'Teenager außer Kontrolle – letzter Ausweg wilder Westen' – Analyse und Bewertung des Erziehungskonzepts


Seminararbeit, 2007

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Verlauf der Therapie
2.1. Phase eins
2.2. Phase zwei
2.3. Phase drei
2.4. Phase vier

3. Die Sendung „Teenager außer Kontrolle - Letzter Ausweg wilder Westen
3.1. Die Jugendlichen
3.2. Geschehnisse
3.2.1. Phase eins
3.2.2. Phase zwei
3.2.3. Phase drei
3.2.4. Phase vier
3.2.5. „Back in Germany“

4. Mündigkeit als gewünschtes Ergebnis von Erziehung

5. Bewertung des Konzepts der Turn about Ranch anhand der Sendung „Teenager außer Kontrolle - Letzter Ausweg wilder Westen“

6. Fazit

7. Literaturangaben

1. Einleitung

Der derzeitige Trend im Privatfernsehen, sogenannte „Dokusoaps“ auszustrahlen, hat seit der Serie „Die Supernanny“ auch das Thema Kindererziehung erreicht. Während dort Eltern innerhalb der Familie unter ständiger Begleitung der Kamera beigebracht werden soll, wie sie ihre Kinder besser erziehen können, startete Anfang 2007 die Serie „Teenager außer Kontrolle – letzter Ausweg wilder Westen“, bei der mehr oder weniger schwierige Jugendliche zu einer Therapie nach Utah geschickt werden. Unhinterfragt bleibt dabei das Ziel, auf das die „Teenager außer Kontrolle“ hinarbeiten sollen. Es drängt sich die Frage auf, ob sie lediglich „unter Kontrolle“ gebracht, oder tatsächlich zu mündigen Mitgliedern der Gesellschaft erzogen werden sollen.

Diese Arbeit stellt zunächst das Therapiekonzept der Turn about Ranch vor und beschreibt im Anschluss den Ablauf der Sendung „Teenager außer Kontrolle – letzter Ausweg wilder Westen“.. Abschließend soll, nach einer kurzen Klärung dessen, was hier unter Mündigkeit verstanden wird, das Ziel und die Auswirkungen des Erziehungskonzepts der Turn about Ranch anhand einiger Szenen aus der Sendung beurteilt werden.

2. Der Verlauf der Therapie

Das Therapiekonzept der Turn about Ranch umfasst vier Phasen, deren Dauer variabel ist. Je schneller die Jungendlichen Verhaltensfortschritte zeigen, desto eher können sie in die nächste Phase aufsteigen. Innerhalb der einzelnen Phasen sollen die Jugendlichen mehr und mehr Kompetenzen entwickeln. Auf der Turn about Ranch herrschen einfache Regeln: kein Sex, kein Alkohol, keine Zigaretten, keine Drogen, Fluchen ist verboten. Den Jugendlichen wird gleich zu Beginn deutlich gemacht, dass sich die Erziehenden auf keine Kompromisse einlassen werden und dass sie bei Regelverstößen wieder in vorherige Phasen heruntergestuft werden können.

„Sie haben nichts und können sich alles erarbeiten [...] Je mehr man sich an Regeln hält und vertrauenswürdig ist, desto größer wird der Kreis, in dem man sich bewegen darf.“[1]

2.1. Phase Eins

Zu Beginn der Therapie auf der Turn about Ranch werden die Jugendlichen einheitlich eingekleidet. Jeder bekommt eine Jeans und ein einfarbig buntes T- Shirt, Schmuck und Piercings müssen abgelegt werden. Annegret Noble begründet diese Maßnahme mit dem Satz "Das Wichtigste daran ist, dass hier deine Persönlichkeit scheinen kann, da brauchste nicht mit Schmuck zu scheinen".[2] Die persönlichen Sachen der Jugendlichen werden nach Zigaretten, Alkohol und Drogen durchsucht und zunächst einbehalten.

Im Anschluss müssen die Jugendlichen sich einen Steinkreis mit ca zwei Meter Radius „legen“. Dieser Steinkreis, indem ein Zelt aufgebaut und eine Feuerstelle errichtet wird, ist dann für mindestens die erste Woche der Therapie das neue „Zuhause“ der Jugendlichen. Therapeutin Annegret Noble selbst nennt diese erste Woche die „Woche der Wahrheit“. „Die Woche der Wahrheit ist das schwerste und härteste, was sie in ihrem jungen Leben bisher erlebt haben.“[3]

Die erste Woche ist von strengen Regeln geprägt: die Jugendlichen dürfen ihren Steinkreis nicht verlassen und nicht miteinander reden. Gesprochen werden darf nur mit den Erziehungspersonen. Stattdessen soll diese Woche der Wahrheit zur Selbstreflexion in schriftlicher Form verwendet werden. Leitfragen für diesen Erkenntnisprozess sind beispielsweise „Was habe ich falsch gemacht?“ und „Wie soll mein Leben weitergehen?“ Durch die so erzwungene Einsamkeit sind die Jugendlichen sehr stark mit sich selbst und ihren Gefühlen konfrontiert.

Phase Eins bedeutet ein ganz einfaches Leben ohne jeden Luxus. Gegessen werden am Feuer selbstzubereitete Dosenbohnen, duschen ist nicht möglich, selbst der Gang zur Toilette erfordert die Erlaubnis einer Erziehungsperson. Die Jugendlichen sind der Naturgewalt der Wüste Utahs ausgeliefert. Ein aufkommender Regensturm, der die Zelte wegzuwehen droht, macht dies sehr anschaulich.

Der Aufstieg in Phase Zwei ist für die Jugendlichen dann möglich, wenn sie mindestens eine Woche im Steinkreis verbracht haben und durch ihr Verhalten signalisieren, dass sie die Regeln akzeptieren.

2.2. Phase Zwei

Der Aufstieg in Phase Zwei bedeutet für die Jugendlichen einen erheblichen Zugewinn an Komfort. Sie dürfen nun vom Steinkreis in die Holzhütten des „roundy camps“ ziehen. Dort haben sie ein einfaches Holzbett und die Möglichkeit, sich zu waschen. Das bessere Essen dürfen sie nun am Tisch einnehmen. In Anwesenheit von Erziehungspersonen ist es den Jugendlichen in Phase Zwei auch gestattet, miteinander zu sprechen. Grundsätzlich gilt aber noch immer die Regel, dass für alles um Erlaubnis gebeten werden muss. Zum Konzept der zweiten Phase gehört auch, dass die Teilnehmenden Verantwortung für sich und ihr Leben übernehmen: so müssen sie unter anderem ihr Essen selbst zubereiten und Haushaltsarbeiten verrichten. Ebenfalls sind sie verpflichtet, die auf der Ranch anfallenden Arbeiten zu erledigen, zum Beispiel Tiere füttern und Ausmisten.

Erstmals seit ihrer Ankunft auf der Turn about Ranch erhalten die Jugendlichen nun eine Nachricht von ihren Eltern. Die von Annegret Noble überbrachten Eltern e-Mails enthalten vor allem Berichte der Eltern darüber, wie es ihnen zuletzt mit ihren Kindern ergangen ist und aus welchen Gründen sie sie auf die Turn about Ranch geschickt haben. Diese Nachrichten lösen bei allen Jugendlichen starke Emotionen aus.

Neben der intendierten Verantwortungsübernahme sollen die Jugendlichen durch das Bewältigen der an sie gestellten Aufgaben ihren Änderungswillen beweisen. So wird in Phase zwei das Erlernen des Feuermachens, und damit Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Durchhaltevermögen und Geduld, zur Bedingung für den Aufstieg in Phase drei. Auch die neu erworbene Teamfähigkeit der Teilnehmenden soll bei einer Aufgabe unter Beweis gestellt werden: alle sechs sollen gemeinsam zehn Sekunden lang auf einem freischwebenden Baumstamm balancieren.

Das Vertrauen der Jugendlichen wird schließlich auf die Probe gestellt, wenn ihnen abverlangt wird, sich auf eine Wanderung mit unbekanntem Ziel zu begeben. Am Ende dieser Wanderung steht der Aufstieg in Phase Drei.

2.3. Phase Drei

In Phase Drei ziehen die Jugendlichen vom roundy camp in ein neu errichtetes Gebäude mit bequemen Betten, modernen Bädern und allgemein größerem Komfort. Zum Beispiel können die Jugendlichen in diesem Neubau duschen und müssen sich nicht mehr mit Waschschüsseln waschen. Sie können nun über mehr Freizeit verfügen, aber auch ihre Verantwortung wächst, und noch immer ist kein Widerspruch gegenüber den Erziehungspersonen gestattet. Um überhaupt mit den Pferden umgehen zu dürfen, müssen die Teenager unter Beweis stellen, dass sie in der Lage sind, Anweisungen widerspruchslos Folge zu leisten. Verstöße gegen diese sehr klare Regel werden mit sofortiger Rückversetzung in den Steinkreis geahndet.

Das Motto von Phase Drei lautet: „Die Gruppe ist deine Familie“[4]. Die Teenager sollen in dieser Phase lernen, Rücksicht aufeinander zu nehmen.

Erst in Phase Drei beginnt die Arbeit mit den Pferden, dem erzieherischen Schwerpunkt der Turn about Ranch. Zu diesem Zeitpunkt soll das Verantwortungsbewusstsein der Teenager bereits gewachsenen sein. Die Interaktion mit Pferden soll den Jugendlichen helfen, ihre Alltagssituation zuhause besser zu meistern

„Die Schüler müssen zunächst beweisen, dass sie verantwortungsvoll genug sind, um mit einem Pferd zu arbeiten. Sie wissen zunächst nur wenig über die Auswirkungen, die die tägliche Arbeit mit Pferden auf ihr Leben haben kann, wenn sie es zulassen. Ihre Beziehung zu ihrem Pferd wird die Art und Weise beeinflussen, wie sie an ihr Leben und ihren Alltag herangehen“[5]

Jeder Jugendliche bekommt ein Pferd zugewiesen, das ihm im Charakter ähnelt. Davon verspricht sich Cheftherapeutin Annegret Noble eine sehr lehrreiche Spiegelfunktion:„ Faule Pferde für faule Jugendliche, störrische Pferde für sture Jugendliche...“[6]

Die enge Beziehung zu einem Pferd soll den Jugendlichen Wert und Notwendigkeit von Geduld, Konzentration, Verbindlichkeit und Engagement veranschaulichen.

Die Pflege des Tieres soll im übertragenden Sinne widerspiegeln, wie die Jugendlichen mit sich und ihrer Familie bzw. ihrem gesamten Umfeld umgehen.

„Durch die direkte Erfahrung und die Interaktion mit diesen Tieren lernen die Kinder etwas über die Auswirkungen ihrer Einstellung zum eigenen Leben und dem Leben derjenigen, die ihnen nahe stehen. Sie erkennen, wie sich ihre Einstellung und ihr Verhalten direkt auf das Tier, das sie pflegen, auswirken“[7]

Das Verhalten des Pferdes soll dem Jugendlichen die eigenen Schwachpunkte und deren erforderliche Bewältigungsstrategien nahe bringen. Insofern wird die Arbeit mit Tieren auch als selbstbewusstseinsfördernd eingestuft.

„Ihr Pferd liefert ihnen auch eine Chance, eigene Wunden oder erfahrene Verletzungen zu pflegen und zu heilen. Es wird ihnen dabei helfen, ihre Beziehungen und die Auswirkungen, die ihre Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen auf andere haben, zu erkennen und zu verstehen.(...). Die Beziehung zu dem Pferd fördert diese und andere persönliche Verstehensweisen nicht nur, sondern hilft auch dabei, sie zu entwickeln und das Selbstbewusstsein zu steigern“[8]

[...]


[1] Annegret Noble in Folge 1.

[2] Annegret Noble zu Vanessa.

[3] Annegret Noble bei Stern TV.

[4] Annegret Noble in Woche 4

[5] http://www.turnaboutranch.com/german/horsemanship.html

[6] Annegret Noble in Woche 4

[7] http://www.turnaboutranch.com/german/horsemanship.html

[8] http://www.turnaboutranch.com/german/horsemanship.html

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
'Teenager außer Kontrolle – letzter Ausweg wilder Westen' – Analyse und Bewertung des Erziehungskonzepts
Hochschule
Technische Universität Darmstadt  (Pädagogik)
Note
1,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
18
Katalognummer
V74084
ISBN (eBook)
9783638735803
Dateigröße
511 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Teenager, Kontrolle, Ausweg, Westen, Analyse, Bewertung, Erziehungskonzepts
Arbeit zitieren
Sabine Winkler (Autor:in), 2007, 'Teenager außer Kontrolle – letzter Ausweg wilder Westen' – Analyse und Bewertung des Erziehungskonzepts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/74084

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