu hören: ‚Comrades, louder please!’ Es waren die Engländer, und dieses Lied hatte sich längst auch bei ihnen durchgesetzt. Auf diese Weise hatten wir Abend für Abend eine echte Kampfpause, denn in dieser Zeit fiel kein Schuss und auch gleich danach blieb es noch ruhig.“ [1]

Im II. Weltkrieg haben sich Menschen gegenseitig erschossen, zerbombt und vergast. Die schlimmsten Menschenrechtsverletzungen der Menschheitsgeschichte haben sich in dieser Zeit zugetragen und dennoch wurde dieses Lied „Lili Marleen“, von den sich gegenseitig mordenden Fronten, gehört. Wie mein Eingangszitat beweist, trug „Lili Marleen“ nicht nur dazu bei, sondern war Anlass, dass die Waffen im schwerwiegendsten Krieg, der sich je zugetragen hat, niedergelegt wurden, wenn auch nur für einige Minuten.

Mit „Lili Marleen“ sind zahlreiche deutsche und internationale Namen verbunden, wobei weit mehr als nur der Autor Hans Leip (1893 – 1983), der Komponist Norbert Schultze (1911 – 2002) und die Sängerin Lale Andersen (1905 – 1972), eine individuelle Bearbeitung ihres Schaffens verdient hätten. In der folgenden Arbeit werde ich also weder die drei vorangegangenen Personen beleuchten, noch die genaue Entwicklung des Liedes bearbeiten. Das dieses Lied eine kaum vergleichbare Bedeutung hatte, ist nicht von der Hand zu weisen, doch welche Elemente machen „Lili Marleen“ einzigartig?

Meine Kernfrage möchte ich in der Hausarbeit in drei Hypothesen bzw. Untergliederungen bearbeiten. Jene Aspekte sind nicht rigide voneinander zu trennen, können jedoch wie folgt deklariert werden.

- Zum gemeinverständlichsten Lied unter den Soldaten wurde „Lili Marleen“ durch die textuellen Bezüge.
- Die Beliebtheit des Liedes an allen Fronten ergab sich aus seinem formell gebräuchlichen Klangcharakter.
- Die Popularität und Entwicklung des Liedes stand unter starken Einfluss der NSDAP.

Aus persönlichem Interesse habe ich besonderen Wert auf den ersten der vorangegangenen Aspekte, den Text, gelegt. Weiterhin ist vorwegzunehmen, dass die folgende Untersuchung sich nicht auf die zahlreichen Übersetzungen in so gut wie jede Sprache, noch auf Satiren oder die erste kommerzielle Vertonung durch Rudolf Zink beziehen. Ich behandele ausschließlich die Version Norbert Schultzes, welche Welterfolg erlangte.

1. 2. Der historische Kontext - Massenhomogenisierung seit Kindesbeinen

Nach der Machtübernahme der NSDAP von 1933 ging eine ausgeprägte Umwälzung durch das deutsche Reich. Der Ursprung dieser und letztendlich auch das propagandistische Kernstück der Nazi-Regierung waren gleich in den ersten wesentlichen Punkten des Parteiprogramms verankert.

„ 1 Wir fordern den Zusammenschluss aller Deutschen auf Grund des Selbstbestimmungsrechtes der Völker zu einem Groß-Deutschenland.

4 Staatsbürger kann nur der sein, wer Volksgenosse ist. Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist, ohne Rücksichtnahme auf Konfession. Kein Jude kann daher Volksgenosse sein.“[2]

Auch wenn sich der erste Paragraf nur auf das außenpolitische Wirken eines „Groß-Deutschlands“ bezieht, erstreckt sich die Gleichmachung von allen „deutschen Volksgenossen“ durch das gesamte Parteiprogramm, sowie die gesamte Innen- und Außenpolitik der damaligen Regierung.

Buchstäblich von Kindesbeinen an, durchliefen die Jungen den Weg von der „kleinen Hitlerjugend“ (HJ) zum „Deutschen Jungvolk“ (DJ) und letztendlich weiter zur eigentlichen „HJ“, bei welcher die „Jugenddienstpflichten“ zur militärischen Vorbereitung finalisiert wurden.[3] Einen ähnlichen Weg durchliefen natürlich die Frauen, welche jedoch schlussendlich beim „Bund deutscher Mädels“ auf den Lebensweg „Hausfrau und Mutter“ eingestellt worden sind.

Um allerdings schon kleinste Kinder zu uniformieren und zu einer Masse zu entindividualisieren, bedurfte es Gemeinschaftsveranstaltungen, welche gemeinhin attraktiv wirkten. Musik hat hierbei einen ganz besonderen Stellenwert, weil sie zügig einprägsam ist und gleichzeitig bewusst oder, was wohl noch viel gefährlicher ist, unbewusst Botschaften vermitteln kann.

Häufig jedoch bezog sich das breite Repertoire an NS-Liedgut, textlich, natürlich auf Zusammengehörigkeit und Geborgenheit in der Gruppe.[4] Militärische oder heroische Worte wie „Kamerad“ oder „Heldentod“ prägten die huldvollen Texte und distanzierten sich gleichzeitig von der grauenvollen und todbringenden Kriegsrealität. Von Kindesbeinen an wurden also die Jungen zu „echten Männern“ gemacht und Menschen in ihre Rolle der NS-Diktatur gefügt.

Nun ist die Frage inwieweit „Lili Marleen“ als eines der populärsten Lieder des vergangenen Jahrhunderts, diese Tendenz bzw. Zielrichtungen mit trägt. Wie die Melodie dazu beiträgt diese zu vermitteln und wie nationalsozialistische Ideale im Liedtext von „Lili Marleen“ aufgegriffen werden oder sie sich von dem üblichen Gros der Texte abgrenzt.

2. Der Text „Lili Marleen“

2. 1. Der Text selbst

Vor der Kaserne,
Vor dem großen Tor,
Stand eine Laterne
Und steht sie noch davor.
So woll'n wir uns da wiederseh'n,
Bei der Laterne woll'n wir steh'n,
Wie einst, Lili Marleen.

Unsere beiden Schatten
Sah'n wie einer aus,
Daß wir so lieb uns hatten,
Das sah man gleich daraus.
Und alle Leute soll'n es seh'n,
Wenn wir bei der Laterne steh'n,
Wie einst, Lili Marleen.

Schon rief der Posten:
Sie blasen Zapfenstreich,
Es kann drei Tage kosten!
Kamerad, ich komm' ja gleich.
Da sagten wir Aufwiederseh'n.
Wie gerne wollt' ich mit dir geh'n,
Mit dir, Lili Marleen!

Deine Schritte kennt sie,
Deinen schönen Gang.
Alle Abend brennt sie,
Mich vergaß sie lang.
Und sollte mir ein Leid gescheh'n,
Wer wird bei der Laterne steh'n,
Mir Dir, Lili Marleen?

Aus dem stillen Raume,
Aus der Erde Grund,
Hebt mich wie im Traume
Dein verliebter Mund.
Wenn sich die späten Nebel dreh'n,
Werd' ich bei der Laterne steh'n
Wie einst, Lili Marleen.

Lili Marleen
Text: Hans Leip
Endgültige Version - 1939[5]

[...]


[1] Peters, Christian, „Lili Marleen. – ein Schlager macht Geschichte“, zit. n. Hoffmeister, Werner (ehemals Deutsches Afrikakorps), S. 9.

[2] http://www.rechtsgeschichte.jku.at/Lehrveranstaltungen/Allgemeines/Lernbehelfe/WS/09.Oesterreich%20unter%20dem%20Recht%20der%20Herrenrasse%20(Nationalsozialismus)/parteiprogramm%20nsdap.pdf (28.07.2005)

[3] Vgl. http://www.dhm.de/lemo/html/nazi/organisationen/jugend/ (28.07.2005)

[4] Hörner, Katharina, „Propaganda durch Musik im Dritten Reich“, S.15.

[5] http://www.dhm.de/lemo/html/dokumente/lilimarleen/

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Lili Marleen. Zwischen Kriegspropaganda und Liebeslied
Hochschule
Universität Bayreuth
Veranstaltung
Schreiben und Präsentieren
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
21
Katalognummer
V51024
ISBN (eBook)
9783638470964
ISBN (Buch)
9783638764865
Dateigröße
541 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeite untersucht eines der bedeutendsten Lieder des vergangenen Jahrhunderts - 'Lili Marleen' - und beschäftigt sich mit seinem historischen Kontext. Die Arbeit wurde in drei Hauptthesen eingeteilt, welche sich mit dem Text, dem formellen Klangcharakter und dem propagandistischen und kriegerischen Aspekten auseinandersetzt.
Schlagworte
Lili, Marleen, Schreiben, Präsentieren, NS Kunst, Drittes Reich, Kultur, Nazis, Propaganda, Liebeslied, Kriegspropaganda, Hitler, NS, Volkslied, Kulturgut, Andersen, Lale, Schultze, Homogenisierung, Hitlerjugend, Jungvolk, Juden, Diskriminierung, Parteiprogramm, Heldentod, Laterne, Leip, Liedanalyse, Musik, Musikanalyse, Melodie, Text, Strophe, Marlene, Dietrich, Klang, Klangcharakte, NSDAP, Kriegslieder, Soldatenlieder, 3. Reich, Zink, Montage, Ton
Arbeit zitieren
Martin Thiele (Autor:in), 2005, Lili Marleen. Zwischen Kriegspropaganda und Liebeslied, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/51024

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