Oscar Wilde: Sein Leben, seine Erfolge und sein tiefer Fall


Hausarbeit, 2002

22 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Gliederung

1. Einleitung

2. Oscar Wilde – Die frühen Jahre (1854-1874)
2.1 Die Jugend und die Familie
2.2 Die Schulzeit- Portora School
2.3 Das Trinity College

3. Der Aufstieg (1874-1890)
3.1 Die prägenden Jahre am Magdalenen College Oxford
3.2 Ein Dandy auf Reisen
3.3 London- der „bürgerliche“ Oscar Wilde

4. Der Höhepunkt (1890-1895)
4.1 Erfolgreiche Werke und gesellschaftliche Stellung
4.2 Die Beziehung zu Lord Alfred Douglas

5. Der Fall (1895- 1900)
5.1 Die Anklage und die Zeit im Gefängnis
5.2 Das Ende in gesellschaftlicher Ächtung

6. Schlusswort

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ästhetizismus (von Ästhetik = Lehre vom Schönen) meint eine Geisteshaltung, die dem Schönen einen absoluten Vorrang vor anderen werten (z.B. Religion, Ethik, Moral, Politik) einräumt und oft einhergeht mit amoralischen, atheistischen oder nihilistischen Einstellungen. Sie bevorzugt die künstliche Welt des schönen Scheins und entspringt meist einer passiv-resignativen oder betont kontemplativen Einstellung zum Leben, einem hedonistischen Luststreben oder Furcht aus einer feindlich empfundenen Wirklichkeit. Die antisoziale und apolitische Haltung des Ästhetizismus steht im krassen Gegensatz zu gesellschaftskritischen Engagement zweckgerichteter Kunstrichtungen wie z.B. dem Naturalismus, der Arbeiterliteratur oder Teilen des Expressionismus. Dem Ästhetizismus geht es dagegen um die Kunst um der Kunst Willen (Lárt pour lárt).[1]

[Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] So lautet die lexikalische Definition des Begriffes „Ästhetizismus“. Die folgende Ausarbeitung beschäftigt sich mit dem Leben Oscar Wildes, einem Mann der von Manchen als der Ästhet schlechthin gesehen wird. Diese Hausarbeit soll einen Einblick in das turbulente Leben dieses ungewöhnlichen Menschen verschaffen: Von seinen jungen Jahren, über seinen Aufstieg und den literarischen Höhepunkt, bis zum tiefen Fall der Figur Oscar Wildes. In einem kurzen Schlusswort wird dann noch einmal die ursprüngliche Definition herangezogen um die Frage zu beantworten: Trifft diese theoretische Definition auf den Ästheten zu?

2. Oscar Wilde- Die frühen Jahre

2.1 Die Jugend und die Familie

Um Oscar Wildes Charakter und Genie ganz zu verstehen, muss man einen Blick auf die Familie Wilde werfen. Denn ebenso wie Oscar, war seine Familie ungewöhnlich.

Oscar Wilde lernte sehr früh, wie wichtig die umgebende Gesellschaft für den eigenen Erfolg war.

Sein Vater William Robert Wills Wilde war ein begnadeter Arzt und zudem auch noch Schriftsteller. Es wurde zu seiner Zeit behauptet, dass niemand so viel über das Auge und Ohr wusste wie er. Er schrieb Bücher über Krankheiten an Augen und Ohren und war einer der ersten, der Statistiken über die Häufigkeit von Blindheit und Taubheit in Irland anlegte. Er gründete 1844 das St. Marks Hospital, die erste Klinik in Irland für Krankheiten der Augen und Ohren. Außerdem kursierten Gerüchte, das William Wilde König Oscar von Schweden am Auge operiert habe und dieser in Dankbarkeit die Patenschaft für seinen zweiten Sohn Oscar übernommen habe. Im Januar 1864 wurde William Wilde aufgrund seiner ärztlichen Betreuung der Queen in den Ritterstand erhoben, was das familiäre Ansehen gewaltig hob.

Neben seinen wissenschaftlichen Büchern schrieb er über irischen Volksglauben, die er seinen Patienten für seine Dienste entlockte sowie geographische Bücher über Irland. Wilde war protestantischer Nationalist und in seiner Jugend scheinbar ein Schwerenöter. Vor seiner Ehe mit Jane Elgee zeugte er drei uneheliche Kinder. Sein erster Sohn Henry Wilson (geb. 1838) bekam von seinem Vater eine gute Erziehung und wurde als Kollege in seiner Arztpraxis aufgenommen. Seine Töchter Emily (geb. 1847) und Mary (geb.1849) lebten bei William Wildes Bruder, Reverend Ralph Wilde. Am 10. November 1871 starben beide Mädchen, als eine von ihnen mit ihrem Ballkleid zu nahe ans offene Feuer kam und die Schwester versuchte ihr zu helfen.

1851 heiratete William Wilde Jane Elgee und zeugte mit ihr drei Kinder. Den Tiefpunkt ihrer Ehe, hatte das Paar im Jahre Dezember 1864 als eine Patientin Wildes, Mary Travers, ihn der Vergewaltigung bezichtigte. Da sie für diese Behauptung keine Beweise hatte, erging sie sich in öffentlichen Andeutungen und beschwor damit das Auftreten von Lady Jane Wilde herauf. Nachdem Miss Travers unter ein von ihr geschriebenes Pamphlet mit dem Namen „Speranza“ , dem Pseudonym von Lady Wilde, unterzeichnete, schrieb Lady Wilde einen Brief an Miss Travers Vater, seinerzeit Professor am Trinity College, indem sie sich darüber beschwerte das seine Tochter falsche Behauptungen aufstelle. Als Mary Travers diesen Brief in den Unterlagen ihres Vaters entdeckte verklagte sie Lady Wilde daraufhin wegen Verleumdung. Das Gericht gab Miss Travers Recht und sie bekam einen Viertelpenny Schmerzensgeld.

In der Gesellschaft war Sir Wilde angesehen, hatte aber auch Neider. Er fand Gefallen daran seinen 1862 verliehenen Orden aus Schweden zu einer passenden Uniform zu tragen und pflegte bei Tischgesellschaften den Ton anzugeben. Seine Frau nannte ihn mal den „besten Gesellschafter der Metropole“[2].

Seine Neider hingegen ließen die seltsamsten Gerüchte kursieren. Yeats überlieferte eine Rätselfrage: „Warum hat Sir William Wilde so schwarze Fingernägel?“ und die Antwort: „Weil er sich gerade gekratzt hat!“[3] Sir Wilde war mittelgroß, Lady Wilde hingegen maß gut einen Meter achtzig. Jane Francesca „Speranza“ Wilde geb. Elgee wurde am 27.November 1821 geboren und machte sich gerne einen Spaß daraus die Realität zu korrigieren und ließ ihre Umwelt in dem Glauben, sie sei 1826 geboren. Oscar nahm diese Angewohnheit an und machte sich regelmäßig zwei Jahre jünger. Lady Wilde fühlte sich zu Höherem berufen und machte daraus keinen Hehl. Sie war leidenschaftliche Nationalistin und Schriftstellerin. Die Tatsache dass ihr Mann in den Ritterstand erhoben worden war tat ein weiteres um ihre Selbsteinschätzung zu stärken. Oscar begegnete seiner Mutter mit großem Respekt und das Zeit seines Lebens. Lady Wilde war auffällig. Sie trug ausgefallene Kostüme mit viel Schmuck und Kopfschmuck. Oscar Wilde kommentierte später: „Wo keine Übertreibung ist, da gibt es keine Liebe, und wo keine Liebe ist, da gibt es kein Verstehen.“[4]

In ihrem Haus am Merrion Square 1 hält Lady Wilde Salons, die in Dublin berühmt sind. Dort treffen sich Schriftsteller, Dichter, Professoren und alle die in Dublin Rang und Namen haben. Hier begegnet Oscar zum ersten Mal seinem späteren Tutor John Mahaffy. Oscar Wilde wächst also mit dem Wissen um die Wichtigkeit der Gesellschaft auf, die Förderer und Zerstörer eines Künstlers sein konnte.

Oscar schreibt 1868 einen Brief an seine Mutter:

September 1868 Portora School

Liebste Mama, der Geschenkkorb ist heute angekommen, noch nie bin ich so toll überrascht worden, vielen Dank dafür, es war überaus lieb, dass Du daran gedacht hast. Vergiss bitte nicht, mir die National Review zu schicken... Die zwei Flanellhemden, die Du in den Korb gelegt hast, gehören Willie, meine beiden sind nämlich ganz scharlachrot und fliederfarben, aber es ist ja ohnehin noch zu heiß, um sie anzuziehen. Du erzählst gar nichts über den Verleger in Glasgow, was sagt er denn? Und hast Du an Tante Warren auf dem grünen Briefpapier geschrieben?[5]

Dieser Brief gibt Aufschluss über Oscar und auch über seine Mutter. In der erwähnten National Review hatte Lady Wilde ein Gedicht veröffentlicht mit dem Titel To Ireland, was ihrer nationalen Gesinnung sehr entsprach. Auch das grüne Briefpapier für Tante Warren ist eine Anspielung von Oscar auf die familiäre Gesinnung. Mit Tante Warren ist Lady Wildes ältere Schwester gemeint die Samuel Warren geheiratet hatte, einen Unionisten. Mit dem grünen Briefpapier drückte Lady Wilde ihre Gesinnung aus, denn grün war die Farbe der Nationalisten.

Die Erwähnung seiner Hemden (scharlachrot und fliederfarben) ist ein Hinweis, dass Oscar schon früh den Geschmack eines Dandys hatte. Gefördert wurde dieser Wesenszug gewiss durch seine Mutter, die angeblich noch mit über sechzig scharlachrote Kleider trug.

Lady Wilde liebte es „Aufsehen zu erregen“. Ihre erste Begegnung mit Gavan Duffy, dem Herausgeber der Nation ist überliefert. Lady Wilde schrieb patriotische Verse, die sie bei Charles Gavan Duffy unter ihrem Pseudonym „Speranza“ einreichte. Sie legte Briefe bei, die sie in Anlehnung an Jane Francesca Elgee mit John Fanshaw Ellis unterschrieb. Als Duffy sie bat, ihm einen Besuch abzustatten.

Im Antwortbrief forderte Ellis ihn dazu auf, stattdessen einen Besuch in der Leeson Street 34 zu machen. Dort wurde Gavan Duffy, seinem eigenen Bericht zufolge, auf die Frage nach Mr. Ellis von der lächelnden Hausangestellten in einen Empfangsraum geleitet, wo er jedoch auf George Smith, den der Universität assoziierten Verleger, antraf. „Was! Mein regierungstreuer Freund- sind Sie etwa der neue Vulkan des Aufstandes?“ fragte Gavan Duffy. Smith verließ den Raum und kehrte zurück „mit einem hochgewachsenen Mädchen am Arm, dessen stolze Ausführung und Gestalt zusammen mit den blitzenden braunen Augen und den heroisch geformten Gesichtszügen, dem Genius der Dichtkunst oder vielmehr dem Geist der Revolution recht wohl anstanden“.[6]

[...]


[1] Wieland Zirbs (Hrsg.): Literatur Lexikon. Daten Fakten und Zusammenhänge. Berlin 1998.

[2] Richard Ellmann: Oscar Wilde- Eine Biographie. S. 30. München 1991.

[3] Richard Ellmann: Oscar Wilde- Eine Biographie, S.29

[4] Richard Ellmann: Oscar Wilde- Eine Biographie, S.25

[5] Richard Ellmann: Oscar Wilde, S.18

[6] Richard Ellmann: Oscar Wilde, S.23

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Oscar Wilde: Sein Leben, seine Erfolge und sein tiefer Fall
Hochschule
Universität Osnabrück  (Sprach- und Literaturwissenschaft)
Veranstaltung
Literarische Moderne um 1900
Note
gut
Autor
Jahr
2002
Seiten
22
Katalognummer
V30707
ISBN (eBook)
9783638319072
ISBN (Buch)
9783638650496
Dateigröße
609 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Oscar, Wilde, Sein, Leben, Erfolge, Fall, Literarische, Moderne
Arbeit zitieren
Sonja Kolb (Autor:in), 2002, Oscar Wilde: Sein Leben, seine Erfolge und sein tiefer Fall, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/30707

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