Was heißt hier schon gläubig. Standortbestimmung eines kritischen Katholiken


Fachbuch, 2016

155 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorbemerk

Vorbemerkungen

Religion haben?

Gibt es Gott überhaupt?

Ist Gott ein persönlicher Gott?

Über Erkenntnismöglichkeiten in transzendenten, religiösen Dingen.

Welche Religion?

Auferweckung JESU? Ein leeres Grab?

Folgen der Anerkennung der Auferweckung JESU für den Glauben

Die Paradiesesgeschichte

Das Johannesevangelium und seine sieben Zeichen (Wunder)

Der Kindermord zu Bethlehem und die Flucht nach Ägypten, zugleich eine Kritik an der Bibelkritik

Die Jungfrauengeburt (Lk.1, 26-38 und Matth. 1, 18-24)

Warum mußte JESUS leiden?

JESUS und das Schwert

Teufel, Satan, Macht des Bösen, Pforten der Unterwelt, Hölle

Papst und Kirche

“Wie konnte Gott das alles zulassen?”

Freiheit…. und göttliches Vorherwissen, …. und Gene, .… und Hormone, …. und Rechtfertigungsproblematik

Heiligenverehrung

Sexualität, Ehe und Familie

Gebet

JESUS ja, Kirche nein?

Anmerkungen mit Literaturhinweisen

Vorbemerkungen

Seit meiner Kindheit stehen christlicher Glaube und Kirchen fast ununterbrochen unter Druck, leiden unter teils offener, teils versteckter Verfolgung und zunehmend auch unter innerkirchlicher Unterminierung bzw. Infragestellung. Bei dieser Situation ist es immerhin erstaunlich, wie viele Menschen dennoch zum Glauben und zu den Kirchen stehen. Keine politische Partei bekommt Sonntag für Sonntag soviel Menschen in Ihre Versammlungsräume wie die Kirchen in ihre Gotteshäuser. Eine zahlenmäßige Konkurrenz sind allenfalls die Fußballstadien. Denn der Fußball ist für viele Menschen eine Art Ersatzreligion.

Die mehr oder minder offene Verfolgung im “3. Reich” (1933 war ich 6 Jahre alt) war gepaart mit einer ideologischen, unchristlichen, ja antichristlichen Indoktrination in Schule und Hitlerjugend, der Staatsjugend, die praktisch obligat war. Immerhin, offener Druck erzeugt Gegendruck, Widerstand. Man weiß, wo der Gegner steht. Nach 1945 kam es bald zum Kirchenkampf auf kaltem Weg, durch Verächtlichmachung und systematischen Abbau christlicher Wertvorstellungen unter Ausnutzung von Meinungsmonopolen und mit anderen Registern subversiver Manipulation. Die Justiz, die an sich genügend Handhabung besitzt, all diesen Dingen Grenzen zu setzen, versagte und versagt in den meisten Fällen. Sie deckt selbst schlimme Exzesse mit dem Hinweis auf freie Meinungsäußerung, künstlerische Freiheit und Pressefreiheit. Es ist wie in einem Guerillakrieg oder bei terroristischen Überfällen: von überall wird geschossen, aus dem Hinterhalt, plötzlich, unerwartet, heimtückisch. Man weiß kaum, wo der Gegner steht. Das kann auf die Dauer für Glauben und Kirchen gleich gefährlich sein wie der offene Druck, wie offene Verfolgung. Beide Methoden arbeiten mit Einschüchterung, die eine mit der Angst vor der existentiellen physischen Bedrohung, die andere mit der Angst, sich lächerlich zu machen, als unwissend, unmodern und unaufgeklärt zu gelten. Nach 1945 war es allerdings zunächst zu einer kurzen religiösen Renaissance gekommen. Die Grauen des 2. Weltkrieges mit zerbombten Städte, Millionen von Toten und grausam verstümmelten und verfolgten Menschen, Katastrophen wie Stalingrad, Dresden, Hiroshima und Nagasaki, Konzentrationslagern, millionenfachem organisierten Massenmord, Vertreibung, Hunger und anderen Nöten wurden mit Recht als Folgen von Systemen erkannt, die Gott und die Lehre von der Nächstenliebe entthront hatten und eine bessere Welt hatten aufbauen wollen. An die Stelle von Gott trat die Rasse oder die Partei, die alles wußte. Es gab kein unabhängiges, nur Gott verantwortliches Gewissen. Gut war, was dem Staat, der Rasse, dem Volk, dem Aufbau des Sozialismus nutzte. Von Seiten der etablierten Kirche(n) wurde diese Einsicht vielfach nicht im Sinne christlicher Demut, des Dienens und der Armut beantwortet sondern oft mit Triumphalismus, Intoleranz und Beharren auf unhaltbaren Positionen, die manchmal in Wirklichkeit mit dem Kern der christlichen Lehre nichts zu tun hatten sondern mit einem zeitbedingten Weltbild aus vorchristlicher also heidnischer Zeit.

Die Menschen wollten sich nicht erneut gängeln lassen und viele wandten sich wieder ab. Hinzu kam eine schnelle wirtschaftliche Erholung, ja ein Wohlstand für viele, wie es ihn früher in Deutschland nicht gegeben hatte und die Wunden des 2. Weltkrieges vernarbten.

Es verbreitete sich zunehmend ein praktizierter Materialismus des Westens und ein ideologischer Materialismus des Ostens, wo Gott keinen Platz hat.

Fast noch schlimmer als die äußere Bedrohung ist aber in den letzten Jahrzehnten eine Infragestellung religiöser Glaubenswahrheiten und Wertvorstellungen aus dem Innern der Kirchen selber. Bibelforscher zerpflücken die Bibel mit Hilfe von textkritischen und anderen Untersuchungen und lehren uns, daß das alles gar nicht so war, wie man es fast 2000 Jahre für wahr gehalten hatte. Einigkeit besteht aber auch bei diesen Wissenschaftlern nicht. So bezeichnen die einen das Johannesevangelium als das am spätesten entstandene, die anderen als das älteste. Unter Mißachtung der Sätze des LUKAS in der Einleitung zu seinem Evangelium, daß er allem sorgfältig nachgegangen sei, um von der Zuverlässigkeit der Worte “Kunde zu tun”, wird unter Hinweis darauf, daß die Evangelien später geschrieben wurden, gesagt, die Evangelien spiegelten nur den Glauben der Urkirche wieder. Diese Trennung zwischen Worten JESU und dem Glauben der Urkirche halte ich für ungerechtfertigt. Denn dieser gründet ja auf den Worten JESU und seinem Leben. Viele Berichte seien “Lehrerzählungen”, aber in Wirklichkeit gar nicht geschehen, wie zum Beispiel die Flucht nach Ägypten. Das sei im Orient üblich gewesen. Viele Berichte werden bezüglich des Wahrheitsgehaltes mit den Gleichnissen gleichgestellt, obwohl letztere ja eindeutig als erfundene Lehrerzählungen ausgewiesen sind. LUKAS wird also unterstellt, bewußt die Unwahrheit gesagt zu haben oder aber leichtgläubig auf erfundene Geschichten hereingefallen zu sein. Bei Bibelkursen, Tagungen und ähnlichen Gelegenheiten wurde uns manchmal bis zum Erbrechen kundgetan, die Evangelien seien keine Tatsachenberichte, wie wir sie von Funk und Fernsehen kennen, was natürlich richtig ist, aber dennoch die Berichte nicht entwertet. Man sprach bzw. spricht von Entmythologisierung. Nach dem evangelischen Theologen BULTMANN ist auch die Auferstehung JESU nur ein Mythos. Man sagt, die Auferstehung bedeute nichts anderes, als daß die “Sache JESU” nach seinem (endgültigen) Tod weitergehe. Die Tausenden von Märtyrern, zigtausenden Ordensfrauen und Mönchen, die auf irdische Lebensfreude, Familie, Wohlstand usw. verzichten bzw. verzichtet haben, wären so eigentlich ganz bedauernswerte arme Phantasten, arme Irre. Man kann die hohe ethische Bedeutung der christlichen Lehre anerkennen. Aber dafür riskieren, vorzeitig gewaltsam in den Tod, das ewige Nichts zu gehen oder auf Lebensglück und Genuß verzichten? Nein Danke!

Die Lehre reduziert sich dann schließlich auf das Goethesche “Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.” Man kann das für sich durchaus als unverbindliche Lebensmaxime anerkennen, sofern das andere auch tun. Denn das erleichtert ja auch die eigene Situation.

“Und Du, wo stehst Du? Du giltst doch in deiner Familie, bei Freunden und Bekannten als gläubiger Mensch, als praktizierender Katholik? Bist Du auf einer infantilen Glaubensstufe stehengeblieben? Gibst Du beim Betreten einer Kirche Deinen Verstand gewissermaßen an der Kirchentür ab?” Aus Höflichkeit wird man zwar so in der Regel nicht gefragt, aber die Frage steht doch im Raum, ja wird bei Nichtgläubigen mehr oder minder in aller Stille mit “Ja, so wird es wohl sein” beantwortet, um dann zur Tagesordnung überzugehen. Dann ist man in einer bestimmten Schublade.

Nun, nicht nur der Glauben meiner Kindheit sondern der meines ganzen Lebens ist mir ungeheuer wichtig. Den Verstand gebe ich nicht am Kircheneingang ab. Mein Verstand ist aber nicht mein Gott, sondern ein Werk, ein Geschöpf Gottes, so wie Sonne, Mond und Sterne nicht Götter sondern Geschöpfe Gottes sind. Und die Gottesgeschöpfe sind dazu da, von Gott Zeugnis zu geben, ihm zu dienen, ihn zu preisen und nicht, um an seine Stelle zu treten. Mit dieser Schrift will ich eine Standortbestimmung vornehmen, auf die Fragen und Bedrängnisse eingehen, wie sie sich im Laufe meines Lebens gestellt haben, und sicher manchen anderen Menschen auch, und zeigen, daß man als “moderner” Mensch, auch als naturwissenschaftlich gebildeter Mensch, ein gläubiger Christ sein kann, sich als dessen nicht zu schämen braucht. Dies ist kein theologisches Buch. Der Religionsunterricht, den ich genoß, hörte im “3. Reich” mit 14 Jahren auf. Aber vielleicht gerade deswegen habe ich immer wieder versucht, Lücken aufzufüllen. Es ist auch keine philosophische Schrift, höchstens dann, wenn man das Wort Philosophie wörtlich nimmt, als “Liebe zur Weisheit”. Es gibt eine Fülle von Schriften, die gleiche oder ähnliche Fragestellung betreffen, angefangen von fundamentalistischer Literatur bis zu philosophischen Untersuchungen (z.B. pascual Jordan “Der Naturwissenschaftler vor der religiösen Frage”). Mit solchen Werken kann und will ich nicht konkurrieren. Hier schildere ich meine persönlichen Überlegungen, die natürlich nicht alle originär sind. Sie beanspruchen keine Allgemeingültigkeit. Manch einer hat ganz andere Fragestellungen, ihn interessieren andere Probleme. Vielleicht läßt sich das ein oder andere auch theologisch anfechten. Vielleicht aber findet gelegentlich auch jemand Argumente, die ihm schlüssig erscheinen und die ihm hilfreich sein können.

Religion haben?

Die Ethnologie, die Völkerkunde, beschreibt die Völker besonders nach ihren Kulturerscheinungen, ihren Gebräuchen und Sitten. Im weiteren Sinne beschreibt sie alle Besonderheiten eines Volkes. Dazu gehört immer auch die Religion. Es gab und gibt kein Volk ohne Religion. Das gilt auch für längst vergangene Kulturen, soweit man überhaupt ausreichend Informationen hat. Man kann also mit Fug und Recht sagen, Religion ist ein allgemein menschliches Phänomen, wie die Sprache auch. Kann man wirklich darauf verzichten? Ich glaube nicht. Albanien nannte sich unter der kommunistischen Herrschaft zuletzt “Der erste atheistische Staat der Welt”. Es hatte eine massive Unterdrückung aller Religionen gegeben, mit brutalen Maßnahmen (z.B. Todesstrafe für Erteilung der Taufe!) Das Ergebnis beim Zusammenbruch der Diktatur: ein völlig verarmtes armseliges, destabilisiertes Land, das die Menschen zu zigtausenden zum Auswandern, besser gesagt zur Flucht, veranlaßte. Trotz fünfzigjähriger atheistischer Erziehung, als das System zusammengebrochen war, flackerte überall wieder religiöses Leben auf. Natürlich, der einzelne Mensch kann auf alles verzichten, was ihm von der Natur her als Anlage gegeben wurde: Karthäusermönche verzichten weitgehend darauf zu sprechen, Zölibatäre auf den Gebrauch der Sexualität, Mitglieder religiöser Orden darüber hinaus auch auf Besitz und Einfluß bzw. Macht. Allerdings, die menschliche Natur sucht und findet auch immer wieder Schlupflöcher. Schließlich kann man auch auf die Nahrungsaufnahme verzichten und sich zu Tode hungern.

Aber - wenn man sich als Mensch verwirklichen will, um das Schlagwort von der Selbstverwirklichung zu benutzen, muß man Religion haben, ein religiöser Mensch sein.

Selbstverständlich kann man als einzelner Mensch wie auf andere Bedürfnisse auch auf Religion verzichten, sich als Atheist bezeichnen. Aber vorsichtig: ersatzweise religiöse Vorstellungen und Verhaltensweisen gibt es unzählige. Religion entspricht in ihrer Anlage sicher besonders auch dem im menschlichen Wesen verankerten Empfinden, daß es höhere geheimnisvolle Mächte und Gewalten gibt, denen wir mehr oder minder ausgeliefert sind. Wenn man die angestammte Religion, aus welchen Gründen auch immer, ablehnt, so sucht man unbewußt nach anderen Mächten. Man findet diese z.B. wie seit Jahrtausenden in den Sternen. Wie weit das verbreitet ist, sieht man daran, daß man in fast allen Illustrierten sein Horoskop lesen kann. Wie viele allgemeine, nichts sagende, untereinander austauschbare Aussagen man darin liest, braucht man einem intelligenten Menschen eigentlich nicht zu sagen. Dazu gehört auch die Charakterisierung, Typisierungen der Menschen nach dem Sternbild, unter dem man geboren wurde. Auch schreibt man bestimmten Edelsteinen bzw. Halbedelsteinen oft mysteriöse, magische heilende Kräfte zu. Ich kenne sonst ernst zu nehmende, sich als aufgeklärt gebende Menschen, die ein unangenehmes Gefühl beschleicht, wenn sie an einem Freitag den 13. etwas unternehmen sollen oder auch nur aus der Haustüre treten. Und einen oder mehrere Tage ja Stunden vor dem Geburtstag Glückwünsche anzunehmen oder gar den Geburtstag zu feiern, könnte das Schicksal herausfordern, vorher zu sterben. Das darf daher nicht geschehen. Lady D., die 1997 bei einem Verkehrsunfall verstorbene englische Prinzessin, “Königin der Herzen”, an deren Schicksal Millionen Menschen teilnahmen und die sicher als Mensch ein Phänomen war, hat vor fast allen Entscheidungen ein Horoskop stellen lassen und Wahrsagerinnen gefragt. Es ist nun einmal so, wo der Glaube schwindet, breitet sich der Aberglaube aus. Das ist eine alte Weisheit. Und sie ist nicht deshalb falsch, weil sie so alt ist. Ich meine, ein vom Verstand und vom Gemüt angenommener religiöser Glaube ist menschenwürdiger als der Glaube an ein solches Konglomerat von undefinierbaren geheimnisvollen Kräften. Wer sich als Atheist bezeichnet, sollte in sich gehen, ob er nicht in Wirklichkeit religionsähnlichen Ersatzvorstellungen anheimgefallen ist. Allerdings, Religion erfordert persönliches Engagement. Es verlangt, daß man sich bewußt der religiösen Frage stellt und daraus Konsequenzen für sich und sein Verhalten herleitet.

Das 19. und 20. Jahrhundert haben 2 neue große Ersatzreligionen geschaffen, den Rassismus und den materialistischen Sozialismus-Kommunismus, mit ihren “Spitzenprodukten” dem Nationalsozialismus und dem Marxismus-Leninismus-Stalinismus. Der Nationalsozialismus basiert im Wesentlichen auf einem überzogenen ja fanatischen Nationalismus und einem Sozialdarwinismus. Der Darwinismus mit der Lehre der Auslese zu immer höheren Formen wurde auf die menschlichen Rassen übertragen und “natürlich” war die eigene, die nordisch-germanische Rasse, die höher entwickelte. Diese sollte dazu berufen sein, die anderen Völker zu beherrschen, “minderwertige” gegebenenfalls auszurotten. Allgemeingültige ethische Normen sollten nicht gelten. Gut war, was dem eigenen Volke, der eigenen Rasse nützte. Als atheistisch bezeichnete sich der Nationalsozialismus nicht, als bewußte Abgrenzung gegen den um die Macht rivalisierenden “gottlosen” Kommunismus. Wer in der NS-Zeit aus der Kirche austrat, bezeichnete sich daher bei der Frage nach der Konfessionszugehörigkeit als “gottgläubig”. Praktisch war es aber Atheismus. Der Marxismus-Sozialismus lehrte, jede Religion sei “Opium fürs Volk”. Auch hier galt, gut ist, was dem Sozialismus dient. Lenin lehrte ausdrücklich, wie schon vorher Machiavelli, Lüge, Trug, Verrat seien bewußt anzuwenden, um zur Macht zu gelangen. Der Marxismus wollte das Paradies auf Erden schaffen. Gott hatte darin keinen Platz. An seine Stelle trat der “Wissenschaftliche Materialismus” oder auch “Wissenschaftliche Atheismus”.

“Hütet Euch vor den falschen Propheten”, sagt JESUS und “An Ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen”. Die Früchte dieser falschen Propheten haben wir in diesem Jahrhundert in furchtbarer Weise erlebt. Der Nationalsozialismus stürzte die Welt in einen mörderischen Krieg, er organisierte den Massenmord an 6 Millionen Juden, Männern, Frauen und Kindern. Millionen anderer Menschen, Polen, Russen, Sinti, Roma, Andersdenkende, wurden grausam ermordet. Im real existierenden Sozialismus wurde ebenfalls gemordet, zwar nicht mit Gaskammern aber gleich grausam. Über 20 Millionen Menschen hat das Sowietsystem allein in der UdSSR zu Tode gebracht, verhungern lassen, durch Arbeit in Arbeitslagern zu Tode geschunden, erschossen… Heute noch gibt es Tausende unschuldiger politischer Gefangene in Strafarbeitslagern und Gefängnissen in den noch kommunistischen Ländern, besonders in China, Kuba und Nordkorea.

Ja, Religion muß man haben, wenn man sein Menschsein bejaht, eine transzendente Bindung, die für allgemein verpflichtende ethische Normen steht und das Verhältnis der Menschen und Völker untereinander und Gott gegenüber regelt.

Gibt es Gott überhaupt?

Ich sagte, Religion muß man haben. Religion setzt aber die Existenz Gottes (oder mehrerer Götter?) voraus. Kann man beweisen, daß es Gott gibt? Es gibt mehrere philosophische bzw. theologische “Gottesbeweise”. Diese sind aber nicht wie mathematisch-naturwissenschaftliche Beweise. Sie können lediglich zeigen, daß es vernünftig ist, die Existenz Gottes anzunehmen. Man kann beispielsweise den mathematischen Satz des Pythagoras beweisen, nicht aber mit der gleichen Schlüssigkeit die Existenz Gottes. Für mich sind 2 Überlegungen entscheidend. Die erste ist die, daß allen Bedürfnissen, Bestrebungen, die in der Natur des Menschen liegen, eine Entsprechung gegeben ist. Die zweite betrifft das Kausalitätsprinzip.

Hunger und Durst verlangen nach der Nahrungsaufnahme. Der Sexualtrieb hat die Entsprechung im Geschlechtspartner. Besitzstreben und Machtstreben sind unumgängliche Anlagen der Menschen, um die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Menschheit zu gewährleisten. Sie haben ihre Entsprechung in den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten, in die sie eingebettet sind. Die Religionssehnsucht ist ebenfalls tief in der menschlichen Anlage verhaftet. Dazu gehört die Empfindung, daß es höhere Mächte gibt, denen man ausgeliefert ist, die den Weltenlauf und das Leben des einzelnen bestimmen. Das Verlangen, mit diesen Kräften Kontakt aufzunehmen, sie möglichst günstig zu beeinflussen, ist unübersehbar (Priester, Opfer). Schließlich sucht man nach einer letzten Sinngebung des Lebens des einzelnen und der Gruppe. Hoffnung, Erwartung und Überzeugung eines Lebens nach dem Tod sind ebenfalls menschliches Allgemeingut. Nur so kann man die Grabbeilagen von Nahrungsmitteln und Waffen, das magische Mitgeben von Dienern und Soldaten bei vielen alten Kulturen erklären. Meines Erachtens nach wäre es vermessen zu sagen, daß ausgerechnet diese Bestrebungen des Menschen keine Entsprechung haben. Natürlich kann man auch argumentieren, der Mensch sei das unglückselige Produkt der Evolution, da er Verstand hat und reflektieren kann. Religion sei der verzweifelte Aufschrei der Menschheit angesichts der Erkenntnis der eigenen Vergänglichkeit und Ohnmacht. Dem muß man aber entgegenhalten, daß Religion auch eine biologische Funktion hat. Mit Religion sind in der Regel auch Verhaltensnormen in der Gruppe, ethische Forderungen eng verknüpft. Ohne solche Regelungen herrscht das Chaos, eine Gesellschaft ginge in der Selbstzerfleischung zugrunde. Wenn ein ganzes Volk auf die Ausübung der Sexualität verzichten würde, würde es aussterben. Wenn ein Volk alle religiösen und ethischen Normen über Bord werfen würde, konsequent und endgültig, ginge es ebenfalls zugrunde. Religion ist für Volk und Gesellschaft auch biologisch eine Notwendigkeit, um zu überleben.

Wenn alles, was dem Leben dient, notwendig und damit gut ist, wie Ernährung, Sexualität, verantwortungsbewußte Handhabe von Besitzstreben und Machtstreben, dann gehört Religion auch dazu. Der Argumentation mit dem unglückseligen Ergebnis der Evolution kann ich daher nicht folgen. Die Konsequenz daraus wäre eigentlich der kollektive Selbstmord.

Es muß also eine Entsprechung für das religiöse Sehnen der Menschen geben, d.h. es muß Gott geben.

Die zweite für mich wichtige Überlegung liegt im Kausalitätsprinzip. Die Entwicklung von Naturwissenschaft und Technik ist nur dadurch möglich geworden, daß man sich nicht mehr mit den Gegebenheiten abgefunden hat, sondern zunehmend gefragt hat, warum das alles so ist. Alles muß eine Ursache haben. Wenn man die Ursachen kennt, die dahinter steckenden Gesetzmäßigkeiten, so es denn solche gibt, kann man letztere zum eigenen Wohl ausnutzen. Nur, die Ursache aller Ursachen, die soll es nicht geben? Der Kosmos mit seinen unendlichen Gesetzmäßigkeiten, das Leben auf der Erde, die großartigen biologischen Gesetze, das alles soll von selbst entstanden sein, aus dem Nichts? Die Gesetze der Evolution sollten sich selber geschaffen haben? Es ist für mich auch unbezweifelbar, daß kein direktes Eingreifen Gottes in den Entwicklungs-prozeß notwendig war, um aus Unbelebtem Belebtes zu machen. Rein theoretisch müßte es möglich sein, daß man die physikalisch-chemischen Bedingungen im Labor schafft, wie sie vor Jahrmillionen auf der Erde bestanden haben, damit aus unbelebter Substanz belebte Substanz entsteht. Ich stimme daher dem international bekannten Zellforscher, dem Jesuiten JOHANNES Haas nicht zu, der 1961 schrieb in dem Buch “Biologie und Gottesglaube”: “Sollte es gelingen, nachzuweisen, daß das organische Leben ein rein materielles Phänomen und durch das alleinige Wirken materieller Kräfte entstanden ist, so gäbe es für die Existenz einer immateriellen geistigen Seele und einen überweltlichen Schöpfer Gott keinen Platz mehr.” Man hätte dann lediglich neue Gesetze entdeckt, die der Schöpfer in die Natur gegeben hat. Ist eine Schöpfung nicht viel größer, wenn in die Urschöpfung der Keim der jahrmillionenlangen Entwicklung gelegt ist, als wenn er an einer bestimmten Stelle der Entwicklung nochmals persönlich eingreifen muß?! Die Ursache von allem kann nur Gott heißen. Es ist eine Scheinlösung, wenn man neuerdings vom “Urknall” spricht. Wer hat denn diesen Urknall gezündet? Und wer hat die Entwicklungsgesetze hineingelegt? Es entspricht einfach wissenschaftlichem Denken, daß man eine Ursache für die Schöpfung annimmt. Dies ist einfach Gott.

Die Begründung der Existenz Gottes aus der Schöpfung heraus findet sich in wunderschöner Sprache in dem alttestamentlichen “Buch der Weisheit”, besonders im 13. Kapitel.

Ist Gott ein persönlicher Gott?

Wenn man die Darlegungen über die Existenz Gottes für schlüssig hält und dabei stehenbleibt, ist man “gottgläubig”, wie sich die aus der Kirche ausgetretenen Nazis nannten. Aber dabei kann man nicht stehen bleiben. Die menschliche Sehnsucht nach Gott, die Suche nach den übernatürlichen Kräften, erschöpft sich ja nicht in dem Nachweis von solchen Kräften. Das Sehnen der Menschen gilt dem persönlichen Gott, mit dem man Kontakt aufnehmen kann und zwar als Gruppe, als Volk, als Stamm wie auch als einzelner. Nach der oben geschilderten Diktion, daß den Bestrebungen der Menschen auch eine Entsprechung gegeben sein muß, muß Gott ein persönlicher Gott sein. Man kann das Problem auch von anderer Seite angehen. Man könnte sagen, gut es gibt einen Gott, aber der thront in unendlicher Ferne und kümmert sich nicht um seine Schöpfung, auch nicht um den Menschen. Das sieht man doch an dem ungeheuer großen Leid in der Welt. Nun, ein Werk, eine Schöpfung kann nicht größer sein als der Meister, als der Schöpfer, der es gemacht hat. Der Mensch ist ein Wesen, das mit Verstand ausgerüstet ist. Er kann durch intensive Überlegungen zu dem Schluß kommen, daß die Liebe unter den Menschen das höchste Ziel ist, das man anstreben muß, um Friede und Freiheit auf der Erde zu entwickeln. Diese Liebe und das Gute an sich müssen identisch sein. Und das Gute, die Liebe steht über dem Bösen, dem Haß. Wenn schon der Mensch das erkennen kann, um wieviel mehr muß Gott für das Gute, die Liebe stehen. So kommt JOHANNES zu dem Schluß “Gott ist die Liebe”. Das bedeutet nicht, daß Gott nicht auch die Gerechtigkeit ist und der Richter.

Ich bin daher überzeugt, daß der existierende Gott ein persönlicher Gott ist, ein Gott des Guten, der Liebe.

Über Erkenntnismöglichkeiten in transzendenten, religiösen Dingen.

Wenn man ein naturwissenschaftliches Problem hat, so läßt sich das auf die Dauer allein oder mit der geballten Intelligenz der Menschheit lösen. Man denke an die letzten hundert Jahre, den Beginn der Motorisierung, die Eroberung des Luftraumes, den atemberaubenden Vorstoß in das Weltall und die weitgehende Entschlüsselung der menschlichen Erbsubstanz. Ein Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen. Scharfer Verstand und Logik machen es möglich. Es gab und gibt menschliche Geister, die versucht haben, jenseitige Probleme mit ihren Verstandeskräften zu lösen. Als Beispiel möchte ich Gottfried Wilhelm Leibniz nennen, den man auch als Universalgenie bezeichnet hat. Er war Philosoph, Mathematiker, Physiker, Historiker, Jurist und Diplomat. Er gehörte schon zum Zeitalter der Aufklärung und bezeichnete unsere Welt als die beste denkbare Welt überhaupt, sofern der Mensch frei, d.h. unabhängig und aus vernünftiger Einsicht handelnd an der Vervollkommnung der Welt mitwirkt.

Doch es gibt Grenzen der verstandesmäßigen Erkenntnismöglichkeiten, sogar in der Naturwissenschaft selbst. Das klassische Beispiel betrifft das Licht. Lange galt Licht als Phänomen elektromagnetischer Wellen. Es gab aber auch die These, daß das Licht eine korpuskuläre Strahlung sei. Beides schließt sich gegeneinander aus. Aber wendet man Untersuchungsmethoden zur Erforschung der Wellen an, kommt man zu dem Schluß, daß Licht aus elektromagnetischen Wellen besteht, wendet man Methoden an zur Untersuchung von korpuskulärer Strahlung, so erweist sich Licht als solches. Das Ergebnis hängt also von der angewandten Untersuchungsmethode ab. Dieses Beispiel könnte man auch bei aller Vorsicht und im Bewußtsein dessen, daß Vergleiche immer hinken, als Vergleich zwischen naturwissenschaftlicher und theologisch-philosophischer Forschung betrachten. Nach naturwissenschaftlichem Wissen ist ein Toter eben tot, vollkommen, endgültig. Die Leiche verwest. Das ist unbestreitbar richtig. Nach theologisch-philosophischer Überlegung, logischen Schlußfolgerungen muß der Tote aber in anderer Form, ja z.B. als Seele, weiterleben und nach christlicher Auffassung auferstehen, allerdings in einem geistigen, unverweslichen Leib, wie der Apostel PAULUS in seinem 1. Brief an die Korinther im 15. Kapitel schreibt. Beide Aussagen sind richtig, beim Licht wie beim menschlichen Individuum. Licht ist Licht ob Welle oder Korpuskel, menschliches Individuum bleibt menschliches Individuum, ob als verwesender Leib oder als geistiger Leib. Das Ergebnis hängt auch hier von der angewandten Untersuchungsmethode ab. Beide Aussagen müssen sich also nicht gegeneinander ausschließen.

Die Grenzen unserer Erkenntnismöglichkeiten ergeben sich auch aus der Physiologie unserer Sinnesorgane und aus der Begrenztheit unseres Lebensraumes auf der Erde. Wir reden von Unendlichkeit. Das jenseitige Leben soll unendlich währen. Kann man sich das vorstellen? Ist das nicht unheimlich? Alles um uns und mit uns soll dann nie aufhören? Unsere Existenz, unsere Erfahrungswelt ist ganz auf Endlichkeit eingestellt. Alles, was wir erleben, fühlen, sehen, hat ein Ende. Wollten wir das wirkliche Ende unserer erschaubaren Welt am Horizont feststellen und immer in die gleiche Richtung laufen, dann, das wissen wir schon lange, führt uns die Natur an der Nase herum: wir kämen von hinten wieder zum Ausgangspunkt, weil die Erde eine Kugel ist. So ist denn auch der Ring das Symbol für die Unendlichkeit geworden, die Liebe, die Treue haben kein Ende. Daß es so mit der Unendlichkeit ist, wie im Ring symbolisiert, könnte einen trösten angesichts der sonst schockierenden Vorstellung des “Nichtaufhörens”.

Sinnesorgane für die Erkenntnis transzendenter Dinge, gewissermaßen einer 4. Dimension, haben wir nicht. Wir können nur logisch folgern, daß es so etwas geben muß. Während meines Studiums - früher mußten Mediziner auch Zoologie und Botanik belegen und wurden darauf streng geprüft - lehrte man uns, daß es in Südamerika eine Insektenart gibt, bei der man aus der Anordnung der Sinnesorgane schließen müsse, daß sie nur 2 Dimensionen wahrnehmen könne, also nur eine Fläche, nicht aber eine räumliche 3. dimensionale Gegebenheit. Wenn nun diese Insekten mit Verstand begabt wären, müßten sie aus bestimmten Überlegungen und Beobachtungen schließen, daß es so etwas wie eine 3. Dimension geben muß. Aber vorstellen könnten sie sich das nicht. Ähnlich ist die Situation bei uns Menschen. Sinnesorgane zur Erkenntnis einer 4. Dimension haben wir nicht. Unsere vernünftigen Überlegungen lassen nur darauf schließen, daß es so etwas geben muß. Vielleicht haben bestimmte Mystiker den Schlüssel zur Erkenntnis jenseitiger Dinge. Was solche Mystiker aber der Mitwelt alles erzählen, muß man mit äußerster Vorsicht betrachten. Das hat für den gläubigen Christen keinen Wahrheits- oder gar Offenbarungscharakter.

Ich bin im christlichen Glauben katholischer Prägung aufgewachsen. Von Kindheit an habe ich auch immer wieder meine Probleme gehabt, sei es im Verständnis von Liedtexten, Predigten, Religionsunterricht o.ä. Da ich von der Richtigkeit des Glaubens an sich überzeugt war, habe ich gewartet, ob nicht im Laufe der Jahre von selber das Verständnis käme. In differenzierterer Form bin ich diesem Grundsatz treu geblieben. Alles erfassen, verstehen, kann man mit dem menschlichen Verstand eben nicht. Es geht nur bruchstückweise, wie der Apostel PAULUS im 1. Korintherbrief im 13. Kapitel sagt: “Denn Stückwerk ist unser Erkennen und Stückwerk unser prophetisches Reden”. Das heißt nicht, daß man jedwedes widerspruchslos hinnehmen muß. Man kann aber alle religiösen Probleme nicht nur mit dem logischen Verstand angehen. Die meisten meiner Probleme haben sich in der Tat von selber aufgelöst. Als Beispiel möchte ich einen Aspekt im Verständnis der Messfeier nennen. Schon seit meiner Volksschulzeit habe ich nicht verstehen können, warum uns gelehrt wurde “Die Messfeier mit Wandlung und Kommunion ist eine unblutige Wiederholung des Kreuzesopfers Christi.” Wieso Wiederholung? Wenn es stimmt, daß JESUS durch sein Opfer uns erlöst hat, endgültig, dann braucht das doch nicht wiederholt zu werden! Das habe ich daher nie innerlich akzeptiert. Mit nichtverstehbaren, transzendenten Dingen, die man halt glauben muß, hat das nichts zu tun, wohl aber mit dem logischen Verstand. Tatsächlich hat man sich in den letzten Jahrzehnten von dieser Auslegung auch kirchlicherseits offensichtlich distanziert. So spricht man jetzt von “Eucharistie”, d.h. Danksagung. Den Satz von der “unblutigen Wiederholung” habe ich lange nicht mehr gehört. Man darf nicht nur, man soll sogar seinen Verstand gebrauchen. Nur, Religion und Glaube lassen sich nicht in ein in allen Einzelheiten verständliches System bringen. Gerade das hat man im Christentum in lateinischer Tradition immer wieder versucht, wollte alles in ein in sich geschlossenes schlüssiges System pressen, formulieren, definieren, festlegen. Das hat zu viel Intoleranz, Streit, ja oft Blutvergießen geführt! Diese Schrift mag dem Leser zeigen, daß ich den Verstand für wichtig halte, nur, wie schon angeführt, der Verstand ist nicht unser Gott, nicht die letzte Instanz. Er muß selber kritisch hinterfragt werden. Außerdem: Gemütsempfindungen sind ebenfalls legitime, sehr wichtige menschliche Regungen. Beides, Verstand und Gemüt, können in Widerspruch kommen. Das findet seinen Ausdruck auch in der Kunst, in der Literatur und in volkstümlichen Evergreens. Gemütsbewegungen sind menschliche Kräfte, die einen ungeheuren Einfluß auf das religiöse Leben haben können, des einzelnen, wie der Gruppe. Aber sie können auch fehlgeleitet werden.

Zusammenfassend zu diesem Abschnitt möchte ich sagen: existentielle Probleme mögen aus naturwissenschaftlicher Sicht ganz anders beurteilt werden als aus religionsphilosophischer Sicht. Sie können sich scheinbar gegeneinander ausschließen, und doch die Antworten beider Seiten richtig sein. Jenseitige Dinge sind nur unvollkommen erfaßbar, da die Erfahrenswelt, in der wir leben, endlich ist und uns Sinnesorgane für eine 4. Dimension fehlen. Den Verstand darf man nicht ausschalten, ihn aber nicht als absolute, gottähnliche Instanz auffassen. Manchmal tut einem Zuwarten gut, auch wenn man eine Lösung noch nicht parat hat. Auch Gemütsbewegungen haben ihren Stellenwert bei religiösen Erkenntnissen.

Welche Religion?

Ich habe gesagt, wenn man sein volles Menschsein bejaht, muß man Religion haben. Aus logischen Überlegungen heraus ist auf die Existenz Gottes zu schließen. Dieser Gott muß ein persönlicher Gott sein. Unsere Erkenntnismöglichkeiten transzendenter Dinge sind begrenzt. Der menschliche Verstand ist dabei wichtig aber nicht letzte Instanz. Welche Religion ist denn die richtige? So der Mensch ein Geschöpf Gottes ist, kann denn Gott den Menschen ohne Wissen um die letzten Dinge in die Welt entlassen haben, gewissermaßen mit dem Satz: ”Nun so gehe denn und sieh zu, daß du zurechtkommst?”

Der Steyler Pater und Ethnologe WILHELM Schmidt ist zu der Überzeugung gekommen, daß dies nicht so ist. Hier muß zuerst vor Voreingenommenheit gewarnt werden. Die Völkerkunde ist erst durch die wissenschaftliche Arbeit von Missionaren in die Stellung gekommen, die sie heute hat. Die Missionare waren und sind ja die Europäer, die nicht um der wirtschaftlichen Ausbeutung und Unterdrückung willen zu fremden Völkern kamen, sondern um ihnen das “Heil” zu bringen. Daß hier viele Fehler gemacht wurden, steht auf einem anderen Blatt. Der Missionar muß diese Völker kennenlernen. Und gerade die Steyler Patres haben hier Hervorragendes geleistet und oft auch reine Feldforschung ohne Mission betrieben. Es wäre falsch, wollte man die wissenschaftlichen Untersuchungen und Ergebnisse dieser Forscher mit dem Argument relativieren, sie seien ja “nur” Missionare und so könnten sie daher auch nicht unparteiisch urteilen. Ein Arbeitsfeld der Steyler Patres war die Erforschung der sogenannten “Urkulturvölker”, gemeint sind damit die Völker, die auch heute noch auf der untersten Kulturstufe stehen, der der Sammler und Jäger, eine Steinzeitkultur haben. Ich sage bewußt Kultur. Denn auch dieses Stadium ist eine Kultur, wenn auch auf der untersten Entwicklungsstufe. Diese Menschen als kulturlos zu bezeichnen, wäre falsch und überheblich. Deren Herzensbildung und Herzenskultur ist nicht schlechter sondern eher besser als die der Menschheitsgeneration, die sich anschickt, den Weltraum zu erobern. Zu diesen Urkulturvölkern gehören auch die Pygmäen (Zwergvölker) Asiens und Afrikas, die besonders die Patres GESINDE und SCHEBESTA erforscht haben. Nach Wilhelm Schmidt kann man ursprüngliche menschliche Verhaltensweisen besonders bei den Urkulturvölkern studieren, da sich ihre Lebensweise vermutlich in Jahrtausenden nicht wesentlich geändert hat. Das gilt z.B. für das Studium der Anfänge von Besitz, Machtstrukturen, Privat- und Gemeinwirtschaft, Ehe und Familie. Das gilt auch für die Religion. Das Erstaunliche ist nun, daß diese Völker monotheistisch anmutende Vorstellungen haben, den Glauben an ein höchstes Wesen, von dem alles kommt. Auch der Glaube an eine Art Weiterleben nach dem Tode findet sich bei Ihnen. Wilhelm Schmidt schließt aus all dem, daß es eine Uroffenbarung gibt, die Gott den Menschen mitgegeben hat. Wie bei allen wissenschaftlichen Theorien gibt es auch hier, in diesem Fall neuerdings, andere Meinungen. Unbezweifelbar aber ist die Tatsache der monotheistisch anmutenden Anschauungen der Pygmäen und anderer Urkulturvölker, wie der Feuerlandindianer, die inzwischen Opfer des vielfachen Völkermordes durch die Weißen geworden sind. Die Untersuchungen der Völkerkunde ergeben jedenfalls, daß es bei der Religion nicht die Entwicklung von niederen zu höheren Formen nach darwinistischem Muster gibt. Viel schlüssiger ist, daß die Entwicklung umgekehrt verlaufen ist, von an den Monotheismus gemahnenden Auffassungen zu Naturreligionen mit vielen Göttern und Geistern und einer großen Religionsvielfalt auch bei sogenannten Hochkulturen.

Es ist ohne weiteres einsehbar, daß der Monotheismus eine höhere Religionsstufe darstellt, ja die höchste überhaupt. In vielen Religionen werden Geschöpfe, deren Existenz für den Menschen, ja das Leben überhaupt, an sich notwendig sind, als Götter angesehen, wie die Sonne, die Urmutter Erde aber auch andere Gestirne. Buddhismus und Hinduismus, die großen asiatischen Religionen, sind keine geschlossenen Religionssysteme und vielfach aufgesplittert. Der Buddhismus war ursprünglich sogar eine atheistische Religion. Beide Religionen üben vielfach auf Europäer eine große Anziehungskraft aus, wohl wegen der Aktivierung mannigfacher mystisch-seelischer Kräfte. Aber Nachrichten von Gott oder dem Jenseits geben sie nur unvollkommen oder gar nicht.

Von den 3 großen monotheistischen Religionen, Judentum, Christentum und Islam ist mir das Christentum gefühls- und verstandesmäßig die Religion, die den Menschen am ehesten und am vollkommensten mit Gott verbindet, einfach die Religion der Wahrheit. Der Islam, der teilweise aus dem Christentum und dem Judentum hervorgegangen ist, steht ethisch unter diesen beiden. Der Gründer, MOHAMED, hat selber Kriege geführt. Kann man sich JESUS als Kriegsherren vorstellen, JESUS, der seine Friedensbotschaft bis zum Kreuzestod durchgehalten hat? Zwar haben auch Christen immer wieder “im Namen JESU” Kriege geführt, aber auf JESU Lehre und Lebensbeispiel können sie sich in Wahrheit nicht berufen. Die jüdische Religion ist der Boden, auf dem das Christentum entstanden ist. Anfänglich hielt man das Christentum sogar für eine jüdische Sekte. PAULUS ging auf seinen Missionsreisen zuerst in Synagogen, wo er predigte, was ihm als Juden ja erlaubt war. Die Bücher des Alten Testamentes sind nicht nur Schriften des Judentums sondern auch des Christentums, gehören gewissermaßen zu dessen Vorgeschichte. Sie sind für uns oft schwer zu verstehen, was sich ja schon daraus ergibt, daß sie mehrere tausend Jahre alt sind. Sie geben die Geschichte des Volkes Israel wieder, bzw. Israels mit seinem Gott. Israel hält sich für das von Gott auserwählte Volk, aus dem der Messias hervorgehen wird. Es stand wegen seines Monotheismus religiös weit über seinen Nachbarvölkern. “Monotheismus mit seinem Glauben an den einen Schöpfer Gott ist religionsgeschichtlich eine ungeheure Leistung dieses kleinen Volkes”, dies würde jedenfalls ein Religionswissenschaftler sagen, der darin seinen persönlichen Standpunkt nicht mit einbringen will. Aber ist das wirklich eine Leistung dieses Volkes alleine? Es hat ja im Gegensatz zum Hellenismus in damaliger Zeit keine Philosophen hervorgebracht. Israel selbst ist der Überzeugung, daß Gott selber ihm das geoffenbart hat. Und so hat es anstelle von Philosophen Propheten. Diese mit den Verfassern der biblischen Bücher sind der Wahrheit näher gekommen als die Philosophen. Das ist gemeinsamer Glaube von Juden und Christen, damit auch die Überzeugung des Verfassers.

Das, was uns von Kindheit an gelehrt wurde, daß Gott sich im Volke Israel die Basis geschafft hat, aus der dann JESUS hervorgehen sollte als der Mittler zwischen Gott und den Menschen, ist auch heute noch nachvollziehbar. Insofern ist Israel das “auserwählte Volk”.

Hier liegen die Grenzen zum Glauben. Die Überlegung, daß Gott der Schöpfer der Welt, der persönliche Gott, Interesse am Menschen haben muß, kann man einigermaßen logisch aus den bisherigen Abschnitten ableiten. Die Überlegung, daß der Kontakt zwischen Gott und den Menschen nur durch Aktivwerden Gottes im Sinne einer irgendwie gearteten Offenbarung möglich ist, ergibt sich angesichts der begrenzten Erkenntnismöglichkeiten transzendenter Dinge an sich, wie oben geschildert. Diese Überlegung ist auch noch nachvollziehbar. Die Auffassung, daß dieser Kontakt zwischen Gott und den Menschen in dem Menschen und Gottessohn JESUS von Nazareth gegeben ist, ist Glaubenssache. Die Glaubwürdigkeit dieser Überzeugung kann aber auch noch verstandesmäßig dargelegt werden. Die Lehre, die JESUS vermittelt hat, daß es einen allmächtigen barmherzigen Gott gibt und daß sein oberstes Gebot an die Menschen die Liebe zu Gott und den Menschen ist, bis hin zur Feindesliebe, ist die vollkommenste Lehre, die ich mir vorstellen kann. Dieser Gott ist an jedem Menschen interessiert, will sein Heil, will ihn an sich ziehen. Er ist für jeden ansprechbar. Er kennt jeden. Dieser Gott verlangt aber auch konsequentes Einstehen für diese Lehre, bis zum Tod. Er ist gütig und streng zugleich. Diese Lehre könnte rein philosophisch sein, also Theorie, wenn nicht JESUS sie durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferweckung unter Beweis gestellt hätte. Über die Auferweckung werde ich im nachfolgenden Abschnitt schreiben. Es ist doch unbezweifelbar, wenn alle Menschen die Forderungen der 10 Gebote, die Gott den Menschen im Alten Testament gegeben hat, freiwillig befolgen würden, hätten wir paradiesische Zustände schon auf Erden. In einem Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurden vor vielen Jahren die 10 Gebote als das “Grundgesetz der Menschheit” bezeichnet, und der Autor hatte recht. Es bedarf keiner großen prophetische Gabe, um feststellen zu können, wenn die Menschheit sich angesichts der Massenvernichtungsmittel, der zunehmenden Umweltzerstörung und neuerdings der drohenden Manipulation der menschlichen Gene nicht bald und zunehmend unter dieses Grundgesetz stellt, vernichtet sie sich selbst und alles Leben auf der Erde, ohne daß ein kosmisches Ereignis eintreten würde.

Diese Lehre ist wahrhaftig eine frohe Botschaft, Evangelium, eine befreiende Nachricht. Sie nimmt der Menschheit die Ängste und Nöte, so sie die Botschaft annimmt und ist daher echte Erlösung. Wer sich darauf einläßt, versucht danach zu leben, in Gebet und Meditation sich an Gott wendet und auf ihn hört, seine Sinnesorgane aufnahmefähig macht, für das, was Gott ihm im Leben durch sein Geschick sagt, der erfährt ein inneres Glück, das ihm kein Reichtum der Welt geben kann. Das ist das letzte und wichtigste Argument für den christlichen Glauben, von zigtausenden Menschen erfahren. Natürlich werden Skeptiker und Ungläubige sagen, das sei alles Autosuggestion. Das kann aber nur sagen, wer nicht gläubig bereit war, stille zu werden, zu hören, zu erleben.

Auferweckung JESU? Ein leeres Grab?

“Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Predigt sinnlos, sinnlos auch euer Glaube” schreibt PAULUS in seinem ersten Brief an die Korinther im 15. Kapitel und fährt etwas weiter fort “… sind wir beklagenswerter als alle Menschen.”

Der evangelische Neutestamentler Klaus Berger formuliert es in seinem Buch “Wer war Jesus wirklich?” so: “Die Auferweckung Jesu ist das entscheidende Argument für den Glauben an den Gott Jesus und dieser ist der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.”

Die Frage, ob ich als Mensch des 21. Jahrhunderts wirklich glaube, daß JESUS von den Toten auferweckt worden sei und das Grab leer war, ist genauso unvollständig, vereinfachend, an der Lebenswirklichkeit vorbeigehend, provozierend und damit falsch wie die in den 70iger Jahren propagandistisch ungeheuer wirksame Frage, ob man denn nicht lieber “rot als tot” sein wolle. Im Rot- oder Totfall steht die Frage der Kapitulation im Raum, muß das damalige politische Umfeld, der Ost- Westkonflikt, die Antiatomtodkampagne und vieles andere gesehen werden. Andere Fragen wie die, ob nicht beide Gefahren erfolgreich abgewendet werden können oder ob sich nicht für die andere Seite die analoge Frage stellen würde mit umgekehrten Vorzeichen, nämlich lieber kapitalistisch als tot und ob die Entscheidung für rot nicht gleichzeitig auch die für tot sein könnte, wurden bewußt ausgeklammert.

Zum 2. Fall Auferweckungsglaube oder nicht ist zunächst festzustellen, daß es wissenschaftlich unzulässig ist, Dinge von vorne herein deswegen als unsinnig hinzustellen, weil sie dem augenblicklichen Weltbild widersprechen. Das hat man ja schließlich auch im Falle Galilei getan. Wenn man ein Problem wissenschaftlich angeht, muß man das voraussetzungslos tun. Wie lange noch glaubt eigentlich die Menschheit, daß immer das augenblickliche Stadium der Erkenntnis des Weltbildes die letzte höchste ist, die nicht mehr übertroffen werden kann? Wenn schier unglaubliche Dinge geschildert werden, muß man die Glaubwürdigkeit der Zeugen prüfen. Bezüglich der Auferweckung JESU gibt es verschiedenartige Zeugnisse. Nach allen 4 Evangelien haben zuerst die Frauen das leere Grab gesehen und ein oder zwei Engel übermittelten die Botschaft seiner Auferweckung. Nach dem Lukas- und Johannesevangelium ist dann Petrus hingegangen und hat sich von der Richtigkeit der Angabe der Frauen überzeugt und nach dem Johannesevangelium auch der als “Lieblingsjünger” bezeichnete Jünger, wahrscheinlich JOHANNES selber. Die Berichte über Einzelheiten sind in den 4 Evangelien z.T. unterschiedlich. Das betrifft besonders die Reaktion der Zeugen. Von Angst, Furcht und Schrecken ist die Rede, aber auch von Freude. Dies ist angesichts der Ereignisse verständlich. Sie, die Zeugen nämlich, haben ja 2 Tage vorher noch erlebt, wie JESUS unter Qualen am Kreuze gestorben ist und waren vermutlich dabei, als er zu Grabe gelegt wurde. Es ist ja nicht erst eine Erkenntnis des 20. Jahrhunderts, daß ein Toter tot ist und tot bleibt. Das hat die Menschheit immer gewußt. Wie unterschiedlich Zeugenaussagen im Einzelfall sein können, kennen wir ja von anderen Ereignissen wie Unfällen, Kriegserlebnissen usw., besonders wenn die Niederschrift später erfolgte. Aber das Ereignis selber ist immer das gleiche. Gerade die Schilderung der Reaktionen, wie angegeben, erhöhen m.E. die Glaubwürdigkeit. Hier findet sich keine märchenhafte Darstellung sondern es sind typische menschliche Verhaltensweisen angesichts eines solchen ungeheuerlichen Ereignisses.

Es gibt ferner Angaben, daß JESUS den Aposteln einzeln und in der Gruppe erschienen ist, vorwiegend um ihnen Aufträge zu erteilen. Schließlich wird berichtet, daß JESUS verschiedenen Personen erschien, ohne daß diese ihn zunächst erkannten: Maria Magdalena hielt ihn für den Gärtner, die Emmausjünger für einen wandernden Fremdling. Nach PAULUS erschien er 500 Brüdern auf einmal. Entscheidend für die Glaubwürdigkeit dieser Zeugen ist, daß die Erlebnisse der Begegnung mit dem Auferweckten das Leben dieser Menschen veränderte, ja deren weiteres Leben bestimmt hat. Sie waren also fest davon überzeugt, daß sie dem am Kreuz elendig gestorbenen JESUS als dem Auferweckten begegnet sind. Soweit deren weitere Lebensschicksale bekannt sind, hat die Mehrheit von Ihnen diese Überzeugung mit dem Leben bezahlt. Sie waren alle sicher keine Lügner und Betrüger. Denn für Lug und Trug in dieser Sache hätten sie wohl kaum den Tod auf sich genommen.

Aus Abenteuerlust, in der Hoffnung auf Reichtum, Ruhm, Macht und vielerlei Lebensgenüsse riskierten und riskieren immer wieder Menschen ihr Leben, viele verlieren es auch dabei. Man denke an Konquistadoren, Seeräuber, Mafiosi, Feldherren, aber auch Forschungsreisende und viele andere. Aber alle hoffen doch immer, am Ende auf der Gewinnerseite zu stehen mit Reichtum, Macht, Ruhm und allem, was man sich damit an Lebensgenuß erwerben kann. All so etwas konnten die Zeugen der Auferweckung JESU nicht erwarten. JESUS hatte ihnen ja prophezeit, was auf sie zukommen würde. Aber auch sie erwarteten Freude und Reichtum - im jenseitigen Leben, den Reichtum und die Fülle der Herrlichkeit Gottes.

Man könnte entgegenhalten, gerade in der heutigen Zeit würden fanatisierte Islamisten mit Terroranschlägen und Selbstmordattentaten auf wehrlose Menschen (Frauen und Kinder), ihren möglichen oder sicheren Tod als Märtyrertod ansehen, mit Entlohnung im Jenseits. Im irakisch- iranischen Krieg hatten iranische Soldaten Dokumente mit den Unterschriften ihrer religiösen Führer im Gepäck, daß sie bei ihrem “Märtyrertod” sofort ins Paradies kämen. Nur - diese Menschen wurden bzw. werden von religiösen Führern in den Tod geschickt, die selber am sicheren Ort sitzen. Wie anders bei den christlichen Zeugen. JESUS ist ja gerade allen voran für seine Friedensbotschaft in den Tod gegangen, gewissermaßen als erster Märtyrer. Sein Leben, sein Leiden, sein Tod und seine Auferweckung sind die Urkunde in den Herzen der christlichen Märtyrer. Und diese Urkunde ist letztendlich überzeugend. Dies Zeugnis gewissermaßen der ersten Generation hat die von ihr missionierte nachfolgende Generation so überzeugt, daß auch von dieser wieder viele dafür in den Tod gegangen sind. Dieses Blutzeugnis ist von Generation zu Generation weitergegeben worden, 2000 Jahre lang, bis zum heutigen Tage. Hieraus erklärt sich auch die Dynamik des Christentums.

JESUS ist nach seiner Auferweckung nicht in das diesseitige Leben zurückgekehrt. Er lehrte nicht am nächsten Tag wieder im Tempel oder auf Straßen und Plätzen. Er erschien vielmehr einer begrenzten Anzahl von Gott vorherbestimmten Personen. Seine Leiblichkeit hatte andere, besser gesagt zusätzliche, Fähigkeiten. Er kam durch verschlossene Türen (Joh. 20,19) und entschwand auch plötzlich den Blicken der Jünger. (Emmausjünger, Lk. 24,31). Er konnte auch essen (Lk. 24,42) und trug seine Wundmale sichtbar. (Joh. 20,27).

Theologen sprechen von einem transparenten Leib. Bei einer Tagung einer katholischen Akademie vor 15-20 Jahren sagte der referierende katholische Theologe, es sei ein anderer Leib gewesen, ein “Auferstehungsleib”. Auf meine Frage, ob es denn heute gegebenenfalls möglich sein könne, das Grab und die Gebeine JESUS zu finden, antwortete er mit “Ja”, fügte dann aber nach einigem Zögern hinzu, “es sei denn, Gott hätte ein ganz besonderes Wunder gewirkt.” Der naturwissenschaftlich gebildete Mensch unserer Zeit will die göttlichen Gegebenheiten heute alle genau wissen, sie in die Kategorien seiner begrenzten Erfahrungsmöglichkeiten pressen, um glauben zu können, oder Glauben abzulehnen. Das aber ist nicht möglich. Angesichts dieses Unfaßbaren muß unser Erstaunen größer sein als das Erstaunen bei der Betrachtung des großen Wunders eines 8 g schweren Vogels, bei dessen komplizierter Gestalt und Lebensform, die wir zwar beschreiben und untersuchen können, aber letztlich nicht erklären oder gar nachzumachen vermögen. Es bleibt eigentlich nur die Reaktion des Thomas, niederzufallen und zu sagen “Mein Herr und mein Gott”. (Joh. 20,28).

Übrigens, ob THOMAS mit seinen Händen die Wunden JESU berührt hat, ist nicht überliefert.

Folgen der Anerkennung der Auferweckung JESU für den Glauben

Wenn die Auferweckung JESU wahr ist, müßten sich von hier aus fast alle Probleme lösen lassen, die uns die Schriften aufgeben. Das Sprechen Gottes zu den Menschen im Alten Testament erfolgte durch die Propheten und die Verfasser der Schriften. Dann gewinnt die Angabe von JESUS ”ich bin die Wahrheit” eine besondere Bedeutung. Denn die Wahrheit kann nicht falsch sein. Wenn es Differenzen gibt zwischen dem, was in den Schriften steht und dem, was unser Verstand und naturwissenschaftliches Wissen vermitteln, muß man prüfen, ob nicht die Auslegung der Schriften falsch ist bzw. ob nicht zu vielerlei hineingelegt wird. Die Schriften sollen uns ja nie naturwissenschaftliche Erkenntnis mitteilen, sondern immer nur den Willen Gottes mit dem Menschen. Es ist zu bedenken, Gott hat stets in der Sprache des Weltbildes der jeweiligen Zeit gesprochen. Ein Beispiel: JESUS konnte nur aus dem Leben der Ackerbauern und Viehzüchter, die die Juden waren, in Gleichnissen sprechen, nicht aus dem Alltag des Atomzeitalters. Er konnte nicht sagen: “Ich bin der Düsenjägerpilot, der nicht, um sein Leben zu retten sein brennendes Flugzeug im Schleudersitz über einem Wohngebiet verläßt sondern soweit steuert, bis er über unbewohnter Gegend ist, auch wenn er dabei zu Tode kommt.” Dennoch waren die Menschen wie die Kirche immer wieder geneigt alles, was in den Schriften steht, wörtlich zu nehmen und Abweichungen nicht zu dulden. Das wohl bekannteste Beispiel ist das des Mathematikers, Physikers und Astrologen Galilei im 17. Jahrhundert. Bekanntlich wurde er durch ein kirchliches Gericht unter Androhung der Folter gezwungen, seine wissenschaftlichen Erkenntnisse über das kopernikanische Weltbild zu widerrufen und zu einer kirchlichen Haft verurteilt. Das ist kein Einzelfall. Ich möchte es die “naturwissenschaftliche Falle der Kirche” nennen. Sie ist auch noch im 20. Jahrhundert zugeschnappt.

Manches hat man allerdings inzwischen erkannt. Das gilt besonders für den Schöpfungsbericht. Gott hat die Welt natürlich nicht an 6 Tagen zügig hintereinander geschaffen. Er brauchte auch nach dieser “Arbeit” nicht einen Tag lang zu ruhen. Die Aussage ist, daß die Welt insgesamt eine Schöpfung Gottes ist im Gegensatz zu anderen Religionen, in denen die Geschöpfe selber, wie die Sonne als Götter angesehen werden. Daß die Entwicklung der Welt, speziell unseres Sonnensystems, Jahrmillionen dauerte, ist keine Frage der Religion. Daß Gott den Menschen nach Art eines Töpfers aus Lehm geformt und ihm dann Leben eingehaucht hat, ist natürlich auch nur ein Bild. Die Aussage ist, daß der Mensch ebenfalls ein Geschöpf Gottes ist, aber ein besonderes, ein nach seinem Ebenbild geschaffenes und daß Gott ihm die Herrschaft über die Erde gegeben hat. Wer modern sein will mit Kritik an der Bibel sagt, dies sei der Ausgangspunkt für die Ausbeutung der Erde. Viele Völker fühlten sich als Einheit mit der Natur, der Erde, der Tier- und Pflanzenwelt und würden daher das nicht tun, was die heutige Menschheit mache. Schuld an allem sei das jüdisch- christliche Weltbild mit der Herrschaft des Menschen über die Schöpfung. Bei dieser Argumentation wird Herrschaft mit Willkür gleichgesetzt, mit unverantwortlichem Handeln, mit Herrschaftsmißbrauch. Das aber ist unchristlich und sicher auch unjüdisch. Die Ausbeutung der Erde, wie sie heute erfolgt, ist nur möglich geworden durch die rasanten Fortschritte der Naturwissenschaften. Und diese sind nicht Teil des Christentums. Die Anfänge liegen vielmehr in der Antike. Man denke hier an die Entwicklung der Mathematik. Daß die Erde eine Kugel sei, wußte man auch schon. Der Raubbau an der Natur erfolgt gewiß nicht, weil Gott nach dem Schöpfungsbericht den Menschen den Auftrag gegeben hat “Macht Euch die Erde untertan”. Es ist also nichts anderes als eine geschwätzige Behauptung, dies sei die Ursache. Die Ursache ist vielmehr trotz Christentums ungehemmter menschlicher Egoismus, unverantwortliches Besitz- und Machtstreben. Die Einführung des Sonntages, an dem die Menschen ruhen und Gott die Ehre geben sollen, ist mit dem Schöpfungsbericht verbunden und eine allgemein anerkannte Errungenschaft für den Menschen.

Die Paradiesesgeschichte

Diese ist eng mit der Erbsündenlehre verbunden und gibt vielen Menschen Rätsel auf, teils wegen der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über die Entwicklung der Erde und der Menschen, teils wegen der Deutung der Erbschuld. Daß der Mensch in einem irdischen Paradies lebte und nie sterben mußte, in dem das Gesetz von Fressen und Gefressenwerden nicht galt, diese Anschauung ist nicht haltbar. Natürlich ist es eine herrliche Vision im Alten Testament, wenn vom zukünftigen Paradies die Rede ist, in dem der Löwe neben dem Lamm weidet. Dennoch ist die Geschichte im Kern richtig. Sie besagt nämlich, daß der Mensch (hebräisch Adam), die Menschheit, in vollkommener Harmonie mit Gott und der von diesem geschaffenen Natur lebte, die göttlichen Gesetze, die in sein Herz gelegt waren, als selbstverständlich befolgte und den Tod daher nicht als Schrecknis empfand sondern als natürlichen Übergang. Insofern gewinnt die oben geschilderte Theorie von der Uroffenbarung, die dem Menschen gewissermaßen mit der Menschwerdung ins Herz und Hirn mitgegeben wurde, besondere Bedeutung.

Worin der Sündenfall bestand, darüber wird immer wieder gerätselt. Diese Angelegenheit muß ebenfalls im Lichte der Botschaft gesehen werden, die JESUS von Gottvater uns vermittelt hat. Mit der Schilderung des gerechten barmherzigen Gottes, der alle Menschen liebt, ist es m. E. nicht vereinbar, daß, weil die ersten beiden Menschen gesündigt haben, alle anderen Menschen, d.h. zigmillionen, bestraft wurden, eine schwere Erbschuld mit sich tragen, die jeden einzelnen persönlich so belastet, daß, wer ungetauft stirbt bzw. gestorben ist, wenn schon nicht verdammt wird, so doch nicht die vollkommene Seligkeit erlangen kann.

Vollends bekommt diese, wenn man sie wörtlich nimmt unglaubliche Geschichte, ihren Todesstoß durch die wissenschaftliche Erkenntnis, daß die heutige Menschheit höchstwahrscheinlich nicht von einem einzigen Menschenpaar abstammt. Die Erbsündenlehre bezieht sich einmal auf Genesis 2 und 3, zum anderen auf den Brief des Apostel PAULUS an die Römer (5,12-19), wo es heißt, daß die Sünde durch einen einzigen Menschen in die Welt kam und damit auch der Tod. PAULUS hat darüber reflektiert, viele Theologen haben hierüber gelehrte Abhandlungen geschrieben. Vergessen wird oft, daß PAULUS, der zwar Zeitgenosse JESU war, diesen aber nicht persönlich gekannt hat, sondern nur ihm in einer Vision begegnet ist, nicht nur Vermittler der Botschaft war sondern auch philosophierender Theologe. Und insofern konnte er irren. Nicht alles, was bei PAULUS steht, ist “Wort des lebendigen Gottes”, wie es im Gottesdienst nach der Lesung oft gesagt wird. Oder ist es etwa Wort Gottes, daß die Kreter “immerdar Lügner, schlimme Bestien und faule Bäuche” seien, wie PAULUS in seinem Brief an Titus (Titus 1, 12-14) die Aussage eines Kreters bestätigt?

Augustinus (Gottesstaat 16. Buch 9. Kapitel) zweifelt zwar die Kugelgestalt der Erde nicht an, glaubt aber, daß auf der anderen Seite der Erde keine Menschen lebten. Die Heilige Schrift lüge ja auf keinen Fall. Es sei völlig abwegig zu behaupten, es hätten Menschen aus unseren Breiten den ungeheuren Ozean überquert, um zu Schiff in jenen Teil gelangen zu können, so daß sich dann aus jenem einen Menschen ein Menschengeschlecht gebildet hätte. Schließlich schnappte die naturwissenschaftliche Falle in dieser Angelegenheit noch einmal zu, als Papst Pius XII in der Enzyklika ”Humani generis” die Lehre verurteilte, daß die Menschheit nicht aus einem einzelnen Menschenpaar hervorgegangen sei, da er nicht sehen könne, wie das mit der Erbsündenlehre vereinbar sei.

Man versuchte das Problem dadurch zu entschärfen, daß man erklärte, daß “Adam” hebräisch “der Mensch” heißt, also kein Eigenname sei. (Eva erhielt ihren Namen erst nach dem Sündenfall; “Eva” heißt “Leben”) Adam stände dann für die Menschheit, der Mensch. So reden und schreiben wir ja heute noch, auch in dieser Schrift. Das entkräftet aber nicht den Satz von PAULUS, daß durch einen einzigen Menschen die Sünde und der Tod in die Welt gekommen seien.

Wir haben zwar, wie geschildert, erkannt, daß Gott die Welt nicht in 6 Tagen erschaffen hat, sondern in Jahrmillionen, halten aber den Sündenfall oft immer noch für ein singuläres Ereignis. Es ist anzunehmen, daß das, was so bezeichnet wird, in Wirklichkeit ein Prozeß ist, der über viele Tausende von Jahren gelaufen ist, ja gelegentlich bis in unsere Zeit reicht. Der dänische Arzt Aage Gilberg reiste 1938 als Distriktsarzt mit seiner frisch angetrauten Frau ins nördliche Grönland, in die Siedlung Thule, und schildert seine Erlebnisse dort in dem Buch “Mit Liesbeth nach Thule. Eine Hochzeitsreise zu den ganz guten Menschen”. Die Nordgrönländer waren seit 30 Jahren Christen. Liest man die Schilderung Gilbergs, so glaubt man, einen Bericht aus dem Paradies vor sich zu haben. Ich möchte daher den entsprechenden Absatz aus dem Buch hier wiedergeben: “Man bekommt Achtung vor der Art und Weise, mit der sie dem Tod begegnen. Sie schieben nicht, wie so viele andere, ihn vor sich als ein unangenehmes Ereignis, das einen einholt, wenn man alt wird, als etwas Trauriges, das verdunkelnd auf leichte oberflächliche Lebensführung wirkt. Sie betrachten den Tod vielmehr als die absolute Wirklichkeit des Lebens und sind stets bereit, ihn zu empfangen. Schauen sie ihm doch täglich mit dem Einsatz ihres ganzen Seins ins Auge. Wenn sie ernsthaft krank sind, wissen sie ganz bestimmt, wann er kommt, und sprechen ganz ruhig darüber; denn sie glauben absolut an ein ewiges Leben. Sofort nach dem Hinscheiden zeigen die Hinterbliebenen wohl große Trauer, nehmen dann aber schnell ihre normale Lebensweise wieder auf und zeigen sich wieder lächelnd in der kleinen Gemeinde; nicht weil sie den Verstorbenen vergessen haben, sondern weil sie sich mit dem was geschehen, ganz ruhig und würdig abfinden.” Das waren in Thule tatsächlich paradiesische Menschen, auch wenn man von deren hohen ethischen Normen und der Mitmenschlichkeit hört. Leider muß ich sagen “waren”. Thule wurde ein Opfer des kalten Krieges, ein amerikanischer Luftstützpunkt. Schnaps, Geschlechtskrankheiten und Zwangsumsiedlung zerstörten diese vielleicht letzte Paradiesesexklave. Ein bis vor kurzem geheimgehaltener Atomunfall, von dem die Bewohner und herbeigebrachte Arbeiter zu Aufräumungsarbeiten nicht informiert wurden, zehrten zusätzlich an der Gesundheit dieser Menschen.

Das Paradies müssen wir uns tatsächlich so oder ähnlich vorstellen, wie Aage Gilberg es schildert. Mit der Entwicklung der Menschheit zu immer “höheren” Kulturstufen, wandte sie sich zunehmend von den göttlichen Gesetzten ab. Die Bestrebungen des Menschen lassen sich auf 3 Grundbestrebungen zurückführen: Besitzstreben, Machtstreben, Sexualstreben, wie der Neopsychoanalytiker Schulz-Henke feststellte. Wer ganz frei sein will für Gott, verzichtet auf die Verwirklichung dieser 3 Grundtriebe, daher die drei mönchischen Tugenden: Armut, Keuschheit und Gehorsam. Diese Triebe haben aber ihre Funktion für Leben und Entwicklung des Menschen. Schon auf der Stufe der Jäger und Sammler muß man Besitz haben, wie eine Hütte und Jagdwerkzeuge. Machtstreben dient der Entwicklung einer Gesellschaftsstruktur z.B. in Form von Familien- und Sippenoberhäuptern. Einer muß auch die Jagdbeute verteilen nach strengen, der Allgemeinheit dienenden Gesetzten. Auch das sind Machtpositionen, die aber nur soziale Funktionen haben. Das Sexualstreben hat seine Bedeutung in der Familie. Wie uns Anthropologie und Ethnologie lehren, gehört die Ehe zum Menschsein wie die Sprache. Die ursprüngliche Form der Ehe ist die Einehe. Versuchung und Sündenfall bestehen nun darin, daß der Mensch, wie es richtig in der Paradiesesgeschichte heißt, sein wollte wie Gott, selber über gut und böse entscheiden und sich seine Gesetzte selber geben wollte. Damit verlor er das Paradies. Besitzstreben, Sexualstreben und Machtstreben wurden ihrer eigentlichen dienenden Funktion beraubt. Die Menschheit zerfleischte sich dabei zunehmend. Augustinus sagt mit recht: “Was sind die großen Reiche ohne Gerechtigkeit anders als große Räuberbanden.” Die Einehe wurde vielfach zerstört. Polygamie entstand, Frauen wurden zu Objekten des Handels und des Raubes. Mord und Totschlag unter den Völkern gehören seither zum Alltag (Kain und Abel). Es entstand eine allgemeine “Babylonische Sprachverwirrung”, die Menschen verstehen sich seither nicht mehr untereinander. Es heißt dann “Adam und Eva sahen, daß sie nackt waren.” Das wurde und wird immer noch zu sehr einseitig auf die Sexualität bezogen. Das ist nicht richtig. Wir sagen auch heute noch, wenn jemand, schuldig oder unschuldig, seine Familie, sein Heim, sein Vermögen, einfach alles verloren hat “Da stand er nackt da”. So ist das auch mit dem in Jahrtausenden sich entwickelnden Sündenfall. Die Menschheit stand am Ende nackt da, orientierungslos. In diese Situation hinein wird der einzelne geboren. Er hat diese Situation gewissermaßen geerbt. Das ist die Erbschuld. Er hat sie nicht persönlich zu verantworten. Er kommt aus eigener Kraft aber auch nicht davon los. Ein schrecklicher aber vielleicht einigermaßen passender Vergleich betrifft die nachgeborenen Deutschen nach dem Holocaust. Sie tragen keine persönliche Schuld an dem schrecklichen millionenfachen Massenmord. Sie haben aber die Last der Geschichte zu tragen. So wie sie das Erbe der großen Dichter und Denker unseres Volkes in sich tragen, mit sich tragen, daraus bewußt oder unbewußt leben, so tragen sie die Verantwortung für das in sich, was die Geschichte des eigenen Landes ist, nicht nur im Bemühen um Abmilderung der Folgen auf materieller Basis sondern auch auf geistiger Ebene.

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Ende der Leseprobe aus 155 Seiten

Details

Titel
Was heißt hier schon gläubig. Standortbestimmung eines kritischen Katholiken
Autor
Jahr
2016
Seiten
155
Katalognummer
V56427
ISBN (eBook)
9783638510981
ISBN (Buch)
9783638693608
Dateigröße
4711 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
2. Auflage meiner Schrift
Schlagworte
Standortbestimmung, Katholiken
Arbeit zitieren
Dr.med. Ewald Fettweis (Autor:in), 2016, Was heißt hier schon gläubig. Standortbestimmung eines kritischen Katholiken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/56427

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