Wachstumsstrategien der Messegesellschaften


Hausarbeit, 2006

28 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Einführung
1.1. Geschichtliche Entwicklung der Messe
1.2. Überblick über die Bedeutung und Struktur des Deutschen Messemarktes
1.3. Messearten
1.4. Alternativen zu Messen

2. Deutsche Messekompetenz
2.1. Qualitätsmerkmale der Messen in Deutschland
2.1.1. Intensive Wettbewerbssituation
2.1.2. Hohe Professionalität
2.1.3. Internationalität
2.1.4. Langfristige Kooperation der Messepartner
2.1.5. Führender Standard bei Messe-Services
2.1.6. Lage im Herzen Europas
2.1.7. Führende Qualität von Messegeländen und Infrastruktur
2.1.8. Exzellentes Preis-Leistungsverhältnis
2.2. Probleme der Messegesellschaften
2.2.1. Beispiel Messe Frankfurt/Main
2.2.2. Unschärfe der Besucher

3. Die Zielmarktbestimmung nach Abell
3.1. Bewertung der Marktsegmente
3.1.1.Größe und Wachstum der Segmente
3.1.2. Strukturelle Attraktivität des Segments
3.1.3. Zielsetzung und Ressourcen des Unternehmens
3.2. Auswahl der Segmente
3.2.1.Konzentration auf ein einzelnes Segment
3.2.2. Selektive Spezialisierung
3.2.3. Produktspezialisierung
3.2.4. Marktspezialisierung
3.2.5. Vollständige Marktabdeckung

4. Wachstumsstrategien nach Ansoff
4.1. Marktdurchdringung
4.2. Marktentwicklung
4.3. Preispolitik
4.4. Diversifikation

5. Umsetzung der Wachstumsstrategien nach Ansoff
5.1. Im Bereich Marktdurchdringung
5.2. Im Bereich Marktentwicklung
5.3. Im Bereich Produktpolitik
5.4. Im Bereich der Diversifizierungsstrategie

6. Die Diversifikation
6.1. Diversifikationsbegriff
6.2. Formen der Diversifikation
6.3. Strategie der Diversifikation
6.4. Angebotsorientierte Diversifikation
6.5. Nachfrageorientierte Diversifikation
6.6. Schlussbetrachtung der Diversifikation

7. Das Event
7.1. Allgemeine Einführung
7.2. Definition von Events
7.3. Zusammenfassend kennzeichnen ein Event folgende Elemente
7.4. Event-Typen
7.5. Ziele von Marketing-Events
7.6. Bezug zur Kundenbindung
7.7. Verstärkung der Kundebindung mit Events
7.8. Eignung von Events als Kundenbindungsmaßnahme
7.9. Beispiel im Bereich der Diversifizierungsstrategie
7.9.1. EP (Electronic Partner)
7.9.2. Porsche
7.10. Zukünftige Trends
7.11. Fazit Events

8. Gesamtausblick für Messen

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

LITERATURVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

1.1. Geschichtliche Entwicklung der Messe

Die Geschichte der Messen geht zurück bis zu den Phöniziern noch vor 1000 v. Ch., die mit der Errichtung fester Handelsplätze rund um das Mittelmeer das schufen, was wir heute als Messeplätze bezeichnen würden.[1]

„Dabei geht der Name „Messe“ auf die Märkte des Mittelalters zurück. Um möglichst viele Kaufinteressenten anzutreffen, fand sich jeweils eine größere Zahl von Händlern zu diesen Terminen an markanten Orten ein.[2]

In der Neuzeit, bereits Ende des 19. Jahrhunderts fand eine Wandlung von den Warenmessen hin zu Mustermessen statt. In Deutschland gewann Leipzig als wichtigste Messestadt an Bedeutung. Sie nahm bis zum 1. Weltkrieg eine dominierende Stellung als internationaler Veranstaltungsort ein. Heute gehören neben Leipzig u.a. Frankfurt am Main, Hannover, Köln, Berlin und Nürnberg zu den wichtigsten Messestädten in der Bundesrepublik Deutschland.[3]

In den 50er Jahren formulierte Karl-Ferdinand von der Heyde (damals Direktor der Kölner Messe): „Messe ist die höchstmögliche Konzentration von Angebot und Nachfrage – auf engstem Raum - in kürzester Zeit.“[4]

Heute haben sich Messen als unverzichtbares Marketinginstrument in allen Bereichen der Wirtschaft etabliert. Und obwohl sie permanent strukturellen und inhaltlichen Veränderungen unterliegen, hat sich an ihrer ursprünglichen Aufgabe nichts verändert, sie führen Angebot und Nachfrage zusammen.[5]

1.2. Überblick über die Bedeutung und Struktur des deutschen Messemarktes

Der Messeplatz Deutschland ist weltweit die Nr. 1 in der Durchführung internationaler Messen. Von den global führenden Messen der einzelnen Branchen finden etwa zwei Drittel in Deutschland statt. Jährlich werden rund 150 internationale Messen und Ausstellungen mit bis zu 170.000 Ausstellern und 9 bis 10 Mio. Besuchern durchgeführt. Wichtigster Pluspunkt der deutschen Messen ist ihre Internationalität. Über die Hälfte der Aussteller kommen aus dem Ausland, davon ein Drittel aus Ländern außerhalb Europas. Von den Besuchern reist rund ein Fünftel aus dem Ausland an, von den Fachbesuchern sogar fast 30 %. Dazu kommt ein dichtes Netz regionaler Fach- und Verbraucherausstellungen, die zu den internationalen Messen eine wichtige Ergänzung bilden.

Allein auf den Veranstaltungen, die von Unternehmen aus dem Mitgliederkreis des AUMA organisiert werden, treffen sich jährlich über 50.000 Aussteller und 7 bis 8 Mio. Besucher.

Messen und Ausstellungen bieten damit eine Plattform für deutlich über 200.000 Aussteller sowie 16 bis 18 Mio. Besucher. Daneben finden auf den Messegeländen jährlich über 10.000 Kongresse und Tagungen im Business-to-Business-Bereich mit rund 2,5 Mio. Besuchern statt. Dabei ist eine zunehmende Verknüpfung von Messe- und Kongressaktivitäten zu beobachten.

Für die Durchführung überregionaler und internationaler Messen stehen auf 24 deutschen Messegeländen fast 2,7 Mio. qm Hallenfläche zur Verfügung. Vier der fünf größten Messegelände der Welt liegen in Deutschland. Für die deutschen Unternehmen gehören Messen zu den wichtigsten Instrumenten in der Business-to-Business-Kommunikation. Insgesamt geben Aussteller und Besucher für ihr Messe-Engagement in Deutschland pro Jahr rund 10 Mrd. € aus. Die gesamtwirtschaftlichen Produktionseffekte erreichen 23 Mrd. €. Insgesamt werden rund 250.000 Arbeitsplätze durch die Organisation von Messen gesichert. In den ausstellenden Unternehmen sind im Durchschnitt 1,9 Personen pro Jahr mit Messebeteiligungen beschäftigt. Das ergibt bei gegenwärtig rund 56.000 messeaktiven Firmen im Business-to-Business-Segment mehr als 100.000 Vollarbeitsplätze.[6]

1.3. Messearten

Heute hat sich eine Vielzahl unterschiedlicher Messetypen etabliert. Dabei ist zu beobachten, dass je höher der Entwicklungsstand einer Wirtschaft ist, desto differenzierter sind auch die Messedienstleistungen im jeweiligen Sektor.[7]

Dabei lassen sich die Messearten hinsichtlich verschiedener Kriterien differenzieren. Hinsichtlich des Messeziels lassen sich Ordermessen und Kommunikationsmessen unterscheiden. Während auf einer Ordermesse das Ziel des Ausstellers in erster Linie „Umsatz“ ist, dient eine Kommunikationsmesse beispielsweise eher der Imagebildung, dem Informationsaustausch oder der Kontaktpflege.[8]

Weiterhin lässt sie sich hinsichtlich des Ausstellungscharakters differenzieren. Hier finden sich z.B. die heute vorherrschende Art der allgemeinen Mustermesse, mit hohem Ordercharakter, sowie Funktions- und Prozessmessen, die häufig mit einem weiteren Typ, der Kongressmesse verbunden wird. Die drei letztgenannten Typen zeichnen sich heute vor alle durch einen hohe Komplexität der Systeme und Anlagen, sowie einem hohen Innovationsgrad aus. Weiterhin sei hier noch die Dienstleistungsmesse genannt, die ebenfalls häufig mit Kongress- und Vortragsaktivitäten verbunden ist.

Hinsichtlich der Reichweite können Messen in regionale, nationale und internationale Messen differenziert werden. Aber auch anhand der Besucherstruktur können Messetypen in Fachmessen und Publikumsmessen unterschieden werden.

Hier sind, wie bei den anderen Typen auch, Mischformen denkbar. Man denke nur an die CeBIT, die sowohl für Fachleute als auch für das breite öffentliche Publikum von großem Interesse ist. Aber auch Mehrbranchenmessen, auf denen Aussteller verschiedener Bereiche vorzufinden sind, gewinnen immer mehr an Beliebtheit. Dieser Typus findet weniger in Deutschland als vielmehr in Amerika und auch in Beneluxländern Anwendung.[9]

Ein weiterer Trend geht zur Online-Messe, die sich durch eine große mögliche Reichweite und hohe Transparenz auszeichnet. Die Vorteile einer Online-Messe liegen auf der Hand. Anfahrt, Logistik, Hotelbuchungen, Hostessenservice etc. entfallen, was eine hohe Kostenersparnis bedeutet. Virtuelle Messen werden mehr und mehr an Bedeutung gewinnen, aber wohl auch zukünftig, so sind Experten sich einig, nicht die traditionellen „Offline-Messen“ ersetzen können, sondern sich vielmehr als ein zusätzlicher Kommunikationskanal etablieren.[10]

1.4. Alternativen zur Messe

Eine Messe ist keine Pflichtveranstaltung. Hier nur vertreten sein zu wollen, weil man es schon immer war oder nur weil ein Wettbewerber vor Ort ist, ist nicht sehr betriebswirtschaftlich gedacht. Es gibt Alternativen, die sich bei näherer Betrachtung evtl. als effizienter oder erfolgsversprechender erweisen könnten. So bieten sich möglicherweise folgende Alternativveranstaltungen an, die für die Zielerreichung besser geeignet sein könnten:

- Roadshows
- Inhouse-Veranstaltungen
- Veranstaltungen bei Absatzmittlern
- Symposien
- Workshops
- Seminare
- Round-Table-Gespräche
- Diskussionsforen
- Incentives
- Presseveranstaltungen
- Events

In jedem Fall muss geprüft werden, ob eine Alternative nicht besser geeignet ist, um das gesteckte Messeziel zu erreichen. Allerdings darf hier nicht nur der Umsatz in die Betrachtung einfließen, auch die qualitativen Ziele wie Imagebildung, Bekanntheitsgrad und PR Wirkung müssen berücksichtigt werden. Diese Ziele können jedoch ebenfalls mit Alternativveranstaltungen erreicht werden.[11]

2. Deutsche Messekompetenz

2.1. Qualitätsmerkmale der Messen in Deutschland

2.1.1. Intensive Wettbewerbssituation / Rationelles Messewesen

Die deutsche Messewirtschaft hat ihren hohen ökonomischen Stellenwert errungen, weil sie ein Teil der Marktwirtschaft und damit wettbewerbsorientiert ist. Die Messebranche ist seit Jahrzehnten frei von gesetzlichen Regelungen hinsichtlich des Marktzugangs für Veranstalter oder der Gründung neuer Veranstaltungen. Die daraus entstandene intensive Wettbewerbssituation hat entscheidend zu der international respektierten hohen Qualität der deutschen Messen beigetragen. Sie hat darüber hinaus ein Messeangebot hervorgebracht, das an den langfristigen Bedürfnissen der Wirtschaft orientiert ist und in enger Abstimmung mit den beteiligten Branchen weiterentwickelt wird. Konsequenz ist eine, gemessen an anderen Industrieländern, außergewöhnlich hohe Zahl von international führenden „Leitmessen“, die für in- und ausländische Aussteller und Besucher eine herausragende Bedeutung besitzen.

2.1.2. Hohe Professionalität

Die deutschen Messeveranstalter haben umfangreiche Erfahrung in der Durchführung internationaler Messen. Sie führen nicht nur ein oder zwei weltweit führende Messen pro Jahr durch, sondern teilweise über 20 und beschäftigen dadurch hochspezialisierte, international erfahrene Experten für jeden Aspekt des Messegeschäfts, ob Marketing, Vertrieb, Service oder Technik. Die großen deutschen Messegesellschaften verfügen über die weltweit dichtesten Netze von Auslandsvertretungen, die Aussteller und Besucher vor Ort informieren. Sie entsprechen so optimal den Bedürfnissen ihrer Kunden und sichern den hohen Internationalitätsgrad ihrer Messen. Weltweit bestehen rund 450 Informationsstellen für die Kontaktaufnahme potenzieller Interessenten mit den deutschen Messeveranstaltern. Einzelne Messegesellschaften haben Repräsentanzen in bis zu 80 Ländern.

2.1.3. Internationalität

Hohe Internationalität ist eines der wesentlichen Kennzeichen des Messeplatzes Deutschland. Die Zuwachsraten vor allem der internationalen Aussteller- und Besucherzahlen reflektieren die Globalisierung von Absatz und Beschaffung. Die Durchschnittswerte von über 50 % ausländischen Ausstellern sowie fast 30 % ausländischen Fachbesuchern bei internationalen Veranstaltungen am Messeplatz Deutschland sind weltweit führend. Die stärksten Quellen für das Wachstum der Internationalität deutscher Messen bilden die Länder Ostasiens sowie Mittel- und Osteuropas. Viele Firmen wollen sich eine gute Ausgangsposition für einen verstärkten Export in westeuropäische EU-Länder und andere Kontinente verschaffen. Die internationalen Messen in Deutschland mit ihrem hohen Anteil ausländischer Besucher bieten dafür eine gute Startbasis.

2.1.4. Langfristige Kooperation der Marktpartner

Ein besonders wichtiger Erfolgsfaktor der deutschen Messewirtschaft ist die intensive Kooperation der Marktpartner, also der Aussteller, Besucher und Veranstalter. Bei allen wichtigen Messen gibt es Beiräte, in denen Veranstalter mit Vertretern der ausstellenden und besuchenden Wirtschaft die Weiterentwicklung der Messen regelmäßig diskutieren. Dadurch werden langfristig erfolgreiche, marktorientierte Konzepte und optimale Messetermine sichergestellt.

2.1.5. Führender Standard bei Messe-Services

Damit Aussteller-Messen noch intensiver und einfacher nutzen können, erweitern die deutschen Messegesellschaften stetig ihre schon bestehenden Serviceangebote. Nähere Betrachtung erfolgt noch im Bereich 4.1..

2.1.6. Lage im Herzen Europas

Der Messeplatz Deutschland liegt im Zentrum des Europäischen Binnenmarktes mit rund 450 Millionen Verbrauchern und damit in einer der nachfragestärksten Regionen der Welt. Jedoch sind die deutschen Messen dank hervorragender Flugverbindungen auch aus den Wirtschaftszentren Amerikas und Asiens gut zu erreichen.

2.1.7. Führende Qualität von Messegeländen und Infrastruktur

Die anerkannt gute Verkehrsinfrastruktur in den Ballungsräumen, in denen viele internationale Messen ihre Standorte haben, bildet eine wichtige Voraussetzung für eine kostengünstige An- und Abreise. Deutsche Messegelände erfüllen architektonisch, logistisch und technisch die aktuellsten Anforderungen von Ausstellern und Besuchern. Dies gilt entsprechend für Kongress- und Tagungsstätten. Insgesamt investieren die deutschen Messeplätze jährlich rund 300 Mio. € in die Verbesserung ihrer Gelände. Für die Durchführung überregionaler und internationaler Messen stehen auf 24 deutschen Messegeländen fast 2,7 Mio. qm Hallenfläche bereit. Neun Gelände verfügen über mehr als 100.000 qm Hallenkapazität, fünf über mehr als 50.000 qm.

2.1.8. Exzellentes Preis-/Leistungsverhältnis

Die deutschen Messen haben ein im internationalen Vergleich moderates Standmieten-Niveau bei gleichzeitig hoher Besucherqualität und -quantität. Sie bieten dadurch günstige Preise pro Besucher-Kontakt im Vergleich zu ausländischen Messen, aber auch zu anderen Medien.[12]

2.2. Probleme der Messegesellschaften

Auslöser sich anbahnende Probleme für die deutschen Messegesellschaften, sind politische Pläne, welche das Förderalismuskonzept für geeignet ansehen. Dabei geht es um die Föderalisierung des Messerechts, welches vorsieht, dass das deutsche Genehmigungsrecht in regionale Hände gegeben wird. Dadurch wird den Messegesellschaften ein zusätzlicher Behörden- & Papierkonflikt aufgezwungen. Dies ist aber nur ein kleiner Negativaspekt. Viel gravierender ist die deutschlandweite Umsetzung der Föderalismusregelung.

Deutschland kämpft bereits heute mit Überkapazitäten im Messebereich. Der Zusätzliche Wettbewerb mit internationalen Messen macht dies nicht einfacher. Experten gehen davon aus, dass die in Hallenflächen gemessenen Überkapazitäten bei circa 30 % liegen. Da die Messegesellschaften in staatlicher Hand sind, gehören sie der Stadt und dem Bundesland. Das ist auch der Grund, weshalb der Wettbewerb nicht wirklich funktioniert. Verluste führen nämlich in solch einer Konstellation nicht zur marktüblichen Insolvenz, sondern die Verluste werden entsprechend aus den steuerlich finanzierten Haushaltetas abgefangen. Daher wird der Wettbewerb ausschließlich über den Preis geführt. Dieser Druck reicht aber nicht aus, um Messeplätze mangels Erfolg vom Markt zu nehmen. Die Folge ist, dass auch die starken Messegesellschaften noch geschwächt werden, weil sie ihre Preise senken müssen, um ihre Messen zu halten.

Dieser unechte Wettbewerb wird noch weiter verstärkt, wenn die Bundesländer weitere, Faktoren bestimmen dürfen. Heute sind wenigstens die Rahmenbedingungen wie Arbeitszeiten, Baubestimmungen, Ladenöffnungszeiten oder die Befreiung der Aussteller von der Reisegewerbekartenpflicht bundeseinheitlich geregelt.

Zu erwarten sei, dass künftig die Länder auch über diese Regelungen versuchen werden, ihre heimischen Messeplätze gegenüber anderen deutschen Messen Standortvorteile zu verschaffen.

Das Föderalismuskonzept betrachtet die Messen fälschlicherweise als regionale Veranstaltungen, was ein großer Irrtum ist. Denn gerade die großen Messegesellschaften haben wie z.B. in Frankfurt/Main, einen Anteil von 70 % an internationalen Ausstellern. Im Durchschnitt haben die deutschen Großmessen einen Anteil von 50 % an ausländischen Ausstellern.

2.2.1. Beispiel Messe Frankfurt

Die Messe Frankfurt hätte als einzige Messegesellschaft in Deutschland die größten Nachteile, sollte die Föderalisierung in dieser Art kommen. Denn es ist die einzige Messegesellschaft, welche schwarze Zahlen schreibt und jährlich Millionen an Dividenden ausschüttet. Dies würde bedeuten, dass bei Umsatz und Gewinn massive Einbußen die Folge wären, welches den Messestandort Deutschland auf lange Sicht zu einem Discounter für Messeveranstalter macht. Folge daraus könnte sein, das ein weitere Konzentration der Messegesellschaften stattfindet, was zu Lastern der Beschäftigung und der Steuereinnahmen gehen würde, welches einen massiven negativen Einfluss auf die regionale Entwicklung und darüber hinaus, auch für Deutschland hätte.[13]

2.2.2. Unschärfe der Besucher

Die Unschärfe ist natürlich ein Problem welches alle Messen betrifft, nicht nur die nationalen, sondern eben auch die internationalen Messen. Unter der Unschärfe versteht man, die nicht klar definierbare Struktur der Messebesucher.

Ich möchte die Problematik in diesem Zusammenhang einmal am Beispiel der Automatica in München näher beleuchten. Basis der Betrachtung ist ein ausführlicher Fachbesucherstrukturtest der Automatica von 2004.

Die Automatica (International Trade Fair for Automation: Assembly-Robotics-Visions) ist die erste und einzige internationale Fachmesse, die im zweijährigen Turnus alle Segmente des Bereiches Robotik und Automation vereint. Sie bildet die gesamte Wertschöpfungskette der Automatisierung ab, von der Komponente bis zum System, von konkreten Applikationen bis hin zu Dienstleistungen. Dieses Erfolgskonzept wurde gemeinsam mit der Industrie und für die Industrie entwickelt und umgesetzt.

Da es sich bei der Messe um eine explizite Fachmesse handelt, hoffen die Aussteller natürlich auch, dass dementsprechende potenzielle Fachbesucher diese besuchen. Der Fachbesucherstrukturtest ist daher ein Analysetool, zur Verdeutlichung der Zusammensetzung der Messebesucher. Er kann für alle Messen zur Post-Analyse genutzt werden.

Für die Automatica ergab sich nach der Auswertung das positive Ergebnis, nämlich das 99 % der Besucher auch wirklich Fachbesucher waren. Von Interesse der Aussteller, aber auch der Messegesellschaft ist dabei auch die Reichweite der Messe. Außerdem wird die regionale Herkunft überprüft, wie auch die prozentuale Zusammensetzung, aus welchem Bundesland die Besucher kommen. Des weiteren können Punkte wie die Zusammensetzung der Wirtschaftszweige, die berufliche Stellung, der jeweilige Aufgabenbereich sowie die Betriebsgröße ermittelt werden. Von großer Bedeutung ist zudem die Untersuchung der Besucherverteilung auf die Messetage, da anhand dieser Kontrolle geprüft werden kann, ob die Tage ausreichen, oder ob eventuell sogar welche gestrichen werden sollen. Aufgrund der enormen Messekosten ist dies natürlich auch für die Aussteller von sehr großem Interesse und nicht nur für die Messegesellschaften.[14]

3. Die Zielmarktbestimmung nach Abell

Die Marktsegmentierung zeigt dem Unternehmen mögliche Chancen auf. Nun muss es die Attraktivität der unterschiedlichen Segmente bewerten und entscheiden, wie viele und welche es bearbeiten will. Im Folgenden werden die Methoden der Segmentbewertung und –Auswahl näher beschrieben.

3.1. Bewertung der Marktsegmente

Dabei muss das Unternehmen drei Aspekte beachten.

1. Größe und Wachstum der Segmente
2. Strukturelle Attraktivität des Segments
3. Zielsetzungen und Ressourcen des Unternehmens

3.1.1 Größe und Wachstum der Segmente

Dabei sollte das Unternehmen sich selbst fragen, ob das potenzielle Zielsegment die richtigen Größen und Wachstumsmerkmale aufweist.

3.1.2. Strukturelle Attraktivität des Segments

Hier muss das Unternehmen beachten, das es im Ist-Zustand attraktive Segmente gibt, welche allerdings ausgeschlossen werden können, da sie nicht mit den langfristigen Zielsetzungen des Unternehmens übereinstimmen.

3.1.3. Zielsetzung und Ressourcen des Unternehmens

Selbst wenn ein in Betracht kommendes Segment den Zielvorstellungen des Unternehmens entspricht, muss das Unternehmen abwägen, ob es über die erforderlichen Fähigkeiten und Ressourcen verfügt um in dem Segment erfolgreich zu sein.

3.2. Auswahl der Segmente

Durch die Bewertung der verschiedenen Marktsegmente hofft das Unternehmen, eines oder mehrere zu finden, bei denen sich der Eintritt lohnt. Es muss nun entscheiden, welche und wie viele Segmente es zu Zielmärkten macht. Dabei kann das Unternehmen nach fünf verschiedenen Mustern zusammenstellen, um so einen größeren Markt teilweise oder ganz abzudecken. Folgenden werden kurz die unterschiedlichen Muster erläutert.

3.2.1. Konzentration auf ein einzelnes Segment

Dabei wählt das Unternehmen ein Marktsegment aus und konzentriert sich mit all seinen Ressourcen darauf. Beispiel dafür ist u.a. Porsche, diese haben bis vor ein paar Jahren ausschließlich sich auf teuer Sportwagen konzentriert. Für die Konzentration auf ein Segment kann es diverse Gründe geben. Zum einen ist es möglich, das dem Unternehmen die finanziellen Mittel fehlen, sich auf mehreren Segmenten gleichzeitig zu platzieren. Oder es besteht für das Unternehmen die große Chance, das in dem Segment noch keine weiteren Konkurrenten vorhanden sind. Somit kann das Segment als Ausgangsbasis dienen, für eine spätere Ausweitung in andere Segmente.

[...]


[1] Vgl.: Clausen E.: Mehr Erfolg auf Messen, S. 9

[2] Vgl.: Arnold D.: Das kleine Lexikon Messen und Ausstellungen, S. 63

[3] Vgl.: Arnold D.: Das kleine Lexikon Messen und Ausstellungen, S. 65 f

[4] Vgl.: Naumann C.: Erfolgreich auf der Messe, S. 15

[5] Vgl.: Clausen E.: Mehr Erfolg aus Messen, S. 9

[6] Vgl.: AUMA, Die Messewirtschaft, S. 3-5

[7] Vgl.: Naumann C.: Erfolgreich auf der Messe, S. 19

[8] Vgl.: Clausen E.: Mehr Erfolg auf Messen, S. 29

[9] Vgl.: Naumann C.: Erfolgreich auf der Messe, S. 19 ff.

[10] Vgl.: Huckemann M.: Messen Messbar Machen, 3. Auflage, S. 80 f

[11] Vgl.: Clausen E.: Mehr Erfolg auf Messen, S.35 f

[12] Vgl.: AUMA, Die Messewirtschaft, S. 15-19

[13] Vgl.: FAZ, 08.05.2006, S. 17

[14] Vgl.: Internetquelle 1, Fachbesucherstrukturtest, 22.05.2006

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Wachstumsstrategien der Messegesellschaften
Hochschule
Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin  (Fachhochschule)
Veranstaltung
Investitionsgütermarketing
Note
1,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
28
Katalognummer
V57759
ISBN (eBook)
9783638521062
ISBN (Buch)
9783638683265
Dateigröße
494 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wachstumsstrategien, Messegesellschaften, Investitionsgütermarketing
Arbeit zitieren
Sebastian Selzer (Autor:in), 2006, Wachstumsstrategien der Messegesellschaften, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/57759

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