Zolas Roman La bête humaine: die Figuren in Renoirs Film und der Romanvorlage


Seminararbeit, 1999

35 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A Die Figuren in Renoirs Film La bête humaine
1. Jacques Lantier
1.1. Einführung in seine Person
1.2. Seine Liebschaft mit Séverine
1.3. Das Ende
2. Roubaud
2.1. Einführung in seine Person
2.2. Der Wandel
3. Séverine
3.1. Einführung in ihre Person
3.2. Ihre Liebschaft mit Jacques
3.3. Das Ende
4. Flore
5. Pecqueux
6. Cabuche

B Die Figuren in der Romanvorlage
1. Jacques Lantier
1.1. Die Einführung in seine Person
1.2. Seine Liebschaft mit Séverine
2.Roubaud
2.1. Seine Person und Geschichte
3. Séverine
3.1. Einführung in ihre Person
3.2. Ihre Liebschaft mit Jacques
4. Flore
5. Pecqueux
6. Cabuche

C Bibliographie

Anmerkungen

A Die Figuren in Renoirs Film La bête humaine

1. Jacques Lantier

1.1. Einführung in seine Person

Jacques Lantier wird bereits am Anfang des Films als Hauptfigur kenntlich gemacht, indem ein Zitat aus Zolas Textvorlage eingeblendet ist und explizit erwähnt wird, daß der Film seine Geschichte erzählt. Die geschickt inszenierte Einleitung weist alle Merkmale einer klassischen Exposition auf : sie stellt die Hauptperson zunächst rein formell durch die Bekanntgabe seiner Abstammung vor (“einer der Söhne von August Lantier und Gervaise aus der Familie Rougon-Macquart“) und erzählt mit wenigen Worten seine Vorgeschichte und seinen psychologischen Zustand. Der Zuschauer wird bereits mit seiner Krankheit konfrontiert, auch wenn sie noch nicht näher determiniert wird. Er wird lediglich darüber informiert, daß Jacques durch sie zu Handlungen getrieben wird, auf die er keinen Einfluß hat, daß er von ihr geprägt ist und sich darüber bereits viele Gedanken gemacht hat1. Sein erster Auftritt schließt sich inhaltlich der Exposition an. Durch das Auflodern des Feuers im Heizofen wird der Zuschauer mitten ins Geschehen katapultiert und Jacques, der die Lokomotive führt wird ins Bild gesetzt. In dieser relativ langen Szene bekommt der Zuschauer einen Einblick in sein Alltagsleben und wird somit langsam mit seiner Person vertraut gemacht. Erste charakteristische Merkmale können bereits festgestellt werden : Er scheint gut mit seinen Mitmenschen umgehen zu können, was man an seinem Verhältnis zu Pecqueux deutlich erkennen kann. Sie verstehen einander ohne Worte, was bei dem Lärm, der auf der Lokomotive vorherrscht auch nötig ist. Auch seine Vertrautheit mit ihr ist nicht zu übersehen. Er weiß immer, was zu tun ist, und wenn etwas nicht stimmt. Doch diese Informationen sind dem Zuschauer nicht bewußt, denn er weiß bisher noch nicht, wer dieser Mann ist, den er auf der Zugreise begleitet. Erst als ein Kollege ihn am Bahnsteig fragt, was los sei und ihn beim Namen nennt, bemerkt der Zuschauer, daß er bereits mitten in der Geschichte ist, was ihn vielleicht überrascht, denn Jacques hat sich bisher sehr im Hintergrund gehalten, was sein an sich ruhiges Gemüt widerspiegelt .Trotzdem und obwohl er sich in erster Linie um seine Lokomotive kümmert, wird auch gezeigt, daß er kein Einzelgänger ist, sondern ebenfalls soziale Kontakte hat (er ist seinen Mitarbeitern bekannt und ohne enge Freunde zu sein unterhalten sie sich zumindest) .

Bei seinem zweiten Auftritt erfährt der Zuschauer bereits von seiner Eigenart seine Lokomotive liebevoll Lison zu nennen. Sie stellt für ihn eine Ersatzfrau dar, was nicht nur durch Interpretation herausgefunden werden kann, denn er selbst erklärt dies explizit2.

Nachdem Jacques geduscht hat kann der Zuschauer zum ersten Mal sein Gesicht, frei von Öl und Kohle erkennen3. Pecqueux scheint sein engster Bekannter zu sein, denn in dieser Szene erscheinen die beiden nur zusammen. Obwohl sie den gleichen Beruf haben wird jedoch schon bald der Unterschied zwischen ihnen ersichtlich. Pecqueux ist ein verheirateter Mann, der ein geregeltes Leben führt, wogegen Jacques ein Junggeselle ist, der in den Tag hineinlebt4. Er nimmt Kost aus Konservendosen zu sich, was auf seinen an sich einfachen Lebensstil schließen läßt. Pecqueux weiß, daß es Jacques gut tun würde zu heiraten, doch hier erklärt er zum ersten mal was für eine Rolle die Lison für ihn spielt5. Sie ist für ihn eine Ersatzfrau (“Ich bin doch schon verheiratet - mit meiner Lison“), denn durch seine Krankheit hat er Angst davor sich mit einer Frau einzulassen6 und flüchtet sich, in eine Phantasie, die durch seine Lokomotive personifiziert wird. Dadurch findet er Halt im Leben. Er kann immer mit seiner “Liebe“ zusammen sein. An dieser Stelle wird auch deutlich, daß er sich mit seiner Krankheit abgefunden hat, und keine Hoffnung hat, daß sich jemals noch etwas daran ändern wird. Er scheint für sein Leben lang dazu verdammt zu sein alleine, ohne Frau, zu leben. Er hat viel Liebe zu geben, und daher investiert er alles in seine “Ersatzfrau“ um die er sich kümmert, die er hegt und pflegt7. Doch man bemerkt auch, daß er insgeheim, auch wenn er einen anderen Eindruck zu vermitteln versucht, sich ein bürgerliches Leben wünscht und eine Frau, die sich um ihn sorgt.

Dies wird deutlich, als sich Pecqueux sein Essen zubereitet und Jacques fast neidisch einen flüchtigen Blick darauf wirft und leise, beinahe zu sich selbst sagt :“So, du machst dir also Rührei mit Schinken“.

Der Besuch bei der Patentante zeigt Jacques, sauber und adrett gekleidet, wieder in einem anderen Licht. Bisher als familienloser Wanderer dargestellt, bekommt der Zuschauer nun einen Einblick in seine Vergangenheit, indem seine Patin ihn nach seinem Zustand fragt und rückblickend berichtet, wie die Krankheit ihren Anfang genommen hat und wie er schon damals darunter gelitten hat .(“Und deine Krisen, diese Depressionen [...], dieser Schmerz, der bohrend hinter den Ohren im Schädel sitzt, die plötzlichen Fieberanfälle und manchmal warst du so betrübt, daß du dich wie ein Tier in seiner Höhle versteckt hast“8). Jacques verfällt in Melancholie und wird betrübt. Er scheint seine Krankheit verdrängen zu wollen und belügt seine Tante, denn er behauptet, daß sie ganz verschwunden sei, und daß es ihm nie besser gegangen sei. Doch sein Blick und der plötzliche Wechsel in Betrübtheit verrät ihn, auch wenn seine Tante dies anscheinend nicht bemerkt. Seine Verleumdung der Krankheit zeigt, daß er sich ihrer schämt .

Bei dem Treffen mit Flore wird es offensichtlich, daß er Nähe sucht, doch sie weist ihn zurück. Der Übergang vom Normalzustand zum Ausbrechen der Krankheit ist für den Zuschauer nicht genau festzustellen, denn zunächst überkommt ihn die Leidenschaft, und so hat der Zuschauer ihn bisher noch nicht erlebt , da er bisher ein zurückhaltender, ruhiger Mann war, dem man solchen Ausbruch der Leidenschaft niemals zugetraut hätte. Doch ob dies bereits zum Erscheinungsbild seiner Krankheit gehört ist unklar, denn nachdem dieser Ansturm vorbei ist, geht er in die nächste Stufe über : der Morddrang überkommt ihn und hier merkt der Zuschauer, daß in ihm eine Veränderung auftritt. Zunächst beruhigt er sich von der ihn überkommenden Leidenschaftsattacke und starrt ins Leere bevor er dann zögerlich versucht sie zu erdrosseln. Es scheint als ob der vorbeifahrende Zug Flore von einem vorzeitigen Ableben bewahrt, denn durch ihn besinnt sich Jacques und läßt von ihr ab. Was folgt ist Niedergeschlagenheit. Er schämt sich für das, was er getan hat, zieht sich zurück und ist völlig verstört. Anscheinend hat er nun alle Hoffnung aufgegeben jemals mit einer Frau zusammen sein zu können, denn diese Probe hat er nicht bestanden9. Viele Fragen stellen sich den Zuschauer, nach dieser eindrucksvollen Szene : Wie kam es zum Ausbruch der Krankheit ? War er Folge der vorangegangenen Leidenschaftsattacke oder hatte die gedankliche Beschäftigung mit der Krankheit ( dadurch, daß seine Tante darüber gesprochen hatte ) dazu geführt ? Und hatte ihn wirklich der vorbeifahrende Zug davon abgebracht, was wiederum eine Personifikation darstellen würde ?10 Zumindest hat sich eine Frage, die schon seit Beginn des Films auf seine Beantwortung gewartet hat, geklärt, denn nun weiß man wie sich die Krankheit auf Jacques auswirkt und hat somit ein genaues Bild von ihr. Außerdem ist durch diese Kenntnis auch ein Einblick in seine Psyche gegeben. Als Flore sich trotz allem zu ihm setzt, gesteht er ihr seine Liebe und klärt sie über seine Krankheit auf. Wie bereits in der Exposition erwähnt, erzählt er ihr wie er darüber denkt und darunter leidet11. Obwohl Flore ihm ebenfalls ein Liebesgeständnis macht und ihm erklärt, daß sie sogar bereit wäre eine Heirat mit ihm einzugehen, hat er keinen Hoffnungsschimmer mehr. Er hat Angst vor einer Heirat, da er Angst vor sich selbst hat.

Hiermit ist Jacques Lantier dem Zuschauer in seiner ganzen Person vorgestellt worden. Sein Arbeitsplatz, sein Privatleben und seine Krankheit sind ihm jetzt bekannt und daher kann nun die eigentliche Handlung beginnen .

1.2. Seine Liebschaft mit Séverine

Bei Jacques´ erster Begegnung mit Séverine zeigt er seine Menschenscheu, die er zuvor in der Unterhaltung mit Flore angesprochen hat ( durch seine Krankheit, also durch seine Vorfahren, sei er menschenscheu geworden ). Séverine versucht ein Gespräch mit ihm anzufangen, doch er erwidert kein Wort. Es scheint als habe er keinen Bezug zu Frauen, obwohl deutlich wird, daß er sich deren Kontakt wünscht, denn als sie sich, ohne etwas erreicht zu haben, wieder auf ihr Abteil begibt, blickt er ihr enttäuscht nach. Vermutlich hätte er gerne mit ihr geredet, konnte jedoch nicht über seinen Schatten springen und war wahrscheinlich auch etwas irritiert, da er nicht wußte, was sie mit dieser Unterhaltung bezwecken wollte.

Als Jacques, nachdem Grandmorin tot aufgefunden worden ist, befragt wird, liest er Séverines Bitte aus ihren Augen ab, und schweigt darüber, daß er sie und Roubaud, ihren Ehemann, auf dem Gang gesehen hat. Wie bereits in der Eingangsszene mit Pecqueux deutlich geworden ist, versteht er ohne Worte, was ein wichtiges charakteristisches Merkmal für ihn ist, ebenso wie seine Fähigkeit zu “sehen“, denn obwohl er Kohlenstaub in den Augen hatte, bemerkte er das Ehepaar12.

Als er sich später mit Séverine trifft, hat er seine Menschenscheu anscheinend überwunden und spricht mit ihr. Er startet zwar Annäherungsversuche (nimmt ihre Hände13), bietet ihr seine Freundschaft an und verspricht sie vor Gericht zu schützen, bleibt jedoch bei der Wahrheit, als sie mit ihren weiblichen Waffen versucht ihn dazu zu bringen zu glauben, daß sie unschuldig ist. Doch er weiß von ihrer Schuld und scheut sich nicht ihr dies zu sagen. Daraus könnte man zweierlei Schlußfolgerungen ziehen : es könnte seine Ehrlichkeit ausdrücken, wobei sich dann jedoch die Frage in den Raum stellt warum er die Polizei belügt, oder er versucht damit Séverine an sich zu binden, indem er sich ihr deutlich als Mitwisser zu erkennen gibt.

Auf dem Polizeipräsidium steht er zwar zu seinem Wort und beteuert weiterhin nichts bemerkt zu haben, wird aber bald von seinem schlechten Gewissen geplagt, als er erfährt, daß Cabuche nun für eine Tat bestraft wird, die er nicht begangen hat. Er weiß, daß es Unrecht ist die Schuldigen zu schützen, und daher möchte er sich für Cabuche einsetzen, wovon aber in dem ganzen Film nicht mehr die Rede ist, denn er ist zu sehr mit Séverine beschäftigt, so daß er nur noch Augen für sie hat und den Rest der Welt um sich herum völlig vergißt14 .

Jacques´ Interesse für Séverine steigert sich immer mehr, daher kommt es ihm sehr gelegen, daß Roubaud ihm zu Dank verpflichtet ist und ihm seine Freundschaft anbietet. So wagt er es sogar bei seiner Anwesenheit heftig mit ihr zu flirten, denn er hat von ihm nichts zu befürchten. Schließlich hat er alle Karten in der Hand und Roubaud ist auf seine Verschwiegenheit angewiesen.

So gut Jacques die Körpersprache seiner Mitmenschen versteht, ebensogut kann der Zuschauer auch seine verstehen, die bei ihm stark ausgeprägt ist. Als Roubaud wegen des jungen Nachbars, vor Eifersucht tobt wird er merklich nervös. Er beginnt im Zimmer auf und ab zu gehen und verlegen seine Fingernägel zu betrachten, wodurch er den Anschein erweckt, als ob er diese Szene nicht miterleben möchte. Aber er nutzt sie um Séverine wenig später einen Besuch abzustatten und es ist für ihn auch eine Gelegenheit ihr seine Liebe zu gestehen und vorzuschlagen ihren Mann zu verlassen und mit ihm zu gehen. Als sie jedoch ablehnt und ihm statt dessen Freundschaft anbietet, scheint er erleichtert, denn er weiß, daß es seine Krankheit nicht zulassen würde eine Liebesbeziehung einzugehen, und so gibt er sich mit Freundschaft zufrieden (“Es ist besser so. Ja, viel besser“) .

Sein Verhalten gegenüber Pecqueux zeigt, wie sehr er bereits von Séverine eingenommen ist. Anfangs noch aufmerksam und hilfsbereit, achtet er nun nicht mehr auf seine Mitmenschen15. Er trifft sich weiterhin mit ihr und allmählich kommen sie sich näher. Er verrät ihr auch einiges über sich z.B. seine Liebe zur Lison und auch hier kommt das “sehen“ wieder ins Gespräch : wenn er mit der Lokomotive fährt sieht er die Natur, wie sie sich verändert, und die Lebewesen, die ihn und seine Lison als Teil von ihr ansehen. Dabei sind es wieder ihre Hände, die ihn faszinieren, und die er halten möchte16 .

Er zieht sich immer mehr aus seinem Freundeskreis zurück und da sich die Beziehung zu Séverine allmählich festigt, möchte er sie über seine Krankheit aufklären, kann sich ihr gegenüber aber nicht durchsetzten.

Nach der Liebesnacht mit ihr kann aus seinem Gesicht deutlich Zufriedenheit gelesen werden, denn er konnte seinem Drang trotzen. Daraus schöpft er Hoffnung und kann getrost dem Sonnenaufgang - der Zukunft - entgegensehen.

Als er Séverine in dem selben Zimmer erwartet wie zuvor Roubaud, kann der Zuschauer Parallelen zu beiden ziehen : beide lieben sie und kümmern sich fürsorglich um sie (auch Jacques deckt den Tisch). Er hört ihr aufmerksam zu, als sie ihm von ihrer Vergangenheit berichtet, aber sie spielt für ihn keine Rolle, denn er möchte mit Séverine ein neues Leben beginnen und auch seine Vergangenheit vergessen. Bei der Schilderung des Mordes an Grandmorin, wird er allerdings hellhörig und zeigt außergewöhnliches Interesse für die Gefühle die sie dabei empfand und für die Vorgehensweise. Es ist dem Zuschauer ersichtlich, daß seine Krankheit erneut Einzug erhält und Jacques selbst bemerkt dies und versucht “die Wolke aus seinem Kopf“ zu vertreiben. Nur Liebe kann ihn nach seiner Überzeugung heilen, doch Séverine setzt auf ein anderes Pferd. Sie bringt die Ermordung ihres Ehemanns als Lösung für ihre Zweisamkeit ins Gespräch. Jacques möchte Roubaud nicht umbringen, was deutlich aus seinen Augen gelesen werden kann, aber er möchte es für Séverine tun. Dies wird deutlich als er sein Spiegelbild in der Pfütze betrachtet, innehält und dann zu ihr schaut. Auffällig ist auch, daß er, obwohl er während des ganzen Films als Mann beschrieben wird, der die Gabe hat zu sehen, was für manch anderen unmöglich wäre, in jener Nacht Roubaud nicht wahrnimmt, Séverine dagegen jede seiner Bewegungen detailliert beschreiben kann. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, daß er dieses Vorhaben aus seinem tiefsten Inneren ablehnt. Als er es schließlich auch nicht übers Herz bringt, ist aus seiner Stimme ein Ton der Erleichterung zu hören, die jedoch von Verzweiflung verdrängt wird, als Séverine davon rennt (er schlägt mit seinem Kopf gegen die Wand).

1.3. Das Ende

Nach dieser Nacht trennen sich ihre Wege und Jacques widmet sich wieder seiner Ersatzfrau, der Lison. Doch er ist betrübt und läßt sich auch durch Pecqueux nicht trösten (“Du hast schöne Stunden mit ihr verübt“).

Auf dem Ball begegnet er ihr schließlich wieder und nimmt seinen Blick nicht von ihr. Die Beleidigung Séverines durch Philomène gibt ihm Anlaß zu ihr zu gehen. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, und ungeachtet dessen, daß sie mit einem anderen tanzt, greift er sie, um mit ihr zu tanzen. Allerdings nicht um des Tanzen willens, denn mitten im Lied verläßt er mit ihr die Tanzfläche, um mit ihr ungestört reden zu können. Erneut fordert er sie auf ihren Mann zu verlassen, um einem Verbrechen zu entgehen, doch Séverine lenkt nicht ein. Nach kurzer Reflexion entscheidet er sich dafür, ihren Wunsch zu erfüllen und geht zu ihr aufs Zimmer. Er träumt von einer gemeinsamen Zukunft mit ihr und fühlt sich bereit, doch seine Krankheit macht ihm einen Strich durch die Rechnung, die durch Séverines leidenschaftlichen Kuß ausgelöst wird. Nach dem Mord ist er jedoch bestürzt, all seine Hoffnungen hat er selbst zu Nichte gemacht. Als Andenken nimmt er ihr Halstuch mit. Er schämt sich für seine Tat, so daß er sich nicht mehr in die Augen sehen kann. Doch dann schaut er sich doch im Spiegel an, als ob er herausfinden wolle, wer er eigentlich ist. Auch seine Gangart drückt seine Niedergeschlagenheit aus, er bekommt Panik und möchte vor all dem Übel davon rennen. Auch am nächsten Morgen ist die Bedrücktheit nicht verflogen. Diese Tat hat ihn verändert : er kommt zu spät, ist träge, redet fast gar nichts sondern schaut nur gedankenverloren in die Ferne, bis er Pecqueux sein Verbrechen gesteht. Seine Abhängigkeit von Séverine kommt jetzt deutlich heraus, denn er kann so nicht weiterleben (“Ich werde daran krepieren“). Er möchte bestraft werden (“Warum haben sie mich nicht verhaftet?“), und so beschließt er sein eigenes Urteil. In einem Anfall von Raserei, schlägt er Pecqueux nieder, der ihn von seinem Vorhaben abhalten will, und stürzt sich vom Zug.

Sein friedlicher Ausruck im Gesicht deutet an, daß der Tod für ihn eine Erlösung ist, und er endlich seinen Frieden gefunden hat.

[...]

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Zolas Roman La bête humaine: die Figuren in Renoirs Film und der Romanvorlage
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Romanisches Seminar)
Veranstaltung
Proseminar Literaturwissenschaft
Note
1,3
Autor
Jahr
1999
Seiten
35
Katalognummer
V7402
ISBN (eBook)
9783638146746
ISBN (Buch)
9783638639897
Dateigröße
510 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zolas, Roman, Figuren, Renoirs, Film, Romanvorlage, Proseminar, Literaturwissenschaft
Arbeit zitieren
Stefanie Klingler (Autor:in), 1999, Zolas Roman La bête humaine: die Figuren in Renoirs Film und der Romanvorlage, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7402

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