Der vereinsorganisierte Sport in Deutschland und Spanien - ein Ländervergleich


Examensarbeit, 2004

112 Seiten, Note: Gut


Leseprobe


1. Inhaltsverzeichnis

2. Einleitung
2.1 Fragestellung der Arbeit
2.2 Ziel und Aufbau der Arbeit
2.3 Forschungsstand und Literaturauswahl

3. Methodisches Vorgehen
3.1 Die „vier Leistungssysteme der modernen Gesellschaft“
3.2 Das Problem der Äquivalenz bei Ländervergleichen

4. Historische Entwicklung des vereinsorganisierten Sports
4.1 Von der Turnplatzgemeinschaft zum Sportverein
4.2 Von dem ersten „club náutico“ zum modernen „club deportivo“
4.3 Fazit

5. Merkmale der Sportvereine im „Dritten Sektor“

6. Wechselwirkungen zwischen Sportverein und Staat
6.1 Verwaltung und Organisation der Sportvereine im Sport-system
6.2 Rechtliche Grundlagen zur Gründung und inneren Struktur
6.3 Fazit

7. Wechselwirkungen zwischen Sportverein und „privaten Haushalten“
7.1 Binnenstruktur des vereinsorganisierten Sports
7.1.1 Organisationsgrad und Mitgliederstruktur
7.1.2 Größenstruktur
7.1.3 Abteilungsgliederung
7.1.4 Angebot und Nachfrage der Sportarten
7.1.5 Finanzstruktur
7.1.6 Ehrenamt und Hauptamt
7.2 Fazit

8. Resümee und Ausblick

9. Literaturverzeichnis

10. Anhang
10.1 Verzeichnis der Tabellen
10.2 Verzeichnis der Abbildungen
10.3 Entwicklung des vereinsorganisierten Sports in Deutsch-land seit 1950
10.4 Entwicklung des vereinsorganisierten Sports in Spanien

2. Einleitung

2.1 Fragestellung der Arbeit

Betrachtet man das Gebilde „Sportverein“ (span. ‛club deportivo’) aus der Ferne, so scheinen zunächst alle Sportvereine westeuropäischer Länder gleich zu sein. Sie verfügen über eine Angebotsstruktur mit einer oder mehreren Sportarten, um Sportinteressierten die Möglichkeit zu geben, sich in ihrer Freizeit im organisierten Rahmen sportlich zu betätigen. Sie besitzen eine demokratische Entscheidungsstruktur, und alle Mitglieder halten eine freiwillige Mitgliedschaft. Schaut man sich Teile der Sportvereinslandschaft in verschiedenen westeuropäischen Ländern jedoch genauer an, so erkennt man bald, wie differenziert und variantenreich sie ist, welche unterschiedlichen Entwicklungen die Sportvereine in den jeweiligen Ländern durchlaufen haben, wie andersartig ihre Leistungen und Strukturen sind, wie verschieden sie organisiert sind und verwaltet werden und wie unterschiedlich ihre Bedeutung und Funktion in der Gesellschaft des jeweiligen Landes sein kann. Die Ursachen für diese Differenzen sind mannigfaltig und unterliegen unterschiedlichsten historischen, soziokulturellen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Wie die Vergangenheit jedoch gezeigt hat, sind es zunächst besonders die politischen Rahmenbedingungen eines Landes, die seine Sportvereinslandschaft in umfangreichem Maße beeinflussen können. Autonomie und Subsidiarität oder eine hegemoniale Stellung des Staates, als mögliche Formen der Verwaltung und Organisation des Sports, beeinflussen die Entwicklung der deutschen und spanischen Sportvereine. In Deutschland erfolgt die Sportverwaltung einerseits öffentlich durch den Staat nach dem Prinzip der Subsidiarität, andererseits verwaltet sich der Sport selbst mit einem Dachverband, dem Deutschen Sportbund (DSB), an der Spitze. Dieser ist autonom in seinen Entscheidungen. Spezielle Sportgesetze gibt es nicht. Die Rechtsgrundlage für Sportvereine ist hauptsächlich in wenigen Regelungen des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) verankert. In Spanien hingegen liegt die Sportverwaltung zum großen Teil in der Hand des Staates. Der Hohe Sportrat (Consejo Superior de Deportes - MEC), der dem Ministerium für Erziehung, Bildung und Kultur (Ministerio de Educación y Cultura – MEC) angehört, kümmert sich um alle Fragen des Sports in Spanien. Der Sport und somit auch seine Vereine unterliegen seit 1961 speziellen staatlichen und regionalen Sportgesetzen, die das gesamte Sporttreiben regeln. Einerseits sichern Gesetze Rechte und Pflichten, andererseits sind sie starr und sorgen möglicherweise für wenig Dynamik in der Entwicklung und Ausbreitung des vereinsorganiserten Sports. Aber nicht nur der Staat und seine Politik sind entscheidend für die Entwicklung der Sportvereine, sondern auch die Rahmenbedingungen, die die Gesellschaft eines Landes für die Vereine schafft. Jedes einzelne Mitglied der Gesellschaft entscheidet darüber, ob es an den Aktivitäten eines Sportvereins teilnehmen möchte und einem Verein beitritt oder nicht. Es beeinflusst durch seine Mitgliedschaft ebenso wie der Staat durch seine Gesetze das Gebilde Sportverein. Je stärker die Bevölkerung am Vereinsleben partizipiert, desto stärker kann sie seine Strukturen beeinflussen bzw. seine Entwicklung vorantreiben. In Deutschland nehmen derzeitig etwa 29% der Bevölkerung am Vereinsleben teil, in Spanien nur circa 7% der Bevölkerung (vgl. INE, 2000; DSB, 2003a). Vor diesem Hintergrund erscheint es mir im Rahmen eines Ländervergleichs zwischen Deutschland und Spanien besonders interessant und wichtig zu untersuchen, wie sich der vereinsorganisierte Sport in beiden Ländern in Abhängigkeit zu seiner Umwelt entwickelt hat. So wird folgenden Fragestellungen nachgegangen:

Inwiefern unterscheidet sich der vereinsorganisierte Sport in Deutschland von dem in Spanien und wo gibt es Gemeinsamkeiten?

Im Detail beinhaltet diese Fragestellung folgende Schwerpunkte:

- Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es in der historischen Entwicklung des vereinsorganisierten Sports in Deutschland und Spanien und welche Rolle spielen politische, wirtschaftliche und soziokulturelle Hintergründe?
- Wie sehen die Wechselwirkungen[1] zwischen dem vereinsorganisierten Sport (in Deutschland und Spanien) und dem Staat heute aus und in welchem Ausmaß beeinflusst der „Staat“[2] mit seiner Sportpolitik die Leistungen[3] und Strukturen des vereinsorganisierten Sports?
- Wie sehen die Wechselwirkungen zwischen dem vereinsorganisierten Sport (in Deutschland und Spanien) und den „privaten Haushalten“[4] heute aus und wie stark nehmen die privaten Haushalte Einfluss auf die Leistungen und Strukturen der Sportvereine?
- In welchem Land können sich die Sportvereine freier entfalten und ausbreiten und wo liegen mögliche Ursachen dafür?

2.2 Ziel und Aufbau der Arbeit

Wie bereits aus den Fragestellungen und dem Titel dieser Arbeit ersichtlich wird, steht die Beschreibung und der Vergleich des vereinsorganisierten Sports in Deutschland und Spanien unter ausgewählten Aspekten im Zentrum dieser Arbeit. Ziel bei der Beschreibung ist es, die Leistungen und Strukturen der Sportvereine zwischen Deutschland und Spanien zu vergleichen, um festzustellen, wie stark die Sportvereine durch den Staat und durch die privaten Haushalte beeinflusst werden, damit eine Aussage darüber getroffen werden kann, warum sich der vereinsorganisierte Sport in Deutschland oder Spanien möglicherweise besser entwickelt, das heißt, freier entfalten und ausbreiten kann.

Die Arbeit insgesamt soll einen Beitrag zur interkulturellen Vergleichsforschung leisten, da interkulturelle Studien im Bereich der Sportwissenschaft und insbesondere über Sportvereine eine Seltenheit darstellen. So soll der Leser durch kausalistische Beschreibung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede für die Sportvereinskultur des jeweils anderen Landes sensibilisiert werden. Daher unterliegt diese Arbeit folgendem Aufbau:

- Die Einleitung gibt Aufschluss über Fragestellung, Ziel und Aufbau der Arbeit sowie über den Forschungsstand und die Literaturauswahl.
- Im dritten Kapitel wird das methodische Vorgehen beschrieben.
- Das vierte Kapitel befasst sich mit der historischen Entwicklung des vereinsorganisierten Sports in Deutschland und Spanien, von seiner Geburtsstunde bis zum heutigen Zeitpunkt.
- Das fünfte Kapitel beschreibt die Merkmale der Sportvereine als „Funktionssystem[5] “ des „Dritten Sektors[6] “.
- In Kapitel sechs werden die Wechselwirkungen zwischen Sportverein und Staat untersucht.
- Das siebte Kapitel beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen Sportverein und den privaten Haushalten.

Am Ende eines jeden Kapitels werden kurz die wichtigsten Teilergebnisse festgehalten und in einem abschließenden Kapitel durch Resümee und Ausblick noch einmal zusammengefasst und ihrer Ursache und Bedeutung entsprechend eingeordnet.

2.3 Forschungsstand und Literaturauswahl

Im Rahmen dieser Arbeit wurde eine Literaturrecherche in Deutschland und Spanien zur Ermittlung des aktuellen Forschungsstandes bei Ländervergleichen zwischen dem vereinsorganisierten Sport in Deutschland und Spanien durchgeführt. Die Literaturrecherche hat ergeben, dass die erste und einzige repräsentative Vergleichsstudie zum Vereinssport zwischen Spanien und Deutschland im Jahre 1997 von Heinemann, Puig, Moreno und López in Spanien in spanischer Sprache veröffentlicht wurde. Auszüge aus dieser Studie wurden von Heinemann (1999) in englischer Sprache publiziert. Seit 2001 liegt durch Heinemann und Puig auch eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse in deutscher Sprache vor. Verantwortlich für die Durchführung der Studie war Prof. Antonio Moreno vom Instituto Nacional de Educación Física de Cataluña (INEF), in Barcelona. Folgende Daten stellten die Grundlage des Ländervergleichs dar: Für Deutschland standen die Ergebnisse der FISAS 1991 von Heinemann und Schubert (1994) zur Verfügung. Die Datenbasis wurde anhand eines Fragebogens ermittelt, der an 10.422 Sportvereine in Deutschland (5% aller Sportvereine) geschickt worden war. Die Rücklaufquote betrug bei 5.666 Fragebögen 55%. In Spanien (Katalonien) konnte der gleiche, wenn auch an die spanische Kultur angepasste Fragebogen in einer Vergleichserhebung im Jahre 1994/95 verwendet werden. In die Befragung wurden 6.000 Sportvereine der Provinz Barcelona einbezogen. Es antworteten allerdings nur 5% der Befragten (etwa 300 Sportvereine). Eine landesweite Untersuchung zur Sportvereinslandschaft in Spanien stand nicht zur Verfügung. Aus diesem Grund ist eine Repräsentativität der Studie von Heinemann et al. (1997) für die Sportvereine in ganz Spanien als eher hypothetisch zu betrachten. Ziel der Arbeit war es, die Situation der Sportvereine in Deutschland und Spanien zu ermitteln und miteinander zu vergleichen. Folgende Fragen standen im Mittelpunkt der Studie:

- „Schlägt sich der Prozess der Globalisierung in Europa, als Prozess steigender Homogenisierung der Lebensart, Werte- und Organisationsstrukturen, in den Sportvereinen Deutschlands und Spaniens nieder? Das heißt, wird die Situation der Vereine durch den Globalisierungsprozess stetig homogener?“
- „Erfüllen deutsche und spanische Sportvereine dieselbe soziale Funktion?“

Heinemann et al. (1997) kamen zu folgendem Ergebnis: Trotz der Globalisierung Europas sei die Situation der Sportvereine in Deutschland und Spanien sehr unterschiedlich. Eine Homogenisierung sei nicht zu erkennen. Der größte Unterschied zwischen deutschen und spanischen Vereinen sei der Grad der gesellschaftlichen Durchdringung. Deutsche Sportvereine spielen eine wesentlich wichtigere Rolle für das Entstehen von sozialen Beziehungen. Die Begründung hierfür liege in der historischen Entwicklung der Vereine, da der Sportverein in Deutschland schon immer einen Gesinnungsverein dargestellt habe. Dagegen stehe im spanischen Sportverein nicht das Sporttreiben als Möglichkeit, Beziehungen zu knüpfen, sondern das reine Sporttreiben zur Leistungssteigerung im Vordergrund.

Diese Untersuchung unterscheidet sich insofern von der Studie von Heinemann et al. (1997), indem sie nicht nur die Sportvereine einer bestimmten spanischen Region, sondern die Gesamtheit spanischer Sportvereine – soweit es die Quellenlage zulässt – mit deutschen Sportvereinen vergleicht. Darüber hinaus steht die Untersuchung der Strukturen und Leistungen der Sportvereine nicht nur im Zusammenhang mit der Ermittlung von Funktion und Bedeutung der Sportvereine, sondern liegt im Wesentlichen darin, das Ausmaß der Einflussnahme des Staates und der partizipierenden Bevölkerung auf den vereinsorganisierten Sport zu untersuchen und der Ursache und Bedeutung entsprechend einzuordnen. Der Einfluss des Staates findet in der Studie von Heinemann et al. (1997) nur am Rande Berücksichtigung und wird deshalb in dieser Arbeit ausführlich behandelt. Zudem gibt es weder eine Vergleichsstudie zum Ehrenamt und Hauptamt zwischen deutschen und spanischen Sportvereinen noch über ihre historische Entwicklung. Auch hierzu leistet diese Arbeit einen Beitrag.

Eine aktuellere Studie in Form eines Ländervergleichs zwischen dem Vereinssport in Spanien und Deutschland liegt weder in Spanien noch in Deutschland vor. Eine Examens-, Magister oder Diplomarbeit wurde meines Wissens zu diesem Thema noch nicht verfasst. Weiterführende Literatur zum landeseigenen Sportvereinswesen ist in Deutschland in breiter Vielfalt vorhanden, da die Sportvereine in Deutschland bereits seit Anfang der siebziger Jahre (z. B. Lenk, 1972; Schlagenhauf, 1977; Timm, 1979; Heinemann & Schubert, 1994; Horch, 1992; Emrich & Pitsch & Papathanassiou, 2001; Nagel, 2003; Nagel & Conzelmann & Gabler, 2004) immer stärker in das Interesse sportsoziologischer Forschung rückten. In Spanien ist das Spektrum der Untersuchungen von Sportvereinen erheblich geringer, da sie erst seit Anfang der neunziger Jahre (z. B. Moreno, 1993; AIDA, 1995; Serrano, 1995; Matínez del Castillo, 1996; Heinemann & Puig & Moreno & López, 1997; Mestre & Brotóns & Alvaro, 2002) zunehmend an Bedeutung für die Sportsoziologie gewonnen haben. Zum jeweils anderen Land sind weder in Deutschland noch in Spanien in ausreichendem Maße Quellen zum Vereinssport vorhanden, sodass diese Arbeit nur durch eine längerfristige Quellenrecherche in Spanien entstehen konnte.

Im Folgenden werden die Publikationen vorgestellt, die sich als wichtige literarische Grundlage für diese Arbeit erwiesen haben: Die historische Entwicklung des vereinsorganisierten Sports in Deutschland wird auf der Seite der neueren deutschen Geschichtsschreibung am ausführlichsten von Langenfeld (1986) und Krüger (1993, Band II und III) beschrieben. Beide Autoren geben umfangreiche Informationen über die strukturelle Entwicklung des Vereinswesens unter Berücksichtigung der allgemeinen Geschichte Deutschlands. Die Ausführungen von Langenfeld fassen die wichtigsten Etappen der Turn- und Sportvereine auf dem Weg zum modernen Sportverein zusammen. Krüger setzt sich in zwei Bänden mit der Turn- und Leibeserziehung des 19. und 20. Jahrhunderts auseinander. Bei ihm steht die Geschichte des Turnens und des Sports unter pädagogischer Perspektive im Vordergrund. Im Band zum 19. Jahrhundert wird das Turnen als Überbegriff für die Gesamtheit der Leibesübungen in Schule und Verein beschrieben: Was unter dem Begriff „Turnen“ zu verstehen ist, welche körperlichen Übungen dazu zählen, welche Idee der Erziehung hinter dem Turnkonzept steht und welche Zusammenhänge zwischen dem Turnen und der Politik, Kultur und Gesellschaft bestanden. Der Band zum 20. Jahrhundert beschäftigt sich überwiegend mit dem Sport, seinem englischen Ursprung und seiner weiteren Entwicklung in Deutschland.

Problematisch war es, die adäquate Literatur für die Darstellung der spanischen Sportvereinsgeschichte ausfindig zu machen, da die spanische Sporthistorik im Bereich der Sportvereinsforschung noch nicht so weit fortgeschritten ist wie in Deutschland. Es liegen hauptsächlich Werke zur Geschichte der Leibeserziehung (vgl. Pastor Padrillo, o. J.), zur Geschichte bestimmter Sportarten (vgl. Mocra, 1965; Rufo, 1970), zur Geschichte einzelner Sportvereine (vgl. Retana, 1971; Sallares, 1974; Segura Palomares, 1974; Sobrequés Callicó, 1998), zur Geschichte des Sports im Mittelalter und der Antike (vgl. Rodríguez López, 2000) und zur Geschichte des Sports in bestimmten Regionen Spaniens vor (vgl. Comunidad de Madrid & Consejería de Educación & Dirección General de Deportes, 1988; Pujadas & Santacana, 1994 und 1995). Die strukturelle Entwicklung des Sportvereinwesens wird dabei häufig vernachlässigt. Zur gesamten landesweiten historischen Entwicklung der Sportvereine liegen keine Werke vor. Die Autoren legen den Focus ihrer Deskription der Geschichte des Sports auf konzeptuelle Gesichtspunkte und auf die Einzelschicksale von Sportlern und ihren Erfolgen. Für den Rahmen dieser Arbeit eigneten sich dennoch die zwei Bände von Pujadas und Santacana (1994 und 1995) sehr gut, da sie sowohl die Entwicklung des Sports als auch der Sportvereine in Katalonien (zum Teil in Spanien) zwischen 1870 und 1975 wiedergeben. Im Kern handelt es sich um eine illustrierte Sportgeschichte, die die Geschichte des katalanischen und teilweise des gesamten spanischen Sports in

seinen wirtschaftlichen, politischen und soziokulturellen Kontext einbettet. Für die Entwicklung der spanischen Sportvereine nach 1975 liegen seitens der Sporthistoriker keine geeigneten Quellen vor. So werden Werke der Sportsoziologie und des Sportrechts rezitiert: Lagardera Otero (1992) beschreibt die Geschichte des Sports unter soziologischen Aspekten ab dem Jahre 1870 mit dem Entstehen der ersten Sportvereine bis zum Jahre 1990. Espatero Casado (2000) schildert die Entwicklung der spanischen Sportvereine und Sportverbände unter sportrechtlicher Sichtweise ab dem Beginn ihrer Entstehung bis zur Konstituierung der Demokratie in Spanien im Jahre 1978. Er beleuchtet den Einfluss der Staatsgesetze auf den vereins- und verbandsorganisierten Sport.

Zur Beschreibung der Wechselwirkungen zwischen Sportverein und Staat stellten hauptsächlich Gesetzestexte wie das Bürgerliche Gesetzbuch BGB (Ausgabe: BGB, 200354), das Vereinsgesetz 2002 (im Internet unter http://www.bmi.gv.at/ vereinswesen/gesetze_vereinsgesetz.asp einsehbar) und das Grundgesetz GG (Ausgabe: Jarass & Pieroth, 2004) für Deutschland sowie das spanische Sportgesetz (Ley 10/1990, de 15 de octubre, del Deporte) (Ausgabe: Millán Garrido, 2004; im Internet unter http://www.juridicas.com einsehbar), das spanische Vereinsgesetz (Ley Orgánica 1/2002, de 22 de marzo, reguladora del Derecho de Asociación) und die spanische Verfassung (La Constitución Española de 27 de Diciembre de 1978) eine Grundlage dar. Aber auch die Werke von Finanzministerium des Landes NRW (2003); Bundesministerium des Innern (2002); DSB (2003); Blanco, Burriel, Camps, Carretero, Landaberea und Montes (2000) und Heinemann (1999a) sind sehr empfehlenswert, um einen detaillierten Einblick in die Organisation, Verwaltung und Förderung des vereinsorganisierten Sports in Deutschland und Spanien zu bekommen, da die Autoren sowohl anhand von Beschreibungen als auch durch Abbildungen den vereinsorganisierten Sport im jeweiligen Sportsystem darlegen. Darüber hinaus analysieren die Autoren in umfangreichem Maße den Einfluss und die Auswirkungen staatlicher Gesetze auf die einzelnen Sportorganisationen.

Für die Deskription der Wechselwirkungen zwischen Sportverein und privaten Haushalten in Deutschland wurden Daten des Deutschen Sportbundes (DSB) aus den Jahren 2000 und 2003 ausgewählt, da zu diesen Jahren Vergleichsdaten über Spanien vorhanden waren. Die Daten des DSB sind sowohl auf der Homepage (http://www.dsb.de) als auch in den Ausgaben DSB (2001 und 2003a) einsehbar.

Als wichtigste Datenquelle im Zusammenhang Wechselwirkungen zwischen deutschen Sportvereinen und privaten Haushalten erwies sich die FISAS-Studie 1996, deren Ergebnisse von Emrich, Pitsch und Papathanassiou im Jahre 2001 veröffentlicht wurden. Die Finanz- und Strukturanalyse (FISAS) ist eine Studie, die vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft, dem Deutschen Sportbund und den Landessportbünden finanziert und bereits seit 1978 durch Timm (1979), als Initiator, in regelmäßigen Abständen durchgeführt wird. Es handelt sich um eine Befragung von Sportvereinsvertretern, die im Fall der FISAS 1996 Ende 1997 und Anfang 1998 durchgeführt wurde und Bezug auf die Situation der Sportvereine vom Jahre 1996 nimmt. Das Ziel der Studie war die Darstellung der Strukturen und Problemlagen des Vereinssports und die Überlieferung wichtiger Steuerungsdaten als Basis sportpolitischer Entscheidungen für alle Sportorganisationen. Bei der Untersuchung von 3.024 Sportvereinen (Befragte: n=15.986; Rücklauf: n=5.477; repräsentative Stichprobe: n=3.024) wurden Informationen bezüglich der „Strukturmerkmale und Mitgliederstruktur“; „Angebotsstruktur und Angebotswahrnehmung, Mitarbeiterstruktur“; „Außenkontakte der Sportvereine (sportsystemintern und -extern)“; „Grad der Formalisierung der Ablauforganisation“; „Darstellung des Sportvereins durch den jeweiligen Vertreter“; „wahrgenommene Mitgliederinteressen“; „Gewinnung, Verwaltung und Verwendung finanzieller Ressourcen“; „Beitragsstrukturen“; „Anlagensituation und –nutzung“ erfasst. Die Daten der FISAS 1996 wurden für diese Arbeit ausgewählt, da sie laut Rücksprache mit dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft die aktuellsten einer bundesweit durchgeführten Studie über Struktur und Finanzierung von Sportvereinen darstellen.

Zur Beschreibung der Wechselwirkungen zwischen Sportverein und privaten Haushalten in Spanien wurden folgende Quellen herangezogen: Ein Großteil der Daten wurde durch die Studie von García Ferrando (2001) gewonnen. Der spanische Hohe Sportrat (Consejo Superior de Deportes) führt seit 1975 in regelmäßigen Abständen eine landesweite empirische Studie über die Gewohnheiten des Sporttreibens der Spanier durch. Die letzte Untersuchung wurde im Jahr 2000 durchgeführt. Ziel der Studie war es herauszufinden, inwiefern sich das Sportverhalten der Spanier durch den sozialen Wandel verändert hat. Im Rahmen der Studie wurden 5.160 Personen zwischen 15 und 74 Jahren und aus 17 verschiedenen Autonomen Regionen stammend befragt.

Weiterhin wurden Daten des Nationalen Statistikamts Spaniens ausgewählt: Das „Instituto Nacional de Estadísticas“ (INE) gibt - ähnlich wie das Statistische Bundesamt in Deutschland - eine landesweite statistische Übersicht zu Daten im Bereich des Bevölkerungswachstums, der Erwerbstätigkeit, der Bildung und Kultur, der Geografie, des Rechtswesens sowie der Volkswirtschaft und Gesundheit Spaniens. Die hier verwendeten Daten des INE sind sowohl über die Homepage (http://www.ine.es) als auch über die Jahrbücher (INE, 1987, 1998, 2002 und 2004), die seit 1965 erscheinen, zugänglich.

Eine weitere hilfreiche Datenquelle stellte die Studie vom regionalen Sportrat Andalusiens (Junta de Andalucía & Consejería de Turismo y Deporte, 2000) dar, die sowohl auf die Finanzsituation der Sportvereine in Andalusien eingeht, aber erstmalig auch Aussagen zur Ehren- und Hauptamtlichkeit der Sportvereine dieser Autonomen Region zulässt.

3. Methodisches Vorgehen

Die Beschreibung, Analyse und Bewertung des vereinsorganisierten Sports in Deutschland und Spanien erfolgen in der Form eines Ländervergleichs. Brandl-Bredenbeck und Brettschneider (1997) stellen Kriterien zur wissenschaftlichen Durchführung eines Ländervergleichs auf, nach denen der Vergleich zwischen dem vereinsorganisierten Sport in Deutschland und Spanien durchgeführt wird.

Ländervergleiche sind eine spezielle Form des Vergleichs. Laut Brandl-Bredenbeck und Brettschneider (1997) handelt es sich um wissenschaftliche Untersuchungen, die ihre Ergebnisse durch die Anwendung vorhandener Vergleichstheorien und Methoden der Sozialwissenschaften erhalten. Jedes Ergebnis gewinne erst durch die Unterscheidung oder Übereinstimmung mit etwas anderem an Bedeutung (Brandl-Bredenbeck & Brettschneider, 1997, 50). Wie alle Forschungsvorhaben so müssten auch Ländervergleiche theoriegeleitet sein, da Theorien und Methoden den möglichen Rahmen schüfen, „Phänomene vergleichend zu beobachten, zu erfassen und Untersuchungsbefunde einzuordnen“ (vgl. Brandl-Bredenbeck & Brettschneider, 1997, 161).

Prinzipiell bestehe bei einem Ländervergleich die Möglichkeit sich aus der Perspektive der ersten sowie auch aus der Perspektive der zweiten Kultur dem Untersuchungsobjekt zu nähern (vgl. Brandl-Bredenbeck & Brettschneider, 1997, 161). Im Falle dieser Arbeit findet eine Annäherung aus der Perspektive der deutschen Sportvereinskultur statt.

3.1 Die „vier Leistungssysteme der modernen Gesellschaft“

Nachdem die Fragestellung und das Ziel dieser Arbeit festgelegt waren, musste im Sinne eines wissenschaftlichen Ländervergleichs laut Brandl-Bredenbeck und Brettschneider (1997) ein geeignetes Modell als Vergleichsbasis gefunden werden. Das Modell musste eine Untersuchung der Leistungen und Strukturen der Sportvereine sowie ihrer Wechselwirkungen, das heißt, mögliche Kommunikations- und Handlungsformen (wie Kooperation oder Konkurrenz-verhalten, eventuelle finanzielle Unterstützung, politische Machtausübung, persönlicher Nutzen, usw.) mit der Umwelt (Staat, private Haushalte, Markt) gewährleisten. Darüber hinaus sollte das Modell einen Ländervergleich zulassen, das heißt, es musste auf westeuropäische Gesellschaften anwendbar sein. Als eine geeignete theoretische Vergleichsbasis dieser Arbeit erwies sich das Modell der „vier Leistungssysteme der modernen Gesellschaft und der Sport“. Dieses Modell hat sich im Rahmen der Sportvereinsforschung bereits bewährt: Das Modell wurde laut Jütting, Bentem und Oshege (2003) für eine empirische Untersuchung über Sportvereine von Prof. Dr. Dieter Jütting selbst im Jahre 1994 entwickelt und findet seit jeher seine Anwendung für Forschungen zur Vereinslandschaft (zum Beispiel bei Jütting, 1996; Strob, 1999 und 2001; Jütting & Bentem & Oshege, 2003). Laut Jütting (1996) ist das Modell aus der Theorie der „vier Leistungssysteme der modernen Gesellschaft“ entstanden (vgl. Jütting & Bentem & Oshege, 2003, 16; Jütting, 1996, 74). Die Theorie der „vier Leistungssysteme der modernen Gesellschaft“ ist ein Beschreibungsmodell. Die zentrale Idee dieses Konzepts besteht darin, aufzuzeigen, wie in „modernen, liberalen, demokratischen Gesellschaften (soziale, kulturelle, schulische, sportliche usw.) Leistungen durch einen Mix von Systemen erzeugt werden“ (Jütting, 1999, 37). Vier Leistungssysteme werden unterschieden: Staat (B), Markt (C), private Haushalte (A) und der Dritte Sektor/ NPO[7]. Jedes einzelne System verfügt über spezielle Steuerungsmittel, Handlungslogiken und Akteursrollen:

- Der „Staat“, auch als Rechts-, Sozial- oder Wohlfahrtsstaat bezeichnet, erzeugt öffentliche Güter. In ihm verfügen alle StaatsbürgerInnen, deren Beziehungen zum Staat und untereinander gesetzlich geordnet und geregelt sind, über die gleichen Rechte und Pflichten.
- Der „Markt“, auch als ökonomischer Machtträger bezeichnet, erzeugt private Güter nach dem Muster von Angebot und Nachfrage. Das Steuerungsmittel des Marktes ist das Geld. Das oberste Ziel der Anbieter und Konsumenten ist es, Gewinn zu machen. So sind die Beziehungen der Akteure untereinander ungleich und durch Verträge und Geld geregelt.
- Die „privaten Haushalte“, mit denen die informelle Sphäre, z. B. die Familien im System erfasst werden, erzeugen personale Güter. Dieser Sektor zeichnet sich durch gefühlvolle, nicht-materiell bestimmte Beziehungen aus, die durch Liebe, Selbstlosigkeit u. ä. geprägt sind.
- Der „Dritte Sektor“, auch als Nonprofit-Sektor bezeichnet, erzeugt kollektive Güter, die einem gemeinsamen Ziel dienen sollen und durch die freiwillige und unentgeltliche Leistungen von seinen Mitgliedern produziert werden. Die Beziehungen in diesem Sektor lassen sich durch den Wunsch nach wechselseitiger Anerkennung und kollektiver Solidarität beschreiben (Jütting & Bentem & Oshege, 2003, 17).

Zwischen den vier Leistungssystemen gibt es Schnittmengen (D, E/I, E/II, E/III, E/IV, E/V), in denen sich die verschiedenen Merkmale (Kommunikationsformen, Handlungslogiken, Strukturelemente) der betroffenen Teilsysteme unterschiedlich stark vermischen (Jütting, 1999, 38). Das heißt, dass es in den Schnittmengen Organisationen/ Institutionen gibt, die zum Beispiel sowohl Merkmale des Dritten Sektors als auch der privaten Haushalte enthalten (vgl. Schnittmenge E/I).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Vier Leistungssysteme der modernen Gesellschaft

Quelle: Bauer, 1992, 155, zitiert in: Jütting, 1994, 138.

Jütting (1994) überträgt die Theorie der „vier Leistungssysteme der modernen Gesellschaft“ auf den Sport. Dieses Vorgehen findet nach Jütting seine Legitimation in der Begründung, dass der Sport nicht nur einen Teil der Gesellschaft als Ganzes, sondern auch einen Bestandteil eines jeden der vier Leistungssysteme ausmache:

- Als Rechtsstaat möchte der Staat einem jeden Bürger die Möglichkeit zur sportlichen Betätigung einräumen, und als Sozial- und Wohlfahrtsstaat verfolge der Staat das Interesse, den Sport seinen BürgerInnen nahe zu bringen, um sein Ziel der Allgemeinbildung oder der Gesundheitsförderung umsetzen zu können. Seine Leistungen bestehen beispielsweise im Schulsport, der Schaffung und Bereitstellung von Sportanlagen und Sportstätten oder der finanziellen Unterstützung.
- Als ökonomischer Machtträger verfolge der Markt das Ziel, den Sport, der mittlerweile zur Ware geworden sei, einer möglichst breiten Masse mit dem höchstmöglichen Geldgewinn zu verkaufen. Seine Leistungen zeichnen sich durch Sportangebote aus, die die Akteure anderer Leistungssysteme in dieser Form nicht anbieten (z. B. Sport im Fitnessstudio oder Abenteuersport).
- Im Leistungssystem privater Haushalte finde selbstorganisiertes, privates Sporttreiben statt. Die Leistung dieses Sektors werde durch einen Rahmen unorganisierten Sporttreibens bestimmt. Ein jeder Akteur dieses Leistungssystems habe die Möglichkeit, allein oder mit Freunden einen Sport seiner Wahl zu betreiben.
- Im Dritten Sektor/ NPO seien die Leistungen, ganz anders als im Markt, dadurch gekennzeichnet, dass sie erst durch die freiwillige, unentgeltliche Mitarbeit ihrer Akteure entstehen. Als typisches Beispiel der NPOs gelte der Sportverein. In ihm entscheiden die Mitglieder gemeinsam, welche Leistungen für den Verein im Interesse der Mitglieder erbracht werden sollen (Jütting, 1996, 74-76).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Vier Leistungssysteme der modernen Gesellschaft und der Sport

Quelle: Jütting, 1999, 38.

Das Modell „vier Leistungssysteme der modernen Gesellschaft und der Sport“ ermöglicht laut Jütting (1999) eine Beschreibung der Verflochtenheit des Sports und der Sportvereine mit den verschiedenen Leistungssystemen und lasse es darüber hinaus zu, vergleichende Betrachtungen mit anderen Ländern anzustellen, da fast jedes Gesellschaftsmodell (vorausgesetzt, es besitze demokratische Staatsstrukturen) auf dieses Modell übertragbar sei (Jütting, 1999, 39). Es eignet sich somit für diese Arbeit besonders gut als Vergleichsgrundlage, da es einerseits das Funktionieren von europäischen Gesellschaften als Ganzes abbildet, andererseits aber auch die Besonderheiten eines einzelnen Leistungssystems und dessen Beziehungen zu anderen Leistungssystemen landesspezifisch berücksichtigen kann. Im Rahmen dieser Arbeit sollen jedoch nicht alle Leistungen der verschiedenen Leistungssysteme untersucht werden, sondern nur diejenigen Leistungen des Staates und der privaten Haushalte, die Einfluss auf die Leistungen und Strukturen der Sportvereine als Funktionssystem[8] des Dritten Sektors in Deutschland und Spanien nehmen. Die Begründung dieses Vorgehens liegt in der Quellen- und Literaturlage über spanische Sportvereine. Sie lässt eine fundierte Untersuchung der Wechselwirkungen zwischen Sportverein und Markt nicht zu. So wurde die Auswahl der zu untersuchenden Inhalte nach dem Kriterium ihres derzeitigen Diskussionsanteils in der Literatur und dem Literatur- und Forschungsstand insgesamt festgelegt und leitete sich letztendlich aus den in Kapitel 4 beschriebenen historischen Ereignissen ab.

3.2 Das Problem der Äquivalenz bei Ländervergleichen

Laut Brandl-Bredenbeck und Brettschneider (1997) stellt bei Ländervergleichen die Vergleichbarkeit, auch Äquivalenz genannt, ein Problem dar. Um einen Ländervergleich durchführen zu können, müsse zunächst überprüft werden, ob das Untersuchungsobjekt eine funktionale, konzeptuelle, linguistische (metrische bzw. instrumentelle) Äquivalenz und Stichprobenäquivalenz aufweise. Anhand der Überprüfung der funktionalen Äquivalenz werde ermittelt, ob die zu untersuchenden Phänomene in allen beteiligten Ländern eine Rolle spielen, so müsse das Untersuchungsobjekt eingegrenzt werden. Die konzeptuelle Äquivalenz stelle fest, dass die Mitglieder unterschiedlicher Kulturen mit einem bestimmten sozialen Phänomen nicht notwendigerweise dieselbe Bedeutung verknüpfen. Die linguistische Äquivalenz berücksichtige, dass semantische Unterschiede bei der Verwendung bestimmter Untersuchungsinstrumentarien in verschiedenen Ländern existieren können. Die Stichprobenäquivalenz verweise auf die Vergleichbarkeit der Untersuchungsgruppen (Brandl-Bredenbeck & Brettschneider, 1997, 55-59).

Für das weitere Vorgehen und den Rahmen dieser Arbeit sollen in Bezug auf das Problem der Äquivalenz die Bedeutung der Begriffe Sportverein und club deportivo untersucht werden (konzeptuelle Äquivalenz) und die Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes vorgenommen werden (funktionale Äquivalenz).

Zur Belegung der linguistischen und Stichprobenäquivalenz kann nur soviel gesagt werden, dass bei der Verwendung von Begriffen und dem Vergleich von Daten aus verschiedenen Landesstudien darauf geachtet wurde, dass die ausgewählten Daten durch einen gemeinsamen Erhebungszeitraum, eine vergleichbare Anzahl von Personen und äquivalente Begriffsverwendungen linguistische und Stichproben- Äquivalenz aufweisen. Eine nachhaltige Überprüfung kann jedoch nicht erbracht werden, da es sich bei dieser Arbeit um eine Literaturarbeit handelt, die ihre Rohdaten aus bereits durchgeführten Untersuchungen und Studien zieht, dessen Forschungsvorgehen nicht immer zugänglich waren und nicht um eine empirische Arbeit, in der alle Punkte der Vergleichbarkeit im Vorfeld oder im Verlauf der Untersuchungen überprüfbar sind.

Die Begriffe Sportverein[9] und club deportivo[10] haben zunächst dieselbe inhaltliche Bedeutung. Beide bezeichnen eine Vereinigung von Personen, die einem gemeinsamen Zweck nachgehen und das Ziel verfolgen, die sportlichen Interessen ihrer Mitglieder zu verwirklichen (Nagel & Conzelmann & Gabler, 2004, 8; García Ferrando & Puig i Barata & Lagardera Otero, 20022, 142). In beiden Ländern gibt es jedoch eine Vielzahl von Personenvereinigungen, die organisierten Sport betreiben. Darüber hinaus wird der Begriff des club deportivo in Spanien deutlich breiter gefasst als in Deutschland. Es gibt die unterschiedlichsten Typen von Sportvereinen, die in unterschiedlicher Form organisiert und verwaltet werden. Einige gehören institutionell den öffentlichen Institutionen an, andere sind institutionell vom Staat getrennt. Einige verfolgen wirtschaftliche Gewinnziele, andere nicht (vgl. García Ferrando & Puig i Barata & Lagardera Otero, 20022, 143-146). Aufgrund dieser Vielzahl von verschiedenen Sportvereinstypen wird das Untersuchungsobjekt auf folgende Merkmale begrenzt: Mit Sportvereinen und clubes deportivos sind stets diejenigen Vereinigungen gemeint, die als Funktionssystem des Nonprofit-Sektors agieren. Diese sind formal strukturiert, das heißt, sie weisen ein Mindestmaß an Institutionalisierung auf. Nonprofit-Organisationen sind privat (im Sinne von nicht-hoheitlich, nicht-staatlich, „non-governmental“) organisiert, das heißt, sie sind institutionell vom Staat getrennt. Sie verwalten sich selbst, das beutet, dass sie in wesentlichen konstitutionellen Angelegenheiten nicht von außen kontrolliert werden. Sie lassen ein Mindestmaß an freiwilliger Beteiligung („voluntary“) bei der tatsächlichen Ausführung der Tätigkeiten der Organisation oder bei der Verwaltung ihrer Angelegenheiten erkennen und verfolgen keine Gewinnziele („nonprofit“). Falls Gewinne erzielt werden, müssen diese dem Zweck der Organisation wieder zugeführt werden und dürfen nicht an die Mitglieder ausgeschüttet werden (Nagel & Conzelmann & Gabler, 2004, 14-15; Anheier & Salamon, 1993, 1-4). Darüber hinaus müssen die Sportvereine folgende konstitutiven Merkmale[11] nach Heinemann 1998 aufweisen:

- freiwillige Mitgliedschaft
- (Unabhängigkeit von Dritten)[12]
- Orientierung an den Interessen der Mitglieder
- Freiwilligenarbeit
- demokratische Entscheidungsstruktur

Aufgrund der Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes auf die genannten Merkmale und der Übereinstimmung der Bedeutungsinhalte der Begriffe ‛Sportverein’ und ‛club deportivo’ sind deutsche und spanische Sportvereine konzeptuell und funktional äquivalent. Wenn in Zukunft von Sportvereinen die Rede ist, sind damit der Einfachheit halber in der Ausdrucksweise auch immer die clubes deportivos eingeschlossen.

4. Historische Entwicklung des vereinsorganisierten Sports

Wie bereits in der Einleitung erörtert, ist es zum einen das Ziel dieser Arbeit herauszufinden, welche Unterschiede oder Gemeinsamkeiten es in den Leistungen und in den Strukturen des vereinsorganisierten Sports zwischen Deutschland und Spanien gibt. Zum anderen soll ermittelt werden, in welchem Land die Voraussetzung für eine freie Entfaltung und Ausbreitung des vereinsorganisierten Sports eher gegeben ist und wo mögliche Ursachen liegen. Um einer Ursachenfindung nachgehen zu können, müssen zunächst die für die Fragestellung dieser Arbeit relevanten Etappen der Geschichte des vereinsorganisierten Sports beschrieben werden, da diese in beiden Ländern Auswirkungen sowohl auf die heutigen Strukturen und Leistungen des Vereinssports als auch auf die derzeitige Sportpolitik und das Sportverhalten der Gesellschaft des jeweiligen Landes haben.

4.1 Von der Turnplatzgemeinschaft zum Sportverein

Die ersten Sportvereine wurden in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts gegründet. Allerdings handelte es sich noch nicht um Sportvereine im heutigen Sinne, sondern zunächst um „Turnplatzgemeinschaften“ (Saurbier, 1955, 176). Die erste Turnplatzgemeinschaft, die noch heute als ältester Turnverein Deutschlands gilt, ist die Hamburger Turnerschaft. Sie wurde im Jahre 1816 gegründet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: F. L. Jahn (1778-1852)

Quelle: Grupe & Krüger, 1997, 97.

mit ihnen sein neues Konzept des Turnens, das heißt: Laufen, Springen, Werfen, Klettern, Balancieren, Ringen, Turnübungen im heutigen Sinne und Geländespiele zu betreiben. Die Übungen an sich sind zum größten Teil gar nicht so neuartig. Neu ist jedoch der Gedanke, sich unabhängig von der Schule in freier Gemeinschaft zu treffen und „Leibesübungen“ durchzuführen. Die Turner, denen sich bald Studenten, Beamte und andere Intellektuelle anschließen, treffen sich in ihrer freien Zeit auf einem Turnplatz, der bald mit Geräten wie dem Barren ausgestattet wird, und sie pflegen das freundschaftliche „Du“ untereinander. Strukturell gleicht der innere Aufbau der Turnplatzgemeinschaft einem damaligen Handwerksbetrieb: Jahn fühlt sich als (Turn)meister, der über seine Lehrlinge, die Vorturner, wacht und nur selten selbst turnt. Er entwirft Turngesetze, die für Ordnung auf dem Turnplatz sorgen sollen. Eine Vereinssatzung im heutigen Sinne gibt es allerdings noch nicht. Turnen ist für Jahn allerdings nicht nur bloßes Üben des Leibes, sondern er verbindet damit hauptsächlich pädagogische und politische Ziele: Er will seine Turner auf ihre zukünftigen Aufgaben als Staatsbürger und Vaterlandsverteidiger vorbereiten. In diesem Sinne dienen Wettübungen aller Art der Schaffung einer vielseitigen körperlichen Leistungsfähigkeit und der charakterlichen Festigkeit und nicht wie heute der Selektion von Spitzenleistungen (Langenfeld, 1986, 18-19).

Nach und nach bekommt das Konzept Jahns immer mehr Anerkennung und überall in Deutschland entstehen Turnplätze und Turnverbindungen nach dem Muster der Berliner Turnplatzgemeinschaft. Nach Düding (1984) gibt es im Jahre 1818 im Deutschen Bund[14] etwa 150 Turnvereinigungen mit etwa 12.000 Mitgliedern. Die größte Zahl der Vereinigungen entsteht in Preußen, südlich des Mains gibt es neun und in Württemberg, Hirsau, Stuttgart und Tübingen je drei (Düding, 1984, 67). Mit der Verbreitung des Jahnschen Turnens und vor allem seiner Verbindung zu den studentischen Burschenschaften wird aus dem Konzept des Turnens bald eine „volkstümliche pädagogische Idee von Körper und Bewegung“ (vgl. Krüger, 1993, Band II, 49), besetzt von einem nationalpolitischen Aufbruchswillen mit dem Ziel, den vorherrschenden politischen Verhältnissen ein Ende zu bereiten: Preußen und alle deutschen Länder sollen von der Besetzung durch Napoleon befreit werden; Deutschland soll zu einer Nation zusammengeschlossen werden; alle herrschenden Eliten, die dem Volk ihre Rechte und Freiheit vorenthalten, sollen beseitigt werden (Grupe & Krüger, 1997, 95). So kommt es im Jahre 1819 zum Mord an August von Kotzebue durch den Studenten Karl Ludwig Sand. Die Folge ist, dass Fürst Metternich, der österreichische Staatskanzler, 1820 das Verbot der Turn- und Burschenschaftsbewegung beim Deutschen Bund durchsetzt, weil ihre Ideologie als Gefahr für die „Restauration“, die Wiederherstellung der vorrevolutionären Ordnung, betrachtet wird. Jahn wird verhaftet und vorhandene Turnplätze werden beseitigt. Erst im Jahre 1842 wird die Tunsperre wieder aufgehoben (Krüger, 1993, Band II, 50).

So können wir zu dem Ergebnis kommen, dass es bis 1820 zwar noch keine Turnvereine im heutigen Sinne gibt, die Grundstrukturen[15] eines heutigen Sportvereins allerdings bereits erkennbar sind: Die Turner treffen sich freiwillig in ihrer Freizeit und tragen die gleiche Kleidung (grauleinene Turntracht, deutscher Rock, Kopfbedeckung; vgl. Langenfeld, 1988, 21), die sie als Mitglieder einer gemeinsamen Gesinnung identifiziert. Sie kennen die Einteilung in leistungshomogene Riegen, turnen unter einem Turnmeister, besitzen Turngemeinschaftsregeln und sehen jeden Turner als gleichberechtigten Turngenossen an.

Das Turnverbot zieht zwar eine große Zäsur in der Entwicklung des vereinsorganisierten Turnens nach sich, jedoch wird das Turnvereinswesen nicht völlig unterbunden: Zwei Turnplatzgemeinschaften – die „Hamburger Turnerschaft von 1816“ und der „Mainzer Turnverein von 1817“ - bleiben bestehen. Heimlich wird in Gärten, Höfen und an anderen möglichen Orten weitergeturnt.

Eine legale Möglichkeit, die Kontakte zu Mitturnern zu pflegen, bieten private Turnanstalten. Hier kann auch während des Winters in geschlossenen Räumen unter dem offiziellen Namen „Gymnastik“ weitergeturnt werden. Jeder einzelne Turner zahlt für eine Saison eine Nutzungsgebühr, hat aber keine Mitgliedsverpflichtungen. Die Turnanstalten überleben alle Verfolgungen der Turnbewegung, da sie stets politische Enthaltsamkeit zeigen. So bilden sich zur Zeit der Turnsperre sogar drei neue Turngemeinschaften – die erste in Frankfurt am Main im Jahre 1833, die zweite und die dritte in Plauen und Pforzheim im Jahre 1834 (Saurbier, 1955, 176).

Die innenpolitische Entspannung der 40er Jahre bringt einen Aufschwung für die Turnvereinsentwicklung: Nach der Aufhebung des Turnverbots (1842) bilden sich in einzelnen Städten besonders in Baden, Württemberg, Hessen und Sachsen Männerturnvereine. Viele Väter schließen sich zusammen, um den Unterricht ihrer Söhne, die an höheren Schulen Turnunterricht bekommen, finanzieren zu können. Sie wählen verschiedene Formen des Zusammenschlusses: Turngemeinde, Turninnung, Turngesellschaft oder Männerturnverein (MTV) und grenzen sich so von den Schülerturngemeinschaften ab. Die Turnvereinsbewegung der Männerturnvereine unterscheidet sich vollständig von dem Jahnschen Turnen. Sie ist ein Teil der am öffentlichen Wohl interessierten bürgerlichen Vereinsbewegung des 19. Jahrhunderts. Die Mitglieder turnen entweder selbst oder wollen als „Turnfreunde“ (passive Mitglieder) das Turnen unterstützen. Die Turnvereine dieser Zeit (Vormärz[16] ) besitzen eine besondere Turnkultur. Sie feiern Turnfeste, organisieren Turnfahrten und Turnversammlungen, auf denen Lieder gesungen werden. Um das Vereinsleben zu finanzieren, werden verschiedene Maßnahmen getroffen: Es werden Spenden gesammelt, Aktienvereine gegründet und sogar eine Feuerwehr aufgestellt, die den Turnvereinen mehr Anerkennung bringen soll. Die Männerturnvereine sind freie, demokratische Vereinigungen, die sich nicht nur als Vereine zur Pflege körperlicher Übungen, sondern auch als „Geselligkeitsvereine, Männervereine, Vereine zur Entfaltung bürgerlicher Tugenden und Wertvorstellungen, Vereine zur Vermittlung historischen und politischen Wissens, Vereine zur Pflege deutscher Lieder und Gesänge, Sozial- und Hilfsvereine, Vereine zur Verbreitung vaterländischer Gesinnungen, Vereine zur Bildung und Erziehung, etc.“ verstehen (vgl. Krüger, 1993, Band II, 91). Die Tätigkeit in den Vereinen erfolgt freiwillig und unentgeltlich. Dem Verein zu dienen und ein Amt ausüben zu dürfen wird als Ehre empfunden. Sozial setzen sich die Vereine aus Männern aller Schichten zusammen, besonders aber aus Handwerkern, Gewerbetreibenden und Arbeitern. Um Mitglied in einem Verein zu werden, ist nun allerdings eine formelle Mitgliedschaft nötig. Die jungen Männer müssen 18 Jahre alt sein, einen „unbescholtenen Ruf“ besitzen und sich anständig und sittlich verhalten. Über die Aufnahme eines Mitglieds wird mittels der „Ballotage“ (das Recht zur Entscheidung über die Aufnahme von Mitgliedern durch geheime Abstimmung) entschieden. Im Jahre 1847 wird die Zahl der Turnvereinsmitglieder auf etwa 80.000 bis 90.000 geschätzt, die Zahl der Vereine auf über 300. Das Ziel der Männerturnvereine ist es, die Turnvereine in ganz Deutschland zu einem Bund zusammenzuschließen, was ihnen aber nur zum Teil im Jahre 1848 gelingt, denn der Versuch, einen einzigen Deutschen Turnerbund zu gründen, führt im Zuge der 48er Revolution zur Spaltung der Turnvereine in einen unpolitischen „Deutschen“ und einen radikal „Demokratischen-Turner-Bund“. Beide sind kein Dachverband, als den man heute den Deutschen Sportbund versteht, sondern ein Zusammenschluss auf überstaatlicher Ebene sowohl zur Verbreitung des Turnens und der Turnvereinsbewegung als auch zur Förderung vaterländischer und deutscher Gesinnung (Krüger, 1993, Band II, 79-80, 91, 95-96; Langenfeld, 1986, 21-23).

[...]


[1] Wechselwirkungen umfassen einerseits den Einfluss der Umwelt auf die Sportvereine und andererseits die Reaktion der Sportvereine auf diesen Einfluss. Der Einfluss entsteht durch verschiedene Kommunikationsformen und Handlungslogiken. Die Reaktion äußert sich in den Strukturen und Leistungen der Sportvereine.

[2] Ausdruck wird in Kapitel 3.1 erläutert.

[3] Ausdruck wird in Kapitel 3.1 erläutert.

[4] Ausdruck wird in Kapitel 3.1 erläutert.

[5] Ausdruck wird in Kapitel 3.1 erläutert.

[6] Ausdruck wird in Kapitel 3.1 und Kapitel 5 erläutert.

[7] NPO steht für nonprofit organizations, das heißt, für Organisationen, deren Ziel nicht die ökonomische Macht, sondern Förderung von unentgeltlichen, freiwilligen Leistungen, Ehrenamtlichkeit und Solidarität für wechselseitigen und zielgerichteten Nutzen ist. Vergleiche zur Begriffsbildung und Bedeutung Bauer (1993).

[8] Als Funktionssystem bezeichnet man alle Institutionen/ Personen/ sozialen Gruppen eines Leistungssystems (Staat, Markt, Dritter Sektor, Private Haushalte) der Gesellschaft, zum Beispiel Sportvereine im Dritten Sektor, Fitnessstudios im Markt, Schule im Staat und Familie im privaten Haushalt (vgl. Jütting & Bentem & Oshege, 2003, 16).

[9] Der deutsche Begriff „Sportverein“ findet seine etymologische Wurzel zum einen in der englischen Variante des Begriffs sport mit der Bedeutung ‛Vergnügen, Kurzweil’, als Bezeichnung für die als Wettkampf betriebene körperliche Ertüchtigung. Sport leitet sich ab von dem englischen Ausdruck disport mit der Bedeutung ‛Zeitvertreib, Vergnügen’ und folgt dem altfranzösischen soi deporter ‛sich benehmen, sich unterhalten, sich die Zeit vertreiben, Kurzweil treiben’, dem wiederum das lateinische Verb deportare mit der (spätlateinischen) Bedeutung ‛belustigen, amüsieren’ vorausgeht. Der Ausdruck Sport wird in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den deutschen Sprachgebrauch übernommen (vgl. Pfeiffer, 1993, 1330). Das Wort Verein zum weiteren bezeichnet eine Vereinigung von Personen mit gemeinsamen Zielen und unterstreicht besonders den Zustand des Vereintseins. Der heutige Ausdruck Verein findet seinen Ursprung in dem deutschen Verb vereinen ‛zu einer Einheit, einem Ganzen zusammenfassen; in Übereinstimmung bringen’, das sich seinerseits von dem althochdeutschen Verb fireinen ‛mit sich eins werden, sich entschließen’ ableitet und dieses wiederum seine etymologische Wurzel im mittelhochdeutschen vereinen ‛einigen, verbinden’ findet. Der Ausdruck entsteht bereits im 16. Jahrhundert; mit der heutigen Bedeutung wird er jedoch erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts verwendet (vgl. Pfeiffer, 1993, 1501).

[10] Der spanische Ausdruck „club deportivo“ findet seinen etymologischen Ursprung einerseits im Englischen, in dem Ausdruck club, mit der Bedeutung ‛dicker Stock’ (wurde bei Ballspielen benutzt) (vgl. Corominas, 1954, 822). Das Adjektiv deportivo andererseits ist eine Ableitung des spanischen Verbs deportarse ‛sich ausruhen, sich vergnügen’ , dessen Ursprung im lateinischen Verb deportare mit der Bedeutung ‛sich belustigen, sich amüsieren’ liegt (vgl. Corominas, 1976, 205).

[11] Die konstitutiven Merkmale nach Heinemann 1998 werden in Kapitel 5 erläutert.

[12] Dieses Merkmal muss nur insofern eingehalten werden, dass belegt ist, dass sich die Sportvereine überwiegend aus eigenen Mitteln finanzieren, denn sowohl in Deutschland als auch in Spanien werden die Sportvereine subventioniert und finanzieren sich heute teilweise aus Fremdquellen (vgl. Kap. 6.1 und 7.1.5 sowie Puig & García & López, 1999, 77-78 und Nagel & Conzelmann & Gabler, 2004, 73).

[13] Hierzu zählen die Schwedische Gymnastik, der Englische Sport und das Deutsche Turnen.

[14] Der Deutsche Bund, gegründet am 8. Juni 1815, war ein locker gefügter Staatenbund, der sich aus 35 Fürstenstaaten und vier freien Städten zusammensetzte. Den Vorsitz in diesem Staatenbund hatte Österreich. Das einzige Bundesorgan war die Bundesversammlung der bevollmächtigten Gesandten der Mitgliedsstaaten, in der Preußen und Österreich die größte Entscheidungsgewalt hatten. Neben den deutschen Fürsten gehörten auch ausländische Herrscher, wie der König von Großbritannien und Irland als König von Hannover und der König von Dänemark als Herzog von Holstein, sowie der König der Niederlande als Großherzog von Luxemburg, dem Deutschen Bund an. Innenpolitisch wurde der Deutsche Bund immer stärker zum Vollstreckungsorgan der Restaurationspolitik von Fürst Metternich, um liberaldemokratische und nationale Bestrebungen abzuwehren bzw. einzudämmen. Den Einzelstaaten war zwar die Erlassung von Verfassungen, in denen die ständige Vertretung des Volkes gesichert werden konnte, zugesagt worden, jedoch nur einige Fürsten gaben ihrem Land eine Verfassung; Preußen und Österreich entzogen sich dieser Möglichkeit, was für Unzufriedenheit und Aufruhr bei der damaligen studentischen Jugend sorgte (vgl. Schulze, 1997, 73-74).

[15] Vgl. dazu Kapitel 5, 6 und 7.

[16] Der „Vormärz“ umfasst den Zeitraum von 1815 (Wiener Kongress) bis zur deutschen Märzrevolution von 1848. Er ist gekennzeichnet durch äußeren Frieden und gewaltsam erzwungene innere Ruhe, durch Zersplitterung Deutschlands in zeitweise 39 Einzelstaaten und durch eine „reaktionäre Knebelung“ aller nationalen und liberalen Bewegungen im „Metternichschen System“ (vgl. Schulze, 20014, 78-83).

Ende der Leseprobe aus 112 Seiten

Details

Titel
Der vereinsorganisierte Sport in Deutschland und Spanien - ein Ländervergleich
Hochschule
Universität Münster
Note
Gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
112
Katalognummer
V47518
ISBN (eBook)
9783638444538
ISBN (Buch)
9783638718097
Dateigröße
1004 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sport, Deutschland, Spanien, Ländervergleich
Arbeit zitieren
Melanie Blümel (Autor:in), 2004, Der vereinsorganisierte Sport in Deutschland und Spanien - ein Ländervergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47518

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