Die Entwicklung von Mexiko City zur Megastadt und die Betrachtung einzelner Wohnstandorte unterschiedlicher Bevölkerungsschichten


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

23 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Eine Stadt im Wandel - Von Tenochtitlán zu Mexiko City

2. Soziale Stadtstruktur und Stadtentwicklung:
2.1. Entstehung, Verlagerung und Verteilung von Oberschichtvierteln
2.2. Entstehung, Verlagerung und Verteilung von Mittelschichtviertel
2.3. Entstehung, Verlagerung und Verteilung von Unterschichtvierteln
2.4. Viertel des „sozialen“ und der Niedrigkosten-Wohnungsbaus

Literaturverzeichnis

1. Eine Stadt im Wandel - Von Tenochtitlán zu Mexiko City

Die Gründung der Stadt

Die Azteken gründeten auf einer Insel im Texcoco-See ihre Hauptstadt Tenochtitlán. Je nach Literatur schwankt das Gründungsdatum von 1321 (Sommerhoff, 209) bis 1345 (Gormsen, 1994, 76). Die Stadt war durch ein Achsenkreuz in vier regelmäßige Viertel geteilt. Auch die Zahl der Einwohner ist nicht einheitlich belegt. So soll Tenochtitlán mit dem benachbarten Tlatelolco zusammen kurz vor der spanischen Eroberung von 60.000 Einwohner (Gormsen, 1994, 76) bis zu 200.000 Einwohner (Feldbauer u.a., 281; Sommerhoff, 189; Dahmann, 227) gehabt haben. Nach welcher Zahl man sich auch richten mag, die Stadt war im Vergleich mit den meisten europäischen Hauptstädten damals schon eine ausgesprochene Großstadt.

Die Stadt in der Kolonialherrschaft

Tenochtitlán wurde 1521 im Zuge der spanischen Eroberung komplett verwüstet und zerstört. Die Eroberer der Stadt erkannten aber ihre exponierte und kulturell wichtige Lage und so ließ Gouverneur Hernan Cortés den Sitz der Vizekönige von Neuspanien auf den Ruinen der zerstörten Aztekenmetropole Tenochtitlán errichten. Das von spanischen Städtebautraditionen bestimmte Zentrum der neuen Hauptstadt entstand in weniger als einem Viertel Jahrhundert und erhielt 1548 den Namen „La Muy Noble, Insigne y Muy Leal e Imperial Ciudade de México“ – kurz „Ciudade de Mécixo“. (Feldbauer, 282)

Die aztekischen Grundstrukturen wurden von Gouverneur Cortés übernommen, da sie den Vorstellungen einer geometrischen Idealstadt der Renaissance entgegenkamen. Diese Vorstellungen führten zu einer Stadtanlage im Schachbrettmuster, wie sie für die Städte in Hispanoamerika kennzeichnend ist, in deren Mitte eine zentrale Plaza das repräsentative Zentrum der Stadt darstellte. Das Schachbrettmuster bietet einen einfachen, rasch anwendbaren Grundriß, der sich in alle Richtungen erweitern lässt und sich als einfaches Ordnungsprinzip erweist. (Sommerhoff, 210)

Im Jahr 1650 hatte die Stadt 56.000 Einwohner, im Jahr 1790 erreichte die Stadt bereits 105.000 Einwohner und zum Ende der Kolonialzeit um 1810 lebten schätzungsweise 180.000 Einwohner in der Stadt Mexiko. (Feldbauer u.a., 282) Mexiko Stadt war während der gesamten Kolonialzeit die unangefochtene Metropole Neuspaniens, die größte Stadt Amerikas und gesellschaftliches und wirtschaftliches Zentrum. (Gormsen, 1994, 77ff.)

Die Stadt nach der Unabhängigkeit bis zur Revolution

Die Stadtentwicklung nach der Erlangung der Unabhängigkeit (1821) war durch einen Bedeutungszuwachs der Metropole Mexiko City als Zentrum von Politik und Kultur gekennzeichnet. Der Ausbau der Hauptstadt entsprach dem Herrschaftsanspruch der Zentralregierung Mexikos. Die Einwohnerzahlen aus dieser Zeit spiegeln den Bedeutungsgewinn wieder: um 1860 lebten 210000 Menschen in der Hauptstadt, 1890 stiegt die Zahl auf 300000 und 1910 auf 470000 Bewohner. Auch nach der Mexikanische Revolution (1910) setzten die Präsidenten alles daran, die Macht der Zentralregierung zu festigen und Mexiko City genoss auch in der Industriealisierungsphase eine enorme Vormachtstellung. Die damit verbundene Schaffung von zahlreichen Arbeitsplätzen zog sehr viele Menschen von Land in die Hauptstadt. (Sommerhoff, 191ff.)

Das 20. Jahrhundert: Die Entwicklung zur Megastadt / Urbanisierungsschub und Bevölkerungskonzentration

Die Zeit von der Jahrhundertwende bis zum Jahr 1930 lässt sich – trotz Weltwirtschaftskrise, innenpolitischen Schwierigkeiten und wechselhaften politischen Beeinflussungen – als erste Etappe der Metropolisierung erkennen. In den drei Jahrzehnten verdreifacht sich die Bevölkerung der Hauptstadt. Um 1930 vermochte der traditionelle Stadtbereich – heute die zentralen Stadtbezirke des „Distrito Federal“ (DF) – die Zuwanderer nicht mehr zu erfassen und so wurden nach und nach die umliegenden Bezirke und Kolonialstädte der Umgebung in die städtische Agglomeration des DF einbezogen. Ein erster Schritt in Richtung Megastadt war getan.

Die zweite Etappe von 1930 bis 1950 war von der Industrialisierung und dem sprunghaften Anstieg der Bevölkerung geprägt. Damit verbunden war eine starke räumliche Expansion nach allen Richtungen hin, die sich besonders darin zeigte, das Mexiko City um 1950 die Grenzen des „Distrito Fedaral“ gesprengt hatte und die angrenzenden Kommunen des „Estado de México“ zu erfassen begann.

Die dritte Etappe von 1950 bis 1970/80 gilt als die entscheidende Phase in der Transformation zur Megastadt. Mexiko City weitete sich nun auf das Gebiet des gleichnamigen Bundesstaates auf und bezog mehr und mehr Gemeinden in das Stadtgebiet und seine Verwaltung mit ein. Die Gesamtfläche dichtverbauten Gebietes hatte sich von 1940 bis 1970 von knapp 120 km² auf nahezu 750 km² mehr als versechsfacht und dehnte sich bis 1988 auf über 1.000 km² aus. Zu dieser Zeit wuchsen die illegalen Siedlungen an der Peripherie, auf die später ausführlich eingegangen wird. (Feldbauer u.a., 288ff.)

Die folgende Abbildung zeigt, wie Mexiko-City von 1900 bis 1990 über die Grenzen der Kolonialstadt hinaus wuchs:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Gormsen, 1995, S. 111

Wie sich die Fläche von Mexiko City innerhalb ihres Naturraumes vergrößerte zeigt die folgende Abbildung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In der Abbildung oben links ist die Aztekenstadt Tenochtitlán um 1500 abgebildet. In de Abbildung oben rechts wird die von den Spanier an der selben Stelle errichtete Mexiko-Stadt um 1900 gezeigt. Sie hatte sich mit dem Bevölkerungswachstum bereits auf ein Areal von 40 km² massiv ausgedehnt. In der Abbildung unten links sieht man die Stadt um 1963, die bereits auf ca. 650km² angewachsen ist. Auf der Abbildung unten rechts ist die Fläche von Mexiko City im Jahr 1990 mit ca. 1250 km² dargestellt.

Der zwischen 1930 und 1990 rasant vollzogene Verstädterungsprozess zeigt sich nicht nur an der Flächengröße und der Einwohnerzahl, sondern auch an der Bevölkerungsentwicklung der Stadt Mexiko City gemessen am gesamten Land Mexiko: zu Beginn des 20. Jahrhunderts entfielen auf Mexiko-Stadt 3 % der Einwohner des Landes, 1930 waren es bereits 6%, 1960 15% und 1990 bewohnten 20 % der mexikanischen Bevölkerung Mexiko City. (Sommerhoff, 185ff.)

Resümierend lässt sich die Zunahme der städtischen Bevölkerung auf drei Ursachengruppen zurückführen: 1. auf das natürliche Bevölkerungswachstum, 2. auf die Stadt-Land-Wanderungen und 3. auf die Umklassifizierung ländlich eingestufter Siedlungen bzw. die Folge von Eingemeindungen. (Bähr, Mertins; 38)

Tendenzen zur Dezentralisierung und Dekonzentration

Nach einer längeren Phase stärkster Zuwanderung trat in den 1960/70 Jahren eine Umkehrung der Migrationsrichtung in Mexiko City ein, das Gebiet der innener Stadtbereiche verlor zwischen 1980 und 1990 eine Millionen Einwohner, die in die Außenzonen der Stadt umzogen. (Gormsen, 1995, 108)

Die Entwicklung der Metropolitanzone wird anhand der folgenden Tabelle deutlich.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Feldbauer u.a., S. 287

Das sich wandelnde Migrationsmuster hängt mit verschiedenen Faktoren zusammen, zu denen u.a. die verlangsamte Bevölkerungszunahme zählte, aber auch die sinkende Attraktivität der Hauptstadt als primäres Zuwanderungsgebiet, denn die Probleme in Mexiko City – u.a. Umweltverschmutzung, Wohnraum- und Arbeitsplatzmangel, Hektik und Kriminalität - steigen an. (Feldbauer u.a., 287f.)

Spätestens ab den 1970er Jahren wurde auch von staatlicher Seite die Einsicht zur Umorientierung in der Raumplanung deutlich. Das Wachstum der Stadt sollte kontrolliert und eine Dekonzentration der Bevölkerung erreicht werden. Obwohl Mexiko City nach wie vor wächst, hat sich das Bevölkerungs-Zahl-Gefälle zwischen Mexiko City und den anderen Großstädten Mexikos seit dieser Zeit verkleinert. Grund hierfür sind u.a. wirtschaftliche Aktivitäten und die dynamische Entwicklung – z.B. durch den Tourismus - in anderen Gebieten, die eine entzerrende Wirkung haben.

Im Zuge der Dezentralisierungs-Maßnahmen hatte auch das Erdbeben von 1985 ungewollt seine Wirkung, denn es richtete starke Schäden im Zentrum an und führte so zu Verlagerungsprozessen der dort ansässigen Wohnbevölkerung in andere Gebiete. (Sommerhoff, 193f.)

Wachstums-Perspektiven und (Wohnraum) Probleme aus dem Megawachstum

Trotz der Tendenzen zur Dezentralisierung und Dekonzentration ist und bleibt Mexiko City eine Megastadt, die unaufhörlich, wenn auch leicht gebremst, wächst. Auch wenn die mexikanische Hauptstadtbevölkerung vermutlich nicht auf die in der Literatur prognostizierten 30 Millionen anwachsen wird, stellt Mexiko City unter den Megastädten eine absolute Superlative dar und das nicht nur in Bezug auf die Wachstumsgeschwindigkeit, die Bevölkerungszahl, die bebaute Fläche, sondern auch in Bezug auf die sozialen und ökologischen Probleme.

Die durch die Wachstumsdynamik und Konzentration in der Metropole Mexiko Stadt erhaltenen Probleme und Konflikte betreffen vor allem die Wohnraumnot. Grundsätzlich lässt sich feststellen, das für einen Großteil der Bevölkerung eine Wohnung oder ein Grundstück auf dem regulären Immobilienmarkt nicht erschwinglich ist und der Personenkreis, der in eine staatlich geförderte Wohnung ziehen kann, verschwindend gering ist. Der Rest der Wohnungssuchenden muss seinen Bedarf auf eine andere Art und Weise abdecken, was sich in halblegalen oder illegalen Landnahmen und Besiedlungen niederschlägt. Dies führte zu einer massiven Ausweitung der randstädtischen Marginalviertel, der Elendsquartiere seit den 1950/60er Jahren, auf die im späteren Teil ausführlich eingegangen wird. In der mexikanischen Verfassung von 1917 wurde das Recht auf eine angemessene Wohnung verankert. (Gormsen, 1995, S. 88) Wie sich dieses Recht jedoch für die verschiedenen Bevölkerungsschichten darstellt, wird im folgenden ausführlich erklärt.

[...]

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Details

Titel
Die Entwicklung von Mexiko City zur Megastadt und die Betrachtung einzelner Wohnstandorte unterschiedlicher Bevölkerungsschichten
Hochschule
Universität Hamburg  (Geowissenschaften)
Veranstaltung
Hauptsstudiumseminar mit Exkursion
Note
1
Autor
Jahr
2003
Seiten
23
Katalognummer
V21613
ISBN (eBook)
9783638251860
ISBN (Buch)
9783638743471
Dateigröße
849 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklung, Mexiko, City, Megastadt, Betrachtung, Wohnstandorte, Bevölkerungsschichten, Hauptsstudiumseminar, Exkursion
Arbeit zitieren
Manuela Raser (Autor:in), 2003, Die Entwicklung von Mexiko City zur Megastadt und die Betrachtung einzelner Wohnstandorte unterschiedlicher Bevölkerungsschichten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21613

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