Eine Analyse zu Kafkas "Der Bau"


Hausarbeit (Hauptseminar), 2006

29 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Biographische Angaben

3 Entstehung der Geschichte

4 Erzählweise

5 Eine unvollendete Erzählung, warum?

6 Die Erzählung

7 Vorkommende allgemeine Erzählmerkmale
7.1 Das Loch
7.2 Der Feind
7.3 Furcht und Einsamkeit

8 Versuch einer theologischen Interpretation
8.1 Max Brod
8.2 Martin Buber
8.3 Heinz Polizer
8.4 Karl Erich Grözinger

9 Tiergeschichten in Kafkas Werken

10 Bezüge zu anderen Werken Kafkas

11 Versuch einer Deutung

13 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Das zwanzigste Jahrhundert war von vielen großartigen Denkern und Schriftstellern geprägt. Der Prager Deutsche Schriftsteller Franz Kafka war einer von ihnen, unterschied sich aber durch sein Denken und Schreiben von all den anderen seiner Zeit.

Er verfügte über eine außerordentliche Vorstellungskraft und über ein enormes sprachliches Geschick. Auch wenn seine Art zu schreiben in vielen Fällen kompliziert und unverständlich erscheint, behielten die meisten seiner Werke eine bestimmte Funktion und ein konkretes Ziel, so dass sie fast immer autobiographisch erschienen.

Die Vielzahl unterschiedlicher Interpretationen, die im Laufe der Zeit unternommen wurden, um die Werke Kafkas zu analysieren, lassen bereits erkennen, dass eine genaue Interpretation so gut wie unmöglich ist. Dies liegt eben in der Natur Kafkas und in den theologischen, biographischen und psychologischen Hintergründen und Motiven seiner Texte.

Demgemäß wird in dieser Arbeit versucht, die Erzählung „Der Bau“ zu analysieren, angefangen mit einer kurzen Biographie des Verfassers, einer Zusammenfassung des Werkes und die Darstellungen der Elemente, die diese Erzählung prägen und dann der Versuch, diese zu deuten.

Die Deutungsversuche werden vor allem auf Texte von Hartmut Binder, Max Brod und Peter André-Laut beruhen.

2 Biographische Angaben

Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 in Prag, der Hauptstadt des damaligen Böhmen, geboren.

Von 1889 bis 1893 besuchte Kafka die „Deutsche Knabenschule“ in Prag. Dann wechselte er an das humanistische Staatsgymnasium in der Prager Altstadt. An dieser Schule war die Unterrichtssprache Deutsch.

Bereits in seiner Jugend beschäftigte sich Kafka mit Literatur. Sein umfangreiches Frühwerk ist jedoch verschollen, vermutlich hat er es selbst vernichtet, ebenso die frühen Tagebücher. Kafkas Freunde waren unter anderem Rudolf Illowy, Hugo Bergmann, Ewald Felix Pribramm sowie Oskar

.

Kafkas spezifische Darstellung des in verwirrenden Lebensverhältnissen gefangenen Menschen wurde zum Synonym für bedrückend-absurde Zustände („kafkaesk”). Kafka studierte an der deutschen Universität in Prag Literatur und später aus Familienrücksichten Jura (1906 Promotion), übte den Beruf jedoch nur kurzzeitig aus und war 15 Jahre lang als Hilfskraft im Versicherungswesen tätig. 1922 verstärkte sich die bereits fünf Jahre zuvor ausgebrochene Tuberkulose, an der der Dichter 1924 in einem Sanatorium bei Wien starb. Nach Kafkas Willen sollten seine Manuskripte, von denen zu Lebzeiten kaum etwas veröffentlicht worden war, nach seinem Tod vernichtet werden.

Kafkas unglückliche Lebensumstände spiegeln sich in vielfältiger Weise in seinem Werk. Da ist zunächst die als übermächtig erfahrene Gestalt des autoritären Vaters, mit der er sich konkret in seinem 61 Druckseiten umfassenden Brief an den Vater (1919) auseinander setzte, sowie das Leiden an seiner Bindungsunfähigkeit. Kafka war mehrmals verlobt, hat jedoch nie geheiratet. Neben der Freundin Felice Bauer und Dora Diamant, der Gefährtin seines letzten Lebensjahres, wurde vor allem die Journalistin Milena Jesenská zu einer bedeutenden Bezugsfigur von Leben und Werk.

Die Problematik der Geschlechterbeziehung hatte eine Ähnlichkeit in Kafkas Schwanken zwischen Einzelgängertum und dem Bedürfnis nach sozialer Integration. Charakteristisch für seine enthaltsame und realitätsferne Welthaltung ist auch der Umstand, dass Max Brod sein einziger engerer Freund aus dem Kulturleben Prags blieb, während er zum örtlichen Dichterkreis um Franz Werfel und Egon Erwin Kisch nur lockere Kontakte pflegte.

Insbesondere die Spannung von Individuum und sozialer Gemeinschaft durchzieht leitmotivisch sein erzählerisches Werk, häufig verbunden mit der Identitäts-Problematik des Juden in der christlich geprägten Umwelt. Häufig sehen sich die Protagonisten in einem Netz unentwirrbarer Gesetze und Verhältnisse gefangen. Angst, Fremde und Einsamkeit, sowie Pessimismus waren die Hauptmerkmale seiner Erzählung, Bereits zu der 1916 publizierten Erzählung „ Das Urteil“ bemerkte Kafka, jedes Wort darin hänge mit der „Musik der ,Angst’ zusammen”, und noch in dem 1922 begonnenen Fragment „ Das Schloß“ glaubt der Held, während einer erotischen Begegnung „vor Fremdheit ersticken” zu müssen. Letztlich kreist Kafkas gesamtes Werk um den Versuch einer „sich irgendwie bewährenden Lebensführung” (so eine Tagebuchnotiz), der sich angesichts einer labyrinthischen Welt aber als untauglich erweist. Das extreme Beispiel der Absurdität kam in der Erzählung „ Die Verwandlung“ (1915) zum Ausdruck. Die juristische Metaphorik, die in anderen Werken (Das Urteil, Der Prozeß, In der Strafkolonie) einen wichtigen Ansatz zur Deutung liefert, weicht hier einer rätselhaften Symbolik: Der Angestellte Gregor Samsa erwacht eines Morgens in der Gestalt eines monströsen Käfers. Insgesamt ist Kafkas Werk erst nach dem 2. Weltkrieg ins Bewusstsein einer größeren Öffentlichkeit getreten, aber seitdem hat das „Kafkaeske” wie kaum ein anderes Phänomen der modernen deutschen Literatur vielfältige und widersprüchliche Deutungsversuche provoziert.

Kafkas Weltanschauung ist beeinflusst durch den dänischen Philosophen Søren Aabye Kierkegaard und nimmt in mancherlei Hinsicht den Existentialismus vorweg. Die literarischen Techniken seines Werkes weisen sowohl expressionistische als auch surrealistische Züge auf, ohne dass er einer dieser Richtungen eindeutig zuzuordnen wäre. Sein klarer Stil, der Wirklichkeit und Phantasie vermischt und einen Anflug von Ironie enthält, trägt zu der beängstigenden Atmosphäre in seinen Werken bei. „In der Strafkolonie” (1919) ist eine niederdrückende Geschichte über Haft und Folter.

Entgegen Kafkas Wunsch, seine unveröffentlichten Manuskripte nach seinem Tode zu vernichten, veröffentlichte sie sein Freund und Biograph Max Brod posthum in den dreißiger Jahren und begründete so Kafkas Ruhm. Kafkas Roman „ Der Prozeß“ wurde mehrmals verfilmt (Vgl. Encarta Enzyklopädie).

3 Entstehung der Geschichte

Dora Diamant, mit der Kafka vom 24. September 1923 bis zu seiner Rückkehr nach Prag im Jahre 1924 zusammenlebte, berichtet, dass er eine seiner letzten Erzählungen „Der Bau“ in einer einzigen Nacht geschrieben hat. Er begann damit früh am Abend und war gegen Morgen fertig, dann arbeitete er wieder daran, sie blieb aber unvollendet (Vgl. Binder, S. 301-302).

Außerdem schrieb Kafka, zwei Jahre vor seinem Tod, an Max Brod folgendes:

“ Wenn mich die Angst nicht schlafen lässt […] und das teuflische daran ist mir klar. Es ist die Eitelkeit und Genuss-Sucht, die immerfort um die eigene oder auch um eine andere eigene Gestalt schwirrt und sie genießt […] nötig zum Leben ist nur, auf Selbstgenuß zu verzichten, einziehen in das Haus, statt es zu bewundern und zu bekränken.“ (Sockel, S. 33).

Eineinhalb Jahre danach schrieb er die Großerzählung „Der Bau“. In ihr wird das Prinzip des Baus, bei Kafka das Prinzip der Selbsterhaltung und Lebensrettung, zur mystischen Selbstliebe missbraucht und dadurch zur Falle des Ichs, in der es hoffnungslos gefangen bleibt, seiner Zerstörung entgegensieht.

Neben „Forschungen eines Hundes“ ist „Der Bau“ die andere große autobiographische Erzählung der Spätzeit. Die Erzählung wurde dann von Max Brod unter dem Titel

„Der Bau“ herausgegeben (Vgl. Binder, Kommentar, S. 299).

4 Erzählweise

Die Erzählung ist ein halbes Jahr vor dem Tod Kafkas entstanden, wie Dora Diamant berichtet hat, im Winter 1923.

Es handelt sich um einen reflektierenden Monolog, sehr fragmentarisch, der einzige Protagonist ist der Erzähler (das Tier), Zeit und Ort sind bedeutungslos, denn sie wurden nicht erwähnt.

Es ist ein Tiererzählung, der Erzähler hier (das Tier) ist ein Mensch, also eine menschliche Problematik in ein Tier hinein.

Die sachlich-klare Sprache in Kafkas Werk widerspricht dem Inhalt in einer sehr auffälligen Weise. Der Leser, auch ein Nicht-Muttersprachler findet daher nicht allzu große Schwierigkeiten, um den Inhalt - zumindest sprachlich - verstehen zu können.

Nicht allzu oft wurden Erzählungen von Kafka in der Ich-Erzähl Perspektive verfasst, zwei seiner Spätwerke wurden auf diese Weise geschrieben, „Der Bau“ und „Forschungen eines Hundes“ vielleicht waren diese beiden Erzählungen die besten seiner Spätwerke; Kafka schien so nah zu sich selbst wie noch nie vorher, durch den „Ich-Erzähler“ drückt er sich völlig frei und unmittelbar aus und zeigt dem Leser damit die Tiefe seines Daseins, durch diesen reflektierten Monolog vermittelt er all die Ereignisse, die in ihm vorgehen: Die Flucht, der Rückkehr, die Suche, die Ängste und noch viele andere Erfahrungen.

[...]

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Details

Titel
Eine Analyse zu Kafkas "Der Bau"
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Germanistik -Fachbereich Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft)
Veranstaltung
Literaturwissenschaftliches Hauptseminar "Kafka"
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
29
Katalognummer
V61414
ISBN (eBook)
9783638548809
ISBN (Buch)
9783638844086
Dateigröße
550 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Es handelt sich um eine theologische und inhaltliche Analyse von Kafkas Spätwerk "Der Bau"
Schlagworte
Eine, Analyse, Kafkas, Literaturwissenschaftliches, Hauptseminar, Kafka
Arbeit zitieren
Youssef Taghzouti (Autor:in), 2006, Eine Analyse zu Kafkas "Der Bau", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61414

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