Bamberg und die Revolution 1848


Seminararbeit, 2005

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Bamberg und die Revolution 1848/49
1. Die Entstehung einer demokratischen Bewegung
1.1 Ausgangssituation
1.2 Titus und Heinkelmann
1.3 Aufstand gegen Lola Montez
2. Der Verlauf der Revolution 1848/49 in Bamberg
2.1 Die erste Volksversammlung
2.2 Ludwigs I. Königliche ProklamationS
2.3 Spaltung der Revolutionsbewegung in zwei Lager
2.4 Reaktionäre Maßnahmen
2.5 Wahlkampf
2.6 Titus` Verhalten im Parlament
2. 7 Auflehnung der Soldaten gegen ihre Vorgesetzten
2.8 Saalschlacht
3. Das Scheitern der Revolution

III.Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

I. Einleitung

„Eine Republik in Bamberg ist ein so drolliger Gedanke, dass man nothwendig darüber lachen muß“.[1] So äußerte der Buchhändler Johann Casimir Dresch, selbst Anhänger der Revolutionäre, im Mai 1848 seine Zweifel daran, dass es in der Domstadt zu einem Umsturz der Machtverhältnisse kommen könne. Rückblickend erscheint Bamberg und Revolution als „ein Begriffspaar, das so gegensätzlich und unvereinbar klingt wie das vom Teufel und vom lieben Gott resp. umgekehrt“[2]. Und doch spielte die Stadt an der Regnitz im Laufe der deutschen Revolution von 1848/49 eine derart wichtige Rolle, dass sie heute als „Vorort der Demokratie in Franken“[3] gilt. In dieser Hausarbeit soll der Frage nachgegangen werden, wie sich Bamberg diesen Ruf erwarb.

Da die Rahmenbedingungen für die Bamberger Revolution, d.h. die Aufstandsbewegungen im deutschen Südwesten und die Ereignisse im Königreich Bayern sowie der Rücktritt König Ludwigs I., Gegenstand anderer Hausarbeiten sind, werden sie hier vernachlässigt. Auch die Rolle des Paulskirchen-Parlaments und das Scheitern der Revolution durch die Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV. werden hier nur insofern angesprochen, wie sie direkt auf Bamberg einwirkten, und werden in den Hausarbeiten anderer ausführlich erläutert.

Seit 1951 liegt mit Ludwig Zimmermanns Monographie „Die Einheits- und Freiheitsbewegung und die Revolution von 1848 in Franken“[4] ein umfangreiches, auf breiter Quellenbasis angelegtes Werk vor, das die Ereignisse in Bamberg recht ausführlich darstellt. In den folgenden 46 Jahren wurden allerdings keine neuen Erkenntnisse veröffentlicht.

Erst mit den Jubiläumsjahren 1998 und 1999 erfuhr die Forschung zu diesem Thema einen Schub, die drei für die Anfertigung dieser Hausarbeit unerlässliche Werke hervorbrachte: Den Begleitband zur Ausstellung „Bamberg und die Revolution“[5] von Stefan Kestler und Kai Uwe Tapken, der den aktuellen Forschungsstand zum Thema darstellt; den Sammelband „Die Revolution von 1848/49 in Franken“[6], der im Auftrag des Bezirks Oberfranken von Günter Dippold und Ulrich Wirz herausgegeben wurde und die unterschiedlichen Herangehensweisen und Standpunkte in der Geschichtswissenschaft widerspiegelt, die sich durch die intensive Beschäftigung mit den zahlreichen Facetten der Revolution ergaben; und das vom Haus der Bayerischen Geschichte veröffentlichte Heft „1848/1849- Revolution in Franken“[7], welches exemplarisch ins revolutionäre Geschehen einzelner Städte und Regionen hineinleuchtet, um das regionale Geschehen in die umfassenden bayerischen, deutschen und europäischen Zusammenhänge zu stellen.

Um die beiden Köpfe der revolutionären Bewegung, Nikolaus Titus und Heinrich Heinkelmann, näher vorzustellen, habe ich außerdem auf Aufsätze von Rolf Hosfeld zurückgegriffen.[8]

Im Folgenden sollen die Ereignisse im Rahmen der Revolution von 1848/49 in Bamberg chronologisch dargelegt werden. Nach einer kurzen Erläuterung der Ausgangssituation werde ich die Bildung der demokratischen Gruppe, ihre Taten und deren Wirkung auf Stadt, Umland und die Nationalversammlung in Frankfurt schildern, die reaktionären Maßnahmen der Behörden erläutern und das letztendliche Scheitern des Umsturzes darstellen.

Bamberg und die Revolution von 1848/49

1. Die Entstehung einer demokratischen Bewegung

1.1 Ausgangssituation

Seit den 1830er Jahren hatte in Bamberg die Verarmung breiter Bevölkerungskreise zugenommen. Die wirtschaftliche Krise der Stadt resultierte vor allem aus den Veränderungen der Verkehrs- und Handelswege im nordbayerischen Raum. Lange Zeit war Bamberg Anfangs- und Endpunkt der Mainschifffahrt und damit der bedeutendste Verteilermarkt Oberfrankens gewesen. Die Errichtung des Ludwig-Main-Donau-Kanals zwischen 1830 und 1845 sowie der gleichzeitige Ausbau der Eisenbahnlinien beeinträchtigte den Speditionshandel in starkem Maße und brachte durch den Anstieg der auswärtigen Konkurrenz das einheimische Fuhr- und Schiffergewerbe, die davon abhängigen Zulieferbetriebe sowie die Gärtner und Häcker an den Rand des Ruins. Auf dem flachen Land wurden vor allem die gutsherrlichen Grundrechte, die hohe Abgabenlast und die Abhängigkeit von jüdischen Zwischenhändlern als besonders bedrückend empfunden[9]. Diese Unzufriedenheit mit den Lebensverhältnissen, Einflüsse aus den politisch unruhigen Gebieten am Rhein und in Thüringen und der weltanschauliche Widerstand gegen eine kräftige katholische Restauration bildeten den Nährboden für eine demokratische Gruppe[10], die den Sturz der Monarchie anstrebte.

1.2 Titus und Heinkelmann

Deren Anführer waren der spätere Arzt Dr. Heinrich Heinkelmann (1807-1866)[11] und der aus Forchheim stammende Advokat Nikolaus Titus (1808-1878)[12]. Beide waren schon zu Schul- und Studienzeiten wegen ihrer radikalen politischen Einstellung aufgefallen. So zogen sie die Missgunst ihrer Lehrer und die Aufmerksamkeit der Polizeibehörden auf sich, als sie die Studentenverbindung Germania „ihrer alten Burschenherrlichkeit beraubte(n) und (...) politisierte(n)“[13].

Nach einem ähnlichen Prinzip gingen sie 1844 auch in Bamberg vor, wo sie die Harmoniegesellschaft unterwanderten, die gemäß ihrer Statuten vom 4. Dezember 1833 lediglich „für die Erholung von Berufsgeschäften und zum geselligen Vergnügen“ da war und der „politische Tendenzen“ fern lagen[14]. Durch den Beitritt Titus` und Heinkelmanns wurde der Verein bald zu einer radikaldemokratischen Gruppierung, die von ihren Kritikern spöttisch „Junges Deutschland“ genannt wurde[15].

Regelmäßig trafen sie sich im Gasthaus „Mondschein“[16] und kritisierten schonungslos die städtischen und staatlichen Behörden. Jeder, der sich benachteiligt und unrecht behandelt fühlte, suchte bei ihnen Schutz und Hilfe[17].

Bambergs Bürgermeister Glaser bezeichnete sie als „wütende Demagogen und Revolutionäre, mit deren Grundsätzen keine gesellige und öffentliche Ordnung, keine geregelte Staatsverwaltung vereinbarlich“ sei, „die darauf ausgehen, alles umzustürtzen und nach ihren Ideen neu zu modeln, Unordnungen zu erregen und im allgemeinen Gewirre für sich Vorteile zu ziehen“[18].

Um ihre Ziele unter Bambergs Bevölkerung zu verbreiten, bedienten sich die Revolutionäre mehrerer Zeitschriften, u.a. des„Fränkischen Merkur“, dessen Herausgeber Hans Julius Ecker und dessen Redakteur Karl Heger zu den Führungspersonen der Revolutionäre gehörten[19]. Indem er Teile der Bevölkerung Bambergs und Frankens zu mobilisieren verstand, leistete der „Fränkische Merkur“ einen wichtigen Beitrag zum Verlauf der Revolution[20].

1.3 Aufstand gegen Lola Montez

Ein erster Höhepunkt der revolutionären Umtriebe war der Aufstand gegen Lola Montez, die Geliebte Ludwigs I. Die Beziehung des Königs zu der Tänzerin, die er zur Gräfin ernannt hatte, stieß bei der gesamten bayerischen Bevölkerung aus moralischen Gründen auf Ablehnung. Als Lola Montez am 23. Juni 1847 auf der Durchreise von München nach Bad Brückenau im „Bamberger Hof“ einkehren wollte, wurde sie am Bahnhof bereits von einer Menschenmenge erwartet, die sie auf dem Weg in die Innenstadt umringte und ihr schreiend und pfeifend folgte. Auf der Kettenbrücke kam es zum Gedränge, woraufhin sich die Gräfin genötigt sah, ihren Verfolgern mit Pistolen zu drohen. Aufgebracht über den unangenehmen Empfang beschloss Montez, die Stadt umgehend zu verlassen[21].

Empört über den Vorfall drohte Ludwig I. der Stadt mit der „Entziehung seiner Gnade“, woraufhin eine Ergebenheitsadresse der Bamberger Bürgerschaft an den König erfolgte[22].

2. Der Verlauf der Revolution 1848/49 in Bamberg

2.1 Die erste Volksversammlung

Am 4.März 1848 organisierte die radikaldemokratische Gruppe als „Ausschuss zur vollständigen Verwirklichung der Volksrechte“ eine erste Volksversammlung im Schießhaus am Schönleinsplatz. Da der Andrang viel größer war als erwartet, wurde die Veranstaltung in das städtische Theater verlegt. Nun formulierte Titus unter Applaus und Jubel der Zuhörer die „14 Artikel“. Diese gingen weit über das hinaus, was bis dahin in Bayern im demokratischen Sinne verkündet worden war.[23]

[...]


[1] Kestler, Stefan: „…was werden diese gutes stiften?“ Kritische Betrachtungen zur politischen Haltung und Stimmung der Bamberger Bevölkerung vor dem Hintergrund der „48er“- Revolution in Oberfranken. In: Die Revolution von 1848/49 in Franken. Hg. von Günter Dippold und Ulrich Wirz. Bayreuth 1998, S.253

[2] Krischker, Gerhard C.: Bambergs unbequeme Bürger, S.51

[3] Zimmermann, Ludwig: Die Einheits-und Freiheitsbewegung und die Revolution von 1848 in Franken. Würzburg 1951, S.197

[4] Zimmermann, Ludwig: Die Einheits-und Freiheitsbewegung und die Revolution von 1848 in Franken. Würzburg 1951

[5] Kestler, Stefan/Tapken, Kai Uwe: Bamberg und die Revolution von 1848/49. Begleitband zur Ausstellung „Bamberg und die Revolution von 1848/49“ vom 28.April bis 12.Juni 1998 im Stadtarchiv Bamberg

[6] Die Revolution von 1848/49 in Franken. Hg. von Günter Dippold und Ulrich Wirz. Bayreuth 1998

[7] Blessing, Werner K.: „1848/1849- Revolution in Franken. Augsburg 1999 (=Hefte zur Bayerischen Geschichte und Kultur, Bd.22)

[8] Hosfeld, Rolf: „Nikolaus Titus“ und „Heinrich Heinkelmann“. In: Bambergs unbequeme Bürger. Hg. von Gerhard C. Krischker. Bamberg 1987, S. 549-70

[9] Kestler /Tapken: Bamberg und die Revolution von 1848/49, S.16

[10] Blessing, Werner K.: Gesichter einer Revolution-1848/49 in Franken. In: Die Revolution von 1848/49 in Franken. Hg. von Günter Dippold und Ulrich Wirz. Bayreuth 1998, S.66-67

[11] Hosfeld, Rolf: Heinrich Heinkelmann,S.61

[12] ders.: Nikolaus Titus,S.51

[13] ebd.

[14] Kestler/ Tapken: Bamberg und die Revolution, S. 21-22

[15] Zimmermann, Ludwig: Die Einheits-und Freiheitsbewegung, S.196

[16] Kestler/Tapken: Bamberg und die Revolution, S.20

[17] Zimmermann, Ludwig: Die Einheits-und Freiheitsbewegung, S.197

[18] ebd., S.196

[19] Leistner-Winkler, Ina C.: „Für Volksfreiheit, Volksrecht und Volkswohlfahrt“. Der Fränkische Merkur als Presseorgan der demokratischen Bewegung in Bamberg im Revolutionsjahr 1848. In: Die Revolution von 1848/49 in Franken. Hg. von Günter Dippold und Ulrich Wirz. Bayreuth 1998, S.292

[20] ebd., S.394

[21] Kestler/ Tapken: Bamberg und die Revolution, S.22-23

[22] Zimmermann, Ludwig: Die Einheits-und Freiheitsbewegung, S.232

[23] Kestler/ Tapken: Bamberg und die Revolution, S.25-28

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Bamberg und die Revolution 1848
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg  (Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte)
Veranstaltung
PS: Die Revolution von 1848
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V56583
ISBN (eBook)
9783638512305
ISBN (Buch)
9783638792332
Dateigröße
493 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bamberg, Revolution, 1848, Paulskirche
Arbeit zitieren
Felix Brenner (Autor:in), 2005, Bamberg und die Revolution 1848, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56583

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