Das Spiel "Takeshi" im Sportunterricht einer Berufsschule


Unterrichtsentwurf, 2002

23 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Allgemeine Angaben

2. Analyse des Bedingungsfeldes
2.1 Spezifische Bedingungen der Lernenden
2.2 Spezifische Bedingungen des Lehrenden
2.3 Organisatorische Bedingungen
2.4 Curriculare Vorgaben

3. Struktur der Unterrichtseinheit

4. Didaktische und methodische Entscheidungen zur Unterrichtsstunde
4.1 Analyse des Themas in Verbindung mit Auswahl- und Reduktions-entscheidungen
4.2 Zielentscheidungen
4.2.1 Groblernziel
4.2.2 Feinlernziele
4.3 Methoden- und Medienentscheidungen

5. Geplanter Unterrichtsverlauf

6. Literaturverzeichnis

7. Anhangverzeichnis

1. Allgemeine Angaben

2 Analyse des Bedingungsfeldes

2.1 Spezifische Bedingungen der Lernenden

Bei der FGT1 I handelt es sich um eine Vollzeitklasse des Fachgymnasiums Technik des 11. Jahrganges, die von einer Schülerin und 24 Schülern[1] besucht wird. Die Schüler haben wöchentlich zwei Unterrichtsstunden Sport. Hinsichtlich ihrer schulischen Vorbildung ist die Klasse homogen zusammengesetzt, da alle Schüler als Aufnahmebedingung für das Fachgymnasium den erweiterten Sekundarabschluss I vorweisen müssen. Die Schüler streben den Abschluss der Allgemeinen Hochschulreife an. Die Altersstruktur ist aus der folgenden Tabelle zu entnehmen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

M. ist die einzige Schülerin dieser Klasse. Sie wird von den Schülern voll akzeptiert und ist dadurch im Klassenverband gut integriert. Der Schüler S. leidet unter der Bluterkrankheit. Daher vermeidet er mögliche intensive Körperkontakte zu seinen Mitschülern und weitere mögliche Situationen, die zu Verletzungen führen könnten. Bei hoher Belastung schwillt seine Beinmuskulatur an, so dass er in seiner sportlichen Aktivität eingeschränkt wird. Beim Eintreten dieser Situation unterbricht S. diese und erhält dann nach Absprache einen Beobachtungsauftrag oder fungiert als Schiedsrichter.

Bezüglich der sportlichen Sachkompetenz ist zu sagen, dass diese Lerngruppe über ein gutes Bewegungsrepertoire verfügt. Mehr als die Hälfte der Schüler sind in einem Sportverein aktiv, darunter 12 Schüler, die im Verein Fußball spielen. Die traditionellen Sportarten, die sich u.a. durch international festgelegte Regeln auszeichnen, nehmen einen hohen Stellenwert bei den Schülern ein. Die Schüler haben bisher wenig Erfahrungen mit dem Einbringen eigener Ideen oder Variationen von Spielen sammeln können. Daraus begründet sich die Makrosequenz dieser Unterrichtseinheit der „Kleinen Spiele“. Die Schüler haben bereits Erfahrungen mit der Sozialform des Lehrer-Schüler-Gesprächs sammeln können. Viele Schüler bringen qualitativ gute Beiträge, wobei Z. besonders engagiert mitarbeitet. In der Zusammenarbeit mit der Klasse hat sich herausgestellt, dass sie in der Lage ist, Geräte nach Anweisung zügig und korrekt aufzubauen. Weiterhin halten sie bei Spielen die vorgegebenen Regeln ein und beachten hierbei das Fairplay.

Für die Selbstkompetenz gilt, dass die Schüler eine große Bereitschaft zeigen, sich auf „neue“ Sportaktivitäten einzulassen, obwohl sie sich stark an den traditionellen Sportarten orientieren. Eine hohe Motivation zu vielfältigen Bewegungserfahrungen wurde deutlich, als sie am Anfang des Schuljahres mit viel Einsatz und Freude die Minitrampolineinheit durchgeführt und Bewegungserfahrungen mit dem Rollbrett gesammelt haben.

Die Sozialkompetenz ist als gut zu bezeichnen. Die Schüler akzeptieren und respektieren sich gegenseitig, dieses gilt sowohl für das Arbeiten im Gesamtgruppenverband als auch für das Arbeiten in Kleingruppen. Sie halten bei Spielen die vorgegebenen Regeln ein und beachten das Fairplay. Auffällig ist, wie gut die Lerngruppe auf die Krankheit von S. Rücksicht nimmt, indem sie Verständnis für seine spezielle Situation zeigen. Die Klasse ist Anfang dieses Schuljahres neu zusammengesetzt worden. Bei "freier" Teambildung arbeiten die Schüler zusammen, die sich schon länger kennen.

2.2 Spezifische Bedingungen des Lehrenden

Ich hospitiere und unterrichte im Rahmen meines Ausbildungsunterrichts in der FGT1 I im Sportunterricht. Bisher habe ich sechs Doppelstunden eigenverantwortlich unterrichtet. Die Arbeitsatmosphäre innerhalb der Klasse empfinde ich als angenehm und produktiv. Mein Verhältnis zu den Schülern möchte ich als freundlich und offen bezeichnen. Ich unterrichte sehr gerne in dieser Klasse und fühle mich auf der fachlichen und persönlichen Ebene von den Schülern akzeptiert.

Die Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der „Kleinen Spiele“ habe ich mir während meines Sportstudiums angeeignet. Im gleichnamigen Seminar wurde das Spiel „Takeshi“ erarbeitet und durchgeführt. Schon zu diesem Zeitpunkt hielt ich die Durchführung von „Kleinen Spielen“ für den Sportunterricht besonders wichtig, da die Schüler vielfältige Bewegungserfahrungen sammeln können. Besonders die Koordinationsfähigkeiten lassen sich hierüber verbessern. Durch meine Tätigkeit als Stützpunkttrainer des Deutschen Fußballbundes (DFB) und durch einen im April und Mai 2002 absolvierten Junioren-A-Lizenzlehrgang des DFB, in dem die Koordinationsschulung ein Schwerpunkt war, habe ich umfangreiche Kenntnisse der Koordinationsvermittlung erwerben können.

2.3 Organisatorische Bedingungen

Der Sportunterricht mit dieser Klasse muss in einem Hallendrittel durchgeführt werden. Für den von den Schülern zu erstellenden Parcours werden evtl. die Ringe benötigt, die sich im 3. Hallendrittel befinden. Zudem sind dort viele Geräte vorhanden, die ebenfalls Verwendung für den Parcours finden können. Daher habe ich nach Absprache mit dem Fachlehrer, der zur Besuchszeit hier unterrichtet, das Hallendrittel getauscht.

2.4 Curriculare Vorgaben

Als Grundlage für die Aufgaben und Ziele des Sportunterrichts dienen die „Grundsätze und Bestimmungen für den Schulsport“ in der seit dem 1. August 1998 gültigen Fassung[2]. Der Schulsport hat nach diesen Grundsätzen die übergeordnete Zielsetzung, den Schülerinnen eine umfassende Handlungskompetenz zu vermitteln, die es ihnen ermöglicht, sich ihre umgebende Welt selbstständig zu erschließen. Er gilt über seine bewegungserzieherischen und sportbezogenen Aufgaben hinaus als wesentlicher Faktor in der Gesundheits-, Sozial-, Umwelt- und Freizeiterziehung. Für die heutige Unterrichtsstunde sind die folgenden Teilbereiche der miteinander vernetzten Sach-, Selbst- und Sozialkompetenz von besonderer Bedeutung[3]:

- Sachkompetenz: Die Schüler sollen nach vorgegebenen Regeln spielen und in Spiel- und Wettkampfsituationen überlegt handeln.
- Selbstkompetenz: Die Schüler sollen eigene Ideen bei der Erstellung des Parcours entwickeln und zweckmäßig umsetzen. Weiterhin sollen sie im sportlichen Leistungsvergleich nach Grundsätzen wie Fairness, Gerechtigkeit, Achtung der körperlichen Unversehrtheit sowie Hilfsbereitschaft handeln.
- Sozialkompetenz: Die Schüler sollen kooperativ bei der Erstellung des Parcours handeln und innerhalb des Teams beim Wettkampf agieren.

Um die Aufgaben und Ziele des Schulsports verwirklichen zu können, sind die Inhalte in Erfahrungs- und Lernfelder unterteilt. Die Unterrichtseinheit „Kleine Spiele“ kann dem Erfahrungs- und Lernfeld „Spielen“ zugeordnet werden. Hierbei sind folgende Aspekte von besonderer Bedeutung[4]:

- Erfassen vorgegebener Spielideen und situationsbezogenes sinnvolles Handeln;
- Erlernen sowie situationsbezogenes Anwenden und Verbessern der für das Spielen erforderlichen Bewegungsformen;
- Mitwirken an sinnvoller Gruppentaktik;
- Entwickeln und Organisieren von Spielen, die einen zufriedenstellenden Ablauf für alle sichern;
- Gewinnen und Verlieren als Merkmal vieler Spiele;
- Verstehen von Regeln und Spielideen sowie Einhalten des Fairplay.

Konkretisiert werden die Inhalte und Ziele des Sportunterrichts für das Fachgymnasium in den „ Rahmenrichtlinien Sport für die gymnasiale Oberstufe, das Fachgymnasium, das Abendgymnasium und das Kolleg“[5]. In den Rahmenrichtlinien ist die Unterrichtseinheit der Erfahrungs- und Lernfeldgruppe B zuzuordnen. Für die Besuchsstunde ist insbesondere der Bereich „Mannschaftsspiele“ und „Partnerspiele“ von Bedeutung. Hier bilden folgende lernfeldspezifische Inhalte die Grundlage für diese Stunde:[6]

- Fähigkeiten und Fertigkeiten, die für das jeweilige Sportspiel bedeutsam sind,
- strategisches Handeln entsprechend der jeweiligen Spielidee in komplexen Spielsituationen mit dem Spielgerät in Raum und Zeit,
- Veränderung mannschafts- und gruppendynamischer Prozesse durch unterschiedliche Handlungs-orientierungen, z.B. Kooperation/Konkurrenz,
- technisches und taktisches mannschaftsbezogenes Handeln,
- Spielübersicht und Antizipation im Spiel.

3 Struktur der Unterrichtseinheit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Verwendete Abkürzungen:

L: Lehrer S: Schüler L-S-G: Lehrer-Schüler-Gespräch L-S-Aktion:Lehrer-Schüler-Aktion S-Aktion: Schüleraktion L-Vortrag: Lehrervortrag

4 Didaktische und methodische Entscheidungen zur Unterrichtsstunde

4.1 Analyse des Themas in Verbindung mit Auswahl- und Reduktions-entscheidungen

Zunächst stellt sich die Frage, warum überhaupt „Kleine Spiele“ im Sportunterricht anzubieten sind. Die traditionellen Antworten auf diese Frage sind: zum Aufwärmen, zum Einstimmen, zur Befriedigung des ersten Bewegungsdrangs, zur Verbesserung der Ausdauer, Laufgewandtheit, Reaktionsfähigkeit oder zur Vorbereitung der Großen Spiele. Wer die „Kleinen Spiele“ nur als Instrumente zum Erreichen von Zwecken sieht, verfehlt ihren Sinn als zweckfreies Tun und damit die wichtigsten spielpädagogischen Aufgaben[7].

E. und H. Döbler haben folgende Definition der „Kleinen Spiele“ formuliert:

„Als Kleines Spiel bezeichnen wir demnach eine von einem bestimmten Spielgedanken beziehungsweise einer Aufgabe ausgehende Folge von freudvollen Handlungen, die durch motorische Leistung und soziale Aktivität bestimmt werden. Kleine Spiele tragen meist Wettbewerbscharakter; sie werden andererseits aber auch nur aus Freude am Miteinander gespielt, ohne die Ermittlung von Siegern“[8].

[...]


[1] Im weiteren Text wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit und Überschaubarkeit für Schülerin und Schüler einheitlich die männliche Form benutzt.

[2] Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.): Grundsätze und Bestimmungen für den Schulsport, 1998.

[3] Vgl. ebenda, S. 7 ff.

[4] Vgl. ebenda, S.14 ff.

[5] Niedersächsisches Kultusministerium (Hrsg.): Rahmenrichtlinien Sport für die gymnasiale Oberstufe, das Fachgymnasium, das Abendgymnasium und das Kolleg, 1997.

[6] Vgl. ebenda, S. 23ff.

[7] Brake, H.: Kleine Spiele im Sportunterricht – wozu? In: Zs. Sportpädagogik 1995 (Sonderdruck), „Kleine Spiele, Wettkämpfe und Herausforderungen“, S. 4.

[8] Döbler, E. u. H.: Kleine Spiele. Das Standardwerk für Ausbildung und Praxis. Berlin 1998, S. 15.

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Das Spiel "Takeshi" im Sportunterricht einer Berufsschule
Autor
Jahr
2002
Seiten
23
Katalognummer
V22677
ISBN (eBook)
9783638259514
ISBN (Buch)
9783638647502
Dateigröße
571 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Der Unterrichtsbesuch wurde nicht mit einer offiziellen Note bewertet. Die Prüfer haben allerdings bestätigt, dass dieser Entwurf ein "sehr gut" in der Abschlussprüfung erhalten hätte.
Schlagworte
Spiel, Takeshi, Sportunterricht, Berufsschule
Arbeit zitieren
Mirko Friedrich (Autor:in), 2002, Das Spiel "Takeshi" im Sportunterricht einer Berufsschule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/22677

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